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Bd. 10: Das Deutsche Reich
und die Vorgeschichte des Weltkrieges, Zweiter Teil


Hermann Oncken, ord. Professor an der Universität Berlin

Kapitel 1: Das Deutsche Reich
unter Kaiser Wilhelm II. (1890 - 1909)
  (Forts.)

[470] 3. Die Entscheidung des englischen Bündnisproblems (1898 - 1904).

In dem großen historischen Zusammenhang, in dem der Machtanstieg und Machtverfall des Deutschen Reiches sich darstellt, erscheint der negative Ausgang, der den deutsch-englischen Bündnismöglichkeiten in den Jahren seit 1898 beschieden war, als die eigentliche Wende des Schicksals. Sie ist in dem inneren Kampf um die Ergründung der Schuld besonders scharf und unerbittlich durchleuchtet worden. In dem Ablauf der Ereignisse während jener Jahre drängt sich dagegen das Problem noch keineswegs mit so beherrschender Ausschließlichkeit in den Vordergrund, wie man es nachträglich, einem vorliegenden Beweisthema zuliebe, wohl sehen möchte. Auch den führenden Männern auf beiden Seiten gilt es wohl als eine wichtige Angelegenheit, die sie stets im Kreise umgehen, die sie aufnehmen und fallen lassen und vertagen, wie sie schon oft vertagt worden ist, eine Frage, die nicht einfach mit Ja oder Nein zu lösen, sondern nur durch einen Wald von Vorbehalten zu erreichen ist; jedenfalls wird das ganze Problem nicht von der theoretischen Rechenkunst der politischen Dynamik aus behandelt, nicht in jener Isolierung von der konkreten Wirklichkeit, in der mancher moderne Nachrechner sich heute die Schicksalsfrage zurechtlegt, sondern in der Verflechtung mit den großen politischen Sonderfragen des Tages, die manchmal den verborgenen Bündniskern ganz überwuchern.

Dazu kam, daß die Entscheidung keineswegs so eindeutig zwischen zwei Vertretern der beiden Mächte lag, wie sie etwa zwischen Disraeli und Bismarck gelegen haben würde, die ihren Willen letztlich ungestört vollzogen, sondern - vor allem auf der englischen Seite - fortlaufend ein Gegenstand der Auseinandersetzung verschiedener Meinungen war. So war es möglich, daß jene Entscheidungen, in denen wir heute die Wende des Schicksals sehen, sich hinzogen durch Jahre wechselnder Weltlage, durch Episoden einer präzisen Sondierung und wieder durch längere Zeitabschnitte weitreichender Sonderverhandlungen über große Teilobjekte in dem beiderseitigen Rivalitätsbereiche. Wir suchen geradezu nach der Stunde, in der sich der politische Gesamtwille der beiden Großmächte gegenübertritt, um in klarer Aufrechnung über Zusammengehen oder Auseinandergehen zu entscheiden.

[471] Der Marquis von Salisbury klagte gern, daß in dem modernen England der öffentlichen Meinung die Außenpolitik nicht mehr in dem Stile der Pitt und Palmerston geführt werden könne, aber er pflegte sich selbst um die öffentliche Meinung weniger zu kümmern als seine Zeitgenossen, wie er denn überhaupt dem englischen Bedürfnis nach einem "populären" Staatsmann sehr wenig entgegenkam. Dieser verschlossene Aristokrat mit dem schweren Körper und dem vollbärtigen Gelehrtenhaupt, das eher auf einen vornehmen Geistlichen der Hochkirche schließen ließ, besaß das stolze Selbstgefühl des Hauses Cecil; ja, nach dem Urteil vertrauter Kenner,1 spielte der persönliche Hochmut bei ihm die größte Rolle; war er hier verletzt, sei es durch politische und noch viel mehr durch persönliche Vorgänge, so war es für immer. Seine Beziehungen zu Deutschland hatten sehr verschiedene Stufen durchlaufen. Schon von Hause aus von ausgesprochenen französisch-kulturellen Sympathien erfüllt, hatte er einst den Anfängen der deutschen Nationalbewegung nur hochfahrende Feindseligkeit entgegengebracht; während er im Jahre 1864 Kaiser Napoleon III. durch das Angebot des linken Rheinufers zu verlocken suchte, konnte er sich im Jahre 1871 über jede französische Abtretung an Deutschland auf das tiefste empören und in dieser frühen Stunde schon seine stille Hoffnung auf die Revanche setzen.2 Als Minister aber sah er sich seit 1877 immer stärker in das europäische System Bismarcks hineingezogen, ja, als er Ministerpräsident geworden war, wurde er ein freundschaftlich verbundener Außenposten dieses Systems; nur das Letzte der unabhängigen Stellung wußte er gegen den deutschen Kanzler, der ihn mit ausgesuchter Courtoisie umwarb, doch noch mit Entschiedenheit zu behaupten. Als er dann in seinem dritten Ministerium seit 1895 die freie Hand nach allen Seiten zurückzugewinnen trachtete und sich mit dem Gedanken einer türkischen Teilung befreundete, stieß er auf einen sehr bestimmten deutschen Widerstand; da er in der südafrikanischen Politik mehr zugelassen hatte, als er verantworten mochte, mußte er nach dem Jameson-Einfall die Demütigung der Krüger-Depesche auf sich nehmen. So war er in einen empfindlichen persönlichen Gegensatz zu dem Kaiser geraten, der immer wieder neue Nahrung erhielt. Hatzfeldt mußte wiederholt daran erinnern, daß seine früheren Sympathien in das Gegenteil verwandelt seien, hauptsächlich aus persönlichen Gründen.3 Soweit überhaupt in dem nur auf den englischen Vorteil bedachten Politiker von Sympathien und Antipathien die Rede war, vollzog sich in ihm im letzten Jahrzehnt seines Lebens eher eine Rückbildung zu den Gesinnungen seiner jüngeren Jahre; auch König Eduard VII. verhehlte seinem Neffen nicht, daß Salisburys Sym- [472] pathien im höchsten Grade französisch seien.4 Er war ein reiner Opportunist, immer gewiß, auch in schwierigen Lagen vermöge des Weltzusammenhanges der insularen Politik einen Ausweg finden zu können, wie er denn auch in vertraulicher akademischer Unterhaltung gern auf sein Lieblingsthema zurückkam: kein Land ist so gut wie England in der Lage, auf die Freundschaft anderer zu verzichten, und wenn es allein steht, für längere Zeit ruhig zu "boudieren", ohne besondere Nachteile davon zu befürchten.5 Auf dem Grunde dieses Sicherheitsgefühles ruhte das System der glänzenden Isolierung. Wenn von Allianzen im allgemeinen die Rede war, betonte er wohl, die Zeit dafür sei überhaupt vorbei, und es könne sich nur noch um ein Zusammengehen von Staaten mit gemeinschaftlichen oder nicht widersprechenden Interessen handeln. Das mochte im Gegensatz zu dem statischen Bündnischarakter der Ära Bismarck gemeint sein und auf die höhere Berechtigung der dynamischen Bündnisse abzielen, das heißt nicht des Sicherheitsbündnisses, sondern der Erwerbsgenossenschaft (um mit Bismarck zu reden). Hatzfeldt machte wohl dagegen geltend, daß in der Gegenwart die Frage der Gruppierung der Mächte eine Hauptrolle spiele, und daß für jede derselben die Auffassung, welche Gruppierung ihren Interessen am meisten entspreche, mit den Ereignissen wechseln könne. Jeder dachte dabei an die seinem Staate offenstehenden Möglichkeiten, und Hatzfeldt verfehlte selten (weil er an dieser Stelle dem edlen Lord dauernd den Puls fühlte), die theoretische Möglichkeit eines englisch-französischen Bündnisses zu unterstreichen; wenn dann Salisbury einwand, er halte eine deutsch-russische Allianz für noch wahrscheinlicher, so schloß Hatzfeldt das diplomatische Degenkreuzen mit der persönlichen Bemerkung, daß er, wenn England ein Bündnis mit Frankreich schließen würde, allerdings unbedingt seiner Regierung dazu raten würde, am nächsten Tage eine feste Verständigung mit Rußland einzugehen.6

Salisbury hatte einst dem Bündniswerben Bismarcks widerstanden - wie hätte er dem Locken und Drängen seiner Epigonen nachgeben sollen! Als er nach der Krüger-Depesche die Überzeugung gewann, daß eigentlich der Kaiser seit einem halben Jahre England zum Anschluß an den Dreibund habe drängen wollen, schrieb er der Königin: "Es ist unmöglich für Eure Majestät, so zu handeln, weil das englische Volk niemals zustimmen würde, in den Krieg für eine Sache zu gehen, in der England nicht offensichtlich interessiert wäre; und Lord Salisbury hat, während seines gegenwärtigen Ministeriums und während seines früheren Ministeriums, immer aus diesem Grunde abgelehnt. Es hat [473] keinen Nutzen, etwas zu versprechen, was wahrscheinlich nicht gehalten werden kann."7

Im übrigen war Salisbury vorsichtig und zurückhaltend, zäh und schwerflüssig, in den letzten Jahren seines Lebens schien sein Wesen noch unbestimmter, ungreifbarer als ehedem zu werden.8 Der außerparlamentarische Unterstaatssekretär Sir T. H. Sanderson erzählt:

      "In den letzten Jahren ist's nicht selten vorgekommen, daß Graf Hatzfeldt zu mir gekommen ist und geklagt hat: »Voilà une heure que j'ai causé avec Lord Salisbury et que le diable me prenne si je comprends la politique de votre Gouvernement.« Worauf ich zu antworten pflegte, er müsse doch wissen, daß wir keine Politik hätten und von der Hand in den Mund schafften. Ich berichtete einmal einen dieser Ausbrüche Lord Salisbury, der lachte und sagte: »Ich hatte keine Ahnung, daß unser Gespräch solch weitgehende Zwecke hatte, doch können Sie Hatzfeldt sagen, daß es bei einem parlamentarischen System wie dem unsern unmöglich ist, die Regierung bezüglich der Haltung, die sie im Falle irgendeines künftigen Ereignisses einnehmen wird, festzulegen.«."9

Alles in allem, er war ein echter Sohn seines Landes, der auf der letzten Stufe seiner großen Laufbahn zu einem der bedeutendsten Gegenspieler des Deutschen Reiches geworden ist.

