Von der Gründung
Deutschösterreichs
zum Anschluß 1918-1938.
Eine Dokumentensammlung.
48. Das
Anschlußgesetz
13. März 1938.
Die Reichsregierung hat das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit
verkündet wird:
Artikel 1:
Das von der österreichischen Bundesregierung beschlossene
Bundesverfassungsgesetz über die Wiedervereinigung Österreichs
mit dem Deutschen Reich vom 13. März 1935 wird hiermit Deutsches
Reichsgesetz; es hat folgenden Wortlaut:
[283] "Auf Grund des
Artikels III, Absatz 2 des Bundesverfassungsgesetzes über
außerordentliche Maßnahmen im Bereich der Verfassung BGB. I
Nummer 255/1934 hat die Bundesregierung beschlossen:
Artikel I: Österreich ist ein Land des Deutschen Reiches.
Artikel II: Sonntag, den 10. April 1938, findet eine freie und geheime
Volksabstimmung der über 20 Jahre alten deutschen Männer und
Frauen Österreichs über die Wiedervereinigung mit dem Deutschen
Reiche statt.
Artikel III: Bei der Volksabstimmung entscheidet die Mehrheit der
abgegebenen Stimmen.
Artikel IV: Die zur Durchführung und Ergänzung dieses
Bundesverfassungsgesetzes erforderlichen Vorschriften werden durch Verordnung
getroffen.
Artikel V: Dieses Bundesverfassungsgesetz tritt am Tage seiner
Kundmachung in Kraft.
Mit der Vollziehung dieses Bundesverfassungsgesetzes ist die Bundesregierung
betraut.
Wien, den 13. März 1938."
Artikel II:
Das derzeit in Österreich geltende Recht bleibt bis auf weiteres in Kraft.
Die Einführung des Reichsrechtes in Österreich erfolgt durch den
Führer und Reichskanzler oder den von ihm dazu ermächtigten
Reichsminister.
Artikel IV:
Das Gesetz tritt am Tage seiner Verkündung in Kraft.
Linz, den 13. März 1938.
Der Führer und Reichskanzler
Adolf Hitler.
Der Reichsminister der Luftfahrt
Göring, Generalfeldmarschall.
Der Reichsminister des Inneren
Frick.
Der Reichsminister des Äußeren
von Ribbentrop.
Der Stellvertreter des Führers
R. Heß.
[284] 48a. Telegrammwechsel
Hitler - Mussolini
13. März 1938.
Der Führer an den Duce:
Mussolini, ich werde Ihnen dieses nie vergessen!
(Amtliche Mitteilung dazu: Das Danktelegramm, das der Führer am
frühen Nachmittag von Linz aus an Mussolini richtete, galt der
hervorragenden Haltung Mussolinis während der Tage der
nationalsozialistischen Machtergreifung in Österreich.)
14. März.
Antwort des Duce an den Führer:
Hitler, Wien. Meine Haltung ist durch die Freundschaft unserer in der Achse
verbündeten Länder bestimmt.
Mussolini.
49. Vollzugsmeldung des
Führers
15. März 1938.
Deutsche! Männer und Frauen!
In wenigen Tagen hat sich innerhalb der deutschen Volksgemeinschaft eine
Umwälzung vollzogen, die wir heute wohl in ihrem Umfange sehen, deren
Bedeutung aber erst spätere Geschlechter ganz ermessen werden.
Es ist in den letzten Jahren von den Machthabern des nunmehr beseitigten
Regimes oft von der besonderen "Mission" gesprochen worden, die in ihren
Augen dieses Land zu erfüllen hätte. Ein Führer der
Legitimisten hat sie in einer Denkschrift genau umrissen. Nach ihr war es die
Aufgabe dieser sogenannten Selbständigkeit des Landes Österreich,
die in den Friedensverträgen fundiert und von der Gnade des Auslandes
abhängig war, die Bildung eines wahrhaft großen Deutschen Reiches
zu verhindern und damit den Weg in die Zukunft des deutschen Volkes zu
verriegeln.
