Dokumente
zu den
politischen und kriegerischen Ereignissen (Teil 2)
Rede des Führers
vor dem Deutschen Reichstag vom 1. September 1939
Abgeordnete, Männer des Deutschen Reichstags!
Seit Monaten leiden wir alle unter der Qual eines Problems, das uns einst das Versailler Diktat
beschert hat und das nunmehr in seiner Ausartung und Entartung unerträglich geworden
war.
Danzig war und ist
eine deutsche Stadt!
Der Korridor war und ist
deutsch!
Alle diese Gebiete verdanken ihre kulturelle Erschließung ausschließlich dem
deutschen Volk, ohne das in diesen östlichen Gebieten tiefste Barbarei herrschen
würde.
Danzig wurde von uns
getrennt! Der Korridor von Polen
annektiert! Die dort
lebenden deutschen
Minderheiten in der qualvollsten Weise mißhandelt! Über eine Million
Menschen
deutschen Blutes mußten schon in den Jahren 1919/1920 ihre Heimat verlassen!
Wie immer, so habe ich auch hier versucht, auf dem Wege friedlicher Revisionsvorschläge
eine Änderung des unerträglichen Zustandes herbeizuführen. Es ist eine
Lüge, wenn in der Welt behauptet wird, daß wir alle unsere Revisionen nur unter
Druck durchzusetzen versuchten. Fünfzehn Jahre, bevor der Nationalsozialismus zur
Macht kam, hatte man Gelegenheit, auf dem Wege friedlicher Verständigung die
Revisionen durchzuführen. Man tat es nicht! In jedem einzelnen Falle habe ich
dann von
mir aus, nicht einmal, sondern oftmals Vorschläge zur Revision unerträglicher
Zustände gemacht. Alle diese Vorschläge sind, wie Sie wissen, abgelehnt worden.
Ich brauche sie nicht im einzelnen aufzuzählen: die Vorschläge zur
Rüstungsbegrenzung, ja, wenn notwendig, zur Rüstungsbeseitigung, die
Vorschläge zur Beschränkung der Kriegsführung, die Vorschläge zur
Ausschaltung von in meinen Augen mit dem Völkerrecht schwer zu vereinbarenden
Methoden der modernen Kriegsführung. Sie kennen die Vorschläge, die ich
über die Notwendigkeit der Wiederherstellung der deutschen Souveränität
über die deutschen Reichsgebiete machte, die endlosen Versuche, die ich zu einer
friedlichen Verständigung über das Problem Österreich unternahm, und
später über das Problem Sudetenland, Böhmen und Mähren. Es war
alles vergeblich.
Eines aber ist unmöglich: zu verlangen, daß ein unerträglicher Zustand auf
dem Weg friedlicher Revision bereinigt
wird - und dann die friedliche Revision konsequent zu verweigern!
Es ist auch unmöglich, zu behaupten, daß derjenige, der in einer solchen Lage dann
dazu übergeht, von sich aus diese Revision vorzunehmen, gegen ein Gesetz
verstößt. Das Diktat von Versailles ist
für uns Deutsche kein Gesetz! Es geht nicht an, von jemand mit vorgehaltener Pistole und
der Drohung des
Verhungerns von Millionen Menschen eine Unterschrift zu erpressen und dann
das Dokument mit dieser erpreßten Unterschrift als ein feierliches Gesetz zu
proklamieren!
So habe ich auch im Falle Danzigs und des Korridors versucht, durch friedliche
Vorschläge auf dem Weg der Diskussion die Probleme zu lösen. Daß sie
gelöst werden mußten, das war klar! Und daß der Termin dieser Lösung
für die westlichen Staaten vielleicht uninteressant sein kann, ist begreiflich. Aber uns ist
dieser Termin nicht gleichgültig! Vor allem aber war er und konnte er nicht
gleichgültig sein für die leidenden Opfer.
