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War Hitler ein Diktator?
von Friedrich Christian Prinz zu Schaumburg-Lippe


Teil 8 - Kunst, Kultur und soziale Neuerungen

Die Verleumder verstehen es sehr wohl mit raffinierten kleinen Tricks große Wirkungen zu erzielen. Hunderte von Millionen Menschen rund um die Erde kennen Adolf Hitler nur mit einer Peitsche in der Hand, einem sehr grimmigen Gesicht und einer großen, über die Stirn reichenden dunklen Haarsträhne. Wer nur dieses Bild kennt, muß annehmen, daß er es mit einem blutrünstigen, martialischen und äußerst unsympathischen Menschen zu tun hat, der sehr wohl der Initiator größter Verbrechen sein könnte.

Ich sagte schon, daß ich Adolf Hitler seit 1928 persönlich kannte, in den Jahren 1933 bis 1935 zeitweise täglich mit ihm - meist ganz privat - zusammen war, sehr oft von 21 Uhr bis etwa 2 Uhr. Das war die ruhige Zeit seines Tages, die er gerne nur mit guten Freunden zusammen verbrachte. In den Jahren 1936/37 sah ich ihn nur noch selten, vor dem Kriegsausbruch kaum noch und während des Krieges überhaupt nicht mehr.

Ich kann nur sagen, daß ich Hitler niemals mit einer Peitsche in der Hand erlebte. Auch sah ich ihn - es sei denn, ihm war einmal bei einer Rede etwas Haar in die Stirn gerutscht - kein einziges Mal mit einer Haarsträhne über der Stirn. Er hatte stets ein sehr gut liegendes, tadellos geschnittenes und frisiertes Haar. Ein grimmiges Gesicht habe ich wohl - aber äußerst selten - bei ihm erlebt, verständlicherweise dann, wenn er sich über etwas sehr ärgerte. Wenn das in Anwesenheit von Damen vor kam, entschuldigte er sich anschließend sofort bei den Damen.

Aber eine sehr ausgeprägte Eigenschaft von ihm, welche sonderbarerweise auch damals nicht sehr bekannt war, wird heute von fast niemandem erwähnt: sein äußerst ausgeprägter Sinn für Humor.

Niemand kannte Hitler so gut wie Dr. Goebbels. Wenn dieser mit einer unangenehmen Botschaft zu ihm gehen mußte, nahm er stets ein paar wirklich gute Witze mit, die für Hitler wie eine harmlose, aber ausgezeichnete Arznei wirkten. Allerdings verstand es Dr. Goebbels auch, die Witze besonders gut zu erzählen.

Vor zwei Jahren las ich zu meiner größten Überraschung, daß man in München den berühmten Karl Valentin als "Verfolgten des Naziregimes" feierte. Ich habe daraufhin der Valentin-Gesellschaft geschrieben, daß Hitler ein besonders begeisterter Anhänger Valentins war und uns des öfteren im kleinen Kreise seiner Freunde die bekanntesten Valentingeschichten sogar auswendig vortrug - und das ausgezeichnet. Dem Valentin hätte Hitler - glaube ich - alles verziehen. Daß er ihn politisch verfolgen ließ, halte ich für eine gemeine Lüge.

Irgend ein Nachkomme des berühmten Sängers Leo Slezak - ich glaube, es war sein Sohn - behauptete nach dem Krieg, Slezak habe so unter Hitler leiden müssen. Ja, sogar die Margarete Slezak - ohne Zweifel eine große Künstlerin - habe es schwer gehabt zu Zeiten Hitlers. Tatsache ist, daß Hitler die Slezaks zu seinen privaten Freunden zählte. Ich habe die Margarete dutzende von Malen bei Hitler erlebt, immer waren sie sehr vergnügt und lustig miteinander und vom alten Slezak wurde stets nur in Bewunderung seiner großartigen Stimme, seines schauspielerischen Könnens und seiner Menschlichkeit gesprochen.

