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Deutschland und der Korridor

 
Danzigs Schicksal seit Versailles (Teil 2)
Karl Hans Fuchs

Danzig unter dem Nationalsozialismus -
Die Abrechnung mit dem Völkerbund -
Die Ära der Verständigung mit Polen (Teil 1)

Das polnische Programm der allmählichen Aushöhlung der selbständigen Existenz Danzigs durch wirtschaftliche Zermürbung, Polonisierung und allmähliche Ausweitung der polnischen Berechtigungen basierte auf der Voraussetzung, daß das Deutsche Reich wenigstens so lange schwach und ohnmächtig bliebe, bis Danzig Polen gleichsam als reife Frucht in den Schoß fiele. Diese Rechnung wäre beinahe aufgegangen. Die Danziger Bevölkerung bot, bis auch sie sich unter Adolf Hitlers Fahnen zusammenzuschließen begann, ein getreues Abbild der Zerrissenheit in Parteien, Gruppen und Grüppchen, wie sie im parlamentarisch-republikanischen Deutschland herrschte. Nicht weniger als 17 Parteien waren im Jahre 1930 zur Wahl des kleinen Danziger Volkstages aufmarschiert! Im Jahre 1933 erreichte die Arbeitslosenziffer in Danzig die Rekordhöhe von 41.000, das sind 10 v.H. der gesamten Bevölkerung des Freistaates. Im deutschen Mutterlande aber deklamierten zwar die Stresemann, Brüning und Treviranus revisionistische Sprüche, hinter denen jedoch weder reale Möglichkeiten noch auch ein wirklich ernsthafter Wille standen. So schienen alle Voraussetzungen für eine "Wilnaisierung" Danzigs, die in Polen unter dem Einfluß einer systematischen Propaganda immer wieder gefordert wurde, gegeben zu sein.

Die erste und letzte Bedingung für die Erhaltung der völkischen Freiheit ist stets die Geschlossenheit des Volkswillens. Nun hat zwar die Danziger Bevölkerung in Augenblicken der unmittelbaren Bedrohung wie überhaupt in der nationalen Existenzfrage ihrer deutschen Heimatstadt stets eine Solidarität bewiesen, die selbst durch den Wahnsinn des parlamentarischen Interessensystems nicht zerstört werden konnte. Aber was nützt dieser Wille zur Einigkeit, wenn keine Führung da ist, ihn in einen festen organisatorischen Rahmen zu fügen und zur dauerhaften Grundlage einer klaren und zielbewußten Politik zu machen! Deshalb kann schon heute die unbestreitbare Feststellung getroffen werden, daß die "Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei" Adolf Hitlers das historische Verdienst besitzt, das Gebiet der Freien Stadt Danzig als einen Teil des deutschen Weichsellandes vor dem Schicksal, das das übrige Weichselland seit Versailles erdulden mußte, bewahrt und diese deutsche Position endgültig gerettet zu haben.

Dieses Rettungswerk wurde nicht erst im Jahre 1933 begonnen. Die Anhänger der verschiedenen völkischen Richtungen, die in Norddeutschland nach dem Weltkrieg aufgetreten waren, fanden sich auch hier genau so wie in anderen Teilen Deutschlands als erste Gefolgsmänner Adolf Hitlers in den Reihen der NSDAP. zusammen. Diese wurde jedoch aus kleinen, unbedeutenden Anfängen und inneren Gegensätzen erst in einen unaufhaltbaren Aufstieg geführt, als der junge Gauleiter Albert Forster im Jahre 1930 im besonderen Auftrag des Führers in Danzig die Führung übernahm. Wer die Kompliziertheit der Danziger Verhältnisse berück- [182] sichtigt, die ein ganz unmittelbares tägliches Ineinanderfließen von Innenpolitik, Wirtschaftspolitik und Außenpolitik verursacht, wer bedenkt, daß die notwendige Unbedingtheit der innenpolitischen Opposition stets mit den Rücksichten auf die Gefahrenlage Danzigs in Einklang gebracht werden mußte, der kann die Schwierigkeiten des nationalsozialistischen Kampfes um die Macht in Danzig erst richtig ermessen. Es war daher ein unerhörter Erfolg, als bereits wenige Monate nach der Machtübernahme Adolf Hitlers auch in Danzig eine nationalsozialistische Regierung in das Senatsgebäude einzog. Unter den besonderen Danziger Verhältnissen bildete dieser Erfolg jedoch erst eine Etappe auf dem Wege zur endgültigen Beseitigung des Parteiunwesens.

