Bd. 5: Der österreichisch-ungarische
Krieg
Kapitel 25: Der Zusammenbruch
(Forts.)
Staatsarchivar Oberstleutnant Edmund Glaise-Horstenau
8. Vittorio Veneto.
An der Piavefront hatten am 24. Oktober vormittags Teile der englischen 7.
Division - 10. Armee - auf der oberhalb Ponte di Piave sich
erstreckenden Insel Papadopoli die Vorposten der k. u. k.
Isonzoarmee zurückgedrängt. Dann trat wieder Ruhe ein, die
über 48 Stunden anhielt. Die Alliierten hatten keine Eile; wenn je, so
arbeitete jetzt die Zeit für sie, die Zeit und die im Rücken des
gegnerischen Heeres fortschreitende Revolution. Erst am 26. abends gingen sie
zum Hauptangriff über. Die Engländer der 10. Armee und die
Franzosen der 12. nahmen die Italiener der 8. in die Mitte.
Die Piavebezwingung erfolgte in der Nacht. Den Engländern gelang es am
27. frühmorgens, jenseits von Papadopoli die Dammstellung der
k. u. k. 7. Division zu durchbrechen. Magyaren und
Südslawen setzten dem englischen Ansturm nur geringen Widerstand
entgegen, Reservebataillone weigerten sich in den Kampf einzugreifen. Bis gegen
Mittag waren die Engländer in 12 km Frontbreite auf 4 km
Tiefe in das gegnerische Stellungsnetz eingedrungen. Dagegen wurden die an
ihrem Südflügel vorstoßenden Italiener alsbald bis an die Piave
zurückgeworfen.
Der Südflügel der italienischen 8. Armee versuchte vom Montello
aus, das jenseitige Ufer zu gewinnen; er vermochte aber dank der festen Haltung
des [634] aus Honveds
bestehenden k. u. k. XXIV. Korps General Hadfy trotz großer
Kraftanstrengungen nicht durchzudringen. Gleiches Schicksal war den
französisch-englischen Vorstößen bei Vidor beschieden.
Dagegen gelang es zwischen diesen Punkten, also nördlich des Montello,
den Italienern, die nur geringen Widerstand leistende Honvedkavallerie auf
10 km Breite um 2 km zurückzudrängen. Das war
fürs erste gewiß kein Unglück - um so weniger als der
Armee in der ungarischen 34. Division eine frische Eingreiftruppe zur
Verfügung stand. Aber schon auf dem Marsche nach dem Gefechtsfeld
kehrte das Budapester Jägerbataillon 24 eigenmächtig um und
das Beispiel fand Nachahmung bei anderen Bataillonen und beim tschechischen
Schützenregiment 30; die Meuterei griff auch auf die Reserven der
Isonzoarmee über, wo sie sogar die Reihen der Kroaten und der
Kärntner Gebirgsschützen erfaßte!
Dessenungeachtet gaben die beiden Armeekommandos die Hoffnung nicht auf,
die Lage wiederherzustellen. Der Kommandant der 6. Armee, Fürst
Schönburg, verfügte bei Conegliano das Zusammenziehen einer
Stoßgruppe von vier Divisionen, deren Befehl dem Feldmarschalleutnant
v. Nöhring übertragen wurde. Diese Masse sollte im Verein
mit mindestens drei von Osten her angesetzten Divisionen der Isonzoarmee die
westlich von Oderzo eingebrochenen Engländer werfen. Der gewaltige
Gegenstoß konnte schon im Laufe des 28. wirksam werden.
