Bd. 5: Der österreichisch-ungarische
Krieg
Kapitel 12: Die Offensive in Südtirol
1916 (Forts.)
General der Infanterie Alfred Krauß
5. Die Kämpfe vom 16. bis 19.
Mai.
Am 16. Mai früh fiel die Laimbachbrücke bei San Colombano,
nördlich von Moscheri, unversehrt in unsere Hand. Die 18. Gebirgsbrigade
begann nun den Anstieg gegen die starke zweite italienische Stellung, die am
Rande der Moscheriplatte und am Nordhang des Col Santo lag. Der Kampf
dauerte den ganzen Tag. Am Abend stand zwar der rechte Flügel beim Ort
Moscheri auf der Platte, aber weiter im Osten hing der linke Flügel noch in
den Steilhängen des Col Santo. Im Osten, bei der 10.
Gebirgsbrigade, wurde den ganzen Tag um Piazza gekämpft, das von den
Italienern verzweifelt gehalten wurde. Spät abends waren die
nördlichsten Häuser von Piazza genommen. Der Ortskampf ging nun
die ganze Nacht hindurch von Haus zu Haus weiter. Die
Italiener - es waren Alpini - wollten nicht weichen. Bei der 57.
Infanteriedivision war am Abend der nördliche Gipfel der Zugna Torta
(1257 m) erstürmt worden.
Ein Tag schwerster und anstrengendster Kämpfe lag hinter dem VIII.
Korps. Geringer Raumgewinn bei großer Anstrengung und großen
Verlusten war das Gepräge dieser Kämpfe. Die Verteidigung ist eben
im Gebirgsgelände örtlich so stark, daß sie nur schwer zu
bewältigen ist.
Beim XX. Korps brachte der 16. Mai die Angriffsziele in österreichische
Hand. Die 3. Infanteriedivision erstürmte die Felsspitze des Soglio d'Aspio.
Die 8. Infanteriedivision nahm mittags den Monte Maronia.
[213] Am 16. Mai abends
war somit auf der Hochfläche von Vielgereuth nach harten Kämpfen
die Linie Soglio d'Aspio, Coston, Costa d'Agra, Maronia genommen. Ein
erbeuteter Befehl des 35. Divisionskommandos vom 11. Mai bezeichnete diese
Linie als unbedingt zu haltende Hauptwiderstandslinie.
Auch im Suganertal wurden die Linien weiter vorgetragen.
Die Zahl der Gefangenen war auf 141 Offiziere und 6200 Mann gestiegen.
Der 17. Mai brachte endlich bei der 10. Gebirgsbrigade vollen Erfolg. Der
italienische Widerstand in Piazza und der anschließenden Stellung wurde
gänzlich gebrochen. Die ganze Besatzung war gefallen. Mit dem Fall
Piazzas hatte die 10. Gebirgsbrigade fast freien Weg zum Borcolapaß. Um
11 Uhr nachts war der westliche Eckpfeiler der Borcolastraße, die
Costa bella, von einem Bataillon besetzt.
Bei der 18. Gebirgsbrigade spielten sich indessen schwere Kämpfe ab. Die
Italiener gingen auf der Moscheriplatte wiederholt zum Gegenangriff über.
Der Kampf brachte am 17. noch keinen Erfolg.
Das 11. Armeekommando erkannte, daß die Kraft des VIII. Korps für
die breite Front nicht hinreichte. Daher wurde ihm die 48. Infanteriedivision
zugewiesen. Auch bei der 57. Infanteriedivision schritt der Angriff auf dem
felsigen Zugnarücken nur langsam fort.
Beim XX. Korps schob sich die Linie der 3. Infanteriedivision etwas vor auf den
nächsten ziemlich ausgesprochenen Rücken. Um den rechten
Flügelpunkt, den Coston d'Arsiero, wurde die ganze Nacht zum 18.
gekämpft. Die 8. Infanteriedivision schob ihren rechten Flügel stark
nach Süden vor: Er nahm den Monte Maggio (1857 m) in Besitz.
Für den 18. Mai hatte die 3. Infanteriedivision die Aufgabe, sich
näher an die vorbereitete und anscheinend besetzte italienische Stellung auf
dem höchsten Schlußrücken der Hochfläche: Cima
Valbona, Monte Campomolon, Monte Melignon heranzuschieben, um sie am 19.
Mai anzugreifen.
Im Suganertal blieb die Linie trotz dem heftigen Widerstand der Italiener im
langsamen Fortschreiten.
Am 18. Mai wurde um 2 Uhr nachmittags nach einem sehr mühsamen
Aufstieg und nach hartem Kampfe mit den zum Gegenangriff schreitenden
Italienern der Schlüsselpunkt der Moscheristellung, die
Höhe 856, genommen. Die Italiener gaben nun hier den Widerstand
auf. Damit war auch der Aufstieg zum Col Santo in österreichischer
Hand.
An diesem Tage machte sich die Notwendigkeit einer Neugruppierung geltend.