Als die NSDAP. in der Volkstagsneuwahl von April 1935 mit einem Ergebnis von 60 v.H. aller Stimmberechtigten einen neuen großen Sieg errungen hatte, ging Gauleiter Albert Forster gemeinsam mit seinem alten Kampfgefährten, dem jetzigen Senatspräsidenten Arthur Greiser, daran, die überalterten und im Volke längst nicht mehr verankerten Oppositionsparteien endgültig auszuschalten. Dieses Ziel hatte keineswegs eine rein lokale Bedeutung. Hier in Danzig, außerhalb des Reiches, glaubten die beiden roten und die schwarze Internationale den geeigneten Ansatzpunkt zu einem Vorstoß gegen die nationalsozialistische Bewegung Deutschlands gefunden zu haben. Zentrumspfarrer, sozialdemokratische Gewerkschaftssekretäre, Kommunisten, Juden und ein kleines Häuflein hoffnungsloser Reaktionäre boten hier in gemeinsamem Haß gegen den Nationalsozialismus ein merkwürdiges Bild geschäftiger Zusammenarbeit. An sich wäre es ein Leichtes gewesen, diesem ganzen Spuk mit einigen wenigen, sicher geführten Streichen ein Ende zu bereiten, wenn die Oppositionsparteien nicht über einen Bundesgenossen verfügt hätten, der damals noch in der Lage war, dem Danziger Staat die größten Schwierigkeiten zu bereiten: der Völkerbund.

Man kann dieses Kapitel nicht behandeln, ohne einen kurzen Blick auf die Erfahrungen zu werfen, die Danzig in den ersten 13 Jahren seiner Existenz mit der Genfer Liga gemacht hat. Die "Freie Stadt" steht - formal gesehen - unter dem Schutze des Völkerbundes; dieser ist "Bürge der Rechtsstellung" Danzigs, wie sie in den Verträgen festgelegt ist. Die Entscheidung darüber, wann diese Rechtsstellung bedroht ist, unterliegt dem freien Ermessen des Völkerbundes. Da es im Wesen dieser Institution liegt, keine Frage gemäß ihrem sachlichen Inhalt zu behandeln sondern sie zum Objekt zu machen, mit dem politische Interessen ausgehandelt werden, war diese Schutzverpflichtung von vornherein von sehr problematischem Wert für Danzig. Bis zu dem Punkt, wo der Völkerbund etwa aus eigener Initiative Danzig gegen gewaltsame Übergriffe in Schutz genommen hätte, dehnte sich ein weiter Spielraum, in dem sich Polens Aktionen gegen Danzigs Rechtsgrundlagen ungehindert bewegen konnten. Die Schmälerung der staatlichen Rechtsbasis und der wirtschaftlichen Lebensgrundlagen durch Polen vollzog sich unter den Augen des Völkerbundes, ohne daß dieser aus eigener Initiative einen Finger im Sinne seiner Schutzpflicht gerührt hätte.

In den über hundert Danzig-polnischen Konflikten, in denen die schiedsrichterlichen Verpflichtungen der Völkerbundsinstanzen in Anspruch genommen wurden, fiel mit ganz wenigen Ausnahmen die Entscheidung nicht zugunsten Danzigs, des Schwächeren, zu Schützenden, sondern zugunsten Polens. Das Recht und die Paragraphen mußten stets den politischen Interessen der Mächte weichen, die den Völkerbund beherrschten - der Mächte von Versailles. In allen den entscheidenden Danziger Lebensfragen, die oben kurz geschildert wurden, war Danzig immer wieder in der Hoffnung auf die Erfüllung seines guten Rechts enttäuscht worden. Der Völker- [183] bund war stets der beste Bundesgenosse Polens in dem Kampf, den dieses, sein Mitglied, "mit den Paragraphen gegen die Verträge", "mit Versailles gegen den status quo", führte. Ausnahmen waren immer nur dann zu verzeichnen, wenn als Völkerbundkommissare von internationalen Interessenkreisen unabhängige Männer wie der Italiener Graf Gravina tätig waren, die durch das Gewicht ihrer Persönlichkeit dem Recht und der politischen Vernunft zur Geltung verhalfen. Doch da der Völkerbund weder gewillt noch fähig war, die Realisierung solcher für Danzig günstiger Schiedssprüche durchzusetzen, blieben auch diese auf die Dauer für Danzig ohne Wert.

Als nun dieser Völkerbund, der in 13 Jahren seine Schutzpflicht gegen Danzig konsequent versäumt, seine Pflicht zu objektiver schiedsrichterlicher Entscheidung in schamloser Weise verletzt hatte, plötzlich Ansprüche auf eine Kontrolle über innerstaatliche Angelegenheiten Danzigs geltend machte, war für die Führung Danzigs das Signal zur Abrechnung mit dieser Institution gegeben.