Aber er wurde es nicht. Denn die Eingreiftruppen der Isonzoarmee sahen sich,
soweit sie sich noch verwendungsfähig erwiesen, sehr bald einzeln in den
Kampf mit den rastlos vordringenden Engländern und den ihnen folgenden
Italienern hineingezerrt. Westlich von Oderzo schuf die 8. Kavalleriedivision
durch einen schneidigen Gegenstoß etwas Luft. Weiter nördlich aber
riß der Feind neuerlich eine Bresche in die brüchige Front der
Verteidiger, so daß diese hinter den Monticarabach (Linie
Conegliano - Oderzo) zurückgenommen werden
mußten. Das gegenüber dem Montello stehende Honvedkorps Hadfy
hatte unterdessen erneuten Übergangsversuchen der Italiener tapfersten
Widerstand entgegengesetzt. Nunmehr aber trat, hinter den Engländern
über Papadopoli nachgezogen, bei Susegana ein frisches italienisches Korps
in seiner Flanke auf. Außerdem hatte sich östlich Vidor, wo dem
Feinde zwei neue Korps auf das Nordufer nachgefolgt waren, die Lage
verschlechtert. Und die Stoßgruppe Nöhring hatte bis jetzt statt der
vier Divisionen nur zehn Bataillone zusammenzubringen vermocht. Alles andere
versagte den Gehorsam oder war zur Ausfüllung von Lücken
verwendet worden. Daher blieb dem 6. Armeekommando nichts übrig, als
in der Nacht zum 28. das in beiden Flanken bedrohte Honvedkorps Hadfy in den
Raum westlich von Conegliano zurückzunehmen. Die Front zog sich jetzt
von Vidor über Conegliano nach Oderzo und dann beiläufig
längs der Bahn an die untere Piave, wo die k. u. k. Truppen
noch die Dammstellung hielten.
[635] Im Laufe des 28.
depeschierte Feldmarschall v. Boroević an die Heeresleitung:
"...Die Widerstandskraft unserer
Truppen erlahmt auffallend, um so mehr als die Zahl der mit Berufung auf
Manifest, Unabhängigkeit Polens, des ungarischen, tschechischen,
slowakischen und südslawischen Staates den Gehorsam verweigernden
Verbände im bedenklichen Maße zunimmt und die Mittel fehlen,
dieselben zum Gehorsam zu zwingen. Es ist von höchster Wichtigkeit, sich
über das Weitere sofort klar zu werden und Entschließungen
politischer Wendung herbeizuführen, wenn nicht Anarchie und damit
Katastrophe für Armee und Monarchie mit unabsehbaren Folgen eintreten
soll..."
Bedenklich für den Zusammenhang mit der Armeegruppe Belluno war es,
daß um 28. die Alliierten auch bei Vidor das linke Flußufer betreten
und beiderseits der Piave nach Norden Raum gewonnen hatten. Am
nächsten Morgen setzte hier die 12. Armee ihren Druck fort. Gleichzeitig
erneute weiter westlich die 4. ihre Anstürme gegen den
Asolone - freilich mit demselben Mißerfolg wie an den vergangenen
Tagen.
Östlich von Vidor und südöstlich von Conegliano wurde die
Heeresgruppe Boroević am 29. abermals durchbrochen. Dazwischen hielt
sich das Honvedkorps Hadfy noch immer wie der Fels im Meere. Aber der Plan
des Gegenstoßes mußte endgültig aufgegeben werden. Als um
7 Uhr 30 abends in Udine der Befehl der Heeresleitung eintraf,
daß Venetien etappenweise zu räumen sei, befand sich die
Heeresgruppe bereits im Rückzug in den Raum nördlich von Vittorio
und hinter die Livenza. Durch Besetzung der Gebirgsübergänge
südlich von Belluno wurde die Verbindung mit den noch unverändert
haltenden Streitkräften westlich der Piave gesichert. Am Abend
rückten die Italiener in die bereits verlassenen Städte Conegliano und
Vittorio ein. Der "große Sieg" gegen eine Armee, die von ihrem Vaterlande
verleugnet wurde und in der nur mehr jeder achte oder zehnte Mann zu
kämpfen bereit war, war nun glücklich erfochten! Aber noch immer
ließen es die Italiener bei der Verfolgung an der nötigen Vorsicht
nicht fehlen. Selbst der Südflügel der k. u. k.
Isonzoarmee, der erst am 30. abends die Dammstellung an der Piave
verließ, wurde in keiner Weise gedrängt.