Das 48. Divisionskommando hatte den Befehl im Raume von der Etsch bis zur
Costa Violina zu übernehmen. Die 57. Infanteriedivision sollte mit drei
Gebirgsbrigaden den Angriff beiderseits des Brandtales, auf dem
Zugnarücken und auf den Col Santo, führen. Die 59.
Infanteriedivision hatte mit zwei Gebirgsbrigaden den Borcolapaß zu
nehmen und von dort mit einer [214] Gruppe zum Passuber
aufzusteigen, um den Verteidigern des Col Santo in den Rücken zu
fallen.
Am Abend erreichte die 10. Gebirgsbrigade, die zum Passuber aufzusteigen hatte,
den Rand der Col-Santo-Platte, von wo sie den Feind vertrieb.
Beim XX. Korps wurde kurz nach Mitternacht der Coston d'Arsiero
erstürmt; in den späteren Morgenstunden mußten die Versuche
der Italiener zur Rückeroberung dieses Berges abgewiesen werden. Bei der
8. Infanteriedivision wurde auch in den ersten Morgenstunden der Campoluzzo
genommen. Der linke Flügel der 3. Infanteriedivision mußte einen
Gegenangriff der Italiener abwehren.
Am 19. Mai kam es beim VIII. Korps zu keinen besonderen Ereignissen, da die
Ermüdung der Truppen und die Umgruppierung zu einem Stillstand
zwangen.
Vor dem XX. Korps hatte der Italiener seine Stellung auf dem
Schlußrücken geräumt. Die 3. Infanteriedivision konnte daher
schon in den frühen Vormittagsstunden die Cima Valbona, den
Campomolon, den Monte Melignone, den Passo della Vena und die
Tonezzaspitzen ohne Kampf besetzen. Die 8. Infanteriedivision besetzte den
Monte Torraro, den höchsten Punkt der Hochfläche. Gegen Mittag
setzten starke italienische Kräfte in sechs Linien hintereinander zum
Angriff gegen den Passo della Vena und den Campomolon an. Der Angriff, der
offenbar von frisch angekommenen Truppen geführt wurde, prallte an den
Linien der tapferen Infanterie ab. Dieser Angriff scheint aber doch das XX. Korps
vom weiteren Vorstoß abgehalten zu haben. Statt dem geworfenen Feind
nachzustoßen, den Erfolg auszunutzen, wurde für den 20. Mai
"Festhaltung des Errungenen" anbefohlen. Der Fahrweg zum Passo della Vena
war für die Artillerie wiederherzustellen.
Beim XVII. Korps hatten die auf dem Armenterrarücken
kämpfenden Truppen neun Gegenangriffe abzuwehren.
Das 11. Armeekommando, das nun alle seine Divisionen eingesetzt hatte und
fühlte, daß seine Kraft in dem schweren Gebirgsgelände nicht
ausreichen werde, hatte schon am 18. Mai Verstärkungen aus der 3. Armee
angesprochen. Es drohte somit demnächst das einzutreten, was das
Hintereinanderstellen der beiden Armeen gefährlich machte: Daß
nach und nach die Truppen der rückwärtigen Armee in die vordere
eingeschoben werden mußten.
Daher entschloß sich das Heeresgruppenkommando schon am 18. Mai, eine
Teilung der Front vorzunehmen, so ungünstig der Zeitpunkt dazu auch war.
Es mußte geschehen, sollte die Lage nicht noch ungünstiger werden.
Am 18. erging der Befehl an beide Armeen, daß die Kampffront vom 20.
Mai an auf die beiden Armeen aufgeteilt werde. Das 11. Armeekommando wurde
auf die Abschnitte des VIII. und XX. Korps beschränkt und ihm
dafür das XXI. Korps aus der 3. Armee zugewiesen. Die 11. Armee hatte
nach Schio und Thiene vorzustoßen.
[215] Das 3.
Armeekommando hatte den Befehl über das III. und das XVII. Korps zu
übernehmen und auf Bassano vorzustoßen. Das I. Korps verblieb im
Verbande der 3. Armee, sollte aber vorerst dem Heeresgruppenkommando zur
Verfügung bleiben.
Noch am 19. hatte das 11. Armeekommando den Befehl erteilt, daß das III.
Korps den Angriff am 20. Mai beginnen solle. So kam es, daß gerade am
20. Mai eine gewisse Unsicherheit in der Führung eintrat.
6. Angriff des Korps
Krautwald.
Das Grazer III. Korps begann am 20. seinen Angriff. Das 3. Armeekommando
übernahm an diesem Tage früh den Befehl. Das 11.
Armeekommando hielt seine Truppen zurück. Diese Verhältnisse
brachten einen Zeitverlust, der den Italienern zugute kam. Bei der am rechten
Flügel des III. Korps stehenden 28. Infanteriedivision ging die rechte
Flügelgruppe schon am 19. abends vor, um den Hocheckrücken in
Besitz zu nehmen. Nach kurzem Kampfe war das Ziel erreicht.