Ich proklamiere nunmehr für dieses Land seine neue Mission. Sie entspricht
dem Gebot, das einst die deutschen Siedler aus [285] allen Gauen des
Altreiches hierher berufen hat. Die älteste Ostmark des deutschen Volkes
soll von jetzt ab damit das jüngste Bollwerk der deutschen Nation und
damit des Deutschen Reiches sein.
Jahrhundertelang haben sich in den unruhevollen Zeiten der Vergangenheit die
Stürme des Ostens an den Grenzen der alten Mark gebrochen,
jahrhundertelang für alle Zukunft soll sie nunmehr ein eiserner Garant sein
für die Sicherheit und Freiheit des Deutschen Reiches und damit ein
Unterpfand für das Glück und für den Frieden unseres
großen Volkes.
Und ich weiß: die alte Ostmark des Deutschen Reiches wird ihrer neuen
Aufgabe genau so gerecht werden, wie sie die alte einst gelöst und
gemeistert hat.
Ich spreche im Namen der Millionen Menschen dieses wunderschönen
deutschen Landes, im Namen der Steirer, der
Nieder- und Oberösterreicher, der Kärntner, der Salzburger, der
Tiroler, und vor allem im Namen der Stadt Wien, wenn ich es den in diesem
Augenblick zuhörenden 68 Millionen übrigen deutschen
Volksgenossen in unserem weiten Reich versichere: dies Land ist deutsch, es hat
seine Mission begriffen, es wird diese erfüllen und es soll an Treue zur
großen deutschen Volksgemeinschaft von niemandem jemals
überboten werden.
Unsere Aufgabe aber wird es nun sein, durch Arbeit, Fleiß und
gemeinsames Einstehen und Zusammenstehen die großen sozialen,
kulturellen und wirtschaftlichen Aufgaben zu lösen, vor allem aber
Österreich immer mehr zu einer Trutzburg nationalsozialistischer
Gesinnung und nationalsozialistischer Willenskraft zu entwickeln und
auszubauen.
Ich kann diesen Appell an Sie aber nicht schließen, ohne nun der
Männer zu gedenken, die es mir mit ermöglicht haben, die
große Wende in so kurzer Zeit mit Gottes Hilfe herbeizuführen.
Ich danke den nationalsozialistischen Mitgliedern der Regierung, an ihrer Spitze
dem neuen Reichsstatthalter Seyß-Inquart. Ich danke den zahllosen
Parteifunktionären, ich danke aber vor allem den ungezählten
namenlosen Idealisten, den Kämpfern unserer Formationen, die in den
langen Jahren der Verfolgung bewiesen haben, daß der Deutsche, unter
Druck gesetzt, nur noch härter wird.
[286] Diese Jahre der
Leidenszeit haben mich in meiner Überzeugung vom Werte des
deutschösterreichischen Menschen im Rahmen unserer großen
Volksgemeinschaft nur bestärkt. Die wunderbare Ordnung und Disziplin
dieses gewaltigen Geschehens ist aber auch ein Beweis für die Kraft der
diese Menschen beseelenden Idee. Ich kann somit in dieser Stunde dem deutschen
Volk die größte Vollzugsmeldung meines Lebens abstatten.
Als Führer und Reichskanzler der Deutschen Nation und des Reiches
melde ich vor der Geschichte nunmehr den Eintritt meiner Heimat in das
Deutsche Reich.
Deutschland und sein neues Glied, die Nationalsozialistische Partei und die
Wehrmacht unseres Reiches
Sieg Heil!
49a. Reichsstatthalter Dr. Arthur
Seyß-Inquart an den Führer und Reichskanzler
auf dem Heldenplatz in Wien.
15. März 1938.
Mein Führer!
Als letztes oberstes Organ des Bundesstaates Österreich melde ich dem
Führer und Reichskanzler den Vollzug des gesetzmäßigen
Beschlusses nach dem Willen des deutschen Volkes und seines Führers:
Österreich ist ein Land des Deutschen Reiches!
