[VII] Ist Deutschland der allein Schuldige? Hat es allein Kriegsverbrechen begangen? Zur Beurteilung dieser Frage seien nachstehende Stimmen angeführt. Der Franzose Clémenceau in der Mantelnote zum Friedensvertrage vom 16. Juni 1919:
"... Damit nicht zufrieden, sind sie mit kühler Überlegung zu einer Reihe von Hinrichtungen und Brandstiftungen geschritten, mit der einzigen Absicht, die Bevölkerung zu terrorisieren und sie eben durch die Scheußlichkeit ihrer Handlungen zu bändigen. Der Franzose Vaillant-Couturier in der "Populaire", Februar 1920:
"... Ihr habt alle die feindlichen, von unseren schwarzen Soldaten verstümmelten Leichen gesehen. Ihr habt auch feststellen können, mit welcher Befriedigung die Weißen davon gesprochen haben, die sie zum Angriff geführt haben. Ich kenne die Namen von französischen [VIII] Kommandanten, die in einer Schlucht deutsche Kriegsgefangenen, die entwaffnet waren, erschießen ließen und die für diese Tat eine Beförderung erlangten. Ich kenne einen Reiter, der von seinem Pferd gesprungen ist, um mit einem Revolverschuß einen Bayern niederzustrecken, der unter Bewachung in einer Schlucht vor ihm herging. Der Franzose Gustave Hervé in der "Guerre sociale" vom 13. Januar 1915:
"Die Geschichte der Evakuationslager ist kein Ruhmesblatt in der französischen Geschichte. Auch Maurice Barrés, ein alter Gegner Deutschlands, tritt in dem "Echo de Paris" vom 27. Januar 1915 für eine menschenwürdige Behandlung der Deutschen – hauptsächlich allerdings der Elsässer – ein: er redet von den "schmutzigen Löchern", in denen die Deutschen untergebracht seien, von den "unmenschlichen Konzentrationslagern, den Stätten des Elends." Der französische Lyriker Edouard Dujardin äußert sich wie folgt:
"An das deutsche Volk! Großes Unrecht ist Euch geschehen. Nicht, daß dieser Friede Euch körperlich erniedrigte: Er schändet eure Seele! Und dies zu ertragen ist für das Gewissen einiger Franzosen unmöglich. Bis heute, den 28. Juni, Tag der Friedensunterzeichnung, hat es einige Franzosen gegeben, denen Ziel des Lebens war: die Versöhnung. Von heute ab, dem 28. Juni, Tag der Friedensunterzeichnung, ist dies Ziel ein zweifaches geworden: Die Versöhnung wie immer, und die Wiedergutmachung des Unrechts, das euch geschah! Und auch das wird nicht zuletzt ein gutes Werk für das unglückliche Frankreich sein." Ein Engländer im "Manchester Guardian", Februar 1920:
"Die ganze Kriegsführung ist übrigens mit der Dauer immer barbarischer geworden, und die Methoden, die man jetzt den [IX] Deutschen vorwirft, sind von den Alliierten bald weit überflügelt worden." Die neutrale norwegische "Ukeno Revy" über die über Deutschland von der Entente verhängte Hungerblockade:
"Man beklagt also nicht, daß die völkerrechtswidrige Waffe der Hungerblockade unvermeidlich auch Kinder treffen muß. Man stellt im Gegenteil mit Genugtuung fest, daß die Kinder besonders hart getroffen werden, und nicht nur die jetzt lebenden Kinder, sondern die noch ungeborenen im Mutterleibe und die in den nächsten Jahren zur Welt kommenden. Die Rasse wird verkrüppelt, sie hat als Konkurrent ausgespielt. Ein neutraler Kritiker in der schweizerischen "Ostschweiz" vom 19. Mai 1919:
"Erschütternd erhebt sich wieder das gräßliche Bild Ugolinos von der schwarzen Wand der heutigen Geschichte. Ein solches Bild hat auch Dantes gewaltige Phantasie nicht auszuhecken vermocht, daß ein ganzes Volk unschuldig, kläglich verderben soll. Wie mag Nero sich schämen, ob seiner Stümperhaftigkeit!" Neutrale Stimmen im "Berner Tagblatt" vom 5. Dez. 1918:
"Die Nachrichten, die zum Teil aus ententistischen Quellen aus dem besetzten deutschen Gebiet zu uns kommen, sind herzzerreißend. Nachdem man die Welt vier Jahre lang mit zum Teil erfundenen deutschen Greueln gegen die "Barbaren" aufgebracht hat, scheuen sich gewisse Träger der Zivilisation nicht, in den friedlichen Gebieten, die ihnen die Wilsonschen Bedingungen zur vorübergehenden Besetzung ausliefern, Ausschreitungen zu begehen, die härter und gewaltsamer sind, als man je den deutschen Truppen während des Krieges vorwerfen konnte. All dies geschieht nach Beendigung des Krieges, bei Beginn der Friedensverhandlungen, nicht etwa im Rausche der Kriegswut, am Beginne eines Feldzuges, sondern im Frieden. [X] Schließlich darf noch an das berühmte Wort erinnert werden, das Lord Derby 1857 ausgesprochen hat:
"Wir bestehen auf der Befolgung des Völkerrechts, wenn es uns nützlich ist, im andern Falle setzen wir uns unbekümmert darüber hinweg." Eigene Volksgenossen, Engländer, Neutrale zeihen Clémenceau also der Lüge, wenn er Deutschland einseitig als Verbrecher hinzustellen sucht. Wo liegt nun die Wahrheit? Die nachstehenden Uebersichten werden hierüber Aufschluß geben. Sie bieten nur Beispiele, können natürlich weder vollständig, noch erschöpfend sein, denn die Verbrechen und Vergehen der Ententemächte zählen nach Tausenden. Jede der dargestellten Spalten könnte, wenn Raum und Zeit dazu vorhanden wären, beliebig erweitert werden. Die vorliegende Schrift soll – das muß hier besonders betont werden – keine Hetzschrift sein. Das hat das deutsche Volk bei der klaren Rechtslage nicht nötig. Es will auch jetzt in Friede mit allen Völkern leben und sich dem Wiederaufbau widmen. Die Schrift soll nur das deutsche Volk und die Welt, gleichgültig ob ehemalige Feindmächte oder Neutrale, über den wahren Sachverhalt aufklären. Wenn dann sich die Entente nach ehrlicher Prüfung mit ernstem, mannhaftem Wollen auf den reinen, durch keine politischen Nebenabsichten getrübten Boden des Rechts stellt, dann wird auch ihr die Erkenntnis kommen,
daß die einseitige, meist auf phantastische, unter der Kriegspsychose entstandene Grundlagen sich stützende Anklage gegen Männer, die nur das bedrängte Volk vor dem Untergange retten wollten, ein bitteres Unrecht ist. Dann wird sie auch einsehen, daß auch die Forderung, diese Männer jetzt einseitig vor Gericht zu stellen, eine jedem menschlichen Empfinden hohnsprechende, in der Weltgeschichte unbekannte Maßnahme ist, die für die Kultur der Welt keinen Ruhmestitel, sondern eine ewige Schande bedeuten wird. An die Offizierskorps der ganzen Welt, auch die der Feindmächte, mit denen ein unerhört tapferes Heer, das sich bis zum letzten Blutstropfen der ungeheuren Macht entgegenstellte, in treuester, aufopferungsvoller Weise die Waffen kreuzte, wenden wir uns besonders. Wir, die wir fünf Jahre lang, stets den Tod vor Augen, uns gegenüberstanden, wir können immer noch nicht glauben, daß die Millionen unserer wehrhaften Feinde in dieser Frage ihren Mannesmut verleugnen und das widerrechtliche Verlangen ihrer Regierungen unterstützen wollen. Darum rufen wir Euch zu, seid ehrlich, seid wieder wahre Soldaten, die ihren Ehrenschild mit einem solchen Tun nicht beflecken wollen.
Möchte die Entente sich über die Einseitigkeit ihrer Anklagen klar werden, dann wird sie auch am besten zum Wiederaufbau des schwerringenden Europas, zur Versöhnung und zur Wiederherstellung der Grundlage allen Lebens, des unbeeinflußbaren, durch nichts zu beugenden Rechtsbegriffs beitragen.
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