Bd. 6: Die Organisationen der Kriegführung,
Erster Teil:
Die für den Kampf unmittelbar arbeitenden
Organisationen
Kapitel 2: Die Versorgung des
Heeres mit Pferden (Forts.)
Generalmajor Hans Föst
4. Der Pferdeersatz während des
Krieges.
Noch im Anfang des Krieges glaubte man hinsichtlich des Pferdeersatzes mit den
für einen Krieg gegebenen Bestimmungen auszukommen, doch erwies sich
dies bald als nicht mehr ausführbar.
Im anfänglichen Bewegungskriege war der Abgang an Pferden bei den
Feldtruppen, die bei der Mobilmachung ausreichend mit leistungsfähigen
Pferden ausgestattet waren, verhältnismäßig gering. Die
laufenden Abgänge konnten die Truppen durch Beutepferde oder
Beitreibungen in Feindesland meist ohne Schwierigkeiten decken. In Belgien und
Nordfrankreich fanden sich bei dem schnellen Vormarsche noch zahlreiche
brauchbare Pferde in dem Besitz der Einwohner vor. Von diesen Pferden sind sehr
viele der deutschen Heeresverwaltung dadurch verlorengegangen, daß man
nicht rechtzeitig zur Beschlagnahme der Pferdebestände der besetzten
feindlichen Gebiete unter einheitlicher Leitung schritt, vielmehr den Truppen die
eigenmächtigen Beitreibungen der Pferde überließ. Diese
erfolgten aber seitens der Truppen nicht immer sachgemäß und stets
nur dem augenblicklichen Bedarfe entsprechend. Es wurden häufig den
Besitzern zu junge, schwache oder sonst ungeeignete Pferde abgenommen, die
bald bei der Truppe versagten, schnell unbrauchbar und dann wieder
abgestoßen wurden. Die anfänglich leicht ausführbaren
Beitreibungen führten mit der Zeit auch dazu, daß sich alle Truppen
und Kolonnen nicht nur einen vielfach recht großen,
überetatsmäßigen Fuhrpark zulegten, sondern sogar viel
Personal beritten gemacht wurde, dem keine Reitpferde zustanden. Namentlich
auf dem östlichen Kriegsschauplatze, in Polen, Galizien und
Rußland, wo der schlechten Wegeverhältnisse halber eine
Erhöhung des Fuhrparkes durch Einstellung landesüblicher
Fahrzeuge bei den [48] Bagagen der Truppen
und bei den Kolonnen in gewissen Grenzen von den höheren
Kommandobehörden genehmigt werden mußte, wurden Kleinpferde,
sogenannte Panjepferde, in weit darüber hinausgehender Zahl eingestellt.
Da für die überzähligen Pferde nur Rationen in dem
genehmigten Umfange empfangen wurden, mußte sich die Truppe dadurch
helfen, daß sie die darüber hinaus vorhandenen Pferde entweder auf
Kosten und damit zum Schaden der etatsmäßigen
durchkrümperte oder eigenmächtig sich in Feindesland Verpflegung
über Gebühr für diese Pferde verschaffte, die dann der
Erfassung durch die eigenen Verwaltungsbehörden verlorenging. Kurz, es
wurde zu Anfang des Krieges eine ziemliche Raubwirtschaft mit Pferden der
besetzten Gebiete getrieben.
Diese Art des Pferdeersatzes hatte auch noch zur Folge, daß die den
Einwohnern abgenommenen und sofort bei der Truppe eingestellten Pferde
häufig ansteckende Krankheiten, namentlich Rotz und Räude,
mitbrachten. Abgesehen davon, daß die hiermit behafteten Pferde bald
für den Truppendienst ausfielen, wurden auch die bisher gesunden
Bestände der Truppen infiziert; dies führte zu weiteren
Abgängen. Infolge der anfänglich unterlassenen einheitlichen
Regelung der Beitreibungen veranlaßte der bald eintretende
größere Ersatzbedarf wegen Abgang durch Überanstrengungen
infolge zu großer Marschleistungen auf schlechten, harten oder
ausgefahrenen Wegen, bei ungünstiger Witterung und schlechter
Unterkunft, vielfachem Biwakieren, sowie bei ungewohnten, häufig schon
nicht ausreichenden Futterverhältnissen, sehr bald die Truppen,
größere Ersatzanforderungen zu stellen. Diese wurden, obgleich in
Feindesland meist noch reichlich brauchbare Pferde vorhanden waren, nach dem
Wortlaut der bezüglichen Bestimmungen an die zuständigen
Heimatsbehörden zur Ausführung weitergegeben. Diese waren also
gezwungen, schon vorzeitig mit Ersatz auszuhelfen.
