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Warschau unter deutscher Herrschaft.
Deutsche Aufbauarbeit im Distrikt Warschau.

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Gefolgschaftsbetreuung und Freizeitgestaltung

Für die im Generalgouvernement tätigen Reichsdeutschen ist eine Betreuung im wahrsten Sinne des Wortes erforderlich, da jeder, von Heimat und Familie losgelöst, besonderen Gefahren, aber auch vielen Widerwärtigkeiten des täglichen Lebens ausgesetzt ist. Das Ziel der deutschen Verwaltung war es daher, für die im Distrikt Warschau lebenden Deutschen einen Mittelpunkt zu schaffen und ihnen zu günstigen Lebensbedingungen und geistigen Anregungen zu verhelfen.

Vorhalle im 'Deutschen Haus'.
[262] Vorhalle im "Deutschen Haus".

Speiseraum im 'Deutschen Haus'.
[263] Speiseraum im "Deutschen Haus".

Bierstube im 'Deutschen Haus'.
[264] Bierstube im "Deutschen Haus".

Gemeinschaftsraum.
[265] Gemeinschaftsraum.

Einzelwohnzimmer.
[265] Einzelwohnzimmer.

Gefolgschaftsheim in der Karowastrasse.
[264] Gefolgschaftsheim in der Karowastrasse.

Klubheim der Deutschen Sportgemeinschaft 'Palais Brühl'.
[267] Klubheim der Deutschen Sportgemeinschaft
"Palais Brühl".


Weichselregatta in Warschau.
[267] Weichselregatta in Warschau.

Tennisanlagen im Agricolapark.
[268] Tennisanlagen im Agricolapark.

Schwimmanlage im Agricolapark.
[268] Schwimmanlage im Agricolapark.

Turnierplatz Warschau.
[269] Turnierplatz Warschau.

Schalke 04 spielt gegen Warschau.
[269] Schalke 04 spielt gegen Warschau.
So wurde als Mittelpunkt des Deutschtums in Warschau das frühere Ministerratsgebäude zum "Deutschen Haus" umgebaut, das in seiner großzügigen Anlage und seinem streng klassizistischen Stil schon von aussen den Eindruck deutscher Art erweckt. Dieses Gebäude hat in den etwa 300 Jahren seines Bestehens ein vielgestaltiges Schicksal erlebt: Zunächst war es ein Adelspalast des Fürsten Radziwill, dann wurde es als öffentliches Theater benutzt, in der russischen Zeit diente es als Statthalterpalais, im Weltkriege war es der Sitz der deutschen Militärverwaltung und in der Zeit des nach Versailles entstandenen polnischen Staates das Gebäude des polnischen Ministerrates, in dessen Mauern jene hochpolitischen Erörterungen und Besprechungen stattfanden, die nicht zuletzt zum Ausbruch des jetzigen Krieges geführt haben. In den Fest- und Gesellschaftsräumen des Gebäudes finden die großen staatlichen Empfänge statt. Das Haus ist aber auch mit seinen Wein- und Bierstuben, seinem Kaffeehaus und Gartenrestaurant Treffpunkt aller Deutschen zu Erholung und Unterhaltung. Auch werden hier und in drei weiteren Kasinos täglich über 1.100 Gefolgschaftsangehörige des Distrikts in gemütlichen Räumen verpflegt, so dass sie sich um die Beschaffung ihrer Mahlzeiten nicht mehr zu sorgen brauchen.

Die Seitenflügel des Deutschen Hauses enthalten neben einigen Gästeräumen eine Anzahl geschmackvoll und zweckmässig eingerichtete Wohnzimmer zur Unterkunft von Gefolgsschaftsmitgliedern, die keinen eigenen Hausstand führen wollen.

[262-265=Fotos][266] Daneben ist es notwendig geworden, viele Wohnungen im Deutschen Viertel nach deutschem Geschmack einzurichten, sie mit Möbeln, Vorhängen und Bettzeug auszustatten. Somit ist das Wohnen in unzulänglichen Hotels nur noch in seltenen Fällen notwendig.

Vor allem wurden zwei grosse Gefolgschaftshäuser mit über 150 Zimmern neu ausgebaut und mit Möbeln schlichten, deutschen Stils eingerichtet, so dass im Rahmen kleiner Wohngemeinschaften jeder ein behagliches Wohnschlafzimmer, oft auch noch einen gemeinschaftlichen Wohnraum zu seiner Verfügung hat. Diese Einrichtung erfreut sich allgemeiner Beliebtheit und hat sich im Lauf der Zeit als sehr zweckmässig bewährt.

Noch notwendiger als in Warschau war die Schaffung solcher Gemeinschaftshäuser in den kleinen Städten, wo es den Kreishauptleuten gelungen ist, trotz primitivster Umgebung in teilweise geradezu vorbildlicher Weise für Wohnkultur zu sorgen.

Neben der Versorgung mit Wohnungen und Verpflegung wurden aber noch viele andere Dinge notwendig, z. B. die Einrichtung deutscher Geschäfte mit normalen Preisen, die Schaffung einer Krankenstube zum Ersatz für die fehlende häusliche Pflege, Annahmestellen von Wäsche und Schuhreparaturen in den Dienststellen, Ermöglichung von Diätkost und Höhensonnenbestrahlungen, Eröffnung einer Schneiderstube, in der jeder weibliche Angestellte sich selbst die Kleidung nähen kann, Bereitstellung eines Erholungsheimes in schöner Umgebung. Sogar eine deutsche Strassenbahnlinie musste eingerichtet werden, damit die Deutschen nicht zu stark in Berührung mit der polnischen Bevölkerung kommen.

Die Schaffung angemessener Lebensbedingungen ist aber nur der Anfang der Betreuung. Es gilt darüber hinaus, den deutschen Menschen geistige Anregung zu verschaffen, um ihn für den tägliche kraftzehrenden Einsatz unter fremden Volkstum fähig und stark zu erhalten. Diese grosse Aufgabe hat die Abteilung Propaganda im Zusammenwirken mit der Partei in vorbildlicher Weise gelöst, wie im einzelnen im nächsten Artikel geschildert wird.

Weiter nimmt der Sport einen grossen Teil der Freizeit in Anspruch. Es ist in den Jahren des Aufbaues viel für die körperliche Ertüchtigung der Deutschen getan worden. So wurden zur Ausübung der verschiedenen Sportarten geschaffen: Das Klubheim an der Weichsel mit günstiger Gelegenheit zum Segeln, Rudern und Paddeln, der Agricolapark mit seinem neuen Schwimmbassin, schön gelegenen [267-269=Fotos][270] Tennisplätzen und Sportanlagen für Leichtathletik und Schiessen, ja sogar für den Wintersport das Hallenschwimmbad in der Y M C A und nicht zuletzt der Reit- und Turnierverein, der sich reger Teilnahme erfreut.

Trotz mancher Schwierigkeiten war es immer wieder möglich, durch gemeinschaftliche Ausflüge, Besichtigungen oder schöne Fahrten auf der Weichsel der Gefolgschaft einen Einblick in Landschaft und Leben und die alte deutsche Kultur des Weichselraumes zu vermitteln.

Mancher Kameradschaftsabend in Frische und Fröhlichkeit, schöne Weihnachtsfeiern und Kinderfeste haben dazu beigetragen, dass die hier tätigen, aus allen Gauen des Reiches kommenden Deutschen zu einer geschlossenen Gemeinschaft geworden sind.


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