Am 20. Mai griff die 57. Infanteriedivision auf den Col Santo hinauf, wo sie den
Monte Testo und den zum Passuber streichenden Roiterücken nahm. Mittag
wurde der Borcolapaß besetzt. Östlich des Passes wurden drei
brauchbare 28-cm-Haubitzen mit reichen Munitionsvorräten erbeutet und in
Verwendung genommen. Spät abends wurde auf dem Zugnarücken
die südliche Zugna Torta (1515 m) erstürmt.
Beim XX. Korps herrschte an diesem Tage Ruhe.
Auf der Lafrauner Hochfläche begann der Angriff des III. Korps früh
morgens mit dem Angriff des linken Flügels der 22.
Schützendivision auf die Levespitze. Diese Spitze, die dem
österreichischen kleinen Werk Cima di Vezzena gegenüberlag, war
von den Italienern ausgiebig, sogar mit Felskavernen zur Verteidigung
hergerichtet worden. Der gut vorbereitete Angriff gelang. Nach zwei Stunden war
die Levespitze in der Hand der Angreifer.
Der Hauptangriff galt am 20. Mai der Höhe Costesin etwa 2 km
südlich der Straße Vezzena - Tormino und dem
Rücken nördlich dieser Straße, der die beiden Alphütten
Marcai di sopra und Marcai di sotto trägt. Der Costesin war durch
betonierte Einbauten zu einem besonders starken Stützpunkt ausgestaltet
worden; aber auch der Marcairücken war stark befestigt. Hinter der
anzugreifenden Front erhob sich bis in die Wolken die schneebedeckte Wand des
Kempelrückens und der panzergekrönte Monte Verena. Über
diese mußte der Angriff hinübergeführt werden. Südlich
der Straße hatte die 28. Infanteriedivision, nördlich der Straße
die 22. Schützendivision anzugreifen. Der Angriff begann früh
morgens mit dem Artilleriefeuer. Dem rechten Flügel der 28.
Infanteriedivision gelang es, seine Aufgabe, den Raum südlich des Costesin
vom Feinde zu räumen, zu erfüllen. Dagegen brachte der Angriff
weder den Costesin [216] noch den
Marcairücken in unseren Besitz. Eine Abteilung der heldenmütig
vorstürmenden Infanterie war zwar in den starken Stützpunkt
Costesin eingedrungen, wurde aber wieder hinausgedrängt. Die Artillerie
hatte jedenfalls noch nicht genügend vorgearbeitet. Der Angriff
mußte am 21. erneuert werden, aber unter Zusammenfassung der ganzen
Artilleriewirkung gegen den Costesin.
Im Suganertal wurde am 20. ein beherrschender Felskopf des
Armenterrarückens, der Sasso Alto, genommen und der vollkommen
zerstörte Ort Rundschein (Roncegno) erstürmt.
Am 20. abends betrug die Gesamtzahl der Gefangenen 257 Offiziere und
über 13 000 Mann. Erbeutet waren 110 Geschütze, darunter
15 28-cm-Haubitzen.
Am 21. Mai früh traf beim Heeresgruppen-Kommando eine Meldung der
11. Armee ein, daß sie ihren Angriff bis zur Beendigung eines neuen
Artillerieaufmarsches unterbrechen werde. Mit Rücksicht auf die
Straßenherstellungen könne der neue Aufmarsch erst in zehn bis
vierzehn Tagen beendet sein. Diese Absicht des Armeekommandos widersprach
dem Grundgedanken und dem Befehl für den ganzen Angriff. Das
Armeekommando erhielt daher den Auftrag, den Stoß ohne Unterbrechung
fortzusetzen. Die nötigste Artillerie könne im Astachtal, wo die
Brücken leicht und rasch wiederhergestellt werden konnten, vorgezogen
werden. Dem Feinde dürfe unter keinen Umständen die Zeit gelassen
werden, sich in dem für den Angriff so schwierigen Gelände von
neuem festzusetzen.
Beim VIII. Korps verlief dieser Tag ohne besonderes Ereignis. Der Angriff auf
den Passuber wurde vorbereitet. Gelände und Schneelage machten ihn sehr
schwierig. Im Brandtale hatten die Truppen Langeben (Anghebeni) besetzt.
Beim XX. Korps hatten die Divisionen dieselbe Aufgabe wie am 20. Mai: Die
erreichte Linie festzuhalten. Es war nur niemand da, gegen den die Festhaltung
gerechtfertigt gewesen wäre.
Beim III. Korps führte der Angriff am 21. zu einem vollen Erfolg. Um
7 Uhr früh begann die ganze Artillerie ihr Feuer gegen den Costesin,
das von 8 Uhr durch 10 Minuten zur höchsten Kraft gesteigert
wurde. Um 8 Uhr 10 wurde das Feuer vorverlegt, die Infanterie ging
vor und war um 8 Uhr 25 früh im Stützpunkt. Bald war
die ganze Stellung in ihrem Besitz. Das feindliche Artilleriefeuer war aber so
empfindlich, daß nur Patrouillen in der eroberten Stellung gelassen werden
konnten.
Um 11 Uhr vormittags begann ein italienischer Massenangriff zur
Wiedergewinnung der Stellung. Acht Infanterieregimenter sollten, nach Angabe
von Gefangenen, eingesetzt worden sein (vielleicht waren es nur acht Bataillone).
