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Ostmark und Sudetenland kehren heim

In den ersten Frühjahrstagen des Jahres 1920 rollten durch das enge Etsch- und Eisacktal lange Transportzüge nach Norden, gegen den Brenner. Sie brachten Tausende von ehemaligen österreichisch-ungarischen Soldaten aus der Kriegsgefangenschaft in die Heimat zurück. Abgemagert und hohlwangig, die ausgemergelten Gestalten in längst zerlumpten, zerfransten und nur da und dort durch fremde Uniformstücke ersetzten Monturen, hockten sie in den Viehwagen und starrten mit müden, noch immer unsicheren Blicken in die Hochgebirgslandschaft hinaus, in der sie durch Jahre gekämpft hatten und in deren stillen Tälern und schweigenden Abgründen ebenfalls Tausende ihrer gefallenen Kameraden lagen. Tagelang, wochenlang schoben die mächtigen Hochgebirgslokomotiven die endlosen Wagenreihen pustend und stampfend die stetig starker ansteigende Bahnlinie hinauf. Sie führten Ruthenen und Polen, Slowaken und teilweise auch Magyaren in die Nachfolgestaaten der Habsburgermonarchie zurück. Dann rollten eines Tages auch Züge mit deutschen kriegsgefangenen Soldaten heran, Wiener und Steiermärker, Söhne der Donaugaue, Salzburger, Tiroler und Vorarlberger wurden von gutmütigen italienischen Begleitmannschaften bis [283-284=Fotos] [285] zur Grenze gebracht. Als letzte führten diese Transportzüge jedoch deutsche Soldaten aus den Sudetengauen und aus Mähren über die Brennerlinie herauf. Wie diese Züge aber an den wenigen Stationen der Tiroler Strecke haltmachten, ließ das Begleitkommando nicht wie bisher die Bevölkerung bei der Verteilung von Liebesgaben an die ehemaligen eigenen Soldaten gewähren. Scharfe Kommandos in einer den Ohren ehemaliger österreichisch-ungarischer Soldaten wohlbekannten Sprache ertönten. Eilig zogen Mannschaften in italienischen Uniformen, aber mit breitknochigen, unter die Alpinihüte wenig passenden Gesichtern einen Sperrkordon vor die Reihen der Waggons, und nun wehrten gefällte, mit aufgepflanzten Seitengewehren bewehrte Karabiner jeden Annäherungsversuch der Bevölkerung an die Kriegsgefangenen ab.

Diese Begleitkommandos, die die deutschen Soldaten aus dem Egerland, aus Komotau, von Reichenberg, aus den Tälern des Riesen- und Altvatergebirges, vom Böhmer Wald und den satten Ackerlandschaften Südmährens auf dem Heimtransport aus den Gefangenenlagern bewachten, waren - tschechische Legionäre. Deserteure führten die deutschen Weltkriegskämpfer des Böhmer Landes als "Kriegsgefangene" in die eigene Heimat zurück. Glich solches Geschehen nicht einem furchtbaren Faustschlag, der die Ehre jedes einzelnen dieser deutschen Soldaten auf das beleidigendste traf? Wohl niemals in der Geschichte haben Fahnenflüchtige die Männer, die ihrem Eid treu geblieben waren, als "sichtbares Zeichen" des von ihnen erfochtenen Sieges in ein Land heimgebracht, das den Gefangenen dank des Verrates der Überläufer ein neues "Vaterland" werden sollte. Ein Vaterland, das die Heimkehrer als "Kriegsgefangene" aufnahm und von ihnen und ihren Söhnen schon vielleicht den gleichen Blutzoll verlangte, dem sich die Gründer des neuen Vaterlandes durch Fahnenflucht entzogen hatten! Allein dieser Hinweis auf das Schicksal aus dem Weltkrieg heimkehrender deutscher Soldaten des Sudetenlandes zeigt den moralischen Widersinn einer Staatsidee an, die sich Grundsätze eines Benesch und Masaryk zu eigen machte. So wie die Lüge überall bei der Gründung des "tschechoslowakischen" Staates Pate stand, so war es hier auch ein zu Ehren gebrachter Senat, der aufrechte Männer für die Treue zum Eide bestrafte. Daß diese Handlungsweise bei den Betroffenen aber nur den Haß des verletzten naturgegebenen Ehrgefühles auslösen mußte, war eine selbstverständliche Folge. Soldaten, die in den Reihen der Egerländer, Komotauer, Reichenberger, Troppauer und Znaimer Regimenter gefochten, die der Nation den größten Hundertsatz des geopferten Blutzolles dargebracht hatten, beantworteten den Schimpf, der ihnen durch die aus Überläufern zusammengesetzte erste Wehrmacht dieses Staates angetan [286] wurde, nur mit dem unerschütterlichen Willen eines Kampfes bis zur Vernichtung.