Hitler wußte, daß Slezaks Mutter eine Tochter des Bankiers Wertheim war, also jüdischer Herkunft. Als Slezak 59 Jahre alt war, schied er ausdrücklich "auf eigenen Wunsch" - wie er selbst im Lexikon Wer ist's angegeben hat - als Sänger bei der Staatsoper aus. Er hatte bis zuletzt große Erfolge in Amerika gehabt, vor allem aber auch bei den Wagner- und Mozartfestspielen in Bayreuth und Salzburg. Ich habe seine Tochter, die Margarete Slezak, nach dem Krieg des öfteren in ihrem schönen Haus in Egern am Tegernsee besucht, sie war immer noch eine große Anhängerin Hitlers und machte daraus auch keinen Hehl.

Während der letzten zwanzig Jahre haben viele bekannte Schauspieler und Schauspielerinnen, vor allem jene vom Film, mehr oder weniger politische Memoiren geschrieben. Die meisten von ihnen habe ich persönlich gekannt und weiß deshalb ziemlich genau, wie sie "damals" über Hitler und Goebbels dachten und was sie "danach" alles erfunden haben, um sich im heutigen Regime ebenso Liebkind zu machen, wie sie es seinerzeit mit größtem Erfolg bei Hitler und dem für Theater und Film zuständigen Reichsminister taten.

Mir war diese Methode jener Leute schon aus den zwanziger Jahren und von 1930 bis 1932 bekannt. In ihren Memoiren scheinen etliche von ihnen ihre Erlebnisse aus den zwanziger Jahren mit denen aus den dreißiger Jahren verwechselt zu haben, denn in den dreißiger Jahren wurden sie meiner Meinung nach viel zu gut behandelt. Von etlichen "Damen" dieser Branche kann ich nur sagen, daß ihre Anwanzerei geradezu schamlos war. Oftmals flüchteten wir buchstäblich vor ihnen, wenn sie im Ministerium anrückten, um wieder einmal in überschwenglichster Art und Weise zu erklären, wie ganz außerordentlich sie von Hitler und Goebbels begeistert seien und welch ein Segen der Nationalsozialismus für das ganze Volk sei.

Wenn aber Hitler wollte, daß der deutsche Film in der Welt bekannt und beliebt wurde - bis dahin war er nämlich unbekannt - dann mußte er sich mit diesen Menschen arrangieren. Ihre Aufdringlichkeit allein war noch kein Grund, um deshalb auf gute Schauspielerinnen zu verzichten.

Es hat auch bescheidene und anständige Künstler gegeben, die sogar dann große Karriere machten, wenn sie politisch - sagen wir einmal unbequem waren. Ich weiß von genialen Schauspielern, die keinen Hehl daraus machten, Kommunisten zu sein. Sie gehörten trotzdem bis zuletzt zu den Anerkanntesten. Ein Heinrich George, ein Eugen Klöpfer, ein Emil Jannings, ein Werner Kraus, ein Mathias Wiemann, ein Gustav Gründgens, ein Alexander Golling - abgesehen von den Sängern - waren zum großen Teil keine Nationalsozialisten, einige sogar als Gegner bekannt.

Hitler und Goebbels waren sich darin völlig einig: Man darf Schauspieler nicht nach politischen Maßstäben messen, sonst hört das echte, gute Theater als solches auf - und das wiederum darf man dem Volk nicht antun. Zuerst kommt das Volk! Ich glaube heute noch: das war recht so.

Eins ist sicher: Politiker verstehen mehr vom "Theater" als die Schauspieler von der Politik. Und das ist wohl zu allen Zeiten und bei allen Völkern so gewesen.

Hitler mit Leni Riefenstahl
Hitler mit Filmregisseurin
Leni Riefenstahl
Die Schauspieler jedenfalls hatten alle - als solche - nicht den geringsten Grund, unzufrieden zu sein. Sie hatten größte Erfolge, sie waren nicht nur im Inland, sondern zum Teil sogar im Ausland sehr populär und das Theater hatte gewiß, ebenso wie der deutsche Film, einen nie wieder erreichten Erfolg, ein großes Ansehen. Der deutsche Film ist erst unter Hitler zur Weltgeltung gekommen. Einer der letzten Filme des Dritten Reiches, "Kolberg", war noch lange Zeit nach dem Kriege im Ausland ein gewaltiger Erfolg. Aber in Deutschland ist er während des Krieges kaum und nach dem Krieg überhaupt nicht mehr gezeigt worden!