Die Infanteriemasse wurde unter Artilleriefeuer genommen. Die Wirkung war
furchtbar. Dichte Massen fluteten zurück, in denen die Artillerie gewaltig
aufräumte. 102 Offiziere und 4220 Mann wurden gefangengenommen.
[217] Die Regimenter 90,
155 und 156, 161 und 162, 205 und 206 und die Finanzieri waren vertreten. Es
waren daher über zwanzig Bataillone in der Costesinstellung, abgesehen
von den Massen des Gegenangriffes. Dem linken Flügel der 28.
Infanteriedivision war also jedenfalls eine gewaltige Übermacht
gegenüber gestanden.
Der Heldenmut der Infanterie war über jedes Lob erhaben. Ein
südsteirisches Bataillon stand z. B. ununterbrochen
40 Stunden im Angriff und stürmte elfmal gegen den Costesin an.
Das Bataillon hatte wohl sehr schwere Verluste, verlor seinen Kommandanten,
kam aber zum Schluß doch in die feindliche Stellung.
Gegen abend räumte der Feind auch den Marcairücken. Das
schwierige Gebirgsgelände, der vor der Front liegende gewaltige
Bergvorhang, veranlaßte leider zu vorsichtigem Vorgehen. Es wurde nur
aufgeklärt, statt mit Abteilungen nachzustoßen.
7. Stockungen und Hemmungen in Auswertung des
Sieges.
Am 22. verstärkte sich immer mehr die Erkenntnis, daß der Feind vor
dem III. Korps in voller Flucht gewichen war. Der Vormarsch traf nirgends auf
Widerstand. Eine Patrouille erreichte nachmittags das verlassene,
zertrümmerte Werk Verena. Auch das Werk Campolongo war wie
ausgestorben. Das Korpskommando kam zur Überzeugung, daß der
ganze Raum bis zur Assaschlucht frei vom Feinde war. Dagegen war starke
Bewegung von Asiago über Canova, in teilweise aufgelöster
Ordnung, also Rückzugsbewegung, gemeldet.
Am 22. abends war die Front des Korps nur wenig vorgeschoben.
Beim XX. Korps trieb die 8. Infanteriedivision Abteilungen auf den Monte
Seluggio und den Monte Majo vor. Am 22. nachmittags meldete eine Patrouille
auf dem Monte Cimone, daß Arsiero wie ausgestorben sei. Um 6 Uhr
abends berichtete eine Nachrichtenabteilung, daß alle Ortschaften auf der
Tonezzaplatte leer, alle Straßen gut und unzerstört seien. Gegen
8 Uhr abends gab die 8. Infanteriedivision bekannt, daß nach
Meldung eines Artilleriebeobachters in Arsiero Truppen ausgeladen werden, die
ins Posinatal marschieren. Auf der Straße, die aus der Ebene nach Arsiero
führt, [ist] lebhafter Autoverkehr bemerkbar. Das Posinatal ist bis Castana
(3 km oberhalb Arsiero) frei, nur Castana ist vom Feinde noch besetzt.
Trotz aller dieser Nachrichten blieb die Aufgabe des Korps für den 23. Mai
die gleiche: Festhalten der gewonnenen Linie.
Am 23. Mai blieb also das XX. Korps stehen. Mittags erhielt die 3.
Infanteriedivision den Befehl: Sofern die bisher festgestellte Lage beim Feinde
keine wesentliche Änderung erfährt, ist der Monte Cimone
mindestens mit einem Bataillon und einer Gebirgsbatterie in Besitz zu nehmen.
Ferner wären stärkere Kräfte mit Artillerie auf die
Tonezzaplatte vorzuschieben. Je nach dem [218] Ergebnis der
Aufklärung ist zu versuchen, über Pedescala im Astachtal die Punta
Corbin, die schon seit drei Tagen nicht mehr schießt, zu gewinnen, um dem
III. Korps das Überschreiten der Assaschlucht zu erleichtern.
Vorher war aber schon die Meldung eingetroffen, daß der Monte Cimone
vom Feinde besetzt worden war. Die schwache Patrouille, die auf dem Monte
Cimone war, mußte sich vor dem starken Feind zurückziehen. Daher
unterblieb auch das Vorsenden von Verstärkungen auf die Tonezzaplatte.
Diese Platte blieb auch weiterhin nur einem Bataillon und einer Batterie
überlassen. Zur Punta Corbin wurde eine Offizierspatrouille gesandt, die
das Astachtal bei Pedescala von etwa 300 Italienern besetzt fand und
umkehrte.
Beim III. Korps erreichte die 28. Infanteriedivision die Assaschlucht. Die
Straßen nach Asiago und über den Monte Erio, dann die große
Straßenbrücke über die Assaschlucht westlich von Asiago
waren von den Italienern gesprengt.