Danzig bleibt deutsch!
Die Wahlen zum Danziger Senat im April 1935 sind ein mächtiges Bekenntnis Danzigs zum Nationalsozialismus und zum Reich. Rechts oben: Gauleiter Albert Forster in einer Wahlversammlung. Rechts unten: Werftarbeiter hören den Gauleiter.
Gauleiter Albert Forster in einer Wahlversammlung

Werftarbeiter hören den Gauleiter

Der Ire Sean Lester, der seit 1934 das Amt des Völkerbundskommissars in Danzig innehatte, war ein typischer Vertreter der freimaurerischen Genfer Bürokratie. Da seit Regierungsantritt der Nationalsozialisten die schiedsrichterlichen Funktionen des Völkerbundes zwischen Danzig und Polen nicht mehr in Anspruch genommen wurden, begann sich Lester, der sich offenbar in der Rolle eines Sachwalters der internationalen Nazigegner gefiel, in immer stärkerem Maße einseitig zugunsten der Oppositionsparteien in die inneren Angelegenheiten Danzigs einzumischen. Da hierdurch diese aufbaufeindlichen Elemente, die infolge der ständig fortschreitenden Durchdringung der nationalsozialistischen Bevölkerung mehr und mehr an Boden verloren, künstlich am politischen Leben erhalten, andererseits die positive Arbeit der Danziger Verwaltung durch die ständigen Interventionen des der deutschen Sprache unkundigen Herrn Lester aufgehalten wurden, gestalteten sich die Verhältnisse immer unerträglicher. Im Jahre 1935 provozierte Lester bei einem Empfang deutscher Offiziere von der Besatzung des Panzerschiffes "Admiral Scheer" durch die Einladung von Verleumdern und Gegnern des Nationalsozialismus die Danziger Regierung, die deutsche Wehrmacht und deren Obersten Befehlshaber
Ehrenbegräbnis
Wie im Reich die nationalsozialistische Bewegung heranwuchs, so erfaßte sie auch das deutsche Danzig und kämpfte dort für Freiheit und Recht des Deutschtums und für eine kommende Neuordnung. Aus den Reihen der Danziger Nationalsozialisten gaben ihr Leben für Deutschland: Horst Hoffmann am 15. November 1931, Günter Deskowski am 12. Juni 1936, Paul Fressonke und Ernst Ludwig am 13. Juni 1936.
Adolf Hitler. Trotz energischer Reaktion seitens der Danziger Regierung fuhr Lester in der Unterstützung der regierungsfeindlichen Elemente fort, die unter seinem Schutz schließlich zu Angriffen auf Leib und Leben der Nationalsozialisten übergingen. Ein SA.-Mann mußte sein Leben lassen. Im Juli 1936 übergingen die Offiziere des Panzerkreuzers "Leipzig" auf höchste Weisung den Völkerbundskommissar bei der Reihe der offiziellen Besuche. Gauleiter Forster veröffentlichte aus diesem Anlaß einen Artikel im Danziger Vorposten, der die Frage der Stellung des Völkerbundskommissars so weit ins Rollen brachte, daß eine außerordentliche Ratstagung nach Genf einberufen wurde. Auf dieser denkwürdigen Sitzung erklang zum erstenmal seit Bestehen der Genfer Liga eine bis dahin nie gehörte Sprache: es wurde "deutsch gesprochen". Der Präsident des Danziger Senats, Arthur Greiser, kennzeichnete mit ungeschminkten Worten die Unfähigkeit und Nachlässigkeit, die der Völkerbund 13 Jahre lang bei der Erfüllung seiner Pflichten gegenüber Danzig bewiesen hatte, und schilderte die traurige Rolle, die Lester in Danzig spielte. Als Greiser seine Rede
Göring in Danzig
Führende Nationalsozialisten aus dem Reich kommen zum Wahlkampf nach Danzig und versichern der deutschen Stadt die Treue des Reiches.

Ministerpräsident Hermann Göring und der Stellvertreter des Führers Rudolf Heß in Danzig.
Heß in Danzig

mit einer deutlichen Revisionsforderung und mit der Erklärung schloß, daß es die Freie Stadt Danzig ablehne, jemals wieder zur Erörterung innerpolitischer Angelegenheiten vor dem Völkerbund zu erscheinen, horchte die ganze Welt auf. Denn eines wurde dadurch offenbar: hier sprach nicht allein das kleine Danzig, dies war Deutschland, das sich hinter ihm erhob und die Stelle einzunehmen begann, die der Völkerbund auszufüllen vorgab. Durch [184] den Mund Greisers wurde dort in Genf zum ersten Male ausdrücklich festgestellt, daß Danzig als ein Teil des damals 60 Millionen starken Deutschlands zu betrachten sei, unter dessen Schutz es sein Recht auf selbständige Gestaltung seiner Geschicke anmelde. Nach Abwicklung der unvermeidlichen Genfer Prozedur berief der Völkerbund den kompromittierten Lester ab, um sich durch den Ratsbeschluß vom 27. Januar 1937 endgültig aus Danzig zurückzuziehen: eine Kontrolle der inneren Angelegenheiten Danzigs gehöre nicht zu den Aufgaben des Völkerbundes und seines Vertreters in Danzig. Die Völkerbundfrage ist seitdem für Danzig endgültig erledigt. Sie konnte weder zum Kompensationsobjekt noch auch überhaupt zum Gegenstand irgendwelcher Verhandlungen mehr gemacht werden.