Ich habe in Besprechungen mit polnischen Staatsmännern die Gedanken, die Sie von mir
hier in meiner letzten Reichstagsrede vernommen haben, erörtert. Kein Mensch kann
behaupten, daß dies etwa ein ungebührliches Verfahren oder gar ein
ungebührlicher Druck gewesen wäre. Ich habe dann die deutschen
Vorschläge formulieren lassen, und ich muß es noch einmal wiederholen, daß
es etwas Loyaleres und Bescheideneres als diese von mir unterbreiteten Vorschläge nicht
gibt. Und ich möchte das jetzt der Welt sagen: Ich allein war überhaupt nur in der
Lage, solche Vorschläge zu machen! Denn ich weiß ganz genau, daß ich mich
damals zur Auffassung von Millionen von Deutschen in Gegensatz gebracht habe. Diese
Vorschläge sind abgelehnt worden! Aber nicht nur das! Sie wurden beantwortet: mit
Mobilmachungen, mit verstärktem Terror, mit gesteigertem Druck auf die Volksdeutschen
in diesen Gebieten und mit einem langsamen wirtschaftlichen, politischen und in den letzten
Wochen endlich auch militärischen und verkehrstechnischen Abdrosselungskampf gegen
die freie Stadt Danzig. Polen hat den Kampf gegen die freie Stadt Danzig entfesselt!
Es war
weiter nicht bereit, die Korridorfrage in einer irgendwie billigen und den Interessen beider
gerecht werdenden Weise zu lösen! Und es hat endlich nicht daran gedacht, seine
Minderheitenverpflichtungen einzuhalten.
Ich muß hier feststellen: Deutschland hat diese Verpflichtungen eingehalten! Die
Minderheiten, die im Deutschen Reich leben, werden nicht verfolgt. Es soll ein Franzose
aufstehen und erklären, daß etwa die im Saargebiet lebenden Franzosen
unterdrückt, gequält und entrechtet werden! Keiner wird dies behaupten
können!
Ich habe nun dieser Entwicklung vier Monate lang ruhig zugesehen, allerdings nicht, ohne immer
wieder zu warnen. Ich habe in letzter Zeit diese Warnungen verstärkt. Ich habe dem
polnischen Botschafter vor nun schon über drei Wochen mitteilen lassen, daß, wenn
Polen noch weitere ultimative Noten an Danzig schicken würde, wenn es weitere
Unterdrückungsmaßnahmen gegen das Deutschtum vornehmen würde, oder
wenn es versuchen sollte, auf dem Wege zollpolitischer Maßnahmen Danzig wirtschaftlich
zu vernichten, dann Deutschland nicht länger mehr untätig zusehen
könnte.
Ich habe keinen Zweifel darüber gelassen, daß man in dieser Hinsicht das heutige
Deutschland nicht mit dem Deutschland, das vor uns war, verwechseln darf.
Man hat versucht, das Vorgehen gegen die Volksdeutschen damit zu entschuldigen, daß
man erklärte, sie hätten Provokationen begangen. Ich weiß nicht, worin die
"Provokationen" der Kinder und Frauen bestanden haben sollen, die man mißhandelt und
verschleppt, oder die "Provokationen" derer, die man in der tierischsten, sadistischsten Weise
gequält und schließlich getötet hat!
Eines aber weiß ich: daß es keine Großmacht von Ehre gibt, die auf die Dauer
solchen Zuständen ruhig zusehen würde! Ich habe trotzdem noch einen letzten
Versuch gemacht! Obwohl ich innerlich überzeugt war, daß es der Polnischen
Regierung - vielleicht auch infolge ihrer Abhängigkeit von einer nunmehr entfesselten,
wilden
Soldateska - mit einer wirklichen Verständigung nicht ernst ist, habe ich einen
Vermittlungsvorschlag der Britischen Regierung angenommen. Sie schlug vor, daß sie
nicht selbst Verhandlungen führen sollte, sondern versicherte, eine direkte Verbindung
zwischen Polen und Deutschland herzustellen, um noch einmal ins Gespräch zu
kommen.
