Bd. 5: Der österreichisch-ungarische
Krieg
[118]
Kapitel 7: Der Feldzug von
Rowno
Feldmarschalleutnant Max Hoen1
Als verschiedene Anzeichen darauf deuteten, daß sich der bei Kowel
verbliebene Südflügel der russischen 13. Armee zum Abmarsch
gegen Wlodawa rüste, ließ Generalfeldmarschall v. Mackensen
das Kavalleriekorps v. Heydebreck (k. u. k. 4.
Kavalleriedivision, k. ungarische 11.
Honved-Kavalleriedivision und deutsche 5. Kavalleriedivision) am 20. August
von Wladimir Wolynskij und über Luboml, also von Süden und
Westen, gegen Kowel vorstoßen und wies die 1. Armee an, dieses
Unternehmen zu unterstützen. Sollte dieser Vorstoß vor allem eine
Flankenbedrohung der über Wlodawa vordringenden Bugarmee vereiteln,
so verhieß er doch auch durch den voraussichtlichen Gewinn von Kowel
das Zerreißen der Verbindung der russischen
Südwest- mit der Nordwestfront, zwischen welche Frontteile sich fortan das
Wald- und Sumpfgebiet des Polesie legte. Die Gunst des Augenblicks
auszunutzen, war das Armee-Oberkommando Teschen sofort entschlossen.
Verstärkt mit Truppen der 4. Armee, sollte die um Mitternacht zum 22.
August aus dem Verbande der Heeresgruppe v. Mackensen tretende 1.
Armee nach Einnahme von Kowel den entblößten Nordflügel
der russischen Südwestfront umfassend angreifen. Das Ziel der Offensive
war der Gewinn des Festungsdreieckes
Luck - Dubno - Rowno. In der Eroberung von Rowno winkte
die Unterbrechung der letzten direkten Verbindung beider russischen Fronten, der
das Polesie querenden Eisenbahn nach Luniniec. Gleichzeitig sollte auch der
russische Südflügel zur Räumung der noch besetzten Teile
Ostgaliziens gezwungen werden.
Das Operationsfeld, auf welchem das Armee-Oberkommando den Schlag gegen
den russischen Südflügel führen wollte, war im Süden
vom Dnjestr, im Norden vom Polesie begrenzt. Die
galizisch-podolische Bodenwelle schied das Gebiet in zwei Teile: der kleinere
südliche mit den tief eingeschnittenen, im allgemeinen von Nord nach
Süd fließenden Zuflüssen des Dnjestr, der größere
nördliche, mit den in flachen, zur Versumpfung neigenden Tälern
eingebetteten Zuflüssen des das Polesie durchströmenden Pripjatj.
Während im südlichen Teil die Zlota Lipa, die Strypa, der Sereth und
der Zbrucz den Russen eine Aufeinanderfolge trefflicher paralleler
Widerstandslinien boten - eine von der anderen nicht viel mehr als einen
Tagmarsch entfernt -, flossen im Norden [119] der Bug, Styr und
Goryn, sämtlich an der Wasserscheide zwischen Brody und Zalosce
entspringend, fächerförmig auseinander. Hier war es für den
Verteidiger vorteilhafter, die Stellungen auf den Wasserscheiden zwischen den
genannten Flüssen zu wählen und nur in einzelnen Abschnitten
Nebenflüsse, so namentlich die Ikwa, Putilowka und Stubla, als
Fronthindernisse auszunutzen.
Die Eigentümlichkeit des Gewässernetzes erschwerte dem
Armee-Oberkommando die Durchführung seiner Absichten wesentlich. Der
Nordflügel, dem die Umfassung und Überflügelung zugedacht
war, hatte bis zum Goryn einen weiten Weg zu hinterlegen und eine Reihe von
Hindernissen zu überwinden. Wie sich bald zeigte, wurde der westliche
Teil des Polesie als Flankenschutz überschätzt. Seine
Unpassierbarkeit war ein vom Kulturfortschritt überholter Aberglaube und
der Nordflügel sah sich bald bedenklichen Flankenbedrohungen ausgesetzt.
Alle Fortschritte im Norden hatten geringe Wirkung auf die Vorgänge in
Ostgalizien, solange die Wasserscheide zwischen Brody und Zalosce im Besitze
der Russen war und dem Zurückschwenken des nördlichen Teiles der
Front als Pivot dienen konnte.
General Iwanow, Befehlshaber der russischen Südwestfront, hatte die
Gruppierung seiner drei Armeen den Geländeverhältnissen sehr gut
angepaßt. In der Mitte, quer über die
galizisch-podolische Bodenwelle, zwischen den Eisenbahnen
Brody - Lemberg und Tarnopol - Rohatyn, die
Olszanica und die obere Zlota Lipa vor der Front, stand die drei Armeekorps
zählende 11. Armee Schtscherbatschew. Nördlich schlossen die 4
Armee- und 1 Kavalleriekorps der 8. Armee Brussilow, südlich an der Zlota
Lipa und am Dnjestr, dann an der Ostgrenze der Bukowina die 4
Armee- und 2 Kavalleriekorps umfassende 9. Armee Letschitzki an.
Im Vertrauen auf die fortifikatorische Stärke ihrer Stellungen hatten die
Russen nach und nach nicht unbeträchtliche Kräfte an die arg
bedrängte Nordwestfront abgegeben. Wenn den General Iwanow eine Sorge
drückte, so betraf sie seinen Südflügel am Dnjestr. Hier
schienen Überraschungen zu drohen, die mit einem Schlage das ganze
System der sorglich vorbereiteten russischen Stellungen in Ostgalizien über
den Haufen werfen konnten.
Als Kowel fiel und der Nordflügel gleichsam in der Luft hing, ordnete
Iwanow dessen Zurückbiegen in die Linie Zaturcy, am Ursprung der Turija,
bis zur Bugfront in der Gegend von Steniatyn an. Gleichzeitig wurde aus der Front
der 11. und 9. Armee je eine Reichswehr = Infanteriedivision
gezogen, um mit Bahn nach Luck zu rollen und dort als neues XXXIX. Korps den
Flankenschutz zu übernehmen. Für eine allerdings lockere
Verbindung mit der Nordwestfront sorgte das IV. Kavalleriekorps der 3.
Armee.
Dem Armee-Oberkommando Teschen, das den 27. August als Beginn der
Offensive festsetzte, standen zur Durchführung seiner Absichten zur
Verfügung: [120] die 7. Armee
Pflanzer-Baltin, die Südarmee Graf Bothmer, die 2.
Böhm-Ermolli, die 1. Puhallo, ferner im Anmarsch aus Polen von der 4.
Armee, aber noch nicht in Cholm angelangt, Feldmarschalleutnant Smekal mit der
4. Infanteriedivision und 45. Schützendivision, sowie der 7.
Kavalleriedivision, alles in allem 37½ Infanteriedivisionen und 8½
Kavalleriedivisionen gegen eine Streitmacht von 29 Infanteriedivisionen und 14
Kavalleriedivisionen Iwanows. Die durchschnittlich bedeutend
größere Stärke der russischen Infanteriedivisionen machte die
Überzahl dieser Einheiten der Verbündeten so ziemlich wett; die
russische Kavallerie war nahezu doppelt überlegen. Den Angreifern kam
aber zu statten, daß sie am Nordflügel eine ansehnliche und in der
Mitte, gegenüber der russischen 11. Armee, eine ziemliche örtliche
Überlegenheit besaßen.
Der allgemeine Plan des Armee-Oberkommandos Teschen ging dahin, den
Nordflügel der Russen mit der 1. Armee hart anzupacken, damit sich die
um Kowel versammelte Truppe General der Infanterie Roth
v. Limanowa-Lapanow des ungeschützten Styrüberganges
Luck bemächtigen könne, dessen Befestigungen nicht hoch
einzuschätzen waren. Gleichzeitig sollten die inneren Flügel der 2.
und Südarmee die russische Mitte auf der Wasserscheide und südlich
davon durchbrechen, die 7. Armee den Feind durch Vorstöße
über die untere Zlota Lipa und aus den Dnjestrschlingen fesseln.
Feldzeugmeister v. Puhallo setzte noch am 26. August, als verschiedene
Anzeichen auf ein Zurückgehen der dem Nordflügel seiner
Hauptkraft gegenüberstehenden Russen deuteten, diesen in Bewegung. Am
27. schritten das Korps Feldmarschalleutnant Szurmay und das X. Feldmarschalleutnant v. Martiny, sowie die rechts anschließende 9.
Infanteriedivision des I. Korps General Karl Freiherr v. Kirchbach zum
Angriff auf die von zwei Infanteriedivisionen des russischen XII. Korps und drei
Kavalleriedivisionen besetzte Stellung zwischen Zaturcy und dem Bug. Ein
kritischer Augenblick trat nachmittags ein, als der Kommandant des links in der
Staffel folgenden IX. Korps, Feldmarschalleutnant Kraliček, seine 10.
Infanteriedivision Feldmarschalleutnant v. Mecenseffy am
Nordflügel in den Kampf um Zaturcy eingreifen ließ und die bisher
zurückgehaltene 3. Division des russischen XII.Korps zum
Flankenstoß vorbrach. Sie wurde aber von der 26. Schützendivision
Feldmarschalleutnant Lischka aufgefangen. Als sich der Abend herniedersenkte,
hatte die 1. Armee an der ganzen Front Erfolge zu verzeichnen und die Hoffnung
war gerechtfertigt, die ihre Stellungen zäh haltenden Russen am
nächsten Tage entscheidend schlagen zu können.