Durch diese Entwicklung war auch dem Unwesen der Danziger Oppositionsparteien die künstlich aufrechterhaltene Existenzgrundlage entzogen. Im Laufe des Jahres 1937 verschwanden ihre letzten Reste, wurden aufgelöst oder liquidierten sich selbst. Seitdem schreitet die Angleichung des innerstaatlichen Lebens in Danzig an das Deutsche Reich auf allen Gebieten fort. Alle wesentlichen nationalsozialistischen Gesetze sind in Danzig eingeführt, das ganze Leben der Öffentlichkeit in Politik, Kultur und, soweit die besonderen Verhältnisse es erlauben, auch in der Wirtschaft bewegt sich im gleichen Rhythmus wie im Großdeutschen Reich. Das Leben siegt über die Konstruktion. Eine innere Strukturwandlung hatte sich vollzogen, die auch für die äußere Situation einschließlich des Verhältnisses zu Polen auf die Dauer nicht ohne Folgen bleiben konnte.

Im Jahre 1933, nach der Machtübernahme durch Adolf Hitler, hatte die deutsche Regierung hinsichtlich der Politik gegenüber Polen zwei Möglichkeiten: Entweder die Revisionspolitik wurde festgesetzt, gegründet auf die klaren und von aller Welt anerkannten rechtlichen und moralischen Ansprüche Deutschlands in der Danziger und der Korridorfrage. Das hätte eine Fortsetzung der juristischen Prozesse in Genf und vor anderen internationalen Instanzen bedingt. Da auf Grund der geschilderten Erfahrungen davon höchstens eine Vertagung der Entscheidung und keine Änderung der an sich unhaltbaren Situation zu erhoffen war, wäre die Gefahr einer weiteren Zuspitzung der Verhältnisse an der Ostgrenze, die eine Weltkriegsgefahr in sich barg, unvermeidlich gewesen. Oder aber die nationalsozialistische Regierung versuchte unter Zurückstellung prestigemäßiger Gesichtspunkte auf der Grundlage der nun einmal vorhandenen Tatsachen ein erträgliches Verhältnis zu Polen zu finden. Im Interesse des Friedens in Osteuropa hat Deutschland im Jahre 1933 die zweite Möglichkeit gewählt, ein Entschluß, der angesichts der offenbaren Unpopularität einer solchen Außenpolitik für eine gerade ans Ruder gelangte nationale Regierung gewiß keine Kleinigkeit war und eben nur von einer Führung gefaßt werden konnte, die ein solches Vertrauen im Volke und eine so disziplinierte Gefolgschaft besaß, wie die nationalsozialistische. Es muß heute wieder mit aller Entschiedenheit betont werden, daß Deutschland an sich gar keine Veranlassung hatte, im Jahre 1933 auf eine Fortsetzung der antipolnischen Außenpolitik zu verzichten, denn erstens besaßen wir einen klaren, von allen einsichtigen Politikern der ganzen Welt mehrfach ausdrücklich anerkannten Revisionsanspruch und befanden uns, was speziell die Danziger Frage anbetrifft, rein juristisch in einer durchaus nicht ungünstigen Position, und zweitens hatten wir in der Zeit von 1920 bis 1933 mit allen Versöhnungsversuchen gegenüber Polen immer wieder die gleichen üblen Erfahrungen gemacht, indem entgegenkommende Haltung besonders wieder in der Danziger Frage stets als Zeichen der Schwäche gewertet und zur Ausweitung des polnischen Einflusses mit dem Ziel stärkerer Polonisierung ausgenutzt wurde.

[185] Es ist wichtig, sich gerade in der gegenwärtigen Situation diese psychologischen Voraussetzungen ins Gedächtnis zurückzurufen. Denn erst auf diesem Hintergrund tritt die Größe des Entgegenkommens gegenüber Polen und das Verdienst der Nationalsozialisten an der Aufrechterhaltung des Friedens in der notwendigen Klarheit hervor. Erst wenn man diese Voraussetzungen des Zeitabschnittes von 1920 bis 1933 in Rechnung stellt, wird es möglich, aus den Ergebnissen der von 1933 bis 1939 befolgten Politik der Versöhnlichkeit gegenüber Polen die richtige Bilanz zu ziehen und die Konsequenzen, die Adolf Hitler nunmehr aus dieser Bilanz gezogen hat, gerecht zu beurteilen.

Wie also sieht die Bilanz einer sechsjährigen deutsch-polnischen Verständigungspolitik auf dem Gebiet der Danziger Frage aus?

Von polnischer Seite wird heute als Erwiderung auf die deutschen Vorschläge bezüglich Danzigs und des Korridors geltend gemacht, daß niemals einseitige Zugeständnisse gefordert werden dürften, daß vielmehr ausschließlich die Gegenseitigkeit und der Geist des Vertrauens Grundlagen eines ehrlichen Verhältnisses bilden könnten. Nun, die deutsch-polnische Situation würde heute anders aussehen, wenn Polen während der vergangenen sechs Jahre in der Danziger Frage nach diesem Grundsatz gehandelt hätte. Einige Beispiele mögen diese Behauptung begründen.

