Teil 1: Die Grundlagen der
deutschen Wirtschaft.
Die Entwicklung bis zur Machtübernahme B. Boden II. Der Boden als Träger des Gewerbes 2. Das deutsche Gewerbe b) Die deutsche Industrie Wie sich aus dem Handwerk die Industrie entwickelt hat In den früheren Jahrhunderten ist das Handwerk die ausschließliche Form der gewerblichen Gütererzeugung gewesen. Mit der Erfindung der Dampfmaschine und dem Vordringen der Elektrotechnik wurden immer neue Gebiete menschlicher Tätigkeit von der Technik erschlossen. In den Jahrzehnten von 1840 bis 1870 wuchsen in rascher Folge zahlreiche Industriezweige empor, die den Bereich der Handwerkserzeugung unaufhörlich einschränkten und dem Wirtschaftsleben ein neues Antlitz aufprägten. Andere Industriezweige entfalten sich auf ganz neuen Gebieten, für die eine handwerksmäßige Erzeugung nicht in Frage kam, trieben aber darum nicht weniger nachhaltig die Industrialisierung des Wirtschaftslebens voran. Die restlose Industrialisierung des Handwerks ist aber nicht Tatsache geworden, vielmehr hat sich die handwerksmäßige Verfassung für einen nennenswerten Teil der gewerblichen Gütererzeugung erhalten. Eine Reihe von Umständen, auf die in dem Kapitel "Die wirtschaftliche und soziale Bedeutung des Handwerks" hingewiesen worden ist, hat auf dieses Ergebnis hingewirkt. Gewiß sind durch tiefgreifende Wandlungen im Bedarf an Gebrauchsgegenständen und in der Nachfrage nach ihnen blühende Handwerkszweige entwurzelt oder z. T. stark beschnitten worden. Aber auf Grund statistischer Unterlagen ist heute zu erkennen, daß ein zahlenmäßig umfangreicher und wirtschaftlich leistungsfähiger handwerklicher Produktionsapparat im Rahmen der gegenwärtigen Volkswirtschaft vorhanden ist. Nicht etwa, daß es sich hierbei um einen Ableger der Industrie handelt, der gewissermaßen in der Entwicklung hinter dem industriellen Großbetrieb zurückgeblieben wäre. Diese Ansicht ist unzutreffend und darf heute als überwunden gelten. Sie wird durch die tatsächlichen Verhältnisse zweifelsfrei widerlegt, die zur Herausbildung einer wesenseigenen Handwerkserzeugung geführt haben, die im Zusammenhang der Volkswirtschaft einen ganz bestimmten Platz einnimmt. Ebenso hat sich der Marktbereich für handwerkliche Erzeugnisse und Leistungen deutlich erkennbar abgegrenzt, selbstverständlich, ohne daß hierdurch der Konkurrenzkampf in Zukunft ausgeschaltet wäre; aber sein Charakter hat sich doch wesentlich verschoben. Aufs Grundsätzliche abgestellt, hat sich das Verhältnis zwischen Industrie und Handwerk dahin geklärt, daß beide nebeneinander ihr eigentümliches Betätigungsfeld haben.
Die soziale Umwälzung als Folge der Industrialisierung
Mensch und Maschine
Dieses System konnte nur solange mit Erfolg arbeiten, als durch die stürmische Fortentwicklung der Technik sich immer neue Arbeitsgebiete für das raffende Kapital auftaten. Die niedrigen Löhne, die an die Arbeiter gezahlt wurden, standen mit den hohen Preisen der verkauften Ware nicht im Einklang, und die geringen Einnahmen, die die Landwirtschaft für ihre Produkte erzielte, machten es dieser unmöglich, die hohen Preise für die Industrieprodukte zu bezahlen. So schwanden die Abnehmer, sobald ein gewisser Stillstand in dem Fort- [113=Abb.] [114] schritt der Entwicklung eingetreten war. Nur unter diesen Voraussetzungen konnte der Marxismus die Arbeitermassen mit seiner Forderung der Verstaatlichung aller Produktionsgüter gewinnen. Das liberalistische System erlitt Schiffbruch und mit ihm das marxistische. Das nationalsozialistische Wirtschaftssystem stürmt nicht an gegen die Verwendung der Maschinen im allgemeinen, aber es bricht mit der marxistischen Weltanschauung, nach der der Hersteller der Ware für sich allein die Gewinne einheimsen durfte. Die Maschine, die in den Wirtschaftsprozeß eingesetzt wird, muß dazu dienen, den Wirtschaftsumsatz zu beleben, die Arbeit des einzelnen Menschen zu erleichtern und letzten Endes das Besitztum jedes Volksgenossen zu vergrößern. Nicht allein diejenigen, die die neu erfundenen Maschinen verbessern und die Arbeitsleistung der Maschine weiter steigern, dürfen allein Nutzen an der Arbeit haben, sondern der ganzen Volksgemeinschaft muß jede Neuerung, jede Maschine, die durch den technischen Fortschritt hervorgebracht wird, dienen. Dann wird sich auch der Arbeiter in den Fabrikhallen nicht mehr als der Sklave der Maschine fühlen, sondern als ihr Beherrscher, der durch sie der Volksgemeinschaft nützt. Der Arbeiter fordert nicht mehr die Verstaatlichung der Maschine, denn er weiß, daß Unternehmer und Arbeitnehmer mit der Maschine dem Volksganzen dienen wollen. Früher war die Maschine Herrscher über den Menschen. In der nationalsozialistischen Wirtschaft ist der Mensch Herrscher über die Maschine.
