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Warschau unter deutscher Herrschaft.
Deutsche Aufbauarbeit im Distrikt Warschau.

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Das Raumbild des Distrikts Warschau

Größe, Bevölkerungsdichte, Lage,
wirtschaftliche Struktur, Landschaftsbild


Als das Generalgouvernement geschaffen wurde, erfolgte eine gebietsmässige Aufteilung in vier Distrikte, die nach den grössten Städten des Generalgouvernements, Krakau, Lublin, Radom und Warschau benannt wurden. Im Jahre 1941 kam dann zu Beginn des Russlandfeldzuges noch der Distrikt Galizien mit der Distriktshauptstadt Lemberg hinzu. Insgesamt dehnt sich der Raum des Generalgouvernements über etwa 144 000 qkm aus und ist damit grösser als Bayern, Württemberg, Baden, Thüringen und Sachsen zusammen genommen. Die Gesamtbevölkerung beträgt etwa 18 Millionen Einwohner.

Der Distrikt Warschau nimmt in mehrfacher Hinsicht gegenüber den anderen Distrikten eine Sonderstellung ein.

In räumlicher Hinsicht ist er der kleinste Distrikt. Die Größenverhältnisse der einzelnen Distrikte stehen zwar noch nicht genau fest, da eine Vermessung noch nicht erfolgt ist. Im allgemeinen können aber hinsichtlich des Gebietsumfanges folgende Größenverhältnisse zugrunde gelegt werden:

    Distrikt Krakau       etwa 29 700 qkm
    Distrikt Lublin " 26 600 "
    Distrikt Radom " 24 500 "
    Distrikt Warschau " 17 000 "
    Distrikt Galizien " 50 000 "
Der Distrikt Warschau weist aber die dichteste Besiedlung auf. Es liegen auch hier noch keine endgültigen Zahlen vor, da eine Volkszählung im Generalgouvernement noch nicht stattgefunden hat, aber nach den vorliegenden Schätzungen, die sich weitgehend auf sta- [56] tistisches Material stützen, können folgende Bevölkerungszahlen angenommen werden:

    Distrikt Krakau       etwa 3,6 Millionen Einwohner
    Distrikt Lublin " 2,4 " "
    Distrikt Radom " 3,0 " "
    Distrikt Warschau " 3,4 " "
    Distrikt Galizien " 5,5 " "
Wenn man diese Bevölkerungszahlen auf den qkm umrechnet, ergibt sich, dass der Distrikt Warschau hinsichtlich der Bevölkerungsdichte bei weitem an der Spitze steht: Mit 185 Einwohnern je qkm übersteigt er erheblich die durchschnittliche Bevölkerungsdichte des Generalgouvernements (128 je qkm), ganz abgesehen von dem Distrikt Lublin, der nur eine Bevölkerungsdichte von 80 Einwohnern je qkm aufweist. Diese ungewöhnlich hohe Bevölkerungsdichte des Distrikts Warschau ist darauf zurückzuführen, dass in seinem Gebiet die Millionenstadt Warschau liegt.

Der Lage nach ist der Distrikt Warschau der nördlichste Distrikt des Generalgouvernements; er erstreckt sich in langgezogener Form von Westen nach Osten. Im Westen grenzt er an den Warthegau, im Norden an die um den Regierungsbezirk Zichenau erweiterte Provinz Ostpreussen, im Osten an den Bezirk Bialystok, wobei in der Hauptsache der Bug die Grenze bildet, und im Süden an die Distrikte Lublin und Radom des Generalgouvernements. Die Weichsel, an der die Distriktshauptstadt Warschau liegt, teilt in einem leichten Bogen von Süden nach Nordwesten verlaufend den Distrikt in eine westliche und östliche Hälfte.

Warschau als Eisenbahnknotenpunkt 
im Generalgouvernement
[59] Warschau als Eisenbahnknotenpunkt
im Generalgouvernement.