Ich muß hier folgendes feststellen: ich habe diesen Vorschlag angenommen! Ich habe
für diese Besprechungen Grundlagen ausgearbeitet, die Ihnen bekannt sind! Und ich bin
dann mit meiner Regierung zwei volle Tage dagesessen, und habe gewartet, ob es der Polnischen
Regierung paßt, nun endlich einen Bevollmächtigten zu schicken oder nicht!
Sie hat uns bis gestern abend keinen Bevollmächtigten geschickt, sondern durch ihren
Botschafter mitteilen lassen, daß sie zur Zeit erwäge, ob und wie weit sie in der Lage
sei, auf die englischen Vorschläge einzugehen; sie würde dies England
mitteilen.
Meine Herren Abgeordneten! Wenn man dem Deutschen Reich und seinem Staatsoberhaupt so
etwas zumuten kann, und das Deutsche Reich und sein Staatsoberhaupt das dulden
würden, dann würde die deutsche Nation nichts anderes verdienen, als von der
politischen Bühne abzutreten!
Meine Friedensliebe und meine endlose Langmut soll man nicht mit Schwäche oder gar
mit Feigheit verwechseln! Ich habe daher gestern abend der Britischen Regierung mitgeteilt,
daß ich unter diesen Umständen auf seiten der Polnischen Regierung keine
Geneigtheit mehr finden kann, mit uns in ein wirklich ernstes Gespräch einzutreten.
Damit sind diese Vermittlungsvorschläge gescheitert, denn unterdes war als Antwort auf
diesen Vermittlungsvorschlag erstens die polnische Generalmobilmachung gekommen und
zweitens neue schwere Greueltaten. Diese Vorgänge haben sich nun heute nacht abermals
wiederholt. Nachdem schon neulich in einer einzigen Nacht 21 Grenzzwischenfälle zu
verzeichnen waren, sind es heute nacht 14 gewesen. Darunter drei ganz schwere.
Ich habe mich daher nun entschlossen, mit Polen in der gleichen Sprache zu reden, die Polen seit
Monaten uns gegenüber anwendet!
Wenn nun Staatsmänner im Westen erklären, daß dies ihre Interessen
berühre, so kann ich eine solche Erklärung nur bedauern; sie kann mich aber nicht
eine Sekunde in der Erfüllung meiner Pflicht wankend machen. Ich habe es feierlich
versichert und wiederhole es, daß wir von diesen Weststaaten nichts fordern und nie etwas
fordern werden. Ich habe versichert, daß die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland
eine endgültige ist. Ich
habe England immer wieder eine Freundschaft und, wenn notwendig, das engste
Zusammengehen angeboten. Aber Liebe kann nicht nur von einer Seite geboten
werden, sie muß von der anderen ihr Erwiderung finden. Deutschland hat keine Interessen
im Westen, unser Westwall ist zugleich für alle Zeiten die Grenze des Reiches. Wir haben
auch keinerlei Ziel für die Zukunft, und diese Einstellung des Reiches wird sich nicht mehr
ändern.
Die anderen europäischen Staaten begreifen zum Teil unsere Haltung. Ich möchte
hier vor allem Italien danken, das uns in dieser ganzen Zeit unterstützt hat. Sie werden
aber auch verstehen, daß wir für die Durchführung dieses Kampfes nicht an
eine fremde Hilfe appellieren wollen. Wir werden diese unsere Aufgabe selber lösen!
Die neutralen Staaten haben uns ihre Neutralität versichert, genau so, wie wir sie ihnen
schon vorher garantierten. Es ist uns heiliger Ernst mit dieser Versicherung, und, solange kein
anderer ihre Neutralität bricht, werden wir sie ebenfalls peinlich beachten. Denn was
sollten wir von ihnen wünschen oder wollen?