Die Betriebsgröße im deutschen Gewerbe
Die Bedeutung der großbetrieblichen Wirtschaftsform kommt noch beträchtlich stärker zum Ausdruck, wenn man statt der örtlichen Niederlassungen die Gesamtunternehmungen betrachtet. Denn viele dieser örtlichen Niederlassungen sind nur Zweigbetriebe der über das ganze Reich sich erstreckenden Groß- und Riesenunternehmungen, die ihrerseits wiederum die Glieder mächtiger Industrie- und Handelskonzerne darstellen.
Die Unternehmungsform in der Industrie Die Zusammenballung der Industriebetriebe in gewissen Bezirken, die vorwiegend dadurch begünstigt wurde, daß die Industriezweige vielfältig voneinander abhängig sind, brachte nun eine Entwicklung vom Einzelbetrieb des allein verantwortlichen Privatunternehmers zum Kollektivunternehmen mit sich. Mehrere Unternehmer schlossen sich in einer Gesellschaft zusammen. Bei der Aktiengesellschaft werden die Gesellschaftsanteile meist ohne jede persönliche Bindung frei an der Börse gehandelt. In der Gesellschaft mit beschränkter Haftpflicht sind als Gesellschafter bestimmte Personen mit gesetzlich bestimmter persönlicher Haftung vorhanden. In der Genossenschaft schließt sich meist ein größerer Kreis von Verbrauchern oder Einzelerzeugern zusammen, um durch die Genossenschaft gemeinsam günstig einkaufen oder verkaufen zu können. In den offenen Handelsgesellschaften haften die Gesellschafter unbeschränkt und solidarisch. Neben diesen Gesellschaften haben sich die Einzelbetriebe noch immer behauptet. 95% aller Betriebe in Deutschland sind Einzelbetriebe. Fast die Hälfte des gesamten Um- [115=Abb.] [116] satzes der gesamten Wirtschaft wird von ihnen getätigt. 18% des Umsatzes (2,3% der Betriebe) entfallen auf die offenen Handelsgesellschaften, die der Betriebsform nach den Einzelbetrieben gleichzustellen sind.
Die Entwicklung der deutschen Industrie und ihr Anteil an der Weltproduktion Die Geburtsstunde der Industrie fällt auf den 5. Januar 1769. An diesem Tage wurde dem Schotten James Watt das Patent auf die Dampfmaschine erteilt. Aber die Technisierung schritt nur langsam vorwärts. Erst 100 Jahre später trat sie mit der Elektrotechnik ihren Siegeszug an. Nun wurden immer neue Gebiete von der Technik erschlossen, immer neue Erfindungen gemacht. Mechanisierung und Nationalisierung fanden immer mehr in allen Wirtschaftszweigen Berücksichtigung. Durch immer größere Arbeitsteilung wurden die früher geschlossenen Berufskreise gesprengt, immer neue Berufe entstanden. Dieser Entwicklung setzte der Weltkrieg ein jähes Ende.