Die Gestaltung der Weltlage seit Anfang 1898 schien es nicht mehr zuzulassen, daß Salisbury die Politik der glänzenden Isolierung fortsetze: die Auswirkungen der Kiautschou-Frage drängten dazu, nach irgendeiner Seite sich zu entscheiden. Auf der einen Seite hatte man von Berlin aus während der ersten Spannung mit Rußland eine vorsichtige Annäherung an England versucht; ohne Erfolg, wenn auch der Mangel an Gegensätzen der beiderseitigen Interessen auf chinesischem Boden festgestellt werden konnte.10 Auf der anderen Seite drohte ein unabsehbares Weitergreifen der russischen Eroberung in China, auch die Möglichkeit des dauernden deutsch-russischen Zusammengehens. So raffte sich Salisbury zu einer Aktion auf, die durchaus den Stempel seines staatsmännischen Geistes trägt. Nachdem er am 17. Januar eine Vorfrage in Petersburg hatte stellen lassen, ob es möglich sei, daß England und Rußland in China zusammengingen, und bei Murawiew ebenso wie bei Witte auf die grundsätzliche Geneigtheit zu einem engeren Einvernehmen gestoßen war, ließ er den Russen am 25. Januar einen Plan von grandiosen Ausmaßen unterbreiten, der das türkische Projekt von 1895 gleichsam vervielfachte. Die beiden Reiche China und Türkei, so lief der englische Gedankengang, seien so schwach, daß sie ständig durch den Rat fremder Mächte geleitet werden müßten; dabei befänden sich Rußland und England viel häufiger im Gegensatz, als der wirkliche Widerstreit ihrer Interessen [474] rechtfertige; aus einer Verständigung würden beide Nationen Vorteil ziehen. Die wesentlichen Bedingungen seien nur, daß man den Bruch bestehender Verträge nicht zulasse und die Integrität der beiden Reiche nicht schmälere: "Wir streben keine Gebietsverteilung an, sondern nur eine Teilung des Übergewichts." Die ungefähren Umrisse der möglichen Teilungslinien, die um die halbe Welt liefen, werden bereits skizziert.11 Es ist nicht im einzelnen bekannt, wie die Russen diese Teilung der Welt aufnahmen. Am 2. Februar äußerte der Zar sich dem englischen Botschafter gegenüber sehr ermutigend. Er hatte recht, wenn er später dem deutschen Kaiser gestand: niemals zuvor habe England solche Anerbietungen an Rußland gemacht.12 Aber schon am 11. Februar meinte Salisbury zu dem Ergebnis zu kommen, daß die Russen unaufrichtig und ihre Äußerungen zweideutig wären; die russischen Absichten auf Port Arthur und Talien-wan ernüchterten die englische Phantasie, und der Abschluß einer englisch-deutschen Anleihe mit China veranlaßte die russische Regierung am 3. März, die Besprechung "der größeren Frage" nicht mehr fortzusetzen. Der Anlauf Salisburys war schon im ersten Anfang gescheitert. Er mußte sich in diesen Tagen leidend nach dem Süden begeben und seine Vertretung im Auswärtigen Amte ging an den ersten Lord des Schatzes, Arthur J. Balfour, seinen Neffen, über.

Inzwischen setzten die jetzt immer weiter um sich greifenden russischen Absichten in China die öffentliche Meinung in London in immer lebhaftere Beunruhigung. Sollte es der Anfang einer Überschwemmung von halb China durch die Russen sein? Dann mußte man sich entschließen, gegen Rußland chinesische und Weltpolitik zu machen. So kam man im Kabinett auf den Gedanken, die Urlaubspause Salisburys zu benutzen, um in der durch die russische Ablehnung geschaffenen Lage den anderen Weg zu versuchen, der bei dem dreieckigen Charakter der großmächtlichen Positionen in China übrigblieb. Einer eher antirussischen Gruppe erschien es wünschenswert, die deutsche Seite wieder als einen positiven Wert in die Rechnung einzusetzen und mit der von Salisbury bisher gegen Deutschland beobachteten kühlen Zurückhaltung zu brechen. Gerade Männer, wie der Kolonialminister Joseph Chamberlain, der seit der Krüger-Depesche zu den scharfen Gegnern der deutschen Politik und keineswegs zu den Deutschfreunden zählte, hatten sich, angesichts der russischen Gefahr, zu der Notwendigkeit des neuen Weges bekehrt; auch sie wollten der Isolierung ein Ende bereiten, aber nach der anderen Seite hin. Im Kabinett war man, nach englischer Art, bereit, ihm die Chance zu geben, unverbindlich und ohne der Entscheidung des Premiers nach seiner Rückkehr vorzugreifen.13 Mr. Balfour leitete die [475] formale Annäherung durch eine Aussprache mit dem deutschen Botschafter am 25. März 1898 ein, die in die amtlichen Beziehungen einen freundlicheren Ton trug und augenscheinlich die Vertraulichkeiten des Kolonialministers legitimieren sollte. Dann folgte am 29. März - zufällig in den Tagen, als der Deutsche Reichstag die Flottenvorlage in dritter Lesung annahm - die erste Unterredung Chamberlains mit Hatzfeldt, schon in der Form ungewöhnlich. Denn auf den geschulten Diplomaten (der die Verhandlung mit Balfour entschieden vorzog) machte der Kolonialminister "den Eindruck eines naiven Anfängers, der nur seine persönliche Eitelkeit zu Rate zieht und sich von den Konsequenzen seiner Handlungen und Worten keine genügende Rechenschaft zu machen pflegt."

Chamberlain setzte mit einer unverhüllten Absage an das System Salisburys ein, mit dem offenen Geständnis, England könne die bisherige traditionelle Politik der Isolierung nicht mehr aufrechterhalten, sondern müsse sie, im Bunde mit der öffentlichen Meinung, aufgeben und sich nach Allianzen umsehen. Sowohl die Lage in China als die Verhandlungen über Westafrika nötigten dazu: zwischen Deutschland und England ließen sich kleine Differenzen ausgleichen, wenn man gleichzeitig zu einer Verständigung über die großen politischen Interessen gelange. Und nun ging der undiplomatische Draufgänger noch einen Schritt weiter und setzte mit einer in der üblichen Verhandlungstaktik fast unmöglichen Offenheit der Gegenseite die Pistole auf die Brust. Die englische Regierung stehe vor der zwingenden Notwendigkeit, in den allernächsten Tagen ernste Entschlüsse zu fassen. "Wenn wir jetzt auf Englands Seite stehen wollten, würde England, falls Deutschland angegriffen würde, auf unserer Seite stehen." England beabsichtige seine Flotte nach Talien-wan zu schicken. Also englische Bündnisbereitschaft, aber zum Zwecke der unmittelbaren Aktion in China, mit allen kriegerischen Konsequenzen. Das Angebot Salisburys in Petersburg war erst zwei Monate alt. Nachdem der große Verführer den höchsten Berg bestiegen hatte, suchte einer seiner kleineren Gehilfen einem andern verführbaren Erdensohn die Schätze der Welt von einer anderen Fernsicht aus zu empfehlen.14

Bülow und Holstein erhoben gegenüber dem überraschenden Antrag denselben Einwand, den schon Bismarck im September 1882 in ähnlicher Lage - Ägypten! - gemacht hatte, daß ein solcher Vertrag nur die jeweilige englische Regierung binden würde. Auch gaben sie zu erwägen, ob denn England gleichzeitig die französische und die russische Gegnerschaft ins Auge fassen wolle, ob [476] nicht der zur Zeit vorhandene russische Friedenswille, sofern er nur Aussicht auf einen zeitweiligen modus vivendi biete, sich heraushalten lasse. Chamberlain aber ließ sich durch diese Bedenken in seinem stürmischen Vorgehen nicht aufhalten. In einer zweiten Besprechung mit Hatzfeldt erklärte er sich bereit, das Abkommen auch dem Parlament zur Ratifikation vorzulegen, und zweifelte nicht im geringsten an der Annahme. Dagegen erwies er sich dem russischen Argument zugänglich und begnügte sich, in raschem Umschlag, mit einer wenigstens scheinbar harmloseren Bündnisgrundlage: daß England und Deutschland sich untereinander über die Zukunft in China mit Ausnahme der Teile, die andere Nationen sich bereits angeeignet, zu verständigen hätten. Das Ergebnis der Abmachung würde dann an Rußland, das dadurch in seinen bisherigen Erwerbungen nicht verkürzt würde, mitzuteilen sein. Das Programm lautete jetzt: Den Kern von China selbständig und dem Welthandel offenzuhalten. Aber die russische Front war geblieben.