Ich bin glücklich, Ihnen nun von dieser Stelle aus ein besonderes Ereignis mitteilen zu
können. Sie wissen, daß Rußland und Deutschland von zwei verschiedenen
Doktrinen regiert werden. Es war nur eine Frage, die geklärt werden mußte:
Deutschland hat nicht die Absicht, seine
Doktrin zu exportieren, und in dem Augenblick, in dem Sowjetrußland seine Doktrin nicht
nach Deutschland zu exportieren gedenkt, sehe ich keine Veranlassung mehr, daß wir auch
nur noch einmal gegeneinander Stellung nehmen sollen! Wir sind uns beide darüber klar:
Jeder Kampf unserer Völker gegeneinander würde nur anderen Nutzen abwerfen.
Daher haben wir uns entschlossen, einen Pakt abzuschließen, der zwischen uns beiden
für alle Zukunft jede Gewaltanwendung ausschließt, der uns in gewissen
europäischen Fragen zur Konsultierung verpflichtet, der das wirtschaftliche
Zusammenarbeiten ermöglicht, und vor allem sicherstellt, daß sich die Kräfte
dieser beiden großen Staaten nicht gegeneinander verbrauchen. Jeder Versuch des
Westens, hier etwas zu ändern, wird fehlschlagen! Und ich möchte das eine hier
versichern: diese politische Entscheidung bedeutet eine ungeheure Wende für die Zukunft
und ist eine endgültige!
Ich glaube, das ganze Volk wird diese politische Einstellung begrüßen!
Rußland und Deutschland haben im Weltkrieg gegeneinander gekämpft und waren
beide letzten Endes die Leidtragenden. Ein zweites Mal soll und wird das nicht mehr geschehen!
Der Nichtangriffs- und Konsultativpakt, der am Tage seiner Unterzeichnung bereits gültig
wurde, hat gestern die höchste Ratifikation in Moskau und auch in Berlin erfahren. In
Moskau wurde dieser Pakt genau so begrüßt, wie Sie ihn hier
begrüßen.
Die Rede, die der russische Außenkommissar Molotow hielt, kann ich Wort für
Wort unterschreiben.
Unsere Ziele!
Ich bin entschlossen: Erstens die Frage Danzig, zweitens die Frage des Korridors zu lösen
und drittens dafür zu sorgen, daß im Verhältnis Deutschlands zu Polen eine
Wendung eintritt, die ein friedliches Zusammenleben sicherstellt!
Ich bin dabei entschlossen, so lange zu kämpfen, bis entweder die derzeitige Polnische
Regierung dazu geneigt ist, diese Änderung herzustellen, oder bis eine andere Polnische
Regierung dazu bereit ist!
Ich will von den deutschen Grenzen das Element der Unsicherheit, die Atmosphäre
ewiger, bürgerkriegähnlicher Zustände entfernen.
Ich will dafür sorgen, daß im Osten der Friede an der Grenze kein anderer ist, als wir
ihn an unseren anderen Grenzen kennen.
Ich will dabei die notwendigen Handlungen so vornehmen, daß sie nicht dem
widersprechen, was ich Ihnen hier, meine Herren Abgeordneten, im Reichstag selbst als
Vorschläge an die übrige Welt bekanntgab:
Das heißt, ich will nicht den Kampf gegen Frauen und Kinder führen! Ich habe
meiner Luftwaffe den Auftrag gegeben, sich bei den Angriffen auf militärische Objekte zu
beschränken. Wenn aber der Gegner glaubt, daraus einen Freibrief ablesen zu
können, seinerseits mit umgekehrten Methoden zu kämpfen, dann wird er eine
Antwort erhalten, daß ihm Hören und Sehen vergeht!
Polen hat nun heute nacht zum erstenmal auf unserem eigenen Territorium auch durch
reguläre Soldaten geschossen. Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen! Und von
jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten!