Der größte Fehler der liberalistisch-marxistischen Wirtschaftspolitik der Nachkriegszeit bestand darin, daß sie Deutschland zu einem Industrieexportland ersten Ranges machen wollten, obwohl den damaligen Wirtschaftsführern bekannt war, daß das Ausland gleichfalls seine Industrie in jeder Hinsicht ausgebaut hatte. Außerdem hatten sie noch erlebt, daß sich das Ausland bereits vor dem Kriege gegen die Überschwemmung mit deutschen Industrieerzeugnissen zur Wehr gesetzt hatte. Letzten Endes war die Konkurrenz der deutschen Industrieerzeugnisse der Hauptanlaß für England und die Vereinigten Staaten in den Weltkrieg einzutreten. Nach dem Kriege mußte die deutsche Industrie ohne weiteres unterliegen, weil sie weit höher mit Steuern, Sozialabgaben und Schuldzinsen belastet war als die ausländische. Das deutsche Dumping wurde durch eine Erhöhung der Zölle wirkungslos gemacht. Damit war die Industrie auf dem Weltmarkt kampfunfähig. Sie wurde in ihrer Entwicklung bis auf den Stand von 1895 zurückgeworfen. Ein tieferer Sturz war wirklich nicht denkbar. Erst das Frühjahr dieses Jahres hat die Schicksalswende in der deutschen Industrie gebracht. Jetzt regen sich neue lebendige Kräfte. Nach jahrzehntelanger politischer Unsicherheit ist jetzt wieder Vertrauen in die deutsche Wirtschaft eingekehrt. Vertrauen für die Zukunft in Volk und Staat. Dieses Vertrauen ist das Fundament segensreicher Arbeit geworden. Die nationalsozialistische Regierung hat sich von der liberalistisch-marxistischen Methoden abgekehrt und betreibt Arbeitsbeschaffung und Wirtschaftsaufbau auf lange Sicht. Wenn wir uns die beiden nebenstehenden [Scriptorium: nachfolgenden] Bilder betrachten, so können wir feststellen, daß die Industrieerzeugung Deutschlands weit stärker angestiegen ist als in allen anderen europäischen Industriestaaten.
Gerade unsere Wirtschaft, die vollkommen verarmt und verschuldet ist und unter den Schlägen der Krise am härtesten zu leiden gehabt hat, ist im Zusammenhang mit der nie erlebten Kraftentwicklung der gesamten Nation im Frühjahr dieses Jahres mit neuem Vertrauen und frischem Mut an die Arbeit gegangen. Da die Steigerung der deutschen Industrieproduktion bei gleichzeitiger Stockung unserer Ausfuhr erfolgt ist, kann die Mehrproduktion fast nur auf den Binnenmärkten abgesetzt worden sein. Wenn wir uns die Verhältnisse auf dem Weltmarkt betrachten, so kann auch in der nächsten Zukunft mit einer Vergrößerung des Absatzes auf dem Weltmarkt kaum gerechnet werden. Da es vor allem die Produktionsgüter waren, die den Hauptteil der deutschen Ausfuhr ausmachten, werden die Produktionsmittelindustrien neuen Absatz nur im Inlande gewinnen können.
[117=Abb.] [118] Die deutsche Eisenindustrie Das deutsche eisenerzeugende und eisenverarbeitende Gewerbe steht innerhalb des Metallgewerbes bei weitem an der Spitze. Auf die Gesamtheit der Industrie und des Handwerks bezogen, ergeben sich in Prozenten 23% der tätigen Personen, 34% der Maschinenleistung und 10,6% der Betriebe. Aus diesen Zahlen geht die große Bedeutung hervor, die das Eisengewerbe für Deutschland hat. Kein anderer Zweig, auch nicht die Textil- und chemische Industrie, kommen ihm an Bedeutung gleich.
[119=Abb.] [120] Die deutsche Maschinenindustrie Die deutsche Maschinenindustrie ist der wichtigsten Zweig der deutschen Eisenindustrie. Sie steht hinter der der Vereinigten Staaten und Englands an dritter Stelle der Maschinen erzeugenden Länder der Welt. In dem ersten Jahrzehnt nach dem Kriege war sie stark für das Ausland beschäftigt. Nachdem sich die fremden Staaten auf Selbstversorgung eingestellt hatten, muß auch die Maschinenindustrie sich neue Absatzmärkte im Inlande suchen.