So leicht ließ Bülow sich nicht aus seiner Stellung verdrängen. Er bezweifelte (ebenso wie Balfour und Lascelles), ob die Annahme im Parlament nach den Erschütterungen der letzten Jahre so sicher sei, und entwickelte daraus die himmelhohe Verschiedenheit des Risikos. Gesetzt den Fall, daß Deutschland, das nirgends innerhalb oder außerhalb Europas von Rußland bedrängt oder bedroht werde, sich ohne eine sichtbare Notwendigkeit in festester Form mit Rußlands Hauptfeind verbinde, und es komme dann zur Ablehnung des Vertrages im Parlament - so würde der Zweibund ohne Zögern den Kampf gegen Deutschland aufnehmen,15 während in England nur die Regierung zum Rücktritt genötigt sei und die Staatspolitik in die zweite Linie der großen Gegensätze rücke.16 So schloß er mit dem Ergebnis, daß die deutsche Regierung eine Zusicherung nicht geben könne; er ziehe aber "ein deutsch-englisches Zusammengehen in der von Chamberlain skizzierten Form trotz der für uns durch die gegenwärtigen Verhältnisse gebotenen diesmaligen Ablehnung gleichwohl als eine Eventualität der Zukunft in Betracht. - Denn England wird den Kampf ums Dasein auf die Dauer nicht vermeiden können und andere Allierte als Deutschland und bessere Freunde wird es dabei nicht finden."17 Man ließ also angesichts der unverbindlichen Sondierung [477] soviel geschäftliches Entgegenkommen sehen, wie angezeigt war, und wartete nicht ohne stille kolonialpolitische Zukunftswünsche ab.18

Inzwischen hatte Chamberlain in einer dritten Unterredung am 25. April noch einmal auf den baldigen Abschluß gedrängt. Als aber Hatzfeldt mit ihm die ganze Reihe der Einwände durchging und z. B. eine Wiederherstellung des Verhältnisses mit Österreich und Italien anregte, oder ein freundlicheres Entgegenkommen in kleineren Fragen, um die öffentliche Meinung auf eine weiterreichende Verständigung vorzubereiten, war Chamberlain in der ersten Frage deutlich ausgewichen und hatte betont, daß ohne eine politische Verständigung im Großen auch nicht auf koloniales Entgegenkommen im Einzelnen zu rechnen sein würde. Um so nachdrücklicher kam er auf sein großes Zukunftsgemälde zurück: einem weiteren russischen Vorgehen in Ostasien im Bunde mit dem Dreibund einen Riegel vorzuschieben; keinen Krieg, aber er halte eine gemeinschaftliche Erklärung, daß Rußland sich mit den erworbenen Vorteilen begnügen und jedenfalls nicht über einen gewissen Punkt hinausgehen müsse, für das einzige Mittel, einem künftigen Kriege der in China interessierten Mächte mit Rußland vorzubeugen. Es war antirussische Weltpolitik als Kern und Ziel der Allianz. Chamberlain verschwieg auch nicht, daß, wenn England auf die naturgemäße Allianz verzichten müsse, keine Unmöglichkeit bestehen würde, "mit Rußland19 oder mit Frankreich20 zu einer Verständigung zu gelangen". Damit schied er, da die Rückkehr Salisburys schon nahe bevorstand, geschäftlich zunächst wieder aus.21

Wenn man nach dieser Episode sich zu dem Verlauf der geschäftlichen Verhandlungen zwischen Hatzfeldt und Salisbury begibt, so hat man das Gefühl, aus etwas dilettantischen Phantasien in eine Welt der Wirklichkeit von erheblich kühlerer Temperatur zurückzukehren. Wohl hörte Hatzfeldt, daß eine Reihe hervorragender Kabinettsmitglieder die Hoffnung auf eine Verständigung nicht aufgebe, aber er vertrat von vornherein die Meinung, daß Salisbury noch das entscheidende Wort spreche und eine Fortsetzung des Verkehrs mit Chamberlain nicht wünsche.22 Jedenfalls kam der Premierminister im Mai auf die eigentliche Allianzsondierung Chamberlains (zumal da ihr Kern ja einen negativen Bescheid [478] gefunden hatte) nur in allgemeinen Wendungen zurück; er ließ deutlich erkennen, daß er von lange im voraus geschlossenen Allianzverträgen überhaupt nicht viel halte und den scharf antirussischen Bündniszweck Chamberlains nicht billige. Augenscheinlich stand man einem Dualismus im englischen Kabinett gegenüber, bei dem der Wunsch nach Annäherung in sehr verschiedenen Schattierungen vertreten war. Chamberlain fuhr fort, seine Anträge in unverbindlichen Gesprächen und in öffentlicher Rede zu wiederholen; so wagte er am 13. Mai im Hinblick auf die russische Kriegsgefahr den Gedanken eines Anschlusses Englands an den Dreibund öffentlich auszusprechen.23 Er erinnerte fast an den fashionablen Liebhaber Oskar Wildes, der trotz aller Körbe nicht müde wird, "to propose". Auf der anderen Seite blieb das Familienhaupt, das allein zu entscheiden hatte, bei seinem Vorsatz, jede Knüpfung fester Bande lieber zu vermeiden und sowohl andere Bewerber als die eigenen Interessen fest im Auge zu behalten.

Wenn Salisbury sich auch nicht abgeneigt zeigte, den Weg der Einzelverständigung zu beschreiten, so knüpfte er doch an seine Bereitschaft sofort die Voraussetzung, daß nicht der eine Teil stets der gebende und der andere immer nur der nehmende sein dürfe. Darauf ging auch Hatzfeldt weiter aus sich heraus und gab zu erwägen, daß die tatsächlichen Umstände nicht die gleichen seien und daher eine gleichartige Behandlung kaum zuließen: schon deshalb, weil England in dieser Hinsicht ziemlich alles, wir dagegen sehr wenig besäßen, also von unserem geringen Besitztum nicht so leicht etwas abgeben könnten, wie das an Kolonien überreiche England es von seinem Überfluß tun könne. Er entwickelte als persönlichen Gedanken, daß England, das seit einer Reihe von Jahren in kolonialer Hinsicht mit Riesenschritten vorgegangen sei und jetzt darauf ausgehe, sich die letzten noch verfügbaren kolonialen Objekte einzuverleiben, den freundschaftlichen Beziehungen, wie sie zwischen den beiden Nationen bestehen sollten, entsprechen würde, wenn es Deutschland an seiner künftigen kolonialen Expansion dort, wo deutsche Interessen in Frage kommen könnten, in richtigem und angemessenem Verhältnis teilnehmen ließe. Dieses Zukunftsbild hörte Salisbury schweigend an. Er hatte schon einmal das (in Berlin lange Zeit unvergessene) Wort fallen lassen: Sie verlangen zuviel für Ihre Freundschaft, - ohne eine Antwort auf die Frage zu haben, worin sich denn dieses deutsche Verlangen geäußert hätte.

Immerhin gewann Hatzfeldt aus den gewundenen Sätzen des Premierministers doch den Eindruck, daß er jetzt gute Beziehungen zu Deutschland zu pflegen wünsche und sich dabei vorbehalte, auch eine formale Verständigung anzuregen, wenn eine Zuspitzung der politischen Situation es wünschenswert machen sollte; aus dem Zusammenhang seiner Äußerungen entnahm er, daß Salisbury, wenn er einmal den Augenblick zu Vorschlägen an Deutschland gekommen erachte, eine praktischere Grundlage wählen würde, als Chamberlain aus [479] Mangel an Sachkenntnis und Erfahrung in der auswärtigen Politik tun konnte. Als nach einer Besprechung mit Hatzfeldt der russische Botschafter bei dem Premierminister eintrat und halb im Scherz fragte, ob die lange Unterhaltung auf Allianz deute, konnte auch Salisbury (nicht ohne Berechnung) erwidern: "Alliance non, rapprochement oui."24 So war es. Der frostige Zustand, der seit der Krüger-Depesche die Temperatur der Beziehungen beherrscht hatte, schien einer milderen Luft zu weichen. Mit Hilfe der Extratouren Chamberlains war das diplomatische Gelände so, wie es Hohenlohe schon im Februar gewünscht hatte, wieder freigelegt. Auch der britische Botschafter in Berlin urteilte: es hat ein großer Umschwung zum Besseren stattgefunden (11. Juni 1898).

So riet Hatzfeldt, die englischen Bemühungen um eine Allianz mit Deutschland freundlich, aber dilatorisch zu behandeln und gleichzeitig darauf hinzuwirken, daß die Möglichkeit einer späteren Verständigung offenbliebe; er begründete seinen Rat mit der Besorgnis, daß jeden Augenblick in irgendeinem Teile der Welt Ereignisse eintreten könnten, die Deutschland vor die Aufgabe stellen würden, weittragende Entscheidungen zu treffen.25 Dieser Auffassung entsprach auch die allgemeine Stimmung des Auswärtigen Amtes. Man kann nicht sagen, daß Hohenlohe, Bülow und Holstein sich durch mehr als Nuancen von der Auffassung des Londoner Botschafters unterschieden.26 Nach dem Verlauf der Chamberlain- und der Salisbury-Linie der Verhandlung im Frühjahr 1898 hätte es sich verboten, die in den letzten Jahren angeknüpften Beziehungen zu Rußland um eines höchst ungewissen Ersatzes willen preiszugeben. Die englischen Erwägungen mußten selber eine festere Gestalt gewinnen, bevor sie eine deutsche Entschließung nach sich ziehen konnten.

