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Heft 4:
Unter den Peitschenhieben französischer Lagerkommandanten

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Zum Geleit

[Scriptorium merkt an: dieses Geleitwort steht am Anfang eines jeden Heftes der Serie, daher verweisen wir hier statt einer Wiederholung auf denselben Abschnitt in Heft 1.]

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Vorwort

Die ersten Hefte der "Bestie im Weltkriege" brachten in erster Linie ein Bild der Vergehen unserer einstigen Gegner gegen das Völkerrecht bei der Gefangennahme deutscher Volksgenossen auf dem Schlachtfelde, sodann erschütternde Berichte, wie es den verwundeten und kranken Gefangene in den französischen Lazaretten erging. In diesem Teil begleiten wir die armen Gefangenen in die französischen Gefangenenlager selbst, wo sie unter der Knute grausamer Kommandanten, Unteroffiziere und auch Mannschaften so Entsetzliches zu erdulden hatten, daß sich die Feder fast sträubt, es niederzuschreiben.

Die bisher erschienen Hefte haben in allen Schichten von rechts bis weit nach links mit Recht großen Anklang gefunden, was aus zahlreichen Zuschriften auch aus Arbeiterkreisen hervorgeht. Von allen wurde besonders anerkannt, daß sich die Hefte von jeder parteipolitischen Stellungnahme und Beeinflussung fernhalten und nur immer bestrebt sind, ohne Aufhetzung, ohne neue Haßerzeugung und Vergiftung der Volksseele, die Wahrheit über das traurige Los unser inzwischen zumeist glücklich heimgekehrten Brüder ans Licht zu bringen. Und gerade Wahrheit haben wir alle ohne Ausnahme nötig, einerlei, zu welcher Partei wir uns bekennen!

Somit bilden die Hefte ein wichtiges Kulturdokument über das wahre Gesicht dieses letzten entsetzlichen Blutkrieges!

Zwei Kriegsbeschädigte.

[4=Trennblatt] [5]
Unter den Peitschenhieben französischer Lagerkommandanten

Beraubt, ausgeplündert, mißhandelt, ja angeschossen und verstümmelt, wurden die deutschen Kriegsgefangenen aus Graben und vorderster Linie, bewacht von raubgierigen farbigen und weißen Franzosen, hinter die Front geführt, um die ersten Tage und Nächte in einem von Stacheldraht umzogenen sogenannten "Pferch" zu verbringen. Hier lagen sie meist in Schlamm und Regen, ohne Schutz und ohne Nahrung, ja, viele sogar mit unverbundenen Wunden. Von hier aus wurden sie dann nach demütigenden Vernehmungen in plombierten Viehwagen in das Innere abtransportiert, angespuckt, beschimpft, geschlagen und gesteinigt von der fanatischen Zivilbevölkerung, bis in einem Gefangenenlager für sie eine neue schwere Zeit begann, in der sie bei hartem Frondienst und kärglicher Kost Monate oder Jahre dahinsiechen mußten.

Während für die in Deutschland untergebrachten Kriegsgefangenen der Entente-Heere in gesunden Lagern bei naturgemäß strenger, aber menschlicher Behandlung auf das beste gesorgt wurde, waren unsere deutschen Brüder meist in die Hände brutaler Lagerkommandanten und Adjutanten gegeben und verbüßten für geringe Vergehen unmenschliche Strafen.

Auch dort in Frankreich gab es wohl Kommandanten, die in den Gefangenen Menschen sahen und sich unnötig grausamer Maßnahmen enthielten, aber es waren doch nur Ausnahmen. Bei vielen Lagerkommandanten, Adjutanten und Unteroffizieren tobte sich die Bestie im Menschen ungestört und ungestraft an den wehrlosen Gefangenen aus.

So erzählt der aus französischer Kriegsgefangenschaft entflohene Unteroffizier Max Granzin aus Wuzkow in Pommern vom Inf.-Regt. Nr. 176, von Beruf Maurer, seine Erlebnisse unter den Krallen des gallischen Hahns so ausführlich und in so lebhaften Farben, daß wir sie hier ungekürzt wiedergeben wollen:

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Lagerkommandant Leutnant Philippo

"Ich geriet am 2. Juli 1916 an der Somme bei Herbecourt mit ungefähr 30 bis 32 Mann in französische Gefangenschaft. Wir wurden dann sofort von den Franzosen angefallen, vollständig ausgeraubt und sodann, um uns der französischen Bevölkerung zu zeigen, 5 bis 6 Tage hinter der Front herumgeführt. Diese Gelegenheit benutzte die Bevölkerung, Männer, Frauen und sogar Kinder von 5 bis 6 Jahren, uns ins Gesicht zu spucken, unsere Achselklappen abzureißen, mit Steinen nach uns zu werfen und mit Kartoffelhacken auf uns loszuschlagen. Während 4 Tage haben wir nichts zu essen bekommen, nicht einmal zu trinken, und mußten unter freiem Himmel biwakieren. Sodann wurden wir nach dem Lager Moyenville in der Gegend von Roye geschafft, wo es auch nur eine dünne Wassersuppe gab. Hier wurde unser Nationale aufgenommen. Als erste Arbeit mußten wir täglich bis zu 1 cbm Steine klopfen. Infolge der schweren Arbeit und der schlechten Kost unternahm ich am 11. Juni einen Fluchtversuch, wurde aber bereits zwischen dem ersten und zweiten Graben gefaßt und gefesselt wieder bei meiner früheren Komp. P. G. 11 in Presay eingebracht. Der Lagerkommandant - die Kommandanten wechselten alle 14 Tage, so daß man den Namen nicht erfahren bezw. sich nicht merken konnte - verurteilte mich zu 14 Tagen strengen Arrests bei Wasser und Brot, barfüßig und lediglich bekleidet mit Hemd und Unterhose. Als ich meine [Strafe] abgesessen hatte, mußte ich noch 3 Tage bei derselben Kompagnie arbeiten und wurde der Strafkompagnie P. G. 153 in der Nähe von Ferme-Milon überwiesen. Dort angekommen, mußte ich pro Tag 1 cbm Steine klopfen. Da ich diese Arbeit aber bei der schlechten Kost nicht leisten konnte, befahl mir der Kapitän Tragen von mit Mauersteinen gefüllten Tornistern. Diese Tornister sollte ich an meinem Ruhetag vormittags 3 Stunden und nachmittags 3 Stunden in der Juli-Hitze in französischem Marschtempo tragen. Ich hatte dabei noch 3 Leidensgenossen. Als wir baten, den Kapitän dieserhalb sprechen zu dürfen, ließ er uns überhaupt nicht zu Worte kommen. Ich weigerte mich nun, die Tornister zu tragen, worauf ich 15 Tage strengen Arrest bekam. Nach Verbüßung dieser Strafe wurde mir eröffnet, ich käme vor ein Kriegsgericht, um nochmals wegen dieser Sache bestraft zu werden. Ich bat den Kapitän, mir als Untersuchungsgefangenen doch eine volle Ration Essen zu geben, er gab mir zur Antwort, das stünde mir nicht zu. Dann wollte ich ein Schreiben an den General schicken, was jedoch nicht genehmigt wurde. Eine halbe Stunde später kam aber doch der Kapitän und ließ mir die zustehende ganze Ration Essen verabfolgen und noch eine Schlafdecke, mit dem Bemerken, es sei uns dies von dem General bewilligt. Dann habe ich noch etwa weitere 10 Tage als Untersuchungsgefangener dort zugebracht; während dieser Tage wurde ein Protokoll aufgenommen. Kurz nachdem kam ich vor das Kriegsgericht zu Ferme-Milon, von welchem ich mit sofortiger Rechtskraft zu 10 Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurde, weil ich mich [7] geweigert hatte, die Tornister zu tragen. Ich wurde sodann vor eine deutsche Gefangenenkompagnie geführt, und dort wurde mir in Gegenwart der französischen Begleitmannschaften mit aufgepflanztem Seitengewehr das Urteil vorgelesen.

Von dort aus kam ich dann in das Zuchthaus von Avignon, woselbst 2000 bis 3000 deutsche Kriegsgefangene eingesperrt waren, darunter auch 9 deutsche Offiziere. Am Tage meiner Einlieferung wurde gerade ein Oberleutnant schwer mißhandelt. Das Essen war dort sehr schlecht. In diesem Zuchthaus weilte ich vom 17. 10. 1917 bis 5. 7. 1918. Ein von mir während dieser Zeit unternommener Fluchtversuch mißlang. Ich wurde deswegen mit 90 Tagen strengen Arrests bei Wasser und Brot bestraft. Nachdem ich 30 Tage verbüßt hatte, erhielt ich jedoch Strafaufschub und wurde nach Carpiagne mit anderen Gefangenen gebracht.

Der dortige an der Front verwundete Leutnant und Lagerkommandant Philippo hat uns sehr schlecht behandelt, indem er uns schlechtes Essen gab. Als daraufhin 6 Mann einen Fluchtversuch machten und wieder eingefangen wurden, ließ sich genannter Leutnant Stöcke schneiden, und er sowohl wie die Posten haben mit den Stöcken so lange auf die Leute geschlagen, bis die Stöcke zerbrachen und die Leute bis zur Unkenntlichkeit entstellt waren, denn die Hiebe fielen meist auf ihre Köpfe. Drei von diesen Leuten hießen Bergmann, Friseur aus Köln, Weschke aus Schlesien und Vogelsang, Gefr. der Fußartillerie, angeblich ein Elsässer. Letzterer soll gestorben sein. Diese drei Leute wurden mit noch anderen Ausreißern, sogar nur mit dem Hemd bekleidet und barfüßig, in eine verdunkelte Zelle gesperrt, auf deren Cementboden noch vorher Wasser ausgegossen worden war. Sie bekamen 3 bis 4 Tage nichts zu essen und wurden daraufhin jeden 2. und 3. Tag mißhandelt, und zwar in der Art, daß auf Befehl des genannten Leutnant Philippo die Posten, Korporale und Sergeanten, wer gerade wollte, die Zelle mit Revolver und Gummischläuchen betraten und auf die wehrlosen Gefangenen losschlugen, wobei sie höhnisch ausschrien: 'Ihr Feiglinge, wehrt euch doch, wir sind nur zwei und ihr seid sechs Mann.' Währenddessen lauerten draußen die Posten mit geladenem Gewehr. Dies geschah täglich absichtlich, denn der genannte Leutnant Philippo hatte den Befehl gegeben, sobald sich ein Gefangener zur Wehr setzte, ihn sofort zu erschießen. Da die Gefangenen ihren Peinigern Gelegenheit hierzu natürlich aber nicht bieten wollten, ließen sie alles schweigend über sich ergehen. Auf diese Weise haben die Leute 60 Tage in dieser Zelle verbracht. Mitte August 1918 kam ich sodann nach einem Arbeitskommando bei einer Seefalz-Saline in der Gegend von Marseille. Dort waren Verpflegung und Behandlung leidlich. Aber als wir 6 bis 8 Wochen verbracht hatten, wurden wir wieder nach dem alten Lager Carpiagne gebracht. Dort war Ver- [8] pflegung und Behandlung dieselbe geblieben wie früher, auch war wie früher der Leutnant Philippo noch da.

