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[53,54=Trennseite] [55]
Das Raumbild des Distrikts
Warschau
Größe, Bevölkerungsdichte,
Lage,
wirtschaftliche Struktur, Landschaftsbild
Als das Generalgouvernement geschaffen wurde, erfolgte eine
gebietsmässige Aufteilung in vier Distrikte, die nach den grössten
Städten des Generalgouvernements, Krakau, Lublin, Radom und
Warschau benannt wurden. Im Jahre 1941 kam dann zu Beginn des
Russlandfeldzuges noch der Distrikt Galizien mit der Distriktshauptstadt
Lemberg hinzu. Insgesamt dehnt sich der Raum des Generalgouvernements
über etwa 144 000 qkm aus und ist damit grösser als Bayern,
Württemberg, Baden, Thüringen und Sachsen zusammen
genommen. Die Gesamtbevölkerung beträgt etwa 18 Millionen
Einwohner.
Der Distrikt Warschau nimmt in mehrfacher Hinsicht gegenüber den
anderen Distrikten eine Sonderstellung ein.
In räumlicher Hinsicht ist er der kleinste Distrikt. Die
Größenverhältnisse der einzelnen Distrikte stehen zwar noch
nicht genau fest, da eine Vermessung noch nicht erfolgt ist. Im allgemeinen
können aber hinsichtlich des Gebietsumfanges folgende
Größenverhältnisse zugrunde gelegt werden:
Distrikt Krakau |
etwa |
29 700 |
qkm |
Distrikt Lublin |
" |
26 600 |
" |
Distrikt Radom |
" |
24 500 |
" |
Distrikt Warschau |
" |
17 000 |
" |
Distrikt Galizien |
" |
50 000 |
" |
Der Distrikt Warschau weist aber die dichteste Besiedlung auf. Es liegen auch
hier noch keine endgültigen Zahlen vor, da eine Volkszählung im
Generalgouvernement noch nicht stattgefunden hat, aber nach den vorliegenden
Schätzungen, die sich weitgehend auf
sta- [56] tistisches Material stützen,
können folgende Bevölkerungszahlen angenommen werden:
Distrikt Krakau |
etwa |
3,6 |
Millionen |
Einwohner |
Distrikt Lublin |
" |
2,4 |
" |
" |
Distrikt Radom |
" |
3,0 |
" |
" |
Distrikt Warschau |
" |
3,4 |
" |
" |
Distrikt Galizien |
" |
5,5 |
" |
" |
Wenn man diese Bevölkerungszahlen auf den qkm umrechnet, ergibt sich,
dass der Distrikt Warschau hinsichtlich der Bevölkerungsdichte bei weitem
an der Spitze steht: Mit 185 Einwohnern je qkm übersteigt er erheblich die
durchschnittliche Bevölkerungsdichte des Generalgouvernements (128 je
qkm), ganz abgesehen von dem Distrikt Lublin, der nur eine
Bevölkerungsdichte von 80 Einwohnern je qkm aufweist. Diese
ungewöhnlich hohe Bevölkerungsdichte des Distrikts Warschau ist
darauf zurückzuführen, dass in seinem Gebiet die Millionenstadt
Warschau liegt.
Der Lage nach ist der Distrikt Warschau der nördlichste Distrikt des
Generalgouvernements; er erstreckt sich in langgezogener Form von Westen nach
Osten. Im Westen grenzt er an den Warthegau, im Norden an die um den
Regierungsbezirk Zichenau erweiterte Provinz Ostpreussen, im Osten an den
Bezirk Bialystok, wobei in der Hauptsache der Bug die Grenze bildet, und im
Süden an die Distrikte Lublin und Radom des Generalgouvernements. Die
Weichsel, an der die Distriktshauptstadt Warschau liegt, teilt in einem leichten
Bogen von Süden nach Nordwesten verlaufend den Distrikt in eine
westliche und östliche Hälfte.