Am 31. setzten die 6. und die Isonzoarmee ihren Rückzug hinter den
Tagliamento fort. Gemischte Abteilungen besetzten alle wichtigen
Übergänge und schufen so eine Ausnahmestellung für die in
ein bis zwei Tagmärschen folgenden Hauptkräfte. Der Italiener
verfolgte vorläufig nur durch Reiterei und Radfahrer. Nördlich von
Sacile kam es zu heftigen Nachhutgefechten mit der italienischen 3.
Kavalleriedivision. Das Gros des vor die Front gezogenen Kavalleriekorps des
Grafen von Turin manövrierte noch im Raume von Oderzo.
Die Straßenübergänge südlich von Belluno waren noch
immer in der Hand der k. u. k. Truppen. Auch hier tasteten sich die
Italiener - die Hauptkräfte der 8. Armee - mit
größter Behutsamkeit vor. Dessenungeachtet war es für die
[636] im Asolonegebiet
stehenden Streitkräfte des Feldzeugmeisters Goglia höchste Zeit, das
Gefecht abzubrechen. General Goglia wollte dies schon in der Nacht zum 30. tun,
verschob aber dann auf Bitten der Heeresgruppe Tirol den Antritt des
Rückzuges um 24 Stunden, die zum Teil von neuerlichen, immer wieder
erfolglosen Anstürmen der Italiener gegen den Asolone ausgefüllt
waren. Um Mitternacht zum 31. verließen die Verteidiger die
blutgetränkte Kampfstätte, auf der dem sterbenden
k. u. k. Heere der letzte Lorbeer erblüht war. Der
Rückmarsch der Infanterie ging ohne Störung vonstatten. Vom
Geschütz mußte ein großer Teil, da es an
Förderungsmitteln und -möglichkeiten gebrach,
zurückgelassen werden. Die Kanoniere harrten bis zum letzten Schuß
aus und sprengten dann die Rohre.
Ein Teil der Truppen floß über Belluno ab, ein anderer wich durch
das Primör, ein dritter gegen die Fasaner Alpen. Die erste Zwischenstellung
südöstlich von Primolano wurde am linken Flügel zu
früh geräumt. Dadurch gerieten die noch ausharrenden Reste der
Regimenter 49, 99 und 8, Niederösterreicher und Mährer,
soweit sie nicht tot auf der Walstatt blieben, in Gefangenschaft.
Am 31. rückten Alpini der 4. Armee in Feltre ein, des anderen Morgens
erreichten die Spitzen der italienischen 8. Armee Belluno.
Die österreichisch-ungarische Front in den Sieben Gemeinden hatte sich
nach den Gefechten vom 24. einer der Lage entsprechenden Ruhe erfreut. Die an
der Süd- und Westgrenze Tirols stehende 10. Armee war von den
Ereignissen vorderhand überhaupt nicht berührt worden. Trotzdem
verlebte das Heeresgruppenkommando in Bozen, das nach der Abreise des
Erzherzogs Joseph der Feldmarschall v. Krobatin übernommen hatte,
auch im eigenen Wirkungskreis bittere Tage.
Als die bei Asiago stehenden Truppen erfuhren, daß der 27. und der 38.
Division sozusagen zum Lohn für ihre Meuterei die Heimreise nach Ungarn
bewilligt worden war, kam es zu einem fast allgemeinen Abmarsch aus den
Stellungen. Die Magyaren gingen voran, andere Nationalitäten folgten.
Bald stand in den Sieben Gemeinden nur mehr ein dünner Schleier von
Posten; einzig die Artillerie täuschte dem Feinde noch eine geschlossene
Front vor.
Um das Ärgste zu verhüten, sendet das Heeresgruppenkommando
aus seinen Reserven und denen der 10. Armee die Bravsten der Braven zu Hilfe:
Tiroler Kaiserjäger und Kaiserschützen, Oberösterreicher von
Nr. 14 und Salzburger von Nr. 59 - die Garden des
Habsburgischen Heeres. Wo alles versagt, da sollen sie die berufenen Retter sein.
Man schickt ihnen den Befehl entgegen: Auf die Hochfläche von Asiago!