Wer mit Gift kämpft, wird mit Giftgas bekämpft. Wer sich selbst von den Regeln
einer humanen Kriegsführung entfernt, kann von uns nichts anderes erwarten, als
daß wir den gleichen Schritt tun.
Ich werde diesen Kampf, ganz gleich gegen wen, so lange führen, bis die Sicherheit des
Reiches und seine Rechte gewährleistet sind!
Über sechs Jahre habe ich nun am Aufbau der deutschen Wehrmacht gearbeitet. In dieser
Zeit sind über 90 Milliarden für den Aufbau unserer Wehrmacht aufgewendet
worden. Sie ist heute die am besten ausgerüstete der Welt und steht weit über jedem
Vergleich mit der des Jahres 1914!
Mein Vertrauen auf sie ist unerschütterlich!
Wenn ich diese Wehrmacht aufrief und wenn ich nun vom deutschen Volk Opfer, und wenn
notwendig alle Opfer fordere, dann habe ich ein Recht dazu, denn auch ich selbst bin heute genau
so bereit, wie ich es früher war, jedes persönliche Opfer zu bringen!
Ich verlange von keinem deutschen Mann etwas anderes, als was ich selber über vier Jahre
lang bereit war, jederzeit zu tun!
Es soll keine Entbehrungen Deutscher geben, die ich nicht selber sofort übernehme!
Mein ganzes Leben gehört von jetzt ab erst recht meinem Volke! Ich will jetzt nichts
anderes sein als der erste Soldat des Deutschen Reiches!
Ich habe damit wieder jenen Rock angezogen, der mir selbst der heiligste und teuerste war. Ich
werde ihn nur ausziehen nach dem Sieg
oder - ich werde dieses Ende nicht erleben!
Sollte mir in diesem Kampfe etwas zustoßen, dann ist mein erster Nachfolger
Parteigenosse Göring.
Sollte Parteigenosse Göring etwas zustoßen, ist sein Nachfolger Parteigenosse
Heß.
Sie würden diesen dann als Führer genau so zu blinder Treue und Gehorsam
verpflichtet sein wie mir!
Für den Fall, daß auch Parteigenosse Heß etwas zustoßen sollte, werde
ich durch Gesetz nunmehr den Senat berufen, der dann den Würdigsten, das heißt
den Tapfersten aus seiner Mitte wählen soll.
Als Nationalsozialist und deutscher Soldat gehe ich in diesen Kampf mit einem starken Herzen!
Mein ganzes Leben war nichts anderes als ein einziger Kampf für mein Volk, für
seine Wiederauferstehung, für Deutschland, und über diesem Kampf stand nur ein
Bekenntnis: Der Glaube an dieses Volk! Ein Wort habe ich nie kennengelernt, es heißt:
Kapitulation.
Wenn irgend jemand aber meint, daß wir vielleicht einer schweren Zeit entgegengehen, so
möchte ich bitten, zu bedenken, daß einst ein Preußenkönig mit einem
lächerlich kleinen Staat einer der größten Koalitionen gegenübertrat
und in drei Kämpfen am Ende doch erfolgreich bestand, weil er jenes gläubige
starke Herz besaß, das auch wir in dieser Zeit benötigen.
Der Umwelt aber möchte ich versichern: ein November 1918 wird sich niemals mehr in
der deutschen Geschichte wiederholen!
So wie ich selber bereit bin, jederzeit mein Leben für mein Volk und für
Deutschland einzusetzen, so verlange ich dasselbe auch von jedem anderen!
Wer aber glaubt, sich diesem nationalen Gebot, sei es direkt oder indirekt, widersetzen zu
können, der fällt!
Verräter haben nichts mit uns zu tun!
Wir alle bekennen uns damit nur zu unserem alten Grundsatz: Es ist gänzlich unwichtig,
ob wir leben, aber notwendig ist es, daß unser Volk, daß Deutschland lebt!
