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Volksdeutsche Soldaten unter Polens Fahnen. 
Tatsachenberichte von der anderen Front aus 
dem Feldzug der 18 Tage
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Ein satanischer Befehl
Leutnant Hanns Hellmuth Heising, Saalfelde Kr. Ostrowo

In den letzten Monaten vor Kriegsausbruch hatte sich der Deutschenhaß der Polen bis zur Siedeglut gesteigert. Steine und Strafmandate hagelten in gleicher Weise in unsere Häuser, und aus den Augen der Polen funkelte uns ein unbarmherziger Vernichtungswille entgegen.

Welche Gefühle mich also beherrschten, als ich mich am 31. 8. 39 zum 17. Reserve-Ulanenregiment in Kraśnik, Woiwodschaft Lublin, stellen mußte, ist schwer zu schildern. Meine trübe Stimmung hob sich etwas, als ich dort schon einige mir bekannte volksdeutsche Reserveoffiziere antraf, Bonse, Bilstein, Graf Stolberg, v. Wendorff, Stieler und Anders. Da nach dem 1. September die Flieger Hermann Görings uns heftig bepflasterten, setzte sich unsere Truppe zunächst nach Brest-Litowsk in Marsch. Auf dem halben Wege dorthin ereilte uns der Befehl: Kurswechsel Richtung Brody. Weshalb, das sollte uns bald klarwerden. Der Kanonendonner kam näher und näher, und bald zogen wir in den Wäldern, die deutschen Tanks die Straßen entlang. Meine deutschen Kameraden hatte ich bei dem immer größer werdenden Wirrwarr aus den Augen verloren.

Die 2. Schwadron, der ich angehörte, hockte schon 3 Tage in einem kleinen Walde, ohne Essen und Trinken für Mannschaft und Pferde. Die Stimmung der nur zu einem Drittel bewaffneten Truppe war verheerend. Uns hatte man bisher nur Siegesmeldungen aufgetischt, und nun wollte es keinem der Polen in den Sinn kommen, daß wir eigentlich schon von allen Seiten von deutschen Truppen umgeben waren. Was sich aber in Wirklichkeit abspielte, wußte keiner von uns. Als der Abend des zweiten Tages in unserem Waldversteck dämmerte, hörte ich auf der nur 2 km westlich gelegenen Chaussee starkes Motorengebrumm. Ich kletterte am Waldrande auf eine Kiefer und schaute herüber. Da fuhren deutsche Fahrzeuge und Tanks [150] mit Licht, als ob sie sich mitten in Berlin befänden. "Bald ist die Tortur zu Ende", dachte ich bei mir, "der Hunger wird dich nicht mehr quälen und du wirst mit und nicht gegen die Brüder da drüben marschieren." Plötzlich schreckte mich der Ruf "Heising" aus meinem Sinnen auf. Ich sprang vom Baum herunter. "Herr Leutnant, Sie sollen zum Schwadronschef kommen." Einige Sätze und ich war vor ihm. Um ihn herum standen schon die Offiziere und Fähnriche der Schwadron. "Meine Herren", sagte er, "wir werden versuchen, den Deutschen eins auszuwischen. Einer von ihnen wird sich an die Chaussee schleichen und einem Tank eine geballte Ladung Handgranaten vor die Nase werfen."

Bei meinen polnischen Kollegen schien dieser sinnlose Plan wenig Begeisterung hervorzurufen. Der Chef musterte einen nach dem anderen, dann blieb sein Blick an mir haften. Es zuckte in seinem Mundwinkel und seine Augen blitzen mich falsch an: "Heising, Sie werden den Auftrag sofort ausführen." Als ich automatisch die Hacken zusammenriß und mein "Zu Befehl" herauspreßte, fühlte ich und sah es allen Gesichtern an: "Das ist dein Todesurteil." Ich band 7 Handgranaten zusammen - meine Hände zitterten dabei vor Wut und Erregung - und schlich in der anbrechenden Dämmerung meinem Ziele zu. Ungefähr die Hälfte meines Weges mochte ich zurückgelegt haben, als ich beim Verschnaufen merkte, daß dicht hinter mir ein Pole mit dem Karabiner auf dem Rücken und einer Handgranate in der Hand mir nachschlich. Er merkte wohl, daß ich still dalag und blieb auch liegen. In mir kochte es: "Also so habt ihr verehrlichen Polaken das gemeint! Schmeißt der Njemjez seine Ladung nicht, dann fliegt ihm selbst die Handgranate in den Rücken."