Anfang Februar 1919 wurde ich nach der Hauteville zwischen Nancy und Luneville gebracht zur Gefangenenkompagnie P. G. R. L. 821. Auch hier wechselten unsere Vorgesetzten aus begreiflichen Gründen alle 14 Tage, so daß man deren Namen nicht feststellen, bezw. nicht merken kann. Dort wurde von uns verlangt, täglich 6 bis 8 cbm Erde zu schütten. Wer diese Arbeit nicht leisten konnte, mußte nacharbeiten. Als Essen gab es eine dünne Reissuppe und ein Stück Fleisch in Talergröße. Unser Lager war ein sogenanntes Waldlager und hatte nichts weiter als eine Drahtumzäunung. Das Wasser mußten wir aus einem Granattrichter schöpfen, der zur Hälfte innerhalb und außerhalb der Umzäunung lag. Als eines Tages einer unserer Kameraden, um etwas frisches Wasser zu schöpfen, den Arm durch die Drahtumzäunung steckte, wurde der Mann, obwohl der Körper noch innerhalb der Umzäunung des Lagers war, auf 15 bis 20 Meter Entfernung von dem französischen Posten ohne weiteres erschossen. Bemerken will ich hierbei, daß der Leutnant, welcher diesem Arbeitskommando vorgesetzt war, aus deutscher Kriegsgefangenschaft entlassen war. Den Namen dieses Herrn haben wir nie zu hören bekommen, und schriftliche Reklamationen durften wir nie einreichen. Sogenannte neutrale oder Rote-Kreuz-Kommissionen, die, wie mir gesagt wird, nach uns schauen sollten, habe ich während meiner ganzen 3jährigen Gefangenschaft nie zu Gesicht bekommen. Der Lagerkommandant hielt uns bei jeder Gelegenheit vor, er habe in Deutschland nur eine Pellkartoffel und etwas Suppe bekommen, und wolle daher dafür sorgen, daß auch wir nicht mit gesundem Körper auf deutschen Boden zurückkämen. Überhaupt ist unsere Behandlung seit dem Augenblick, in dem die Franzosen ihre eigenen Gefangenen zurückerhalten hatten, viel viel schlimmer geworden, soweit dies überhaupt noch möglich war. So z. B. wurden von diesem Zeitpunkt ab täglich diejenigen, die etwas angestellt haben sollten, auf die Wachstube beordert, um sich dort 'blauen Tabak' zu holen. Dieser 'blaue Tabak' bestand darin, daß den Gefangenen die Hände zusammengebunden wurden und sie an den so zusammengebundenen Händen mit einem Strick über einem im Wachtlokal angebrachten Querbalken hochgezogen wurden, so daß sie etwa 30 cm über dem Boden schwebten. So hängend wurden ihnen dann mit dem Gewehrkolben Schläge verabfolgt, so daß sie am andern Tage arbeitsunfähig waren und den Körper voller blauer Flecke hatten. Daher die Bezeichnung 'blauer Tabak'. Ich selbst habe mehreremal auch vom Posten Faustschläge ins Gesicht bezogen, so daß ich aus Nase und Mund blutete. Zur Wehr setzen durften wir uns nicht; denn sobald wir irgend die Miene dazu gemacht hätten, wären wir auf der Stelle erschossen worden. Das war es aber, was die Franzosen bezweckten, und wozu sie uns durch ihre Mißhandlungen reizen wollten. Unsere Toten wurden allgemein stets [9] außerhalb des Kirchhofes ohne Geistliche einfach eingeschaufelt, und ihr Grab erhielt auch nicht einmal ein Kreuz.

Oftmals waren wir bei der schweren Arbeit so hungrig, daß wir Brennholz und Löwenzahn sammelten, um unsern Hunger zu stillen. Auch Maulwürfe, die wir ausgruben - manchmal waren sechs bis sieben Stück Junge dabei - wurden abgezogen, gekocht und von uns gegessen, um den Hunger zu stillen. Die Franzosen, die dies sahen, lachten dann dazu. Auch wenn bei den Arbeitskommandos im Felde die Bauern verreckte Kälber begruben, haben wir diese zwei Tage nachher ausgegraben, gekocht und gegessen. Zu dem gleichen Zweck haben wir, so oft es möglich war, Hunde und Katzen eingefangen. Wenn wir dabei aber erwischt wurden, gab es wieder 15 Tage schweren Arrest und Kolbenschläge. So habe ich gesehen, wie ein Matrose, welcher eines Tages zum Wasserholen ins Dorf kommandiert war und bei dieser Gelegenheit einen Hund eingefangen, in seine Jacke gewickelt, abgezogen und gekocht hatte, von den Franzosen ertappt, mit schweren Mißhandlungen und 15 Tagen Arrest bestraft wurde.

Die Behandlung war derart schlecht, daß trotz der schweren Strafen, die uns drohten, 60 bis 70 Mann ausgerissen sind. Zwei von diesen Ausreißern hatten sich bereits ungefähr 12 Kilometer von dem Lager entfernt, als sie von den Franzosen wieder gefaßt wurden. Ein französischer Alpenjäger erbot sich, die Gefangenen dort an dem Ort ihrer Festnahme wieder abzuholen. Zu diesem Zwecke bewaffnete er sich mit einem Revolver, einem Stahlstock, der mit Telephondraht umwickelt war, und besorgte sich ein Pferd. Am Abholungsorte angelangt, band er den Gefangenen die Hände über Kreuz auf dem Rücken zusammen und ließ sie vor dem trabenden Pferd herlaufen, wobei er sie andauernd mit dem Stahlstock schlug und antrieb. Nachdem sie auf diese Weise etwa fünf bis sechs Kilometer gelaufen waren, blieben sie erschöpft auf der Straße liegen, wo sie dann von einem Lebensmittelwagen aufgelesen und nach dem Lager zurückgebracht wurden. Bei einem von diesen Gefangenen stellte der Arzt Hitzschlag fest. Der andere hieß Götze und war Kellner in Berlin. In Wirklichkeit haben sich diese Vorfälle noch grausamer abgespielt, als ich sie hier schildern kann; denn die Franzosen haben uns noch schlimmer behandelt als das Vieh."

Über denselben Kommandanten erzählt Vizefeldwebel Lippel aus Bremen vom Inf.-Regt. Nr. 75:

"Im Lager von Carpiagne war das Arresthaus mit 20 Zellen dauernd überfüllt. Die Kommandanten bekümmerten sich um nichts, sie ließen einem Leutnant Filippo freie Hand. Täglich wurden Leute mit Arrest bestraft, weil sie beim Vorbeimarsch an ihm nicht im Tritt gegangen waren. Dies war aber wohl selten der Grund, sondern die Kriegslage war die Hauptsache. Dem Sanitätspersonal wurde, während es sich [10] im Arrestlokal befand, die Löhnung entzogen. Auch wohl ein Grund, möglichst viel Strafen zu verhängen. Dauernd wurden die Sanitätsmannschaften zur Arbeit gezwungen. Im Winter 16/17 waren 7 - 8 Grad Kälte in den undichten Baracken. In einer Baracke für 100 Mann befand sich ein winziger Ofen; die gelieferten Kohlen reichten für zwei Stunden. Eine Sturmlaterne bot völlig ungenügendes Licht. Kerzen durften nicht verkauft werden; und so war man gezwungen, von 5 Uhr abends bis 6 Uhr morgens auf dem mit sehr wenig Gras gefüllten Strohsack zu liegen. Im Sommer 17 hatten wir sehr unter der Wanzenplage zu leiden, wogegen nichts getan wurde. Eine Kochgelegenheit, um die Leibwäsche von Läusen zu befreien, fehlte. Den Arrestanten wurde wochenlang keine Gelegenheit gegeben, sich zu waschen, auch wurde ihnen das Wasser zugeteilt, das nicht ausreichte.

Im Juli 17 unternahmen der Flugzeugführer Gall und der Artilleriebeobachtungs-Unteroffizier Kurze, die bei Monastir gefangengenommen waren, einen Fluchtversuch. Bei ihrer Einlieferung wurde ihnen vier Tage jegliche Nahrung, auch Wasser und Brot, entzogen. Alle Arrestanten mußten drei Stunden vor- und drei Stunden nachmittags mit einem 30 Pfund schweren Rucksack in glühender Hitze Eilmarsch ausführen."


Ein Lagerkommandant - Leutnant Jassoy - als Mörder

Am 28. August 1917 geriet der Mechaniker Heinrich Mertz aus Aßbach in Thüringen, Vizefeldwebel d. R. im Res.-Inf.-Regt. Nr. 162, bei Langemark in englische Gefangenschaft. Am 3. Januar 1918 kam er dann in eine französische Arbeitskompagnie, wo er bei schlechter Ernährung und schwerster Arbeit derart niederträchtig behandelt wurde, daß er Anfang September 1918 einen Fluchtversuch unternahm. Nach einem Marsch von etwa 15 Kilometern wurde er zusammen mit seinem ebenfalls geflohenen Kameraden Müller (aus der Pfalz) wieder ergriffen und ins Lager zurückgebracht. Der Lagerkommandant, Leutnant Jassoy, fragte sie, warum sie entflohen seien. Sie antworteten, die Behandlung wäre zu schlecht und sie hätten Heimweh. Darauf zog er seine Pistole und schoß zuerst den Müller nieder, der, ins Herz getroffen, tot zusammenbrach. Dann schoß er den Vizefeldwebel durch die Brust und verletzte ihn an der Leber, so daß er schwer verletzt ins Lazarett gebracht werden mußte. Dieser Mord - im Lager Montreaux bei Bordeaux - geschah in Gegenwart von vier Damen, zu denen der Lagerkommandant erst noch eine Bemerkung machte, bevor er die Schüsse abgab. Eine Dame, die sehr oft ins Lager zu dem Leutnant kam, rief sogar "Bravo".


Ein sauberes Kleeblatt: Kommandant, Adjutant und Arzt im Lager Candor

Der aus französischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrte Sanitäts- [11] unteroffizier Bernhard Lacher vom Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 94 aus Cassel, von Beruf Pfarrer, berichtet folgendes:

"Am 18. Oktober geriet ich bei St. Quentin in französische Gefangenschaft. Von meiner Gefangennahme an bis zum 31. März 19 war ich im Lager Candor als Sanitätsunteroffizier und als Seelsorger tätig. Meiner Obhut waren auch die französischen Kranken unterstellt. Im Lager Candor herrschten in sanitärer Hinsicht die allergrößten Mißstände. Tage- und nächtelang lagen die Kriegsgefangenen in der ersten Zeit bei Regen und Kälte unter freiem Himmel. Es war sogar verboten, sich ein Erdloch als Unterschlupf zu graben. Später bekamen wir kleine Spitzzelte ohne jede Unterlage, immer 40 Mann in einem Zelt, das höchstens für 15 Mann Platz bot. Da Wassermangel herrschte, war es verboten, sich zu waschen. Als Latrine dienten wenige kleine Kübel, die morgens übervoll durch das ganze Lager zur Entleerung getragen werden mußten. Die tägliche Verpflegung bestand in den ersten Wochen aus etwa 1/3 Laib Brot, später kam dazu eine dünne Suppe. Fleisch wurde kaum geliefert. Wenn welches geliefert wurde, war es Pferdefleisch und dies meist noch verdorben und ungenießbar. Ich kann mich erinnern, daß einige Kameraden eine bereits weggeworfene, vereiterte Pferdegurgel wieder aus dem Latrinenkübel hervorholten, um ihren nagenden Hunger damit zu stillen.

Die Behandlung der Gefangenen war äußerst roh und unmenschlich.

Es war verboten, bei Kälte die Hände in die Taschen zu stecken und den Rockkragen hochzustellen. Ich habe gesehen, daß der Adjutant des Lagers, Adjutant Bartholomäus Bartez (wenigstens wurde der Name so gesprochen), Gefangene, die gegen dieses Verbot verstießen, mit einem daumendicken Stock über den Kopf schlug. Auf Befehl des Kommandanten der Lagerwache, des Capitain Thérries (so gesprochen) vom Jägerbataillon 24 oder 28, wurden wiedereingefangene Ausreißer 30 Tage lang in Arrest gesteckt und täglich mit Stöcken geschlagen. Als Arrestlokal diente ein Zelt ohne Unterlage, welches handhoch von der Erde abstand, damit Wind und Regen eindringen konnten. Meistens erfroren sich die Arrestanten die Gliedmaßen, da sie ihre Schuhe und Fußbekleidung vorher hatten abtreten müssen.

