Bd. 8: Die Organisationen der Kriegführung,
Dritter Teil:
Die Organisationen für das geistige Leben im
Heere
Kapitel 8: Aufgaben und
Arbeiten
des Kunstschutzes im Weltkriege
(Forts.)
Paul Clemen
3. Italienischer
Kriegsschauplatz.
Noch in einem anderen Gebiet hatte der Kunstschutz in einer verwandten
Organisation wie an der französischen Front ganz positiv die Aufgabe,
wichtiges Kunstgut zu sichern, nach bestimmten Bergungsorten zu bringen und
der weiteren Zerstörung zu steuern. Auf dem italienischen Boden hatten die
Österreicher als die ersten zunächst hier Beteiligten den Kunstschutz
eingehend und weit voraussehend organisiert. An der österreichischen
Isonzofront ergab sich schon im Sommer 1915 die Notwendigkeit,
Maßnahmen zu treffen, die die Sicherheit der gefährdeten
Kunstschätze verbürgen sollten. Es galt, ganze Museen hier zu
schützen, vor allem das archäologische Museum in Aquileja und das
Landesmuseum in Görz, und daneben die beweglichen Kunstschätze
in der eigentlichen Kampfzone zu sammeln, die unter sorgfältiger Leitung
nach Graz, Wien oder Laibach gebracht wurden. Die Denkmalpflege war gerade
in besonderer Weise dadurch alarmiert, daß die Italiener, ganz zu Beginn
ihres Vorstoßes auf Görz, den Dom von Görz durch
Bombenwürfe auf das schwerste beschädigten. Es waren hier der
Oberkommandierende an der Südfront, der Erzherzog Eugen, der Protektor
der k. k. Zentralkommission für
Kunst- und historische Denkmäler in
Österreich-Ungarn, und neben ihm der Feldmarschall Boroëvic, die
diese Frage in jeder Weise förderten. Den an die italienische Front
entsendeten Kunstsachverständigen waren genaue Instruktionen
mitgegeben.
Erst der Vorstoß der deutschen Truppen zur Entlastung der
österreichisch-ungarischen Front im Herbst 1917 brachte für die
deutsche Verwaltung die Notwendigkeit, neben dieser österreichischen
Organisation für das deutsche Etappengebiet eine eigene Organisation des
Kunst- und Denkmalschutzes ins Leben zu rufen, die natürlich Hand in
Hand mit der österreichischen zu arbeiten hatte.
Das Arbeitsgebiet, das für die deutschen Kunsthistoriker in Betracht kam,
war das Gebiet vom Gebirge an bis zur Piave in der schmalen Front, die die
Deutschen besetzt hatten. Es war ein Teil von Friaul und den Provinzen Treviso
und Belluno, die wenig von den großen Kunstdenkmälern aufwiesen,
aber voll an einzelnen Kunstwerken waren, zumal im kirchlichen Besitz.
[416] Die Aufgabe war,
zuerst einmal eine Kontrolle über den ganzen Reichtum an Kunstwerken
auszuüben und dann die ganz unmittelbar durch die kriegerischen
Ereignisse gefährdeten Denkmäler, Kirchen und Schlösser,
aber auch Sammlungen und Bibliotheken zu schützen. Die
größte Gefahr ist für jeden solchen Kunstbesitz immer die
Besetzung durch Kampftruppen oder durch den Strom der sich
vorwärtsschiebenden Trains. Der Kunstschutz kam hier vielfach zu
spät. Es sind aber Kunstwerke von erheblichem Wert, wie
ausdrücklich hervorgehoben werden muß, auf dem italienischen
Kriegsschauplatz überhaupt nicht zerstört worden. Die Arbeit der
deutschen Kunstschutztruppen erfolgte nach den gleichen Grundsätzen wie
an der Westfront, im höheren Maß gefördert durch das
Entgegenkommen und das Verständnis der örtlichen
Behörden, der Bischöfe und Geistlichen, der Konservatoren und
Bibliothekare. Eine umfängliche Inventarisation des ganzen Gebiets
erfolgte mit sorgfältigen photographischen Aufnahmen, um einen
Überblick über das vorhandene Material zu haben. Die
Maßnahmen der Sicherung waren, daß zunächst an Ort und
Stelle die beweglichen Kunstwerke unter den Schutz des Ortskommandanten
gestellt wurden.