Die Erfüllung der Ersatzanforderungen, die sich gegen die späteren
immer noch in bescheidenen Grenzen bewegten, ließ sich anfänglich
in der Heimat zunächst ohne besondere Schwierigkeiten
durchführen, wenn auch die Ansprüche an die Diensttauglichkeit der
Pferde schon bald herabgesetzt werden mußten. Da bei der Mobilmachung
fast alle kriegsbrauchbaren Pferde ausgehoben waren, mußten die in der
Heimat verbliebenen in den verschiedenen Betrieben vermehrte Arbeit bei
beschränkterem Futter leisten. Den noch nicht volljährigen oder zu
Zuchtzwecken zurückgelassenen Pferden konnte vielfach kaum die
erforderliche Schonung zuteil werden. Es ist daher nicht zu verwundern,
daß der Nachersatz an Pferden aus der Heimat mit der Zeit immer
schlechter wurde und schließlich ganz versagte.
Die Mitglieder der bei der Mobilmachung tätigen Kommissionen befanden
sich größtenteils im Felde, so daß in der Heimat an vielen
Stellen für die später durch Ankauf oder Aushebung erfolgende
Ersatzbeschaffung ein Mangel an sachverständigen Offizieren und
Veterinären eintrat. Hierauf dürfte es auch mit
zurückzuführen sein, daß zum Teil weniger brauchbare Pferde
abgenommen und der Truppe als Ersatz zugeführt wurden. Vielfach sah
man in der Heimat von dem [49] umständlicheren
freihändigen Ankauf der Pferde unmittelbar von den Besitzern ab und
kaufte dafür von Händlern. Diese verdienten Riesensummen,
während die Besitzer nur mäßig bezahlt wurden.
Den Ersatzpferden mußten auf dem östlichen Kriegsschauplatz, in
Polen, Galizien und Rußland größtenteils sofort längere
anstrengende Fußmärsche bei dürftiger Unterkunft und
Verpflegung zugemutet werden, um die Truppe, für die sie bestimmt, zu
erreichen. In großer Zahl mußten daher Ersatzpferde, soweit sie nicht
gleich ganz ausfielen, den Pferdedepots vorerst überwiesen werden. Da
aber die Pferdedepots im Bewegungskriege den fechtenden Truppen in nicht zu
großen Abständen folgen mußten, damit sie im Bedarfsfalle
rasch zu den Ausgabestellen vorgezogen werden konnten, so konnte den
angestrengten Pferden vielfach die gebührende Schonung zuteil
werden.
Der Ersatz aus der Heimat, namentlich die Remontierung der dort verbliebenen
Ersatztruppenteile, wurde weiter dadurch erschwert, daß die für den
Pferdeersatz für Heereszwecke hauptsächlich in Betracht
kommenden Provinzen Ost- und Westpreußen schwer unter dem Einfalle
der Russen gelitten hatten. Wenngleich die meisten der dort befindlichen
Pferdebestände auch noch rechtzeitig geborgen waren, so hatte es sich doch
nicht vermeiden lassen, daß ein immerhin beträchtlicher Teil der
Landespferde in die Hände der Russen fiel. Der gerettete Teil dagegen hatte
durch die mit der überhasteten Rückführung verbundene
mangelhafte Pflege, Unterkunft und Ernährung gelitten. Die ganze, dort auf
großer Höhe stehende Landespferdezucht war erheblich
zurückgegangen. Das machte sich in den folgenden Jahren empfindlich
fühlbar.
Die unzureichende Ersatzgestellung aus der Heimat und die Zuführung von
zum Teil wenig kriegsbrauchbarem Pferdematerial, sowie die nur zum
allgemeinen Schaden gereichenden unmittelbaren Beitreibungen von Pferden
durch die Truppen veranlaßten die höheren
Kommandobehörden bald, die Ausnutzung der besetzten Gebiete für
eine rationelle Pferdewirtschaft selbst in die Hand zu nehmen. Wenn sich dies
auch meist erst nach Verlangsamung der Operationen oder Übergang zum
Stellungskrieg großzügig durchführen ließ, so wurden
von einzelnen höheren Kommandobehörden doch bereits
während des Bewegungskrieges im Osten zweckmäßige
Maßnahmen getroffen.
In erster Linie wurden die unmittelbaren Beitreibungen von Pferden durch die
Truppen allgemein verboten. Sämtliche Pferde der besetzten Gebiete galten
als von der Heeresverwaltung beschlagnahmt; die höheren
Kommandobehörden allein behielten sich das Verfügungsrecht
hierüber vor.
Den vorschreitenden Armeen folgten sachgemäß zusammengesetzte
Kommissionen, denen berittene Kommandos beigegeben waren, welche die
brauchbaren Pferde der Einwohner zu beschlagnahmen hatten. Die den
Landeseinwohnern nach angemessener Abschätzung gegen Gutschein
abgenommenen Pferde wurden gewöhnlich in Pferdedepots hinter der Front
gesammelt. In der Sorge, diese [50] Pferde, falls sie nicht
sofort den Landeseinwohnern abgenommen wurden, später zu verlieren,
ging man jedoch anfänglich zu weit. Besser wäre es gewesen, die
Pferdedepots vorerst nur dem voraussichtlichen Bedarf entsprechend
aufzufüllen. Mit der Zusammenziehung größerer Pferdemassen
hätte im besetzten Gebiet erst begonnen werden sollen, nachdem
hierfür in den weiter zurückliegenden Gebieten geeignete und
ausreichende Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen waren. Für
diese waren Aufsichts-, Pflege, Veterinär- und Schmiedepersonal,
Ausrüstung, Verpflegung und Weiden sicherzustellen.