Ich erwarte von Ihnen als den Sendboten des Reiches, daß Sie nunmehr auf allen
Plätzen, auf die Sie gestellt sind, Ihre Pflicht erfüllen!
Sie müssen Bannerträger sein des Widerstandes, koste es, was es wolle! Keiner
melde mir, daß in seinem Gau, in seinem Kreis oder in seiner Gruppe oder in seiner Zelle
die Stimmung einmal schlecht sein könnte. Träger, verantwortlicher Träger
der Stimmung sind Sie! Ich bin verantwortlich für die Stimmung im deutschen Volk, Sie
sind verantwortlich für die Stimmung in Ihren Gauen, in Ihren Kreisen! Keiner hat das
Recht, diese Verantwortung abzutreten. Das Opfer, das von uns verlangt wird, ist nicht
größer als das Opfer, das zahlreiche Generationen gebracht haben. All die
Männer, die vor uns den bittersten und schwersten Weg für Deutschland antreten
mußten, haben nichts anderes geleistet als was wir auch zu leisten haben; ihr Opfer war
kein billigeres und kein schmerzloseres und damit kein leichteres, als das Opfer sein
würde, das von uns verlangt wird.
Ich erwarte auch von der deutschen Frau, daß sie sich in eiserner Disziplin vorbildlich in
diese große Kampfgemeinschaft einfügt!
Die deutsche Jugend wird strahlenden Herzens ohnehin erfüllen, was die Nation, der
Nationalsozialistische Staat von ihr erwartet und fordert!
Wenn wir diese Gemeinschaft bilden, eng verschworen, zu allem entschlossen, niemals gewillt
zu kapitulieren, dann wird unser Wille jeder Not Herr werden!
Ich schließe mit dem Bekenntnis, das ich einst aussprach, als ich den Kampf um die Macht
im Reich begann. Damals sagte ich:
Wenn unser Wille so stark ist, daß keine Not ihn mehr zu zwingen vermag, dann wird
unser Wille und unser deutscher Stahl auch die Not zerbrechen und besiegen.
Deutschland - Sieg Heil!
Erste Mitteilung des
Oberkommandos
Berlin, 1. 9. 1939
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
"Auf Befehl des Führers und Obersten Befehlshabers hat die Wehrmacht den aktiven
Schutz des Reiches übernommen. In Erfüllung ihres Auftrags, der polnischen
Gewalt Einhalt zu bieten, sind Truppen des deutschen Heeres heute früh über
alle deutsch-polnischen Grenzen zum Gegenangriff angetreten.Gleichzeitig sind Geschwader der
Luftwaffe zum Niederkämpfen militärischer Ziele in Polen gestartet. Die
Kriegsmarine hat den Schutz der Ostsee übernommen."
Aufruf des Führers an die
Wehrmacht
Der polnische Staat hat die von mir erstrebte friedliche Regelung nachbarlicher Beziehungen
verweigert; er hat statt dessen an die Waffen appelliert. Die Deutschen in Polen werden mit blutigem Terror verfolgt, von Haus und
Hof getrieben. Eine Reihe von für eine Großmacht unerträglichen
Grenzverletzungen beweist, daß die Polen nicht mehr gewillt sind, die deutsche
Reichsgrenze zu achten. Um diesem wahnwitzigen Treiben ein Ende zu bereiten, bleibt mir kein
anderes Mittel, als von jetzt ab Gewalt gegen Gewalt zu setzen.
Die deutsche Wehrmacht wird den Kampf um die Ehre und die Lebensrechte des
wiederauferstandenen deutschen Volkes mit harter Entschlossenheit führen. Ich erwarte,
daß jeder Soldat eingedenk der großen Tradition des ewigen deutschen Soldatentums
seine Pflicht bis zum Letzten erfüllen wird.