Die 22. Schützendivision nahm mit vorgesandten Abteilungen den
Kempelrücken und hatte nun gegen den Monte Meata und den Monte
Interrotto vorzugehen. Da diese linke Gruppe des Korps noch weit
zurückhing und schweres Gelände zu überwinden hatte, wollte
das Korpskommando die 28. Infanteriedivision nicht allein über die
Assaschlucht vorgehen lassen, um sie nicht einem überlegenen feindlichen
Angriff auszusetzen. Sie hatte solange an der Assaschlucht zu halten, bis die linke
Gruppe sich Asiago genähert hatte.
Während dieser Vorgänge auf den Hochflächen war beim VIII.
Korps der Angriff auf den Passuber in Gang gekommen. Er gewann nur sehr
langsam Raum. Der Schnee lag noch 2 m hoch und war weich. Es regnete
und stürmte. Die Verhältnisse waren so ungünstig, daß
der Angriff am 24. aufgegeben werden mußte.
Um den Angriff gegen den Pian della Fugazza vorwärts zu bringen, hatte
das 11. Armeekommando in dem Abschnitt zwischen Etsch und Passuber auch
das XXI. Korpskommando mit der Landesschützendivision eingesetzt. Das
XXI. Korpskommando hatte den Angriff auf dem Zugnarücken und im
Brandtal, das VIII. den Kampf im Raume Passuber, Borcola zu leiten.
Das XXI. Korps schob die Landesschützen ins Brandtal, um dort Raum zu
gewinnen und dann den Zugnarücken vom Tal aus zu fassen. Am 23. war
der Angriff gegen Chiesa, 5 km vor dem Pian della Fugazzo, im Gange.
Die Landesschützen erstiegen aus dem Brandtal die Felshänge der
Coni Zugna; sie kamen bis dicht unter den Felsrand, doch das letzte Stück
vermochten sie nicht zu überwinden.
Im Suganertal wurden Burgen (Borgo) und der beherrschende Salubio
gewonnen.
[219] Am 24. Mai hatte sich
die 22. Schützendivision für den Vorstoß auf den Monte Meata
und Asiago bereit gestellt. Sie kam trotz dem schwierigen Gelände gut
vorwärts. Ein Bersaglieribataillon, das bei Roana über die
Assaschlucht herüber gekommen war, wurde von Truppen der 28.
Infanteriedivision zersprengt.
Am 25. Mai abends nahm die 22. Schützendivision nach hartem Kampfe,
währenddessen auch der Italiener zum Angriff überging, den Monte
Meata und den Monte Cucco. Diese Gruppe stand nun vor dem schluchtartigen
Galmararatal, das den Monte Meata von dem Monte Interrotto trennt. Die Mitte
und der linke Flügel des III. Korps waren auf den nächsten, zum
Kempelrücken gleichlaufenden Gebirgskamm vorgedrungen. Sie nahmen
den ganzen Rücken vom Zwölferspitz bis zum Monte Cucco in
Besitz. Das III. Korpskommando ordnete nun an, daß die 22.
Schützendivision den Angriff am 26. nicht fortzusetzen habe. Die stark
durcheinander gekommenen beiden Divisionen, die 6. und die 22., sollten sich
neu gruppieren. Die 6. Infanteriedivision, der auch die aus dem Suganertal
herangezogene 2. Gebirgsbrigade zugewiesen wurde, hatte mit der Richtung nach
Osten gegen den Monte Meletta und Monte Liser vorzugehen, indeß die 22.
Schützendivision, verstärkt durch eine Gruppe der 6.
Infanteriedivision, den Monte Interrotto zu nehmen und dann über Asiago
und nördlich davon nach Osten vorzustoßen hatte. Bevor dieser
Befehl beim 22. Divisionskommando eintraf, hatte diese bereits über die
Galmararaschlucht hinübergegriffen und nördlich des Monte
Interrotto auf dem Monte Dorole festen Fuß gefaßt.
Während dieser Zeit waren auch in den anderen Abschnitten neue Erfolge
errungen worden. Beim XXI. Korps war am 24. Chiesa im Brandtal genommen
worden. Dagegen drang der Angriff auf die Coni Zugna nicht durch. Truppen des
VIII. Korps besetzten am 24. Bettale im Posinatal. Sie gingen am 26. Mai zum
Angriff gegen die Passuberstraße vor. Die 18. Gebirgsbrigade gewann
Raum; bis zum 28. war sie zur Kapelle 953 bis auf den halben Hang zum
Colle di Xomo vorgedrungen. Trotz aller Versuche, auf den Rücken zu
gelangen, kam die Brigade nicht weiter vor.
Beim XX. Korps scheiterte am 24. ein schwacher italienischer Angriff gegen die
vorgeschobene Gruppe auf der Tonezzaplatte. Für den 25. Mai kam der
Befehl, daß die 3. Infanteriedivision den Monte Cimone zu nehmen habe.
Der Angriff begann am 25. mittags. Am Abend war der Feind geworfen und der
Cimonegipfel erstürmt. Am 26. nahm eine kleine Abteilung das Sperrwerk
der Astachstraße, Casa Rati, bevor es feindliche Sappeure sprengen
konnten.
Im Suganertal wurden am 24. Strigno, am 25. der Civaron, südöstlich
von Burgen, erobert.
Überall also, wo die braven Truppen zum Angriff vorgeführt wurden,
bezwangen sie auch überlegenen Feind trotz aller
Geländeschwierigkeiten.