Dem deutschen Volke und der ganzen Welt verkündige ich, daß
Adolf Hitler als Führer und Reichskanzler zur Stunde in die Burg der alten
Reichshauptstadt, der Hüterin der Krone des Reiches, eingezogen ist.
Wonach Jahrhunderte deutscher Geschichte gerungen, wofür
ungezählte Millionen der besten Deutschen geblutet haben und gestorben
sind, was im heißen Ringen letztes Ziel, was in bittersten Stunden letzter
Trost war, heute ist es vollendet. Die Ostmark ist heimgekehrt
(Sprechchöre: Wir danken unserm [287] Führer!). Das
Reich ist wieder erstanden, das Volksdeutsche Reich ist geschaffen.
Mein Führer! Die Kräfte aller Generationen des deutschen
Volkes sind in Ihrem Willen zusammengeballt und Sie, mein Führer,
schufen das Werk für alle Generationen der deutschen Zukunft! Heute
grüßen alle Deutschen aus der Ewigkeit den Führer als den
Vollender, heute grüßt der Führer das neue, ewige
Deutschland!
Mein Führer! Wir kennen nur eins: Wir danken dem Führer, wir
sagen Dank, den Dank, der restlose Liebe und bedingungslose Treue ist.
Mein Führer! Wie immer der Weg führt, wir folgen nach.
Heil! Mein Führer!
50. Aus Adolf Hitlers Aufruf zum
Großdeutschen Reichstag
Zugleich letzte Führer-Erklärung über Österreich im
Reichstag.
18. März 1938.
Ich habe nun schon in meiner Rede am 20. Februar ausgeführt, daß es
eine allseits befriedigende Regelung der völkischen und territorialen
Verhältnisse in Europa kaum geben wird. Allein es gibt staatliche
Konstruktionen, die den Charakter des bewußten und gewollten nationalen
Unrechts so sehr in sich tragen, daß auf die Dauer ihre Aufrechterhaltung
nur durch die brutalste Gewalt möglich sein kann. So war z. B. die
Bildung des neuen österreichischen Rumpfstaates eine Maßnahme,
die die nackte Vergewaltigung des Selbstbestimmungsrechts von
6½ Millionen Menschen deutscher Volkszugehörigkeit
bedingte. Diese Vergewaltigung wurde mit zynischer Offenheit zugegeben.... Ja,
als man sich damals in Österreich trotzdem entschloß,
Abstimmungen für den Anschluß
vorzunehmen - und dies möchte ich besonders den Herren
Demokraten in London und Paris in das Gedächtnis
zurückrufen - in einer Zeit, da weder in Deutschland noch in
Österreich ein Nationalsozialismus [288] existierte, und diese
Abstimmungen nun über 95 v. H. aller Stimmen für die
Vereinigung ergaben, da wurde von den Aposteln des neuen Völkerrechtes
einfach mit Hilfe der Macht, der brutalen Gewalt auch diese friedliche
Demonstration des wahren Willens der unglücklichen, von ihrem Volk
getrennten Menschen, kurzerhand verboten. Dabei war das tragische, daß
dieser Staat Österreich von vornherein ein vollkommen
lebensunfähiges Gebilde darstellte. Die wirtschaftliche Not war
dementsprechend grauenhaft. Die jährliche Sterblichkeitsquote stieg
erschreckend. Allein in einer Stadt wie Wien sind im letzten Jahr auf
10 000 Geburten 24 000 Todesfälle gekommen. Ich sage dies
nicht in der Meinung, auf die demokratischen Weltbiedermänner damit
Eindruck zu machen, denn ich weiß, daß ihr Herz solchen Dingen
gegenüber vollständig gefühlsroh ist... Daß sich
später auch innere Handlanger fanden, die bereit waren, durch ihre
persönliche Unterstützung einer solchen, von außen
aufgezogenen, scheinbar unabhängigen Souveränität sich
selbst die Stellung von Regierenden auf Kosten ihres unglücklichen Volkes
zu sichern, nimmt den, der einen Einblick in die so oft feststellbare moralische
und geistige Unzulänglichkeit der Menschen besitzt, nicht wunder. Allein
es darf ebensowenig wundernehmen, daß sich in der Masse der dadurch
betroffenen national denkenden Menschen allmählich eine empörte
Verbitterung zu verbreiten begann, und daß eine fanatische Entschlossenheit
entstand, eine solche naturwidrige und empörende Mißhandlung
eines Tages zu beseitigen und an die Stelle einer
demokratisch-lügenhaft verbrämten Volksvergewaltigung die
heiligeren Rechte des ewigen, volklichen Lebens zu setzen...