Der Deutsche Rundfunk bekam einen so hohen Rang in der Welt, daß Deutschland den Vorsitz im Weltrundfunkverein bekam. Die deutschen Symphoniker haben nie zuvor auch nur annähernd so viele Freunde im Ausland gehabt wie zu Zeiten Hitlers.

Der deutsche Sport ist erst unter Hitler wirklich zu seiner großen Weltgeltung gekommen, was sich am deutlichsten bei der Berliner Olympiade zeigte. Die deutsche Jurisprudenz (Rechtswissenschaft) errang gerade unter Hitler ein solches Ansehen in der Welt, daß eine Welttagung der Richter nach Deutschland verlegt wurde. Leiter dieser Tagung und sozusagen Gastgeber war der später von den Verleumdern ganz besonders angegriffene Dr. Roland Freisler.

Deutsche Lokomotiven, deutsche Automobile, deutsche Schiffe wurden erstmals in der Welt außerordentlich bewundert und gekauft bzw. bestellt. Deutsche Ärzte fingen an, international eine bedeutende Rolle zu spielen. Aus allen Teilen der Welt kamen ausländische Experten, um sich Hitlers Autobahnen anzusehnen und nachzuahmen.

Als mustergültig galt auch bald sowohl die Organisation der deutschen Landwirtschaft als auch die deutsche Lösung der Gewerkschaftsfragen in Form der "Deutschen Arbeitsfront" (DAF). Hitler selbst wollte sie nicht "nationalsozialistische Arbeitsfront" nennen!

Als die Amerikaner sich nach dem Krieg die Organisation, den Aufbau und die Funktionsfähigkeit der "Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt" (NSV) und des "Winterhilfswerkes" (WHV) erklären ließen, äußerten sie - ich weiß es von Zeugen - daß es keine zweite so intakte und hervorragende Organisation in der Weit gegeben habe.

Hitler, von Arno Breker
"Hitler"
von Arno Breker
Ich kann diese Liste nicht abschließen, ohne Arno Breker, einen der größten Künstler jener Epoche, zu erwähnen. Er wurde im Ausland von weiten Kreisen geradezu vergöttert, obwohl er doch - wie allgemein bekannt - ebenso wie Graf Plettenberg und Josef Thorak von Hitler persönlich berufen wurde. Große Künstler fast aller Länder kamen besonders gerne nach Deutschland.

Und als dann Hitler auch noch eine Flotte aufbaute, damit seine Arbeiter die Welt kennen und andere Völker schätzen lernen konnten und dadurch Brücken geschlagen würden von Mensch zu Mensch - da traf er unbewußt den Nerv der Feinde und Verleumder, denn gerade das sollte und durfte nicht sein. Die Organisation "Kraft durch Freude" (KdF) war die weitaus größte aller sozialen Taten des Dritten Reiches. Sie allein schon war eine Revolution des wahren - nämlich des vom Kapital unabhängigen - Sozialismus. Immer wieder sah man Tausende von Männern und Frauen aus allen Schichten des deutschen Volkes in Madeira und anderen "Traumgegenden" dieser Erde - damals ein großes Ereignis für die ganze Menschheit!

Das einzige, mit dem dieses Deutsche Reich keine Bewunderung auszulösen imstande war, ist seine Wehrmacht gewesen, denn sie war noch - der Not gehorchend - viel zu klein für einen so großen und so beachtlichen Staat. Die Marine brauchte dringend mindestens das Fünffache an U-Booten, mindestens das Zehnfache an Transportschiffen jeder Art sowie mindestens eine Verdoppelung der Anzahl der großen Kriegsschiffe verschiedenen Typs und dazu noch etliche Überraschungen.

Noch viel ärger als bei der Marine sah es bei der Luftwaffe aus, die eigentlich kaum existierte. Es fehlten damals mindestens 3,000 Kampfflugzeuge verschiedenster Art.