[220] 8. Kulminieren des
Angriffs.
Am 27. Mai schritt der Angriff der 22. Schützendivision und der 6.
Infanteriedivision gut vorwärts. Die 28. Infanteriedivision erhielt deshalb
den Befehl, die Assaschlucht zu überschreiten und über Canove
(etwa 3 km südwestlich von Asiago) vorzustoßen, sobald die
22. Schützendivision auf gleiche Höhe gekommen war. Die 28.
Infanteriedivision begann darauf sofort, die Bezwingung der Assaschlucht
vorzubereiten. Doch das Korpskommando gewann kurz nach Ausgabe dieses
Befehles den Eindruck, daß der Italiener bei Asiago und nordöstlich
davon bei Gallio starke Kräfte sammle. Es wollte daher die ganze 22.
Schützendivision gegen den Raum
Asiago - Gallio einschwenken lassen. Um den Rücken der
eingeschwenkten Division zu decken, sollte die 6. Infanteriedivision weiter nach
Osten vorgedrungen sein. Das Korpskommando verschob aus diesen
Gründen den Angriff der 22. Schützendivision auf den 28. Mai.
Da löste ein schneidiger Unteroffizier die Spannung. Der Unterjäger
Bauer des 11. Jägerbataillons überschritt am 28. früh mit acht
Mann die Assaschlucht auf dem nach Canove führenden, südlich der
gesprengten Brücke liegenden alten Fahrweg. Er drang in die feindliche
Stellung ein, veranlaßte das Nachrücken von
Verstärkungen - und die gefürchtete Assaschlucht war
bezwungen, die angebliche Feindesmasse bei
Asiago - Gallio unschädlich gemacht. Bald war Asiago
besetzt. Die goldene Tapferkeitsmedaille war der verdiente Lohn für diese
schöne Tat, die bewies, daß einem geschlagenen Feinde
gegenüber auch im schwierigsten Gebirge kühnes Zugreifen mehr
Erfolg bringt, als klügste Vorsicht. Die am falschen Platz angewendete
übermäßige Vorsicht gab den Italienern Zeit, sich zu erholen
und frische Kräfte heranzubringen, sie brachte die schön begonnene
Offensive ins Stocken.
Am selben Tag erstürmte die 22. Schützendivision den Monte
Interrotto und das alte Werk Interrotto. Um 4 Uhr nachmittags wurde ein
Gegenangriff auf Canove abgeschlagen.
Das Heeresgruppen-Kommando hatte die 34. Infanteriedivision des I. Korps ins
Astachtal vorgezogen. Sie wurde jetzt dem 3. Armeekommando zur
Verfügung gestellt, um endlich zu einem entscheidenden Vorstoß im
Tale zu kommen. Aber auch diese Division wurde auf die Höhen
hinaufgezogen. Vorerst erhielt sie den Auftrag, das Panzerwerk Corbin im
Handstreich zu nehmen. Das Unternehmen scheiterte an den nicht ersteigbaren
Felswänden. Dagegen überschritt eine Abteilung der 28.
Infanteriedivision die unterste Assaschlucht, erstieg die Platte des Monte Cengio,
warf die Italiener aus ihren Befestigungen und nahm das Panzerwerk Punta
Corbin in Besitz. Die 34. Infanteriedivision erhielt Befehl, dieser Abteilung zu
folgen und die ganze Cengioplatte von Italienern zu säubern. Ein
Regiment - die Division stammte aus der ungarischen
Tiefebene - erstieg noch am 29. Mai die Platte.
[221] Inzwischen hatte die 6.
Infanteriedivision am 28. auch den nächsten Rücken: Monte Forno,
Monte Zingarella, Monte Zebio genommen und am 29. noch um ein
beträchtliches Stück Raum nach Osten gewonnen. Sie stand jetzt vor
dem, die Sette Comuni beherrschenden 1824 m hohen Melettastock, dessen
Wegnahme längere Zeit nicht gelang, weil die schwere Artillerie noch
fehlte. Die 28. Infanteriedivision hatte sich nach dem Überschreiten der
Assaschlucht weiter vorgearbeitet, war jedoch bald an der Waldzone des Monte
Kaberlaba und Monte Lemerle zum Stehen gekommen.
Die 34. Infanteriedivision setzte am 30. Mai den Aufstieg auf die Cengioplatte
fort. Es gelang ihr bis zum 6. Juni, den Cengio (1351 m) und die ganze
Platte bis an die Schlucht Val Canaglia zu nehmen. Über 10 000
Gefangene fielen der Division in die Hand. Wie sehr das schwierige
Gelände durch die Verzögerung des Vordringens die Verteidigung
unterstützte, mag daran erkannt werden, daß am 30. und 31. Mai nur
eine Brigade, am 6. Juni aber schon zehn Brigaden der Division gegenüber
standen. Ein weiteres Vorkommen über die Canagliaschlucht war da
natürlich ausgeschlossen.