Mehrfach hat man aber diesen Rücksichten nicht genügend
Rechnung getragen und beigetriebene oder angekaufte Pferde in großer
Zahl, bis zu 2000 und mehr, auf den östlichen Kriegsschauplätzen
zusammengetrieben. Die Folge davon war, daß die Pferde mangelhaft
beaufsichtigt und gepflegt, schlecht ernährt und dürftig untergebracht
waren und daher zahlreiche Abgänge eintraten, die durch Einschleppen und
Verbreiten von Seuchen gesteigert wurden.
Fraglos wäre es besser gewesen, wenn man den größten Teil
der als kriegsbrauchbar befundenen Pferde vorerst den Besitzern noch zum
eigenen Gebrauch belassen hätte. Für diese Maßnahmen waren
aber eine scharfe Kontrolle und listliche Führung seitens der
Heeresverwaltung erforderlich. Sie ließen sich kaum im Bewegungskriege
durchführen; später, bei Stillstand der Operationen und
Übergang zum Stellungskrieg, wurde fast allgemein hiervon Gebrauch
gemacht.
Zum Teil mußte jedoch die Überweisung der ausgehobenen Pferde an
die Truppen sofort erfolgen, um den augenblicklichen, nicht vorhergesehenen
Bedarf zu decken. So z. B. wurden im Sommer 1915 vor der großen
Offensive über Wilna vom Kommandeur der Munitionskolonnen und
Trains des X. Armeekorps in Kurland und in
Russisch-Litauen schnell 25 000 Pferde auf einmal beschafft zur
Aufstellung von Kolonnen und Formationen aller Art. Die Offensive wäre
ins Stocken geraten, wenn nicht Panjepferde in fast unerschöpflicher Zahl
noch zur Verfügung gestanden hätten. Natürlich konnte bei
einer derart übereilten Beschaffung von einer sachgemäßen
Auswahl des Pferdematerials keine Rede sein. Vielfach gelangten wenig
militärtaugliche, vor allem zu junge Pferde bei solchem Zwangsverfahren
zur Einstellung.
Auf dem westlichen Kriegsschauplatze, wo die Verwaltung der besetzten Gebiete
bei den meist geschlossenen und nahe zusammengelegenen Ortschaften unter
Hinzuziehung der ortseingesessenen Gemeindebehörden sich bei weitem
einfacher gestaltete, stieß die teilweise Belassung der für
Heereszwecke ausgemusterten Pferde auf keine sonderlichen Schwierigkeiten.
Anders war es jedoch auf den östlichen Kriegsschauplätzen. Hier war
eine Belassung der ausgemusterten Pferde in den wenigsten Fällen ratsam;
meist war baldigste Abnahme und Einstellung in die Pferdedepots der
Heeresverwaltung geboten.
Aber auch der Feind hatte erkannt, von welch großer Bedeutung die Pferde
für die Weiterführung der deutschen Operationen im Osten waren. Er
war daher [51] bestrebt,
möglichst keine Pferde als Kriegsbeute in unsere Hände fallen zu
lassen. So z. B. berichtet Generalfeldmarschall
von Hindenburg in Aus
meinem Leben über die Wegnahme von Nowo Georgiewsk:
"Auffallend war es, daß die Russen vor der Übergabe ihre Pferde
reihenweise erschossen hatten, wohl in der Überzeugung von dem
außerordentlichen Werte, den diese Tiere für unsere Operationen im
Osten hatten." Auf Beutepferde in großer Zahl war also in Zukunft wohl
kaum noch zu rechnen. Man mußte sich auf die Beitreibungen in den
rückwärts gelegenen Teilen des besetzten Gebietes
beschränken.
Die teilweise Belassung der beigetriebenen Pferde bot den weiteren Vorteil,
daß die Landeseinwohner mit ihren Pferden zu landwirtschaftlichen
Arbeiten im Interesse der Heeresverwaltung in großem Umfange
nutzbringend herangezogen werden konnten. Außerdem stellten die
Landeseinwohner in der Hauptsache anfänglich die Gespanne zum
Stellungs- und Straßenbau, sowie Aushilfen im Nachschubdienst durch
besonders aufgestellte Behelfskolonnen. Durch diese vielseitige Verwendung trat
eine wesentliche Entlastung der Truppenpferde, namentlich der Pferde der
Kolonnen und Trains ein, so daß die Truppenpferde für ihren
eigentlichen Dienst länger brauchbar erhalten und die Ersatzanforderungen
bedeutend eingeschränkt wurden.
Durch die Ortskommandanten in den besetzten Gebieten wurden genaue Listen
über die in ihrem Bezirk vorhandenen Einwohnerpferde geführt;
durch zeitweise Musterungen verschaffte sich die Heeresverwaltung die
Überzeugung, daß die den Besitzern vorläufig noch belassenen
Pferde sachgemäß behandelt und verwendet wurden. Wo dies nicht
der Fall, wurden die Pferde sofort abgenommen und in die Depots eingestellt.
