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Der Bromberger Blutsonntag
im September 1939, oder "Die gezielte Provokation zu Beginn des Zweiten Weltkrieges." Wie es damals wirklich war.


Teil 10 - Von den Greueltaten in Bromberg:
9 Tage Mißhandlung, Qual und Tod

1. Entnommen aus dem Buch: Schreckenstage in Polen - Schwestern-Erleben im September 1939; ersch. im Spener-Verlag in Marburg/Lahn 1940.

"Schwester E. S., Bromberg, den 10. Dezember 1939:

Als eine dem Tode Entronnene grüße ich Dich und Euch alle, meine lieben Schwestern.

Aus den Zeitungen werdet Ihr gewiß Verschiedenes erfahren haben, wie es hier zuging. Hätte es noch länger gedauert, so wäre kein Deutscher mehr übriggeblieben. Voll Dank, aber auch zugleich in tiefer Trauer sammelte sich heute das übrige Häuflein im Gottesdienst, um Gott für seine Errettung zu danken.

Unbeschreibliches Elend und Grausamkeiten sind ringsherum angerichtet worden! Wir vermissen noch unsere Geschwister K., den 75jährigen Vater und seine Tochter, ferner Frau L. aus Wilhelmsort und ihre Tochter, die als Flüchtlinge bei ihnen waren, sowie Familie B. und zwei ältere Damen aus demselben Hause. Sie alle wurden wie Vieh weggetrieben. Der Bruder von Frau B. hat nicht gleich das "Hände hoch!" verstanden und wurde auf der Stelle erschossen. An der Friedhofsmauer in der Grunwaldska habe ich ihn liegen gesehen. Herr S. und Sohn aus Jägerhof sowie seine Tochter aus Schwedenhöhe sind auch erschlagen worden. Ihr Bruder aber machte sich durch Bewegungen mit dem Fuß bei Vorübergehenden bemerkbar, die sich dann seiner annahmen, und auf diese Weise ist er vom Tod errettet worden. Geschwister A. sind ebenfalls ums Leben gekommen und viele, viele um uns her. Unser H. Sch., 14 Jahre alt, ist auch unter den Erschlagenen. 51 Deutsche wurden allein in Jägerhof an einem Tag in Massengräbern bestattet. Darunter befand sich auch der bis zur Unkenntlichkeit zugerichtete Pfarrer K. Am Tage darauf wurde auch Herr F. beerdigt. Frau B. ist auch vermißt. Zwei Vettern von mir liegen auch unter den Erschlagenen."


2. Von Gotthold Starke, dem früheren Chefredakteur der Bromberger Deutschen Rundschau. (Aus dem Buch Auf den Straßen des Todes. Leidensweg der Volksdeutschen in Polen; von Dr. Fritz Menn, ersch. im Verlag v. Hase u. Koehler (Leipzig) i. J. 1940.)

Massenhaft erschlagene und erschossene Volksdeutsche vor Warschau.
Massenhaft erschlagene und erschossene Volksdeutsche vor Warschau. Verstreut an Straßen, auf Feldern und in Wäldern. Aufgefundene werden am Sammelort rekognosziert.
"Von Xenophons Anabasis angerechnet kennt die Geschichte viele Gewaltmärsche, in denen die Menschen ihre letzte Energie zur Erreichung des Zieles hergegeben haben. Und doch steht dieser Marsch von Bromberg bis über Lowicz hinaus, von dem ich hier als Teilnehmer spreche, in der Geschichte fast beispiellos da, so grausam waren seine Begleiterscheinungen, so niederträchtig seine Beweggründe, so verhängnisvoll seine Folgen. Der Marsch ging über rund 240 Kilometer. Er begann am 2. September 1939 in Bromberg und endete am 9. September nachmittags in Lowicz. An ihm nahmen Frauen und Männer, Greise von mehr als achtzig Jahren, und Säuglinge von wenigen Wochen teil. Die Zahl der mitmarschierenden Deutschen wird auf 4000 geschätzt; von Tag zu Tag war die lange Heersäule größer geworden. Die im Stadt- und Landkreis Bromberg verhafteten Deutschen waren das erste Glied in der langen Kette der Gefangenen, die aus dem ganzen Korridorgebiet durch das nördliche Kongreßpolen bis vor die Tore Warschaus getrieben wurden. Noch hallen in unseren Ohren die Schüsse wider, mit denen die Kameraden niedergestreckt wurden, die den Weg durch Durst und Hitze nicht mehr fortsetzen konnten. Und auch das wissen wir: daß ein beträchtlicher Teil von denjenigen Volksgenossen, die wie durch ein Wunder gerettet wurden, so schwere Störungen an ihrer Gesundheit mit nach Hause bringen, daß ihr Leben auch in Zukunft noch unter dem nachhaltigen Einfluß jenes Höllenmarsches nach Lowicz stehen dürfte."


3. Entnommen dem Buch: Er hilft uns frei aus aller Not. Erlebnisberichte aus den Septembertagen 1939. Im Auftrage des Evangelischen Konsistoriums in Posen herausgegeben von Lic. Dr. Richard Kammel. Ersch. 1940 im Lutherverlag Posen.