[121=Abb.] [122] Die deutsche Kraftfahrzeugindustrie Die Erfinder des Automobils sind Deutsche. Die Zähigkeit des deutschen Strebens auf dem Gebiete des Automobilbaues hat dazu geführt, daß die deutschen Fabrikate an Zuverlässigkeit und Dauerhaftigkeit an der Spitze aller Fabrikate der Welt stehen. Trotzdem konnte der Kraftwagen noch nicht die Verbreitung in Deutschland wie im Auslande finden. Auf einen Wagen kommen in Deutschland 100 Personen, in England nur 30, in Frankreich 25 und in USA. nur 5. Es ist zu hoffen, daß in absehbarer Zeit die Kraftfahrzeugverhältnisse Deutschlands sich bessern werden. Endlich hat ein Mann das Steuer des Staates in die Hand genommen, bei dem die Automobilindustrie Verstehen für ihre Not und Hilfe aus ihr gefunden hat. Die nationalsozialistische Regierung baut Autostraßen. Sie erleichtert durch Steuermilderungen in weitestem Umfang die Beschaffung von Kraftfahrzeugen. Durch ihre großzügige Steuerbefreiung hat sie den Ankauf fabrikneuer Personenwagen gefördert und der schwer darniederliegenden Kraftfahrzeugwirtschaft einen gewaltigen Auftrieb gegeben. Besonders wichtig ist zunächst die Tatsache, daß die Förderung der Automobilindustrie Tausenden hochqualifizierten Arbeitern Beschäftigung gibt.
Mit der zunehmenden Entwicklung der Kraftfahrzeugindustrie muß auch eine gleiche in den dazugehörigen Nebenindustrien einhergehen. Außerdem verlangt der gesteigerte Kraftverkehr ja auch Straßen. Bei dem Aufbau und Neubau derselben werden weitere brachliegende Arbeitskräfte verwandt. Unmittelbar in der Automobilindustrie waren Ende Januar 1933 90.000 Arbeiter und Angestellte tätig. Die beliefernden Rohstoff- (Stahl, Holz, Leder, Glas, Lacke usw.) und Zubehörindustrien (Zahnräder, Kugellager, Reifen, elektrische Anlagen usw.) beschäftigten 200.000, Autohandel, Reparaturwerkstätten, Garagen und Tankstellen weitere 200.000, die inländische Treibstoffherstellung ungefähr 50.000. Dazu kommen 120.000 Kraftfahrer im Arbeitnehmerverhältnis. Das ergibt zusammen über 660.000 durch das Kraftfahrzeug ihr Brot erhaltende Arbeiter und Angestellte. Diese Zahlen zeigen, daß auf einen unmittelbar in ihr Beschäftigten fünf bis sechs in den Liefer- und Zubehörindustrien Tätige kommen.
[123=Abb.] [124] Die chemische Industrie Die chemische Industrie Deutschlands ist führend in der Welt. Sie hat seit den 60er Jahren die hochstehende französische und englische überflügelt. Der Grund dafür liegt darin, daß einmal die wissenschaftliche Führung seit jener Zeit unbestreitbar an Deutschland übergegangen ist, zum anderen aber auch darin, daß Deutschland wichtige Rohstoffe in großer Menge besitzt, z. B. Steinkohle, Braunkohle und Kali. Zwar hat der Krieg schwere Schäden gebracht, weil viele Tausende von Patenten vom feindlichen Auslande beschlagnahmt und ausgewertet wurden; aber auch heute noch steht Deutschland an der Spitze, besonders in der Herstellung von Farbstoffen und Medikamenten.
Im Jahre höchster Produktion betrug der Wert der eingeführten Rohstoffe etwa 200 Millionen RM., wogegen für 1,4 Milliarden RM. Fertigwaren ausgeführt wurden. Nicht berücksichtigt sind in diesen Zahlen die Öl verarbeitende und Seifen erzeugende Industrie, die fast nur Auslandsrohstoffe verwendet. Über die Margarineindustrie ist in dem Kapitel über die deutsche Fettwirtschaft das Notwendige gesagt worden.