Die Angriffsgruppe Böhm-Ermollis, V. Korps Feldmarschalleutnant
v. Goglia, brach am 27. bei Gologory, der Nordflügel der
Südarmee unterhalb Dunajow in die russische Stellung ein, wirksamst
unterstützt durch Vorstöße des Korps Feldmarschalleutnant
Hofmann und des Nordflügels
Pflanzer- [121] Baltins über die
Zlota Lipa und aus den Dnjestrschlingen. Jäher Widerstand der russischen
11. Armee in der zweiten Stellung und wütende Gegenangriffe lösten
bis tief in die Nacht währende Kämpfe aus.
Der Morgen des 28. August brachte ein ganz anderes Bild. Die Gruppe Roth auf
der Straße Kowel - Luck rüstig vordringend, schwache
Kavallerieabteilungen fast ohne Kampf vor sich hertreibend, war am 27. abends
über den Stochod, mit Teilen bei Sokul am Styr angelangt. Um der
Flankenbedrohung auszuweichen, faßte General Iwanow in der Nacht den
Entschluß, die ganze Front in die vorbereitete zweite Stellung
zurückzunehmen, rechter Flügel hinter der Luck deckenden Sierna,
dann auf der Wasserscheide zwischen Bug und Styr in der Linie
Gorochow - Radziechow - Toporow, linker Flügel
hinter der Strypa. Aus dieser Front sprangen die Höhen östlich
Zloczow bastionsartig vor, doch boten sie der Verteidigung so große
örtliche Vorteile, daß der Nordflügel der 11. Armee
angewiesen wurde, sie zu halten.
Die russische 8. Armee war bei beginnendem Tage bereits im vollen
Rückmarsch in die neue Stellung, die 11. mußte sich im Kampf von
ihren Bedrängern loslösen. Vor der Südarmee wichen die
Russen bei Tagesanbruch zunächst auf die Wasserscheide zwischen Zlota
Lipa und Strypa. Gegenüber dem XIII. Korps Freiherr v. Rhemen
holte sich die 2. Schützenbrigade am Morgen noch eine blutige Abweisung,
die der 36. Infanteriedivision Feldmarschalleutnant v. Schreitter den
Vorstoß in die russischen Stellungen wesentlich erleichterte. Nun traten
auch hier die Russen den Rückzug, vorerst hinter den Koropiec, an.
Am Abend des 28. August standen das Korps Rhemen, die
Süd- und 2. Armee vor den feindlichen Stellungen, von der 1. Armee nur
das IX. Korps Kraliček am Nordflügel. Feldzeugmeister
v. Puhallo beschloß, den 29. zum Heranschieben seiner ganzen Front
und Vorbereitung des Angriffs auszunutzen, mit dem er am 30. die starke, gut
ausgebaute, aber doch relativ schwach besetzte Stellung zu
überwältigen hoffte.
General der Infanterie v. Roth war nachmittags in der Gegend von
Rožiszcze auf kräftigen Widerstand gestoßen; dagegen war die
4. Kavalleriedivision Generalmajor Berndt bei Sokul ohne sonderliche
Schwierigkeit über den Styr gelangt. Die 2. Infanteriedivision
Feldmarschalleutnant v. Sellner wurde ihr sofort nachgesendet; in der
Nacht folgten ihr die Hauptteile der 3. Infanteriedivision Feldmarschalleutnant
v. Horsetzky und 21. Schützendivision Generalmajor Podhajsky.
Da der russische Südflügel am 29. seinen Rückzug hinter die
Strypa fortsetzte, kam es hier nur zu Kämpfen mit Nachhuten. So schritt am
29. nur die 2. Armee zum ernsthaften Angriff gegen die russische Mitte, mit dem
V. Korps Goglia und dem XIX. Feldmarschalleutnant Trollmann gegen die steil
aufragenden Höhen hinter Zloczow, nördlich davon das IV. Korps
Feldmarschall- [122] leutnant Schmidt
v. Georgenegg beiderseits der Bahn
Lemberg - Brody in den einspringenden Winkel der feindlichen
Front, der Nordflügel unter Feldmarschalleutnant Czibulka endlich gegen
die halbkreisförmig um Radziechow angelegten Stellungen des russischen
XVII. Korps.
General v. Roth brachte es fertig, am 29. früh seine Gruppe auf dem
östlichen Styrufer zum Vormarsch gegen Luck bereitzustellen, den er mit
größter Beschleunigung und äußerster Kraftanspannung
der Truppen durchführte. Kosaken und was an Truppen des XXXIX. Korps
bereits angelangt war, warfen sich den ermüdeten Kolonnen entgegen. Die
Nacht brach herein, ehe der Kampf über die Einleitung hinausgediehen
war.
Die Meldung über diese Ereignisse traf in der Nacht beim
Armee-Oberkommando Teschen ein, das bereits in Kenntnis vom Bahntransport
zweier russischer Infanteriedivisionen nach Luck war. Die Sorge erwachte,
daß die Flankenoperation, auf die der Angriffsplan sich aufbaute, zum
Stocken kommen werde. Daher erging an Feldzeugmeister v. Puhallo der
Befehl, das X. Korps aus der Front zu ziehen und eiligst der Gruppe Roth
nachzusenden. Eine Folge dieser Anordnung war, daß der Angriff der 1.
Armee, der nach menschlicher Voraussicht dem an Zahl weit schwächeren
Nordflügel der russischen 8. Armee eine entscheidende Niederlage
beizubringen versprach, nunmehr auf den 31. August verlegt werden
mußte.
Die 2. Armee nutzte den 30. erfolgreich aus. Feldmarschalleutnant Czibulka
erstürmte den nördlichen Stützpunkt der Stellungen um
Radziechow gänzlich, den südlichen zur Hälfte. Das IV. Korps
nahm Sokolowka, womit der Südflügel der russischen 8. Armee
beträchtlich eingedrückt, der Nordflügel der 11. auf den
Höhen mit Umfassung bedroht wurde. An deren Fuß hatten sich die
Korps Trollmann und Goglia herangearbeitet, einen vorgeschobenen
Stützpunkt des Feindes nach hartem Kampfe überwältigt.
Die Südarmee und der anschließende Flügel der 7. Armee
griffen an diesem Tage die wohlvorbereiteten Stellungen am starken Abschnitt der
Strypa an. Die Russen hatten zahlreiche Brückenköpfe angelegt, die
es ihrer Überzahl erleichtern sollten, zum Gegenangriff überzugehen.
Tatsächlich überließ Schtscherbatschew, auf die Stärke
der Befestigungen vertrauend, die Verteidigung der oberen Strypa einer
Infanteriedivision und ließ drei Infanteriedivisionen von Kozlow gegen die
in weiter Front von Zborow bis zur Bahn
Rohatyn - Tarnopol demonstrativ angesetzte 19. Infanteriedivision
Feldmarschalleutnant Mayer und deutsche 48. Reservedivision vorbrechen. Der
Gegenstoß gewann anfangs bedenklich Raum, konnte aber schließlich
eingeschränkt werden. Der geringe Erfolg wurde durch die Fortschritte des
Nordflügels aufgewogen, der die Russen vom westlichen Quellfluß
der Strypa zurückwarf.
Das Korps Hofmann, dem ein für seine Stärke
unverhältnismäßig breiter Frontraum zufiel, richtete seinen
Angriff vornehmlich gegen den Brücken- [123] kopf Burkanow.
Südlich rang die 36. Infanteriedivision um jenen von Buczacz,
während sich die 15. Generalmajor Stracker vergeblich bemühte, die
untere Strypa zu überschreiten. Auch Letschitzki plante
Gegenstöße, vermochte aber seine Kräfte nicht so
zielbewußt zusammenzuraffen wie der Nachbar.
Das wichtigste Ereignis des 30. August war der Sieg, den General v. Roth, ohne
der Hilfe des X. Korps zu bedürfen, bei Luck erfocht. Brussilow ordnete
hierauf noch in der Nacht den Rückmarsch hinter den Styr an. Als die 1.
Armee am 31. August früh zum Angriff vorgehen wollte, war weit und
breit kein Feind zu sehen. Die sofort eingeleitete Verfolgung brachte im
Zusammenwirken mit der Gruppe Roth bis zum Abend die Festung Luck mit
großen Vorräten und vielem Kriegsmaterial in den Besitz der 1.
Armee.
Die russische 11. Armee hielt am 31. dem Angriff noch stand; der Tag verging
unter heftigen Kämpfen. Erst als sie nachts an mehreren Stellen
durchbrochen wurde, trat auch Schtscherbatschew am Morgen des 1. September
den Rückzug an.
Als noch hartnäckiger erwies sich die 9. Armee. Sie führte am 31.
heftige Gegenstöße und hielt selbst noch am 1. September so
zäh ihre Brückenköpfe, daß Pflanzer-Baltin sich veranlaßt fand, den am Nordufer des Dnjestr beiderseits
der Serethmündung festgesetzten Feldmarschalleutnant v. Benigni
nachmittags durch einen Flankenstoß den Entschluß des Feindes zum
Rückzug beschleunigen zu lassen. Letschitzki hatte indessen nur die Nacht
abgewartet, um den Rückmarsch hinter den Sereth einzuleiten.