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Das verkehrsmässige und wirtschaftliche Zentrum des Distrikts bildet das Warschauer Becken mit der Stadt Warschau. Hier treffen sich alle wichtigen, den Distrikt durchlaufenden Verkehrsadern. Die Hauptverkehrslinien ziehen, der Form des Distrikts entsprechend, von Westen nach Osten. So ist Warschau durch die Eisenbahnen und Strassen über Posen, Kutno, Lowitsch, Sochaczew mit Berlin, über Litzmannstadt mit Breslau und über Tschenstochau, Petrikau mit dem oberschlesischen Kohlenrevier verbunden. Die Eisenbahnen
Warschau als Ausfalltor zum Osten
[60] Warschau als Ausfalltor zum Osten.
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und Strassenverbindungen setzen sich nach Osten fort: Über Ostrow bzw. Malkinia nach Bialystok und Minsk nach Moskau, über Siedlce nach Brest-Litowsk und Pinsk sowie über Garwolin-Lublin nach Wolhynien und Galizien. Eine Nord-Süd- [57-60=Karten] [61] Linie stellt neben dem Wasserwege der Weichsel die Verbindung mit Danzig nach Norden und Krakau im Süden her.

Angesichts dieser günstigen Verkehrslage, die durch Autobahnen und durch die Kanalisierung des Bug und dessen Anschluss an das russische Kanalsystem ergänzt werden kann, ist Warschau für die Erschliessung des weiteren Ostens ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und ein bedeutungsvolles Wirtschaftszentrum.1

Der Lage entsprechend sind im Warschauer Becken nennenswerte Industrien vorhanden, die sich auch in die verkehrsgünstigen Gebiete des westlichen Distriktsteiles erstrecken. So sind z. B. westlich der Stadt Warschau das Elektrizitätswerk und das Eisenbahnausbesserungswerk in Pruszkow, die grösste Papierfabrik des Generalgouvernements in Jeziorna, mehrere grosse metallverarbeitende Betriebe, die Zyrardower Manufakturen AG. in Zyrardow, eine Zellwollefabrik in Chodakow bei Sochaczew und das Messingwalzwerk in Glowno zu nennen.

Im übrigen trägt der Distrikt Warschau landwirtschaftlichen Charakter. Das Gelände ist zumeist flach und eben und nur an einigen Stellen etwas wellig. Die Ertragfähigkeit des Bodens, der sandig, lehmig, teilweise auch etwas moorig ist, ist je nach Lage mässig, mittel bis gut. Angebaut werden überwiegend Roggen, Kartoffeln und Hafer; Zuckerrüben gedeihen namentlich im Westen; für Weizen ist der Boden dagegen weniger geeignet. Die Teichwirtschaft ist überall gut entwickelt und wird vor allem auf grösseren Gütern gepflegt. Der Garten- und Gemüsebau hat in der Umgebung der Stadt Warschau eine nennenswerte Aufwärtsentwicklung erfahren, allerdings hat er durch die strengen Winter in den letzten Jahren erheblich gelitten. Auf verschiedenen grösseren Gütern befinden sich beachtliche Pferdezuchten, in denen ein veredeltes polnisches Halbblutpferd gezogen wird.

Der Distrikt Warschau ist im allgemeinen waldarm, nur im Osten des Distrikts nimmt die Forstwirtschaft einen weiten Raum ein.2 In einigen grösseren Gebieten ist ein Drittel des gesamten Landes mit Wald bestanden. In früheren Jahren muss hier auch die Jagd bedeutungsvoll gewesen sein, die vom russischen oder polnischen Hochadel ausgeübt worden ist. Der russische Zar Ni- [62] kolaus II. hatte in Skierniewice ein Jagdschloss, in dem 1884 die Drei-Kaiser-Zusammenkunft zwischen den Kaisern Deutschlands, Österreichs und Russlands stattgefunden hat.

Landwirtschaft und Forstwirtschaft waren die Voraussetzungen dafür, dass über den ganzen Distrikt verteilt verschiedene gewerbliche oder industrielle Verarbeitungsbetriebe entstanden sind, u. a. mehrere Zuckerfabriken, Lederfabriken, Sägewerke, Holzverarbeitungsstätten, eine Zündholzfabrik in Blonie und ein Holzschwellenimprägnierungswerk in Ostrow.