Kranke kamen nur in den allerdringendsten Fällen in ärztliche Behandlung. Das Revier befand sich in Baracken. Die Pritschen waren ohne Strohsäcke. Der Arzt kümmerte sich wenig um die Kranken, teilte oft mit seiner Reitgerte Schläge aus und spuckte die sich krankmeldenden Kriegsgefangenen an mit den Worten: 'Vielleicht hast du meinen Bruder erschossen?!' Der Arzt hieß Roy oder so ähnlich - die französische Schreibweise des Namens kenne ich zwar nicht, doch wurde der Name so ausgesprochen. Im Revier starben in der Zeit meiner Anwesenheit 86 Kriegsgefangene, fast alle an Entkräftung infolge Hungers. Es wurden nämlich wegen der geringsten Kleinigkeit, wenn z. B. die ohnehin schon entkräfteten Leute [12] nach französischer Auffassung nicht genug Holz auf dem Rücken aus dem gut eine halbe Stunde Weges entlegenen Wald herbeischleppten, einfach auf ein bis zwei Tage das Essen entzogen. Essen usw. war sonst aber für die Franzosen selbst im Lager in Hülle und Fülle vorhanden. Ich habe diese 86 Mann selbst beerdigt und mir ihre Namen aufgeschrieben. Es gelang mir, das Notizbuch, die Adressen der Toten enthaltend, aus der Gefangenschaft mitzubringen."


Der Herzog von Vendôme als Sadist

Geradezu ungeheuerlich wirkt ein Bericht, der über das Treiben eines französischen Lagerkommandanten in Sivry bei Verdun Einzelheiten bringt. Es handelt sich um den Leutnant Duc de Vendôme (Herzog von Vendôme), alias Duc Maillet, der 2. Eskadron des 24. Dragonerregiments.

Wie in den meisten französischen Kriegsgefangenenlagern so war auch in Sivry die Behandlung unmenschlich roh, die Arbeit übermäßig schwer und die Ernährung äußerst unzureichend und schlecht. Für die geringfügigsten Verfehlungen brachte man die denkbar härtesten Strafen zur Anwendung, und der erwähnte Leutnant Duc de Vendôme ersann dabei die abscheulichsten Methoden und trachtete bei jeder Gelegenheit die "Schuldigen" zu entkleiden. Im November 1916 ließ er den Vizefeldwebel Sommer des 25. bayerischen Infanterie-Regiments vollkommen nackt an einen Baum binden und auspeitschen, weil er angeblich die ihm zur Aufsicht unterstellten Gefangenen bei der Arbeit nicht genügend angefeuert hatte. Zwei Tage nach diesem Vorfall kam der Herzog in die Baracke und verlangte vom deutschen Lagerältesten die Benennung zweier Leute zur Bestrafung, ohne Grund hierfür anzugeben. Als dieser wiederholt in höflichem Tone ein solches Ansinnen ablehnte, da kein Mann sich habe etwas zuschulden kommen lassen, verließ er die Baracke mit dem Bemerken, daß er sich am nächsten Morgen die Benennung zweier Leute erzwingen werde. Als am andern Tage der Lagerälteste, Offizier-Stellvertreter Völkel, bei seiner Weigerung blieb, ließ ihn der Leutnant von vier französischen Dragonern ergreifen, vollkommen entkleiden, an einen Stützbalken der Baracke, das Gesicht dem Balken zugekehrt, binden und dann mit zwei Hunde- oder Reitpeitschen schlagen. Weil seiner Meinung nach ein Dragoner nicht fest genug zuschlug, entriß ihm der Kommandant die Peitsche und schlug selbst mit. Den Höhepunkt der Bestialität erreichte das Gebaren des Franzosen gegenüber dem Kriegsgefangenen Vizefeldwebel Willi Franke vom Infanterie-Regiment 172/2 aus Neubreisach. Er ließ diesen nämlich eines Abends, als er bereits schlief, wecken, zu sich holen und erklärte ihm in Gegenwart eines mit schußbereitem Gewehr anwesenden Postens, daß er einem aus französischer Gefangenschaft geflohenen Mann gleichen Namens ähnele. Er müsse feststellen, ob Franke mit dem Entflohenen identisch sei. Jener Franke hatte nun nach des Kommandanten Behauptung eine Wunde [13] am Oberkörper gehabt. Obwohl Franke auf das lebhafteste bestritt, gefangen oder verwundet gewesen zu sein, befahl ihm der Franzose, seinen Oberkörper zu entblößen. Als er Frankes Behauptung bestätigt sah, erhob er Bedenken, daß er sich über die Stelle der Verwundung irren könne, und befahl nunmehr dem Feldwebel, sich völlig zu entkleiden. Nachdem Franke dies getan hatte, nahm der Herzog von Vendôme mit dem Unglücklichen unzüchtige Handlungen vor. Sein fast an sexuellen Irrsinn grenzendes Verhalten dauerte noch eine geraume Zeit an und erreichte erst sein Ende, als am 15. Dezember 1916 Sivry aufgehoben und die Gefangenen nach Vadelaincourt geschafft wurden. Bis zu dieser Zeit hatte Vendôme trotz vieler Beschwerden der Gefangenen bei unmittelbaren Vorgesetzten, und obwohl der Arzt die von den Mißhandlungen herrührenden Wunden sah, ungestört wüten können.


Kapitän Grand

Unglaubliche Zustände, bar jeder Menschlichkeit, herrschten in dem Lager von Ferryville. Hierüber berichtet der dort untergebrachte Vizefeldwebel Tölke vom Infanterie-Regiment Nr. 74 aus Bemerode bei Hannover, von Beruf Landwirt:

"Dies war das schlechteste Lager meiner Gefangenschaft, und es ist mir fast unmöglich, alle Schändlichkeiten, die ich sowie sämtliche übrigen Gefangenen dort von seiten des Kommandanten und des ihm unterstellten Leutnants haben ertragen müssen, näher zu schildern.

Der Kommandant der Lagers, Kapitän Grand, war geradezu ein übler Menschenschinder, der nur darauf bedacht war, die ihm unterstellten deutschen Kriegsgefangenen zu quälen und zu martern, um ausgesprochenermaßen zu erzielen, daß dieselben zugrunde gingen. Den Namen des Leutnants, der ihm zur Seite stand, habe ich vergessen. Doch war derselbe, von Geburt ein Korse, noch schlimmer als sein Hauptmann. Er hielt es nicht für unter seiner Würde, handgereiflich gegen die deutschen Kriegsgefangenen vorzugehen. Auch der Hauptmann hat gelegentlich Kriegsgefangene ins Gesicht geschlagen. Doch erlaubte sich der Leutnant derartige Dinge viel öfter. Er redete die Kriegsgefangenen nur mit 'chien' oder 'cochon' an. An den Schweinestall, den sich dieser Leutnant hatte bauen lassen, hatte er selbst mit Kreide geschrieben 'Guillaume II.'

Alle deutschen Kriegsgefangenen wurden zu schwersten Arbeiten herangezogen, wie z. B. Kalk abladen, Kohlen schaufeln, Kohlen verladen usw. Ich selbst bin als Feldwebel nicht zu diesen Arbeiten herangezogen worden, doch sah ich täglich, wie die Kameraden unter diesen schweren Arbeiten körperlich mehr und mehr zugrunde gingen. Wenn diese Leute nach Annahme der Unternehmer oder der aufsichtsführenden Wachmannschaften ihre Arbeitsleistung nicht in vollem Maße erfüllt hatten, wurden sie ohne weiteres (ohne jegliches Verhör und ohne daß sie Gelegenheit hatten, sich zu verteidigen oder Gründe anzugeben) in Arrest gesperrt. Die Arrestlokale bestanden nur aus Zeltbahnen, die auf dem Sande ausgebreitet und ein wenig gestützt waren. [14] Die Arrestanten mußten unter diese Zeltbahnen kriechen und meist liegend auf dem heißen Sande und bei größter Sonnenglut ihre Zeit absitzen. Die gelindeste Strafe war 14 Tage bis 3 Wochen Arrest, womit die kleinsten Vergehen geahndet wurden. Es waren Verhältnisse, die in der Tat manchen zur Verzweiflung bringen mußten. Der oben erwähnte französische Leutnant hat auch wiederholt gefragt, ob sich noch kein deutscher Kriegsgefangener aufgehängt habe.

Unsere Briefpost wurde uns sehr oft vorenthalten; dieselbe gelangte pünktlich ins Lager, wurde aber nicht ausgehändigt, vielmehr fanden wir sehr oft zerrissene deutsche Briefe, wodurch wir davon Kenntnis erhielten, daß unsere Briefpost einfach vernichtet wurde.

Mit der Paketpost ging es nicht viel besser. Die eingehenden Pakete lagen zunächst einmal längere Zeit unter freiem Himmel jedem Witterungseinfluß ausgesetzt, wodurch der Inhalt größtenteils in Verderbnis geriet. Vieles wurde aus den Paketen einfach herausgenommen und das, was ausgehändigt wurde, wurde zu einem wüsten, unentwirrbaren Haufen zusammengeschüttet, so daß das meiste überhaupt nicht mehr genießbar war. Viele bessere Sachen, die das Wohlgefallen der Franzosen erregten, sind überhaupt niemals ausgehändigt worden. Gelegentlich haben wir Franzosen mit den unseren Paketen entnommenen Dingen gesehen.

Der Arzt, der im Lager war, unterstand natürlich dem Befehl des oben erwähnten üblen Hauptmanns und konnte, selbst wenn er gewollt hätte, nichts für die erkrankten Kriegsgefangenen tun. Auf diese Weise kam es, so unglaublich es auch klingen mag, daß Leute, die zwar krank waren, aber weniger als 39 Grad Fieber hatten, nicht krank geschrieben, sondern zur Arbeit getrieben wurden, wo sie oft entkräftet und ohnmächtig zusammenbrachen.

Gesänge und Unterhaltungen irgendwelcher Art, die das Leben der Gefangenen trotz dieser furchtbaren Verhältnisse vielleicht etwas erleichtert hätten, waren grundsätzlich streng verboten. Es war sogar abends nach 8 Uhr jegliches Sprechen streng verboten. Zu dieser Zeit mußten sich sämtliche Kriegsgefangenen bereits zur Ruhe begeben haben, das heißt, in ihren Zelten auf dem Erdboden liegen (Ruhestätten gab es überhaupt nicht). Wenn dann der französische Wachtposten noch jemand beim Sprechen ertappte, wurde derselbe bestraft. Einmal war in einem Zelt nach 8 Uhr abends noch geredet worden, was ein französischer Posten gehört hatte, ohne daß er den betreffenden deutschen Kriegsgefangene ermitteln konnte. Infolgedessen wurden sämtliche Gefangene dieses Zeltes und des Nachbarzeltes in eine Ecke des Lagers zusammengetrieben, wo sie während der ganzen Nacht unter freiem Himmel zubringen mußten, wobei das schlimmste darin lag, daß eine große Anzahl der Kriegsgefangenen sich bereits ihrer Kleidung, besonders der Fußkleidung, entledigt hatten, und daß es, da es September war, in der Nacht ziemlich kalt war.

Während ich vorstehendes selbst erlebt habe, habe ich von glaubwürdiger Seite auch noch vernommen, daß der oben erwähnte französische Lagerkom- [15] mandant gelegentlich Leute aus dem ihm unterstellten Gefangenenlager zur Strafe für irgendein Vergehen stundenlang in eine Kiste eingeschlossen hat. Nach meiner Kenntnis dieses Mannes habe ich keinen Augenblick an solchen Tatsachen, die übrigens allgemein im Lager bekannt waren, gezweifelt."