So war am 6. Juni die Front der 3. Armee vor der Linie des Val
Canaglia - Monte Lemerle - Monte
Kaberlaba - Monte Sisemol - Monte Meletta zum
Stehen gekommen.
Während dieser Zeit war beim XX. Korps Arsiero besetzt und der Angriff
fortgesetzt worden. Die 3. Infanteriedivision hatte die Aufgabe, im Verein mit der
nachrückenden 44. Schützendivision im breiten unteren Astachtal
vorzustoßen und den Monte Summano zu nehmen. Die 8. Infanteriedivision
hatte zwischen dem Orte Posina und Peralto das Posinatal zu überschreiten
und den Raum Monte Cogolo - Monte Novegno zu nehmen. Die
dem XX. Korps zugewiesene 59. Infanteriedivision hatte im Anschluß an
die 8. Infanteriedivision den Angriff gegen die Passuberstraße fortzusetzen
und den Colle di Xomo und den Monte Alba zu gewinnen.
Schon am 27. Mai war von der 3. Infanteriedivision das verlassene Panzerwerk
Cornolo (bei Peralto), das das Posinatal zu sperren hatte, besetzt worden. Am 28.
erzwang die 8. Infanteriedivision den Übergang über das Posinatal
bei Castana und westlich des Ortes. Am 30. erstürmten die Tiroler
Jäger in schneidigem Angriff die vor dem
Cogolo - Novegnastock gelegene 1653 m hohe Priafora. Von
dort führte der Weg nur über einen schmalen felsigen Rücken
hinüber zum Novegno. Am 31. Mai sollte der Talangriff der 3.
Infanteriedivision den Weg in die Ebene öffnen. Doch war an diesem Tage
die italienische Artilleriewirkung so überlegen, daß der Angriff gar
nicht zur vollen Entwicklung kam. An diesem Tage traf die 44.
Schützendivision ein und wurde mit einer Brigade links der 3.
Infanteriedivision im Tal entwickelt. Die andere Brigade wurde zur 34.
Infanteriedivision auf den Cengio gesandt, um über den Berg und durch das
Val Canaglia in den Rücken der Talstellung zu drücken. Der Angriff
[222] der 3.
Infanteriedivision ging auch an den folgenden Tagen nicht vorwärts. Die
44. Schützendivision nahm zwar am 4. Juni den rechten
Flügelstützpunkt der italienischen Talstellung, den kleinen Ort
Schiri, mußte ihn aber bald wieder räumen.
Am 1. Juni gingen zwischen der 18. Gebirgsbrigade und der Priafora die 6.
Gebirgsbrigade der 59. und die 180. Brigade der 8. Infanteriedivision aus dem
Posinatal gegen die Passuberstraße vor. Es gelang diesen Truppen, die erste
italienische Linie zu erstürmen und am 2. Juni südlich von Posina bis
nahe an die Rückenlinie vorzudringen. Es gelang ihnen aber nicht, den
Rücken selbst zu erreichen. In der nächsten Zeit mußten sie in
der gewonnenen Stellung zahlreiche Gegenangriffe abweisen. Am 7. Juni sollte
die 8. Infanteriedivision den Angriff gegen den Novegno fortsetzen. Der Angriff
wurde aber, weil die nötige Artillerie noch nicht feuerbereit war, auf
unbestimmte Zeit verschoben.
Am 8. Juni hatte die 6. Infanteriedivision endlich ihre schwere Artillerie zur
Stelle, um den Monte Meletta zu bewältigen. Nach gründlicher
Artillerievorbereitung wurde dieser Berg am 8. Juni unter persönlicher
Führung des Fürsten Schönburg vom 2.
bosnisch-herzegovinischen Regiment erstürmt. Am 9. Juni eroberte die 22.
Schützendivision den Monte Sisemol.
Da es immer klarer wurde, daß die 11. Armee nicht mehr vordringen
konnte, wogegen noch die Hoffnung bestand, in den Sette Comuni wenigstens an
den Höhenrand zu kommen, gab das Heeresgruppenkommando Befehl,
daß die Hauptmasse der Artillerie und der Munition zusammengefaßt
werde, um das I. Korps in die Lage zu setzen, die Waldzone der Hochfläche
von Asiago dort zu durchstoßen, wo sie am schmälsten war, also
beim Monte Lemerle, Richtung Monte Pau.
In mehrtägiger, anstrengender Arbeit wurde die Artillerie so in Stellung
gebracht, daß sie ohne Stellungswechsel den Angriff bis an den Rand der
Hochfläche, also bis auf den Monte Pau und den Monte Faraoro mit ihrem
Feuer begleiten konnte. Der Angriff des I. Korps begann am 15. Juni. Anfangs
gewann er gut Raum. Aber bald kamen die Truppen ins Flankenfeuer versteckter
Maschinengewehre. Das schwierige Gelände verzögerte die
Vorrückung stark. Der bewaldete Karst bot dem Feinde nicht nur
vorzügliche Stützpunkte sondern er entzog auch die feindliche
Stellung, besonders die Maschinengewehre, dem Artilleriefeuer. Der Angriff kam
daher ins Stocken. Er wurde in den nächsten Tagen mit vollem Krafteinsatz
fortgesetzt, aber wieder ohne durchschlagenden Erfolg. Die feindliche Stellung
war im Wald zu sehr der Artilleriewirkung entzogen. Zu zeitraubend war die
Vorbereitung und Durchführung aller gegen neu auftauchende feindliche
Gruppen und Stützpunkte notwendigen Maßnahmen. Der Feind hatte
überdies immer frische Truppen zur Hand. Trotz [223] guter örtlicher
Erfolge - am 18. Juni wurden z. B. bei Erstürmung einer
feindlichen Stellung 23 Offiziere und 600 Mann
gefangengenommen - erlahmte doch die Kraft des Angriffes, weil schon
starke Kräfte dem Heeresgruppen-Kommando entzogen worden waren.
