[45] IV. Die wichtigsten Rohstoffe und ihre Quellen Was in den vorhergehenden Abschnitten zusammenfassend und grundsätzlich ausgeführt wurde, wird nunmehr im einzelnen darzulegen sein. Und zwar wird zu zeigen sein, wie sich die Versorgung Deutschlands mit den einzelnen der für seine Wirtschaft besonders wichtigen überseeischen Rohstoffe vor dem Kriege vollzog, und wie es in dieser Hinsicht jetzt bestellt ist. Weiter wird darzulegen sein, mit welchen Mitteln und mit welchem Ergebnis Deutschland sich vor dem Kriege in seinen Kolonien eigene Rohstoffquellen zu erschließen versuchte. Der Schluß aus dieser Betrachtung wird sich dann von selbst ergeben. Für die Beurteilung der mitzuteilenden Nachkriegszahlen ist folgendes vorweg zu schicken: Im vorigen Abschnitt sind bei der Bewertung von Ein- und Ausfuhr für 1923, 1924 und 1925 die Vorkriegswerte zugrunde gelegt, um den im Sinne jener Darlegungen störenden Faktor der Verteuerung auszuschalten. In den nachstehenden Betrachtungen müssen dagegen die Nachkriegswerte maßgebend sein, um die Mehrbelastung der deutschen Wirtschaft durch die inzwischen erfolgte Verteuerung der aus dem Ausland bezogenen Rohstoffe erkennen zu lassen. Wir beschränken uns für die Nachkriegszeit wieder auf die Jahre 1923 bis 1925, da die Angaben für 1919 bis 1922 allzu lückenhaft und unsicher sind. Auch für die drei letzten Jahre gelten noch die auf S. 40 erörterten Einschränkungen, die sich aus den Annexionen, Abtretungen und Besetzungen ergeben. Sie mindern die Vergleichbarkeit mit den Vorkriegszahlen und beeinträchtigen naturgemäß ebenso die Richtigkeit der Nachkriegsanschreibungen. Die mitgeteilten Ein- und Ausfuhrzahlen der Jahre 1923 und 1924 sind die endgültigen Mengen und Werte der amtlichen deutschen Handelsstatistik; für 1925 liegen erst vorläufige Zahlen vor, die zum mindesten für die Mengen allerdings als einigermaßen sicher angesehen werden können. Es darf als bekannt vorausgesetzt werden, daß die Baumwolle längst nicht mehr, wie in früheren Zeiten, einen Luxusartikel darstellt, sondern daß sie in allen Kulturländern der unentbehrliche [46] Grundstoff für die Gewebeindustrie geworden ist. Baumwollfabrikate sind heute Massenartikel, deren alle Bevölkerungskreise bedürfen. Der früher vorherrschend gewesene Verbrauch von Schafwolle, der im Anfang des vorigen Jahrhunderts den Baumwollverbrauch um das Doppelte überstieg, ist demgegenüber schon längst in das Hintertreffen geraten. Im Durchschnitt des Jahrfünfts 1836/1840 verbrauchte die deutsche Bevölkerung pro Kopf 0,34 kg Baumwolle jährlich. Für den Zeitraum 1871/1875 betrug dieser Satz bereits 2,84 kg, für 1896/1900: 5,54 kg, für 1901/1905: 6,15 kg und im Jahre 1913: 7,23 kg. Dieser Entwicklung entspricht die Zunahme der Einfuhr von Rohbaumwolle. Sie betrug
Danach stand Rohbaumwolle im Jahre 1913 in einem Wert von rund 600 Millionen M an der ersten Stelle unserer Einfuhrliste. Eine Wiederausfuhr von Rohbaumwolle fand kaum statt; sie stellte sich 1911 auf 37 048 t, 1912 auf 49 198 t, 1913 auf 48 371 t. Dagegen bildeten Baumwollwaren einen unserer hervorragendsten Exportartikel. Im Jahre 1913 bewertete sich die deutsche Ausfuhr von bearbeiteter Baumwolle und baumwollenen Halb- und Fertigfabrikaten2 auf 535,4 Millionen M = 5,2 v. H. der gesamten deutschen Ausfuhr. Damit standen die Baumwollwaren auf der Liste unserer wichtigsten Ausfuhrgegenstände hinter Maschinen und Eisenwaren an dritter Stelle. Was das auch für unsere innerwirtschaftlichen Verhältnisse bedeutet, liegt auf der Hand: Man kann annehmen, daß die Baumwollverarbeitung [47] in Deutschland im Jahre 1913 etwa dem achten Teil unserer gesamten Industriearbeiterschaft, mindestens einer Million Arbeiter, den Lebensunterhalt gewährte. Vergleichen wir mit dieser Vorkriegsentwicklung die Gegenwart: An Rohbaumwolle wurden eingeführt