Heer, Marine und Luftwaffe dermaßen auszubauen und auszubilden, kostete sehr viel Geld und brauchte nach Angaben der Fachleute fünf bis acht Jahre Zeit! Dies alles wußte auch Hitler ganz genau, daher ist es schon von dieser Sachlage her völlig ausgeschlossen, daß er den Krieg wollte. - Da auch die Verräter dies wußten, ist ganz klar, wer den Krieg begann und daß der ganze Verleumdungsfeldzug ausschließlich von jenen gelenkt worden ist, die das "Made in Germany" ein für allemal gründlich vernichten wollten. Fünf bis acht Jahre noch - das bedeutete: maximaler Rüstungsstand des Deutschen Reiches auf keinen Fall vor 1946!

Hitler brauchte aber nicht nur Zeit für die Wehrmacht, sondern noch viel mehr für die Festigung des Reiches im Innern. In diesem Zusammenhang wollte er mindestens zehn bis zwölf Jahre mehr - also war der erforderliche Rüstungsstand der Deutschen Wehrmacht keineswegs vor 1950 zu erreichen! Hitler war der Ansicht, daß zu dieser Zeit bereits keinerlei Kriegsgefahr mehr bestünde. Bis dahin würde er ganz sicher längst ein Bündnis mit England haben, zumal er ja für das Deutsche Reich auf jeglichen Kolonialbesitz verzichtet hatte. Wer außer ihm hätte so etwas damals schon getan?

Glaubt man denn wirklich, daß das Deutsche Reich einen Flottenvertrag mit England, Verträge mit Italien, Rumänien und Japan, ja sogar mit Sowjetrußland hätte abschließen können, wenn auch nur einige der verbreiteten Lügen der Wahrheit entsprochen hätten? Niemals!

Gott schütze Adolf Hitler!
Banner an einer Kirche im Sudetenland, 1938:
"Gott schütze Adolf Hitler"!
Foto: Bundesarchiv Koblenz
Glaubt man etwa, daß die beiden Großkirchen zwölf Jahre lang - nicht nur in Deutschland! - für Hitler und seine Regierung beteten, weil sie ihn und seine Regierung in Wirklichkeit für teuflisch gehalten haben? Ich halte das für ausgeschlossen.

Ich habe den Päpstlichen Nuntius, Orsenigo, der viele Jahre hindurch ein sehr geachteter Botschafter des Heiligen Stuhls in Berlin war, von 1932 an persönlich gut gekannt. Er sprach stets anerkennend, ja sogar manchmal bewundernd von Hitler. Er hat sich in meiner Gegenwart nie ablehnend verhalten. Ganz gut kannte ich auch die Botschafter Alfieri (Italien), Frölicher (Schweiz), den Gesandten Irlands, welcher bis zuletzt durchhielt, den Botschafter Japans (Oshima), Spaniens und die Gesandten Ungarns, Rumäniens und Bulgariens.

Alle diese Herren hörten ganz selbstverständlicherweise die ausländischen Rundfunksender ebenso wie die deutschen, um sie miteinander zu vergleichen. Ihnen war das erlaubt. Sie erfuhren also ständig, was uns Deutschen von seiten der Verleumder vorgeworfen wurde. Es war ihr gutes Recht, von der Regierung, bei der sie akkreditiert waren, Auskunft zu verlangen. Also wußten sie Bescheid. Auch stand ihnen frei, informierte Mitarbeiter zur Berichterstattung in ihre Herkunftsländer zu schicken.

Kein einziger von all den vielen Diplomaten fremder Mächte, die ich in Berlin im Laufe von mehr als zehn Jahren kennen lernte, hielt das Hitlerregime für "verbrecherisch". Sie übten Kritik, wo sie glaubten, Mißstände zu erkennen - das war ihr gutes Recht und ihre Pflicht zugleich. Aber alle haben sie, ohne Ausnahme, die Volksgemeinschaft der Deutschen als größten Erfolg Hitlers bewundert. Sie alle gaben zu, daß Hitler nicht nur Deutschland, sondern darüber hinaus ganz Europa vor dem Kommunismus bewahrte. Und viele von ihnen bewunderten Hitler als einen höchst genialen Mann, dessen Existenz ein großes Glück sei - nicht nur für Deutschland.