9. Rückzug in eine
Verteidigungsstellung.
Schon am 6. Juni hatte Cadorna, wie mitgelesene Funksprüche ergaben,
seinen Truppen den Beginn und den günstigen Fortgang der großen
russischen Offensive verkündet. Aus den von dort einlaufenden Berichten
war nur bekannt, daß am 4. Juni das Trommelfeuer gegen die Front der 4.
Armee und am 5. Juni der Angriff begonnen habe. An den vollen Zusammenbruch
der 4. Armee wollte man nicht recht glauben.
Da kam am 9. Juni der Befehl, eine Division nach Galizien abzusenden. Am 11.
wurde der Abmarsch einer zweiten Division angeordnet. Trotz diesen Abgaben
blieben Aufgaben und Ziele der Heeresgruppe die gleichen. Daher war auch der
Angriff bei der 3. Armee fortgesetzt worden. Als aber die Angriffe des I. Korps
erkennen ließen, daß nur in längerem planmäßigen
Vorarbeiten die Waldzone durchstoßen werden konnte, gab das
Armee-Oberkommando Teschen am 17. Juni den Befehl, die Offensive
einzustellen. Die beiden Armeen, die noch durch weitere Abgaben
geschwächt werden sollten, waren unter möglichst geringer
Preisgabe des Gewonnenen in eine Stellung zurückzunehmen, die eine
nachhaltige Verteidigung gewährleistete. Als solche wurde die Linie Zugna
Torta - Valmorbia - Passuber -
Borcolapaß - Monte Majo - Monte
Seluggio - Monte Cimone - Nordrand der
Assaschlucht - Monte Interrotto und der Ostfuß des
Rückens Monte Dorole - Monte
Zebio - Monte Zingarella - Monte Maora im
Grenzkamm der Sette Comuni, dann über den Civaron ins Becken von
Burgen und über den Salubio hinauf zum Kamm der Fassaner Alpen
gewählt.
Der Rückzug in diese Linie war so vorzubereiten, daß dem Feinde
nichts in die Hände fallen konnte, was ihn zu einem Siegesgeschrei
berechtigen konnte. Da starke Artillerie, große eigene und erbeutete
Vorräte an Munition, technischem Material und Lebensmitteln
zurückgeschafft werden mußten, waren mehrere Tage der
Vorbereitung nötig. Der 24. Juni wurde für die Beendigung aller
Abschübe und Arbeiten ermittelt. Daher wurde angeordnet, daß in der
Nacht zum 25. Juni die Front beider Armeen gleichzeitig in die genannte Linie,
deren Befestigung sofort in Angriff genommen wurde, zurückzugehen
habe. Die Italiener versuchten wohl stellenweise zum Angriff vorzugehen. Sie
wurden aber überall zurückgewiesen. Am 24. Juni abends wurde die
Zurücknahme begonnen und von den Truppen so geschickt
durchgeführt, daß die Italiener erst am 26. bemerkten, daß
ihnen nur mehr Patrouillen gegenüberstanden. Jetzt gingen sie allerdings
unter lautem Viktoriageschrei vor, um bald darauf an unserer neuen Stellung, und
zwar bis zum Kriegsende zum Stillstand zu kommen.
[224] So endete diese
Offensive, die mit so großer Begeisterung und Hoffnung begonnen worden
war. Sie erstickte in den Schwierigkeiten des Hochgebirge und in den Regeln der
Lehre vom Gebirgskrieg, die nur ein schrittweises Vorgehen angezeigt erscheinen
ließen. Der Italiener, dem die Ebene und gute Verbindungen zu Gebote
standen, hatte Zeit, starke Kräfte vom Isonzo heranzubringen und dem
Angriff, der schon an den Schwierigkeiten des Geländes zögerte, das
schwerste Hindernis in den Weg zu legen, den Widerstand eines
zahlenmäßig weit überlegenen Feindes.
Über 40 000 Gefangene, über 300 Geschütze aller, auch der
schwersten Kaliber, eine riesige Beute an Munition, Verpflegungsvorräten
und technischem Material erbrachten den Beweis, daß die eingesetzten
Truppen es verstanden hatten, auch dieses schwerste Hindernis zu
überwinden, solange es nicht allzu mächtig wurde.
Die Offensive erstickte nicht an zu geringer Stoßkraft oder
Kampfesfreudigkeit der k. u. k. Truppen.....
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