Über denselben Kommandanten erzählt der Schreiner Anton Breuling aus Stuttgart von der 8. Kompagnie Landwehr-Infanterie-Regiment 5 Nr. 119, daß er die Gefangenen in jeder Beziehung schlecht behandelte. Kapitän Grand hatte einen Schwager, der in deutscher Kriegsgefangenschaft war, und der ihm angeblich wiederholt Briefe über die schlechte Behandlung der französischen Kriegsgefangenen in Deutschland hatte zukommen lassen. Diese Briefe hat der Kapitän übersetzen und im Lager anschlagen lassen. Breuling gibt an, daß er wiederholt gesehen habe, wie der Kommandant beim Appell Leute, die sich gerührt oder vor sich hingebrummt hatten, mit der Reitpeitsche ins Gesicht geschlagen habe. Ebenso hat er Gefangene, die einen Fluchtversuch gemacht hatten und wieder aufgegriffen worden waren, mit der Reitpeitsche geschlagen.

Hauptmann Knörtzer, Führer der Feldfliegerabteilung 69 des O. P. K. von Mackensen, war bei einem Luftkampf mit einem französischen Flugzeug auf dem Rückflug von Saloniki durch Treffer in den Motor zur Notlandung in Griechenland gezwungen worden, und zwar außerhalb des damals von der Entente besetzten Gebietes. Widerrechtlich als Gefangener abgeführt, wurde er in dasselbe Lager Ferryville gebracht, in dem der Kapitän Grand Kommandant war. Dieser beging ihm gegenüber, wie Hauptmann Knörtzer erzählt, folgende Gemeinheit:

"An jeder Ecke des Lagers hatte er, um die Gefangenen zu ärgern, eine Stange mit einem schmutzigen blau-weiß-roten Tuch als Fahne aufgestellt. Er befahl mir nun, der nächsten Fahne die militärische Ehrenbezeigung zu erweisen. Ich lehnte dies selbstverständlich entschieden ab, da er kein Recht habe, von einem kriegsgefangenen Offizier, der nach ehrenvollem Luftkampf in Gefangenheit geraten sei, so etwas zu verlangen. Darauf schrie er mich wütend an und ließ fünf oder sechs französische Soldaten antreten, laden, das Seitengewehr aufpflanzen und sich um mich herumstellen. Ich bemerke, daß ich damals wegen meiner Verwundung nur mühsam am Stock zu gehen vermochte. Er ließ jetzt die Soldaten eine Art Exerziergriff ausführen, durch den sie ihre Gewehre auf mich vorbrachten. Allerdings taten sie dies alles nur unwillig. Nun wiederholte er den Befehl, die sogenannte Fahne zu salutieren, mit der Drohung, mich sonst erschießen oder niederstechen zu lassen. Ich weigerte mich noch mehrmals, doch blieb er auf seinem Willen bestehen und wurde immer erregter. Es blieb mir weiter nichts anderes übrig, als schließlich eine Art salutierende Handbewegung auszuführen, da außer den Soldaten und zwei Frauen kein Zeuge anwesend war und meine [16] angedrohte Ermordung niemals bekannt zu werden brauchte. Nun ließ er mich an die nächste Ecke des Lagers führen und befahl mir, die nächste Fahne zu salutieren. Ich sagte zu den Soldaten, daß der Hauptmann mir großes Unrecht tue; ein älterer Soldat antwortet: 'Ja, es sei so, aber er bitte mich, doch zu salutieren, da er es befohlen habe, und da es sonst ihnen, den Soldaten, schlecht gehen würde'. Ich willfahrte seinem Wunsch, nachdem ich festgestellt hatte, daß sämtliche französische Soldaten gegen ihren Hauptmann auf meiner Seite moralisch Stellung nahmen."


Im Lager von Caen

Im Lager von Caen befand sich ein französischer Kapitän Léval (Léral oder Laval). Über ihn sind die schwersten Klagen bekanntgeworden. Von Zeugen wird unter ihrem Eide ausgesagt, daß er im März 1916 ohne wesentlichen Grund einen Unteroffizier mit der Hand ins Gesicht geschlagen habe. Des öfteren seien von ihm und seinem Adjutanten, den seine Kameraden "Nero" nannten, Unteroffiziere und Mannschaften mit der Reitpeitsche geschlagen, mit Füßen getreten und mit Faustschlägen bearbeitet worden. Beschwerden wurden einfach nicht weitergegeben, Schreiben an die amerikanische Botschaft wurden von den Gefangenen zerrissen vorgefunden. Die Mißhandlungen wurden nicht im Affekt, sondern mit kalter Überlegung begangen. Es ist bezeugt, daß Leute gesehen haben, wie der Kapitän angeblich lässige Arbeiter in eine Stube nahm, sie zwischen zwei Pfosten stellte und mit der Reitpeitsche schlug. Martin Köhler von einer Landwehr-Sanitätskompagnie bekundet, daß er von dem Kapitän zur Kaisergeburtstagsfeier mit der Hand ins Gesicht geschlagen worden sei, mit den Worten: "Du deutsches Schwein, das ist für den Kaiser." Der Adjutant sei ein Menschenschinder gewesen, habe arbeitsunfähig geschriebene Gefangene zur Arbeit gezwungen, Ausreißer seien vom Kapitän und Adjutanten gemeinsam mißhandelt worden.

Sergeant Böhling wurde von dem genannten Lagerkommandanten im März 1916 ohne wesentlichen Grund mit der Hand ins Gesicht geschlagen, so daß ihm die Mütze vom Kopf flog. Im August und September desselben Jahres wurden wiederholt Unteroffiziere und Mannschaften, deren Namen bekannt sind, vom Kommandanten und seinem Adjutanten mit der Reitpeitsche geschlagen, mit Füßen getreten und mit der Faust mißhandelt. Die beiden Gefangenen Skobers und Jaud trugen infolge von Mißhandlungen mit der Peitsche sichtbare Verletzungen am Ohr und Beulen am Kopf davon. Ähnliche Mißhandlungen berichten andere Gefangene des Lagers.


Leutnant Aubert

Der Straßenbahnschaffner Wilhelm Emmelmuth aus Düsseldorf kam nach seiner Gefangennahme bei der Ferme de Metz nach Algier in ein Lager nach Oumarch in der Wüste. Über seine Erlebnisse dort bekundet er folgendes:

[17] "Am 1. Februar 1915 erhielten wir einen neuen Kommandanten, Leutnant Aubert. Er verbot uns zunächst den Handel mit Arabern, von denen wir regelmäßig Datteln, Feigen, Eier usw. kauften. Der Leutnant führte stets einen Palmenstock mit sich, mit dem er die Gefangenen unbarmherzig und bei jeder Gelegenheit verprügelte, sogar Kranke wurden von ihm mißhandelt, sobald der französische Sanitätsbeamte sie für gesund erklärte. Die Wasserlieferung wurde immer unzureichender. Es wurde sehr häufig gestraft. Die Strafe wurde in der Weise verbüßt, daß die Arrestanten die Nacht in einem zwei Meter tiefen Erdloch unter freiem Himmel bei großer Kälte zubringen mußten. Decken waren dabei verboten. Es wurden hauptsächlich die Unteroffiziere bestraft, weil sie angeblich die Leute nicht streng genug zur Arbeit anhielten. Auch ein französischer Korporal hatte die Gewohnheit seines Leutnants angenommen, die Leute mit einem Palmenstock ohne Grund zu bearbeiten. Wir marschierten nach Vollendung der Bahn zurück nach Biskra, wo wir vom 22. April bis 14. Mai in Ruhe lagen. Von Biskra marschierten wir in sechs Tagesmärschen zum Atlasgebirge bis Kanga-Sidi-Naga. Auf den anstrengenden Märschen mußten wir namentlich unter dem Wassermangel leiden. Es wurden uns keine Feldflaschen mitgegeben. Die Begleitmannschaften hatten Wein und Wasser zur Genüge zur Verfügung. Am 17. Mai machten wir einen Nachtmarsch von ungefähr zwölf Stunden mit schwerem Gepäck und trotz der Hitze ohne jedes Wasser. Aus Durst tranken die Gefangenen vollkommen ungenießbares Lehmwasser. Im Atlasgebirge wurden wir mit dem Bau einer Karawanenstraße beschäftigt. Die Arbeit war sehr anstrengend, und die Gefangenen wurden nach wie vor von dem Leutnant Aubert mit Stockschlägen im Lager mißhandelt."


Kapitän Bouhelieu, eine Bestie in Menschengestalt

Der Kaufmann Fritz Kauffmann aus Breslau, Gefreiter bei der 4. Komp. Grenadier-Regiments Nr. 11, war am 1. Juli 1916 als Krankenträger in französische Gefangenschaft geraten. Zunächst wurde er mehrere Monate zu Frontarbeiten, etwa 20 Kilometer hinter der Front herangezogen. Dies war sehr gefahrvoll, da die Gefangenen bei ihrer Arbeit öfter von den Deutschen beschossen wurden. Eine Abteilung von 100 Mann wurde sogar zu Frontarbeiten bis dicht hinter die vorderste Feuerlinie geschickt. Von diesen 100 Mann wurden eines Tages durch einen deutschen Volltreffer etwa 25 getötet und gegen 20 verwundet.

Im Februar 1917 kam Kauffmann zur Gefangenenkompagnie P. G. II. Bei dieser hat er folgende Wahrnehmungen gemacht:

"Wenn deutsche Gefangene Arreststrafen bekamen, so wurden diese an ihnen meist in der Weise vollstreckt, daß die Leute mit einem außerordentlich schweren Tornister mindestens 10 Stunden am Tage, mitunter auch 11 - 12 Stunden, im Hofe herumlaufen mußten. In den Tornister [18] wurden in der ersten Zeit schwere Eisenschrauben getan, die 50 - 60 Pfund wogen. Weil das die Gefangenen auf die Dauer nicht aushalten konnten, wurde später statt der Eisenteile Sand in den Tornister getan, und zwar wurde Sand in Gegenwart des französischen Kapitäns Bouhelieu genau für jeden Tornister auf 50 Pfund abgewogen. Wenn der Kapitän zugegen war, duldete er auch nicht, daß die Arrestanten mit dem schweren Tornister im Schatten liefen, sondern hielt streng darauf, daß sie sich nur auf der Sonnenseite bewegten. Die Arrestanten mußten zwar nicht Laufschritt, aber immer 50 Minuten lang schnelle Gangart einschlagen und hatten dann 10 Minuten lang Pause. Darauf wiederholte sich dasselbe, nämlich wiederum 50 Minuten schnelle Gangart und 10 Minuten Pause. So ging es, solange die Arreststrafe dauerte, etwa von 6 - 11 Uhr vormittags, mit einer Mittagspause von höchstens zwei Stunden, etwa von 1 bis 6 Uhr nachmittags, mitunter eben auch bis in die siebente oder achte Stunde des Tages. Auf diese Weise wurden nicht nur kürzere Arreststrafen von mehreren Tagen, sondern auch längere bis zu zwei Wochen, ja mitunter bis zu vier Wochen vollstreckt.

Der Kommandant des Lagers, Kapitän Bouhelieu, überzeugte sich fast täglich von der Vollstreckung der Arreststrafen und schlug erbarmungslos mit einem Knüppel auf die Arrestanten ein, wenn sie nicht mehr weiterlaufen konnten. Manche der deutschen Gefangenen hielten diese Behandlung wohl einige Zeit aus, andere aber brachen schon meist nach einigen Tagen bewußtlos zusammen.