Meine Parteigenossen! Abgeordnete! Männer des Reichstages!
Ich glaube, daß in diesen großen geschichtlichen Stunden, da dank der
Kraft der nationalsozialistischen Idee und der aus ihr neuerstandenen Stärke
des Reiches ein ewiger Traum der deutschen Menschen verwirklicht wurde, nicht
ein einzelner Teil unseres Volkes berufen sein kann, durch seine Zustimmung das
gewaltige Ereignis der endlichen Gründung eines wahrhaft [289] großen deutschen
Volksreiches zu bestätigen. Am 10. April werden Millionen
Deutschösterreicher vor der Geschichte ihr Bekenntnis ablegen zur
großen deutschen Volks- und Schicksalsgemeinschaft. Sie sollen schon auf
diesem ersten Wege im neuen Deutschen Reiche nicht mehr vereinsamt sein.
Ganz Deutschland wird sie von jetzt ab begleiten. Denn vom 13. März
dieses Jahres ist ihr Weg gleich dem Wege aller anderen Männer und
Frauen unseres Volkes. Es soll daher am 10. April zum erstenmal in der
Geschichte die ganze deutsche Nation, soweit sie sich im heutigen großen
Volksreich befindet, antreten und ihr feierliches Bekenntnis ablegen. Nicht
6½ Millionen werden befragt, sondern fünfundsiebzig.
Und zweitens: ich löse damit den Reichstag des alten Deutschen Reiches
auf und verfüge die Wahl der Vertretung Großdeutschlands. Ich
bestimme als Termin ebenfalls den 10. April. Nahezu 50 Millionen
Wahlberechtigte unseres Volkes rufe ich damit, indem ich sie bitte, mir jenen
Reichstag zu schenken, mit dem es mir unter der gütigen Hilfe unseres
Herrgotts möglich sein wird, die neuen großen Aufgaben zu
lösen...
Wenn wir die Erfüllung kühnster Träume vieler Generationen
heute vor uns sehen, dann empfinden wir das Gefühl grenzenloser
Dankbarkeit gegenüber all jenen, die durch ihre Arbeit und vor allem durch
ihre Opfer mitgeholfen haben, dieses höchste Ziel zu erreichen. Jeder
deutsche Stamm und jede deutsche Landschaft, sie haben ihren schmerzlichen
Beitrag geleistet zum Gelingen dieses Werkes. Als letzte Opfer der deutschen
Einigung aber sollen in diesem Augenblick vor uns auferstehen jene zahlreichen
Kämpfer, die in der nunmehr zum Reich zurückgekehrten alten
Ostmark die gläubigen Herolde der heute errungenen deutschen Einheit
waren und als Blutzeugen und Märtyrer mit dem letzten Hauch ihrer
Stimme noch das aussprachen, was von jetzt an uns allen mehr denn je heilig sein
soll:
Ein Volk! Ein Reich! Deutschland!
Sieg Heil!
[290] 50a. Generalfeldmarschall Hermann Göring
über den Kampf Österreichs
Einleitung seiner Wiener Wahlrede über die wirtschaftliche Eingliederung
der Ostmark in den Vierjahresplan.
27. März 1938.
Es ist wirklich wie ein Wunder! Träumt man oder ist es wahr, daß
jetzt endlich auch im deutschen Wien eine Versammlung von Nationalsozialisten
in diesem Ausmaß stattfinden kann? So wird man begreifen, was ich in
diesem Augenblick empfinde, wo ich dieses grandiose Bild nun wirklich vor mir
sehe und wie aus innerstem Herzen heraus mein Gruß kommt: Ich
grüße euch, die ihr frei geworden seid in Österreich!