Somit war Ostgalizien bis auf den letzten Streifen zwischen Sereth und Zbrucz
befreit, ein großer Teil Wolhyniens bis zum Styr erobert. Der Erfolg war
aber vornehmlich einem Manöver, der Umgehung des Nordflügels zu
danken, die Gelegenheit, diesen mit der augenblicklich vorhandenen bedeutenden
Überlegenheit an Truppen zu schlagen, versäumt worden. Schwer
fiel ins Gewicht, daß der an sich numerisch schwächere
Südflügel, durch Kämpfe um zwei starke Abschnitte noch
mehr im Stande herabgesetzt, einem Feinde gegenüber stand, der im
Bewußtsein seiner Überlegenheit den Kampf immer mehr offensiv zu
führen suchte und hierzu um so mehr befähigt wurde, je enger die
russische Übermacht in ihrem Operationsraum zusammengedrängt
wurde.
Bald zeigte es sich, daß die Russen östlich des Styr eine neue
Stellung bezogen hatten, rechter Flügel hinter der Putilowka, dann
über Mlynow an der unteren Ikwa, Kozin an der Plaszewka, Radziwilow,
bis an die oberste Ikwa (linker Flügel dor 8. Armee), Podkamien, Zalosce,
endlich längs des Sereth, dem eine große Zahl von stark befestigten
Brückenköpfen vorgelagert war.
Das weite Zurücknehmen des rechten Flügels legte dem Angreifer
zeitraubende Bewegungen auf, überdies erschwerte das
Sumpfgelände nördlich der unteren Putilowka die Umfassung. Es
war anzunehmen, daß der mit Truppen und Geschützen aus der
Festung Rowno verstärkte Nordflügel um so [124] mehr zu
längerem Widerstand befähigt sein werde, als einerseits die 8. Armee
beauftragt wurde, durch Gegenstöße Truppenverschiebungen gegen
Norden möglichst zu hindern, anderseits im Polesie Kräfte der
mittlerweile mit dem Südflügel bis östlich Kobrin
zurückgedrängten Nordwestfront gegen die Nordflanke der Angreifer
angesetzt wurden. Mittlerweile sollte der russische Südflügel aus den
Sereth-Brückenköpfen zu einem wuchtigen Angriff vorbrechen.
Glückte dieser Stoß, so war die ganze Front der Verbündeten
bis zum Polesie gleichsam aus den Angeln gehoben.
Das Armee-Oberkommando Teschen blieb bei seinem bisherigen Verfahren, die
Entscheidung mit dem starken Nordflügel zu suchen. Lockte doch hier der
Gewinn von Rowno und einer Anlehnung an das östlich des Goryn wirklich
den Charakter eines ernsten Hindernisses für Heeresbewegungen
annehmende Polesie. Die Führung des Vorstoßes wurde dem 4.
Armeekommando, General der Infanterie Erzherzog Josef Ferdinand,
übertragen, das nach Ausscheiden seiner letzten Truppen aus der
Heeresgruppe Mackensen auf diesen Kriegsschauplatz abgegangen war.
Der bisher von Feldzeugmeister v. Puhallo befehligte Nordflügel wurde zu
einer aus zwei Armeen bestehenden Heeresgruppe: 4. Armee, vom
Heeresgruppen-Kommandanten Erzherzog Josef Ferdinand geführt, mit
dem Ziele Rowno, 1. Armee Puhallo (I., II. und
Szurmay-Korps) in der Richtung auf Dubno. Die 2. Armee
Böhm-Ermolli hatte wieder auf der Wasserscheide energisch anzugreifen,
der Südflügel frontal den Feind anzugehen, um seine Kräfte zu
binden. Es fehlte nicht an warnenden Stimmen, die auf den
unverhältnismäßig breiten Raum hinwiesen, in welchem die
Südarmee und der Nordflügel der 7. Armee gegen die starke
Serethstellung vorstoßen sollten. Der Optimismus gewann jedoch die
Oberhand, gestützt auf die Wahrnehmungen, daß auch jenseits des
Sereth die Rauchwolken brennender Dörfer sichtbar wurden, sonst
untrügliche Zeichen russischen Rückzuges, hier vielleicht eine
Kriegslist, um glauben zu machen, daß nur vorübergehender
Widerstand einer Nachhut geplant sei. Immerhin ließ man einige Vorsicht
walten. Um die Befestigungen und die Kräfteverteilung des Feindes zu
erkunden, entsprechende Streitkräfte vor den auserwählten
Durchbruchsstellen bei genügender Sicherung gegen die anderen
Ausfallspforten des Feindes versammeln zu können, wurde der Angriff bis
7. September hinausgeschoben, an welchem Tage das Gros der Südarmee
südlich des Brückenkopfes Tarnopol, das Korps Rhemen der 7.
Armee bei Budzanow vorstoßen sollten.
Die Russen nahmen vorerst gleichfalls Verschiebungen vor und waren vor allem
darauf bedacht, in ihrer Südflanke am Dnjestr reinen Tisch zu machen, wo
ihnen das Korps Benigni mit dem am 2. September nachmittags begonnenen
Angriff übel mitgespielt hatte. Das 7. Ulanenregiment erstürmte die
Höhe Miejska Gora im Mündungswinkel des Sereth; auf dem
östlichen Sereth- [125] ufer wurde die wichtige
Höhe Sloteria doppelt umfaßt und am folgenden Tage genommen;
rechts davon drang Feldmarschalleutnant Fürst
Schönburg-Hartenstein trotz zahlreicher Gegenstöße der 74.
Reservedivision bedrohlich vor.
Letschitzki raffte am 4. und 5. September beträchtliche Kräfte zu
einem Angriff auf das Korps Benigni zusammen, womit er einen Stoß
gegen die Front in der Bukowina verband; doch scheiterte der Versuch, den
Südflügel noch vor dem großen Gegenangriff von seinen
Bedrängern zu befreien, gänzlich.
Die 2. Armee Böhm-Ermolli und die Heeresgruppe Erzherzog Josef
Ferdinand stießen am Nachmittag des 2. September an die neue russische
Stellung und entwickelten sich sofort zum Angriff. Die russische 8. Armee
ließ noch an diesem Tage das XII. Korps zu einem wuchtigen Gegenangriff
vorbrechen. Er traf die 26. Schützendivision Feldmarschalleutnant Lischka,
die als Verbindung zwischen dem beiderseits der nach Rowno führenden
Eisenbahn vorrückenden Gros der 4. und dem beiderseits der unteren Ikwa
angesetzten Gros der 1. Armee vorging. Die anfangs recht bedrohlich aussehende
Situation wurde glücklich überwunden, doch um den Preis des
Einsetzens der Reserve der 4. Armee, 10. Infanteriedivision Mecenseffy, womit
der Zweck der Russen zum Teil erreicht war.
Am 3. September erneuerte das russische XII. Korps zeitlich früh seinen
Gegenangriff, gleichzeitig stieß das VIII. Korps in die weite, nur mit einem
Detachement bedachte Lücke zwischen dem Gros der 1. Armee und dem II.
Korps General Johann Freiherr v. Kirchbach (nur 25. Infanteriedivision)
vor, das nördlich der Plaszewka gegen das russische XVII. Korps
kämpfte. Das II. Korps mußte ein Stück zurückgehen,
der Nordflügel der 2. Armee, die erfolgreich um die der russischen Front
vorgeschobenen Stellungen raufte, am Südufer der Plaszewka eine
Hakenstellung beziehen, um sich gegen eine Umfassung zu wappnen. Die Russen
hatten es indessen vornehmlich auf die südlich der unteren Ikwa fechtenden
Teile der 1. Armee, I. Korps, abgesehen. Die Absicht, deren Front von
Süden aus aufzurollen, scheiterte an der geschickten und standhaften
Abwehr der 46. Schützendivision Feldmarschalleutnant Czapp.
Im Laufe des Vormittags des 3. war auch das russische XXXIX. Korps
südlich der Rownoer Eisenbahn zum Gegenangriff vorgegangen, heftige
Kämpfe mit wechselndem Erfolge entspannen sich mit dem XIV. Korps,
doch gewann schließlich General v. Roth mit einem Vorstoß
gegen Olyka die Oberhand. Der 4. brachte an der ganzen Front der Heeresgruppe
russische Gegenstöße, die ein wildes Ringen auslösten, ohne
den Zweck zu erreichen, die Heeresgruppenreserve, Korps Feldmarschalleutnant
Smekal, herbeizulocken. Beruhigt konnte der Erzherzog eine dieser beiden
Infanteriedivisionen dem X. Korps an die untere Putilowka nachsenden,
über welche er den entscheidenden Angriff zu führen gedachte.
[126] Als Vorbedingung
hierfür sollte die 4. Kavalleriedivision Berndt bis an den Goryn
abwärts der Putilowkamündung vorrücken und die dortigen
Flußübergänge sperren. Sie kam durch das
Sumpf- und Waldgebiet von Berestiany nicht durch, wollte es nördlich
umgehen, wurde aber in die Kämpfe der 7. Kavalleriedivision
Generalmajor v. Mold verwickelt, welche die Flanke gegen die zwischen
Goryn und Styr andringenden Russen deckte.
An ihrer Stelle sollte ein Detachement des X. Korps knapp längs des
nördlichen Ufers der Putilowka vorzudringen trachten, stieß aber bald
auf überlegenen Widerstand. Nun durfte man es nicht wagen, den Angriff
östlich der Straße Cuman - Klewan zu führen,
sondern mußte den viel schwierigeren und stärker befestigten
westlichen Raum wählen, um größere Sicherheit in Flanke und
Rücken zu erzielen. Die Versammlung der hierzu nötigen
entsprechend stärkeren Streitkraft erzwang eine Verschiebung des
Angriffes, der schließlich, als schwere Regengüsse einfielen, auf den
8. September anberaumt wurde.
Mittlerweile führte Böhm-Ermolli am 6. den entscheidenden Angriff,
wobei das zwischen Zalosce und der Ikwa angesetzte V. Korps Goglia bei
Podkamien wiederum seinen alten Gegner, das russische VI. Korps, durchbrach.