In dieser Beziehung ist mir besonders folgender Fall in Erinnerung. Ein gewisser Gustav Wagner von einem sächsischen Grenadierregiment, der einige Zeit vorher mit etwa 80 Mann von einem anderen Kriegsgefangenenlager, nämlich Etampes, zur P. G. 2 gekommen war, brach, nachdem er mehrere Tage lang in der oben geschilderten Weise mit dem Tornister auf dem Hofe herumgelaufen war, ohnmächtig zusammen und wurde von einem deutschen Sanitäter in die Baracke gebracht. Da folgte ihm der Kapitän Bouhelieu und schlug auf den in der Baracke auf dem Boden liegenden Wagner unbarmherzig mit einem Knüppel los, machte auch dem deutschen Sanitäter Vorwürfe, daß er den Wagner in die Baracke gebracht hatte und erklärte: 'Die Deutschen müssen laufen, bis sie verrecken.' Bouhelieu drohte auch damit, die Arrestanten, wenn sie nicht mehr weiter laufen könnten, an einen Stacheldraht anbinden zu lassen, und zwar auf einem schmalen schräg aufgestellten Brett stehend mit den Fußspitzen nach unten. Zur Vollstreckung dieser Strafe kam es aber nicht, weil die Arrestanten es unter diesen Umständen vorzogen, so erschöpft sie auch waren, mit dem Tornister weiter zu laufen. Ich entsinne mich ferner, daß Kapitän Bouhelieu auch den deutschen Kriegsgefangenen Paul Melzer vom Grenadierregiment 11, 9. Komp., als er nicht mehr weiter laufen konnte, mit dem Fuß in den Unterleib stieß. Bouhelieu hatte auch, da oft wochenlang kein Arzt [19] in das Gefangenlager kam, deutschen Gefangenen mit einem Messer Furunkel aufgeschnitten und hierbei ordentlich mit Wollust in ihren Wunden gewühlt.

Schließlich bemerke ich noch, daß Kapitän Bouhelieu auch nicht duldete, daß einer von den deutschen Gefangenen während der Arbeitszeit das Klosett länger als fünf Minuten, einschließlich des Aus- und Ankleidens, benutzen durfte. Ebenso durfte auch immer nur ein Gefangener auf dem Klosett sitzen, obwohl für mehrere Sitzgelegenheit war. Auf dem Klosett mußte sich ständig ein französischer Posten befinden, der den Befehl hatte, bei Zuwiderhandlung von der Waffe Gebrauch zu machen.

Während ich mich bei der P. G. 2 befand, wurde ein deutscher Gefangener von der P. G. 122 zu P. G. 2 versetzt. Sein Name ist mir nicht bekannt. Dieser erzählte, daß die Arreststrafen bei der P. G. 122 wieder in anderer Weise vollstreckt wurden. Dort seien an den Tornistern, mit denen die Arrestanten herumzulaufen hatten, an Stelle der Tragriemen, die entfernt worden seien, Drähte angebracht. Im übrigen mußten sie, so erzählte der Mann, mit den voll Sand gefüllten Tornistern ebenso herumlaufen, wie in der von mir oben geschilderten Weise. Ferner dürfe jeder Arrestant als Nachtlager nur seine eigene Zeltbahn benützen und dürfe sich in dieser nur so hinlegen, daß er mit keinem Gliede aus der Zeltbahn herausrage. Die vorübergehenden französischen Posten hatten den Befehl, wenn sie irgendein Glied aus der Zeltbahn herausragen sähen, von der Waffe Gebrauch zu machen.

In diesen selbstgebauten Zeltbahnen müßten die Arrestanten auch ohne jegliches Stroh auf der blanken Erde liegen."


Verwundete werden mit der Reitpeitsche ins salzige Meer getrieben

Ein Bild geradezu sadistischer Grausamkeit enthüllen die Erlebnisse, die der Vizefeldwebel Georg Lippel aus Bremen vom Infanterie-Regiment Nr. 75 in verschiedenen Gefangenenlagern hatte.

So berichtet er, daß im Fort St. Nicolaus bei Marseille der Kommandant den Gefangenen persönlich die Knöpfe und Kokarden abschnitt. Diese verteilte er am Tage darauf auf einem Dampfer im Beisein der Gefangenen an die Offizierdamen. "Auf der Fahrt pferchte man uns" - so berichtet Lippel- "in den mit Kohlenstaub beschmutzten Laderaum, der so klein war, daß wir uns nicht legen konnten. Als wir nach etwa zwanzigstündiger Fahrt mit Schaluppen in Chiavari (Corsika) an Land gesetzt wurden, empfing uns der Kommandant 'Zoli' mit etwa 120 Mann (Förster), die ihre Gewehre fertig machten. Sofort mußten wir uns a[us]ziehen, und nun trieb uns der Kommandant mit der Reitpeitsche ins salzige Meerwasser, was für die am Bein Verwundeten sehr schmerzhaft war. Im Lager wurden sofort wieder alle Sachen durchsucht und die letzten Wertgegenstände fortgenommen. Der Lagerarzt war ein großer Deutschenhasser, und Püffe und Stöße waren [20] beim Revierdienst alltäglich. Es sind hier einige Leute gestorben (an Typhus und Ruhr), die, wären sie rechtzeitig zum Revier in Ajaccio geschafft worden, sicher dem Leben erhalten geblieben wären. Hier hatten wir sehr unter der Gemeinheit der Elsässer zu leiden. Die meisten Unteroffiziere verdanken ihnen ihre Arreststrafen. Ich erhielt 15 Tage lang strengen Arrest, weil ich einem Württemberger (unsicherer Heerspflichtiger Bader, Infanterie-Regiment 69 in Trier; Elsässer Louis Ballestrerie, Kittler, beide vom 1. bayerischen Leibregiment München) Vorhaltungen machte, daß er sich ein französisches Fähnchen angesteckt hatte.

Während meines Aufenthaltes vom 2. Oktober 14 bis 4. März 15 bestand unsere Verpflegung aus Brot und zweimal täglich Brühe mit einem kleinen Stückchen Fleisch. Für den Transport unserer Postpakete von Ajaccio nach Ajana - 40 Kilometer - mußten wir für das Stück 25 Pf. bezahlen. Bei starkem Frost und hohem Schnee lagen wir im Winter 15/16 auf 1200 Meter Höhe im Zeltlager. Wer vom Arbeitsaufseher wegen mangelhaften Arbeitens gemeldet wurde, wurde vom Sergeanten (Kommandoführer) an einen Telegraphenpfahl gebunden zum Gaudium der vorübergehenden Bevölkerung."


Leutnant Jobert

Nach Berichten von deutschen Gefangenen war dieser Leutnant Jobert einer der schlimmsten Gefangenenschinder in Frankreich. Er kam im September 1917 als Lagerführer zum Lager Chagnat-Chezat.

Über ihn erzählt der Unteroffizier Eugen Meyer aus Schiltigheim von der 6. Kompagnie Infanterie-Regiments Nr. 143:

"Er wird von den Gefangenen 'Kopfschuß' genannt. Er hat vor meinen Ohren die französischen Posten dahin instruiert, daß sie nur tüchtig mit dem Bajonett hinter den Boches her sein sollten, wenn einmal einer durch einen Bajonettstich verrecke, so schade das nichts. Ich verstehe französisch, während meiner Gefangenschaft habe ich die Sprache insoweit erlernt, daß ich eine französische Unterhaltung, beziehungsweise einen Befehl verstehen kann. Reklamationen hatten unter ihm keinerlei Erfolg, die Antwort war stets, wenn wir uns über das Essen oder die schlechte Unterkunft beschwerten: 'Reklamiert beim Kaiser, der hat den Krieg gewollt.'"

Über denselben Leutnant Jobert berichtet der Hilfstrompeter Kurt Weidner aus Pillgram vom Dragoner Rgt. Nr. 18:

"Im September 1916 kam ich mit einem Transport von 40 Mann in das Lager Chagnat-Chezat. Wir wurden auf der Bahnstation Aulnat von dem Führer des Lagers, Leutnant Jobert, empfangen. Jobert kam später an eine andere Stelle, er ist aber im September 1917 zurückgekehrt. Als wir von der Station Aulnat etwa 300 Meter entfernt waren, kam uns Jobert entgegengeritten, er schnauzte uns an, weshalb wir keine Ehrenbezeugung abgäben, und schlug einen Gefangenen mit der Reitpeitsche über [21] den Kopf, daß die Mütze herabfiel. Hernach versetzte er dem gleichen Mann noch einen weiteren heftigen Schlag auf den bloßen Kopf. Etwas später bekam ein Mann von uns, ein Husar, Krämpfe, er mußte auf den Boden gelegt werden. 2 Mann und 2 französische Posten mußten auf Befehl Joberts bei dem Kranken bleiben. Nachdem der Kranke wieder zu sich gekommen war, mußten wir nachmarschieren. Jobert duldete nicht, daß wir dem Kranken das Gepäck abnahmen, er mußte es selber tragen. Eine unnötig grausame Maßregel!"

Der Kaufmann August von Mida aus Schwetzingen, Wehrmann im Landwehr Rgt. Nr. 40, erzählt über ihn folgendes:

"Ich kenne den Leutnant Jobert vom Lager Arsenal in Roanne her. Im Februar 1917 war Jobert Führer dieses Lagers. Um diese Zeit sind ein Unteroffizier und 8 Mann durchgegangen. Andern Tags ließ Jobert das ganze Lager, etwa 300 Mann, antreten. Er wollte Angaben über die Flucht dieser Leute haben. Als niemand sich meldete, ließ er sämtliche 300 Leute einschließlich der Unteroffiziere bei der strengen Februarkälte mit dem Gesicht nach unten auf den Boden liegen und befahl dem Posten, auf jeden zu schießen, der den Kopf hochhebe. Diesen Befehl ließ er durch den Dolmetscher verdeutschen. Nach etwa 10 Minuten standen 2 Leute vom Fieber geschüttelt auf, die dann ins Revier geführt wurden. Nach einer halben Stunde durften wir wieder aufstehen.

Abends kam Jobert wieder zu uns. Damals feuerte er mit dem Revolver einen scharfen Schuß in die Baracke. Dies machte er überhaupt öfters. Verletzt wurde meines Wissens niemand."


"Boche-Blut"

Kriegsgefangener Landsturmmann Georg Brandenburg aus Osnabrück, Gefangenen-Kompagnie P. G. 334, erzählt:

"Am 1. Mai 1919 mußten wir Gefangenen bei strömendem Regen am Drahtzaun arbeiten, und jedesmal, wenn einer aufsah, wurde er nicht nur vom Leutnant Carrier, sondern auch von jedem der Posten, die gleichfalls Stöcke trugen, geschlagen. Der Leutnant selbst schlug an jenem Tage allein 3 Reitpeitschen auf uns kaputt.

Vor ungefähr zwei Monaten hatte ein Mann meiner 334. Kompagnie im Lager von Premécourt den Antritt zum Appell etwa 5 Minuten verschlafen. Zur Strafe dafür mußte er auf Anordnung des französischen Postens Blindgänger suchen und dieselben sämtlich in Granatlöcher werfen. Wegen der damit verbundenen Lebensgefahr wollte der Gefangene zunächst die Blindgänger aber nur an den Rand der Löcher werfen. Bei dieser Gelegenheit explodierte denn auch, wie ja vorauszusehen war, einer der Blindgänger und einer der Splitter traf den Gefangenen direkt vor die Stirne, so daß das Blut spritzte und er sofort tot hinstürzte. Als er weggetragen wurde, faßte der französische Posten selbst mit an und renommierte höhnisch am folgenden Tage vor uns und seinen Kameraden, [22] indem er sie fragte, ob sie mal 'Bocheblut' sehen wollten, er habe Bocheblut am Ärmel.

Das Essen im französischen Lager war derartig schlecht, daß wiederholt Leute von uns vor Schwäche auf dem Felde liegenblieben. Einmal haben sogar Engländer an das Lager telephoniert, sie hätten von uns die und die Gefangenen, und zwar in einem derart jämmerlichen Zustand, daß sie diese Gefangenen den Franzosen nicht mehr herausgeben würden!"