Ich bin unsagbar glücklich, heute hier vor euch sprechen zu können.
Ich habe in den vergangenen Jahren nicht nur mit euch Österreichern
gefühlt, sondern auch für Österreich praktisch gearbeitet.
Erstens kenne ich seit meiner frühesten Jugend dieses Volk. Ich habe selbst
unter diesem Volke gelebt und habe zu ihm enge Bindungen, so daß ich
auch persönlich immer wieder Anteil nehmen mußte an den Leiden
und der Not des deutschen Menschen in Österreich. Zweitens mußte
ich Jahre hindurch das furchtbare Leid miterleben, das den Führer
erfüllte, wenn er mit sehnsüchtigen Augen von dem Haus am Berg in
die österreichischen Gaue hinüberblickte, wenn wir sahen, wie dieses
Land sich in seinen Mienen widerspiegelte, wie innerer Grimm ihn erfüllte,
wenn immer wieder Meldungen von Leid, Terror und Not über unsere
Brüder in Österreich eintrafen. Drittens, und dies ist die tiefste
Ursache für mein Miterleben und Mitfühlen: Der Glaube an die
Mission des Führers, daß Gott ihn nicht umsonst in Österreich
zur Welt kommen ließ. Es war seine Mission als Österreicher,
Österreich zu Deutschland zu bringen! Und nun, meine Volksgenossen, hat
sich das Wunder vollzogen und wir haben es erlebt: Österreich ist frei und
gehört wieder dem Reich!
Wenn ihr, meine Volksgenossen, den Ablauf der Ereignisse der letzten vierzehn
Tage betrachtet, so werdet ihr mit mir empfinden, daß es unsere Pflicht ist,
in tiefer Demut und Dank- [291] barkeit hinzuknien und
dafür zu danken, daß diese Wandlung in so kurzer Zeit geschehen
konnte. Was alles ist in diesen vierzehn Tagen geschehen, von dem Augenblick
an, als der Schrei der Erlösung durch die Gaue Österreichs ging, bis
zum heutigen Tage!
Auch vor zwei Wochen war eine Wahl in Österreich angekündigt,
auch damals sollte das Volk Österreichs an die Urne treten, um angeblich
über sein Schicksal zu bestimmen. Heute stehen wir auch vor einer Wahl.
Aber welch ein gewaltiger Unterschied! Welch eine völlig andere Lage! In
den vergangenen Jahren mußten wir erleben, wie man hier in
Österreich versuchte - weil man die Macht
besaß - all das zu unterdrücken, was deutsch hieß und
deutsch fühlte, wie man mit Haß und Widerwillen sich gegen alles
sträubte, was aus dem großen Reiche kam. Man machte uns vieles
nach, äußerlich schien es vielleicht dasselbe, aber innerlich war es
gottlob grundverschieden. Eine kleine Clique bildete sich ein, über das
Volk herrschen zu können! Die Regierung in Österreich aber
stützte sich nicht auf das Volk, sondern sie stützte sich auf fremde
Bajonette gegen das eigene Volk und unterdrückte es mit allen Mitteln.
.........
Eine völlige Einmütigkeit bestand zwischen dem Führer und
den nationalsozialistischen Vertrauensleuten Österreichs. Auch nach ihrer
Meinung war jetzt die Stunde des Handelns gekommen, aber sie glaubten, nicht
mehr mit demokratischen Methoden verhandeln zu können, sondern sie
nahmen das Gesetz des Handelns in ihre eigenen starken Hände und
zwangen die anderen zurückzutreten!
Wenn die nationalsozialistische Erhebung so rasch, so durchgreifend und so
unblutig zum Durchbruch kam, so ist dies vor allem auch das Verdienst der
ruhigen, festen, klugen und entschlossenen Haltung des jetzigen Reichsstatthalters
Seyß-Inquart und seiner Vertrauensmänner gewesen. Das bewies aber
auch die Richtigkeit der vorher betriebenen Politik. Denn wären unsere
Vertrauensmänner nicht in der Regierung gewesen, so wäre dieser
Ablauf nicht möglich geworden.