Von der 14. Armee war eine Kunstschutztruppe gebildet, der Dr. Gräff,
Dr. von Bürkel, Prof. Kurz, Dr. Ebert und
Dr. Hessel angehörten, später trat noch Dr. Mannowsky
bei, die obere Leitung wurde dem Geheimrat von Falke übertragen.
Udine und Umgebung wurden durch von Bürkel und Ebert
bearbeitet. Gräff, Kurz, später auch Mannowsky begaben sich nach
Vittorio, um die Front und das nächste Hinterland aufzunehmen. Einzelne
Kunstwerke wurden den lokalen Bergungsstellen in Vittorio, Pordenone, Porcia,
S. Daniele, Colloredo, Gemona und Venzone übergeben, besonders
wertvolle Stücke in die Bibliothek in Udine geschafft, darunter das
während der Beschießung gerettete Hochaltarbild des Pordenone aus
Moriago. Der schwerste Verlust an Kunstwerken, den das Land erlitten hat, ist die
Zerstörung des Schlosses San Salvatore bei Susegana, das den
feindlichen Geschützen zum Opfer fiel, wobei die Fresken des Tommaso
da Modena und des Pordenone in der Kapelle zugrunde gingen. Als
Bergungsort für die gefährdeten Werke kam vor allem Udine in
Betracht. Bis zuletzt blieb Dr. Gräff, der Kunstreferent bei der
deutschen Verwaltung, tätig. Unmittelbar vor dem Abzug der Truppen
konnte die Biblioteca communale mit den in ihr vereinigten Kunstwerken
und Privatbibliotheken auf Grund der geführten genauen Inventare der
städtischen Verwaltung übergeben werden.
Über diesen ganzen Abschnitt der Kunsttätigkeit handelt in dem
großen Kunstschutzwerk ein Bericht von Walter Mannowsky, dem ein
solcher von Hans Tietze über den österreichischen Kunstschutz in
Italien gegenübersteht. Dazu kommen noch die allgemeinen Kapitel von
Max Dvořák, Anton Gniers und Franz von Wieser, die
zugleich den Kunstschutz an der Isonzofront wie in Tirol eingehend
behandeln.
[417] 4. Im Osten.
Die Absichten und Bemühungen des Kunstschutzes an der ungeheuer
ausgedehnten Ostfront der Mittelmächte, von Esthland bis herunter zum
Suezkanal, mußten vielfach andere sein wie im Westen und in Italien. Es
handelte sich um ausgedehnte, wenig erforschte, dünn besiedelte Gebiete,
es galt hier vor allem, den Bestand an Kunstdenkmälern erst einmal
festzustellen. Eine eigene Behandlung verlangte der Denkmälerschutz in
dem ehemaligen polnischen Gebiet. Wie die Verwaltung des ehemaligen Polen
zwischen Deutschland und Österreich geteilt war, so ging auch die
Kunstschutzorganisation in den Generalgouvernements Warschau und Lublin
parallel. Im Generalgouvernement Warschau war am 30. September 1915
Geheimrat Clemen dem deutschen Verwaltungschef beigegeben worden zur
Untersuchung des gegenwärtigen Zustandes der Kunstdenkmäler
aller Art. Bei dessen Reisen im Generalgouvernement Warschau und daran
anschließend in Litauen wurden die kunstgeschichtlich bemerkenswerten
Denkmäler, sowohl Kirchen wie Schlösser aufgesucht, der
künstlerische Inhalt, soweit er noch vorhanden war, revidiert. Über
den Befund wurden eine Reihe von Denkschriften, Anträge und Berichte an
den Generalgouverneur wie an den Oberbefehlshaber Ost gerichtet.
Es kam dann darauf an, im ganzen Osten wie an der westlichen Front den Umfang
der durch die ersten Kriegshandlungen von beiden Seiten verursachten
Zerstörungen und Beschädigungen festzustellen und erste
Sicherungsmaßregeln anzuregen. Trotz der langen Dauer der Operationen
sind hier doch nicht entfernt soviel Baudenkmäler zerstört worden,
wie nach den ersten sehr beunruhigenden Nachrichten zu fürchten war; am
meisten machte sich die Verwüstung dort geltend, wo die Truppen sich
monatelang im Stellungskrieg gegenübergestanden haben. Von wichtigen
kunstgeschichtlichen Kunstdenkmälern war eigentlich nur die interessante
Rochuskirche in Brochow, am Ufer der Bzura, ein hochinteressanter Bau der
Spätgotik, noch als Befestigungskirche aufgeführt, zerstört,
dazu in Prasznyz die Bernhardinerklosterkirche. Die größten
Zerstörungen wies das Gebiet innerhalb Memel und Narew, östlich
der Weichsel auf, wo die Russen bei ihrem Rückzug systematisch die
Dörfer und Ortschaften verwüstet, die Schlösser und
Herrensitze eingeäschert haben. Diese planmäßige
Einäscherung hörte genau an der Grenze von Kongreßpolen
auf.