Auf Bahn und Straßen begegnen sie den ungarischen Regimentern, die
heimwärts ziehen. Übermütiger Jubel klingt den
alpenländischen Kämpfern wie Hohn entgegen...
Da geht auch durch ihre Reihen ein Murren: "Wir sollen uns statt der Ungarn
totschießen lassen - heute, wo ja doch alles verloren ist? Nein,
nein - [637] auch für uns ist
der Krieg aus!" Zermürbte und Aufwiegler greifen begierig nach solchen
Worten und tragen sie weiter von Mann zu Mann. Die Erinnerung an die
Junikämpfe tut ein übriges; bei den alten Soldaten, die mit Schaudern
der Hölle des Col del Rosso gedenken, und bei den jungen, denen man
diese Hölle in allen Farben geschildert hatte. Vergeblich mahnen, warnen,
bitten, befehlen die Offiziere, treue Kampfgenossen aus guten und schlechten
Tagen. Ein Regimentskommandant ruft Freiwillige
auf - nur die Unteroffiziere folgen. Die Mannschaften aber schütteln
den Kopf und starren halb trotzig, halb beschämt vor sich hin.
Auch die, die noch gestern die Tapfersten der Tapferen waren - sie wollen nicht
mehr kämpfen, sie sagen den Gehorsam auf.
Am 28. Oktober erläßt Bozen den Befehl, daß bei einem
Rückzug der Armeegruppe Belluno der Ostflügel der 11. Armee in
die im Winter 1916/17 gehaltenen Stellungen (Tafel II k)
zurückzunehmen sei. Ernstlich glaubt aber keiner der Befehlshaber,
daß es gelingen werde, die einmal in Bewegung gekommene Truppe noch in
dieser oder in einer anderen Linie zum Halten zu bringen.
Am 31. wich der linke Flügel der 11. Armee über den Monte Lisser
zurück. Am nächsten Tage sollte die Stellung von Borgo bezogen
werden. Da ging auch die italienische 6. Armee zum Angriff über,
zerriß mühelos den Schleier des XIII. Korps bei Asiago und besetzte
ohne wesentliche Opfer den Monte Interrotto. Daraufhin befahl das
Heeresgruppenkommando den Rückmarsch in jene Linie fortzusetzen, die
im ersten Kriegsjahre eingenommen worden war (Tafel II k). Jetzt
mußte auch der unmittelbar östlich der Etsch stehende linke
Flügel der 10. Armee in die Höhe von Vielgereuth und Rovereto
zurückgenommen werden.
Die italienische Heeresleitung gab am Allerheiligentage die Verfolgungsbefehle
aus. In Venetien blieben die 3. und die 10. Armee, sowie das Reiterkorps des
Grafen von Turin. Die 8. und die 4. Armee hatten das deutsche Südtirol,
den Raum Brunneck - Bozen - Neumarkt zu gewinnen. Die 6.
und die 1. Armee wurden von Osten und Süden gegen Trient, die an der
Tiroler Westfront stehende 7. über den Nonsberg gegen Bozen und den
Raum etschabwärts angesetzt.
Der Zustand des gegnerischen Heeres rechtfertigte solch weitgesteckte Ziele. Die
k. u. k. Armee hatte aufgehört, ein Kriegswerkzeug zu sein.