Wie stand der Kaiser selbst zu den Möglichkeiten, die sich ihm auftaten? Das Verhalten Wilhelms II., sein inneres Verhältnis zu dem englischen Staate und seiner Politik, den englischen Verwandten und der englischen Gesellschaft ist ein besonderes, vielleicht das problematischste Stück seines Charakters: denn an dieser Stelle wurden seine Empfindungen, die so leicht in Bewegung zu setzen waren, am lebhaftesten in Liebe und Haß hin und her geworfen. Nach keiner Seite in Europa schlug sein Herz wärmer und liebebereiter, nach keiner Seite war er empfindlicher, wenn er durch eigene oder anderer Schuld enttäuscht wurde. Er hat die politische Beziehung zu England niemals dauernd und gleichmäßig auf den sachlichen unpersönlichen Ton der Staatsräson abstimmen können und dadurch immer von neuem, durch ein Zuviel oder Zuwenig, eine unruhigere Note in das Verhältnis hineingetragen. Gerade weil Wilhelm II. im April 1898 mit sehr [480] hohen Erwartungen in das Bündnisgespräch hineingegangen war, wußte er sich nicht zu gedulden, als im Mai schon allerhand Wasser in den Wein geschüttet ward. So ließ er sich zu dem Briefe an den Zaren vom 30. Mai hinreißen, indem er höchst indiskret die wiederholte Sondierung nicht ohne Übertreibung mitteilte und dem überraschten Freunde die Gewissensfrage vorlegte, was er ihm für eine - in gewissem Umfange schon erfolgte - Ablehnung des Bündnisangebotes bieten könne. Der Zar antwortete mit einem Schreiben, das ebenso indiskret die vorangegangene englische Werbung27 in Petersburg preisgab, aber der ihm gestellten Gewissensfrage, wie er nicht anders konnte, geschickt auswich und zum Schluß die gefühlvolle Versicherung gab: Deutschland und Rußland haben in Frieden seit alten Zeiten gelebt als gute Nachbarn und mögen, Gott gebe es, damit fortfahren in enger und loyaler Freundschaft. Die Länder hätten glücklicherweise keine politische Reibung und die Interessen stießen, wie das Beispiel von Kiautschou zeige, nirgends zusammen: der Kaiser kenne die Gesinnungen des Zaren und könne sich voll auf die friedliche und ruhige Haltung Rußlands verlassen.28 Es ist nicht zu verwundern, daß aus dieser Episode in der Berliner Stimmung einige gemischte Gefühle zurückblieben, die mehr den russischen Wünschen als der deutschen Staatsräson dienten.

Der Fortgang der deutsch-englischen Besprechungen verließ gleich darauf die Sphäre der akademischen Erörterung und verknüpfte sich bald, wie man in den letzten Wochen schon auf beiden Seiten voraussah, mit neuen politischen Weltvorgängen, die eine hohe Aufmerksamkeit der Kabinette in Anspruch nahmen. Es empfiehlt sich, diesen neuen Welthintergrund fest ins Auge zu fassen, denn aus den einzelnen hervorragenden Geschäften schöpften auch die Bündnisfragen der großen Politik ihren Antrieb und ihr Tempo; eine Isolierung des Bündnisproblems schafft wohl Raum für alle Neigungen kritischen Besserwissens, aber zerschneidet auch zu einem guten Teil die feinen Fäden, die tatsächlich die Entschließungen der Staatsmänner mit dem Erleben des Tages verbinden.

Die praktische Behandlung aller Bündnis- oder Verständnisfragen wurde in den nächsten Monaten dadurch kompliziert, daß - noch bevor der chinesische Fragenkomplex eine Entscheidung erforderte - ein ganz anderes, bisher jenseits des allgemeinen Interesses liegendes Problem in den Mittelpunkt der großmächtlichen Berechnungen rückte, der spanisch-amerikanische Krieg (April bis August 1898). Für einige Monate drohte die eingestandene Gebrechlichkeit und Vergänglichkeit alter weltgeschichtlicher Rechte und Werte die ganze Welt zu erschüttern; und in der Stille, hinter dem Vorhang jener um den Erdball jagenden Ereignisse, schien auch schon über die Reste des portugiesischen Kolonialreiches durch die geheimen deutsch-englischen Verhandlungen (Juni bis August 1898) [481] das letzte Wort gesprochen werden zu sollen. Das neue Zeitalter des Imperialismus begann in immer wilderem Tempo das Bild der Erde umzugestalten. Die Ziele der deutschen Außenpolitik, die fortan mit der höchsten Woge ihrer weltpolitischen Erwartungen geht, erfordern es, den Ablauf dieser beiden Linien in knappen Umrissen darzustellen.

Seitdem die Vereinigten Staaten im September 1897 die Insurgenten in Kuba als kriegführende Macht anerkannt hatten,29 war die Dauer der spanischen Kolonialherrschaft in Westindien ernsthaft in Frage gestellt. Nach der Explosion der "Maine" im Hafen von Havanna am 15. Februar 1898 war es schon unwahrscheinlich, daß der Krieg zwischen Spanien und Amerika vermieden werden könne. Die Frage war nur, ob die europäischen Mächte bei den sich hier vorbereitenden Ereignissen die Hände in den Schoß legen würden. Eine Anfrage Spaniens an den Deutschen Kaiser, ob er geneigt sei, zum Schutze des monarchischen Prinzips an die Spitze der europäischen Interventionsmächte zu treten, wurde mit Nein beantwortet: der Hinweis auf Frankreich lag nahe genug. Auch ein zweiter Schritt der spanischen Regierung stieß in Berlin auf keine Gegenliebe. Trotzdem wandte sich Spanien am 26. März amtlich an die Mächte, sie möchten an Spanien und die Vereinigten Staaten den empfehlenden Rat geben, die Lösung des kubanischen Konflikts durch einen päpstlichen Schiedsspruch herbeizuführen. Auch jetzt hielt die Reichsregierung an dem Standpunkte fest, daß sie sich bei einem solchen Unternehmen nicht voranzustellen habe, sondern nur, wenn und soweit alle großmächtlichen Vertreter mitmachten, sich beteiligen werde; sie müsse, wie Bülow dem Kaiser vortrug, "alles vermeiden, was wie unnötige Parteinahme, namentlich gegen Amerika aussehen könnte". Auf dieser Grundlage erfolgte am 7. April der Kollektivschritt der sechs Mächte in Washington (und in Madrid), vom Standpunkt der Menschheit und des Friedens, jeden kriegerischen Schritt zu vermeiden. Als der Schritt wirkungslos blieb, richteten die Vertreter der sechs Großmächte in Washington, und zwar auf Wunsch und Initiative des englischen Botschafters Sir Julian Pauncefote, eine gleichartige Aufforderung an ihre Regierungen, noch einen weiteren Friedensschritt (daß man eine bewaffnete Intervention für nicht gerechtfertigt hielte) folgen zu lassen. Kaiser Wilhelm II. erklärte jedoch sofort: "Ich halte sie für gänzlich verfehlt, zwecklos und daher schädlich, ich bin gegen diesen Schritt." Später, im Januar 1902 haben der englische Botschafter sowie die englische Regierung es für erlaubt gehalten, die eigene Initiative in Abrede zu stellen und sie geradezu auf Deutschland abzuwälzen, ja sogar England als den eigentlichen Gegner dieses [482] Kollektivschrittes zu preisen.30 Eine Intervention der europäischen Mächte, auch wenn sie in der ersten Minute sich einträchtig zusammenfanden, war nicht so gefestigt in sich, daß sie über den Ozean in die amerikanische Welt hineingereicht hätte.

Die Entscheidungen des Krieges waren zugleich die Entscheidungen über das spanische Kolonialreich, sie waren Anfang Mai durch Deweys Sieg bei Cavite (vor Manila) eingeleitet und Anfang Juli durch die Vernichtung der Flotte Cerveras vor Havanna zum Abschluß gebracht. Daß die Vereinigten Staaten die westindischen Inseln in irgendeiner Form sich aneignen würden, stand von vornherein fest; schwieriger schien die Frage, was aus den der amerikanischen Machtsphäre so fernen Philippinen werden würde. Da geschah es, daß auf ein im Grunde wenig kontrollierbares Gerücht hin31 in Berlin der Gedanke auftauchte, sich an dieser Stelle, wenn sich die Möglichkeit ergeben sollte, einzuschieben und die in Kiautschou gewonnene Stellung durch weitere ostasiatische Stationen zu vermehren. Der Plan ging nicht so sehr von dem Auswärtigen Amte aus, in dem man die politischen Schwierigkeiten sehr wohl erkannte und nur gemeinschaftlich mit mehreren Seemächten eine Teilung für möglich hielt,32 sondern von dem Reichsmarineamt, dessen tatkräftiger Leiter im Vollgefühl des soeben verabschiedeten Flottengesetzes nunmehr den Kaiser und das Auswärtige Amt mit phantastischen Entwürfen bestürmte.33 Von der Seite der Marine begann jetzt ein Tatendrang einzusetzen, dessen Aktivität mit dem politischen Verantwortungsgefühl keineswegs gleichen Schritt hielt; man machte sich kaum recht klar, daß die Aussicht nicht sehr groß sei, aus einem Kriege zweier Anderer einen Teil des Streitobjekts für einen Dritten herauszuholen. Jedenfalls befreundete sich der Kaiser mit dem Gedanken, die Philippinengruppe dürfe nicht ganz oder teilweise in den Besitz einer fremden Macht übergehen, ohne daß Deutschland eine angemessene Kompensation erhalte,34 und entschloß sich, am 13. Juni ein Geschwader unter dem Vizeadmiral v. Diederichs nach Manila zu entsenden, um die deutschen Interessen zu vertreten. Die Lage war hier allerdings für einen [483] neutralen Zuschauer mit Hintergedanken sehr verwickelt: Aufstand der Eingeborenen, schwaches spanisches Heer, amerikanische Blockade; es verstand sich, daß der deutsche Admiral sich auf das von dem spanischen Generalgouverneur angebotene "Depot der Neutralen" nicht einließ. Die deutsche Philippinenspekulation blieb eine Episode, in der es nach dieser Vorbereitung überhaupt nicht zu amtlichen Schritten kommen sollte.35 Man kann ihr eine gewisse Berechtigung nicht absprechen, insofern als die völlige Unsicherheit über das amerikanische Programm in den Philippinen verhältnismäßig lange andauerte; noch als man in Berlin den amerikanischen Botschafter Mr. Andrew White über diese Pläne sondierte (10. Juli), stieß man bei dem erklärten Deutschenfreunde auf ein weitgeöffnetes Entgegenkommen; er war zwar ohne jede Instruktion, aber aus innerpolitischen Gründen ein so überzeugter Gegner einer amerikanischen Annektion, daß er die gewünschten Marinestützpunkte für Deutschland als ebenso nötig wie für Amerika erachtete. Dieser Haltung entsprach der wirkliche politische Wille der Vereinigten Staaten keineswegs. An demselben 10. Juli kam es zwischen dem amerikanischen Geschwaderchef, der die Blockade vor Manila kommandierte, und dem deutschen Geschwaderchef zu gereizter Auseinandersetzung, wie sie bei umgekehrter Rollenverteilung vermutlich auch nicht ausgeblieben wäre.36 Schon am 25. Juli ward der Botschafter White von Washington amtlich desavouiert. Als die Vereinigten Staaten gleich darauf die Abtretung der Philippinen unter ihre Friedensbedingungen aufnahmen und Spanien sich diesen Bedingungen unterwarf, stand es außer Frage, daß das Deutsche Reich jedes Zeichen von Interesse an dem ganzen Objekte einstellte (12. August). Die Marine, deren Initiative in der Kiautschou-Frage sich gegenüber dem Auswärtigen Amte durchgesetzt hatte, mußte bei diesem von manchen Merkmalen der Voreiligkeit nicht freien Unternehmen den Rückzug antreten. Man mußte zufrieden sein, bei der Zerschlagung des spanischen Kolonialreiches, die im Jahre 1886 durch päpstlichen Schiedsspruch den Spaniern zurückgegebene Inselgruppe der Karolinen für Deutschland zu erwerben.