Vorbedingung für die gute Erhaltung der Pferde der Landeseinwohner war
die Belassung von ausreichendem Futter und genügenden
Weideplätzen. Aber hierin ist vielfach sehr kurzsichtig gesündigt
worden.
Die hygienischen Maßnahmen wurden von hierzu bestimmten
Veterinären verantwortlich überwacht, ebenso der Hufbeschlag der
Einwohnerpferde unter militärische Kontrolle gestellt; vielfach wurde
derselbe zweckmäßigerweise den Schmieden der Truppe
übertragen. Wenn so in dieser Form die Bewirtschaftung der
Pferdebestände der besetzten Gebiete nach einheitlichen Gesichtspunkten
schon gleich zu Beginn des Krieges erfolgt wäre, so wären viele
Pferde der Heeresverwaltung erhalten geblieben. In die Heerespferdedepots
wären nur brauchbare, gesunde Pferde zur Einlieferung gelangt und die
langen Quarantänezeiten, die oft für lange Dauer die Bestände
großer Depots für die Ausgabe sperrten, vermieden worden. Wer
konnte aber einen Krieg von solchen Ausmaßen vorhersehen?
Der große Bedarf an Pferden an der Westfront nötigte bald dazu, den
Einwohnern alle nur einigermaßen kriegsbrauchbaren Pferde abzunehmen,
so daß ihnen zu Ende des Krieges nur noch die für Heereszwecke
nicht verwendbaren Pferde zum eigenen Gebrauch verblieben waren.
Natürlich konnte die Abnahme [52] auch nicht
annähernd den sich mehr und mehr steigernden Bedarf decken. Die Heimat
war nicht mehr in der Lage, ohne selbst wirtschaftlich ganz zusammenzubrechen,
brauchbare Pferde für Ersatzzwecke dem Feldheere zu liefern. Die
besetzten Gebiete der östlichen Kriegsschauplätze mußten in
weitestgehendem Maße aushelfen; ohne deren Unterstützung
wäre eine Weiterführung des Krieges wegen Pferdemangels einfach
nicht mehr möglich gewesen. Obgleich in Rußland für eigene
Heereszwecke doch bereits umfangreiche Aushebungen an Pferden stattgefunden
hatten und die besetzten Gebiete fast durchweg Kampfgebiet gewesen waren, war
der Pferdereichtum doch noch ein sehr großer. Hierfür mögen
einige Angaben zur Erläuterung dienen.
Im Etappengebiet Slonim ergab im Frühjahr 1916 die Pferdezählung
noch einen Bestand von 60 500 Stück, darunter allerdings
15 300 Fohlen unter 2 Jahren. Bei der Vorführung vor einer zu
diesem Zwecke eingesetzten Kommission wurden allerdings nur 6670 Pferde als
kriegsbrauchbar bezeichnet. Diese wurden mit einem Brand versehen und durften
nur mit Genehmigung des Kreishauptmanns, und zwar nur innerhalb des Kreises
verkauft werden.
Die in Litauen und Kurland im Herbst 1915 und im Frühjahr 1916
abgehaltene Pferdemusterung ergab rund 200 000 Pferde. Davon wurden
20 000 als kriegsbrauchbar mit Brand versehen. Die Musterung soll eine
milde gewesen sein, so daß mit Sicherheit wohl weit mehr als 20 000
kriegsbrauchbar waren. Im Gebiet der
Etappen-Inspektion Grodno, die bereits auf dem Vormarsch 8500 Pferde
angekauft hatte, wurde der Pferdebestand seitens der Kreishauptleute noch auf
rund 20 000 Stück im November 1915 geschätzt. Nach
flüchtiger Besichtigung wurden etwa 7000 Pferde für
kriegsbrauchbar befunden, meist Panje-, jedoch auch eine erhebliche Anzahl
größerer und stärkerer Pferde. Da aber die Besitzer beim
Eindringen der deutschen Truppen im Herbst ihr Vieh verborgen hatten, wurde
angenommen, daß im Frühjahr, wo die Besitzer ihre Pferde zur
Bestellung gebrauchten, die Zahl der Pferde noch viel größer sein
würde. Diese Annahme hat sich denn auch später
bestätigt.
Die Pferdekäufe im neutralen Ausland, die durch Beauftragte des
Kriegsministeriums veranlaßt wurden, hatten nur ein recht dürftiges
Ergebnis. Wenige Pferdetransporte aus Dänemark, Schweden und Holland
konnten zur Auffüllung der in der Heimat eingerichteten Pferdereserven,
über die sich das Kriegsministerium die alleinige Verfügung
vorbehielt, dienen.
Die Ergänzung der Pferde der Ersatztruppenteile in der Heimat blieb im
Verlaufe des Krieges nach wie vor Sache des Kriegsministeriums. Durch
Ankäufe wurden neben der beibehaltenen Remontierung, die allerdings
vorübergehend erheblich eingeschränkt wurde, die Bestände
nicht nur möglichst auf der planmäßigen Stärke
gehalten, sondern sogar versucht, dieselben, soweit dies ohne Schädigung
der wirtschaftlichen Getriebe in der Heimat überhaupt noch irgend
möglich war, zu erhöhen.