Bei dem guten Einvernehmen, das im Gebiet des Generalgouvernements zwischen
den deutschen und österreichischen Organen einerseits und den polnischen
Interessenten andererseits angestrebt wurde, konnten die Bestrebungen zum
Schutz des alten Kunstbesitzes sich hier viel mehr als in Belgien und Frankreich
oder in Italien auf die Mitarbeit der Bevölkerung stützen. Von einer
eigentlichen Denkmalpflege war während der russischen Herrschaft in dem
Gouvernement nicht die Rede gewesen. Eine privater Initiative entsprungene
polnische [418] Gesellschaft für
die Denkmalpflege zu Warschau, die seit 1906 bestand, hatte ohne amtliche
Rechte nur von Fall zu Fall beratend zu wirken gesucht. Diese Gesellschaft zu
stützen und ihr die Möglichkeit zur Betätigung zu geben,
erschien jetzt als eine Aufgabe der deutschen Verwaltung, während die
Exekutive natürlich der deutschen Bauverwaltung bei der deutschen
Zivilverwaltung verbleiben mußte. Durch den weitblickenden kunstsinnigen Generalgouverneur von Beseler fanden auf deutschem Gebiet diese
Arbeiten jede mögliche Unterstützung, als Referenten der
Hochbauabteilung beteiligten sich Geh. Baurat Herrmann und
Dr. Grisebach, für die Begutachtung wurde Baurat Kohte vielfach
herangezogen. Auch eine eigene Archivsammlung polnischer Denkmäler
wurde begründet, daneben ging nach einer Anregung des Berliner
Geographen Penck die Gründung der landeskundlichen Kommission
für Polen her, deren Arbeit unter der energischen wissenschaftlichen
Leitung von Dr. E. Wunderlich in kurzer Zeit ein erstaunliches
Ergebnis zeitigte. Das Handbuch von Polen stellte schon 1918 die erste Frucht
dar, eine große Serie von Einzelschriften sollte nachfolgen. Endlich war ein
besonderer Schutz den historischen Archiven zugewendet, hier war der
Geh. Archivrat Dr. Warschauer, der Archivdirektor von Danzig, seit
1915 tätig mit der Aufgabe, die Hauptarchive zu Warschau zu sichern und
der Benutzung zugänglich zu machen. Über diese Aufgaben hinaus
fiel der Archivverwaltung der Schutz der vielen hüterlos
zurückgelassenen Einzelarchive zu.
Im Gebiet des ehemaligen Großfürstentums Litauen waren ebenso
schon im Herbst 1915 direkte Maßnahmen zur Sicherung der
gefährdeten Kunstdenkmäler und der vereinzelten
Kunstschätze und als Grundlage dazu eine Inventarisierung des
Kunstbesitzes durch Clemen angeregt worden. Wilna, die ehemalige
kirchenreiche Residenzstadt des Landes mit der Fülle ihrer
Denkmäler, den 36 Kirchen, den Klöstern, Palästen,
Kollegiatgebäuden, war unberührt erhalten, auch Grodno hatte wenig
gelitten, aber die Festung Kowno hatte bei der Beschießung verschiedene
Verluste erlitten. Von den kleineren Städten hatten Schaulen und Troki zu
leiden gehabt, und natürlich waren es hier auch die Schlösser der
polnischen Magnaten, die bei dem russischen Rückzug vielfach
beschädigt und ausgeplündert worden waren.
Nach jenen ersten vorbereitenden Maßregeln des Jahres 1915 wurde dann
im Frühjahr 1917 Prof. Dr. Paul Weber mit Zustimmung der
Obersten Heeresleitung als Konservator der Baudenkmäler Litauens
berufen, der zugleich eine Statistik der Baudenkmäler des Landes begann
und ein Denkmälerarchiv anlegte. Unter den Schutzmaßregeln steht
die Fürsorge für die russischen orthodoxen Kirchen voran, die nach
dem Abzug der Russen meistens herrenlos waren. Die Bautenwelt des Landes
fand eine vielfache Bearbeitung, das Bauernhaus, die jüdischen Kultbauten,
die Volkskunst wurden besonders behandelt. Die verschiedenen deutschen
Zeitungen im besetzten Gebiet, vor allem die vorbildlich geleitete Zeitung der 10.