Der seinerzeit über die Grenzen Polens hinaus bekannte Generalsuperintendent D. Blau sagte damals - im Spätherbst 1939 - in einem Geleitwort hierzu folgendes:

Die ermordeten Pastoren.
Die ermordeten Pastoren von Bromberg.
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"Die Septembertage des Jahres 1939 sind in das Buch der Geschichte unserer evangelischen Kirche mit Blut und Tränen geschrieben. Diese Schrift ist freilich nicht neu. Wer die Geschichte des Evangeliums in Polen kennt, der weiß, daß auch das 17. und 18. Jahrhundert Zeit der Verfolgung war. Bromberg hat schon einmal am 22. April 1654 ein Blutbad erlebt, bei dem alle Evangelischen niedergemetzelt wurden! Auch damals waren die Pfarrer besonders Gegenstand des Hasses, so daß ein Bericht um 1680 sagt: 'Unsere Pastoren sind wie Schlachtschafe. In Orten gemischter Bevölkerung müssen sie Schläge hinnehmen. In ihren Häusern sind sie nicht einmal sicher, sondern darinnen überfallen und mit Prügeln und Peitschen fast zu Tode geschlagen worden.' Und auch damals schon fand man die Vermißten als Opfer polnischer Grausamkeit, wie in einem kleinen Gehölz bei Posen 1769 dreizehn Gehenkte gefunden wurden, und ein Reisender am 12. Dezember 1767 berichtet, daß an einer wiederausgegrabenen Leiche eines Kandidaten der Theologie 'die eingeschlagene Hirnschale, der zerbrochene Arm und viele andere Kennzeichen der verübten Grausamkeit den gewaltsamen Tod zur Genüge an den Tag legten.' Man fühlt sich um Jahrhunderte zurückversetzt, wenn man von den grauenhaften Ermordungen unserer Volks- und Glaubensgenossen in der Gegenwart hört.

Noch können wir nicht die ganze umfassende Größe der unseren Kirchengemeinden zugefügten Verluste an Gut und Blut übersehen. Die nachfolgenden Blätter [hier die über mehrere Seiten verteilten Photos; Anm. d. Scriptorium] geben nur EINZELBILDER aus dem ungeheuren Material, das uns vorliegt, aber sie sind ANTWORT auf viele an uns ergangene Fragen und Aufforderungen, über das Geschehene zu berichten.

Von den Polen verstümmelte Deutsche.
Wie sich die Bilder gleichen... Ein Dokumentarfoto aus der Zeit des dritten Aufstandes in Oberschlesien - Mai/Juni 1921. Von den Polen verstümmelte Deutsche (Stock, von Bracken, Skriba), die von dem englischen Kapitän Riddle (links) und dem italienischen Leutnant De Martino bei Malapane gefunden wurden.
Wir haben uns nur auf Bilder aus dem Kreise unserer Glaubensgenossen, Pfarrer und Gemeindemitglieder beschränkt. Mit Recht. Nicht nur, daß der bei weitem größere Teil der Ermordeten und Umgekommenen evangelischen Bekenntnisses war, so müssen wir leider auch feststellen, daß der Grund für ihre Ermordung nicht zum kleinsten Teil ihre evangelische Glaubenshaltung gewesen ist. Die polnische Öffentlichkeit, vielfach von katholischer Seite verhetzt und aufgewiegelt, sah von jeher in unserer evangelischer Kirche und ihren Pfarrern die LANDESVERRÄTER und VOLKSFEINDE. Sie wußte, in welcher engen Verbundenheit bei uns Volkstum und Kirche standen, wie das Volk an der Kirche seinen stärksten Halt und im Evangelium seine beste Kraft besaß, und wie in der Zeit, in der die führende Schicht unseres deutschen Volkes immer mehr vermindert und einflußlos gemacht worden war, die geistliche und geistige Führung bei der Kirche und ihren Pfarrern lag. Wer die Herde zerstreuen will, muß die Hirten schlagen. Hierin finden wir die Erklärung für den starken Blutverlust unserer Kirche, aber auch das Recht, von einem MÄRTYRERTUM zu sprechen, das nicht nur um des Volkstums, sondern auch um des Glaubens willen die beklagenswerten Opfer jener Tage traf."



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Teil 11 - Polen war entschlossen,
bereits im März 1939 allein loszuschlagen

An diesen systematisch hochgezüchteten Verfolgungsmaßnahmen gegenüber den Volksdeutschen trifft den Deutschenhasser Rydz-Smigly und seine intellektuelle Beraterclique die denkbar größte Schuld. In den vom Auswärtigen Amt in Berlin i. J. 1939, Band 2, herausg. Dokumenten zur Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges kann der Leser auf Seite 400 nachlesen, daß Polen bereits im März 1939 entschlossen war, allein loszuschlagen. Rydz-Smigly hatte in einem vom New Chronicle am 19. Juli 1939 veröffentlichten Interview der amerikanischen Journalistin Mary Heaton Vorse zur DANZIGFRAGE folgendes gesagt:

"Sofern die Deutschen weiter bei ihren Anschlußplänen beharren werden, wird Polen den Kampf aufnehmen, sogar wenn es allein und ohne Bundesgenossen sich schlagen sollte... Die Einnahme Danzigs durch die Deutschen wäre eine Handlung, die uns an die Teilung Polens erinnert. Aus diesem Grunde habe ich vor vier Monaten die Mobilisierung angeordnet... Glauben Sie mir bitte, daß die Mobilisierung nicht nur eine Demonstration war. Wir waren damals zum Kriege bereit, wenn das notwendig gewesen wäre..."


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Wie es damals wirklich war