Ganz besonders erinnere ich mich des englischen Diplomaten Sir Ivon Kirkpatrick. Mit ihm und seiner Familie waren wir befreundet. Er kam sogar einmal in eine Versammlung der NSDAP, die im rotesten Teil Berlins stattfand und bei der ich der einzige Redner war. Als er mir nachher gratulierte, bemerkte er, es sei sehr schade, daß die wenigsten Ausländer, die neugierig nach Deutschland kommen, solch eine Versammlung erleben. In dieser Versammlung habe er eigentlich erst wirklich erkannt, daß sich in Deutschland eine vor allem sozialistische Revolution vollzieht, die für alle Völker - natürlich ihren besonderen Eigenschaften entsprechend - doch von ungeheurem Wert sein könnte.

Gelegentlich eines Tanzfestes, welches er in seiner Wohnung für seine Freunde gab, nahm er mich zur Seite, um mir zu sagen, ich möge doch am nächsten Tage - also einen Tag vor Dr. Goebbels' Abreise nach Ägypten - meinem Minister im Namen Kirkpatrick's ausrichten, er solle in Ägypten daran denken, daß schon einmal ein höchst genialer Staatsmann furchtbar scheiterte, als er nach seinem Krieg in Ägypten auch noch nach Rußland hineinmarschierte! Ich habe es Dr. Goebbels gesagt - er antwortete nicht, aber den sehr eigenartigen Blick, mit dem er mich ansah, werde ich niemals vergessen können.

Kirkpatrick meinte es damals sicher gut mit uns. Er war nach dem Krieg hoher Kommissar der Königin von England im britisch besetzten Teil des Reiches. Zu Kirkpatrick's Berliner Zeit war Henderson der englische Botschafter. Im Gegensatz zu mir hielt Hitler ihn für einen Freund.

Nevile Henderson
Nevile Henderson
Gelegentlich eines Abends im Hause des Stabschefs Lutze lief ein Dackel des Hausherrn an uns vorbei und Henderson sagte: "Sehen Sie, lieber Prinz, dieses Tier hat typisch deutsche Eigenschaften - ein großes Maul und einen langen Schwanz." Ich antwortete: "Die Bulldogge ist, so viel ich weiß, der für England typische Hund - er beißt von unten, Excellenz."

Ich erwähne diese beiden kurzen Episoden deshalb, weil ich sie selbst erlebte und weil sie mir zeigten, wie grundverschieden jene Engländer dachten, die beide zu jener Zeit der englischen Botschaft angehörten und beide danach eine große Rolle spielten.

Ich verkehrte besonders gern in der französischen Botschaft bei dem Botschafter Francois Poncet. Hitler schätze ihn sehr als einen "ganz besonders klugen und taktvollen Mann". Auf Grund vieler privater Äußerungen hatte ich den Eindruck, daß Francois Poncet deutschfreundlicher war, als es dem Herrn von Ribbentrop paßte. Ribbentrop setzte auf Henderson. Genau das Umgekehrte wäre richtig gewesen, wie die Geschichte beweist. Aber ich konnte mich unmöglich einmischen, zumal Alfred Rosenberg 1929/30 meinen Ausschluß aus der Partei herbeiführte - wobei die Unterschrift Hitlers gefälscht wurde - weil ich zusammen mit Baron Lersner Hitler vorschlug, seinen Standpunkt gegenüber Frankreich zu überprüfen und ein Bündnis mit den Franzosen anzustreben. Hitler ging darauf ein und Rosenberg meldete Hitler, der Baron Lersner sei nicht ganz arisch. Aufgedeckt wurde Rosenbergs unerhörtes Benehmen erst 1936, als Hitler erklärte, von meinem Ausschluß nie erfahren zu haben, sonst würde er mich ja wohl auch nicht all die Jahre hindurch immer wieder zu sich gerufen haben.

Dies sei nur nebenbei erwähnt, weil es zeigt, wie groß die Gefahren für Hitler und seinen Kampf innerhalb der Parteiführung waren und daß es ein Wahnsinn ist, ihn einen Diktator zu nennen. Wäre er es nur gewesen, dann würde wahrscheinlich alles gut gegangen sein, zumal er ja nie die Absicht hatte, bis an sein Lebensende an der Spitze zu bleiben. "Sobald ich das Fundament des Reiches fertig habe, werde ich mich zurückziehen und mich nur noch dem Ausbau unserer Ideologie widmen", habe ich ihn öfters sagen hören. Auch dies spricht dafür, daß er niemals einen Krieg gewollt hat.


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