Danzig hatte bekanntlich mit dem Jahre 1933 auf die Weiterverfolgung einer ganzen Reihe wohlbegründeter juristischer Forderungen verzichtet und alle formalen Bedenken zurückgestellt, ohne allerdings einen prinzipiellen Verzicht auf diese Ansprüche auszusprechen. Man hoffte, durch das Wegschieben dieser Paragraphendrähte schneller auf einen Weg gemeinsamer Interessen zu gelangen. Dieser loyalen Haltung entsprach das Verhalten auf polnischer Seite keineswegs. Im Gegenteil, die von Danziger Seite an den Tag gelegte Großzügigkeit in formal-juristischer Beziehung wurde mit einem unverändert starren Festhalten Polens an den juristischen Dogmen in der Danziger Frage beantwortet, wobei sich immer wieder die Tendenz zeigte, die völkerrechtliche Position des Danziger Staates im Sinne der polnischen These zu präjudizieren, daß Danzig nicht den Charakter souveräner Staatlichkeit besitze. Wer den diplomatisch-politischen Verkehr einigermaßen kennt, weiß sehr wohl, daß solche an sich belanglos scheinenden juristischen Präjudizierungen sehr oft zu weittragenden praktischen Folgerungen führen können. Die von Polen aus seiner juristischen These gefolgerte, mit den Vertragsbestimmungen unvereinbare Fiktion zum Beispiel, daß seine diplomatische Vertretung in Danzig den Charakter eines "Generalkommissariats" mit behördenmäßigen Funktionen auf Danziger Hoheitsgebiet besäße, hat erst jüngst bei dem Mordfall von Kalthof zu den bedenklichsten Folgen geführt. Was hier an einem aufsehenerregenden Fall einmal nach außen hin sichtbar geworden ist, hatte sich gerade in den sechs Jahren der Verständigungsära auf allen Gebieten dauernd wiederholt und zu unaufhörlichen Schwierigkeiten geführt, die für Politik und Wirtschaft die schwersten Belastungen mit sich brachten. Polen wußte auf diese Weise sechs Jahre lang systematisch alles zu sabotieren, was zu einer organischen Weiterentwicklung der verklausulierten und komplizierten Rechtsverhältnisse und zur Schaffung eines vernünftigen endgültigen Zustandes an der Weichselmündung hätte führen können. Der jetzt reichlich verspätet von Polen vorgebrachte Vorschlag eines deutsch-polnischen Kondominiums in Danzig kann über diese tausendfach zu belegende Tatsache keineswegs mehr hinwegtäuschen.

Auf der anderen Seite aber konstruierte Polen in diesen Jahren, wo die Überwindung des Parteiensystems ein Ausspielen der verschiedenen parlamentarischen Faktoren gegeneinander nicht mehr ermöglichte, von vornherein nach ebenso altbewährter Methode die Fiktion von einer [186] angeblichen Unterschiedlichkeit zwischen der Danziger Regierung und ihren ausführenden Organen. Auf diese Weise sicherte man sich einen Vorwand, der stets dazu dienen konnte, die Nichterfüllung etwaiger von der polnischen Seite neu übernommener Verpflichtungen zu begründen.

Auch auf sämtlichen anderen Gebieten wurde polnischerseits alles versäumt, was zu einer Ausräumung des Mißtrauens hätte führen können, in erster Linie natürlich auf dem Gebiet der Presse. Auch hier spielte übrigens das oben erwähnte Problem der "juristischen Fiktionen" Polens in der Danziger Frage eine entscheidende Rolle. Der polnischen Öffentlichkeit wurde in Presse und Publizistik ständig die Darstellung geboten, als sei Danzig kein selbständiges deutsches Staatswesen sondern ein integrierender Bestandteil des polnischen Staatsgebietes mit "autonomen" Privilegien, als sei der diplomatische Vertreter Polens in Danzig kein im Gesandten-Charakter befindlicher Diplomat sondern ein mit behördenmäßigen Vollmachten ausgestatteter "Generalkommissar" der polnischen Regierung für das "autonome" Danziger Gebiet; man täuschte dem polnischen Publikum ferner vor, daß in Danzig neben der deutschen Mehrheit eine "polnische Bevölkerung" existiere und nicht eine polnische Minderheit von 3,4 v.H. Es ist verständlich, daß sich die wirklichen Verhältnisse in Danzig, wenn sie aus gewissen Handlungen der Regierung oder Bekundungen der Bevölkerung ungeschminkt hervortraten, auf diesem vorgegaukelten Hintergrund besonders kraß ausnehmen mußten. Auf die so beeinflußte, ohnehin zu Phantastereien und irrealen Wunschträumen neigende polnische Patriotenseele mußte diese deutsche Wirklichkeit in Danzig geradezu herausfordernd wirken und zu der Schlußfolgerung führen, daß der tatsächliche Zustand eben nur aus dem "Nazi"-Terror gegen die arme, "eigentlich ja polnische Danziger Bevölkerung" zu erklären sei. Der verfolgte Zweck, den Haß gegen das deutsche Danzig zu nähren, wurde jedenfalls auf diese Weise hundertprozentig erreicht.

