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Ansprache an die amerikanische Friedensliga am 27. Mai 1916.
(Auszug)

Wiederholte Äußerungen der führenden Staatsmänner der meisten großen, jetzt im Kriege befindlichen Nationen haben darauf schließen lassen, daß ihnen der Gedanke gekommen ist, daß die Grundsätze des Völkerrechts künftig den Vorrang vor den Sonderinteressen der einzelnen Völker haben und die Völker der Welt sich irgendwie zusammenschließen müssen, um dafür zu sorgen, daß dieses Recht gegen alle Arten selbstsüchtiger Angriffe aufrechterhalten werde; daß künftig nicht Bündnis gegen Bündnis, Verständigung gegen Verständigung stehe, sondern daß ein allgemeines Einvernehmen zu gemeinsamem Zweck bestehen und das Hauptstück dieses Zwecks die Unverletzbarkeit der Rechte der Völker und der Menschheit sein muß. Die Völker der Welt sind einander Nachbarn geworden. Es liegt in ihrem Interesse, sich miteinander zu verständigen. Es ist eine gebieterische Notwendigkeit, daß sie sich dahin einigen, für eine gemeinsame Sache zusammen zu arbeiten, und daß sie so handeln, daß der leitende Grundsatz dieser gemeinsamen Sache völlig unparteiische Gerechtigkeit sei.

Das ist zweifellos die Meinung Amerikas, und es ist das, was wir selbst aussprechen werden, wenn eine geeignete Gelegenheit dazu kommt. Im Verkehr der Nationen untereinander muß willkürliche Gewalt beseitigt werden, und wir müssen zu dem Denken der modernen Welt vordringen, deren Lebenselement der Friede ist. Es bildet den Hauptteil der leidenschaftlichen Überzeugungen Amerikas. Wir halten folgendes für die grundlegenden Dinge:

Erstens, daß jedes Volk das Recht habe, die Herrschaft zu wählen, unter der es leben will. Wie andere Völker haben auch wir unzweifelhaft hin und wieder gegen diesen Grundsatz verstoßen, wenn wir uns für kurze Zeit von selbstsüchtiger Leidenschaft leiten ließen, wie unsere aufrichtigeren Geschichtsschreiber ehrlich zugegeben haben, aber es ist mehr und mehr die Regel für unsere Lebensführung geworden.

Zweitens, daß die kleinen Staaten der Welt das Recht haben, dieselbe Achtung für ihre Souveränität und territoriale Unversehrtheit zu genießen, welche die großen und mächtigen Nationen erwarten und auf der sie bestehen, und

drittens, daß die Welt ein Recht hat, von jeder Friedensstörung verschont zu bleiben, die ihren Ursprung in einem Angriff und einer Mißachtung der Rechte der Völker und der Staaten hat.

So aufrichtig glauben wir an diese Dinge, daß ich sicher bin, nach dem Sinn und dem Wunsche des amerikanischen Volkes zu sprechen, wenn ich sage, daß die Vereinigten Staaten gewillt sind, an jeder möglichen Verbindung von Staaten teilzunehmen, die zu dem Zweck eingegangen wird, diese Ziele zu verwirklichen und ihre Verletzung zu verhüten.

[6] Die Vereinigten Staaten begehren nichts für sich, was ein anderes Volk besitzt. Wir sind im Gegenteil gewillt, uns zusammen mit ihnen auf den vorgeschriebenen Weg der Pflicht und der Achtung vor den Rechten anderer zu beschränken.

Wenn es je unser Vorrecht sein sollte, eine Bewegung für den Frieden unter den jetzt im Kriege befindlichen Nationen anzuregen oder ins Werk zu setzen, so würde das Volk der Vereinigten Staaten sicherlich wünschen, daß seine Regierung von den folgenden Richtlinien ausgehe:

Erstens, eine Auseinandersetzung über die unmittelbaren Interessen der Kriegführenden, wie sie selbst sich darüber einigen. Wir erstreben für uns selbst keinen materiellen Vorteil irgendeiner Art und sind uns voll bewußt, in keinem Sinn und in keinem Grade in dem gegenwärtigen Kampf Partei zu sein. Unser Interesse ist allein der Friede und seine zukünftige Gewährleistung.

Zweitens, an eine allgemeine Verbindung der Staaten zu dem Zweck, die Sicherheit der Hauptseewege für den gemeinsamen und unbehinderten Gebrauch aller Nationen der Welt unverletzt aufrecht zu erhalten und jede Kriegserklärung zu verhindern, die Verträge verletzt oder ohne vorherige Warnung und Vorlage ihrer Gründe vor der öffentlichen Meinung der Welt erfolgt, was eine tatsächliche Gewähr für territoriale Unversehrtheit und politische Unabhängigkeit wäre.





Der Friedensgedanke
in Reden und Staatsakten des
Präsidenten Wilson

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[5]

Address delivered at the First Annual Assemblage of the League to Enforce Peace of May 27, 1916.
(Excerpt)

Repeated utterances of the leading statesmen of most of the great nations now engaged in war have made it plain that their thought has come to this, that the principle of public right must henceforth take precedence over the individual interests of particular nations, and that the nations of the world must in some way band themselves together to see that that right prevails as against any sort of selfish aggression; that henceforth alliance must not be set up against alliance, understanding against understanding, but that there must be a common agreement for a common object, and that at the heart of that common object must lie the inviolable rights of peoples and of mankind. The nations of the world have become each other's neighbours. It is to their interest that they should understand each other. In order that they may understand each other, it is imperative that they should agree to co-operate in a common cause, and that they should so act that the guiding principle of that common cause shall be even-handed and impartial justice.

This is undoubtedly the thought of America. This is what we ourselves will say when there comes proper occasion to say it. In the dealings of nations with one another arbitrary force must be rejected and we must move forward to the thought of the modern world, the thought of which peace is the very atmosphere. That thought constitutes a chief part of the passionate conviction of America. We believe these fundamental things:

First, that every people has a right to choose the sovereignty under which they shall live. Like other nations, we have ourselves no doubt once and again offended against that principle when for a little while controlled by selfish passion, as our franker historians have been honourable enough to admit; but it has become more and more our rule of life and action.

Second, that the small states of the world have a right to enjoy the same respect for their sovereignty and for their territorial integrity that great and powerful nations expect and insist upon. And,

third, that the world has a right to be free from every disturbance of its peace that has its origin in aggression and disregard of the rights of peoples and nations.

So sincerely do we believe in these things that I am sure that I speak the mind and wish of the people of America when I say [7] that the United States is willing to become a partner in any feasible association of nations formed in order to realize these objects and make them secure against violation.

There is nothing that the United States wants for itself that any other nation has. We are willing, on the contrary, to limit ourselves along with them to a prescribed course of duty and respect for the rights of others which will check any selfish passion of our own, as it will check any aggressive impulse of theirs.

If it should ever be our privilege to suggest or initiate a movement for peace among the nations now at war, I am sure that the people of the United States would wish their Government to move along these lines:

First, such a settlement with regard to their own immediate interests as the belligerents may agree upon. We have nothing material of any kind to ask for ourselves, and are quite aware that we are in no sense or degree parties to the present quarrel. Our interest is only in peace and its future guarantees.

Second, an universal association of the nations to maintain the inviolate security of the highway of the seas for the common and unhindered use of all the nations of the world, and to prevent any war begun either contrary to treaty covenants or without warning and full submission of the causes to the opinion of the world, – a virtual guarantee of territorial integrity and political independence.





President Wilson's Vision of Peace
as Expressed in his Speeches
and Acts of State