Leutnant Foudeville

Der Krankenträger Gefreiter Paul Uruwansky von der 2. Kompagnie Infanterie-Regiment Nr. 456 aus Neuhammer erzählt von seinem Aufenthalt im Gefangenenlager von St.-Aubin-Epinay:

"Die Behandlung war allen Gefangenen gegenüber eine äußerst schlechte, besonders hatten wir alle unter dem Kommandanten des Gefangenenlagers, welcher ein Leutnant war und Foudeville hieß, zu leiden; auch waren sein Adjutant und die Sergeanten, welche über uns die Aufsicht hatten, ganz rohe Menschen. Bei der geringsten Kleinigkeit wurden die Gefangenen ins Gesicht geschlagen und gestoßen. Als Strafe wendete er auch an, daß er Kameraden bis zu einer Stunde an der Mauer stillstehen ließ; diese Leute haben nie Mittagbrot zu essen bekommen. Die geringsten Vergehen wurden mit strengem Arrest bestraft. Die Mannschaften kamen in eine dunkle Zelle, hatten harte Lagerstätten und bekamen Wasser und Brot, nur jeden vierten Tag bekamen sie warme Kost. Der strenge Arrest wurde bis zu 30 Tage verhängt, und jeder Arrestant mußte täglich vier bis sechs Stunden mit einem 60 Pfund schweren Sandsack im Hofe herumgehen. Einige Gefangene beschwerten sich über die Behandlungsweise, und als sich ein Kamerad vom 8. Jäger-Bataillon erhängt hatte und fast täglich einer oder zwei aus dem Lager geflohen waren, wurde der Kommandant abgelöst, und wir erhielten einen Kapitän als Kommandanten."

Über die berüchtigten Gefangenzellen in demselben Lager erzählt der kriegsfreiwillige Thumm, Kaufmann aus Stuttgart, Angehöriger der 2. Kompagnie Infanterie-Regiment Nr. 114, daß sie dazu bestimmt waren, die Gefangenen aufzunehmen, die einen Fluchtversuch gemacht, die Arbeit verweigert hatten oder sonst etwas ähnliches sich hatten zuschulden kommen lassen. Es gab Einzel- und Gemeinschaftszellen. Die Einzelzellen waren etwa 1,80 Meter hoch, 1 Meter breit, 2 Meter tief und durch eiserne Schiebetüren verschlossen. Sie waren stockdunkel, und an den dicken Betonwänden tropfte das Wasser herab. In diese Zellen wurden die Leute bis zu 30, ja bis zu 60 Tagen eingesperrt, wobei sie noch in der Kost beschränkt wurden und auf Pritschen ohne Strohunterlagen schlafen mußten. Thumm erinnert sich noch folgenden Falles:

"Es mag im Oktober 1915 gewesen sein, als zwei deutsche Kriegsgefangene nachts einen Fluchtversuch machten, im Walde aber liegenblieben und vor Erschöpfung nicht weiter kamen. Der eine ging sofort ins Lager zurück, [23] damit sein Kamerad im Walde abgeholt werde. Die beiden Leute wurden gefesselt vor den Lagerkommandanten, Leutnant Foudeville, geführt und von ihm in roher Weise ins Gesicht geschlagen. Dann wurden sie 30 Tage in eine der Zellen eingesperrt."


Die Peitsche des Kommandanten

Der Musketier Heinrich Schulz befand sich vom September 1915 bis Juli 1916 in dem französischen Kriegsgefangenlager Mas-Eloi. Ende Mai 1916 waren aus diesem Lager die beiden deutschen Sanitätssoldaten Bruno Grubel aus Saarbrücken und Gustav Neumann aus Cöln entwichen. Nach ihrer Wiederergreifung mußten die beiden unter Aufsicht des Lagerkommandanten exerzieren, während sie 30 Tage Arrest verbüßten. Zur Beschwerung bekam jeder der beiden einen Tornister mit Sandsäcken oder Ziegelsteinen gefüllt von etwa 30 - 35 Kilogramm Gewicht. Es wurde solange exerziert, bis beide Leute umfielen. Der Lagerkommandant hatte während des Exerzierens stets eine Peitsche in der Hand, um die Leute anzutreiben. Als ein deutscher Arzt mit Namen Dr. Wehrhahn den beiden Erschöpften zu Hilfe eilen wollte, schrie ihn der Kommandant mit den Worten "Scher dich weg, du Teufel!" an.


Die Mißhandlungen des Kapitäns Argen

Der Küfer Georg Bode aus Hannover, Unteroffizier im Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 74, war am 7. September 1914 gefangengenommen worden und kam nach längerer Leidenszeit in verschiedenen Lagern am 21. Januar 1916 mit ungefähr 200 Mann nach Bassens zum Bau einer Pulverfabrik.

"Hier war ein französischer Hauptmann" - so erzählt Bode, "der sich besonders deutschfeindlich benahm. Wer nach seiner Meinung nicht ordentlich arbeitete, wurde mit Arrest bestraft. Auch wurden wir von diesem Hauptmann wiederholt beschimpft, einige Kameraden wurden sogar von ihm geschlagen und getreten.

Hierüber kann ich folgenden Fall angeben, der mir von dem Unteroffizier Kollinet vom Infanterie-Regiment Nr. 161 als wahre Begebenheit mitgeteilt wurde:

Der französische Hauptmann - er heißt mit Namen Argen - kam eines Tages zu der Gruppe, bei der sich der Unterführer Kollinet befand; es war während der Arbeitszeit. Der Hauptmann machte sich an den nächststehenden Kriegsgefangenen heran und forderte diesen auf, schneller zu arbeiten. Als der Kriegsgefangene nach Ansicht des Hauptmanns diesem Befehl nicht nachkam, begann er sogleich fürchterlich zu schimpfen und zu fluchen, wobei so recht sein Deutschenhaß zur Geltung kam. Ein in der Nähe stehender Einjähriger mit Namen Brillen (er war Artillerist) sagte nun dem französischen Hauptmann auf französisch in ruhigem Ton, er möchte uns doch nicht immer beschimpfen, wir seien doch ebenso gut Soldaten, die für ihr Vaterland gekämpft hätten; eine solche Behandlung, die sich höchstens für einen Verbrecher zieme, hätten wir durchaus nicht verdient.

[24] Hierüber geriet der französische Hauptmann in eine große Erregung. Er stürzte auf den Einjährigen zu, beschimpfte ihn, schlug ihn mit den Fäusten wohin er nur traf, und trat ihn mit den Füßen. Der Einjährige setzte sich jedoch zur Wehr und schlug den Hauptmann wieder. Dafür wurde der Einjährige sofort in Arrest gesperrt. Durch Vermittlung eines französischen Dolmetschers, der längere Zeit in Deutschland war, erhielt er jedoch weiter keine Strafe, sondern wurde nur versetzt!"


Strafexerzieren mit 45 Pfund Steinen im Tornister

Der Lagerkommandant des Gefangenlagers Forteresse Deublaye - so erzählt der Möbelpolier Arthur Müller aus Regis von der 6. Kompagnie des Infanterie-Regiments Nr. 106 - stammte aus der Fremdenlegion in Algier und verhängte sehr strenge Strafen. Die Leute, die im Arrest waren, mußten täglich 6 Stunden, und zwar drei Stunden vormittags und drei Stunden nachmittags, mit 45 Pfund Steinen im Tornister exerzieren. Meistens exerzierten sie fünf Minuten im Schritt und mußten danach jedesmal fünf Minuten Laufschritt machen.

Wenn jemand einen Fluchtversuch unternommen hatte, bekam er gewöhnlich 30 Tage Arrest. Müller hat selbst einmal gesehen, wie ein Einjähriger, der wegen Fluchtversuchs eine Arreststrafe verbüßte, bevor er nach dem Exerzieren in die Zelle zurückgeschafft wurde, auf der Lagerstraße an die Wand gestellt und von drei Posten durch Schläge und Stöße ins Gesicht und gegen sämtliche Körperteile mehrere Minuten lang mißhandelt wurde, während der aufsichtführende Sergeant vor ihm stand und ihm die Pistole auf die Brust setzte.


Unter Peitschenhieben und Stockschlägen

Der aus französischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrte Vizefeldwebel Friedrich Otto vom Inf.-Regt. Nr. 168, aus Hanau, befand sich von November 1916 bis März 1917 in der P. G. Cie. 59 bei Chaumont sur Avre. Der damalige Kommandant der Kompagnie war ein Oberleutnant Bonamy, der - wie Otto erzählt - die Kriegsgefangenen häufig mit Stock- und Tau-Schlägen und Ohrfeigen mißhandelte. "Bei der Paketausgabe ließ er sich die widersprechendsten Lebensmittel - Tabak, Salz, Zucker, Pfeffer usw. - zusammenschütten. Äpfel ließ er den Leuten einzeln an den Kopf werfen. Schon beim Öffnen der Pakete wurde der Inhalt meistens stark beschädigt."

Zu gleicher Zeit befand sich dort als Direktor des Steinbruchs de Mazielles der Unterleutnant Chaussont. Dieser mißhandelte in wiederholten Fällen Leute mit der Reitpeitsche, um sie dadurch zur Arbeit anzutreiben.

Danach kam Otto nach Ouzoner a. d. Loire zur Gef.-Komp. 69. Diese Kompanie war nach seinem Bericht etwa zwei Monate ohne jeden Revierdienst, obwohl dort ernstlich Erkrankte und Schwerverwundete waren! "Der Kapitän Bidault" - erzählt Otto - "lehnte es trotz wiederholter [25] Bitten meinerseits ab, Kranke auf eigene Verantwortung ins Lazarett zu schicken. In besonders dringenden Fällen wurde nach dem Hospital Gien telephoniert, worauf der Arzt gewöhnlich am zweiten oder dritten Tage kam. Diesem Umstand ist es auch zuzuschreiben, daß Gefreiter Elsen aus Odenkirchen im Rheinland im Revier der Kompanie gestorben ist, obwohl ich den Arzt ausdrücklich auf dem Büro der Kompanie sowie beim Detachementsführer, Leutnant Hémon, angefordert hatte."


Mit Hunden gehetzt

Unteroffizier Julius Hartmann vom Inf.-Regt. Nr. 159 aus Münster i. Westf. war am 9. August 1919 mit einem Kameraden Friedrich Kaiser aus Coisolles entflohen. Am 15. August wurden beide wieder aufgegriffen, und zwar durch die Posten der bulgarischen Kriegsgefangenenkompagnie 465 in Cyrilli, Dep. Aisne, und zu dieser Kompagnie gebracht. Dort wurden sie in einem Zelt untergebracht und aller ihrer Sachen beraubt. "Plötzlich erschien" - so berichtet Hartmann - "ein französischer Husarenleutnant. Dieser hatte einen großen Hund bei sich, den er auf uns hetzte, und mißhandelte uns unter Beschimpfungen und Bedrohungen mit der Reitpeitsche. Darauf schickte er uns aus dem Zelt, indem er uns sagte, wer sich jetzt wehre, dem gäbe er Schaufel und Picke in die Hand, und er müsse sein eigenes Grab schaufeln. Darauf hetzte er von neuem unter Schlägen mit der Reitpeitsche, so daß diese zerbrach, und unter Fauststößen den Hund auf uns. Dann befahl er der Wache - etwa 30 Mann - über uns herzufallen. Diese bearbeiteten uns mit Fußtritten, Fauststößen und Kolbenschlägen derart, daß uns das Blut aus Mund und Nase lief. Mein Kamerad erhielt außerdem einen Fußtritt in die Seite, so daß er mehrere Tage stark hinkte. Infolge der Mißhandlungen waren wir umgesunken. Trotz des Einspruchs eines französischen Adjutanten in Zivil und eines Sergeanten, beide ehemalige Kriegsgefangene in Deutschland, die versicherten, es in Deutschland gut gehabt zu haben, und baten, die Mißhandlungen einzustellen, wurden diese etwa 1½ Stunden lang fortgesetzt. Danach kamen wir über mehrere Gendarmeriestationen zu unserer Kompanie zurück. Wir kamen dort in Arrest. Die Wache (7 - 8 Mann) drang in das Arrestlokal ein und bearbeitete uns auch hier in der rohesten Weise mit Kolbenstößen, Fußtritten und Faustschlägen." Beschwerden über diese viehischen Mißhandlungen blieben ohne Erfolg!