Haßerfüllte Inschriften auf polnischen 
Eisenbahnzügen
Aus dem Geist von Versailles bezieht Polen in den Jahrzehnten seiner Existenz Stellung gegen das Deutsche Reich und das deutsche Volk.
Haßerfüllte Inschriften auf polnischen 
Eisenbahnzügen
Haßerfüllte Inschriften auf polnischen Eisenbahnzügen, die polnische Demonstranten zum Fest des Meeres nach Gdingen bringen. (Aufnahmen im Danziger Hauptbahnhof.)
Haßerfüllte Inschriften auf polnischen 
Eisenbahnzügen
Das war die allgemeine Grundlage der Hetztätigkeit gegen alles Deutsche, die die polnische Presse nach einer kurzen Ära der offiziellen Einflußnahme in den ersten Wochen der Danzig-polnischen Annäherung ohne Unterschied der parteipolitischen Schattierungen in altgewohnter Weise fortsetzte. Alle Versuche, zwischen Deutschland oder Danzig einerseits und Polen andererseits allmählich eine Atmosphäre des Vertrauens zu schaffen, wurden systematisch torpediert. Die geringfügigsten Vorfälle in Danzig wurden aufgebauscht und in der unverfrorensten Weise entstellt. Das geschah übrigens mit wohlwollender Duldung von amtlicher Seite, um die stimmungsmäßige Grundlage für neue Forderungen an Danzig ohne polnische Gegenleistungen zu schaffen. Die Ablehnung solcher Forderungen sollte Danzig dann im Schein des bösen Willens zeigen, ihre Annahme jedoch eine Möglichkeit bieten zu ungestörter Weiterausdehnung des polnischen Einflusses auf Danziger Gebiet. Das bei den Danziger Stellen vorliegende Material über die verständigungsfeindliche Haltung der gesamten polnischen Presse in den Jahren 1933 bis 1939 würde ausreichen, um dickleibige Denkschriften zu füllen. Nur ein Beispiel sei hier angeführt. 1934, gerade in der Zeit der wichtigsten Danzig-polnischen Ausgleichsverhandlungen, schrieb der berühmte Ilustrowany Kurjer Codzienny zur Danziger Frage folgende goldene Worte: "Es ist nicht ohne Gefahr, in einer Munitionsfabrik Pfeife zu rauchen, sei es auch eine - Friedenspfeife!"

Die bemerkenswerteste Erscheinung auf publizistischem Gebiet war ein Buch des bereits mehrfach erwähnten ehemaligen diplomatischen Vertreters Polens in Danzig, Henryk Strasburger, das unter dem Titel Die Danziger Frage im Jahre 1937 erschienen war.4 [187] Die polnische Regierung hat seinerzeit das Erscheinen dieses Buches als außerordentlich peinlich empfunden. Allerdings nicht etwa deswegen, weil sie dessen Inhalt nicht billigte sondern weil darin das Pariser Programm von 1920 in allzu freimütiger Weise wiederholt und die Methoden "einer organischen Arbeit in Danzig" allzu offen dargelegt wurden. "Wer die polnisch-deutsche Verständigung aufrechtzuerhalten wünscht", so hieß es dort, "hat das Recht zu verlangen, daß in Danzig die Situation aufrechterhalten wird, die im Jahre 1933 bestand." Diese Forderung bezog Strasburger insbesondere auf die innenpolitische Entwicklung Danzigs, das heißt auf die Einigung der Bevölkerung der NSDAP. "Innenpolitische Kämpfe der Danziger sind geschickt zu benutzen, um ihre Aufmerksamkeit von Polen abzulenken und auf innere Streitfragen hinzulenken", so hieß es in der bereits erwähnten geheimen polnischen Denkschrift, die während der Amtszeit Strasburgers in Danzig im Jahre 1928 entstanden war. Und im Jahre 1937 schreibt Strasburger: "Nicht nur aus historischer Perspektive, sondern auch vom taktischen Gegenwartsstandpunkt ist das Einpartei-System eine Gefahr." Das Bestehen mehrerer Parteien schuf "ein für das polnisch-Danziger Zusammenleben günstiges Gleichgewicht". Da dieses Gleichgewicht durch die innenpolitische Entwicklung in Danzig aufgehoben sei, fordert Strasburger eine "politische Verfassung" mit neuen Garantien für die polnischen Berechtigungen in Danzig. Mit anderen Worten: Da durch die Beseitigung des Parteienhaders eine bequeme Möglichkeit für die Expansion des Polentums in Danzig geschwunden war, wollte Strasburger durch die Erweiterung der polnischen Rechte in einer neuen Verfassung einen Ersatz dafür geschaffen sehen. Da man in Danzig die polnischen Maximalforderungen von Paris niemals vergessen hatte, nahm man diese Ausführungen mit Interesse zur Kenntnis. Man war in eindringlicher Weise darüber belehrt worden, warum die polnische Regierung und ihre Vertretung in Danzig sich mit auffallender Konsequenz darüber beschwerten, daß das nationalsozialistische Prinzip der Totalität die polnischen Rechte beeinträchtige, die daher durch neue Rechtsfixierungen garantiert werden müßten. Strasburger hatte es von neuem deutlich gemacht, daß Polen nach wie vor an der Voraussetzung festhielt, Danzig könne seinen wirtschaftlichen Interessen nur dann dienen, wenn die dortigen inneren Verhältnisse eine ungehinderte Ausbreitung des polnischen Elements und dementsprechend eine fortschreitende Verdrängung der deutschen Bevölkerung aus allen wirtschaftlichen, politischen und sonstigen Positionen gestatten. Strasburger bezeichnet dieses ganz offen als "Vorbedingung für eine volle Ausnutzung des Danziger Hafens".