Im Abschnitt von Radziwilow bahnte die Erstürmung der Höhen bei
Michalowka durch den Generalmajor v. Willerding mit der 31. und 32.
Infanteriedivision des XVIII. Korps den Erfolg an, indem es nun der 27.
Infanteriedivision Feldmarschalleutnant Kosak des IV. Korps erleichtert wurde,
den von den Russen zäh verteidigten Ort Radziwilow zu erobern. Am
längsten hielt sich die Höhe Makutra bei Suchawola, doch wurde die
51. Honved-Infanteriedivision Feldmarschalleutnant Kornhaber ihrer in der Nacht
endlich Herr.
Der schön durchgeführte Durchbruch bei Podkamien setzte die 2.
Armee in den uneingeschränkten Besitz der wichtigen Wasserscheide, von
der aus alle zur Deckung Rownos möglichen Stellungen und die Front am
Sereth aufgerollt werden konnten. Sie hätte hierzu jedoch namhafter
Verstärkungen bedurft, um einerseits die Verluste in den drei
Durchbruchsschlachten bei Gologory, Zloczow und Podkamien wettzumachen,
andererseits der dreifachen Aufgabe, dem eben wieder geschlagenem Feinde den
Rest zu geben, rechts und links den Durchbruch in Flankenstößen
auszuwerten, genügen zu können. Solche Verstärkungen
kamen nicht. Im Gegenteil war schon am 2. September die 1. Kavalleriedivision
zur Heeresgruppe Erzherzog Josef Ferdinand abkommandiert worden, um die
Flankendeckung des Nordflügels im Polesie zu verstärken.
Mittlerweile hatte der Südflügel der russischen 11. und der
Nordflügel der 9. Armee am selben 6. September nachmittags die
längst geplante Gegenoffensive über den Sereth mit Angriffen aus
allen Brückenköpfen in der Gegend Trembowla eingeleitet. Von all
den wütenden Angriffen war nur jenem [127] der
finnländischen 3. Schützenbrigade bei Mikulince ein Erfolg
beschieden. Am 7. September bei Morgengrauen nutzten die Russen den erzielten
Durchbruch zu einem Flankenstoß gegen den abgetrennten
Nordflügel des Korps Hofmann, Brigade Oberst Bolzano, aus, die
gleichzeitig samt dem Südflügel des Korps Marschall vom Gros des
XXII. Korps angefallen wurde. Nun drang auch das russische XVIII. Korps aus
dem Brückenkopf Tarnopol gegen das Korps Marschall vor. Bolzanos 81.
und 88. Regiment deckten die Südflanke dieses Korps in
heldenmütigem Widerstand so lange, bis die deutsche Brigade Leu zu Hilfe
kam. Den Feind in der Front hatte das Korps Marschall mittlerweile
gründlich abgebeutelt.
Nicht so günstig endete die Abwehr gegen die Vorstöße der
russischen 9. Armee aus den Brückenköpfen Strusow und
Budzanow. Nach zähem Widerstand sah sich die am Nordflügel
umfaßte, in der Front mehrfach durchbrochene 55. Infanteriedivision
Generalmajor Fleischmann des Korps Hofmann zum Rückzug gezwungen;
die 36. Infanteriedivision Rhemens mußte gleichfalls weichen. Unter
schweren Kämpfen, in welchen sich die 131. Brigade Generalmajor Blum
besonders auszeichnete, wich der hartgetroffene Frontteil auf die Höhen
östlich der Strypa bei Burkanow zurück, über Nastasow und
Kossow mit den noch in den alten Stellungen haltenden Flügeln der
Serethfront verbunden.
Der Sieg Böhm-Ermollis bei Podkamien brachte in der zweifellos
kritischen Lage für den Augenblick eine Erleichterung. Gleich bei
Einleitung der Verfolgung am 7. September war die 14. Infanteriedivision
Feldmarschalleutnant v. Csicserics am Südflügel über
Gontowa gegen Zbaraz abgezweigt worden, um die Südarmee durch
Flankenbedrohung der Serethstellung zu unterstützen. Am 8. schickte
Böhm-Ermolli auf die Nachricht vom bösen Stand der Serethschlacht
die 34. Infanteriedivision Generalmajor v. Birkenhain nach.
Schtscherbatschew beeilte sich, die Nordflanke durch Stellungnahme des VI.
Korps in der Linie Ihrowica - Butyn am oberen Goryn zu decken und
konnte vorläufig nicht daran denken, den Angriff gegen das Korps
Marschall weiterzuführen. Letschitzki war vor allem darauf bedacht, die
linke Flanke des geplanten Vorstoßes gegen die Strypa durch Vertreibung
des nördlich des Dnjestr festgesetzten Nordflügels der Armee
Pflanzer-Baltin frei zu machen. Er sandte dem Korps Hofmann am 8. nur die
Kuban-Kosaken nach; die übrigen Truppen gruppierten sich zum Angriff
gegen Süden.
Der Sieg bei Podkamien war nicht ohne Einfluß auch auf den
Nordflügel geblieben. Im Einklang mit dem geschlagenen
Südflügel der russischen 8. Armee wich am 7. früh deren
Mitte, alle südlich der unteren Ikwa stehenden Truppen, zurück. Der
Nordflügel hielt hingegen seine Stellungen. Erst nach hartem Ringen wurde
das mit der 4. Schützenbrigade verstärkte russische XXXIX. Korps
vom ungestümen Drange nach vorwärts aller vom General [128] v. Roth
befehligten Truppen am 8. an zwei Stellen durchbrochen, womit die Schlacht bei
Olyka gewonnen war. Die Russen wichen in den letzten Verteidigungsabschnitt
vor Rowno: Goryn - Stubla bis
Zarieck - Höhen östlich
Dubno - Ikwa zurück. Dubno, dessen Festungswert noch
geringer war als jener von Luck, wurde widerstandslos der 1. Armee
preisgegeben.
Der neuerliche Mißerfolg fiel dem Kommando der russischen
Südwestfront augenscheinlich auf die Nerven. Die Gefahr lag nahe,
daß Rowno früher verloren ging, als sich der Anfangserfolg am
Sereth zu einer fühlbaren Bedrohung der
österreichisch-ungarischen Heeresfront ausweitete. Zwar besaß die
9. Armee im XXX. Korps noch eine völlig intakte Reserve für diesen
Zweck; doch ließ das Eingreifen der Armee
Böhm-Ermolli in den Kampf des Nordflügels der Südarmee
als zweifelhaft erscheinen, ob sein Einsatz zu einem durchschlagenden Erfolge
genüge. So entschloß sich Iwanow, dieses Korps mit Bahn an den
Nordflügel der 8. Armee zu verschieben.
Gleichzeitig ergingen Bitten um Verstärkungen an das Oberkommando. Sie
fanden um so mehr Gehör, als gerade am 8. September Großfürst Nikolaj Nikolajewitsch seines Kommandos enthoben
wurde. Der Zar trat an seine Stelle und setzte mit seinen Beratern alles daran, die
Armee zu verstärken und mit frischem Angriffsgeist zu erfüllen, um
der Reihe beständiger Mißerfolge ein Ziel zu setzen.
Die dem Armee-Oberkommando Teschen unterstehende Heeresfront hatte in zwei
Wochen unter teilweise sehr schweren Kämpfen den gleich starken Feind
aus drei starken Stellungen zurückgedrängt, mit dem
Nordflügel in Luftlinie an 100 km, mit dem Südflügel
über 40 km Raum gewonnen. Den Truppen waren gewaltige
Anstrengungen auferlegt worden; auf große Hitze folgte Regenwetter, das
auch den immer länger gewordenen Nachschub auf Fuhrwerken erschwerte.
Die sichtliche Vermehrung feindlicher Streitkräfte im Polesie bedrohte
täglich mehr die Flanke des Nordflügels, auf dessen umfassende
Wirkung bisher der Operationsplan aufgebaut war. Schon am 4. September war
die polnische Legion (1. und 3. Brigade) Feldmarschalleutnant v. Durski
von der Heeresgruppe Mackensen in Eilmärschen nach Kowel
heranbeordert worden, um dem Andringen des russischen IV. Kavalleriekorps
Gyllenschmidt Schranken zu setzen. Nun wurden noch die 11.
Honved-Kavalleriedivision, die 2., 9. und 10. Kavalleriedivision für die
Deckung der Nordflanke bestimmt.
Die 4. Kavalleriedivision Berndt, sowie die 7. Mold, zu welchen inzwischen die 1.
Generalmajor v. Ruiz von der 2. Armee gestoßen war, rauften sich
erfolgreich in dem vielfach versumpften, von vielen Wasseradern durchzogenen
und mit zahlreichen Wäldern bedeckten Gelände beiderseits des Styr
mit dem Korps Weljassew herum. Bis 8. September war namentlich die
Eroberung des wichtigen Styrüberganges Kolki und des
Stochodüberganges Kaszowka als hervorragende Waffentat zu buchen.
[129] In der Hoffnung, die
Nordflanke auch in Zukunft geschützt zu sehen, beharrte das
Armee-Oberkommando Teschen auf dem Vorstoß des Nordflügels
gegen Rowno. Es rechnete auf dessen Gelingen vor vollzogener Verschiebung des
russischen XXX. Korps dahin, die bald bekannt geworden war. Die
Schwächung des russischen Südflügels minderte offenbar die
in der Serethschlacht drohenden Gefahren, die gegenstandslos wurden, wenn
Rowno in kurzer Frist fiel. Als Stichtag konnte der 13. September gelten, an
welchem Tage, wie man wußte, das XXX. Korps bei Rowno aufmarschiert
sein konnte.