So begann die nationalsozialistische Erhebung Österreichs.
[292] 50b. Adolf Hitler am Tage des Großdeutschen
Reiches
9. April 1938.
Am 9. April proklamierte Reichsminister Dr. Goebbels vom Wiener Rathaus aus
den Tag des Großdeutschen Reiches. Am Abend beendete der Führer
seine Wahlwerbung in der Nordwestbahnhalle zu Wien.
Der Führer legte sein Recht dar, heute hier zu stehen und zu sprechen:
1. Dieses Land hier ist ein deutsches Land und seine Menschen sind
deutsch. Das Reich hat einst diese Ostmark begründet. Seine Menschen
sind hierhergezogen und haben in Jahrhunderten ihre Aufgaben der Ostmark des
Reiches erfüllt. Sie sind dabei nicht nur deutsch geblieben, sie sind
geradezu die Schildträger Deutschlands gewesen!
2. Dieses Land kann auf die Dauer ohne das Reich nicht leben. Was
bedeuten heute 84 000 Quadratkilometer? Was bedeuten sechseinhalb
Millionen Menschen? Sie werden nicht beachtet. Hier gilt die Erkenntnis,
daß jeder deutsche Stamm für sich allein jederzeit gebrochen werden
kann, aber alle vereint sind sie unüberwindbar...
3. Dieses Volk wollte sich auch gar nicht vom Reiche trennen. Im
Augenblick, in dem seine Mission als führendes Volk im großen
Reiche erloschen war, erhob sich sofort die innere Stimme des Blutes. Nach dem
Zusammenbruch 1918 wollte Deutschösterreich sofort wieder zum Reiche
zurück. Die demokratische Umwelt verhinderte den Anschluß
Deutschösterreichs. Das Volk aber hat sich gegen diese Welt gewendet und
in der Zeit, in der in Deutschland das nationalsozialistische Banner emporstieg, da
hat man auch hier immer mehr nach dem Zeichen geblickt; Hunderttausende
haben ihm innerlich angehört. Dann wurde dieses Volk mißhandelt
von einer Gruppe, die weder zahlen- noch wertmäßig ein Recht hatte,
dieses Volk in diesem Lande zu führen.
4. Wem auch dieser Grund nicht genügt, dem muß ich
sagen: Es ist meine Heimat!... Ich habe gekämpft als anständiger deutscher
Soldat und als der Krieg zu Ende ging, bin ich nach Deutschland
gezogen und habe dieses Land, dieses liebste, teuerste Land mir erobert.
[293] 5. Wen auch
das noch kalt läßt, dem muß ich sagen: Ich stehe hier, weil ich
mir einbilde, mehr zu können als Herr Schuschnigg.
Ich glaube, daß es auch Gottes Wille war, von hier aus einen Knaben in das
Reich zu schicken, ihn groß werden zu lassen, ihn zum Führer der
Nation zu erheben, um es ihm zu ermöglichen, seine Heimat in das Reich
hineinzuführen. Es gibt eine höhere Bestimmung und wir alle sind
nichts anderes als ihre Werkzeuge. Als am 9. März Herr
Schuschnigg sein Abkommen brach, da fühlte ich in dieser Sekunde,
daß nun der Ruf der Vorsehung an mich ergangen war, und was sich dann
abspielte in drei Tagen, war nur denkbar im Vollzug eines Wunsches und Willens
dieser Vorsehung.
In drei Tagen hat sie der Herr geschlagen!
Und mir wurde die Gnade zuteil, am Tage des Verrats meine Heimat in das Reich
eingliedern zu können!
Wenn wir einmal nicht mehr sein werden, dann sollen die kommenden
Generationen mit Stolz auf diesen Tag einer Bestätigung der deutschen
Gemeinschaft durch ein großes Volk blicken. Für dieses Reich haben
in der Vergangenheit Millionen deutscher Männer ihr Blut gegeben. Eine
gnädige Führung des Schicksals hat es uns ermöglicht, ohne
jeglichen Schmerz dieses Reich heute zu bilden.