Wohl gab es noch über alles Erwarten zahlreiche Abteilungen jeglicher
Nationalität, die dem Italiener, wenn er sie bedrängte, ihre
Zähne zeigten. Das Gefühl, diesem Feinde überlegen zu sein,
lebte auch inmitten des allgemeinen Zusammenbruches fort. Wie denn auch die
Italiener die fürsorgliche Weisung ausgaben, sich nicht in zeitraubende
Kämpfe einzulassen, sondern den Gegner durch Umgehungen
herauszumanövrieren. Eine Operationsfähigkeit im eigentlichen
Sinne des Wortes konnte aber den k. u. k. Armeen nicht mehr
zugeschrieben [638] werden - wenn
aus keinem anderen Grunde, so deshalb, weil der Zusammenhang zwischen den
etwa noch verwendungsfähigen Truppen schon verlorengegangen war und
der Befehls- und Verbindungsapparat schon stark versagte. Denn die
eigenmächtige Demobilmachung hatte auch auf die höheren
Kommanden übergegriffen. Die Operationskanzleien waren gelichtet, die
Telegraphenapparate standen verlassen da, die Kraftwagenlenker hatten samt
ihren Fahrzeugen das Weite gesucht. Nicht nur die Mannschaften waren vielfach
entwichen, sondern auch zahlreiche Offiziere wollten bei der Neuordnung der
Dinge in der Heimat zugegen sein und bestiegen den nächstbesten
Eisenbahnzug, der vom Kriegsschauplatz wegfuhr. Wieweit die
revolutionäre Organisation bei den nichtdeutschen Truppen durchgegriffen
hatte, erwies sich daraus, daß um den 30. überall nationale Kokarden
und Fahnen hervorgezogen wurden.
Durch die Ereignisse in Jugoslawien, das sich sofort "neutral" erklärte, und
durch den Umsturz in Ungarn riß zwischen der Heeresleitung und der
Balkanfront der Draht für mehrere Tage ganz entzwei. Auch die
Nachrichten von der Heeresgruppe Boroević vermochten nur mehr auf
Umwegen nach Baden zu gelangen. Baden selbst wurde Ende Oktober in den
Wirbel der Wiener Ereignisse hineingezogen. Nur mit größter
Mühe konnte der Dienstbetrieb aufrechterhalten werden.
Der wilde Rückmarsch durch Venetien und Südtirol war
begreiflicherweise von Plünderungen und Zerstörungen begleitet.
Besonders lebhaft ging es längs der Bahnen zu. Nicht nur in den
Bahnhöfen, sondern auch auf offener Strecke lauerten mächtige
Haufen von Soldaten, um vorüberfahrende Züge zu stürmen.
Jeder Eisenbahnzug nahm sich von weitem wie ein daherrasender Bienenschwarm
aus - so waren Dächer, Plattformen, Puffer, Trittbretter,
Lokomotiven besetzt. Hunderte von Leuten bezahlten ihre Hast, nach Hause zu
gelangen, in Tunnels und unter Brückenträgern mit dem Tode. Es
wurde auch viel herumgeschossen und mit Handgranaten herumgeworfen. Doch
verdient hervorgehoben zu werden, daß es im Armeebereich nirgends zu
größeren Ausschreitungen gegen Führer und Offiziere kam.
Diese wurden nur bei besonders radikalisierten Abteilungen ihres Postens entsetzt,
sonst aber unbehelligt gelassen, ja vielfach bis zum Schluß als Vorgesetzte
anerkannt und respektiert.
Ein besonderes Sorgenkind war für die leitenden Stellen in den letzten
Oktobertagen die mit ihren Hauptkräften vor Pola liegende Kriegsflotte
gewesen. Sie war samt den Hafenbesatzungen, Werften usw. in wenigen
Stunden der Hand des Flottenkommandos und der anderen Befehlshaber
entglitten. Am 28. Oktober nachmittags verkündete der ans Licht getretene
Soldatenrat, daß die Bemannung am 1. November unweigerlich ihre Schiffe
verlassen werde; dieser Tag stehe bereits seit drei Monaten fest. Ein
südslawischer Fregattenkapitän, der auf den Namen Method Koch
hörte, wurde von seinen, einen großen Teil der Bemannung
ausmachenden Landsleuten auf den Schild erhoben. Um [639] die Flotte doch noch
vor dem begehrlichen Griff der Italiener zu retten, übergab sie der Kaiser
am 30. Oktober dem neuen südslawischen Staate. Den Mannschaften
anderer Stammeszugehörigkeit wurde die Heimkehr gestattet. Method
Koch übernahm das Flottenkommando. Wie um das Schicksal der einst so
ruhmreichen kaiserlichen Marine zu versinnbildlichen, sank am 1. November
früh im Hafen von Pola ihr gewaltigstes Großkampfschiff
"Viribus unitis" als Opfer eines kühnen italienischen Anschlages in
die Fluten.
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