Die Heeresgruppe Erzherzog Josef Ferdinand stieß am 9. September an die
neue russische Stellung, die zum großen Teil durch vorliegende
Wasserläufe geschützt, sehr gut befestigt und dicht besetzt war. Im
Abschnitt zwischen Stubla und Ikwa, wo ein nasses Fronthindernis fehlte, war der
Hauptstellung eine Linie starker Befestigungen vorgelagert, deren
Überwindung neben Opfern jedenfalls Zeit kostete. Erzherzog Josef
Ferdinand plante, den letztgenannten Abschnitt längs der Straße
Dubno - Rowno von der 1. Armee durchbrechen zu lassen, mit dem
Nordflügel der 4. Armee aber den Goryn unterhalb der Mündung der
Putilowka zu überschreiten und durch geraden Vorstoß gegen Rowno
den Erfolg ähnlich an sich zu reißen, wie es seinerzeit bei Luck
geschah.
Feldmarschalleutnant v. Martiny, dem der entscheidende Stoß zufiel, setzte
die 45. Schützendivision Feldmarschalleutnant Smekal nördlich der
Putilowka gegen die Gorynschleife bei Diuksin, die 62. Infanteriedivision
Generalmajor Tunk links davon gegen jene bei Derazno an. Den Zugang zur
ersteren sperrte der Ort Ugliszcze, der erst am 12. in heißem Kampf
erstürmt werden konnte. Doch blieben alle Übergangsversuche
vergeblich.
Die 62. Infanteriedivision hatte es bei Derazno mit den
Orenburg-Kosaken zu tun, die am 10. wohl zurückgedrängt wurden,
doch im Raum um Postojno eine Flankenstellung bezogen, in die alsbald
Verstärkungen einrückten, so daß eine lückenlose
Verbindung mit dem Kavalleriekorps Weljassew hergestellt wurde, das sich
vergeblich bemühte, dem Kavalleriekorps Berndt den inzwischen
genommenen Styrübergang Kulikowice und die Stellung am Kormin bei
Gurajmovka zu entreißen.
Feldmarschalleutnant v. Martiny mußte auch die ihm nachgesendete 4.
Infanteriedivision Feldmarschalleutnant Schmidt v. Fussina gegen den die
Nordflanke bedrohenden Feind ansetzen. Generalmajor Berndt, der ihm unterstellt
wurde, sollte den Angriff mit seinem rechten Flügel unterstützen.
Zum Vorstoß über den Goryn blieb nur die zur Verstärkung
nachgerückte 13. Schützendivision Generalmajor v. Szekely
übrig, die am 12. den Flußübergang durchführte und mit
der Vorhut, den Wiener Schützen Nr. 24, trotz heftigem
Flanken- und Rückenfeuer und erbittertem Widerstand der Russen die
Stellung, welche die Landenge nördlich Diuksin sperrte, zum Teil
erstürmte.
[130] In der Front der 4.
Armee an der Stubla, 24. Schützendivision vor Klewan, XIV. Korps bei
Nowosielki, IX. bei Zarieck, blieb es bis auf Kanonaden ruhig, so daß jedes
der beiden Korps je eine Division in der Nacht zum 12. herausziehen konnte. Eine
davon, die 26. Schützendivision, sollte zur 1. Armee stoßen, um
dieser größere Angriffskraft zu verleihen.
Bei der 1. Armee waren der 10. und 11. September mit Heranschieben an die
feindlichen Vorpositionen, deren einige erstürmt wurden, vergangen und
mit vergeblichen Versuchen der 25. Infanteriedivision Generalmajor
Poleschensky, die Ikwa bei Dubno zu überschreiten. Am 12. begann der
eigentliche Angriff, der sich sehr schwierig gestaltete. Unter großen Opfern
gelangte die Wiener 25. Infanteriedivision mit Überschiffung auf das
östliche Ikwaufer. Immerhin versprach die Fortsetzung der Schlacht
günstige Aussichten.
Inzwischen hatten die Ereignisse an den anderen Teilen der Front eine
gänzlich veränderte Lage geschaffen. Am 9. warf die russische 9.
Armee den Nordflügel der 7. Armee, XIII. Korps Rhemen, in den
Brückenkopf Buczacz und auf die südlich anschließenden
Höhen östlich der Strypa zurück, das Korps
Feldmarschalleutnant v. Henriquez nach Tluste. Am 10. rokierten unter
dem Schutze eines demonstrativen Angriffes auf das Korps Benigni drei
Reiterdivisionen und drei Infanterieregimenter über den Sereth und
fügten dem Frontalangriff gegen Henriquez einen Flankenstoß hinzu.
Trotz heldenhaftem, Schritt um Schritt erneuertem Widerstande mußte das
Korps in das Vorfeld des Brückenkopfes Zaleszczyki weichen.
Das wie ein Felsen gegenüber Tarnopol standhaltende Korps Marschall
wurde in diesen Tagen gleichfalls von heftigen Angriffen umbrandet.
Insbesondere hatten es die Russen auf die 19. Infanteriedivision
Feldmarschalleutnant Mayer abgesehen, die beiderseits der Straße
Tarnopol - Jezierna stand. Da sich hier tschechische Truppen
befanden, ist die Anziehungskraft begreiflich.
Sehr enttäuschten die Hoffnungen auf eine befreiende Wirkung des
Flankenstoßes der Gruppe Csicserics der 2. Armee gegen Zbaraz.
Regenwetter, das die Artillerieunterstützung des schweren Angriffes gegen
die starken russischen Stellungen nahezu ausschloß, ließ es bis 11. zu
keinem fühlbaren Fortschritt kommen.
Böhm-Ermolli entschloß sich daher, weitere Kräfte zur
Unterstützung des Nachbars zu verwenden. Am 10. wurde die 51.
Honved-Infanteriedivision Kornhaber der Gruppe Csicserics nachgesendet, der
Kommandant des XIX. Korps, Feldmarschalleutnant Trollmann, als Befehlshaber
eingesetzt. Am 11. erhielt Feldmarschalleutnant Czibulka den Auftrag, die 32. und
eine aus drei Infanterieregimentern zusammengestellte Infanteriedivision
Generalmajor Kroupa bei Jezierna bereitzustellen, um der Südarmee auf
dem westlichen Serethufer direkte Hilfe zu bringen.
[131] Am 12. machten die
Russen gewaltige Anstrengungen, beide Flanken für den geplanten
großen Vorstoß gegen Brzezany frei zu machen. Bei Zaleszczyki hielt
jedoch die 30. Infanteriedivision Generalmajor Jesser heldenmütig die
beherrschende Höhe Wicha, bei Tarnopol holten sich die Finnländer
gegen das Korps Marschall blutige Köpfe. Besonders erbittert gestalteten
sich die Kämpfe an der Front Trollmanns, die sich sogar auf jene
nördlich des Goryn ausdehnten. Die wiederholten, bis in die Nacht
fortgesetzten Angriffe der Russen blieben ohne Erfolg.
All diese Waffentaten konnten nicht darüber täuschen, daß am
Südflügel eine sehr kritische Lage eingetreten war. Schon hatte sich
das Armee-Oberkommando Teschen genötigt gesehen, zur
Verstärkung der offenbar sehr gefährdeten Strypafront das eben
gegen Serbien abrollende VI. Korps Arz zum Nordflügel der 7. Armee
abzuschwenken. Nun wurde das Korps Marschall in der Nacht zum 13. auf die
Höhen östlich der Tiefenlinie
Jezierna - Horodyszcze zurückgenommen, einerseits um in
engeren Anschluß an das Korps Hofmann zu kommen, andererseits um die
Front für den Flankenstoß zu räumen, den das Korps Czibulka
entlang des westlichen Serethufers unternehmen sollte. Dessen Kraft erfuhr aber
im selben Augenblicke eine beträchtliche Schwächung.
Truppenversammlungen der Russen vor der dünn besetzten Ostfront der 2.
Armee ließen befürchten, daß gewaltige Anstürme
bevorständen. Böhm-Ermolli berief die kombinierte Division Kroupa
zurück und wandte sich an das Armee-Oberkommando um Hilfe. Dieses
erteilte hierauf in der Nacht zum 13. den Befehl, den Angriff der 1. Armee
einzustellen, die zu dieser gesendete 26. Schützendivision sofort zur 2.
Armee weitermarschieren und ihr die eben aus der Front des XIV. Korps
gezogene 2. Infanteriedivision folgen zu lassen. Dennoch war der Vorstoß
des Nordflügels gegen Rowno fortzusetzen, obzwar wohl kaum mehr zu
verkennen war, daß sich das früher annähernde Gleichgewicht
der Kräfte längst zugunsten der Russen verschoben hatte.
(Skizze 8 s. folgende Seite [Scriptorium merkt
an: hier gleich nachfolgend].)
[132]
Skizze 8: Der Feldzug von Rowno.
|
Was half es, daß die im Polesie kämpfenden Truppen bis zum 13.
namhafte Erfolge erzielt hatten? Das Kavalleriekorps Feldmarschalleutnant Graf
Bissingen (2. Kavalleriedivision und 11.