Mit anderen Worten: Obwohl die Rohbaumwolleinfuhr sich der Menge nach in den beiden letzten Jahren verdoppelt hatte, betrug sie 1925 doch erst knapp vier Fünftel von der des letzten Vorkriegsjahres. Dagegen erforderte ihre Beschaffung 224 Millionen M mehr als im Jahre 1913! Wir hatten an einer früheren Stelle darauf hingewiesen, daß die Nachkriegszeit ein völlig ausgehungertes und aller Vorräte entblößtes Deutschland vorfand. Berücksichtigen wir das, so gewinnen die Verbrauchssätze, die sich auf Grund der mitgeteilten Einfuhrzahlen ergeben, eine besonders betrübende Bedeutung: Auf den Kopf der Bevölkerung entfielen 1913: 7,23 kg, 1923: 2,99 kg, 1924: 4,30 kg, 1925: 5,95 kg Baumwolle, im Durchschnitt der drei Jahre also kaum mehr als die Hälfte von 1913. Die Bedeutung dieser Veränderung für unsere Bedarfsbefriedigung liegt auf der Hand: Baumwollwaren sind knapp und überaus teuer. Die Einwirkung auf die Arbeitsverhältnisse läßt sich anhaltweise aus folgender Gegenüberstellung entnehmen, die auf Angaben des Internationalen Verbandes der Baumwollspinner- und Webervereinigungen über die Zahl der laufenden Baumwollspindeln beruht:
[48] Also Vermehrung der Weltspindelzahl, besonders starke Zunahme der Spindeln in den Vereinigten Staaten, erheblicher Rückgang der deutschen Spindelzahl und starkes Anwachsen der laufenden Spindeln in Frankreich, das 1914 noch weit hinter Deutschland zurückstand, es heute aber längst überflügelt hat. Es steht außer Zweifel, daß die ausreichende Versorgung Deutschlands mit Rohbaumwolle die allergrößte Bedeutung hat. Wir sind nicht in der Lage, eine Einschränkung im Bezug dieses Rohstoffes für Massenartikel auf die Dauer zu ertragen. Die sich daraus ergebende Verteuerung der Baumwollwaren stellt für die große Mehrheit der Bevölkerung eine außerordentlich schwere Belastung dar und ermöglicht es ihr nur zum kleinen Teil, sich auch nur mit den notwendigsten Bekleidungsstücken zu versorgen. Auf der anderen Seite muß der ungeheure Apparat unserer Textilindustrie auch für die Herstellung von Ausfuhrwaren, von der wir ja doch leben müssen, ausgenutzt werden können. Im Jahre 1923 entfielen 466,3 Millionen M oder 7,6 v. H., im Jahre 1924 450,9 Millionen M oder 6,9 v. H., im Jahre 1925 501,3 Millionen M oder 5,7 v. H. des Gesamtwertes unserer Ausfuhr auf Baumwollwaren. Die Welterzeugung an Baumwolle stellt sich nach den Angaben des amerikanischen Department of Agriculture, in Millionen Ballen zu je 478 lbs3 gerechnet, seit 1900 folgendermaßen dar:4
Von jeher hat also Amerika den Hauptanteil an der Welternte und damit fast ein Monopol in der Versorgung der Industriestaaten mit diesem Rohstoff gehabt. Wir sahen bereits aus den Einfuhrzahlen, daß auch Deutschlands Baumwollindustrie in sehr weitgehendem Maße von den amerikanischen Lieferungen abhängig ist, und zwar ist diese Abhängigkeit in der Nachkriegszeit eher größer als geringer geworden. Es betrug nämlich der Mengenanteil Amerikas
