[Anm. d. Scriptorium:
eine detaillierte Karte
der deutschen Kolonien
finden Sie hier.] |
Der Weltkrieg in den Kolonien (Teil
4)
Auch Togo mußte geopfert
werden
Dr. Alex Haenicke
Togo lag bei Ausbruch des Weltkriegs rings von den Besitzungen der Alliierten
umgeben. Im Westen grenzte die englische Goldküste daran, im Norden
und Osten Französisch-Dahome und
Senegal. Von der Seeseite aus war es
schutzlos dem Angriff der britischen Flotte preisgegeben. So konnte es von allen
Seiten her zugleich angegriffen werden, was auch eintrat. Französische
Kolonialtruppen drangen bereits am 6. August 1914 ein, englische näherten
sich zur gleichen Zeit von Westen her Lome. England stellte am
gleichen Tage das Ultimatum: "Togo binnen 24 Stunden kampflos zu
übergeben." Es war eine Selbstverständlichkeit, dieses Ansinnen
zurückzuweisen. So kam es zum ungleichen Kampf, dessen Ausgang nicht
zweifelhaft sein konnte.
[295]
So griff der Feind die Kolonien an!
Aus: W. v. Schoen, "Auf Vorposten für Deutschland.
Unsere Kolonien im Weltkrieg." Verlag Ullstein, Berlin.
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Eine militärische Verteidigung Togos war nicht vorgesehen. So
mußte es als leichte Beute seinen bewaffneten Nachbarn zufallen. Die
kleine Polizeitruppe von 500 Mann, von denen nur 200 an der Küste
standen, wurde zwar durch gediente [295] Leute auf 350 Mann
gebracht und durch eine Europäerkompanie von 100 Mann verstärkt,
aber sie war nicht stark genug, um sofort den Angriff auf feindliches Gebiet
hinübertragen zu können. Außerdem hatte man bis zur
Kriegserklärung durch England in Deutschland in dem Glauben gelebt,
daß "das Geschick der afrikanischen Kolonien auf dem europäischen
Kontinent entschieden" werde. Dem stellvertretenden Gouverneur Major
a. D. von Döring mißlang jedoch der Versuch,
das Schutzgebiet zu neutralisieren. Schon vor dem Eintreffen der englischen
Kriegserklärung stand das englische Expeditionskorps in Adda an der
Voltamündung marschbereit. Am 5. August gingen die benachbarten
Engländer und Franzosen gemeinsam gegen Togo vor. Am 7. August
besetzten die Engländer Lome, am 8. die Franzosen Anecho. Der
Besetzungsplan stand schon seit dem 31. Juli fest.
Die kleine deutsche Truppe zog sich von der Küste zurück und
suchte die Bahnstrecke Lome - Atakpama zu halten. Hauptmann
Pfähler verlor mit 6 Deutschen bei einem Zusammenstoß mit dem
Feind bei Agbeluvoe durch Entgleisen des Zuges das Leben. Am 22. August
wurde der Vormarsch des nachdringenden Feindes [296] am Chrafluß
aufgehalten, wobei er farbige Soldaten verlor. Dennoch mußte die befestigte
Stellung geräumt werden, weil die Feinde Verstärkungen erhielten.
Schließlich mußte das Schutzgebiet am 27. August übergeben
werden, nachdem die Sende- und Empfangsstation Kamina zerstört worden
war.
Entgegen den offiziellen französischen Berichten, die von
Tapferkeitsleistungen und "schweren Opfern" sprechen, die "Rechte" verliehen,
verwahren wir uns gegen eine solche unberechtigte Auffassung. Nur
überlegene Gewaltmittel ließen Togo die leichte Beute unserer
Feinde werden. Rechtsansprüche vermögen wir nicht anzuerkennen
in Togo, wo "Gewalt vor Recht"
ging.
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