Während die deutsche Landschaft durch eine harmonische Verbindung von Stadt und Land gekennzeichnet ist, ist im Gebiet des ehemaligen polnischen Staates eine derartige Wechselwirkung nur unvollkommen vorhanden. Es gibt
Typischer polnischer Hof
[63] Typischer polnischer Hof.
zwar eine Anzahl mittlerer Landstädte in einer Grösse von 10-25.000 Einwohnern, sie liegen jedoch weiter auseinander als im Reichsgebiet. Die Mittelstädte sind daher im Generalgouvernement mehr zentrale Versorgungs- und Handelsorte, als es die Mittelstädte im Reich sind. Für diese Aufgabe sind sie aber nur in ganz ungenügender Weise ausgestattet. Schon die Anlage und bauliche Entwicklung der Städte ist meist so, dass sie nur mit der von Kleinstädten des Reiches von etwa 5 000 Einwohnern verglichen werden können.

Während in den Mittelstädten im Westen des Distrikts der Steinbau vorherrscht, überwiegt im Osten die einfache Holzbauweise. Die städtischen Geschäfte und Werkstätten sind durchweg primitiv. Helle, geräumige und saubere Läden, wie wir sie im Reich in Städten ähnlicher Grössenordnung antreffen, sind in den Mittelstädten des Distrikts nicht vorhanden.

'Moderner' polnischer Schulbau
[64] "Moderner" polnischer Schulbau.
Die Bebauung dieser Städte ist planlos und unharmonisch erfolgt. Neben niedrigen primitiven Holzhäusern kann man dreigeschossige Backsteinrohbauten sehen, die betont "modern" sind; neben pompös wirkenden Schulen liegen kleine schmutzige Katen; neben Einzelhäusern mit Garten finden sich Gebäudekomplexe mit umfangreichen Hinter- und Seitenhäusern, in denen auf engstem Raum zahllose Familien wohnen. In den Holzbuden dieser Hinterhöfe, die nach deutscher Auffassung allenfalls als Stallungen angesehen würden, wohnen
Polnischer Bauernhof
[64] Polnischer Bauernhof.
Menschen, denen auch Kellerräume und schlecht ausgebaute Dachgeschosse als Unterkunft dienen.

Die städtischen Strassen sind, abgesehen von wenigen Durchgangsstrassen, mit ihrem holprigen Kopfsteinpflaster durchweg in einem ungepflegten Zustand. Wasserleitung gibt es nur in wenigen [63-66=Fotos] [67] Städten, Kanalisation ist fast nirgends vorhanden. Unrat und Abwässer wurden, bevor hier durch die deutsche Verwaltung Ordnung geschaffen wurde, gedankenlos auf die Strasse geleitet.

Chopin-Haus in Sochaczew
[101] Chopin-Haus in Sochaczew.
Einige der Landstädte können bereits auf ein beachtliches Alter zurückblicken. So erlangten die Städte Sochaczew und Lowitsch schon im gleichen Jahrhundert Stadtrecht wie Warschau. Sochaczew war die Residenz der Herzöge von Masovien; als Rest aus der damaligen Zeit ist am hohen Ufer der Bzura noch heute die Ruine der Herzogburg zu sehen. Lowitsch war in früherer Zeit Sitz der Erzbischöfe von Gnesen. Einige grössere Gebäude und die Ruine des durch die Russen zerstörten Bischofsschlosses weisen auf die einstige Bedeutung hin. Auch der Stadt Siedlce, die noch heute Bischofssitz ist, sieht man die durch die kirchliche Zentrale hervorgerufene Bedeutung an verschiedenen Baulichkeiten an. Von Kulturstätten, die durch jahrhundertelange Tradition geformt sind, wie dies bei zahlreichen alten deutschen Mittelstädten der Fall ist, kann aber bei den polnischen Landstädten im Distrikt Warschau nicht im entferntesten gesprochen werden, wie überhaupt gerade diese Mittelstädte den riesigen Unterschied des kulturellen Niveaus gegenüber dem Reich besonders deutlich zeigen.

Markt in Siedlce
[100] Markt in Siedlce.
Den Mittelpunkt einer polnischen Mittelstadt stellt zumeist der mit Kopfsteinpflaster belegte Markt dar. Auf ihm entwickelt sich an den einmal oder zweimal in der Woche stattfindenden Markttagen ein reges Handelsleben. Dort, wo die Juden aus dem Stadtbild verschwunden sind und die Bauern zu dem Markt in bunter Landestracht erscheinen, bietet sich dem Besucher ein farbenfreudiges, lebensvolles Bild.