Obwohl der Anteil Amerikas an der Welternte gegenüber der Vorkriegszeit etwas sank, ist sein Anteil an der Versorgung Deutschlands im Wachsen begriffen. Reichlich vier Zehntel seines Bedarfs werden in Amerika gedeckt. Die Abhängigkeit Deutschlands von der Preisgestaltung auf dem amerikanischen Markte ist sonach eine fast unbedingte. Besonders bedrohlich aber ist, daß Amerika, wie im übrigen auch die anderen Erzeugungsländer, in steigendem Maße dazu übergegangen ist, selbst Baumwollartikel herzustellen und an Stelle der Rohbaumwolle Baumwollfabrikate auszuführen. Diese Entwicklung läßt sich deutlich aus der verschieden starken Zunahme der Spindelzahlen erkennen:
Bereits in der Vorkriegszeit war die Vermehrung der Spindelzahl in den Haupterzeugungsgebieten wesentlich stärker vor sich gegangen als in den alten Fabrikationsgebieten. Im letzten Jahrzehnt hat diese verschiedene Entwicklung, wie die Zusammenstellung zeigt, ein ganz außerordentliches Ausmaß angenommen. Die Auswirkung prägt sich in der deutschen Handelsstatistik bereits sehr deutlich aus. Die Einfuhr von Baumwollwaren aller Art6 betrug nämlich
Es zeigt sich sonach, daß im Jahre 1925, in welchem an Rohbaumwolle nur vier Fünftel des letzten Friedensjahres eingeführt wurden, die Einfuhr von Baumwollwaren aller Art der Menge nach um ein Viertel höher war als im Jahre 1913. Dem Werte nach betrug sie fast das Dreifache des letzten Friedensjahres. Die Monopolisierung der Baumwollerzeugung und ihre Gefahren für die Industrie der alten Fabrikationsländer haben die Kontinentalstaaten mit eigenem Kolonialbesitz zu dem Versuch veranlaßt, durch wirtschaftliche Erschließung ihrer dafür geeigneten Gebiete sich unabhängige Bezugsquellen zu eröffnen.7 Eine raubbaumäßige Gewinnung des unentbehrlichen Rohstoffes konnte von vornherein nicht in Frage kommen. Vielmehr galt es, die natürlichen Vorbedingungen für einen planmäßigen Baumwollbau in den betreffenden Ländern zu erforschen und unter Zuhilfenahme aller wissenschaftlichen Hilfsmittel etwa vorhandene alte Kulturen zu be- [51] leben oder neue einzuführen. In Afrika ist Deutschland in dieser Richtung bahnbrechend vorangegangen. Das im Jahre 1896 begründete Kolonial-Wirtschaftliche Komitee in Berlin entsandte im Jahre 1900 eine Baumwollexpedition nach Togo und ebnete damit dem Baumwollbau in Afrika die ersten Wege. Im Jahre 1906 setzte es eine besondere Baumwollkommission mit der Aufgabe ein, die Frage einer Baumwollversorgung Deutschlands aus den eigenen Kolonien zu bearbeiten und die Kultur dieser Pflanze zur Hauptkultur unserer dafür geeigneten Tropenländer auszugestalten. Nach seinem Muster bildeten sich in den übrigen an der Baumwollfrage interessierten europäischen Ländern ähnliche Gesellschaften, wie die British Cotton Growing Association in Manchester, die Association Cottonière Coloniale in Paris und andere in Italien, Portugal, Belgien und Holland. Von ihren Regierungen tatkräftig unterstützt, betrieben diese Gesellschaften die Einführung des Baumwollbaues als Volkskultur und Plantagenkultur in gemeinnütziger Weise und in Verbindung miteinander. Auf dem Grundstein, den für Deutschland das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee legte, wurde im Laufe der letzten Friedensjahre eine weitverzweigte Organisation zur Förderung des Baumwollbaues aufgebaut, innerhalb welcher sowohl die Gouvernements in den Schutzgebieten, wie auch das Reichskolonialamt als Zentralstelle ein reiches Betätigungsfeld fanden. Bedeutende Geldmittel wurden sowohl von Seiten der Interessenten