Die deutsche Textilindustrie Die Verarbeitung tierischer und pflanzlicher Faserstoffe zu Garnen und Geweben dient einem der wichtigsten menschlichen Bedürfnisse, dem Bekleidungsbedürfnis. Mit rund 2,6 Millionen beschäftigter Personen und einer Kraftmaschinenleistung von 1,4 Millionen PS nimmt das Textil- und Bekleidungsgewerbe die erste Stelle innerhalb der deutschen Verbrauchsgüterindustrien ein. Nahezu die Hälfte aller in der Verbrauchsgüterindustrie tätigen Personen ist in diesen beiden Gewerbezweigen beschäftigt. Die wichtigsten Produktionszweige der Textilindustrie sind die Wollindustrie, die Baumwoll- und Bastfasernindustrie, die Seiden- und Kunstseidenindustrie und das Wirkerei- und Stickereigewerbe. Im Laufe dieses Jahres konnte eine wesentliche Zunahme der Textilerzeugung festgestellt werden. Vertrauen auf die politische und wirtschaftliche Zukunft hat Anstoß zu dieser Belebung gegeben, die alle wichtigen Teile der umfangreichen Textilindustrie erfaßt hat. Die Lager werden aufgefüllt, der Absatz steigt. Neue Kaufkraft wird nach und nach spürbar werden, nachdem Millionen Erwerbslose wieder Arbeit und Brot erhalten haben.
Die deutsche Kunstseidenindustrie
Die deutsche Lederindustrie Die Lederindustrie spielt in der deutschen Wirtschaft eine bedeutende Rolle, sind doch in ihr bei Einrechnung der Schuhindustrie etwa eine halbe Million Menschen beschäftigt. Die Hauptgebiete der Lederindustrie sind das Rhein-, Main- und Neckargebiet, Thüringen, Sachsen und die Unterelbe. Als Rohstoffe dienen die Tierfelle, die ein Nebenprodukt der Fleischerzeugung sind. Deutschland müßte seinen Fleischverbrauch und damit die Erzeugung verdoppeln, wenn es in der Lederversorgung vom Auslande unabhängig werden wollte. Im Jahre 1928 betrug der Wert der Häute-Einfuhr 450 Millionen RM., sie ging aber 1931/32 auf 130-150 Millionen RM. zurück. Neben den Häuten und Fellen braucht die Lederindustrie Gerbstoffe, die, soweit es sich um pflanzliche handelt, im Inland erzeugt werden können.
Die deutsche Schuhindustrie ist neben der der U.S.A. und Englands die bedeutendste der Welt. Der Wert der Schuhproduktion betrug 1930 712 Millionen RM., wovon Waren im Werte von 60 Millionen RM. ins Ausland gingen. Die Schuhindustrie hat mit einem starken Absatzrückgang zu kämpfen. War die Lederschuhindustrie 1928 zu mehr als drei Viertel ihrer Leistungsfähigkeit beschäftigt, so wurde sie 1932 nur noch zur Hälfte ausgenutzt. Der deutsche Markt kann also in vollem Umfange bei noch so gesteigertem Verbrauch von der deutschen Industrie versorgt werden. Jeder Deutsche hat die Pflicht, nur deutsches Schuhwerk zu kaufen.
Die deutsche Kautschukindustrie Die deutsche Gummiwarenindustrie wird an Umfang nur von der der Vereinigten Staaten übertroffen. Sie hat ihre Standorte da gewählt, wo die Rohstoffe von den Einfuhrhäfen schnell und billig herbeigeschafft werden können. Mittelpunkt der Herstellung von Gummiwaren aller Art ist Hannover. Ein zweites Zentrum hat sich um Hamburg und Harburg entwickelt, ein drittes in Berlin.
[127-128=Abb.] [129] Die deutsche Kautschukindustrie ist eine wichtige Ausfuhrindustrie. 1929 wurde aus 590.000 Tonnen eingeführtem Rohkautschuk im Werte von 105 Millionen Reichsmark nicht nur der größte Teil des Inlandbedarfes gedeckt, sondern noch ein Ausfuhrwert von 130 Millionen Reichsmark erzieht. Es gibt bereits ein Verfahren, aus Kalk und Kohle hochwertigen Kautschuk künstlich zu erzeugen. Da aber der Pflanzenkautschuk infolge der Überproduktion im Preise so ungeheuer gefallen ist, daß er nur noch den zehnten Teil von dem kostet, was er 1913 brachte, wird der künstlich hergestellte Kautschuk zu teuer. Man muß deshalb zunächst davon absehen, in Deutschland größere Fabrikationsanlagen zu errichten. Der Hauptzweig der Kautschukindustrie ist die Bereifungsindustrie. Ihre Erzeugung hat einen Umfang von je 13 Millionen Decken und Schläuchen für Fahrräder und je 2 Millionen für Kraftfahrzeuge. Die deutsche Bereifungsindustrie beliefert in großem Umfange das Ausland, konnte aber erst in allerletzter Zeit die ausländischen Reifen vom Inlandsmarkt verdrängen. Es ist nicht notwendig, daß noch immer 55.000 Kraftfahrzeugreifen und 367.000 Fahrradreifen in einem Werte von fast 2 Millionen Reichsmark vom Auslande bezogen werden. Sollte sich der Bedarf an Autoreifen, der in der Krise um etwa ein Drittel zurückging, wieder heben, was durch die Ankurbelung der Autoindustrie zu erwarten ist, so wird die deutsche Industrie vollauf in der Lage sein, diese erhöhte Nachfrage vollwertig zu befriedigen. Die Automobilrennen der letzten Jahre haben die Überlegenheit der deutschen Reifen über die ausländischen hinreichend unter Beweis gestellt.