Während die spanische Tragödie abrollte, mehr ehrwürdig durch eine zurückliegende große Vergangenheit, als durch ihre inhaltsleer gewordene Gegenwart, schien mit einer gewissen Folgerichtigkeit auch der fast noch gefährdetere Restbestand des portugiesischen Kolonialreiches ins Wanken zu geraten. Es war, als wenn die beiden ältesten Kolonialmächte, die einst die überseeische Welt untereinander geteilt, gleichzeitig von der Bühne abtreten würden, ja einen Augen- [484] blick, als wenn die beiden angelsächsischen Mächte den Besitzwechsel gleichzeitig und in einer gewissen Verbundenheit zum Austrag bringen würden.37 Um so mehr hatten die Deutschen Veranlassung, auf diesem ihnen günstiger gelegenen zweiten Schauplatz ihre Ansprüche geltend zu machen. Um Anfang Juni 1898, in den Tagen, wo Salisbury und Hatzfeldt die möglichen Wege des Zusammengehens in der Welt noch theoretisch untereinander erörterten, erfuhr man, daß der portugiesische Gesandte am englischen Hofe sich nach London begebe, um den bedrängten portugiesischen Finanzen durch eine englische Anleihe gegen Verpfändung von Angola und Mozambique zu Hilfe zu kommen; es lag nahe, daß Chamberlain die Gelegenheit vor allem auch zum Erwerb der Delagoa-Bai benutzen würde.

Da die allgemeinen deutsch-englischen Beziehungen gerade damals um den Punkt des "freundlichen Entgegenkommens" in vorfallenden Einzelfragen kreisten, so empfahl es sich, diese Gelegenheit nicht vorbeigehen zu lassen - denn an dieser Stelle lag für die deutsche Seite fast die einzige Möglichkeit, ihren afrikanischen Kolonialbesitz abzurunden. So war denn auch schon in früheren Jahren zwischen den beiden Regierungen die Zukunft der portugiesischen Kolonien eingehend besprochen worden. Sowohl mit dem Ministerium Rosebery, als auch vordem mit dem zweiten Ministerium Salisbury;38 damals hatte dieser sogar dem deutschen Botschafter den Vorschlag gemacht, die portugiesischen Kolonien, falls sie in irgendeiner Weise von Portugal aufgegeben werden sollten, mit Deutschland zu teilen.39 So nahm die deutsche Politik einen Faden der Vergangenheit auf, wenn sie am 14. Juni in London zu verstehen gab, daß ein einseitiges Vorgehen Englands in der portugiesischen Frage nicht geeignet sein würde, die gewünschte Besserung der Beziehungen herbeizuführen. Während Salisbury anfangs den delikaten Gegenstand mit allen Künsten seiner Zurückhaltung nur im Kreise umging, suchte gleichzeitig auch der französische Minister Hanotaux über diese Frage einen Zugang zu gemeinschaftlichem Vorgehen mit Berlin zu finden. Man wäre in Berlin auch nicht abgeneigt gewesen, die Sache von dieser Seite anzufassen, und verhehlte sich nicht, daß das "von weitgehender Bedeutung für die fernere Gestaltung unserer auswärtigen Politik" sein würde; aber der plötzliche Sturz des französischen Ministeriums, nach dem die Außenpolitik an den jedem Zusammengehen abgeneigten Mr. Delcassé überging, machte dieser Möglichkeit sofort ein Ende. So blieb nur die englische Gemeinschaft, und [485] es war nicht leicht, der zähen Vorsicht Salisburys von neuem das "Divisons, divisons" zu entlocken. Am 22. Juni ließ Bülow ihm amtlich die Frage vorlegen, ob er über die zukünftige Verteilung der portugiesischen Kolonien zwischen Deutschland und England ein bindendes Abkommen schließen wolle. Die deutsche Regierung erklärte dabei, auf die Tatsache der älteren Interessen Englands Rücksicht nehmen und den Engländern freie Hand in der Delagoa-Bai und deren Hinterland lassen zu wollen, obgleich der Schritt im ganzen deutschen Volke eine peinliche Mißempfindung erregen werde, "weil die Boeren seit Jahren zum Gegenstande einer sentimentalen Sympathie geworden sind, gegen welche wie in allen Fällen von Sympathie mit Gründen der Logik nicht anzugehen ist".40 Als Gegengabe verlangte sie den nördlichen Teil von Mozambique mit der Sambesi - Schire-Grenze, und wenn man auch Westafrika in den Plan mit hineinnehme, den südlichen Teil von Angola, etwa bis Benguela. Am 6. Juli erklärte Salisbury sich grundsätzlich einverstanden, auf dieser Grundlage zu verhandeln; d. h. für den Fall, daß Portugal mit Anleihewünschen an die beiden Mächte herantrete, diese - nicht gemeinsamen, sondern parallelen - Anleihen gegen die Verpfändung der Zölle in den portugiesischen Kolonien zu gewähren - worunter jeder den ersten Schritt zur tatsächlichen Kontrolle verstand. Da die Engländer auf gewisse ostafrikanische Gebiete nicht verzichten wollten, wurde von deutscher Seite aus die Walfisch-Bai (in Süd-Westafrika) und die portugiesische Insel Timor in die Verhandlung einbezogen, während von englischer Seite das Recht auf Exterritorialität in Sansibar eingebracht wurde. Nachdem der englische Ministerrat am 13. Juli sein Einverständnis erklärt hatte, gingen die Verhandlungen noch fast sechs Wochen mit größter Zähigkeit weiter und durchschritten mehr als einen Spannungszustand, zumal der englische Ministerrat die Abtretung der Walfischbai ablehnte.41 Auf der einen Seite drängte der Kaiser, der eben damals die Enttäuschung der Philippinen erlebt hatte, mit höchster Ungeduld, auf der anderen Seite erklärte Balfour, dem Salisbury im letzten Stadium die Verhandlung überließ: "Das eine stehe fest, daß man von den Deutschen nie etwas anderes höre, als die Drohung, unangenehm zu werden, wenn irgendeine Forderung nicht erfüllt werde, niemals aber eine für England freundliche Äußerung, sei es in China oder anderwärts." Das deutsche Auswärtige Amt hinwiederum bezeichnete seine Forderung als "das Minimum dessen dafür, daß wir insbesondere die Boeren sich selbst überlassen".42

[486] So kam denn schließlich am 30. August 1898 der Vertrag zustande, der im Zeitalter des Imperialismus als ein Musterstück vertragsmäßiger Ordnung von kolonialen Begehrlichkeiten in dem Bereich eines ungefragten Dritten bezeichnet werden muß. Der Kaufvertrag bestimmte ein gemeinschaftliches Vorgehen von England und Deutschland, wenn Portugal infolge finanzieller Schwierigkeiten sich genötigt sehen sollte, um die Gewährung eines Darlehens an eine der beiden Mächte heranzutreten und dafür die Zolleinnahmen von Mozambique, Angola und Timor zu verpfänden; für diesen Fall teilte er die Zolleinnahmen der portugiesischen Kolonien in zwei Teile, die dem deutschen und englischen Darlehen, und demnach den Inspektionsbefugnissen der einen oder anderen Seite zugewiesen werden sollten. In einer geheimen Konvention einigten sich die beiden Mächte vor allem darüber, einer Einmischung einer dritten Macht in diesem portugiesischen Kolonialgebiet, sei es durch Anleihen auf Sicherheiten, sei es durch Gebietserwerb, Schenkung, Kauf, Pacht usw. gemeinschaftlich entgegenzutreten.