als auch von seiten der Regierung in den Dienst dieser Sache gestellt. Rechnet man alle vom Jahre 1904 bis einschließlich 1914 in den Etats der drei Schutzgebiete Ostafrika, Kamerun und Togo enthaltenen, im Interesse des Baumwollbaues gemachten Aufwendungen zusammen, so ergibt sich die Summe von 1,8 Millionen M. Hierzu treten noch die im Etat des Reichskolonialamts für die Rechnungsjahre 1913 und 1914 für den gleichen Zweck ausgeworfenen Beträge von 100 000 bzw. 150 000 M. Das ergibt eine etatsmäßige Gesamtaufwendung von mehr als zwei Millionen M. In den sogenannten "Begründungen", mit denen bei der neuen Verteilung der Welt nach Kriegsende die Ententemächte den Raub unserer Kolonien zu rechtfertigen trachteten, wird besonders betont, daß Deutschland in der wirtschaftlichen Erschließung seines überseeischen Gebietes versagt habe. Es ist wichtig, demgegenüber an dem Beispiel der Baumwollgewinnung zu zeigen, wie unbegründet jener Vorwand in Wirklichkeit ist. [52] Als um die Jahrhundertwende, dank den Bemühungen des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees, die Lösung der Baumvollfrage planmäßig in Angriff genommen wurde, galt es zunächst, sich mit den natürlichen Vorbedingungen für die Baumwollkultur an Ort und Stelle bekanntzumachen, um zunächst auf dem Versuchswege dem erstrebten Ziel näherzukommen. Frühere, planlos unternommene Veranstaltungen waren meist daran gescheitert, daß sie sich nach keinerlei Vorbild richten konnten. Die nötigen Erfahrungen hinsichtlich der Auswahl der für die Kultur geeigneten Sorten, des Fruchtwechsels und der Technik des Anbaues mußten erst mühsam gewonnen werden. Das ist in mehr als zehnjähriger Arbeit in den Schutzgebieten geschehen. Im letzten Friedensjahre war man ungefähr so weit, daß man aus dem Versuchsstadium heraus war und daß die Vorbedingungen für eine großzügige Baumwollkultur erkannt waren. Um die technischen Unterlagen für ihre Verwirklichung zu schaffen, wurde seitens der Kolonialverwaltung das landwirtschaftliche Versuchswesen der Kolonien besonders ausgebaut, und ein eigener landwirtschaftlicher Dienst eingerichtet. In Deutsch-Ostafrika ergab sich die Möglichkeit, den Baumwollbau sowohl als Plantagenkultur wie als Eingeborenenkultur zu betreiben. Anfang 1914 bestanden fünf Baumwollstationen in den Hauptanbaubezirken. Ihre Hauptaufgaben waren vergleichende Anbauversuche, Züchtungsversuche, Versuche zur Feststellung der zweckmäßigsten Aussaat- und Erntezeiten, Fruchtwechselversuche, Versuche mit der Haltung von Rindvieh als Ersatz menschlicher Arbeitskräfte, Bewässerungsversuche, Untersuchungen über die Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten und schließlich die Beratung von Pflanzern und Eingeborenen und die Ausbildung von Wanderlehrern. Ende 1913 waren in Deutsch-Ostafrika bereits neun besonders vorgebildete Bezirkslandwirte tätig, die von farbigen, ebenfalls ausgebildeten Wanderlehrern unterstützt wurden. Das Gouvernement wirkte durch die ihm vorbehaltene Saatanerkennung besonders der unzweckmäßigen Verwendung ungeeigneten Pflanzenmaterials entgegen und förderte den Baumwollanbau durch die Schaffung von Baumwollmärkten. Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee nahm sich der Einrichtungen zur Aufbereitung der gewonnenen Rohbaumwolle mit besonderem Eifer an, indem es Entkörnungsanlagen einrichtete, deren Zahl sich schnell vermehrte. 