Die Papierindustrie und das Druckgewerbe umfassen zusammen mehr als eine halbe Million beschäftigte Personen, die sich etwa zu gleichen Teilen auf die Papiererzeugung und -verarbeitung und das Vervielfältigungsgewerbe verteilen. Für die Ansiedlung der papiererzeugenden Industrie ist vor allem die Nähe holzreicher Wälder und daneben auch die Nähe der Textilindustrie mit ihren für die Papiererzeugung wichtigen Abfällen maßgebend gewesen. Auf das Land Sachsen entfällt fast ein Drittel der in der Papiererzeugung beschäftigten Personen; es folgen Bayern, Baden, die Rheinprovinz und Schlesien. Die Papier verarbeitende Industrie ist dagegen mehr in den dichtbesiedelten Industriezentren ansässig. Als Hauptstädte des Druckgewerbes sind Leipzig und Berlin zu nennen.
Die deutsche keramische Industrie Deutschland ist das Ursprungsland der europäischen keramischen Industrie und besitzt auch heute noch die Führerschaft, vor allem in der Porzellanindustrie. Das Hauptgewicht liegt auf dem vom Erzgebirge, Thüringer Wald, Fichtelgebirge und Böhmerwald gebildeten Gebirgskreuz, also auf Thüringen und Nordbayern. Dort dürften etwa dreiviertel alles deutschen Porzellans erzeugt werden. Die Steingut-, Steinzeug-, Majolika- usw. Industrie folgt den Tonlagern, die mehr in Flußtälern und in der norddeutschen Ebene zu finden sind. Die grobkeramische Industrie (Röhren, feuer- und säurefeste Steine) ist im wesentlichen in den gleichen Gebieten ansässig wie die feinkeramische. Da die deutsche keramische Industrie den größten Teil der Rohstoffe im Lande vorfindet, ist sie eine sehr wichtige Exportindustrie.
Holz verarbeitende Industrie Der wirtschaftliche Wert des Holzes ist allgemein bekannt. Über und unter der Erde, im Wasser und in der Luft, in jedem Betriebe findet es in irgendeiner Form Verwendung. Holz ist der Grundstoff für die Erzeugung des Papiers, für die immer mehr geschätzte Kunstseide und seit kurzem auch für Zucker. Entsprechend der mannigfachen Verwendungsmöglichkeit des Holzes zeigt die deutsche Holz verarbeitende Industrie weite Verbreitung.
Die Tischlerei ist der wichtigste Zweig des Holzgewerbes. Von ihren Untergruppen ist die Möbeltischlerei die bedeutendste. Sie hat in den letzten Jahren hart zu kämpfen gehabt. Weniger Ehen wurden geschlossen, weniger Haushaltungen eingerichtet. Die Einkäufe wurden unter dem Druck des Verdienstausfalles, des Lohn- und Gehaltabbaues eingeschränkt. Die Folge war, daß die Beschäftigung in der Möbeltischlerei unaufhaltsam sank. Viele Tausende von Arbeitskräften wurden brotlos. Noch im Frühjahr dieses Jahres sah es ganz trostlos aus. Jetzt liegen die ersten Berichte von einer Besserung vor. Eheschließungen werden durch Ehestandsdarlehen gefördert. An junge Paare werden Bedarfsdeckungsscheine ausgegeben, mit diesen kann die Wohnungseinrichtung angeschafft werden. Die Ehestandsdarlehen haben bereits für eine
In der Spielwarenindustrie besitzt Deutschland eine Industrie von Weltruf, die von keinem Lande übertroffen wird. Sie hat ihren Hauptsitz in den mitteldeutschen Gebirgen (Thüringen, Erzgebirge) und verdankt ihre Entstehung dem Umstande, daß in jenen Gebieten die Landwirtschaft wenig ertragreich ist, so daß die Bewohner, besonders seit dem Rückgang des Bergbaues, für den Winter eine Nebenbeschäftigung suchen mußten.