Es ist nicht zu verkennen, daß die letzten Bestimmungen für einen allerdings sehr begrenzten und an eine Reihe von Prämissen gebundenen Eventualfall gegen eine bestimmte Macht (die nur Frankreich sein konnte) sogar eine bündnismäßige Verpflichtung in sich schlossen und insofern ist das Abkommen vom 30. August in die Versuche einzureihen, aus gewissen gemeinsamen Interessen ein System wechselseitiger Verpflichtungen aufzubauen. Wir sehen auch das Thema, das im März angeschlagen war, im Hintergrunde der geschäftlichen Verhandlungen immer noch lebendig. Im Juli hatte der Kaiser durch seine Mutter, die Kaiserin Friedrich, die Königin Victoria wissen lassen, daß konkrete Vorschläge Salisburys auf kein unübersteigbares Hindernis in Berlin stoßen würden, aber eine Rückäußerung war nicht erfolgt, und wir wissen heute, daß Salisbury diesen Wunsch mit einer kühlen Handbewegung beiseiteschob.43 Bald darauf wußte wieder der englische Botschafter dem Kaiser vertraulich zu erzählen, daß im Laufe des Sommers Chamberlain zu einer realistischeren Auffassung des Bündnisproblems herangereift sei und im vertrauten Kreise das Programm eines Defensivbündnisses aufgestellt habe, nach dem England und Deutschland sich zum gegenseitigen Beistand verpflichten sollten, sobald eine der beiden Mächte von zwei Seiten gleichzeitig angegriffen würde; aber dieser Versuchsballon aus dem freundlichen Lager, in dem der Kaiser eine ganz annehmbare Basis für weitere Verhandlungen erblickte, wurde von deutscher Seite nicht beantwortet,44 nachdem man auf einem anderen Wege eine Absage erhalten hatte.

Und nun sollte sich allmählich herausstellen, daß man sich die Handhabung des Abkommens über die portugiesischen Kolonien doch sehr verschieden dachte. [487] Bülow war von dem Abschluß hoch befriedigt45 und erwartete eine unmittelbare Auswirkung des Abkommens und der neuen Interessengemeinschaft. Er konnte sich nicht genug tun, für diesen zweiten eigentlichen Akt höchste Stille und Schnelligkeit anzuempfehlen, während die Engländer nach beiden Seiten hin umgekehrte Wege gingen. Man erklärte in Berlin, von England Vorschläge über die beste Art der Ausführung entgegennehmen zu wollen, um möglichst bald mit Portugal ins reine zu kommen, aber es zeigte sich, daß Balfour vollständig unentschlossen war, ob und was er vorschlagen sollte.46 Heute kennen wir aus den Akten auch die Randbemerkung, mit der Salisbury aus dem Hinterhalt das deutsche Drängen aufnahm: "Ich erwartete das. Sie sind nicht zufrieden damit, die Ereignisse abzuwarten, die ihnen ihren Anteil am portugiesischen Gebiet verschaffen sollen, sondern sie möchten den Gang des Schicksals beschleunigen. Ich glaube nicht, daß es möglich ist, Portugal schon eine Andeutung zu machen, solange wir nichts über die finanziellen Bedingungen wissen, die Deutschland zu gewähren geneigt ist. Sie werden in der Art Shylocks sein".47

So nehmen die Dinge von der ersten Stunde an einen in Berlin gar nicht in Berechnung gezogenen Verlauf. Der portugiesischen Regierung blieb es nicht verborgen, daß die deutsche und die englische Regierung mit ihrem Vertrage, dessen äußere Umrisse in Lissabon mitgeteilt wurden, ein sehr verschiedenes Ziel verfolgten. Die Methoden des einen drängten ebenso heftig auf die Anleihe hin, wie die des anderen zurückhielten. Schon gegen Ende September und endgültig im Laufe des Oktober erklärte daher die Regierung in Lissabon, das Anerbieten des deutsch-englischen Abkommens abzulehnen. Man hatte einen Eventualvertrag abgeschlossen, aber wenn die vorausgesetzte Eventualität, das Anleihegesuch des Portugiesen, nicht vorlag, so konnte der Vertrag, der obendrein nur ein gemeinsames Vorgehen beider Mächte vorsah, überhaupt nicht in Kraft treten, sondern mußte auf Eis gelegt werden.

Vor allem der englische Gesandte in Lissabon setzte alles daran, die Ausführung des Vertrages zu hintertreiben; ein Schriftstück von ihm an das Auswärtige Amt überlegt, wie der Portugiese am besten "aus den Krallen Frankreichs und der zahlreichen politischen und finanziellen Gauner, die es umkreisen", befreit werden könne, wenn die englische Regierung eine große Londoner Bankfirma "überrede", ihm 500 000 £ vorzuschießen; das Abkommen mit Deutschland schließe zwar eine alleinige englische Hilfe an Portugal aus, aber eine Teilnahme Ihrer Majestät Regierung an der Transaktion sei ja - abgesehen von jener Empfehlung - nicht beabsichtigt.48 Salisbury hatte sich nicht umsonst im [488] letzten Stadium der Verhandlung zurückgezogen; schon Ende Dezember stellte er dem deutschen Botschafter gegenüber fest, daß man die weitere Entwicklung in Lissabon abwarten müsse. Wie er selber dazu beitrug, zeigt eine Besprechung vom 7. Juni 1899 mit dem Marquis de Soveral, dem portugiesischen Gesandten in London, der als intimer Freund des Prinzen von Wales eine große Figur in der Gesellschaft machte; als dieser ihm von der Sorge vor einer Kontrolle der Zölle sprach, beruhigte ihn der Premierminister, daß gegen eine so unangemessene Maßregel von englischer Seite sehr ernstlicher Einspruch erhoben werden würde; er schien ganz vergessen zu haben, daß die Kontrolle im Falle schlechter Zinszahlung in dem Vertrage vom 30. August vorgesehen war. Aber er trug bald darauf gar keine Bedenken, dem deutschen Botschafter gegenüber beiläufig fallenzulassen, daß er diesen Vertrag niemals abgeschlossen haben würde. Eigentlich konnte der Vertrag, obwohl andere Kabinettsmitglieder ihn noch später als ein nützliches Instrument lobten,49 seitdem nur als ein Fetzen Papier betrachtet werden. Durch das kurz vor dem Ausbruch des Burenkrieges geschlossene geheime englisch-portugiesische Abkommen vom 14. Oktober 1899, das unter Erneuerung von zwei älteren Verträgen von 1642 und 1661 eine Garantie des portugiesischen Territoriums (Mutterland und Kolonien) aussprach, wurde dann der letzte Rest des englisch-deutschen Vertrages in der Stille ausgelöscht.

Man kann Zweifel hegen, ob nicht das Abkommen vom 30. August 1898 in seinen Voraussetzungen und seiner Anlage contra bonos mores verstieß. Die Art aber, wie hernach der eine Partner den anderen übers Ohr hieb, nötigt dazu, zu ihrer Kennzeichnung schon zu stärkeren Ausdrücken zu greifen: auch nach englischem Urteil war es ein Akt von beispielloser Treulosigkeit.50 Im Auswärtigen Amte in Berlin, wo man das ganze Spiel nicht durchschauen konnte, blieb zunächst eine Skala peinlicher Gefühle zurück; Enttäuschung nach der übereilten Hoffnung, Resignation und, als langsam und auf Umwegen die Existenz des Vertrages von 1899 durchsickerte, eine tiefe Erbitterung. Man sah sich betrogen und nicht einmal in der Lage, sich zu beklagen, aber Holstein grollte, es sei unmöglich mit diesen Leuten in irgendein Verständnis einzutreten.51 So nahm [489] das erste Beispiel freundlichen Einvernehmens, das der Bündnissondierung Chamberlains vom März 1898 entsprungen war, allmählich einen Verlauf, der für eine vertrauensvolle Fühlung der beiden Kabinette sehr schädlich war. Man empfand das in Berlin um so schneidender, als man sich, nicht lange vor dem Herannahen des Burenkrieges, durch die Hergabe eines Wechsels heimlich gebunden hatte, dessen Gegenwerte für die deutsche Seite nicht einklagbar waren und vielleicht niemals fällig wurden.

Jetzt freilich, im Herbst 1898, stand man noch unter dem Zeichen der frischen Annäherung.52 Sie fiel um so mehr auf, als in dem dramatischen Wechsel dieser Monate der englische Welthorizont durch andere Wetterzeichen vorübergehend in ein tiefes Dunkel gehüllt wurde. Der Schlußakt des Kampfes der Westmächte um den oberen Nil hatte eingesetzt und er war schon in dem Momente entschieden, wo der Sirdar Kitchener den französischen Major Marchand mit seinem Gefolge in Faschoda "entdeckte".