Aus dieser Grundhaltung heraus, die in dem tschechoslowakischen Staat nur eine Krönung des am geflossenen deutschen Blute vollbrachten Verrates sah, trugen die Heimkehrer des Krieges die Parole vom Selbstbestimmungsrecht ihres Volkstums in den Nationalitätenkampf des tschechoslowakischen Staates. Und so wie es stets, wenn Lüge und Wahrheit miteinander in Fehde geraten, es der Lüge anfänglich gelingt, die Wahrheit durch das Netz ihrer Fälschungen und Intrigen zu ersticken, so zog auch im Kampf des deutschen Volkes der Sudetenländer die Beneschlüge erst Masche um Masche ihres Truggewebes um die deutsche Wahrheit zusammen. Mit Blut und Gefängnisqualen, mit der furchtbaren Verpflichtung der Jugend, in der Uniform der "Kriegsgefangenenwächter" ihrer Väter zum Kampfe gegen die eigene Nation aufgerufen zu werden, mit Verboten, Enteignungen und Entrechtungen zeichneten die Netzmaschen der Lüge tiefe Striemen in den Körper des niedergeknebelten deutschen Volkes

In Kaaden und Sternberg, in Arnau und Eger, in Karlsbad und Aussig verbluteten im März 1919 die ersten Blutzeugen des Selbstbestimmungskampfes. Als dann das St. Germainer Diktat auch die letzte Hoffnung der Deutschen zerstörte, als die Freiheitskorpsverbände des deutschböhmischen Selbstschutzes als letzte Waffenträger einer herrlichen Überlieferung des jahrhundertelangen Einsatzes als deutsche Soldaten ihre Waffen verstecken und heimkehren mußten, breitete sich die Nacht eines düsteren Schicksals über das Deutschtum im Böhmer Land. Wieder zeichneten Blut, Entrechtung und Knechtschaft einer Minderheit den Weg, den die 3½ Millionen durch Jahre zu gehen hatten. Eingerollt lagen die alten sturmzerfetzten Fahnen der Regimenter 1, 73, 92, 42, 88, Schützen 6 und der böhmischen Jägerbataillone und Reiterregimenter. Es war, als lauschten sie in ihren Verstecken einer Zeit entgegen, da ein Frontsoldat kommen würde, der sie wieder hervorholen, entrollen und das Vorbild derjenigen, denen sie durch Jahrhunderte vorausgeweht hatten, in der Weihe neuer, vom Blut der Bekenner Deutschlands Freiheit getränkter stolzer Standarten und Fahnen fortleben ließe. Nur wenn der Sturmwind eines neuen Aufbruches, der Jahr um Jahr stärker das Reich aufrüttelte, auch die Mauern dieser Verstecke erschütterte, war es, als zittere ein leises Rauschen in der verwitterten Seide dieser alten Feldzeichen. Mit brutaler Gewalt forderte indessen der Beneschstaat die Kraft deutscher Jugend zur Sicherung seiner willkürlichen Grenzen. Zur gleichen Stunde, da der Staat das deutsche Volkstum in ihrer Heimat zertrat, da er ihnen die Scholle [287] wegnahm, die ihre Ahnen gerodet, und die Väter und ihre Brüder von den Arbeitsplätzen wegtrieb, die dem Lande durch Jahrzehnte Reichtum und Wohlstand gebracht hatten, zwang er sie zum Waffendienst für die blauweißrote Fahne. Doch auch dieser Dienst blieb nur eine Pflichterfüllung gegenüber dem eigenen Volk. Die in die Kasernen gepferchte deutsche Jugend erfüllte ihn als das schwerste Los, das einen deutschen Mann treffen konnte, weil sie durch ihr schweigendes Ausharren den Boden der Heimat nicht fremdnationalen Eindringlingen preisgab. Sie diente und harrte. Im Herzen das Bild jenes Mannes, dessen Ruf im Altreich bereits Millionen folgten, das Horst-Wessel-Lied wie ein Gebet auf den Lippen, folgten sie fremden Kommandoworten, übten Gewehrgriffe, schossen und ritten und bereiteten sich dabei doch nur für den großen Fahnendienst vor, dem eines Tages auch das heiße Gelöbnis ihres Herzens gehören sollte. Als unbekannte Soldaten Adolf Hitlers traten sie dann nach dem Militärdienst in die Reihen der deutschen Front. Gehärtet im Ertragen eines verhaßten Dienstes, wurden sie jetzt zu leidenschaftlichen Bekennern einer Idee, die sie liebten. Schon brach das Siegeszeichen des Hakenkreuzes leuchtend durch das Dunkel der ihre Heimat verdüsternden Wolken. Noch durchbebte der Sturm aller gegen das Deutschtum entfesselten Gewalten jedes Haus, alle Dörfer, die Städte, Täler und Berge ihrer Heimat. Wieder floß Blut, bestes deutsches Bekennerblut rötete den Boden der deutschen Sudetengaue. Da dröhnte schon der Marschtritt zweier unter einer Führung, in einer Idee und von einem Willen getragenen Armeen heran. Das braune Heer Adolf Hitlers und seine feldgraue Wehrmacht brachen die Tore des Millionengefängnisses auf. Ein einziger Jubelschrei, der zugleich Kampfruf Hunderttausender deutscher Männer war, durchbrauste das Land. "Zu den Waffen, zu den Waffen!" befahl die Parole der Freiheit. Und nun entfalteten sich plötzlich wieder die stolzen alten Fahnen. Als Sinnbild besten deutschen Soldatentums folgten sie den leuchtenden Bannern nationalsozialistischen Bekennergeistes. Das Morgenrot brach an. Im Rollen der Salven sudetendeutscher Freiheitskämpfer brach die Herrschaft des Ungeistes zusammen. Das Sudetenland, der Böhmer Wald, Schlesien und Deutschmähren, sie alle wurden wieder frei. Das Blutopfer der Jahrhunderte, der Kampf vieler Jahrzehnte, der Opfergang des Weltkrieges und des Volkstums und Freiheitskampf der dreieinhalb Millionen Deutscher des Sudetenlandes hatte in der Tat Adolf Hitlers vom 13. Oktober 1933 seinen Sinn und seine Erfüllung gefunden!