Honved-Kavalleriedivision), am 11. die Turija überschreitend,
drängte im Vereine mit der von Kowel zwischen Turija und Stochod
vorgehenden polnischen Legion die Kubankosaken in den Mündungswinkel
des Stochod zurück; die 1. Kavalleriedivision zwischen Stochod und Styr
gewann mit dem linken Flügel Raum und drängte mit dem rechten
dicht an Czartorijsk heran. Der rechte Flügel des Kavalleriekorps Berndt
endlich erreichte unter unsäglichen Schwierigkeiten bei Choloniewiczy den
Ostrand des großen Sumpfes von Berestiany.
Martiny brauchte Verstärkungen, doch selbst die 21.
Schützendivision, die Erzherzog Josef Ferdinand seiner Stoßgruppe
nachgesendet hatte, kam nicht [132] heran. Ein
überraschender Vorstoß der Russen am frühen Morgen des 13.
beiderseits Klewan gegen die dünn besetzten Linien der 3.
Infanteriedivision Horsetzky und der 24. Generalmajor Urbarz gewann so rasch
Raum, daß das Armeekommando die 21. Schützendivision Podhajsky
und die eben zum Ab- [133] marsch zur 2. Armee
bereitgestellte 2. Infanteriedivision Sellner sofort auf das Kampffeld
beorderte.
Um Abend trafen bei Feldmarschalleutnant Martiny Meldungen vom Anmarsch
großer Kolonnen gegen seine Nordflanke ein. Bald unterlag es keinem
Zweifel, daß dies das russische XXX. Korps war. Die Hoffnung auf einen
Erfolg, selbst nach Heranziehen der einen Division Armeereserve, waren damit
endgültig begraben. Die Vorgänge am 13. September an den anderen
Teilen der Front ließen indessen überhaupt erkennen, daß die
Russen die Initiative an sich gerissen hatten und einen mächtigen
Gegenangriff ins Werk setzten.
Am frühen Morgen sah sich die 2. Armee Böhm-Ermolli zwischen
Ikwa und Goryn, gleichzeitig in der von Feldmarschalleutnant Trollmann
befehligten Südflanke angefallen. Wohl setzte die Tapferkeit der Truppen
den feindlichen Erfolgen enge Grenzen, doch schloß der Kampftag mit
einem Zurückdrängen der Front.
Ein Glück war, daß die Zurücknahme des Korps Marschall den
Russen offenbar ganz unerwartet kam, so daß der Südflügel
der russischen 11. Armee an Stelle des geplanten mächtigen Angriffes ein
vorsichtiges Vorfühlen setzte und erst abends mit den Vortruppen vor der
Gruppe Czibulka, den Korps Marschall und Hofmann, erschien. Die 9. Armee
endlich verwendete diesen Tag dazu, sich in der Südflanke Sicherheit zu
schaffen. Es gelang ihr, der 30. Infanteriedivision die den Ausgang aus
Zaleszcznki beherrschende Höhe Wicha zu entreißen.
Das Armee-Oberkommando Teschen erkannte, daß die Russen einen
Durchbruch gegen Lemberg über Brzezany und Brody im Schilde
führten. Deswegen sollte bei Zalosce eine Kraft gesammelt werden, die je
nach Bedarf dem nördlichen oder südlichen Stoß in die Flanke
fallen konnte. Erzherzog Josef Ferdinand erhielt den Auftrag, eine
Verteidigungsstellung zu beziehen und außer der 2. Infanteriedivision und
26. Schützendivision auch die 46. Schützendivision der 1. Armee zur
2. in Marsch zu setzen.
Am 14. September gingen die Russen an der ganzen Front zum Angriff
über. Am Südflügel durchbrach die russische 9. Armee das
Korps Hofmann bei Burkanow und drang auf das westliche Ufer der Strypa vor.
Zum Glück langte aber eben nach starkem Marsch das tschechische
Infanterieregiment Nr. 88 an, dessen erprobter Führer Oberstleutnant
Wächter dem Siegeslauf Einhalt gebot. Von der Dnjestrfront eilten alle frei
zu machenden Kräfte der russischen 9. Armee gegen die Durchbruchsstelle
herbei, doch stieß Generalmajor Tabajdi mit Truppen des XIII. und VI.
Korps am 15. aus dem Brückenkopfe Buczaz in die Flanke der
Marschkolonnen. Die nächsten Staffeln des VI. Korps führte
Oberstleutnant Albrecht westlich der Strypa gegen die Flanke der über den
Fluß gelangten Russen.
[134] Der
Südflügel der russischen 11. Armee, die Finnländer,
mühte sich inzwischen in Nacht- und Tagangriffen vergeblich, die Front der
deutschen 3. Garde-Infanteriedivision Generalmajor v. Lindequist
längs der Eisenbahn Tarnopol - Brzezany zu durchbrechen.
Ebenso erging es dem russischen XVIII. Korps gegenüber der 32.
Infanteriedivision Generalmajor v. Willerding, die den geplanten
Durchbruch entlang des westlichen Serethufers gegen Zalosce vereitelte. Am 15.
ging diese Division im Verein mit der 38.
Honved-Infanteriedivision Feldmarschalleutnant v. Csanady zum
Gegenangriff über, der bedeutende Erfolge erzielte.
Da am 15. die letzten Staffeln des VI. Korps hinter dem Korps Hofmann
eintrafen, konnte die Durchbruchsgefahr als abgewendet gelten. Die Russen
mußten alle erlangbaren Reserven gegen das Korps Marschall und die
Division Tabajdi werfen, so daß der Durchbruchskeil bei Burkanow ohne
Unterstützung blieb. Als beide Flankenangriffe am 16. Raum gewannen,
demonstrative Vorstöße der Russen gegen verschiedene Teile der
Dnjestrfront die volle Schlagkraft der Armee
Pflanzer-Baltin erwiesen, verzweifelte General Iwanow an einer
glücklichen Beendigung der schon 11 Tage währenden
Serethschlacht und nahm am 17. früh alle Truppen in die Stellungen am
Sereth zurück.
Zu diesem Entschluß trug der opfervolle Verlauf der Schlacht bei
Kremieniec - Gontowa, Nordflügel der russischen 11. gegen
die Armee Böhm-Ermolli, nicht wenig bei. Der Kampf um die Höhe
bei Gontowa östlich Zalosce war ein erbittertes Ringen, das am 16.
früh sein Ende erreichte, als das oberungarische Infanterieregiment
Nr. 85 in wütendem Handgemenge den überfallsartig in die
Stellungen eingedrungenen Feind zurückwarf. An der Ikwa benutzte das
russische VII. Korps den Umstand, daß der Erfolg am 13. das Ikwaknie
freigelegt hatte, um die Flanke des IV. Korps anzugreifen, während das
XVII. Korps der russischen 8. Armee bei Dunajow über den Fluß
vorging. Der Flankenangriff drang nicht durch und der anfängliche Erfolg
in der Front bei Dunajow wendete sich nach Eingreifen der Reserven des
Verteidigers in eine kritische Situation, der sich die Russen am 16. durch den
Rückzug entzogen. General der Kavallerie
v. Böhm-Ermolli nutzte den sichtlichen Niederbruch des Feindes
und die Ankunft der 26. Schützendivision Feldmarschalleutnant Lischka,
um südlich der Ikwa zum Angriff zu schreiten. Dem erfolgversprechenden
Beginn blieb die Fortsetzung infolge der Ereignisse am Nordflügel
versagt.
Am 14. September lenkten größere Angriffe und Demonstrationen an
der Stubla und in der Front der 1. Armee sehr geschickt die Aufmerksamkeit des
Erzherzogs Josef Ferdinand vom Nordflügel ab. Er ließ sich
verleiten, die Armeereserve bei Olyka bereitzustellen und vom Korps Martiny
überdies die 4. Infanteriedivision näher heranzuziehen. Mittlerweile
drängte General Weljassew den rechten Flügel des Kavalleriekorps
Berndt in das Sumpfgebiet von [135] Berestiany
zurück. Der Weg zur Umfassung der 62. Infanteriedivision war
freigelegt.
Am 15. brach das Unglück über den Nordflügel der
Heeresgruppe Erzherzog Josef Ferdinand herein. Weljassew setzte zwei zu ihm
gestoßene Brigaden des XXXIX. Korps in der Sumpfregion von Berestiany
gegen den Ostflügel der 4. Kavalleriedivision an. Der Fleiß, mit
welchem die Reiter Wege hergestellt hatten, kam ihren Feinden zugute, deren
Übermacht sie trotz zäher Gegenwehr zurückwarf. Das
russische XXX. Korps fiel die 62. Infanteriedivision bei Derazno mit einer
Division in der Front, mit der anderen in der Westflanke an und zerschlug sie
völlig. Am Abend entschloß sich Feldmarschalleutnant Martiny zur
Zurücknahme des Korps an die Straße
Klewan - Cuman - Karpilowka; anschließend bis Kolki
nahm das Kavalleriekorps Berndt erneuert Stellung. Der Feind drängte
unmittelbar nur mit schwächeren Kräften nach. Offenbar verschob
sich das Gros durch das Sumpf- und Waldgebiet von Berestiany. Ganz unerwartet
gab aber während der Kanonade an der Stubla, die den 16. ausfüllte,
die 24. Infanteriedivision, rechter Flügel des X. Korps Martiny, einem
Vorstoß der Russen aus dem Winkel zwischen Stubla und Putilowka nach.
Herbeikommende Reserven konnten den Durchbruch nicht mehr wettmachen. Die
brüchig gewordene, dünn besetzte und weiterer Reserven
entbehrende Front zwischen Klewan und Cuman konnte angesichts der
Erschöpfung der Truppen dem Ansturm der Russen nicht widerstehen.