Deutsches Volk, stehe jetzt auf, unterschreibe es, halte es fest in deinen
Händen!
Ich möchte denen danken, die mich zurückkehren ließen in
meine Heimat, auf daß ich sie nun hineinführe in mein Deutsches
Reich! Möge am morgigen Tage jeder Deutsche die Stunde erkennen, sie
ermessen und sich in Demut verbeugen vor dem Allmächtigen, der in
wenigen Wochen ein Wunder an uns vollzogen hat!
50c. Der 10. April 1938 und die
tausendjährige, gesamtdeutsche Geschichte
Professor Heinrich Ritter von Srbik zum Volksentscheid in der
Ostmark.
Der Wiener Historiker hatte drei Monate vorher, unter ganz anderen
Verhältnissen, in einem Vortrag über
Mittel- [294] europa vor dem
Österreichisch-Deutschen Volksbund der Überzeugung Ausdruck
gegeben, daß vom deutschen Gesamtvolk aus das Gestaltungsprinzip
für die durch Schicksalsgemeinschaft verbundene gesamte Erdteilsmitte,
die bisher volklich unvollendet war, ausgehen müsse. Nun steuerte er
für die Wahlwerbefolge der neubegründeten Wiener Ausgabe des
Völkischen Beobachters einen Aufsatz "1000 Jahre Deutschland",
mit folgendem Schluß bei:
Als ein unschätzbarer Gewinn erwuchs auf den blutgetränkten
Schlachtfeldern die Saat des gesamtdeutschen Volksbewußtseins. Immer
wird man im Weltkrieg die Wurzel des ganz großen Neuen erkennen: des
Verlangens, den Staat nicht auf den bisherigen Herrschaftsfaktoren der
Einzelmenschen oder der "oberen" Klassen aufzubauen, sondern den Staat zur
wahren politischen Lebensgestaltung des Volkes zu machen.
Dieser Volksstaatsgedanke erlebte in Not, Schwäche, Demütigung
und Zerspaltung der Nachkriegszeit trotz aller Widerstände sein
Aufwachsen zur unüberwindlichen Kraft. Aus kleiner Zelle unter einem
Führer, dessen Mission anfangs nur wenige, dann eine immer
größere Masse erkannte, ist das Dritte Reich entstanden. In ihm hat
das neue Zeitalter der Volksgemeinschaft, ihrer Reinheit des Blutes und ihres
stolzen Selbstbewußtseins, ihrer Freiheit nach außen und ihrer
Geschlossenheit nach innen, der Sicherheit ihres Bodens und nicht zuletzt der
sozialen Idee die größte Verkörperung der Weltgeschichte
erfahren. Der Vorsehung gebührt unser tiefster Dank, daß dem
deutschen Volke ein Führer in der Größe eines begnadeten
Menschen geschenkt wurde. Aber noch war das Dritte Reich zunächst auf
den gekürzten Rahmen des Zweiten Reiches beschränkt. Noch fehlte
ihm die Ausweitung auf Österreich, den eigentlichen Erben des Ersten
Reiches, zu jenem Wesen eines Reiches, in dem sich der alte Sinn der
Erhabenheit, der Großräumigkeit und der Vielheit in der Einheit
vereinigt mit dem Gedanken des nationalen Staates, den das Zweite Reich zum
Teil verwirklicht hatte.
Das ist die unermeßliche Bedeutung des 13. März und des 10. April
1938: Das
Großdeutsche Volksreich, geboren aus dem Willen der Nation
und geschaffen durch die Tat eines [295] genialen Deutschen,
und in ihm fügt sich das bleibende Erbe der Geschichte des Ersten und
Zweiten Reiches nach einem Jahrtausend zu einer großen und, wie wir
heiß ersehnen, gesegneten Einheit mit dem Neuen zusammen.