[53] Die vom
Oberbefehlshaber Ost (Oberost) aus den besetzten Gebieten Rußlands und
vom Oberkommando Mackensen aus Rumänien gelieferten Pferde kamen
nur zum geringen Teile zuerst in die Heimatdepots des Kriegsministeriums. Die
meisten von dort entsandten Pferdetransporte gingen durch Deutschland gleich
nach dem Westen durch und wurden daselbst auf die hinter der Front zur
Verfügung des Generalquartiermeisters eingerichteten großen
Heeres- und Etappen-Pferdedepots verteilt. Sie bildeten die sogenannte
Generalquartiermeister-Reserve, als solche wurden auch die in der Heimat bei den
Ersatzformationen befindlichen Pferdebestände zum Teil vom
Kriegsministerium zur Verfügung gestellt. In der Regel entsandte dasselbe
jedoch erst auf Anfordern der Obersten Heeresleitung oder des
Generalquartiermeisters neben den laufend festgesetzten monatlichen Transporten
besondere Pferdetransporte nach dem Westen. Die Heeresgruppe Scholtz lieferte
nur anfänglich aus Serbien wenige Pferdetransporte für den Westen;
später reichten die in Serbien angekauften Pferde kaum zur Deckung des
Pferdebedarfs auf dem mazedonischen Kriegsschauplatz aus. Es wurden sogar
hier noch Aushilfen durch Pferdetransporte aus Rumänien notwendig,
zumal die Heeresgruppe Scholtz Pferde in großer Zahl für die
Unternehmungen in Kleinasien, die sogenannten
Pascha-Unternehmungen, bereitstellen mußte.
Sehr erschwert wurde der gesamte Pferdeersatz dadurch, daß derselbe nicht
einheitlich von einer allein verantwortlichen Kommandostelle aus bearbeitet
wurde. Häufig kreuzten sich die Anordnungen des Kriegsministeriums mit
denen der Obersten Heeresleitung. Von beiden erhielten die
hauptsächlichsten Pferdeversorger, Oberost und Mackensen, oft schwer zu
vereinigende Anweisungen. Diese wiederum hatten sich hinsichtlich der
Pferdewirtschaft in den ihrem Befehlsbereich unterstellten Gebieten so gut wie
selbständig gemacht. Andererseits aber hatte der Generalquartiermeister die
volle Verantwortung für den Pferdeersatz zu tragen. Dabei hatte er weder
Befehlsgewalt über die den Ersatz liefernden Stellen, noch wurde er durch
die Operationsabteilung immer in der wünschenswerten Weise
unterstützt. Oft, namentlich wenn Not am Mann war, befahlen andere
Stellen des Großen Hauptquartiers unmittelbar in den Pferdeersatz hinein
und warfen ohne jede Rücksicht die gemachten Pläne über den
Haufen. Trotz all der vielseitigen Reibungen auf diesem Gebiete ist es aber immer
gelungen, die Pferdeersatzfrage nach bester Möglichkeit zu lösen.
Selbst im März 1918, wo die Pferdeersatzfrage doch schon recht brennend
war, ist es gelungen, die für die große Offensive erforderlichen Pferde
zusammenzubringen.
Den Händlern wurden Preise über 1200 Mark bewilligt, und diese
strichen sicher ganz unverhältnismäßig hohe Gewinne ein, da
vor dem Kriege jedes brauchbare Pferd in Polen für nur wenige hundert
Mark zu kaufen war.
In 1¼ Jahr wurden links der Weichsel etwa 60 000 Pferde für
Heereszwecke aufgekauft. Der größte Teil verblieb im
Generalgouvernement zur Aufstellung von Neuformationen und zur Auffrischung
der eigenen Bestände; nur ein [54] Teil wurde in das in
Lissa errichtete große Pferdedepot, über dessen Bestand sich das
Kriegsministerium die alleinige Verfügung vorbehalten hatte,
überführt.
Da bei dem Ankauf sehr zahlreiche, gute vierjährige Pferde genommen
wurden, wäre es praktischer gewesen, im Interesse der längeren
Erhaltung des Pferdematerials, alle vierjährigen Pferde erst dem Depot in
Lissa und anderen Heimatsdepots zu überweisen, damit sie erst ein Jahr
älter zu den Truppen kamen. Die Truppe hatte so z. T. wenig
Nutzen, da die vierjährigen Pferde im letzten Jahre nur sehr mangelhaft
ernährt und aufgewachsen waren und fast durchweg kraftlos
erschienen.
Auch vom Generalgouvernement Warschau wurden weitgehende
Maßnahmen getroffen, um das besetzte Gebiet nach Möglichkeit
für die Lieferung von Pferden für Heereszwecke nutzbar zu machen.
Das Generalgouvernement war in zwei Ankaufsgebiete eingeteilt, eins rechts, eins
links der Weichsel; jedes wieder in vier Ankaufsbezirke. Die im Juni 1916 durch
die Kreisdirektoren abgehaltene Pferdezählung hatte ein Gesamtresultat von
437 000 ergeben. Nach russischen Aufzeichnungen sollen 637 000
Pferde vorhanden gewesen sein. Der Bestand hatte sich während des
Krieges um rund 200 000 Pferde vermindert. Es wurden 6692 Hengste
gezählt.