Bleibt Euch stets und in allen Lagen bewußt, daß Ihr die Repräsentanten des
nationalsozialistischen Großdeutschlands seid!
Es lebe unser Volk und unser Reich!
Berlin, den 1. September 1939
Adolf Hitler
Danzigs Wiedervereinigung mit dem
Reich
Gauleiter Forster hat an den Führer folgendes Telegramm gesandt:
Mein Führer! Ich habe soeben folgendes Staatsgrundgesetz, die Wiedervereinigung
Danzigs mit dem Deutschen Reich betreffend, unterzeichnet und damit in Kraft gesetzt:
Staatsgrundgesetz der Freien Stadt Danzig, die Wiedervereinigung Danzigs mit dem
Deutschen Reich betreffend, vom 1. 9. 1939.
Zur Behebung der dringendsten Not von Volk und Staat der Freien Stadt Danzig erlasse ich
folgendes Staatsgrundgesetz:
Artikel I: Die Verfassung der Freien Stadt Danzig ist mit sofortiger Wirkung
aufgehoben.
Artikel II: Alle Gesetzesgewalt und vollziehende Gewalt wird ausschließlich vom
Staatsoberhaupt ausgeübt.
Artikel III: Die Freie Stadt Danzig bildet mit sofortiger Wirkung mit ihrem Gebiet und
ihrem Volk einen Bestandteil des Deutschen Reiches.
Artikel IV: Bis zur endgültigen Bestimmung über die Einführung
des Deutschen Reichsrechts durch den Führer bleiben die gesamten
Gesetzesbestimmungen außer der Verfassung, wie sie im Augenblick des Erlasses dieses
Staatsgrundgesetzes gelten, in Kraft.
Danzig, den 1. September 1939
gez. Albert Forster, Gauleiter
Ich bitte Sie, mein Führer, im Namen Danzigs und seiner Bevölkerung diesem
"Staatsgrundgesetz" Ihre Zustimmung zu geben und durch Reichsgesetz die Wiedereingliederung
in das Deutsche Reich zu vollziehen.
In Ergebenheit gelobt Ihnen, mein Führer, Danzigs unvergängliche Dankbarkeit und
ewige Treue.
Heil Ihnen, mein Führer!
gez. Albert Forster, Gauleiter
Der Führer hat an Gauleiter Forster folgendes Telegramm gerichtet:
An Gauleiter Forster, Danzig.
Ich nehme die Proklamation der Freien Stadt Danzig über die Rückkehr zum
Deutschen Reich entgegen. Ich danke Ihnen, Gauleiter Forster, allen Danziger Männern
und Frauen für die unentwegte Treue, die Sie durch so lange Jahre gehalten haben.
Großdeutschland begrüßt Sie aus übervollem Herzen. Das Gesetz
über die Wiedervereinigung wird sofort vollzogen.
Ich ernenne Sie zum Chef der Zivilverwaltung für das Gebiet Danzig.
Berlin, den 1. September 1939
Adolf Hitler
Dem
Reichsaußenminister am 1. September 1939, abends 22 Uhr,
vom
Französischen Botschafter übergebene Note
(Übersetzung)
Berlin, den 1. September 1939
Euer Exzellenz,
Im Auftrage des Französischen Außenministers beehre ich mich, folgende
Mitteilung zu machen.
In den frühen Morgenstunden des heutigen Tages hat der Deutsche Reichskanzler einen
Aufruf an die Deutsche Wehrmacht erlassen, aus dem klar hervorging, daß er im Begriff
war, Polen anzugreifen.
Aus Nachrichten, die zur Kenntnis der Französischen Regierung und der Regierung Seiner
Majestät im Vereinigten Königreich gelangt sind, geht hervor, daß deutsche
Truppen die polnische Grenze überschritten haben und daß Angriffe auf polnische
Städte im Gange sind.