Die kleineren Städte in einer Grössenordnung von etwa 5 000 Einwohnern machen zumeist einen trostlosen Eindruck und stehen unter dem Niveau eines einfachen deutschen Marktfleckens.

Das flache Land ist abseits der grossen Verkehrsstrassen nur über unausgebaute, im Frühjahr und Herbst oft tief verschlammte Wege zu erreichen. Vorherrschend ist das System der Längssiedlungen,
Blick auf ein polnisches Dorf
[63] Blick auf ein polnisches Dorf.
d. h. die Dörfer sind nahezu alle an einer einzigen langen Strasse gelegen, so dass ein Dorf oft eine Länge von 4 bis 5 km hat. Stallungen und Scheunen, die um einen rechteckigen Hof angeordnet eingeschossig und überwiegend aus Holz erbaut sind, tragen meist Papp-, Rohr- oder Strohdächer. In der Dorfstrasse und zur Umzäunung der Höfe sind Bäume gepflanzt, viel- [68] fach Pappeln, die das Dorf gegen Wind schützen und es, auf grössere Entfernung gesehen, fast ganz verdecken. Die polnischen Dörfer machen immer wieder den Eindruck, als hätten sie sich in der unendlich grossen flachen Ebene ängstlich an den Boden geschmiegt, um sich vor den Unbilden und der Weite des Raumes schutzsuchend zu verkriechen.

Der polnische Bauer hat als Mensch ostischer Rasse keinen in die Weite hinausgreifenden Tatendrang, sondern den Wunsch, in auskömmlicher
Primitive Wohnräume der 
polnischen Landbevölkerung
[65] Primitive Wohnräume der polnischen Landbevölkerung.
Weise ein bescheidenes Dasein zu verbringen. Er ist nicht der Urheber raumüberspannender Gedankengänge, sondern begnügt sich mit einem Raum und Zeit wenig beachtenden Dahindämmern. Dementsprechend hat er auch seine Siedlungen und seine Landschaft gestaltet. Es haftet allem etwas Zufälliges an, man vermisst jede planvolle Ordnung, jedes grosszügige Gestalten, wie es bei uns im Reich überall spürbar ist, jede verantwortungsvoll Sorge für die Zukunft, überhaupt jede über die Enge des Dorf hinausgehende Aktivität. Wenn das polnische Zwischenreich auf einigen Gebieten zu beachtenswerten Ansätzen für eine europäische Kulturzustände anstrebende Entwicklung gekommen ist, so war dies nur möglich, weil die polnische Intelligenz mittel- und westeuropäische Vorbilder nachgeahmt hat. Eigene schöpferische Leistungen sind hier fast nirgends vorhanden. Für das wache Auge klafft daher in der polnischen Landschaft der Gegensatz zwischen dem alten einfachen polnischen Beharrungszustand und einer künstlich in das Land gebrachten modernen Entwicklung. So steht z. B. mitten in einem primitiven polnischen Dorf ein modernes Schulgebäude in Flachbauweise oder eine der grundlosen polnischen Dorfstrassen wird plötzlich durch eine moderne Asphaltchaussee überschnitten. Das Ganze wirkt gekünstelt. Es fehlt jede grosszügige Planung, von der auch jeder Landschaftsaufbau getragen sein muss.

Auch die auf dem Lande zerstreut liegenden Gutsbetriebe mittleren und grösseren Umfangs machen in der Regel nicht den Eindruck von Stätten besonderer Kultur. Ihre Eigentümer - verschiedentlich sind es Adlige mit umfangreichem Besitz - haben den bei den Gutsbetrieben errichteten Herrenhäusern nur selten das Gepräge eines wohnlichen Sitzes zu geben vermocht. Die meisten dieser Landschlösser sind verbaut, verwahrlost und ohne gründliche Säuberungs- und Instandsetzungsarbeiten für einen Deutschen nicht bewohnbar. Wenige Ausnahmen, namentlich Landsitze der alten polnischen Hocharistokratie, die vielfach früher deutsche Erziehung [69] oder militärische Ausbildung genossen hatte, bestätigen nur die Regel.

