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Tatsachen des Grauens

Man kann diesen spannenden Bericht nur mit tiefer Bewegung lesen. Man kann ihn immer und immer wieder lesen. Halten wir fest, was er ein für allemal unwiderleglich beweist, und fassen wir es in einigen Kernsätzen zusammen.

1. Der Gesundheitszustand der Volksdeutschen war den polnischen Machthabern und ihren Schergen völlig gleichgültig. Viele von ihnen mußten in leichter Kleidung und in jeder Beziehung völlig unausgerüstet den Marsch antreten und durchführen. Der Wille zur Zerstörung von Gesundheit und Lebenskraft der Volksdeutschen ist tausendfältig erwiesen.

2. Die furchtbarste Tat, die Ermordung des doppelseitigen Prothesenträgers und seiner Familie, zeigt die Verrohung der Polen auf dem Gipfel. Die Untersuchung der Leichen hat die Tatsache ihrer absichtlichen Ermordung erwiesen.

3. Die Alten und Gebrechlichen und die Frauen wurden genau so mitgeschleppt wie die rüstigen Männer. Dies offenbart die rücksichtslose Grausamkeit der Polen.

4. Gesundheitliche Schäden durch Steine und andere Wurfgeschosse und Hiebwaffen aller Art gehörten zum Programm sowohl der Begleitmannschaften des polnischen Militärs wie der aufgehetzten Massen.

5. Die Ernährung wurde absichtlich unzureichend und unzweckmäßig eingerichtet. Rohe Kohlrüben, unreifes Obst, Trinken von typhusverdächtigem Wasser mußten zu gesundheitlichen Schädigungen führen. Den Polen war das gleichgültig.

6. Die übermäßige Anstrengung auf den Märschen, die zum Teil bis 20 Stunden ununterbrochen durchgeführt wurden, führte zwangsläufig zu Leiden, die sich zum Teil erst später herausstellten.

[20] Daß Menschen soviel aushalten können, wie es der Bericht von Dr. Weise schildert, wird denen, die im gewöhnlichen Leben stehen, unverständlich sein. Es erwachen da Kräfte, die sonst schlummern, und sie konnten bei den Volksdeutschen nur erwachen, weil sie von dem unbesiegbaren Gefühl ihres Deutschtums beseelt waren, und weil ihnen das hohe Ziel der Befreiung winkte.

Die Truppe, in der Dr. med. Weise mitmarschieren mußte, war nicht die einzige im Posener Gebiet, dem jetzigen Warthegau. Wenn ein deutscher Flieger mit scharfem Glas auf die weiten, meist waldlosen Gebiete des Warthegaues niedergeschaut und dort nach den marschierenden und herumirrenden Volksdeutschen gesucht hätte, so hätte er eine große Anzahl von Truppen gefunden. Zwischen polnischen Flüchtlingsmassen, die fast oder ganz ohne Begleitmannschaften nach Osten zogen, ergoß sich der wachsende Hauptstrom der volksdeutschen Flüchtlinge. Dazwischen aber fanden sich kleinere Gruppen, aus der Laune der dörflichen oder kleinstädtischen Gewalthaber zusammengeschleppt, zu jeder Tag- und Nachtzeit aus ihren Wohnungen und Betten gerissen, meist ohne die Möglichkeit, notwendige Dinge zusammenzupacken und von den Lieben Abschied zu nehmen.

Soweit sich die Märsche im Warthegau heute übersehen lassen, hat sie die Zentrale für die Gräber ermordeter Volksdeutscher beim Reichsstatthalter im Warthegau Mitte November in folgender Aufstellung zusammengefaßt: "Nach hier eingegangenen Berichten gab es drei Interniertenzüge. Zu dem ersten Zug gehörten die Kreise Czarnikau, Kolmar, Obornik, Gnesen, Mogilno und Strelno mit rund 600 Internierten. Dieser Zug ist bis kurz vor Warschau gekommen. Es fehlen noch etwa 300 Internierte.

Der zweite Verschlepptenzug umfaßt die Kreise Wollstein, Neutomischel, Birnbaum, Samter, Posen-Land und Stadt mit etwa 300 Volksdeutschen. Dieser Zug kam bis nach Kutno. Von ihm wurden am 6. September etwa 80 Verschleppte abgesondert, angeblich um in den Heeresdienst zu kommen. Aus diesem Zug fehlen noch etwa 150 Volksdeutsche.

Der dritte Zug umfaßt die Kreise Lissa, Rawitsch, Gostyn, Jarotschin, Krotoschin, Kosten, Schroda, Schrimm, Wreschen mit etwa 600 Volksdeutschen. Die Marschrichtung war Turek. Es fehlen etwa 300.

Es wird angenommen, daß diese Vermißten aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr am Leben sind. – Es ist unmöglich, schon jetzt einen abgeschlossenen Tatsachenbericht zu geben. Die Angaben machen wir auf Grund hier eingelaufener Berichte zurückgekehrter Verschleppter. Es laufen immer wieder neue Berichte ein mit der Angabe, daß in der Gegend von Turek, Kutno bis kurz vor Warschau viele Massengräber vorhanden sind. Täglich [21] treffen neue Anmeldungen über Verschleppte und noch vermißte Volksdeutsche ein.

An der Ermordung haben sich überwiegend polnische Offiziere und Soldaten sowie Polizisten beteiligt. Viele von den Verschleppten sind auf ihre Veranlassung vom Pöbel erschlagen worden. Aus den zahlreichen Berichten ist zu ersehen, daß sich das polnische Militär in erster Linie daran beteiligt hat. Es sind hier etwa 200 Berichte eingelaufen."

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Höllenmarsch der Volksdeutschen in Polen.
Nach ärztlichen Dokumenten zusammengestellt von Dr. Hans Hartmann.