Unter diesen Umständen sind die Regierungen Frankreichs und des Vereinigten
Königreichs der Auffassung, daß die Deutsche Regierung durch diese ihre Handlung
die Voraussetzungen geschaffen hat (nämlich einen aggressiven Gewaltakt
gegenüber Polen, der dessen Unabhängigkeit bedroht), welche seitens der
Regierungen Frankreichs und des Vereinigten Königreichs die Erfüllung ihrer
Verpflichtungen, Polen Beistand zu leisten, erheischen.
Ich bin daher beauftragt, Euer Exzellenz mitzuteilen, daß die Französische
Regierung ohne Zögern ihre Verpflichtungen gegenüber Polen erfüllen wird,
wenn nicht die Deutsche Regierung bereit ist, der Französischen Regierung befriedigende
Zusicherungen dahingehend abzugeben, daß die Deutsche Regierung jegliche
Angriffshandlungen gegen Polen eingestellt hat und bereit ist, ihre Truppen unverzüglich
aus polnischem Gebiet zurückzuziehen.
Ich benutze diese Gelegenheit.......
gez. Coulondre
Auszug aus der
Erklärung des Britischen Staatssekretärs für Auswärtige
Angelegenheiten im Oberhaus vom 2. September 1939 nachmittags
(Übersetzung)
".......Auf die mahnende Botschaft, die gestern abend Deutschland übermittelt wurde, ist
bisher noch keine Antwort eingelaufen.
Es ist möglich, daß diese Verzögerung auf von der Italienischen Regierung
gemachte Vorschläge zurückzuführen ist, wonach eine Einstellung der
Feindseligkeiten erfolgen und unverzüglich eine Konferenz zwischen
Großbritannien, Frankreich, Polen, Deutschland und Italien einberufen werden sollte. Der
Britischen Regierung ist es aber nicht möglich, an einer Konferenz teilzunehmen, zu einer
Zeit, da Polen einer Invasion ausgesetzt ist, polnische Städte mit Bomben belegt werden
und Danzig durch Gewalt Gegenstand einer einseitigen Lösung geworden ist........."
Vom Britischen
Botschafter am 3. September 1939,
vormittags 9 Uhr, im
Auswärtigen Amt übergebene Note
(Übersetzung)
Den 3. September 1939
Euer Exzellenz,
In der Mitteilung, welche ich die Ehre hatte, Ihnen am 1. September zu machen, unterrichtete ich
Sie auf Weisung des Staatssekretärs für Auswärtige Angelegenheiten Seiner
Majestät, daß die Regierung Seiner Majestät im Vereinigten Königreich
ohne Zögern ihre Verpflichtungen gegenüber Polen erfüllen werde, wenn
nicht die Deutsche Regierung bereit sei, der Regierung Seiner Majestät im Vereinigten
Königreich befriedigende Zusicherungen dahingehend abzugeben, daß die Deutsche
Regierung jegliche Angriffshandlungen gegen Polen eingestellt habe und bereit sei, ihre Truppen
unverzüglich aus polnischem Gebiet zurückzuziehen.
Obwohl diese Mitteilung vor mehr als 24 Stunden erfolgte, ist keine Antwort eingegangen,
hingegen wurden die deutschen Angriffe auf Polen fortgesetzt und verstärkt. Ich habe
demgemäß die Ehre, Sie davon zu unterrichten, daß, falls nicht bis 11 Uhr
vormittags britische Sommerzeit am heutigen Tage, dem 3. September, eine befriedigende
Zusicherung im obenerwähnten Sinne von der Deutschen Regierung erteilt wird und bei
Seiner Majestät Regierung in London eintrifft, ein Kriegszustand zwischen den beiden
Ländern von dieser Stunde an bestehen wird.
Ich benutze diese Gelegenheit........
gez. Neville Henderson
Unser Kampf in Polen
Die Vorgeschichte - Strategische Einführung - Politische und kriegerische
Dokumente