Die polnische Regierung bemühte sich vergeblich, diese Publikation als Auslassungen eines von persönlichen Motiven geleiteten Gegners des polnischen Außenministers Beck hinzustellen, die keinerlei Authentizität besäßen. Noch im gleichen Jahr nämlich erschien mit offener Billigung und Förderung amtlicher Stellen eine kleine populäre Broschüre Das Danziger ABC.5 Dort wurden die Thesen Strasburgers in populärer Form und in weniger vorsichtigen Formulierungen wiederholt. "Die krüppelhafte Zugehörigkeit Danzigs zu Polen", so heißt es dort, "müsse durch einmütiges Vorgehen besiegt", das heißt also in eine vollständige Zugehörigkeit verwandelt werden. Danzig besitze im polnischen Raum eine bevorzugte geographische Lage. Geographische Verhältnisse aber seien stärker als ethnographische, denn jene seien unabänderlich, diese jedoch nicht. "Die einfache Einverleibung des Danziger Hafens wäre [188] für die polnischen Interessen das bedeutend bequemere." Von dieser Feststellung ist kein großer Schritt bis zu den ebenfalls im Jahre 1937 in Posen auf einem Akademikerkongreß aufgestellten Thesen, daß die Grundlagen der Beziehungen Polens zu Danzig "nicht die Verträge sondern lediglich und ausschließlich unser Wille sei", daß "mit der Liquidierung der deutschen Okkupation in Danzig der Anfang gemacht" werden müsse und "die polnische Gewalt die Lebensrechte Polens in Danzig verteidigen wird". "Wir stehen auf dem Standpunkt, daß das Streben einer weitsichtigen polnischen Politik dahingehen muß, daß Danzig, einst unsere Stadt, wieder eine polnische Stadt werde."

Während also auf polnischer Seite stets versucht wurde, die Verständigungspolitik in Danzig an Voraussetzungen zu knüpfen, die nicht nur eine Aufrechterhaltung sondern sogar eine Erweiterung der polnischen Expansionsmöglichkeiten bedeutet hätten, ist deutscherseits von vornherein kein Zweifel darüber gelassen worden, daß der Sinn des deutschen Entgegenkommens nicht in einer Verewigung des unmöglichen Zustandes an der Weichselmündung zum einseitigen Vorteil Polens bestehen könne sondern in einem friedlichen Ausbalancieren der Interessen in dieser Überschneidungszone. Schon im Oktober 1933 hatte der Führer in einem Interview für den englischen Journalisten Ward Price betont, daß die Zugeständnisse in der Danziger Frage in der Hoffnung geschehen, "daß die beiden Nationen die sie betreffenden Fragen dereinst leidenschaftslos besprechen und verhandeln werden". Die damals von Adolf Hitler ausgedrückte Hoffnung wurde nicht erfüllt. Im Laufe der nach 1933 immer wieder in Angriff genommenen Verhandlungen über wirtschaftliche und andere Fragen hätte Polen mehrfach Gelegenheit gehabt, seinen ehrlichen Willen zu bekunden, den status quo in Danzig im Sinne der erwähnten Hoffnung zu einer dauerhaften Grundlage für die beiderseitigen Interessen auszubauen. Statt dessen offenbarte Polen in diesen Verhandlungen immer wieder Tendenzen, die nicht anders gedeutet werden konnten wie als getarnte Fortsetzung der altbekannten Polonisierungsbestreben. Auch hierfür seien wiederum nur die wichtigsten Beispiele angeführt.

Schon im Februar 1934, also gewissermaßen im schönsten Honigmonat deutsch-polnischer Verständigung, scheute sich Polen nicht, die Forderung von 1932 zu erneuern, daß ihm die Zollverwaltung auf dem Gebiet der Freien Stadt vollkommen übertragen würde. Selbstverständlich wurde das abgelehnt, weil die bis dahin gemachten Erfahrungen im Zollwesen deutlich genug gezeigt hatten, wohin ein solches Zugeständnis die Danziger Wirtschaft führen würde.