Das verkehrsmässige und wirtschaftliche Zentrum des Distrikts bildet das
Warschauer Becken mit der Stadt Warschau. Hier treffen sich alle wichtigen, den
Distrikt durchlaufenden Verkehrsadern. Die Hauptverkehrslinien ziehen, der
Form des Distrikts entsprechend, von Westen nach Osten. So ist Warschau durch
die Eisenbahnen und Strassen über Posen, Kutno, Lowitsch, Sochaczew
mit Berlin, über Litzmannstadt mit Breslau und über Tschenstochau,
Petrikau mit dem oberschlesischen Kohlenrevier verbunden. Die Eisenbahnen
und Strassenverbindungen setzen sich nach Osten fort: Über Ostrow bzw.
Malkinia nach Bialystok und Minsk nach Moskau, über Siedlce
nach Brest-Litowsk und Pinsk sowie
über Garwolin-Lublin nach Wolhynien und Galizien.
Eine Nord-Süd- [57-60=Karten] [61] Linie stellt neben dem
Wasserwege der Weichsel die
Verbindung mit Danzig nach Norden und Krakau im Süden her.
Angesichts dieser günstigen Verkehrslage, die durch Autobahnen und
durch die Kanalisierung des Bug und dessen Anschluss an das russische
Kanalsystem ergänzt werden kann, ist Warschau für die
Erschliessung des weiteren Ostens ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und ein
bedeutungsvolles Wirtschaftszentrum.1
Der Lage entsprechend sind im Warschauer Becken nennenswerte Industrien
vorhanden, die sich auch in die verkehrsgünstigen Gebiete des westlichen
Distriktsteiles erstrecken. So sind z. B. westlich der Stadt Warschau das
Elektrizitätswerk und das Eisenbahnausbesserungswerk in Pruszkow, die
grösste Papierfabrik des Generalgouvernements in Jeziorna, mehrere
grosse metallverarbeitende Betriebe, die Zyrardower Manufakturen AG. in
Zyrardow, eine Zellwollefabrik in Chodakow bei Sochaczew und das
Messingwalzwerk in Glowno zu nennen.
Im übrigen trägt der Distrikt Warschau landwirtschaftlichen
Charakter. Das Gelände ist zumeist flach und eben und nur an einigen
Stellen etwas wellig. Die Ertragfähigkeit des Bodens, der sandig, lehmig,
teilweise auch etwas moorig ist, ist je nach Lage mässig, mittel bis gut.
Angebaut werden überwiegend Roggen, Kartoffeln und Hafer;
Zuckerrüben gedeihen namentlich im Westen; für Weizen ist der
Boden dagegen weniger geeignet. Die Teichwirtschaft ist überall gut
entwickelt und wird vor allem auf grösseren Gütern gepflegt.
Der Garten- und Gemüsebau hat in der Umgebung der Stadt Warschau eine
nennenswerte Aufwärtsentwicklung erfahren, allerdings hat er durch die
strengen Winter in den letzten Jahren erheblich gelitten. Auf verschiedenen
grösseren Gütern befinden sich beachtliche Pferdezuchten, in denen
ein veredeltes polnisches Halbblutpferd gezogen wird.
Der Distrikt Warschau ist im allgemeinen waldarm, nur im Osten des Distrikts
nimmt die Forstwirtschaft einen weiten Raum ein.2 In einigen grösseren
Gebieten ist ein Drittel des gesamten Landes mit Wald bestanden. In
früheren Jahren muss hier auch die Jagd bedeutungsvoll gewesen sein, die
vom russischen oder polnischen Hochadel ausgeübt worden ist. Der
russische Zar Ni- [62] kolaus II. hatte in Skierniewice ein Jagdschloss,
in dem 1884
die Drei-Kaiser-Zusammenkunft zwischen den Kaisern Deutschlands,
Österreichs und Russlands stattgefunden hat.
Landwirtschaft und Forstwirtschaft waren die Voraussetzungen dafür, dass
über den ganzen Distrikt verteilt verschiedene gewerbliche oder
industrielle Verarbeitungsbetriebe entstanden sind, u. a. mehrere Zuckerfabriken,
Lederfabriken, Sägewerke, Holzverarbeitungsstätten, eine
Zündholzfabrik in Blonie und ein
Holzschwellenimprägnierungswerk in Ostrow.
Während die deutsche Landschaft durch eine harmonische Verbindung von
Stadt und Land gekennzeichnet ist, ist im Gebiet des ehemaligen polnischen
Staates eine derartige Wechselwirkung nur unvollkommen vorhanden. Es gibt
[63] Typischer polnischer
Hof.