Einen besonders starken Einfluss auf die Bevölkerung, namentlich auf die Bauern, übt die katholische Kirche aus. Auffallend sind überall im Lande die grossen geräumigen Kirchen, deren Standort vielfach so gewählt ist, dass die das Land durchziehenden überörtlichen Verkehrsstrassen kilometerweit auf sie zulaufen. Zu jeder Kirche gehört eine grössere Zahl von Dörfern. Das für den gleichen Bezirk errichtete Gebäude der Gemeindeverwaltung wirkt neben der stattlichen Kirche vielfach in seiner in die Augen springenden Unzulänglichkeit geradezu dürftig.

Lowitscher Volkstrachten
[118] Lowitscher Volkstrachten.
An Sonn- und Feiertagen zieht die gesamte Landbevölkerung im besten Feiertagsstaat zu Fuss oder mit dem Panjefuhrwerk zur Kirche. Dort, wo Trachten getragen werden, haben die Frauen und Mädchen die sorgfältig gehüteten bunten Gewänder angelegt, sie laufen barfuß und tragen die Schuhe in der Hand, die sie erst kurz vor der Kirche anziehen. Die Eingänge der Dörfer sind durch hohe Holzkreuze gekennzeichnet, an denen kein Bauer vorüber fährt, ohne sich zu bekreuzigen und den Hut abzunehmen. Wenn der Pfarrer zu einem Kranken gerufen oder aus einem sonstigem Grund zu einer sakralen Handlung über Land fährt, knien die Fußgänger zum Gruss nieder und machen das Zeichen des Kreuzes.

In die polnische Landschaft eingestreut finden sich verschiedentlich Dörfer, die von Deutschen gegründet worden sind und auch zu einem Teil heute noch von Deutschen bewohnt werden. Wenn auch die deutschen
Bauernhaus in einer volksdeutschen 
Siedlung in Polen
[65] Bauernhaus in einer
volksdeutschen Siedlung in Polen.
Siedlungen im Distrikt Warschau nicht mit deutschen Bauerndörfern aus dem schwäbischen oder niederdeutschen Heimatlande der Siedler verglichen werden können, so unterscheiden sie sich doch durch die Art ihrer Anlage und das allgemeine äussere Bild von den meisten polnischen Dörfern. Die Wohnhäuser, die vielfach aus Stein oder ungebrannten Lehmziegeln errichtet worden sind, enthalten mehr Wohnraum als die Häuser der Polen. Sie sind erheblich sauberer gehalten und wohnlicher ausgestattet. Die Höfe der deutschen Bauern sind auch nicht so eng aufeinander gedrängt wie die der Polen. Mitunter sieht man an deutschen Gehöften noch den Weinstock, den die ersten Ansiedler aus ihrer Heimat mitgebracht haben.

Die deutschen Bauern haben in der Regel ihr Volkstum und ihre deutsche Eigenart gut bewahrt. Sie sind sich ihrer zumeist schwäbischen Abstammung klar bewusst und beherrschen teilweise noch [70] heute die schwäbische Mundart. Vielfach gibt es unter ihnen Kinder und Greise, die sich kaum in der polnischen Sprache zurecht finden können.

Die deutschen Dörfer hatten zumeist bei ihren Gründungen deutsche Namen erhalten, die die Polen dann später polonisiert oder völlig umgeändert haben. Heute verwenden die Bauern nun wieder die alten schönen deutschen Namen zur Bezeichnung ihrer Heimatorte, wie z. B. Alt-Ilvesheim, Ludwigsburg, Schwiningen, Mathildendorf, Karlshof, Frankenfeld, Königsdorf, Erdmannsweiler.

Alles in allem bietet der Distrikt Warschau in seiner Vielgestaltigkeit sehr viel Interessantes. Ein einheitlich geordnetes Raumgebilde im deutschen Sinne ist er naturgemäss noch nicht. Für diese Neuordnung werden Jahrzehnte erforderlich sein.


1Vgl. hierzu den Sonderartikel "Der Distrikt Warschau als Zentrum der gewerblichen Wirtschaft des Generalgouvernements". ...zurück...

2Vgl. hierzu den Sonderartikel "Holz- und Forstwirtschaft". ...zurück...

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