Erzherzog Josef Ferdinand ordnete den Rückzug hinter die Putilowka an.
Während die Truppen am 17. dahin in Bewegung waren, wurden der
Nordflügel des X. Korps bei Karpilowka und das Kavalleriekorps Berndt an
mehreren Stellen durchbrochen, die 1. Kavalleriedivision zwischen Styr und
Stochod zurückgedrängt.
Feldmarschalleutnant Martiny konnte sich nicht dafür verbürgen,
daß seine Truppen in der zur Deckung der Nordflanke eiligst bezogenen
zweiten Stellung bis zur Ankunft von Verstärkungen standhalten
könnten. So wurde der Rückzug der ganzen Heeresgruppe hinter den
Styr und die Ikwa am Abend des 17. angetreten.
Dieser schwere Rückschlag veranlaßte das Armee-Oberkommando
Teschen, dem Südflügel das Nachdrängen an den Sereth zu
untersagen. Die 2. Armee hatte die Offensive einzustellen, die 26. und 46.
Schützendivision ehebaldigst zur 1. Armee abzusenden, die dem General
der Kavallerie v. Böhm-Ermolli unterstellt wurde, um die
Ikwa-Verteidigung einheitlich zu gestalten.
Der Not der 4. Armee sollte im Einvernehmen mit der deutschen Obersten
Heeresleitung durch einen Flankenstoß aus dem Polesie abgeholfen werden,
zu dem das Armee-Oberkommando das eben zum Abtransport auf den serbischen
Kriegsschauplatz bereitgestellte XVII. Korps Křitek, die
Bug-Armee das deutsche XXIV. Reservekorps und die 5. Kavalleriedivision
beisteuerten. Generaloberst v. Linsingen übernahm das Kommando
der so entstehenden [136] neuen Heeresgruppe, 4.
Armee und Heereskörper im Polesie, letztere geführt vom General
der Infanterie v. Gerok.
Bis zum Eingreifen der Verstärkungen vergingen acht sorgenvolle Tage.
Die russische 8. Armee folgte zwar langsam und vorsichtig, verstand es aber, eine
gewaltige Streitmacht vor dem Brückenkopf Luck zu vereinigen. In der
Nacht zum 20. und in jener zum 21. liefen die Russen Sturm auf Sturm gegen die
Ostfront, drangen wiederholt in die Verschanzungen ein, wurden aber von Teilen
der 2., 3. Infanteriedivision und 21. Schützendivision immer wieder
hinausgeworfen. Am 21. griffen sie unter starker Artillerieunterstützung
den Südflügel an, setzten diesem und der Ostfront am 22. so heftig
zu, daß ein baldiger großer Angriff erwartet werden mußte.
General v. Roth stellte entsprechend seine Reserven bereit.
Tatsächlich tobte in der Nacht zum 23. an beiden Fronten gewaltiger
Gefechtslärm. Da kam die überraschende Kunde, daß die
Nordfront, wieder bei der meist aus Ruthenen zusammengesetzten 24.
Infanteriedivision, von den Russen überrumpelt worden sei. Ehe noch
Gegenmaßnahmen getroffen werden konnten, drang der Feind bis dicht an
Luck heran und bemächtigte sich einer Styrbrücke. Nur dem
Heldenmut der am Nordrand der Stadt den Russen sich entgegenwerfenden
Truppen dankte es das XIV. Korps, daß es den Rückzug über
den Fluß durchführen konnte. Der heiße Kampftag am 23.
endete damit, daß die Russen im Besitze aller Festungswerke auf dem
Westufer des Styr waren.
Die russische Führung hatte in diesen Tagen den Südflügel der
4. und die 1. Armee durch verschiedene Versuche, die Ikwa und den Styr zu
überschreiten, in Atem gehalten. Ernster war ein neuerlicher Schlag der
russischen 11. gegen die 2. Armee, die jedoch in der vom 23. bis 25. September
währenden zweiten Schlacht bei Kremieniec nach wechselvollem
Kampfverlauf entschieden die Oberhand behielt. Auch die russische 8. Armee
beteiligte sich an der Schlacht durch einen Vorstoß über die untere
Ikwa bei Mlynow, der mit einer völligen Niederlage endete.
Mittlerweile hatten sich im Polesie Ereignisse vollzogen, welche die
Vorbedingungen des Flankenstoßes Linsingens schufen. Unter dem Befehl
des Generals der Kavallerie Freiherrn v. Hauer waren die deutsche 5.
Kavalleriedivision, die 11. Honved-Kavalleriedivision, die 9. und halbe 2.
Kavalleriedivision, sowie die polnische Legion über den Stochod, die 1.
Kavalleriedivision aus der Landenge zwischen Stochod und Styr gegen das
Kavalleriekorps Gyllenschmidt vorgedrungen. Da dieses auf vier
Kavalleriedivisionen und zwei Infanteriebrigaden angewachsen war, gab es in
dem schwierigen Gelände harte Arbeit, um dem aus der Gegend von Pinsk
über den Pripjatübergang Lubiaz, die Stochodbrücke Rudka
Czerwiszcze, Okonsk gegen Kolki anmarschierenden deutschen XXIV.
Reservekorps Generalleutnant v. Conta den Weg frei zu machen.
[137] Knapp vor Ankunft der
Infanteriekolonne gelang die Säuberung des Raumes um Okonsk; den
Brückenkopf Kolki vermochte die 1. Kavalleriedivision erst nach
Eingreifen deutscher Infanterie am Abend des 25. zu nehmen. Damit war
für die russische Führung, die alle Vorbereitungen zum
Vorstoß aus Luck getroffen hatte, das Geheimnis entschleiert. Sie zog sofort
die Konsequenz und ordnete den Rückzug in die Stellung an der Putilowka
mit Anschluß an die Ikwastellung bei Mlynow an. Während des
Rückzuges sollten sich starke Kräfte im Polesie zwischen Styr und
Goryn sammeln, um russischerseits einen Flankenstoß vorzubereiten.
Am 26. früh waren die Russen bereits im vollen Rückmarsch, nur
Nachhuten am östlichen Ufer des Styr, dessen Brücken
gründlich zerstört. Die Absicht, den langen, wechselvollen Feldzug
mit einem großen Schlage zu beenden, hatten die Generale Iwanow und
Brussilow vereitelt. Zu Kämpfen kam es am 26. und 27. nur bei Kolki, wo
das mit Infanterie verstärkte Kavalleriekorps Weljassew zur Deckung des
Abmarsches der Hauptkräfte zähen Widerstand leistete.
Am 28. erschien die 4. Armee vor den neuen russischen Stellungen. Es kam zu
Kämpfen um Vorfeldpositionen der Russen, die sich streng in der
Verteidigung hielten. Je mehr sich die 4. Armee an der Putilowka festbiß,
desto größere Aussichten eröffneten sich dem russischen
Flankenstoß, von dem sie sich eine folgenschwere Entscheidung erhofften.
Um die 2. Armee an der Absendung von Verstärkungen an den
Nordflügel zu hindern, mußte Schtscherbatschew am 28. abermals
einen wuchtigen Vorstoß gegen die 2. Armee unternehmen. General
v. Böhm-Ermolli verstand es aber, den Durchbruch auf den
Höhen knapp westlich Nowo Aleksiniec abzufangen und eine
Wiederholung des Angriffes an dieser Stelle am 30. schon im Keime zu
ersticken.
Die russischen Pläne wurden von Generaloberst v. Linsingen schon am 27.
abends erkannt. Er brachte am 28. die bisher in der Richtung Rowno
vorgerückte Armeegruppe v. Gerok in eine gegen Nordost gerichtete
Front. Das XVII. Korps wandte sich gegen die bereits so verhängnisvoll
gewordene Ausfallspforte aus dem Sumpfgebiet von Berestiany und verrammelte
sie, indem es den Ort Boguslawka erstürmte. Das XXIV. Reservekorps ging
kämpfend gegen Czernysz vor, links anschließend das
Kavalleriekorps Generalmajor Graf Herberstein (halbe 2., 4., 7.
Kavalleriedivision, Brigade Pilsudski der polnischen Legion) bis zum Styr.
Westlich des Flusses trieb General v. Hauer den Feind nach Norden
zurück, das Kavalleriekorps v. Heydebreck warf den
Nordflügel Gyllenschmidts hinter die Wiesolucha.
Der heldenmütige Widerstand der Verteidiger von Boguslawka, Teile der
41. Honved-Infanteriedivision Generalmajor Schamschula, verdarb dem am 29.
aus der Sumpfzone von Berestiany vorbrechenden russischen XXX. Korps das
Konzept. Die dort angesetzte Kolonne vermochte sich nicht zu entwickeln.
[138] Eine zweite Kolonne,
die über Karpilowka vorstieß, fand bei der Wiener 13.
Schützendivision einen blutigen Empfang. Als aber der General der
Infanterie Křitek seine Reserve zur Unterstützung schickte, drehte
sich der Spieß um. Die Stellung bei Karpilowka wurde erstürmt, der
Anschluß an die Putilowka gewonnen. Das XXIV. Reservekorps benutzte
diesen Tag, um eine vorteilhafte Stellung bei Czernysz zu erkämpfen.