Und Österreich! -

In den gleichen Tagen, da jene Transporte sudetendeutscher "Kriegs- [288] gefangener" in die verratene Heimat rollten, brandete auch in der deutschen Ostmark der erste Freiheitskampf um die Erhaltung deutschen Volksbodens auf. Nur wenige deutsche Restregimenter der Front kehrten in den Spätherbsttagen des Jahres 1918 in die Heimat zurück. Durch unklare Befehle des sich auflösenden Armeeoberkommandos, die den Zeitpunkt des Waffenstillstandes vorverlegt hatten, gerieten Tausende deutscher Soldaten in die Gefangenschaft. So war es, ebenso wie im Altreich, nicht die Front, die das Schicksal des aus den Trümmern Österreich-Ungarns sich erhebenden Staates bestimmte. Niemals hat dieser Staat dem Willen der deutschen Frontsoldaten der Ostmark entsprochen. Denn was sie in den Jahren der schwersten Bewährung der Front, was sie in der Einsamkeit ihrer Dienstleistung in nichtdeutschen Verbänden ersehnten, das war Großdeutschland. Oft genug hatte gerade diese Sehnsucht aus ihren Gesprächen im Schützengraben geklungen. Darum hatte sie auch der Zusammenbruch Österreich-Ungarns niemals in dieser Hoffnung getroffen. Stand doch jenseits der Trümmer des alten Staatsgebildes, größer und für alle Deutschen als Heimat, das Reich. Um so härter traf sie darum jene von den Siegern diktierte Staatsgründung, die ihren neuerlichen Ausschluß aus dem großen Vaterland scheinbar besiegelte.