1907 waren sieben solcher Anlagen in Betrieb, 1909: 15, [53] 1910: 19, 1911: 25, 1912: 36 und 1913: 38. Um den Eifer der Eingeborenen rege zu halten, führte das Komitee ein System der Anbauprämien ein und übernahm Preisgarantien für die Ernte. Der Erfolg dieser Bemühungen zeigte sich darin, daß im Jahre 1903: 1965 ha, im Jahre 1912: 12 918 ha mit Baumwolle bebaut waren, und daß im letztgenannten Jahre 704 Pflanzungen mit insgesamt 536 829 ha Gesamtareal den Baumwollbau aufgenommen hatten. In Togo hatte sich der Baumwollbau als offenbar alte Volkskultur bereits vorgefunden. Sie arbeitete indessen lediglich für den Eigenbedarf der Eingeborenen und kam für die Ausgestaltung zur Exportkultur nicht in Frage. Einzelne Versuche, sie zu beleben, waren vor dem Eingreifen des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees wegen Unzweckmäßigkeit der angewandten Mittel gescheitert. Mit derselben Planmäßigkeit wie in Ostafrika wurden auch hier die Vorbedingungen für einen erfolgreichen Baumwollanbau geschaffen. Im Jahre 1913 bestanden im Schutzgebiet in den drei Hauptanbaubezirken Atakpame, Misahöhe und Sokode je eine Baumwollstation, von denen die des erstgenannten der von dem derzeitigen Bezirksleiter von Atakpame begründeten, 1908 von der Regierung übernommenen und 1911 zur Landeskulturanstalt ausgebauten ehemaligen Baumwollschule Nuatjä angegliedert war. Der Aufgabenkreis dieser Anstalten entsprach dem der ostafrikanischen. Sie legten ebenfalls besonderes Gewicht auf die Ausbildung von Bezirkslandwirten, von denen Ende 1913 fünf im Schutzgebiet tätig waren, und auf die Anleitung der Eingeborenen. Das Gouvernement, dem ein landwirtschaftlicher Referent und ein Sachverständiger für Düngungswesen und Saatzucht beigegeben war, betätigte sich auch hier durch Saatgutverteilung und Schaffung von Baumwollmärkten. Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee errichtete Entkörnungsanlagen, von denen Ende 1913 zwölf im Betriebe waren, und gewährte Prämien und Preisgarantien. Auch in Kamerun war die Baumwollgewinnung seit altersher bekannt, besonders in den Tschadseeländern sowie im Bezirk Adamaua. Sie hatte indessen mit der gesteigerten Einfuhr billiger europäischer Stoffe ihre Bedeutung mehr und mehr eingebüßt. Hier haben bislang in erster Linie die ungünstigen Verkehrsverhältnisse die Aufschließungsarbeiten hintangehalten. Erst im Jahre 1911 wurde mit systematischen Arbeiten zur Lösung der Baumwollfrage begonnen, und im Jahre 1912 wurden zwei landwirtschaftliche Versuchsstationen zu diesem Zweck eingerichtet. [54] Was hier kurz angedeutet wurde, ist in den vom Reichskolonialamt herausgegebenen Denkschriften über den Baumwollbau in den deutschen Schutzgebieten von 1910 und 1914 eingehender dargestellt.8 Das hier Wiedergegeben erweist indessen bereits, daß für die wirtschaftliche Aufschließung Afrikas mit Eifer und mit großen Mitteln gearbeitet worden ist. Der Erfolg wird aus den Zahlen erkennbar, die die amtliche Handelsstatistik über die Entwicklung der Baumwollausfuhr aus Deutsch-Ostafrika und Togo liefert. Über den Eigenbedarf hinaus führten aus
Die Zusammenstellung zeigt, daß sich die Baumwollerzeugung in den Kolonien verhältnismäßig schnell gehoben hat. Besonders gilt das für Ostafrika, dessen Ausfuhr sich in den letzten drei Berichtsjahren verdoppelt hat. In Togo ist die Entwicklung langsamer vor sich gegangen, bewegte sich aber auch hier im ganzen auf ansteigender Linie.
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