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zwar eine Anzahl mittlerer Landstädte in einer Grösse
von 10-25.000 Einwohnern, sie liegen jedoch weiter auseinander als im
Reichsgebiet. Die Mittelstädte sind daher im Generalgouvernement mehr
zentrale Versorgungs- und Handelsorte, als es die Mittelstädte im Reich
sind. Für diese Aufgabe sind sie aber nur in ganz ungenügender
Weise ausgestattet. Schon die Anlage und bauliche Entwicklung der Städte
ist meist so, dass sie nur mit der von Kleinstädten des Reiches von etwa
5 000 Einwohnern verglichen werden können.
Während in den Mittelstädten im Westen des Distrikts der Steinbau
vorherrscht, überwiegt im Osten die einfache Holzbauweise. Die
städtischen Geschäfte und Werkstätten sind durchweg
primitiv. Helle, geräumige und saubere Läden, wie wir sie im Reich
in Städten ähnlicher Grössenordnung antreffen, sind in den
Mittelstädten des Distrikts nicht vorhanden.
[64] "Moderner" polnischer
Schulbau.
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Die Bebauung dieser Städte ist planlos und unharmonisch erfolgt. Neben
niedrigen primitiven Holzhäusern kann man dreigeschossige
Backsteinrohbauten sehen, die betont "modern" sind; neben pompös
wirkenden Schulen liegen kleine schmutzige Katen; neben Einzelhäusern
mit Garten finden sich Gebäudekomplexe mit
umfangreichen Hinter- und Seitenhäusern, in denen auf engstem Raum
zahllose Familien wohnen. In den Holzbuden dieser Hinterhöfe, die nach
deutscher Auffassung allenfalls als Stallungen angesehen würden, wohnen
[64] Polnischer
Bauernhof.
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Menschen, denen auch Kellerräume und schlecht ausgebaute
Dachgeschosse als Unterkunft dienen.
Die städtischen Strassen sind, abgesehen von wenigen Durchgangsstrassen,
mit ihrem holprigen Kopfsteinpflaster durchweg in einem ungepflegten Zustand.
Wasserleitung gibt es nur in wenigen [63-66=Fotos] [67] Städten, Kanalisation ist
fast nirgends
vorhanden. Unrat und Abwässer wurden, bevor hier durch die deutsche
Verwaltung
Ordnung geschaffen wurde, gedankenlos auf die Strasse geleitet.
[101] Chopin-Haus in Sochaczew.
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Einige der Landstädte können bereits auf ein beachtliches Alter
zurückblicken. So erlangten die Städte Sochaczew und Lowitsch
schon im gleichen Jahrhundert Stadtrecht wie Warschau. Sochaczew war die
Residenz der Herzöge von Masovien; als Rest aus der damaligen Zeit ist
am hohen Ufer der Bzura noch heute die Ruine der Herzogburg zu sehen.
Lowitsch war in früherer Zeit Sitz der Erzbischöfe von Gnesen.
Einige grössere Gebäude und die Ruine des durch die Russen
zerstörten Bischofsschlosses weisen auf die einstige Bedeutung hin. Auch
der Stadt Siedlce, die noch heute Bischofssitz ist, sieht man die durch die
kirchliche Zentrale hervorgerufene Bedeutung an verschiedenen Baulichkeiten
an. Von Kulturstätten, die durch jahrhundertelange Tradition geformt sind,
wie dies bei zahlreichen alten deutschen Mittelstädten der Fall ist, kann
aber bei den polnischen Landstädten im Distrikt Warschau nicht im
entferntesten gesprochen werden, wie überhaupt gerade diese
Mittelstädte den riesigen Unterschied des kulturellen Niveaus
gegenüber dem Reich besonders deutlich zeigen.
Den Mittelpunkt einer polnischen Mittelstadt stellt zumeist der mit
Kopfsteinpflaster belegte Markt dar. Auf ihm entwickelt sich an den einmal oder
zweimal in der Woche stattfindenden Markttagen ein reges Handelsleben. Dort,
wo die Juden aus dem Stadtbild verschwunden sind und die Bauern zu dem Markt
in bunter Landestracht erscheinen, bietet sich dem Besucher ein farbenfreudiges,
lebensvolles Bild.