Armee brachten auch in Sonderveröffentlichungen [419] und Beilagen reiche
Beiträge zur Landesgeschichte. Über diese ganze Literatur und die
wissenschaftlichen Bestrebungen orientiert eingehend der Bericht von Paul Weber
im zweiten Bande des Kunstschutzwerkes, dem sich ein Bericht von Friedr.
Kullrich über die Baudenkmäler im Gebiet der Bugarmee
anschließt.
Auch im Bereich von Rumänien, Serbien und Mazedonien war die
Tätigkeit der deutschen und österreichischen Verwaltung auf den
Schutz wie auf die Erforschung der ganzen künstlerischen Vergangenheit
bedacht. Bei dem Mangel einer Übersicht über das ganze dortige
Denkmälermaterial erschien es als Notwendigkeit, zunächst eine
vorläufige Inventarisation der heimischen Kunstschätze aufzustellen,
um damit eine Übersicht über das ganze Land zu gewinnen und
gleichzeitig den Zustand der Denkmäler zu kontrollieren. Am
glücklichsten lagen die Verhältnisse in Rumänien, wo in den
Arbeiten der Kommission für die Kunstdenkmäler Rumäniens,
in deren Bulletin wie in ihrem schon 1903 begonnenen Inventar, endlich in dem
Denkmälerarchiv des Kultusministeriums eine gründliche und
gewissenhafte Arbeit geleistet war. Der deutsche
Kunst- und Denkmalschutz, der in Verbindung mit diesen Organisationen
arbeitete und sich der besonderen Förderung der militärischen und
zivilen Behörden erfreute, unterstand dem Geheimen Hofrat
Dr. Ludwig Volkmann, als Kunstreferent fungierte der zum Landesrat
ernannte Prof. Dr. Heinz Braune, dessen Tätigkeit sich vor
allem auch auf die größeren und kleineren Museen und Sammlungen
erstreckt. In Serbien hatte die österreichische Regierung schon im Herbst
1915 eine eigene Kommission zum Schutz der Archive und Museen von Belgrad
ernannt, Ende Mai 1916 wurde dann der Vertreter der k. k.
Zentralkommission für die Denkmalpflege, Dr. Paul Buberl, als
fachmännischer Beirat dem Militärgouvernement von Belgrad
beigegeben mit dem Auftrag, in erster Linie den Bestand und Erhaltungszustand
der in Belgrad und im Lande befindlichen Denkmäler festzustellen. Die
Stadt Belgrad hatte zum Glück nur unbedeutende Verluste erlitten, die
österreichische Regierung hat sich sofort bemüht, weiterem Unheil
zu steuern. Zu wissenschaftlichen Forschungen der okkupierten Gebiete bereiste
dann im Auftrag des österreichischen Kultusministeriums und der Wiener
Akademie im Herbst 1916 eine Expedition von österreichischen Gelehrten
das Land, unter der als Archäologe Dr. Praschniker, als
Kunsthistoriker Dr. Buschbeck teilnahmen. Eine unabhängige
Expedition wurde dann im nächsten Jahre von der ungarischen Akademie
unter der Leitung des Architekten Carl Giani ausgesandt.