In jedem Kreise war eine zwangsweise Vorführung des gesamten
Pferdebestandes angeordnet. Alle Polizei- und Zivilbehörden wirkten dabei
mit unter gleichzeitiger polizeilicher Absperrung der Nachbarkreise
untereinander, damit nicht Pferde von einem Kreise in einen anderen
überführt werden konnten, wo Vorführung und Musterung
schon stattgefunden hatten.
Die Musterung bezog sich auf folgende Punkte:
- auf alle kriegsbrauchbaren Pferde, die für einen vom
Kommissar bestimmten, durchaus angemessenen Preis sofort zwangsweise
angekauft wurden;
- auf Mutterstuten; diese wurden, wenn sie tragend oder Fohlen hatten, den
Besitzern gelassen;
- auf alle Pferde unter 4 Jahren; auch diese verblieben den Besitzern;
- auf alle kriegsunbrauchbaren Pferde, die einen entsprechenden Brand
erhielten.
Die zwangsweise Vorführung, bei denen häufig 1000 - 3000
Stück zur Stelle waren, zeigten ein so geringes Ergebnis, daß
wiederholt gar keins oder nur
5 - 10 Stück als kriegsbrauchbar befunden wurden,
während Händler noch recht zahlreiches und gutes Material
anboten.
Im Gouvernement waren für die einzelnen Pferdeklassen, wie
Kolonnenpferde (Panjepferde), schwerere Zugpferde, Reitpferde für
Kavallerie, Offizierreitpferde, Höchstpreise angesetzt.
Auf Anweisung von Oberost wurden in dem Gebiete zwischen dem
Generalgouvernement Warschau und der östlichen Frontlinie umfangreiche
Pferdeaushebungen und Ankäufe vorgenommen. So z. B. wurden im
Frühjahr 1916 im [55] Wirtschaftsgebiet der
Etappen-Inspektion der 10. Armee in den Gouvernements Kowno, Wilna und
Suwalki etwa 80 000 Pferde gemustert. Im Wilnaer Bezirk sollen sich viele
Pferdebesitzer der Musterung entzogen haben, während in Suwalki so
ziemlich alle Pferde vorgeführt wurden. In Wilna wurden rund 5600, in
Suwalki 15 500 Pferde für Heereszwecke angemustert und mit Brand
versehen. Diese Pferde durften von den Besitzern nicht verkauft werden.
Freihändige Ankäufe hatten sich in diesen Bezirken als unpraktisch
erwiesen. Die Besitzer und Bauern fürchteten durch die Beamten und
Offiziere übervorteilt zu werden; es stand zu erwarten, daß sie ihre
Pferde sofort wieder verstecken würden. Beitreibungen aber wollte man
vermeiden, um das Vertrauen zu der neuen Regierung nicht zu untergraben. Man
mußte sich also zu dem einzigen Mittel, Pferde in größerer
Zahl aufzubringen, entschließen, ansässige Händler mit
Erlaubnisscheinen für Ankäufe zu versehen und durch diese die
Pferde liefern zu lassen.
In der Hauptsache wurden aus diesen Gebieten "Panjepferde" angeliefert. Das
mittlere und große Panjepferd hat sich für militärische Zwecke
durchaus als Reit- und Zugpferd bewährt. Auch als Tragtiere sind die
kurzgedrungenen, breitgerippten Panjepferde mit Vorteil verwendet worden; sie
haben sich rasch an die Arbeit im gebirgigen Gelände auf steinigem Boden
gewöhnt. Sie waren wetterhart und anspruchslos hinsichtlich Futter und
Unterkunft.
Die bodenständigen Pferde Polens und Rußlands einschließlich
ihrer stammverwandten Schläge in Galizien und in den Karpathen
(Hozulen) vereinigen alle Anforderungen; Ausdauer, Zähigkeit,
Schnelligkeit und Genügsamkeit; Krankheiten und Lahmheiten sind bei
ihnen selten. Besonders beachtenswert ist die gute Beschaffenheit der Hufe.
Einen glänzenden Beweis für die Kriegsbrauchbarkeit dieser Pferde
lieferten z. B. die Leistungen einer mit Panjepferden bespannten Kolonne
der Armeeabteilung Woyrsch.
Diese verlor im Herbst bei Höchstleistungen
von 140 km in 3 Tagen und 180 km in 4 Tagen im ganzen nur 9
Pferde. Bei Panjepferden typisch vorkommende Untugenden sind Schlagen und
Beißen. Wichtig für die Nachzucht der Panjepferde ist deren
Fruchtbarkeit. Selbst im Feldzug konnten die Stuten zur Zucht benutzt werden.
Das Abfohlen geht leicht und die Fohlen zeigten große
Widerstandskraft.
Das kleine Panjepferd (1,20 - 1,30 m) hat einen
verhältnismäßig großen, massigen Körperbau und
lange, wulstige Schweif-, Mähnen- und Schopfbehaarung; es hat im
allgemeinen ein ordinäres Aussehen. Das große dagegen
(1,60 - 1,65 m) hat spärliche Behaarung und einen
schlanken, langen und muskulösen Körperbau. Dieses Pferd ist ein
recht brauchbares Militärpferd.