Die Bedeutung der einzelnen Industriezweige Vergleicht man nun, wie die wichtigen Gewerbezweige an dem Gesamtumsatz der deutschen Industrie und am deutschen Handwerk beteiligt sind, so sieht man, daß der größte Anteil auf das Nahrungs- und Genußmittelgewerbe fällt, gefolgt von der Textilindustrie, die an erste Stelle rückt, wenn man das
Die Verflochtenheit des Handwerks mit der Industrie Die Industrie hat sich aus dem Handwerk entwickelt. Diese Entwicklung kann man noch heute ständig beobachten, wenn man den Werdegang industrieller Werke verfolgt. In verschwindend geringem Maß sind Unternehmen sogleich industriell gegründet worden; meist ist ein Gewerbezweig rein handwerksmäßig betrieben worden, bis er dann nach industriellen Produktionsformen umgestellt wurde, die sich meist aus dem
Die Industrie in der Wirtschaftskrise Bei der engen Verbundenheit von Gewerbe und Landwirtschaft muß die Verarmung eines Wirtschaftszweiges unfehlbar auch Wirtschaftselend im anderen bringen. Die liberalistische Weltanschauung, die durch den Nationalsozialismus überwunden wurde, hatte folgerichtig aus der Idee des Weltbürgertums heraus den wirtschaftspolitischen Grundsatz aufgestellt, daß jede Ware da erzeugt werden soll, wo sie am günstigsten hergestellt werden kann. Dieser Grundsatz wurde auch zum Leitsatz der Wirtschaftspolitik des Weimarer Systems, ohne daß es sah, daß dann alle Völker auf das Lebensniveau des Landes heruntersinken müssen, das seine Arbeiter am schlechtesten bezahlt. Denn es ist doch klar, daß der polnische Industriearbeiter auf Grund seiner geringen Lebensansprüche und seiner mangelhaften Ausbildung zu einem niedrigeren Lohn arbeiten kann, als der deutsche Großstadtarbeiter, so daß beispielsweise die polnische Kohle viel billiger sein kann als die deutsche. Ähnliches gilt für alle Gewerbezweige, da sich letzten Endes fast der ganze Preis einer Ware in Lohn umsetzt. So mußte die Öffnung der Grenzen einen Verfall der deutschen Wirtschaft bringen, der noch dadurch verstärkt wurde, daß nach dem Kriege zunächst ein überhöhter Bedarf an Waren auftrat, der während des Krieges nicht gedeckt worden war. So entstand eine stark erhöhte Nachfrage, die die Industrie veranlaßte, ihre Werke rasch aufzubauen. Die Güterproduktion stieg zunächst in allen Staaten und allen Wirtschaftszweigen durch die Verbesserung und Verbreiterung der Herstellungsmethoden stark an, und als der Fehlbedarf gedeckt war, blieb man in allen Ländern auf Bergen von Waren sitzen.
Da aber einer der Hauptabnehmer, die Landwirtschaft, statt mehr, weniger kaufen konnte, und das gesamte Ausland bald allerlei Maßnahmen durchführte, um sich gegen deutsche Waren zu sichern, damit nicht die eigenen während des Krieges aufgebauten Industrien stillgelegt werden mußten, wurde das deutsche Gewerbe zur Einschränkung der Produktion gezwungen. Der Absatz stockte, zunehmende Einschränkung war die Folge. Arbeiter wurden entlassen. Dadurch wurde die Massenkaufkraft weiter geschwächt, und wiederum schrumpfte der Absatz. Eine Schraube ohne Ende. Zum ersten Male ist im Frühjahr 1933 dieser eherne Kreislauf durchbrochen worden. Zum ersten Male geht die Entwicklung andere Wege. Vertrauen ist wiedergekehrt, die Schwungkraft der nationalen Bewegung hat das ganze Volk emporgerissen und neue Kräfte auch auf wirtschaftlichem Gebiete wachgerufen. Die Zahl der in der Industrie [137=Abb.] [138] besetzten Arbeitsplätze und der geleisteten Arbeiterstunden ist wesentlich gestiegen. In einem halben Jahr hat sich ein Wandel vollzogen, wie er noch im vergangenen Winter nicht erwartet wurde und auch nicht erwartet werden konnte.