Die kleineren Städte in einer Grössenordnung von etwa 5 000
Einwohnern machen zumeist einen trostlosen Eindruck und stehen unter dem
Niveau eines einfachen deutschen Marktfleckens.
Das flache Land ist abseits der grossen Verkehrsstrassen nur über
unausgebaute, im Frühjahr und Herbst oft tief verschlammte Wege zu
erreichen. Vorherrschend ist das System der Längssiedlungen,
[63] Blick auf ein polnisches
Dorf.
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d. h. die
Dörfer sind nahezu alle an einer einzigen langen Strasse gelegen, so dass
ein Dorf oft eine Länge von 4 bis 5 km hat. Stallungen und Scheunen, die
um einen rechteckigen Hof angeordnet eingeschossig und überwiegend aus
Holz erbaut sind, tragen
meist Papp-, Rohr- oder Strohdächer. In der Dorfstrasse und zur
Umzäunung der Höfe sind Bäume gepflanzt, viel- [68] fach Pappeln, die das Dorf gegen Wind
schützen und es, auf grössere
Entfernung gesehen, fast ganz verdecken. Die polnischen Dörfer machen
immer wieder den Eindruck, als hätten sie sich in der unendlich grossen
flachen Ebene ängstlich an den Boden geschmiegt, um sich vor den
Unbilden und der Weite des Raumes schutzsuchend zu verkriechen.
Der polnische Bauer hat als Mensch ostischer Rasse keinen in die Weite
hinausgreifenden Tatendrang, sondern den Wunsch, in auskömmlicher
[65] Primitive
Wohnräume der polnischen Landbevölkerung.
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Weise ein bescheidenes Dasein zu verbringen. Er ist nicht der Urheber
raumüberspannender Gedankengänge, sondern begnügt sich
mit einem Raum und Zeit wenig beachtenden Dahindämmern.
Dementsprechend hat er auch seine Siedlungen und seine Landschaft gestaltet.
Es haftet allem etwas Zufälliges an, man vermisst jede planvolle Ordnung,
jedes grosszügige Gestalten, wie es bei uns im Reich überall
spürbar ist, jede verantwortungsvoll Sorge für die Zukunft,
überhaupt jede über die Enge des Dorf hinausgehende
Aktivität. Wenn das polnische Zwischenreich auf einigen Gebieten zu
beachtenswerten Ansätzen für eine europäische
Kulturzustände anstrebende Entwicklung gekommen ist, so war dies nur
möglich, weil die polnische
Intelligenz mittel- und westeuropäische Vorbilder nachgeahmt hat. Eigene
schöpferische Leistungen sind hier fast nirgends vorhanden. Für das
wache Auge klafft daher in der polnischen Landschaft der Gegensatz zwischen
dem alten einfachen polnischen Beharrungszustand und einer künstlich in
das Land gebrachten modernen Entwicklung. So steht z. B. mitten in einem
primitiven polnischen Dorf ein modernes Schulgebäude in Flachbauweise
oder eine der grundlosen polnischen Dorfstrassen wird plötzlich durch eine
moderne Asphaltchaussee überschnitten. Das Ganze wirkt
gekünstelt. Es fehlt jede grosszügige Planung, von der auch jeder
Landschaftsaufbau getragen sein muss.
Auch die auf dem Lande zerstreut liegenden Gutsbetriebe mittleren und
grösseren Umfangs machen in der Regel nicht den Eindruck von
Stätten besonderer Kultur. Ihre
Eigentümer - verschiedentlich sind es Adlige mit umfangreichem
Besitz - haben den bei den Gutsbetrieben errichteten Herrenhäusern
nur selten das Gepräge eines wohnlichen Sitzes zu geben vermocht. Die
meisten dieser Landschlösser sind verbaut, verwahrlost und ohne
gründliche Säuberungs- und Instandsetzungsarbeiten für einen
Deutschen nicht bewohnbar. Wenige Ausnahmen, namentlich Landsitze der alten
polnischen Hocharistokratie, die vielfach früher deutsche Erziehung
[69] oder
militärische Ausbildung genossen hatte, bestätigen nur die
Regel.