Die Franzosen verkannten damals die Ungunst der Weltkonstellation und der besonderen Lage am Nil und versteiften sich, statt sich sofort zur Räumung Faschodas zu entschließen, ehrenhalber in Weiterungen. Darüber erhob sich in England ein Sturm der öffentlichen Meinung, um den bedingungslosen Rückzug der Franzosen und ihrer Ansprüche zu erzwingen; umfassende Rüstungen zu Wasser und zu Lande gaben der drohenden Sprache der Minister einen Rückhalt und schon hieß es, daß es größere Übel als den Krieg gebe; der Durchgänger Chamberlain erging sich wieder öffentlich in seinen Lieblingsideen von dem Zusammenschluß der teutonischen und der angelsächsischen Rasse und fürchtete nur, Lord Salisbury, der sich mehr zurückhielt, möge nicht die Seelenstärke besitzen, um die notwendige Krisis heraufzubeschwören und "wie Bismarck in Ems" zuzuschlagen.53 Selbst der franzosenfreundliche Lord Salisbury entdeckte jetzt, daß die Dinge sich in den letzten zwölf Monaten doch sehr verändert hätten, und gab auf dem Höhepunkt der Krisis der Königin Victoria den Rat, den Kaiser einzuladen, da die Haltung Frankreichs es wünschenswert mache, daß die Welt an ein Einvernehmen zwischen Deutschland und England glaube54 (17. November 1898). Die Franzosen gestanden rückblickend, während der ganzen Periode von Ende September 1898 bis zum März 1899 "nur zwei Finger breit von dem Ausbruch der Feindseligkeiten entfernt gewesen zu sein".55 Sie mußten [490] sich darein finden, daß der russische Verbündete auf diesem Schauplatz zu keiner Hilfe imstande und bereit war.

Die deutsche Position während der Krisis war die sichere Hinterhand des Unbeteiligten. Daß die Franzosen jetzt ihre eigentlichen Hoffnungen am Rhein zurückstellten, wog leicht gegenüber der Tatsache, daß sie bei allen freundlichen Worten "nicht gewillt waren, auf diese Hoffnungen zu verzichten".56 Graf Hatzfeldt riet zwar anfangs, nach seinen Londoner Erfahrungen, den Franzosen gegenüber, wie sie damals gern gewollt hätten, eine äußerlich erkennbare freundlichere Haltung einzunehmen,57 aber man sah in Berlin davon ab. Falls Deutschland, durch die unfreundliche Haltung Englands in Samoa gedrängt, damals aus seiner für England immer noch freundlichen Stellung herausgetreten wäre und sich zu einer politischen Annäherung an Frankreich und seine Alliierten entschlossen hätte, so würde England nicht die gleiche Nachgiebigkeit in Paris gefunden haben.58 Also blieb es dabei, daß die Entscheidung von 1870/71, so gut wie einst in der ersten Stunde des Kampfes um Ägypten, auch in der letzten Stunde dieses Kampfes die Franzosen zum Rückzuge zwang.

Welche Konsequenzen für die künftige Gestaltung der deutsch-englischen Verhältnisse zu ziehen waren, war allerdings eine andere Frage. Die englisch-französische Deklaration, die am 21. März 1899 die Abgrenzung der Besitzungen südlich und westlich vom Niger und der Interessensphäre östlich vom Niger festsetzte, bedeutete zwar für das Niltal die große Liquidation, zwischen deren Zeilen schon der künftige französische Verzicht auf den so lange behaupteten ägyptischen Anspruch sich von ferne einleitete. Damit erwuchs den Franzosen aus ihrer Niederlage, die man im Orient ein zweites Sedan hieß, doch auch wieder eine gewisse Erleichterung ihrer Gesamtpolitik. So sehr die Krisis von Faschoda auch von lärmenden Kundgebungen begleitet war, so rückte doch ihr Ablauf zugleich die theoretische Möglichkeit näher, daß die Kluft zwischen beiden Völkern eines Tages geschlossen werden würde. Man hat den Eindruck, daß Salisbury bei der Richtung seiner Politik diese mögliche Folge sehr früh erkannt hat, wie auf der anderen Seite Delcassé, der, von dem russischen Bündnis enttäuscht, seinen Blick nach London zu richten begann. Dagegen sucht man in den deutschen Akten vergeblich nach einer sicher formulierten Erkenntnis, daß seit dem Ausgang der Faschoda-Krisis der stärkste Trumpf, den man in Berlin lange Zeit hindurch der englischen Politik gegenüber in der Hand gehabt hatte, unmerklich an Wert nach allen Seiten zu verlieren beginne.

[491] Die englische Politik hatte durch den Abschluß des Abkommens mit Deutschland über die portugiesischen Kolonien und des Abkommens mit Frankreich über den Niger freie Hand zu großen Unternehmungen erlangt, und sie zögerte nicht, inmitten der sich jagenden Weltkonjunkturen, in denen alles auf den Moment ankam, davon Gebrauch zu machen. Es waren noch nicht acht Wochen nach dem Niger-Abkommen vergangen, da deuteten alle Anzeigen darauf hin, daß die Beziehungen Englands zu den Burenstaaten sich verschlechterten; im Mai 1899 war die Regierung von Transvaal schon überzeugt, daß Chamberlain den Krieg wolle; sie hoffte noch den Frieden zu erhalten, aber begann sich auf die Verteidigung vorzubereiten. Das erschütternde Ereignis des Burenkrieges, die gewalttätigste Unternehmung des Zeitalters des Imperialismus, begann in der Ferne heraufzuziehen.


1 [1/471]So Graf Hatzfeldt, der von 1886 - 1902 mit Salisbury in vertrautem Verkehr stand. Er kommt öfter auf dies Motiv zurück, so 15. IV. 1898 (XIV, 2, 606). ...zurück...

2 [2/471]S. o. S. 75 f., 140 f. ...zurück...

3 [3/471]Gr. Pol. XIV, 2, 606 f., 15. IV. 1899. ...zurück...

4 [1/472]Der britische Botschafter in Paris bemerkte beim Tode Salisburys, daß bei den Franzosen, auch wenn sie die englische Regierung angriffen, bei der Behandlung Salisburys eine viel größere Mäßigung und ein auffälliges Fehlen an Schärfe des Tones zutage getreten sei. 23. VIII. 1903. Brit. Dokum. II, 499 (nach der deutschen Übersetzung zitiert). ...zurück...

5 [2/474]Hatzfeldt an Holstein. 15. IV. 1889. Gr. Pol. XIV, 2, S. 608. ...zurück...

6 [3/472]Hatzfeldt an Holstein. 23. II. 1899. Gr. Pol. XIV, 2, S. 579 f. ...zurück...

7 [1/473]Buckle, Letters of Queen Victoria, 3, 3, S. 21 (1932). ...zurück...

8 [2/473]Gr. Pol. XVII, S. 4. ...zurück...

9 [3/473]21. I. 1902. Brit. Dokum. II, 1, S. 139 ff. ...zurück...

10 [4/473]Vgl. S. 459. ...zurück...

11 [1/474]Brit. Dokum. I, 1. S. 14 f. ...zurück...

12 [2/474]Zar Nikolaus II. an Kaiser Wilhelm II. 22. Mai bis 3. Juni 1899: "Never before had England made such offers to Russia." (Große Politik 14, 1, S. 250). ...zurück...

13 [3/474]Salisbury wurde durch Balfour unterrichtet; inwieweit er einverstanden war, ist nicht zu erkennen; an ein Spiel mit verteilten Rollen ist nicht zu denken. ...zurück...

14 [1/475]Die Auffassung des Buches von Eugen Fischer, Holsteins großes Nein. Die deutsch-englische Bündnisverhandlung von 1898 bis 1901 (Partie 1925) muß auf der ganzen Linie abgelehnt werden. Es steht so stark unter dem Druck der aus der Situation des Weltkrieges und Zusammenbruchs fließenden Werturteile, daß es zu einer objektiven Würdigung des Verhaltens der deutschen und englischen Politik unfähig ist. So gelangt es zu einem Gesamtbild, dessen wesentliche Teile, der Wert der englischen "Bündnisangebote" (der jetzt erst, aus der Fischer noch nicht vorliegenden englischen Aktenpublikation, authentisch gedeutet werden kann), die "Schuld" der deutschen "Bündnisablehnung" und schließlich die unheilvolle Figur des Baron von Holstein, nur ein Zerrbild enthalten. ...zurück...

15 [1/476]Kaiser Wilhelm II., der an sich von der Annäherung einen tiefen Eindruck hatte, drückte das in einer Randbemerkung zum 7. April 1898 in der Form aus: "Der p. Chamberlain muß nicht vergessen, daß ich in Ostpreußen einem preußischen Armeekorps drei russische Armeen und neun Kavalleriedivisionen hart an der Grenze gegenüberstehen habe, von denen mich keine chinesische Mauer trennt, und die kein englisches Panzerschiff mir vom Leibe hält." (Große Politik 14, 1, S. 216.) ...zurück...

16 [2/476]Fr. Meinecke findet dieses Argument Bülows überspitzt. Es enthält aber nicht das sachliche Kernstück des deutschen Gedankenganges, sondern nur den für den englischen Partner am leichtesten verwendbaren Gegengrund. ...zurück...

17 [3/476]Entsprechend Kaiser Wilhelm II.: "Trotzdem ist es aber auch für die Gegenwart von großer Bedeutung, die offizielle Stimmung in England uns günstig und hoffnungsvoll zu erhalten" (10. April 1898. Große Politik 14, 1, S. 217). ...zurück...

18 [1/477]Bülow 24. April 1898: "Das einzige, was wir verlangen müssen, ist, daß England bei der Ausbreitung seiner eigenen Herrschaft, welche in neuerer Zeit in immer beschleunigterem Tempo und in immer größerem Maßstabe betrieben wird, auch uns etwas gönnt und Kompensationen für Deutschland Raum läßt." Große Politik 14, 1, S. 218 ff. ...zurück...

19 [2/477]Randbemerkung Wilhelms II.: "Unmöglich!" ...zurück...

20 [3/477]Desgl.: "Mit Frankreich vielleicht." ...zurück...