In einer ganz besonderen Weise konnte sich die Tätigkeit der deutschen
Denkmalpflege in Verbindung mit einer Durchforschung und Inventarisation des
Landes in dem Gebiet von Mazedonien betätigen. Es wurde schon im
Frühjahr 1917 seitens des dortigen
General-Oberkommandos eine mazedonische landeskundliche Kommission
eingesetzt, als eine Vereinigung deutscher und [420] bulgarischer Gelehrter,
die der Leitung des Generalleutnants Freiherr von Krane unterstellt war,
während Generaloberarzt Prof. Brauer die
Geschäftsführung hatte. Seiner Energie ist vor allem die Einleitung
des großen Programms zu danken. Die Mittel wurden vor allem durch eine
von dem preußischen Kultusminister befürwortete Zuwendung aus
dem Dispositionsfonds des Kaisers aufgebracht. Als Kunsthistoriker trat der
Kommission der Geheime Regierungsrat Dr. Paul Clemen bei, der im
Herbst 1917 und im Frühjahr 1918 auf Veranlassung der Obersten
Heeresleitung den Balkan bereiste mit dem Auftrag, um die Interessen der
Denkmalpflege an den Baudenkmälern dieser Gebiete wahrzunehmen. Der
Sekretär des deutschen archäologischen Instituts,
Prof. Dr. Dragendorff, wurde seitens des preußischen
Kultusministeriums als Archäologe delegiert. Er hat sich in zwei
Kampagnen der Erforschung des Landes angenommen und der weiteren
archäologischen Arbeit die Wege gebahnt. In dem Kunstschutzwerk hat er
auch über die archäologische und kunstwissenschaftliche Arbeit des
Weltkrieges in Mazedonien berichtet. Als Archäologe und Architekt wurde
der Kommission Dr. Fritz Krischen beigegeben, im südlichen Teil
wirkte neben ihm noch der Architekt Hans
Schmidt-Annaberg, Krischen leitete auch die wichtigste Untersuchung und
Ausgrabung, die in dieser Zeit in Mazedonien vorgenommen wurde, die im Gebiet
der antiken Stadt Stobi, wobei die drei frühchristlichen Basiliken freigelegt
wurden. Alle Aufdeckungen und Funde wurden in der sorgfältigsten Form
gesichert. Als Grundlage für eine geplante monumentale
Veröffentlichung der Baudenkmäler Mazedoniens hat
Dr. Krischen zusammen mit
Dr. Schmidt-Annaberg von den merkwürdigen Klosterbauten des
Gebietes in aufreibender monatelanger Arbeit prachtvolle große Aufnahmen
hergestellt. Auch diese Arbeit ist durch den großen Zusammenbruch
unterbrochen worden, doch ist zu hoffen, daß sie trotz der Ungunst der
Zeiten und Verhältnisse zur Veröffentlichung des gesammelten
Materials führen wird.
Es wäre ebenso noch über den Denkmalschutz an der weiteren
Ostfront zu berichten, wo von Riga bis Konstantinopel sich die deutsche
Verwaltung um den Schutz, wie um die Erforschung und Festlegung der in dem
Gebiet der Armee liegenden Kunstwerke bemühte. Diese Tätigkeit
fand noch ihre Fortsetzung in Vorderasien, bei den bekannten Stätten der
deutschen Forschungsarbeiten und Ausgrabungen und vor allem in der
umfangreichen und bewunderungswürdigen Arbeit, die in Syrien,
Palästina und Westarabien geleistet ward. Es schloß sich weiter daran
an die kunstwissenschaftliche Arbeit, die während des Krieges sich von
Mesopotamien, Ostanatolien bis nach Persien und Afghanistan hin ausdehnte.
Über diese Arbeit haben in dem zweiten Band des Kunstschutzwerkes
Georg Karo, Theodor Wiegand und Friedrich Sarre eingehend geschrieben. Es
handelte sich für die deutschen Organe wie für die militärische
Verwaltung nicht nur um allgemeine Erhaltungsmaßregeln und
Schutzvorrichtungen, es konnten auch etwa an der durch die Franzosen
beschädigten [421] Burg von
Halicarnaß, an dem Tor von Palmyra und endlich an der Omajadenmoschee
in Damaskus unmittelbar praktische Ausbesserungsarbeiten vorgenommen
werden. Der Oberkommandierende der türkischen Armee, General Djemal
Pascha, auf dessen Befehl eine große Veröffentlichung alter
Denkmäler aus Syrien und Palästina und Westarabien mit 100 Tafeln
noch 1918 im Verlag Georg Reimers durch Theodor Wiegand erschien,
förderte diese Arbeiten in sehr persönlicher Weise. Was auf diesem
Boden in einer weitgespannten Organisation von deutscher Seite geleistet werden
konnte, ist vor allem der Energie von Theodor Wiegand zu danken, der als
Kunstsachverständiger bei der 5. türkischen Armee tätig war.
So hat sich auch auf den fernsten Kriegsschauplätzen unter
hundertfältigen äußeren Erschwerungen der Geist der
deutschen Denkmalpflege zu betätigen gesucht, und gerade jene
Kriegsarbeit auf asiatischem Boden wird ein rühmliches Zeugnis von der
Hingabe der deutschen Gelehrten wie von der Gesinnung der deutschen
Behörden bleiben.
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