Unterleutnant Arrago

Am 22. Februar 1919 wurde das Lager Vaulx-Vraucourt neu errichtet. Die Gefangenen wurden in zwei Zellen zu je 200 Mann untergebracht. "Die Umzäunung des Lagers war noch nicht fertiggestellt" - so berichtet der Offizierstellvertreter Ewald Rottenbach aus Ketschenbach vom Res.-Inf.-Regt. Nr. 218 -, "infolgedessen verirrte sich der Kriegsgefangene Uphus aus Recklinghausen i. Westf., der sehr kurzsichtig war, [26] mit noch einem Mann, als sie Material zum Bettenbauen suchen gingen. Sie wurden von Engländer aufgegriffen und zu einer englischen Kompanie gebracht, die in 20 Minuten Entfernung lag, daher fehlten sie abends beim Appell. Als sie am selben Abend ins Lager zurückgebracht wurden, sperrte man sie in eine Wellblechbude ein, nur mit Hemd und Hose bekleidet. Zu essen gab es nichts. Am nächsten Tage mußte die Kompanie antreten. Die beiden wurden vorgeführt, mußten das Hemd ausziehen, wurden an einen stacheldrahtumwickelten Pfahl gebunden und von einem französischen Soldaten mit einem fingerdicken Tau, in dessen Ende ein Knoten war, geschlagen - fünfzehn Schläge! - Der damalige Kommandant war Unterleutnant Arrago vom Chasseur-Regiment Nr. 60. Erst auf Veranlassung unseres früheren Kommandanten wurden die beiden freigelassen."

Nicht nur die Lageroffiziere, sondern auch die Unteroffiziere und Wachmannschaften wetteiferten in viehischen Grausamkeiten.


Sergeant Boyau

Füsilier Fritz Drunkemölle vom Füsl.-Regt. Nr. 39, von Beruf Postassistent in Burgsteinfurt (Westfalen), wurde am 25. Oktober 1918 bei Villers-la-Tours von den Franzosen gefangengenommen und kam schließlich in das Lager St. Etienne zur P. G. Kg. 250. Diese Kompanie wurde zeitweise von dem Sergeanten Boyau (oder auch Bojo) aus Rouen geführt. Über diese Bestie in Menschengestalt berichtet der inzwischen heimgekehrte Kriegsgefangene:

"Im Monat Mai 1919 machten vier Gefangene einen Fluchtversuch, von denen zwei wieder eingefangen wurden. Nachdem sie 14 Tage unterwegs gewesen waren, wurden sie schließlich in vollständig entkräftetem Zustand ins Lager zurückgebracht. Bojo diktierte jedem 30 Tage 'Prison'; das 'Prison' selbst bestand aus einer leichtgebauten Bretterbude ohne genügende Lagerstätte und war ungeheizt. Am ersten Tage begab sich Bojo mit drei französischen Unteroffizieren in das 'Prison', wo die Arrestanten unter vorgehaltener Pistole in rohester Weise verprügelt wurden. Noch nach 30 Tagen sah man die Spuren auf ihrem Gesicht. Bojo machte sich ein Vergnügen daraus, wenn er nachts betrunken von einem Zechgelage kam, die Gefangenen unter dem Vorwand eines Appells aus den Betten zu werfen. Wer nicht schnell genug aufstand, wurde geschlagen, oder man hielt ihm die brennende Zigarette unter die Füße. Am 28. September 1919 wurde Sergeant Bojo entlassen. Am letzten Tage äußerte Bojo zu französischen Zivilisten, daß er die Gefangenen in der letzten Nacht noch einmal ärgern wolle; tatsächlich wurden wir in dieser Nacht von dem betrunkenen Bojo und seinen Kameraden geweckt und mußten aus den Baracken treten, wobei es an Mißhandlungen nicht fehlte. Noch am andern Tage kamen die Franzosen betrunken ins Lager und randalierten in unerhörter Weise, so daß wir zur Selbsthilfe gezwungen [27] waren. Infolgedessen wurde der deutsche Kompanie-Feldwebel zehn Tage eingesperrt. Ein eingesperrter deutscher Unteroffizier wurde von den betrunkenen Franzosen im 'Prison' bedroht, indem sie das aufgepflanzte Seitengewehr durch die dünnen Bretterwände stießen."


Sergeant Lorenzo

Im Straf-Gefangenenlager Souilly (siehe Heft 6, Hinter dem Stacheldraht) sah ein Offizierstellvertreter Mehling folgenden Vorfall mit an: Sergeant Lorenzo, der die Arbeiten im Lager einteilte, suchte sich 20 Mann aus und stellt sie etwas abseits. Diese Leute sollten am Bahnhof Souilly arbeiten und als erste Kaffee fassen. Er ging, als die Leute Bescheid wußten, wieder weg, und beschäftigte sich sonst. Mittlerweise kam ein anderer Sergeant, dessen Name mir nicht bekannt ist, hinzu und fragte die Leute französisch, was mit ihnen los sei. Leider verstand von den Gefangenen keiner ein Wort Französisch und der Sergeant kein Wort Deutsch, weshalb eine Verständigung unmöglich war. Da nahm der Sergeant seinen Stock, einen etwa zwei Meter langen und ziemlich dicken Knüppel aus Buchenholz, und schlug, was er konnte, auf die armen Menschen ein. Einen davon traf er über die Stirne, daß er bewußtlos zusammenbrach, die anderen retteten sich durch die Flucht. Als nun Sergeant Lorenzo, welcher die Leute zusammengestellt hatte, sah, wie diese wegliefen, eilte er nach und trieb diejenigen, welche er erwischen konnte, wieder mit Schlägen an den Platz zurück.


Mit Knüppeln zu Tode geprügelt

Der Werkzeugschlosser Oskar Nothnagel aus Ruhla in Thüringen, Kanonier in der 3. Batterie Fußart.-Regts. Nr. 21, befand sich im Januar 1919 bei der Baukompanie (P. G.) 230 in Prix, Depot Charleville. Hier war die Verpflegung so schlecht, daß die Gefangenen gezwungen waren, sich noch anderweitig Nahrung zu verschaffen.

"Ein Minenwerfer namens Brauer aus Hamburg" - so erzählt Nothnagel - "versuchte eines Mittags, sich Essen aus der in der Nähe befindlichen französischen Infanterieküche zu holen. Der aufsichtsführende Korporal vom 5. Genie-Regiment bestrafte ihn mit fünf Tagen Essenentzug, und dabei erhielt er Schläge und Fußtritte von dem Korporal und von dem Posten. Nach einigen Tagen machte Brauer, von Hunger getrieben, denselben Versuch und erhielt dieselbe Strafe wieder. Am Tage nachher war nachmittags 4 Uhr Appell, bei dem Brauer fehlte. Der Adjutant (vom 117. Inf.-Regt.) und der Sergeant (vom selben Regiment) suchten Brauer in der Baracke auf, wo er zu Bette lag. Brauer war schon infolge der erhaltenen Schläge halb verrückt geworden! Der Adjutant und Sergeant schlugen nun Brauer mit Stöcken, wie ein in die Baracke zurückkehrender Kriegsgefangener, der sich zum Appell noch Sachen holen wollte, mitansah. Als wir etwa eine halbe Stunde später nach Beendigung des Appells in die Baracke zurückkehrten, fanden wir [28] Brauer tot vor. Wir führten den Tod auf die vorausgegangenen Mißhandlungen zurück. Brauer wurde an einem Schweinestall in der Nähe unserer Unterkunft beerdigt.

Gleichzeitig Mitte Januar wurde ein Mann unserer Kompanie, ein Infanterist, dessen Namen ich nicht kenne, von einem Posten erschossen, als er sich in der Nähe Kartoffeln holen wollte. Der Mann hatte bei dem herrschenden starken Wind den Anruf des Postens überhört, der sofort auf ihn schoß. Er hatte einen Herzschuß erhalten."


Korporal Gai

Der Glasergehilfe Josef Lasnia aus Königshütte in Oberschlesien, Musketier der 9. Komp. Inf.-Regt. Nr. 157, erzählt:

"In dem Lager Mèzy bei Chateau-Thierry waren wir am 5. August 1919 mit 15 Mann auf Arbeitskommando. Der französische Kutscher des Lagers brachte uns das Essen zu unserer Arbeitsstelle. Da das Essen bezw. die Suppe vollständig ungenießbar war - Schmutz und Abfälle lagen in dem Eimer - und wir das Essen vor Ekel nicht genießen konnten, sagte der Kutscher, wir möchten gegen 2 Uhr zum Lager kommen, falls er mit frischem Essen nicht früher zu uns zurückkehren würde. Um 2 Uhr zogen wir zum Lager; hier wurde uns aber von dem französischen Offizier mitgeteilt, das Essen wäre genießbar. Wegen unserer Weigerung diktierte er uns Strafexerzieren und übergab uns dem Korporal Gai, der halb betrunken war. Gai, der in deutscher Gefangenschaft gewesen war, prügelte uns mit der Reitpeitsche bei gezogenem Revolver in der unmenschlichsten Weise. Wir erhielten Hiebe ins Gesicht, bis fast jeder blutete. Dabei 2½ Stunden Laufschritt. Vier Mann fielen schließlich um, aus der Marne wurden einige Eimer Wasser geholt und über die Gefallenen geschüttet. Der Korporal Gai sprang sofort hinzu und schlug mit der Peitsche und trat solange auf den Kameraden herum, bis sie sich vor Schmerz erhoben. Französische weibliche Zivilbevölkerung benahm sich dabei in der schamlosesten Weise. Beim anschließenden Exerzieren stellte sich Gai so, daß er jeden einzelnen schlagen konnte. Dann zog er mit uns zum Bahnhof Mèzy, dort ging Gai in das Restaurant gegenüber und holte fünf französische Offiziere heraus und zeigte diesen, wie er uns bearbeitet habe. Zugleich schlug er wieder in der rohesten Weise auf uns ein. Die Offiziere, unter denen sich die Lageroffiziere Duvez und Holz (angeblich in Mannheim geboren) befanden, lachten uns aus, verboten aber die Mißhandlungen nicht. Im Lager versuchten wir uns zu beschweren, es wurde aber überall mit den Achseln gezuckt; keiner der dortigen Offiziere wollte etwas mit der Geschichte zu tun haben. Der Arzt, der zwei der Mißhandelten behandelte, schüttelte den Kopf über diese Roheiten. Der Lehrer von dem Orte Conigis und zwei Arbeiter machten über diese furchtbare Behandlung einen Bericht an die französische Zeitung Humanité. Dort wurde er aber anscheinend stark zensiert; denn der Bericht erschien, wie uns die Zivilbevölkerung [29] mitteilte, nicht. Ferner machte unser Arbeitgeber Granièz aus Crefanzy einen Bericht an den Kommandanten von Chateau-Thierry. In unserem Lager fand dann ein ständiger vierzehntägiger Wechsel des Bewachungspersonals statt. Auf weitere Namen der französischen Bewachung kann ich mich nicht besinnen."