Betrachten wir nun die beiden großen Industriegruppen, die Produktionsgüter- und die Verbrauchsgüterindustrie. In der ersteren (Kohleförderung, Eisen- und Stahlgewinnung, Maschinen- und Geräteindustrie, Kraftfahrzeugindustrie usw.) hat eine wesentliche Zunahme der Erzeugung stattgefunden. Das ist ein besonders beweiskräftiges Zeichen wirtschaftlicher Belebung. Bei der anderen Industriegruppe handelt es sich um die Erzeugung von Bedarfsgegenständen des täglichen Lebens, also von Textilien, Schuhen, Porzellan, Glas, Nahrungs- und Genußmitteln usw. Auch diese Industriegruppe hat, wie an anderen Stellen bereits erwähnt, einen bedeutenden Aufschwung genommen. Der furchtbare Niedergang der Industrie, der unsere industrielle Erzeugung bis auf den Stand von 1895 zurückgeworfen hat, ist nicht nur aufgehalten, sondern unter der Führung Adolf Hitlers in einen vor Jahresfrist kaum möglich gehaltenen Aufstieg verwandelt worden. Und diese Wirtschaftsgesundung verdanken wir ausschließlich der Wirtschaftsbelebung auf dem Binnenmarkte.
Die Abhängigkeit des Gewerbes vom Binnenmarkte
Es gab vor dem Weltkrieg kein zivilisiertes Land, das nicht irgendwie mit der
Weltwirtschaft verflochten war. Der Reichtum der Völker, also auch des
deutschen Volkes, nahm immer mehr zu. Nach Kriegsausbruch zeigte es sich,
daß dieser Reichtum in vielen Ländern insofern eine schwache
Grundlage hatte, als er von dem Willen der anderen, den freien Welthandel zu
dulden, abhing. In Deutschland stieg damals die Not von Tag zu Tag, weil unsere
gesamte Ernährungsbasis nicht in unserem Lande selbst, sondern zu einem
großen Teil im Auslande verankert war. Auch bei unseren Gegnern zeigten
sich Schwierigkeiten, während wir hungerten, erstickten sie im
Überfluß an Vorräten von Nahrungsmitteln und Rohstoffen.
Mit einem Schlage war das weltwirtschaftliche Netz zerrissen worden. Nach dem
Krieg legte man Deutschland auf Grund des Vertrages von Versailles
unermeßliche Tributlasten auf, weigerte sich aber, deutsche Waren
abzunehmen. Das Ausland zog nach modernsten Verfahren eingerichtete
Industrien auf und schloß die Einfuhr durch Zölle und andere
handelspolitische Maßnahmen. Deutschland trieb nun unter dem Druck der
Not einen Schleuderexport, der seine Warenbestände auf einen geringen
Umfang herabdrückte. Der deutsche Bauer mußte z. B. das Kali teurer
bezahlen als der ausländische. Als Gegenleistung für diesen Schleuderexport
mußten wir ausländische Lebensmittel in Zahlung nehmen. Diese richteten unsere
Landwirtschaft zugrunde. Mit dem Erlös unseres Ausverkaufs mußten wir unsere
Schulden bezahlen. Der riesige Exportüberschuß an Industriewaren der Jahre 1930
und 1931 hat uns nichts genützt, weil dem ein großer Einfuhrüberschuß
an Lebensmitteln gegenüberstand. Das deutsche Volk hat erkennen
müssen, worauf von den Nationalsozialisten schon früher
hingewiesen worden ist, daß die Lebensfähigkeit unserer Industrie
nicht auf der Ausfuhr, sondern nur auf einem gesunden Binnenmarkt beruht.
Wenn wir Außenhandel betreiben, so können und wollen wir das nur,
um möglichst vielen Volksgenossen Arbeit und Brot zu verschaffen. Wenn
also durch einen Export der Industriearbeiter Arbeit erhält, der Bauer aber
brotlos wird, so ist damit der Nation auf keinen Fall gedient. Im heimischen
Boden und im eigenen Volke ruhen unsere Kräfte.
Nationalsozialistischer Wirtschaftsaufbau und seine Grundlagen Ein bildstatistischer Tatsachenbericht Dr. Paul Blankenburg und Max Dreyer |