Die in der Gegend von Lublin ausgehobenen größeren russischen
Pferde (1,60 - 1,65 m) stellten den Typ eines edlen,
mittelschweren, sehr gängigen Pferdes dar. Sie sollen aus schweren
englischen Stuten und edlen russischen Hengsten stammen. Sie haben sich trotz
größter Anstrengungen vorzüglich gehalten, [56] sind gleichfalls an Futter
genügsam und gegen Witterung unempfindlich. Nach großen
Anstrengungen erholten sie sich verhältnismäßig rasch.
Auch in der Gegend von Plock befanden sich zahlreiche größere
russische Pferde, die dort auf den Gütern gezogen wurden. Sie hatten
besonders gutes, edles Aussehen, sehr kräftigen Körperbau und gute
Gänge. Diese Gegend lieferte sehr brauchbare Zugpferde.
Die abgenommenen Pferde wurden in den Etappen-Pferdedepots gesammelt. Sie
dienten in erster Linie zum Ersatz für die Truppen des
Oberost-Befehlsbereichs. Anfänglich wurden nur dienstunbrauchbare
Pferde in die Heimat abgeschoben. Später wurden größere
Transporte kriegsbrauchbarer Pferde sowohl in die Heimat als auch unmittelbar
nach dem Westen zur Auffüllung der
Generalquartiermeister-Reserve gesendet.
Als nach dem Brest-Litowsker Frieden die Operationen an der Ostfront fast ganz
zum Stillstand gekommen waren, gelang es bereits, Pferde russischer
Truppenteile, die gegenüber lagen, billig anzukaufen. Einheimische
Händler, wohl fast nur Juden, kauften hinter der russischen Front diese
Pferde auf und brachten sie durch die Sperrlinie bis in die deutschen
Pferdedepots.
Die Vorbereitung für die im Frühjahr 1918 im Westen geplante
große Offensive erforderte u. a. die Bereitstellung vieler bespannter
Formationen. Bei den meisten der im Westen vorhandenen war der Pferdebestand
nach und nach bis auf 80% der planmäßigen Stärke und
darunter herabgegangen. Falls man also die stark geschwächten
Formationen nicht zu leistungsfähigen zusammenlegen wollte, mußte
eine bedeutende Auffüllung erfolgen.
Diese Zustände waren durch den dauernden Wechsel der
abgekämpften oder erholungsbedürftigen Formationen an der ganzen
Westfront etwa die gleichen. Die anfänglich geplante Zusammenlegung im
Pferdebestand geschwächter Formationen hätte den gänzlichen
Ausfall vieler Verbände zur Folge gehabt. Diese hätten dann
wiederum durch neue ersetzt werden müssen. Der Pferdebedarf wäre
also der gleiche geblieben, während die Umbildungen im Felde auch noch
andere Schwierigkeiten hinsichtlich des Personals, Feldgeräts usw.
verursachten. Man sah also in der Hauptsache lieber davon ab und versuchte die
hohen Fehlstellen der bestehenbleibenden Formationen durch weitestgehende
Heranziehung der Pferdebestände der besetzten östlichen Gebiete zu
decken.
Bei Oberost fanden zu Beginn des Jahres 1918 dieserhalb Besprechungen der
östlichen Heeresgruppen und Armeen statt. Die noch in den Pferdedepots
hinter der Ostfront befindlichen kriegsbrauchbaren Pferde reichten nicht
annähernd aus, um die für die Westfront als unbedingt notwendig
angeforderten Pferde zu stellen. Man entschloß sich daher zu der immerhin
sehr gewagten Maßnahme, den Truppen an der Ostfront Pferde
abzunehmen. Jede Armee mußte einige tausend Pferde für die
Westfront abgeben. So z. B. hatte allein die Heeresgruppe Linsingen
einschließlich ihrer Etappen-Inspektionen 28 000 Pferde frei zu
[57] machen. Ein
großer Teil aller Kolonnen und mehrere
Infanterie-Divisionen wurden daher bis auf die Wirtschaftsgespanne unbeweglich.
Bei den anderen Heeresgruppen herrschten zum Teil ähnliche
Verhältnisse. Die Pferde wurden den Heeres-Pferdedepots
(Generalquartiermeister-Reserve) im Westen unmittelbar zugeführt.
Dauernd gingen täglich Züge zu je 300 Pferden nach dorthin ab. Die
Berichte des Generalquartiermeisters ergaben, daß die Transporte im
allgemeinen dort in guter Verfassung ankamen. Die Pferde waren meist sofort
ausgabefähig, nur wenige Transporte mußten wegen Seucheverdachts
in längere Quarantäne gelegt werden.
Diese Maßnahmen waren nicht durchweg sachgemäß.