21 [4/477]So zog Bülow das Fazit: Gegen weitere Bündnisverhandlung, solange keine Gefahr von Rußland drohe und England die Sache wie ein Meistbietungsverfahren behandele; für Bündnisverhandlungen, wenn wir von Rußland gefährdet oder bedroht und England einsieht, daß es auf Frankreich gegen Rußland nicht rechnen kann; Gefahr von Rußland entsteht erst durch ein englisches Bündnis. ...zurück...

22 [5/477]Hatzfeldt an Bülow 27. Juni 1898. ...zurück...

23 [1/478]Salisbury erklärte die Rede für unverbindlich für das Kabinett. Große Politik 14, 1, S. 229. ...zurück...

24 [1/479]Hatzfeldt an Ausw. Amt, 2. Juni 1898, an Hohenlohe 3. Juni 1898. Große Politik 14, 1, S. 240 f., 245, 249. ...zurück...

25 [2/479]Große Politik 14, 1, S. 247. ...zurück...

26 [3/479]Bülow geht in seinen Denkwürdigkeiten (I, 326) die einzelnen Persönlichkeiten des Auswärtigen Amtes durch, um immer zu dem Ergebnis "anglophil" zu gelangen. ...zurück...

27 [1/480]S. o. S. 473. ...zurück...

28 [2/480]Bülow wurde durch das Schreiben des Zaren in dem Entschluß bestärkt: nur über konkrete Einzelfragen mit England in positiver Weise zu verhandeln. ...zurück...

29 [1/481]Schon damals, im September 1897, hatte Wilhelm II. in erster Aufwallung bei seinen Ratgebern ein Eintreten der monarchischen Staaten für Spanien angeregt, aber sich sofort dem Rate Bülows gefügt, daß Deutschland hier die Führung nicht selbst übernehmen könne, sondern die Westmächte vorangehen lassen müsse. ...zurück...

30 [1/482]Aus dieser Ableugnung des Botschafters im Januar 1902, deren inneren Zusammenhang wir seinerzeit kennenlernen werden, ergab sich im April 1902 ein gereizter deutsch-englischer Notenaustausch. Sowohl die russischen Akten wie die französischen Aussagen bestätigen die englische Initiative; wie sehr Kaiser Wilhelm II. dem Schritte abgeneigt war, zeigt seine Randbemerkung. Vgl. Große Politik 15, S. 24 bis 29. ...zurück...

31 [2/482]Am 14. Mai meldete der Konsul in Manila, daß unter den aufständischen Tagalen der Gedanke auftauche, einen Thron unter einem preußischen Prinzen zu errichten! ...zurück...

32 [3/482]Bülow an Kaiser Wilhelm II. 14. Mai 1898. Große Politik 15, S. 33 ff. Die sachlichen Bedenken kommen gegen die trotzdem genährte Begehrlichkeit nicht recht auf. ...zurück...

33 [4/482]Klehmet an Bülow (über die Pläne von Tirpitz) 16. März 1898: Denkwürdigkeiten Bülows I, S. 188 f. Tirpitz an Kaiser Wilhelm II. 24. April 1898 (Hohenlohe III, S. 441 f.). In den Erinnerungen von Tirpitz S. 159 ist sein Anteil an den Begehrlichkeiten von damals ziemlich vermischt. Seine Sprache gegenüber dem Kaiser belebte dessen Phantasie damals viel zu stark, ohne jedes Gegengewicht realistischer staatsmännischer Erwägungen. ...zurück...

34 [5/482]18. Mai 1898. ...zurück...

35 [1/483]Die Kritik von H. Friedjung, Zeitalter des Imperialismus ("Aus unpraktischem Kraftgefühl ohne jede verletzende Absicht") trifft nicht ganz das Richtige. Wenn Graf Joh. Heinr. Bernstorff, Deutschland und Amerika, S. 13, die Aktion aus dem Mißverständnis der Äußerungen des Botschafters White erklärt, so wird dabei übersehen, daß sie schon längst vordem eingeleitet war. ...zurück...

36 [2/483]Daß infolge dieses Zusammenstoßes ein deutsch-amerikanischer Krieg nahe bevorgestanden hätte, ist nur eine freie Phantasie des Freiherrn v. Eckardstein, Denkwürdigkeiten I, S. 312. ...zurück...

37 [1/484]So Richthofen 6. Juli 1898. Memorandum von Mr. Bertie 1. Juni 1898. "Die Zeit scheint für eine Entscheidung über die in bezug auf die afrikanischen Besitzungen Portugals zu befolgende Politik gekommen zu sein." Brit. Dokumente I, S. 73. ...zurück...

38 [2/484]Als Hatzfeldt an diese früheren Unterhaltungen über freundschaftliche "Teilung" von Mozambique erinnerte, bemerkte Salisbury mit einem gewissen Nachdruck: "J'ai dit alors que nous aurions pu diviser la colonie portugaise, mais je n'ai pas dit partager." Große Politik 14, 1, S. 235. ...zurück...

39 [3/484]Große Politik 13, S. 29. ...zurück...

40 [1/485]Gr. Politik 14, 2, S. 274. ...zurück...

41 [2/485]Bezeichnend Salisburys Urteil: "Der allgemeine Eindruck, der in mir zurückbleibt, war, daß der Kaiser aus dem einen oder anderen Grunde auf ein Abkommen irgendwelcher Art mit Großbritannien erpicht sei, daß er aber die Gelegenheit ergreife, eine größere Forderung zu stellen, als er durchzudrücken beabsichtige." ...zurück...

42 [3/485]Als Stimmungsausdruck bezeichnend: Bülow 20. August 1898: "Ich fürchte, wir stehen vor einer Gabelung, die Beziehungen zu England werden entweder sich bessern oder viel schlechter werden." ...zurück...

43 [1/486]Lee, King Edward VII, I, S. 737. ...zurück...

44 [2/486]An das Gespräch Chamberlains, das Fr. Meinecke bis in die erste Hälfte des Juni zurückverlegt, konnte man im amtlichen Verkehr von Berlin aus überhaupt nicht anknüpfen. ...zurück...

45 [1/487]Man lese auch seinen von Schmeichelei nicht freien Bericht an den Kaiser vom 24. August 1898. ...zurück...

46 [2/487]Bülow meinte, das Vorgehen zeuge entweder von Ungeschick oder von Zuversicht, ahnte aber nicht, daß etwas Drittes in Betracht kam. ...zurück...

47 [3/487]Brit. Dokumente 1, 1, S. 120. ...zurück...

48 [4/487]Brit. Dokumente 1, 1, S. 130 f. ...zurück...

49 [1/488]So Balfour 24. November 1899. Chamberlain 15. Juni 1900. Große Politik 14, S. 414; 17, S. 6. ...zurück...

50 [2/488]So Harold Nicolson, a. a. O., S. 127 f. ...zurück...

51 [3/488]Vgl. die Randbemerkung Bülows vom 24. Juni 1900: "Wenn England Vorteile aus dem Abkommen von 1898 zieht, ohne daß wir gleichwertige Äquivalente erhalten, stehen wir nicht nur blamiert da, sondern jedes fernere Arrangement mit England und jedes weitere Zusammengehen ist für absehbare Zeit total ausgeschlossen." Als im Dezember 1900 ein englisches Geschwader zu Verbrüderungsfesten nach Lissabon ging und das Foreign Office den deutschen Botschafter beruhigte, es handle sich um eine "Art von moralischer Auffrischung der aus dem 14. Jahrhundert herrührenden und zur Zeit der napoleonischen Kriege wieder erneuerten Allianz zwischen England und Portugal, nicht aber um ein neues Abkommen und am wenigsten um ein solches, das dem Abkommen über die portugiesischen Kolonien zuwiderlaufe", lag die Sache vollends klar. Der neue Außenminister Lord Lansdowne erklärte zwar am 20. Dezember, "der Geheimvertrag werde durch die Lissaboner Vorgänge in keiner Weise berührt, sondern stände genau da, wo er sich vor jenen Vorgängen befunden habe". Bülow blieb bei seinem Zweifel: "Nach dieser Erfahrung werden wir zu erwägen haben, ob es sich bei der nächsten Gelegenheit empfiehlt, wieder ein solches Abkommen à longue échéance zu schließen." 20. Januar 1901. Große Politik 17, S. 17. ...zurück...

52 [1/489]Charakteristisch dafür die Art, wie Wilhelm II. den Sieg Kitcheners über den Mahdi feierte. ...zurück...

53 [2/489]Große Politik 14, 2, S. 388. ...zurück...

54 [3/489]Buckle, Letters of Queen Victoria 3, 3, S. 312. ...zurück...

55 [4/489]C. de Freycinet, La question d'Egypte. S. 413. ...zurück...

56 [1/490]Graf Münster 29. Dezember 1898: "Die Idee einer Annäherung an Deutschland wird immer allgemeiner, hat sozial einigen Wert, politisch keinen, solange dabei noch von Elsaß-Lothringen die Rede ist. Dafür, daß das Stichwort »Alsace-Lorraine« nicht mehr die Wirkung hat und sie immer mehr verliert, gibt es schon viele Anzeichen." Große Politik 14, 2, 408. Vgl. Arthur Meyer vom "Gaulois" bei Hohenlohe 3, 448. ...zurück...

57 [2/490]Hatzfeldt an Auswärtiges Amt 1. April 1899. Große Politik 14, 2, S. 594 ff. ...zurück...

58 [3/490]Hatzfeldt an Hohenlohe 30. Juni 1893. Große Politik 14, 2, S. 426. ...zurück...


Der Weltkampf um Ehre und Recht.
Die Erforschung des Krieges in seiner wahren Begebenheit,
auf amtlichen Urkunden und Akten beruhend.
Hg. von Exzellenz Generalleutnant Max Schwarte