Großdeutsche Anschlußkundgebung 1919.
[294]      Großdeutsche Anschlußkundgebung 1919.
(Sammlung Handke)

Weil sie es jedoch waren, die in den Tagen des Umsturzes noch als letzte die Ehre der alten Armee und damit das Schild des deutschen Soldatentums fleckenlos gewahrt hatten, wurde in jedem von ihnen der Wille, dieses Erbe eines Tages in die großdeutsche Heimat hinüberzuretten, höchstes Gesetz. Diesem Gesetz gehorchend, traten sie aus dem Rückmarsch von der Front den Marsch in den Freiheitskampf der Ostmark an. Unbekümmert um die innerpolitische Ausrichtung des neuen Staatsgebildes auch bei der Errichtung des neuen republikanischen Heeres abseits stehend, galt der Kampf der Frontkämpfer der alten Armee nur der Erhärtung des Volkstums in der eigenen Heimat. Sie waren es, die, während in Wien sogenannte Volkswehrbataillone hinter roten Fetzen auf dem Ring demonstrierten, in den Jahren 1919/1920 die Waffen neuerdings aufnahmen. Die Reste des Blutregimentes, Kärntner Gebirgsschützen, Jäger, steirische Infanteristen, Landstürmer, ehemalige Kavalleristen, Artilleristen, Marinesoldaten, Freiwillige und deutschbewußte Angehörige der Kärntner und Tiroler Volkswehr stemmten sich unerschütterlich den slowenischen Besetzungskontingenten in Kärnten und der südlichen Steiermark entgegen. So wie im Altreich die Freikorpskämpfer die Ehre des alten stolzen deutschen Heeres in die Bewegung Adolf Hitlers hinüberretteten, so bewahrten die Soldaten des Kärnter Freiheitskampfes die Überlieferung all der ruhmreichen Namen, die auch die Spiegel und Abzeichen ihrer [289] verwitterten Uniformen, Künder einer stolzen Vergangenheit waren. In den blutigen Gefechten bei Ferlach, Rosenbach, am Karawankentunnel, bei Radkersburg, Purkau, Halbenrain, dann im Aufbruch des allgemeinen Widerstandes, der das ganze Volk zu den Waffen rief, neuerdings bei Rosenbach, St. Jakob, Grafenburg, Bleiburg, Eisenkappel, Prävalie, Grafenstein und zuletzt bei Völkermarkt besiegelten diese Freiheitskämpfer die Rettung der Heimat als Bollwerk des deutschen Südostens. Zugleich wurde aber auch ihr Einsatz zum Vorbild aller späteren Abwehr- und Abstimmungskämpfe im gesamtdeutschen Grenzraum. Frontkämpfer waren es auch, die den Willen des deutschen Volkes zur Heimkehr ins Reich durch ihren Einsatz in der Durchführung der Volksabstimmungen in Tirol und Salzburg 1921 zum Ausdruck brachten. Aus ihren Reihen traten damals die Besten in die ersten braunen Kampfbataillone Adolf Hitlers ein. Gerade weil sie es waren, in denen der Geist der Front weiterlebte, übernahm die SA. der Ostmark die Überlieferungspflege der alten deutschösterreichischen Regimenter.