Die wahren Absichten, die Polen in der neuen Ära seiner Beziehungen zu Deutschland und zu Danzig verfolgte, waren also bald genug deutlich offenbar geworden. Sie bestanden darin, unter dem Deckmantel der "Verständigung", begünstigt durch die Nichtbefassung internationaler Instanzen mit der Danziger Frage und durch die Zurückhaltung des Reiches, das alte Ziel der allmählichen Durchsetzung Danzigs in um so verstärkterem Maße zu verfolgen. Das trat am krassesten während des sogenannten Währungs- und Zollkonflikts im Jahre 1935 zutage. Diesem seien, da er für die polnische Grundeinstellung zur Verständigungspolitik geradezu typisch war, hier einige ausführliche Betrachtungen gewidmet.

Die Danziger Regierung hatte sich im Mai 1935 infolge ständiger Angriffe auf die Danziger Währung, die deutlich von Warschau aus gestartet und gelenkt worden waren, gezwungen gesehen, den Gulden abzuwerten. Diese Abwertung war das einzige Mittel, um einer gänzlichen Zerrüttung der Währung durch rechtzeitige Ausbalancierung aus eigener Initiative zuvorzukommen. Die Vermutung, daß die Angriffe auf den Danziger Gulden von Warschau ausgegangen sind, wird durch das weitere Verhalten Polens in dieser Angelegenheit [189-196=Fototeil] [197] bestätigt: In den über dieses Problem geführten Verhandlungen rückte Polen unter dem scheinheiligen Vorwand großzügiger Hilfsbereitschaft mit der mehr oder weniger unverhüllten Forderung nach Einführung der polnischen Währung in Danzig heraus. Diese Forderung war eine logische Ergänzung der im Februar 1934 geforderten Übertragung der Danziger Zollverwaltung. Durch die Einführung des Zloty in Danzig wäre die Kreditgewährung an die Bank Polski übergegangen und damit der Polonisierung der Danziger Wirtschaft endgültig Tür und Tor geöffnet worden. Als sich die Danziger Regierung weigerte, das lebenswichtige Hoheitsrecht auf dem Gebiet der Währung aufzugeben, fuhr Polen schärferes Geschütz auf. Die polnischen Kohlenfirmen wurden gezwungen, ihre Kohlen nicht mehr über Danzig sondern ausschließlich über Gdingen auszuführen, was ein sehr bezeichnendes Licht warf auf die Behauptung von der angeblichen Unentbehrlichkeit des Danziger Hafens für Polen, insbesondere für dessen Export. Doch nicht genug damit! Am 21. Juli 1935 erließ die polnische Regierung eine Verordnung, wonach die Danziger Zollstellen nicht mehr für eine Verzollung derjenigen Waren zuständig sein sollten, die zum Verbrauch in Polen bestimmt waren; diese Waren seien vielmehr ausschließlich in Polen selbst zu verzollen. Das bedeutete nicht mehr und nicht weniger, als daß Polen bereits im Jahre 1935 praktisch auf die Benutzung Danzigs als Einfuhrhafen für das polnische Wirtschaftsgebiet verzichten wollte!

Damit hatte Polen inmitten der Ära der tiefsten deutsch-polnischen Verständigung von sich aus den status quo an der Weichselmündung, für dessen Aufrechterhaltung es jetzt die ganze Welt gegen Deutschland zum Kriege hetzen möchte, verletzt. Es tat dies mit Mitteln, die nach den bestehenden Verträgen, die Polen heute als lebensnotwendige Grundlage seiner Existenz hinzustellen sucht, ausdrücklich als "actions directes" verboten sind. Durch Methoden, die man heute als "Methoden der Aggression" bezeichnen würde, hat Polen somit im Sommer 1935 den Versailler Vertrag einseitig gebrochen, der Danzig zum einzigen Zugang Polens zum Meer bestimmt und deswegen vom Deutschen Reich getrennt hatte.6 Es wiederholte damit einen Akt, den es bereits im Jahre 1924 durch den Bau Gdingens vollzogen hatte, und entzog dem jetzigen Zustand an der Weichselmündung die einzigen rechtmäßigen Voraussetzungen. Die Handlungsweise Polens im Jahre 1935 hat die zahlreichen Beweise gegen die Behauptung Polens von der Unentbehrlichkeit Danzigs für seine Wirtschaft um ein neues schlagkräftiges Beispiel bereichert.




Anmerkungen

4Vgl. "Danzigs Antwort an Herrn Strasburger", Ostlandberichte, Jg. 1937, Nr. 1. ...zurück...

5St. Zalewski, Abecadlo Gdanskie. Warschau 1937 im "Verlag der See- und Kolonial-Liga". Zalewski war der mutmaßliche Verfasser der polnischen Danzig-Denkschrift von 1928 und seinerzeit unter Strasburger Mitglied der diplomatischen Vertretung Polens in Danzig. ...zurück...

6Selbst Strasburger kommt zu diesem Urteil: "Diese Tat der polnischen Regierung... bedeutete nicht mehr und nicht weniger als die Zerreißung der polnisch-Danziger Zollgemeinschaft und tastete daher die grundlegende Vorbedingung unseres Zuganges zum Meer und die grundsätzlichen Berechtigungen an, die uns durch den Versailler Vertrag zuerkannt wurden.", a. a. O., S. 34. ...zurück...

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