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Ansprache an mexikanische Journalisten
am 9. Juni 1918.

(Auszug)

Im gegenwärtigen Augenblick – und ich hoffe, daß dies keine vorübergehende Erscheinung sein wird – wiegt der Einfluß der Vereinigten Staaten in den Angelegenheiten der Welt vor, und meines Erachtens ist dies deshalb der Fall, weil die weniger mächtigen Nationen der Welt zu verstehen beginnen, daß unser innigster Wunsch dahin geht, selbstlose Dienste zu leisten. Wir sind die Vorkämpfer derjenigen Nationen, die keine solche militärische Macht gehabt haben, um sich mit den stärksten Nationen der Welt zu messen, und ich sehe mit Stolz die Zeit nahen, wo wir imstande sein werden, zu beweisen, daß wir nicht nur nichts für uns in diesem Kriege suchen, sondern daß wir auch keinen Vorteil annehmen werden, der sich uns bieten sollte, daß es ein Fall völlig selbstlosen Handelns ist. Unser Handeln ist von keinem Eigeninteresse geleitet, und wenn Sie die Haltung unseres Volkes studieren wollen, so werden Sie sehen, daß es durch nichts mehr angespornt wird als durch die Überzeugung, daß wir für unsern Teil den Krieg für rein idealistische Ziele führen. Eine der Schwierigkeiten, denen ich in den drei Jahren der Neutralität der Vereinigten Staaten begegnet bin, war, die auswärtigen Ministerien europäischer Nationen davon zu überzeugen, daß die Vereinigten Staaten nichts für sich selbst suchen, daß ihre Neutralität selbstlos sei und daß sie für den Fall ihres Kriegseintritts keine materiellen Vorteile territorialer oder anderer Art erstreben würden.

Vor einiger Zeit schlug ich eine Art von panamerikanischem Übereinkommen vor. Eine der Schwierigkeiten in unseren bisherigen Beziehungen mit Lateinisch-Amerika bestand darin, daß die berühmte Monroedoktrin ohne die Zustimmung Lateinisch-Amerikas zustande gekommen war. Wir sagten zu ihm: "Wir wollen Dein großer Bruder werden, ob Du uns willst oder nicht." Nichts war darin enthalten, was Lateinisch-Amerika gegen Angriffe von unserer Seite schützte, und ich habe wiederholt bei Vertretern zentral- und südamerikanischer Staaten das unbehagliche Gefühl gespürt, daß die von uns selbst bestellte Protektion vielleicht nur zu unserem eigenen Nutzen und Interesse und nicht zu dem unserer Nachbarn da sei. So sagte ich: "Gut, wir wollen eine Vereinbarung treffen, auf Grund deren wir Bürgschaften übernehmen. Wir wollen eine gemeinsame Garantie dafür haben, daß wir alle eine Erklärung über unsere politische Unabhängigkeit und territoriale Integrität unterschreiben wollen. Wir wollen übereinkommen, daß sich, wenn einer von uns, die Vereinigten Staaten eingeschlossen, die politische Unabhängigkeit oder die territoriale Integrität einer anderen verletzt, alle anderen auf ihn stürzen sollten." Das bedeutete in der Tat eine Bürgschaft der Vereinigten Staaten dafür, daß wir eine Vereinbarung zum Schutze Lateinisch-Amerikas durch uns treffen wollten.

Das ist eine Vereinbarung, wie sie in Zukunft die Grundlage für das Leben der Völker bilden wird. Die ganze Familie der Völker wird sich untereinander zu verbürgen haben, daß kein Volk ihre politische Unabhängigkeit oder ihren Gebietsbestand verletzen darf. Das ist die Grundlage, die [72] einzige denkbare Grundlage für den künftigen Weltfrieden, und ich muß mich zu dem Ehrgeiz bekennen, daß die beiden amerikanischen Kontinente der übrigen Welt zeigen, wie man diesen Grund legt. Der Friede kann nur durch Vertrauen kommen. Wenn man einmal eine Atmosphäre des Vertrauen hergestellt hat, hat man auch eine Atmosphäre des dauernden Friedens. Deshalb, scheint mir, schuldet es jeder seinem Lande als patriotische Pflicht, statt der Saat des Mißtrauens und der Interessengegensätze die des Vertrauens zu säen.





Der Friedensgedanke
in Reden und Staatsakten des
Präsidenten Wilson

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[71]

Speech to Mexican Journalists
on June 9, 1918.

(Excerpt)

For the time being, at any rate, and I hope it will not be a short time, the influence of the United States is somewhat pervasive in the affairs of the world, and I believe, it is pervasive, because the nations of the world which are less powerful than some of the greatest nations are coming to believe that our sincere desire is to do disinterested service. We are the champions of those nations which have not had military standing which would enable them to compete with the strongest nations in the world, and I look forward with pride to the time which I hope will come when we can give substantial evidence, not only that we do not want anything out of this war but that we would not accept anything out of it; that it is absolutely a case of disinterested action.

Our action is absolutely disinterested, and if you care to study the attitude of our people you will see that nothing stimulates them more deeply than the assurance that as far as we are concerned we are waging this war for purely idealistic purposes.

One of the difficulties that I encountered during the first three years of the war, years during which the United States was not yet in the war, was to make the foreign offices of Europan nations understand that the United States did not seek anything for itself, that its neutrality was not one of selfishness, and that if it had to come into the war it would not do it with purpose of gaining from it any material advantages either territorial or other.

Some time ago I proposed a sort of Pan-American agreement. One of the difficulties of our past relationships with Latin-America was this – the famous Monroe Doctrine was adopted without your consent. If I may express it in terms that we use in this country, we said "we are going to be your big brother whether you want us to be or not." There was nothing in it that protected you from aggression from us, and I have repeatedly seen an uneasy feeling on the part of representatives of States of Central and South America that our self-appointed protection might be for our own benefit and our own interest, and not for the interest of our neighbours. So I said, ''Very well, let us make an arrangement by which we will give bonds. Let us have a common guarantee that all of us will sign a declaration of political independence and territorial integrity. Let us agree that if any one of us, the United States included, violates the political independence or territorial integrity of any of the others all the others will jump on her." That was in effect giving bonds on the part of the United States that we would enter into an arrangement by which you would be protected from us.

That is the kind of agreement that will have to be the foundation of the future life of the nations of the world. The whole family of nations will have to guarantee to each nation that no [73] nation shall violate its political independence or its territorial integrity. That is the basis – the only conceivable basis – for the future peace of the world, and I must admit that I was ambitious to have the States of the two continents of America show the way to the rest of the world as to how to make the bases of peace. Peace can come only by trust. So long as there is suspicion there is going to be misunderstanding; so long as there is misunderstanding there is going to be trouble. If you can once get a situation of trust, then you have a situation of permanent peace.

Therefore every one of us, it seems to me, owes it as a patriotic duty to his own country to plant seeds of trust and of confidence instead of seeds of suspicion and variety of interest.





President Wilson's Vision of Peace
as Expressed in his Speeches
and Acts of State