Professor Karl Alexander von Müller zum
Volksentscheid im Altreich
7. April 1938.
...Und so begrüßen wir sie denn endlich wieder in einem
Staat, die treuen Steiermärker und die tapferen Kärntner, das alte
Land Tirol und das herrliche Salzkammergut, die gottgesegneten Marken und
Städte an der alten Nibelungenstraße der Donau entlang,
Ober- und Niederösterreich, das Burgenland und das einzige
Wien! - Dies deutsche Volk bekennt sich zu sich selbst und zu seiner
Zukunft... wenn es am 10. April als seine Antwort auf die Frage, die ihm vor der
Geschichte gestellt ist, vom Rhein zur Donau und von den Alpen zum Meer den
Ruf aufnimmt, der vor 20 Jahren in dieser Stadt hier zuerst der Zuruf einiger
weniger Getreuer war, der dann der Kampfruf der Bewegung wurde, und der jetzt
zum Kampfruf und Dankruf geworden ist von 75 Millionen Deutschen: Adolf
Hitler - Sieg Heil!
(Aus der Rede des Münchener Historikers vor der Dozentenschaft der
Hauptstadt der Bewegung am 7. April 1938, gedruckt im Verlag
F. Bruckmann.)
50d. Meldung des Reichskommissars Gauleiter
Bürckel über den Volksentscheid und Erwiderung des
Führers
10. April 1938.
Reichskommissar Gauleiter Bürckel:
Sie, mein Führer, waren einst der unbekannte Meldegänger im
Großen Kriege. Sie wurden zum Meldegänger des Schöpfers.
Sie sind der Meldegänger des Herrgotts zum deutschen Herzen! Und Sie
haben nicht nur so vielen das Leben gerettet oder entscheidende Wendungen im
kleinen herbeigeführt, nein, jetzt haben Sie ein ganzes Volk befreit und es
dann so [296] groß, so herrlich
und so stark gemacht, es zu einer Gemeinschaft geschmiedet, die sich zuerst
selber gehört, keinen Teufel zu fürchten braucht und die deshalb
auch der Herrgott mit seiner Gnade segnet. Sie, mein Führer, haben allen
Deutschland, das Vaterland, erobert. Vor allem aber haben Sie jenen wieder ein
Vaterland geschenkt, die keines mehr besaßen und von denen ich in dieser
Feierstunde sagen möchte: Mein Führer, diese braven Arbeiter in den
Stadtvierteln von Wien und sonst im Lande haben Ihnen heute treuesten Dank
ausgesprochen. Mein Führer! Sie wissen nicht, wie glücklich dieses
Volk heute ist. Ich möchte im Namen aller Österreicher, die
glücklich sind, aus übervollem Herzen Ihnen, mein Führer,
zurufen: Du bist der deutscheste aller Österreicher, sei nun du ihr
Schirmherr! Denn sie lieben dich doch über alles, weil du ihnen ein
großes Vaterland geschenkt hast!
Der Führer:
Ich habe von meiner Heimat viel erhofft. Die Ergebnisse dieser Abstimmung aber
übertreffen nun doch, wie im ganzen übrigen Reich, meine
Erwartungen. Ich bin so glücklich über die damit endlich bewiesene,
wahre Gesinnung Deutschösterreichs und über das mir geschenkte
Vertrauen. Denn diese nunmehr vom ganzen deutschen Volke vollzogene
geschichtliche Bestätigung der Vereinigung Österreichs mit dem
Reich bedeutet zugleich die höchste Rechtfertigung meines Handelns.
Für mich ist diese Stunde damit die stolzeste meines Lebens. Ich kann
nicht anders, als dem ganzen deutschen Volk und vor allem meiner eigenen teuren
Heimat aus meinem tiefsten Herzen danken.
Das
ziffernmäßige Ergebnis
von Volksabstimmung und Wahl zum Großdeutschen
Reichstag:
Von 49 580 072 Stimmberechtigten stimmten
48 850 452 für die
Führer-Liste (99,08%); davon in Österreich allein
4 484 475
Berechtigte und 4 453 772
Ja-Stimmen (99,73%).
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