Mein Entschluß, die Ladung so zu werfen, daß kein Tank etwas abbekam, stand von vornherein fest. Hauptsache, es knallte. Ich kroch nun schnell weiter, machte eine schnelle Schwenkung nach links in ein mehr hügeliges Gelände hinein, um meinen Aufpasser abzuschütteln. Ob mir das gelungen war, konnte ich, als ich an der Chaussee lag, nicht genau feststellen, denn beim Umdrehen sah ich in meiner Erregung alle möglichen Gestalten. Ich beobachtete, an den Chausseegraben ge- [151] preßt, die Tanks und die mit Soldaten der Wehrmacht besetzten Lastwagen. Sie waren mit schußbereiten MG.s gespickt. Rausspringen aus dem Graben, rufen? Unmöglich! Ehe ich das Motorengebrumm mit meinem Rufen übertönt hätte, wäre ich von Kugeln durchsiebt gewesen. Das Herz klopfte mir zum Halse heraus und der Schweiß trat aus allen Poren...

Plötzlich bemerkte ich zwischen zwei Tanks einen weiten Zwischenraum. Blitzschnell warf ich die Ladung über die Chaussee hinweg. Ein toller Krach! Ich wußte, sie konnte keinem deutschen Wagen etwas anhaben. Ehe ich's mir versah, war der nächste Tank ran und nahm den Graben unter Feuer. Kaum war die Garbe über mich hinweg, sprang ich heraus in ein Kartoffelfeld. Der Tank schoß immer noch weiter. Ich blieb lange liegen, denn meine von langem Hungern geschwächten Glieder zitterten nun nach der nervenaufpeitschenden Spannung derart, daß ich einfach nicht weitergehen konnte. Schließlich wählte ich einen Umweg zur Schwadron, um meinem Aufpasser aus dem Wege zu gehen. In der Dunkelheit schien es mir, als sei jeder Strauch ein polnischer Soldat...

Bald stand ich vor dem Schwadronschef. "Sie haben den Auftrag ausgeführt." - "Zu Befehl!" - "Haben Sie getroffen?" - "Nein." Haßerfüllt blickte er mich an. Er hörte wohl die Überzeugung heraus, die in meinem "Nein" mitklang. Dann schickte er einen polnischen Fähnrich mit dem gleichen Auftrag nach der Chaussee. Der Ärmste kam nicht mehr zurück. Man fand ihn am nächsten Morgen, von vielen Kugeln durchlöchert, im Chausseegraben liegen...

Einige Tage später waren wir in russische Gefangenschaft geraten. Einer meiner Ulanen rettete mich durch sein mutiges Dazwischentreten vor dem Erschießen. Es mag ein Ukrainer gewesen sein, denn er sprach auch gut russisch. Dann türmte ich bei der ersten günstigen Gelegenheit los, immer vor den Russen her, bis zur Weichsel. Es war zum Verzweifeln. Tagelang versuchte ich, mich deutschen Truppen zu stellen. Aber kaum sahen sie mich, da bekam ich auch schon Feuer. Das wiederholte sich mehrere Male. Einmal erwischte es mich um Haaresbreite. Endlich erreichte ich nach Gewaltmärschen die Weichsel, nahm mir nachts einen Kahn ohne Ruder und ruderte mit den Händen [152] über den Strom. Das dauerte, weil ich immer wieder abgetrieben wurde, drei Stunden. Völlig erschöpft sank ich am anderen Ufer zusammen und fiel in einen tiefen Schlaf. So fanden mich am nächsten Morgen deutsche Soldaten und nahmen mich gefangen...

Nun ist die Heimat frei. Ich trage die schwarze Uniform der und bin glücklich, daß der polnische Spuk verflogen ist. Worum es heute bei dem gewaltigen Ringen um unser Großdeutsches Reich geht, wissen wir ehemaligen Volksdeutschen am besten. Unseren Kindern soll erspart werden, was wir durchmachen mußten. Dieser Gedanke wird uns die Kraft geben, in der Front des nationalsozialistischen Deutschtums unseren Mann zu stehen und Gut und Blut für die errungene Freiheit einzusetzen.




Am 27. 4. 1940, kurz nachdem Heising uns seine Kriegserlebnisse eingeschickt hatte, brachte der Ostdeutsche Beobachter folgende Traueranzeige:

"Unerwartet entschlief heute an den Folgen der Kriegsstrapazen, die er unter fremder Fahne durchmachen mußte, mein inniggeliebter Mann, unser herzensguter Vater, mein lieber Bruder, Hanns Hellmuth Heising, im Alter von 39 Jahren..."


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