Sergeant Chavant
Zu Tode gequält - mit Drahtpeitschen geschlagen

"Im April 1919 befand ich mich" - so erzählt der aus französischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrte Leutnant d. R. Werner Stache aus Chemnitz, vom Feldart.-Regt. Nr. 192 - "im Lager Croix-Moligueaux. Am Nachmittag des 14. 4. arbeitete ein Kommando beim Abreißen eines Drahtverhaues. Kurz vor Arbeitsschluß brach der Gefangene Schäfer, der sich am Morgen krank gemeldet hatte, aber vom Sergeanten Chavant nicht anerkannt war, entkräftet zusammen. Das Kommando mußte noch Küchenholz mitnehmen, das von der Arbeitsstelle etwa 10 Minuten entfernt war. Der Posten, Soldat Brunet, blieb mit Schäfer allein zurück. Die Zeugen, Gefr. Tölle, Gefr. Tönjes sowie Soldat Krase, gingen zurück, als sie sahen, daß Schäfer mißhandelt wurde, und baten den französischen Soldaten Brunet, den entkräfteten Schäfer tragen zu dürfen, was er ihnen aber verbot. Beim Abmarsch der Abteilung schleifte Soldate Brunet Schäfer eigenmächtig hinter sich her und stauchte ihn wiederholt zu Boden. Bei einer kurzen Ruhepause schleifte er ihn an der Abteilung vorbei bis an den Dorfteich von Croix-Moligueaux. Daselbst warf er ihn in das Wasser und ließ ihn liegen. Unter Anspannung seiner letzten Kräfte wälzte sich Schäfer aus dem Wasser heraus und brach gänzlich erschöpft an der Teichmauer zusammen. Die Abteilung mußte ins Lager zurückkehren. Nach etwa 10 Minuten, als die Kompanie zum Appell angetreten war, wurde Schäfer von einem Alpenjäger ins Lager geschleift und am Schilderhaus rücksichtslos hingeworfen. Der Sergeant Chavant gab den Befehl, daß Schäfer liegen bleiben solle, er sollte selbst ins Zelt hineingehen. Die Kameraden trugen Schäfer nach etwa 10 Minuten ins Zelt, brachten ihn zu Bett und gingen alsdann selbst schlafen. Am anderen Morgen fand man Schäfer tot auf. Da sich Schäfer während der Nacht nicht gemeldet hatte, wird angenommen, daß er noch am Abend gestorben ist.

Unter der Führung des Sergeanten Chavant von März bis Juni 1919 hatte die Kompanie sehr zu leiden, da derselbe den Posten unbefugte Macht gegeben hatte. Im Lager wie auf den Arbeitsstellen wurden die Gefangenen mit geflochtenen Telephondrahtpeitschen und Stöcken geschlagen. Der Sergeant trieb schwache und kranke Leute zur Arbeit und gab einem Gefangenen, der einen umgefallenen Kameraden ins Zelt trug, einen Fußtritt, daß derselbe zwei Monate an Stöcken laufen mußte. Gefangene, die in Arrest kamen, wurden geschlagen und mit Fußtritten in den Keller hinabgestoßen."

[30]
"Ihr müßt verrecken, ihr deutschen Schweine!"

Der Handlungsgehilfe Walter Herrn aus Markranstedt (Sachsen), von der 9. Komp. Res.-Infanterie-Regiments Nr. 242, erzählt:

"Im August 1918 war ich in einem Steinbruch auf Akkordarbeit beim Fort St. Antoine bei Toulon beschäftigt. Da mir und vier anderen Kameraden die Arbeit zu schwer war, baten wir um Ablösung. Wir hatten solch schwere Arbeit nicht gelernt und waren ihr körperlich in keiner Weise gewachsen. Der Lagersergeant ließ uns, da er dies als Arbeitsverweigerung ansah, nachmittags von 1 - 5 Uhr in der glühendsten Sonnenhitze stillstehen und hochsehen in die Sonne. Am Abend wurden wir in eine feuchte, modrige Pulverkammer eingesperrt, ohne daß uns Nahrung verabfolgt wurde. Schuhe und Strümpfe wurden uns vorher abgenommen. Am nächsten Morgen stand der Sergeant mit geladenem Revolver vor der Kammer und gab uns Befehl, barfuß auf den spitzen Steinen im Hofe zu exerzieren. Wir baten um unsere Schuhe, als Antwort schlug er uns mit dem Revolver ins Gesicht. Ein Fritz Leyser aus Frankfurt a. M. wollte die Schläge abwehren, sofort sprang die Wache heraus und schleifte den Leyser auf das Wachzimmer und mißhandelte ihn dort in der rohesten und gemeinsten Weise. Monatelang später sah man noch die Spuren der Mißhandlung. Dann kamen wir wieder sofort in die Pulverkammer, nachmittags wiederholte sich die Szene vom Vormittag, nur daß diesmal mit der Wache mit aufgepflanztem Gewehr ein Kreis im Hof gebildet wurde. Innerhalb des Kreises stand nun der Sergeant, der Dolmetscher mit der Peitsche, zwei Stunden lang mußten wir nun im Kreise laufen, wurden viehisch von den Posten in die Kniekehlen getreten und dauernd mit der Peitsche geschlagen. 'Ihr müßt verrecken, ihr deutschen Schweine, ihr Hunde' usw. wurde uns in Gegenwart von Weibern zugeschrien. Das Blut floß uns an den Knien herunter, die Füße wurden wund, und einer meiner Kameraden fiel in Ohnmacht, der Hunger und die fürchterlichen Schmerzen zwangen uns dann schließlich dazu, daß wir zusammenbrachen und alles tun wollten, was sie im Steinbruch verlangten. Am andern Morgen streikte auf diese unerhörte Behandlung hin das ganze Arbeitskommando und der Kommandant, Hauptmann Levy (angeblich ein deutscher Jude), wurde benachrichtigt. Wir wurden von ihm verhört und sollten dann zur Arbeit gehen. Am nächsten Tage erhielten wir dann von ihm 30 Tage strengsten Einzelarrest mit 500 Gramm Brot und Wasser täglich und jeden vierten Tag Suppe, weil wir Streikführer wären. Als Zeuge gebe ich noch an Xaver Schmaderer aus Altenstadt, Post Cham, Oberpfalz, und Hans Zietzmann aus Nürnberg."


Leidenszeit zweier Unteroffiziere

Ein erschütterndes Bild entrollt sich vor unseren Augen in nachfolgendem Briefe, den die Unteroffiziere Gotthilf Diebold aus [31] Offerdingen und Theodor Regwardt aus Volksen an ihre Angehörigen geschrieben haben:

"Meine lieben Angehörigen!

Soeben wieder bei meiner Kompanie angekommen, teile ich Euch mit, daß unser Fluchtversuch mißglückt ist und wir beinahe das Leben eingebüßt hätten; denn kurz vor Metz in Herbeville wurden wir von einem Posten der P. G. Cie Nr. 78 erwischt. Man führte uns daselbst auf die Wache, wo uns die französischen Soldaten zur Begrüßung mit Faust- und Gewehrkolbenschlägen gegen Gesicht, Kopf und Körper empfingen, wobei wir schwere Blutverluste hatten. Besonders an Roheit tat sich der Adjutant derselben Kompanie hervor; er und etwa sechs bis sieben Soldaten warfen uns auf die Erde und bearbeiteten uns mit ihren schweren, genagelten Stiefeln, bis uns das Blut aus Mund und Nase kam. Schwere Verletzungen auf der Brust, an Händen und Gesicht trugen wir davon. Diese Behandlung währte etwa eine halbe Stunde, bis wir unfähig waren, uns zu rühren und wie leblos liegenblieben. Auch hatte man uns zuvor schon der Kleidung beraubt, wie Mantel, Rock, Stiefel, Hosenträger und Strümpfe. Sodann kamen wir in das sogenannte 'Prison,' eine mit vielen Löchern versehene Bretterbude, durch welche Wind und Schnee freien Zutritt hatten. So saßen wir bis zum anderen Morgen völlig frei in Hemdsärmeln, ohne Decke, barfuß und aus den erlittenen Wunden blutend, zitternd, hungernd und fröstelnd in dieser elenden Bude. Vor unserem Eintritt ins Prison saßen dort schon drei Kameraden von der angegebenen Kompanie. Der Posten, welcher die Tür öffnete, ergriff bei dem Worte 'heraus' eine schon bereitstehende dicke Latte, mit welcher er darauf den drei Kameraden unbarmherzig ohne jeden Grund über Kopf und Rücken schlug, bis sie in einer anderen Zelle verschwanden. Darauf warf man uns unter Fußtritten und Faustschlägen in diese freigewordene Zelle. Am anderen Morgen holte man uns um 9 Uhr heraus und gab uns Mantel, Rock und Stiefel zurück; Hosenträger und Strümpfe waren inzwischen in die Hände von Liebhabern übergegangen. Alsdann brachte man uns zum Chef der Kompanie, wo die bedauernswerten deutschen Kameraden in einem alten verlassenen Waldlager untergebracht waren. Dort wurden wir von dem Kommandanten der Kompanie verhört. Nach dem Verhör wurden wir wiederum unter Faustschlägen und Fußtritten nach einem Betonunterstand gebracht, welcher als Prison diente. Dort angekommen, wurden wir entkleidet, dann begann dieselbe Behandlung wie tags zuvor. Wiederum schlug man mit Knüppeln unter Vorhaltung des Revolvers und uns verhöhnend auf uns ein. Dann sperrten sie uns ein. Da saßen wir in Schmerzen uns windend im Hemd, ohne jegliche Bekleidung der Kälte preisgegeben. Etwa eine Stunde später traten zwei Soldaten ein, fragten uns, ob wir zufrieden wären. Wir konnten vor Mattigkeit [32] kaum eine Antwort geben. Dann verschwanden dieselben, kehrten aber gleich im Verein mit noch sechs ihrer Kompanie zurück, rissen die Tür auf, ließen uns im Hemd heraustreten, stellten sich in Spießrutengasse, mit Knüppeln und Bretterstücken bewaffnet, auf, ließen uns so einigemale durchlaufen, wobei wir abermals schwere Schläge über die noch blutenden Körperteile erhielten. Unter Fußtritten folgen wir wieder in die kalte Zelle. So wiederholte es sich jede Stunde, bis nachmittags 4 Uhr uns die Gendarmerie gefesselt nach ihrer Station abholte. Nach den Aussagen der gefangenen Kameraden der Kompanie 78 ist eine derartige Behandlung ihnen nichts Neues. Unter anderem erzählten die Kameraden derselben Kompanie, daß sie im Mai des Jahres eine derart schlechte Verpflegung hatten, daß sie alles Grün, das der Erde entwuchs, pflückten und zur Suppe kochten, wie Efeublätter und Gras. Diese Selbsterlebnisse können zu jeder Zeit von uns unter Eid bekräftigt und wiederholt werden, daß dieselben am 1. und 2. November 1919 im sogenannten Friedensjahr stattfanden!

So wurden wir von der Gendarmerie die 200 Kilometer lange Strecke zu Fuß von Station zu Station gebracht, bis nach Troissy P. G. Cie 34. Von hier aus kommen wir voraussichtlich in die Strafkompanie Nr. 900, bei der wir zu dieser Menschlichkeit widersprechenden Behandlung noch 60 Tage Gefängnis abzumachen haben. Nach Aussage der schon dort gewesenen Kameraden soll es dort des Morgens und des Abends je nur eine Scheibe Brot als Tagesverpflegung geben. Auf harten Brettern soll man schlafen mit einer halben Decke. Jeden vierten Tag als Extraverpflegung des Morgens und Abends je einen Trinkbecher warmes Essen; mit Grauen und Bangen sehen wir den kommenden Tagen entgegen. So sieht der Friede von 1919 für uns arme Gefangene aus! Wann wird die erlösende Stunde für uns schlagen, die wir für unser Vaterland unser Leben in die Schanze schlugen und treu aushielten?"





Die Bestie im Weltkriege:
Unter den Peitschenhieben französischer Lagerkommandanten.
Verbrechen an deutschen Volksgenossen.

Herausgegeben von zwei Kriegsbeschädigten.