Kurz nach Abgabe der 28 000 Pferde ging bei der Heeresgruppe Linsingen der
Befehl zum Vormarsch in die Ukraine ein. Hinter der fechtenden Truppe folgten
die Pferdedepots der Heeresgruppe, ihnen angegliedert eine Menge russischer,
polnischer und jüdischer Händler, die die Belieferung der Depots
übernommen hatten. Ein Staffelstab, dem Oberkommando unmittelbar
unterstellt, leitete den sofort mächtig einsetzenden Pferdeankauf, die
Sammlung der Pferde in den Depots, sowie ihre weitere
Rückwärtsleitung zur Bespannung der unbeweglichen Formationen,
insbesondere der Kolonnen. Ein Teil der zuerst angekauften Pferde diente zur
Aufstellung der 1. und 2. Ukrainischen Division in Kowel. Die Batterien und
Kolonnen mußten vielfach zu Fuß oder durch Eisenbahntransport den
Vormarsch antreten; ihre Pferde kauften sie sich erst unterwegs selbst.
Mit dem Aufhören der Vorwärtsbewegung in der Ukraine bekam der
planmäßige Pferdeankauf eine feste und straffe Organisation. Nach
Weisung des Oberkommandos, dem der Bedarf von Oberost mitgeteilt wurde,
leitete ein Staffelstab mit 8 - 12 Pferdedepots den fortlaufenden
Ankauf. Die Pferde gingen aus den Depots zu den Truppenteilen der
Heeresgruppe, denen eigener Ankauf verboten wurde; nach dem Westen in die
Heeres-Pferdedepots; nach der Heimat an die Landwirtschaftskammern, nach der
Militärverwaltung Litauen und in die Etappe Bug an die Einwohner als
Ersatz für die dort ausgehobenen Pferde. Der tägliche Ankauf belief
sich durchschnittlich auf 500 Pferde. Die Preise, die dauernd etwas stiegen,
schwankten zwischen 1600 - 2200 Rubel (Rubel damals
1,30 Mark). Das angekaufte Pferdematerial war durchschnittlich gut; in der
Hauptsache waren es allerdings mittlere Panjepferde, aber auch schwere Pferde
befanden sich darunter. Im September 1918 wurde der Anlauf auf das Dongebiet
ausgedehnt. Die Donpferde (meist mittlere bis schwere Pferde) ergaben einen
ausgezeichneten Ersatz. Als besondere Kennzeichen haben die Donpferde starken
Knochenbau und auffallend steil abfallende Kruppe. Durch stete Verbindung und
Unterhandlung mit der ukrainischen Regierung mußten die
Ausfuhrschwierigkeiten, die die ukrainischen
Eisenbahn- und Remontierungsbehörden machten, behoben werden. Ein
mit den Österreichern zum Zwecke der Preisdrückung [58] geplanter gemeinsamer
Einkauf in der Ukraine scheiterte bereits bei den Verhandlungen. Anträge
der Türkei auf Pferdeankauf im Gebiet der Heeresgruppe Linsingen und
Ausfuhr über Odessa wurden wegen der mit dieser Konkurrenz zu
befürchtenden Preissteigerung abgelehnt. Den deutschen Truppen im
Kaukasus wurden Ersatzpferde über Odessa nachgeschoben.
Im rumänischen Feldzug wurde der Pferdebedarf teilweise durch
kommissarische Ankäufe in Ungarn gedeckt, teilweise während des
Vormarsches durch die transsylvanischen Alpen und die walachische Ebene durch
Beutepferde und beigetriebene Pferde. Nach Übergang zum Stellungskriege
wurden von der Etappe in den einzelnen Etappenkommandanturen besondere
Pferdeankaufskommissionen gebildet. Sämtliche Pferde der Einwohner
wurden nach bestimmten Orten bestellt, dort von der Kommission gemustert und
die ausgewählten nach Untersuchung und Abschätzung des Wertes
angekauft. Bei Verweigerung der Abgabe seitens des Besitzers trat
Zwangsenteignung ein. Diese kam jedoch selten vor, da allgemein angemessene
Preise gezahlt wurden. In einzelnen Fällen wurden die Preise sogar zu hoch
bemessen, so daß von den höheren Dienststellen auf die
ortsübliche Bewertung der Pferde hingewiesen werden mußte. Nach
dem Friedensschluß von Bukarest fanden kommissarische Ankäufe in
der Umgebung von Galatz und in Beßarabien statt. Die dort angekauften
Pferde wurden fast restlos an die Westfront gesandt. Alle angekauften Pferde
kamen vor Versendung in Depots oder Sammelstellen zur Feststellung der
Seuchenfreiheit. Die in Deutschland gültigen gesetzlichen Bestimmungen
kamen auch bei diesen Ankäufen nach Möglichkeit in Anwendung.
Die Kaufsummen wurden in der Regel erst ausgezahlt, nachdem
Gewährszeit und Untersuchung auf Seuchen abgelaufen oder abgeschlossen
waren.
Die weitestgehende Ausnutzung aller zur Verfügung stehenden Gebiete
genügte jedoch allein nicht, um den Bedarf an Pferden zu decken und die
Pferdebestände leistungsfähig zu erhalten. Zur Erreichung dieser
Ziele mußte die Pferdewirtschaft auch noch vielfach in anderer Hinsicht
zweckmäßiger geregelt werden.
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