Das Heer, das sich damals aus der Volkswehr zum Bundesheer durchrang, fand noch lange nicht die innere Kraft, eine Überlieferungspflege zum Träger seiner inneren Haltung zu machen, die in der Wahrung des Großen der Soldatenvergangenheit Österreich-Ungarns gleichzeitig den besten Garanten für seine großdeutsche Aufgabe sah. Erst als mehr und mehr die Söhne der Frontkämpfer in das nach dem Muster der Reichswehr organisch aufgebaute kleine Bundesheer traten, schien der Geist der Truppe eine großdeutsche Ausrichtung anzubahnen. Der politische Kampf, vor allem der trübe Einfluß zeitweise noch marxistischer, mit den Jahren aber anwachsend legitimistisch-katholischer Mächte entfremdete das Heer jetzt von neuem seiner Gesamtaufgabe. Mit dem "Ausbruch" der Ära Dollfuß-Schuschnigg klafften die Fronten dann klar auseinander. Erbitterung und tiefe Beschämung erfüllten jedoch jeden deutschen Soldaten, als 1933 die alten Uniformen des 1918 in Ehren untergegangenen Heeres von den Verfechtern des österreichischen Separatismus wieder hervorgeholt wurden, dieses Kleid der Frontkämpfer zum Symbol der Gegnerschaft eines legitimistisch-römischen österreichischen Staates gegen den deutschen Aufbruch des Nationalsozialismus zu erniedrigen. Hunderte der besten von deutschbewußten Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften wurden in den Jahren 1933 bis 1935 zum Austritt aus dem Heere unter Anprangerung ihrer großdeutschen Gesinnung gezwungen. Was blieb und dann später unter Anwendung einer parteipolitisch gehandhabten Wehrpflicht dem Heere wieder zugeführt wurde, war niemals das in der wehrhaften Jugend verkörperte Frontvermächtnis der Väter. In Reih und Glied mar- [290] schierten jetzt die alten und jungen Kämpfer der nationalsozialistischen Bewegung neben den ehemaligen Soldaten des Bundesheeres in den Standarten Adolf Hitlers. Soldaten waren es, die als Männer der SA. und SS. neben den Kameraden, die noch nicht im Heere gedient hatten, den blutigen Heldenkampf der Julitage des Jahres 1934 durchfochten. Soldaten standen als Märtyrer der Bewegung unter den 13 unvergeßlichen Blutzeugen des 30. Juli. Niemals wurde die herrliche Einheit des politischen und waffentragenden Soldatentums im Braunhemd sinnfälliger erhärtet als in der Gestalt jener Helden, die sich unter dem Galgengerüst eines verbrecherischen Systems für Adolf Hitler und Großdeutschland opferten. Und auch die Hunderte und Tausende, die in den Freiheitskämpfen der Sommertage von 1934 als Soldaten der großdeutschen Bewegung bluteten, trugen als nationalsozialistische Kämpfer das Vermächtnis ihrer Ahnen in eine großdeutsche Zukunft. Je mehr jetzt das Bundesheer zur politischen Wachtruppe des legitimistisch-klerikalen Separatismus wurde, verbreitete sich der soldatische Widerstandswille in der breiten Masse des Volkes. Jahre härtester Prüfung, in denen Kerker, Anhaltelager, erzwungene Flucht aus der Heimat die deutsche Bewährung all dieser hunderttausend Kämpfer und ihrer Familien erprobten, breiteten über das herrliche Land ein schier undurchdringliches Dunkel. Bis Adolf Hitler am 13. März 1938 seiner Heimat endlich die Freiheit brachte. In einem Jubelmarsch, wie ihn die deutsche Heeresgeschichte noch nie gekannt hatte, zogen die braunen und grauen Soldaten Großdeutschlands in die erlöste Ostmark. Sieben Monate früher, ehe sie auch dem Sudetenland die Freiheit brachten, rückten die Regimenter unter dem Hakenkreuzbanner auf dem Heldenplatz in Wien ein. Das Volk, das sie von der ehemaligen Grenze bis an die Zollschranken Ungarns und Südslawiens zwischen einem niemals abbrechenden Begeisterungsspalier hindurchziehen ließ, hatte während der entscheidenden Tage nach dem 9. März die Ketten zum Teil schon selbst abgestreift. Ein wehrhaftes Volk, beinahe die gesamte Jugend der Ostmark grüßte die Befreier stolz im Schmucke der wiedererhaltenen Waffen. Auch das Bundesheer trat zur Ehrung des Führers und der Soldaten des Dritten Reiches an. Im Präsentiergriff, die Degen und die jetzt wieder hervorgeholten ehrwürdigen Fahnen gesenkt, grüßte das Heer die Hakenkreuzfahne.

Die erste großdeutsche Parade.
[296]      Die erste großdeutsche Parade:
Vorbeimarsch einer österreichischen Gebirgsjägerformation vor dem Führer, 15. März 1938.

(Scherls Bilderdienst, Berlin)

Truppen des ehemaligen österreichischen Bundesheeres werden
in Innsbruck auf Adolf Hitler vereidigt.
[295]      Truppen des ehemaligen österreichischen Bundesheeres
werden in Innsbruck auf Adolf Hitler vereidigt.

(Presse-Illustration Hoffmann, Berlin)
Am 13. März 1938 wurde dieses Heer auf Adolf Hitler vereidigt. Monate harter Arbeit, die die alten Werte jenes deutschen Soldatentums der Ostmark wieder zur Geltung brachten, haben aus dem Bundesheere wieder einen stolzen Bestandteil der großdeutschen Wehrmacht geschaffen. Als die bevorstehende Befreiung des Sudetenlandes auch die Einsatzbereitschaft der Ostmark forderte, trat das Volk [291] dieser Ostmark zum erstenmal wieder kampfbereit unter die Fahnen eines noch niemals so unlösbar geeinten Deutschen Reiches.