Der russische Plan war gescheitert. Die Verbündeten waren inzwischen
übereingekommen, mit Rücksicht auf die herannahende
ungünstige Jahreszeit und das Ruhebedürfnis der Truppen den
Feldzug zu beenden. Dieser Entschluß bedeutete den Verzicht auf das so
hartnäckig angestrebte Ziel Rowno und auf die Rückgewinnung des
letzten Streifens Ostgaliziens, machte aber den Kämpfen kein Ende, da die
Russen noch immer auf eine Wendung des Kriegsglückes hofften und der
alsbald ins Rollen kommende Angriff der Verbündeten gegen Serbien sie
dazu anspornte, dem bedrängten Schützling wenigstens indirekt zu
helfen.
Während die Armeegruppe Gerok bis 2. Oktober in glücklichen
Kämpfen den Abschnitt des Kormin bei Czernysz bis auf einige von den
Russen behauptete kleine Brückenköpfe gewann, unternahm General
Gyllenschmidt am 3. einen Vorstoß gegen das Kavalleriekorps Hauer, das
bis in die Linie Kulikowice - Lisowo zurückgedrängt
wurde. Generalleutnant v. Conta eilte mit der k. u. k. 11. und
deutschen 1. Infanteriedivision zu Hilfe und stellte bis 6. Oktober die Lage wieder
her. Ein Entlastungsversuch Weljassews endete damit, daß die halbe 11.
Infanteriedivision Generalmajor Grubić nach hartem Kampf den
Styrübergang Kulikowice erstürmte und ihm auf dem Ostufer einen
Brückenkopf vorlegte.
Am 6. Oktober erneuerten die Russen mit großem Munitionsaufwand die
seit einer Woche zum Stillstand gekommene Schlacht an der Putilowka. Am 7.
griff der Kampf auf die ganze Front bis in die Bukowina über. Das
stellenweise sehr heftige Ringen dauerte im allgemeinen bis 10. Oktober, ohne
den Russen einen bleibenden Erfolg zu bescheren. Besondere Brennpunkte waren
Olyka bei der 4., Sapanow nordwestlich Kremieniec bei der 2. Armee, dann die
Strypafront, an welche sich die russische 11. und 9. Armee wieder
herangeschoben hatten. Hier währten die Kämpfe, die insbesondere
den Übergängen bei Burkanow galten, bis 13. Oktober.
Am Nordflügel im Polesie säuberten inzwischen die Kavalleriekorps
Hauer und Heydebreck, nachdem Generalleutnant v. Conta die
Styrverteidigung bis in die Gegend unterhalb Rafalowka übernommen
hatte, das Westufer bis in die Höhe von Jeziercy vom Feinde, so daß
Gyllenschmidt auf den Raum zwischen Wiesiolucha und unterem Styr
beschränkt blieb.
Noch immer sollten die Truppen nicht die langersehnte Ruhe finden.
Gyllenschmidt und Weljassew wurden verstärkt und ihnen zunächst
der Angriff [139] auf den nach Osten
vorspringenden Styrbogen bei Czartorijsk als Ziel gesetzt. Gleichzeitige Angriffe
gegen den Südflügel der Armeegruppe Gerok sollten die Absendung
von Verstärkungen verhindern. Schon am 15. und 16. Oktober leiteten
einige Vorstöße der Russen die Schlacht bei Czartorijsk ein, die am
17. in vollen Gang kam.
Am 18. gelang es den Russen, bei Czartorijsk an einigen Stellen auf dem
Westufer festen Fuß zu fassen, am 19. gab die an den Flügeln der
Gruppe Conta kämpfende Lemberger 11. Infanteriedivision nach. Ihr
ruthenischer Ersatz bestand zum Teil aus Kriegsgefangenen, welche die Russen
seinerzeit in die Heimat entlassen hatten und die nach deren Vertreibung wieder
eingestellt worden waren. Sie und ihre seither gemusterten Landsleute genossen
unter russischer Verwaltung viele Vorteile gegenüber den sie sonst
bedrückenden polnischen Großgrundbesitzern und Juden. Kein
Wunder, daß sie sich nicht mit Begeisterung schlugen. Die Russen konnten
sich des Brückenkopfes Kulikowice bemächtigen, dessen Verteidiger
sich größtenteils ergaben. Nur Reste gelangten auf das Ostufer des
Styr. Noch schlimmere Folgen hatte das Versagen der anderen Brigade am
Nordflügel. Die Russen gelangten in den Rücken der in der Front
bedrängten deutschen 1. Infanteriedivision, die es der Aufopferung einer
Batterie verdankte, daß sie den Rückzug durchführen konnte.
Der Schlachttag schloß damit, daß der russische Angriffskeil bis
Okonsk vordrang, wo sich der rechte Flügel Contas zu neuem Widerstande
setzte.
Der Südflanke des russischen Keiles stellten sich vorläufig nur zwei
Bataillone der deutschen 22. Infanteriedivision entgegen, dann eine Brigade der
21. Schützendivision Generalmajor Podhajsky, Reserve der 4. Armee, vom
Generaloberst v. Linsingen gerade zeitgerecht auf den Kampfplatz gerufen.
Noch klaffte aber eine breite Lücke bis Okonsk, welche die
nachrückende zweite Brigade der Prager Schützen am folgenden
Tage schließen sollte.
Die Situation sah sehr böse aus. Die Russen hatten zwei
Schützenbrigaden, fünf Infanteriedivisionen und fünf
Kavalleriedivisionen auf das Schlachtfeld geworfen, das ihnen angesichts der
breiten Lücken der gegnerischen Front zahlreiche
Erfolgsmöglichkeiten bot. Zum Glück trat auch hier ihre
Schwerfälligkeit in Erscheinung, überdies ließ die
Führung ein straffes Zusammenhalten der Kraft vermissen. Ein
beträchtlicher Teil drängte dem Kavalleriekorps Hauer nach, das
wohl unangenehme Überraschungen erlebte, doch schließlich bei
Jeziercy und südlich standhielt. Aus dem Angriffskeil gingen Angriffe in
nordwestlicher und südwestlicher Richtung, eine Auswertung des
Durchbruches bei Okonsk wurde indessen nicht mit der nötigen Kraft
angestrebt.
Die Führung der Verbündeten mühte sich hingegen, von allen
Seiten Verstärkungen heranzubringen. Von Westen hastete gegen Okonsk
die 1. polnische Brigade Pilsudski, von Süden die 10. Kavalleriedivision
Generalmajor v. Bauer. Generaloberst v. Linsingen ließ bei der
4. Armee die 45. Schützen- [140] division aus der Front
ziehen und heranmarschieren, das Armee-Oberkommando Teschen ordnete die
Absendung der 26. Schützendivision der 2. Armee und der 2. polnischen
Brigade Küttner von der 7. Armee mit Eisenbahn über Kowel an.
Am 20. konnte nur die Brigade Pilsudski bei Okonsk eingreifen. Ein böser
Zwischenfall ergab sich, als tschechische Abteilungen der Prager
Schützendivision, welche die Lücke schließen sollten,
versagten, was den Rückzug der ganzen Brigade zur Folge hatte.
Doch am nächsten Tage riß die 10. Kavalleriedivision diese Brigade
zum Angriff vor. Im Verein mit den Polen Pilsudskis und Teilen der deutschen 1.
Infanteriedivision ging es von drei Seiten gegen die Spitze des russischen Keiles
vor, die zurückgedrängt wurde. Damit war der ärgste Teil der
Krise überwunden. Am 23. stand bereits auch die 45.
Schützendivision Smekal zur Verfügung, am folgenden Tage wurde
Kukli erstürmt. Die Russen wehrten sich wacker, brachen immer wieder zu
Angriffen vor, doch gewannen die Verbündeten unablässig Raum,
drängten den Keil immer mehr zusammen, bis endlich am 14. November
der Styrbogen bis Kolodia wieder in ihrer Hand war.
Während der Schlacht bei Czartorijsk war es vom 21. bis 28. Oktober
wieder zu größeren Kämpfen zwischen oberer Ikwa und
oberem Sereth gekommen, wobei Böhm-Ermolli kleine Anfangserfolge der
Russen in der zweiten Schlacht bei Nowo Aleksiniec bald wettmachte. Ernstere
Gefahren brachten die russischen Durchbruchsversuche an der Strypa vom 30.
Oktober bis 8. November. Wiederum galt es den Abschnitt beiderseits Burkanow.
Am Nordflügel beim Dorfe Siemikowce gelangten die Russen über
den Fluß, wurden aber von den Reserven bald abgefangen und
mußten nach viertägigem erbitterten Ringen, wobei sich die 38.
Honved-Infanteriedivision Csanády besonders auszeichnete, das Dorf
räumen. Wiederholte Angriffe gegen den von der 39.
Honved-Infanteriedivision Generalmajor v. Dáni verteidigten
Brückenkopf Wisniowczyk brachen unter großen Verlusten
zusammen.
Mitte November trat endlich eine längere Ruhepause ein. Der wechselvolle,
die Kräfte der Truppen außerordentlich in Anspruch nehmende
Feldzug war zu Ende. Obzwar er einen bedeutenden Raumgewinn gebracht, war
sein Verlauf ein wenig befriedigender. Die gesteckten Ziele waren von der
österreichisch-ungarischen Führung nicht erreicht worden; sie hatte
sich gezwungen gesehen, auf ihre gegen Serbien bestimmten Kräfte zu
greifen und überdies Bundeshilfe in Anspruch zu nehmen. Die
unangenehme Erfahrung, welche die Helfer durch das Versagen einzelner
Truppenkörper machten, wogen in der öffentlichen Meinung
schwerer als die Fülle rühmenswerter Taten, welche die
überwiegende Anzahl der österreichisch-ungarischen Regimenter in
diesem schweren Feldzuge vollbrachte.
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