Einen besonders starken Einfluss auf die Bevölkerung, namentlich auf die
Bauern, übt die katholische Kirche aus. Auffallend sind überall im
Lande die grossen geräumigen Kirchen, deren Standort vielfach so
gewählt ist, dass die das Land durchziehenden überörtlichen
Verkehrsstrassen kilometerweit auf sie zulaufen. Zu jeder Kirche gehört
eine grössere Zahl von Dörfern. Das für den gleichen Bezirk
errichtete Gebäude der Gemeindeverwaltung wirkt neben der
stattlichen Kirche vielfach in seiner in die Augen springenden
Unzulänglichkeit geradezu dürftig.
[118] Lowitscher Volkstrachten.
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An Sonn- und Feiertagen zieht die gesamte Landbevölkerung im besten
Feiertagsstaat zu Fuss oder mit dem Panjefuhrwerk zur Kirche. Dort, wo Trachten
getragen werden, haben die Frauen und Mädchen die sorgfältig
gehüteten bunten Gewänder angelegt, sie laufen barfuß und
tragen die Schuhe in der Hand, die sie erst kurz vor der Kirche anziehen. Die
Eingänge der Dörfer sind durch hohe Holzkreuze gekennzeichnet, an
denen kein Bauer vorüber fährt, ohne sich zu bekreuzigen und den
Hut abzunehmen. Wenn der Pfarrer zu einem Kranken gerufen oder aus einem
sonstigem Grund zu einer sakralen Handlung über Land fährt, knien
die Fußgänger zum Gruss nieder und machen das Zeichen des
Kreuzes.
In die polnische Landschaft eingestreut finden sich verschiedentlich
Dörfer, die von Deutschen gegründet worden sind und auch zu
einem Teil heute noch von Deutschen bewohnt werden. Wenn auch die deutschen
[65] Bauernhaus in
einer
volksdeutschen Siedlung in Polen.
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Siedlungen im Distrikt Warschau nicht mit deutschen Bauerndörfern aus
dem schwäbischen oder niederdeutschen Heimatlande der Siedler
verglichen werden können, so unterscheiden sie sich doch durch die Art
ihrer Anlage und das allgemeine äussere Bild von den meisten polnischen
Dörfern. Die Wohnhäuser, die vielfach aus Stein oder ungebrannten
Lehmziegeln errichtet worden sind, enthalten mehr Wohnraum als die
Häuser der Polen. Sie sind erheblich sauberer gehalten und wohnlicher
ausgestattet. Die Höfe der deutschen Bauern sind auch nicht so eng
aufeinander gedrängt wie die der Polen. Mitunter sieht man an deutschen
Gehöften noch den Weinstock, den die ersten Ansiedler aus ihrer Heimat
mitgebracht haben.
Die deutschen Bauern haben in der Regel ihr Volkstum und ihre deutsche
Eigenart gut bewahrt. Sie sind sich ihrer zumeist schwäbischen
Abstammung klar bewusst und beherrschen teilweise noch [70] heute die
schwäbische Mundart. Vielfach gibt es unter ihnen Kinder und Greise, die
sich kaum in der polnischen Sprache zurecht finden können.
Die deutschen Dörfer hatten zumeist bei ihren Gründungen deutsche
Namen erhalten, die die Polen dann später polonisiert oder völlig
umgeändert haben. Heute verwenden die Bauern nun wieder die alten
schönen deutschen Namen zur Bezeichnung ihrer Heimatorte, wie z.
B. Alt-Ilvesheim, Ludwigsburg, Schwiningen, Mathildendorf, Karlshof,
Frankenfeld, Königsdorf, Erdmannsweiler.
Alles in allem bietet der Distrikt Warschau in seiner Vielgestaltigkeit sehr viel
Interessantes. Ein einheitlich geordnetes Raumgebilde im deutschen Sinne ist er
naturgemäss noch nicht. Für diese Neuordnung werden Jahrzehnte
erforderlich sein.
1Vgl. hierzu den Sonderartikel "Der Distrikt Warschau als Zentrum der gewerblichen
Wirtschaft des Generalgouvernements". ...zurück...
2Vgl. hierzu den Sonderartikel "Holz- und Forstwirtschaft". ...zurück...
Warschau unter deutscher Herrschaft
Deutsche Aufbauarbeit im Distrikt Warschau
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