In den Herbsttagen des Jahres 1938 aber, als die Einsatzbereitschaft der Nation ihre glänzendste Probe bestanden und die alten Frontkämpfer aus den Reihen der großdeutschen Wehrmacht wieder heimgekehrt waren, rief die Wehrmacht des Dritten Reiches zum erstenmal die Jugend der Ostmark zu den Waffen. Das, was die Ahnen ersehnt, worum sie und ihre Söhne gekämpft und wofür die Weltkriegskämpfer das Opfer ihres Ausharrens als deutsche Soldaten Österreich-Ungarns gebracht hatten, war in Erfüllung gegangen. Der tausendjährige Kampf, der Blutweg von Millionen hatte seinen Sinn erhalten. Angesichts der Standarten des Prinz-Eugen-Regiments Kuefstein, des Regiments Würzburg, der Deutschmeisterfahne von 1790 hoben Tausende junger deutscher Soldaten am Abend des 25. November 1938 auf dem Wiener Heldenplatz die Hand zum Eide auf das Hakenkreuzbanner Großdeutschlands. Stumm und in ihrer ehernen Schweigsamkeit noch eindringlicher mahnend blickten die Reiterstandbilder Prinz Eugens und Erzherzog Carls auf die angetretenen Bataillone, Batterien und Schwadronen herab. Klar und nach Soldatenart knapp erinnerte der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe V, Generaloberst List, die jungen Soldaten der Ostmark an die geschichtliche Größe der Stunde. Es war, als traten Hunderttausende, das unübersehbare Heer der Gefallenen seit den Tagen, da vor Wien Kara Mustaphas Batterien gedonnert hatten, stumm neben den Erben ihrer Soldatenüberlieferung an und lauschten, wie jetzt die Worte des Generals der großdeutschen Wehrmacht über den Heldenplatz hallten:

      "Kameraden! Machen Sie sich die Bedeutung dieser einmaligen geschichtlichen Handlung klar und nehmen Sie sie voll und ganz in Ihr Bewußtsein auf. Bedeutet sie doch die allen und für immer sichtbare Krönung des gewaltigen militärischen Um- und Aufbauwerkes in der Ostmark, wenn dieses Werk auch noch nicht ganz abgeschlossen ist.
      Kameraden! Wir vollziehen diese Handlung auf altem historischem Boden, wir vollziehen sie im Beisein vieler Tausender lebender Zeugen, aller ihrer unmittelbaren Vorgesetzten, der Vertreter des Staates und der öffentlichen Körperschaften und vieler, vieler Tausender deutscher Männer und Frauen; wir vollziehen sie angesichts der Denkmäler dieses wundervollen Platzes, dieser stummen, aber nicht weniger mahnenden Zeugen. Stehen wir doch unmittelbar unter dem Denkmal des »edlen Ritters«, des Mannes, der schon vor zweihundert Jahren ein Großdeutschland schaffen wollte, der durch seine Heldentaten die Ostmark und damit Deutschland befreite und rettete vor der aus dem Osten drohenden [292] Gefahr. Von weiter rückwärts blickt Erzherzog Carl zu uns, der Mann, der in der Schlacht bei Aspern den ersten wirksamen Schwertstreich führte gegen den Bedrücker Europas.
      Und dort auf der Seite des Platzes erhebt sich das Denkmal, das errichtet wurde zum Gedenken an das gemeinsame, erfolgreiche Ringen aller deutschen Stämme in der Völkerschlacht von Leipzig, dieses Heldenmal, das nunmehr geweiht ist den Hunderttausenden Gefallenen der Ostmark im großen Kriege.
      Wir vollziehen unsere Handlung angesichts der vor uns stehenden ruhmbekränzten alten Feldzeichen der ehemaligen österreichischen Truppenteile, die in Hunderten von Schlachten die braven, tapferen Soldaten des alten österreichischen Heeres zum Kampf und Siege ehrten, angesichts dieser Feldzeichen, die in entscheidenden, geschichtlichen Epochen zugleich Banner der großdeutschen Sache waren. So sehen wir, um nur einige zu nennen, dort vor dem Denkmal des Prinzen Eugen die aus dem Jahre 1676 stammende Standarte des Regiments Würzburg, wir sehen hier die Standarte der Savoyer-Dragoner, die unter den Augen des Prinzen Eugen im Jahre 1717 die Savoyen-Dragoner bei Belgrad zum Siege führte, wir sehen zwischen diesen beiden ehrwürdigen Feldzeichen die aus dem Jahre 1740 stammende Fahne des Deutschmeisterregiments Nr. 4, dessen Tradition in dem neuen hiesigen Regiment Nr. 134 fortlebt, und unter den anderen Fahnen und Standarten sind vier, die an dem Völkerringen bei Leipzig teilgenommen haben. Welch unvergängliches deutsches Heldentum spricht allein aus diesen wenigen Namen.
      Kein anderes Land Großdeutschlands außer Preußen kann auf eine solche große, ruhmvolle, militärische Vergangenheit zurückblicken wie die Ostmark. Sie, die Jahrhunderte hindurch des Reiches Schild war gegen den Osten; und immer war die Wehr dieser Ostmark und vor allem ihre Führung deutsch; immer war der Kampf um und für den Bestand der Ostmark eine gesamtdeutsche Angelegenheit.
      Truppen aller deutschen Gaue vereinigten sich in der Schlacht am Kahlenberg zur Verteidigung Wiens. Vor Gran und Ofen kämpfte der Brandenburger neben dem Schwaben und Hessen mit dem Österreicher.
      So geht durch all die Jahrhunderte von dieser Heldenzeit Österreichs über die Befreiungskriege bis zum Weltkrieg eine wahrhaft stolze militärische Überlieferung. Sie fand ihren tragischen Höhepunkt in dem Schicksal des »Heeres ohne Vaterland« im November 1918, als die ostmärkischen Regimenter ihre Fahnen noch verteidigten, zu einer Zeit, als das Reich schon verraten und auseinandergebrochen war.
[293-296=Fotos] [297]   Dieses Heldentum wird unvergessen bleiben in allen Gauen des Großdeutschen Reiches. Dieses Heldentum ist in der Ostmark auch in den trüben Jahren nach dem Weltkrieg allen Feinddiktaten zum Trotz lebendig geblieben. Der Geist deutschen Soldatentums in der Ostmark ist ungebrochen.
      Ein Sohn der Ostmark, unser Führer, hat diesem Geist wieder wahren Inhalt und Zweck verliehen. Mit der Heimkehr der Ostmark ins Reich sind auch die ruhmvollen militärischen Überlieferungen der alten österreichischen Truppenteile in das gesamtdeutsche Soldatentum eingemündet. Der Ring ist geschlossen.
      Und so haben Sie, meine Kameraden, dank der Tat des Führers das Glück, nicht nur Träger einer ruhmreichen, einzigartigen Tradition zu sein, sondern zugleich Repräsentanten eines neuen starken großdeutschen Heeres.
      Diese zweifache Berufung verpflichtet, verpflichtet aufs höchste.
      Mit dieser hohen heiligen Verpflichtung übernehmen Sie heute Ihre neuen Fahnen, diese Fahnen, die durch die Einheitlichkeit und Gleichheit ihrer äußeren Gestaltung die Einheit des Reiches, die Einheit Großdeutschlands versinnbildlichen, die Ausdruck sind eines freien, stolzen Volkes und seines stolzen starken Heeres, die Verkörperung sind ihres Truppenteiles.
      Zugleich sind sie ebenso wie die alten ehrwürdigen, vor uns stehenden Feldzeichen Sinnbild aller soldatischen Tugenden:
      bedingungslosen Gehorsams,
      nie wankender Treue,
      wahrer soldatischer Kameradschaft,
      harter Zucht und
      eiserner Pflichterfüllung.
      Seien Sie sich, meine Kameraden, der darin liegenden heiligen Verpflichtungen bewußt. Halten Sie Ihre Fahne allzeit und in jeder Lage hoch und rein, folgen Sie ihr treu, wie tausende und aber tausende brave, tapfere, starke Söhne der Ostmark ihren Fahnen gefolgt sind. Dann wird das deutsche Heer unüberwindlich sein und damit der sicherste Schutz für unser geliebtes, großes, deutsches Vaterland!

      Kameraden!
      In dieser feierlichen, heiligen Stunde gedenken wir in tiefer Dankbarkeit des Mannes, der Großdeutschland und unser starkes Heer geschaffen, der uns diese Fahnen gegeben hat. Ihm sind wir in unerschütterlicher Treue auf immer verbunden!
      Unser Führer und Oberster Befehlshaber Adolf Hitler, Sieg Heil!"

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Österreichs Blutweg
Ein Vierteljahrtausend Kampf um Großdeutschland
Anton Graf Bossi Fedrigotti