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Volksdeutsche Soldaten unter Polens Fahnen. 
Tatsachenberichte von der anderen Front aus 
dem Feldzug der 18 Tage
[9]
Bruder gegen Bruder
Einführung von Kurt Lück, Posen

Deutsche Soldaten haben in den Reihen des polnischen Heeres mitgekämpft, solange es überhaupt ein Polen gegeben hat. Im frühen Mittelalter standen sie als Lehnsleute slawischer Fürsten nicht selten gegen ihren eigenen Kaiser. Deutsche Edelleute erhielten große Begüterungen als Lohn dafür, daß sie 1410 bei Tannenberg-Grunwald tapfer gegen die Ordensritter kämpften. Und Polens Kriegführung gegen den Osten ist ohne Beteiligung deutscher Rüstungshandwerker, Festungsbauer, Offiziere und Söldner geradezu undenkbar. Sogar Henryk Sienkiewicz, ein verbissener Deutschenfeind, hat in seinem Roman Mit Feuer und Schwert die Haltung der deutschen Söldnertruppen anerkannt. Die wenigsten Polen und Deutschen dürften wissen, daß einer der ersten Träger des hohen polnischen Kriegsordens Virtuti Militari ein Deutscher aus Danzig, der Ingenieur Ludwig Metzel, war, der ihn 1792 von König Stanislaus August erhielt. (Vgl. Enc. Powsz. Ilustr. Bd. LV, Warschau 1910 unter M.)

Mag in früheren Jahrhunderten angesichts der stammlichen und politischen Zersplitterung des Reiches der Kampf Deutscher gegen Deutsche von dem einzelnen nicht als Gewissensnot empfunden worden sein, so mußte er in unserem Zeitalter eines hochentwickelten Volksbewußtseins die wehrfähigen Deutschen in Polen vor die schwersten Entscheidungen stellen. Sie alle waren Nationalsozialisten, fühlten sich unterdrückt, entrechtet und hofften auf die Befreiung aus einer unerträglichen Lage. Dennoch blieb ihnen als Untertanen des polnischen Staates nichts anderes übrig, als dem Mobilmachungsbefehl Folge zu leisten. Jede Weigerung hätte den Tod bedeutet.

Aus mehreren Gründen habe ich alle lebend zurückge- [10] kehrten Kameraden nach Abschluß des Kriegs durch Zeitung und Rundfunk aufgefordert, mir Erlebnisberichte einzusenden. Sie kamen in so großer Zahl, daß ich in diesem Buche nur einige bringen kann. Das Lesen aller Berichte gibt aber einen so erschütternden Überblick über die Geschehnisse, daß ich sie wenigstens inhaltsweise wiedergeben will.


Morde an volksdeutschen Soldaten

Bemerkenswert ist, daß in allen Aufzeichnungen nicht ein einziges Mal von Sabotageakten die Rede ist. Die Volksdeutschen hatten einen oder mehrere Aufpasser und konnten daher an derartige Dinge gar nicht denken. In manchen Garnisonen sonderten die Polen sie sofort aus, gaben ihnen keine Uniform, sondern schoben sie unter militärischer Bewachung nach Osten ab, wo sie dann angeblich verwendet werden sollten und tatsächlich auch noch verwendet wurden. Ob die Militärbehörden bei dieser Maßnahme dunkle Hintergedanken hatten, steht nicht fest. Tatsache ist jedenfalls, daß gerade diese Maßnahme unzähligen Deutschen zum Verhängnis geworden ist. Auf der Flucht gerieten die polnischen Truppenverbände nämlich aus- und durcheinander. Feldpolizei und Offiziere griffen oft zur Waffe, um Ordnung zu schaffen. Dabei stießen sie natürlich auch immer wieder auf abgesprengte volksdeutsche Soldaten dieser nach Osten abgeschobenen Trupps, hielten sie für Spione oder Deserteure und knallten sie ohne Umstände einfach nieder. Oft beherrschten die Deutschen die polnische Sprache nur mangelhaft und fielen gerade dadurch am meisten auf. Außerdem hatte man die polnischen Soldaten derart aufgehetzt, daß sie ihre deutschen "Kameraden" oft beschimpften, bedrohten und schlugen, auch wenn diese regelrecht eingekleidet waren und ihre Pflicht erfüllten. Einer der Volksdeutschen, ein Jungbauer Willy Kliem aus Tomnitz (Kr. Krotoschin), hielt dies alles nicht länger aus, sprang aus dem fahrenden Zuge und schlug sich zu Tode. Ein zweiter, der junge Landwirt Georg Grunow aus Groddeck (Westpr.) wurde, obwohl er schon eingekleidet war, von den polnischen Soldaten mit dem Tode bedroht und ohne jede Veranlassung als Spion für verhaftet [11] erklärt. Da er befürchten mußte, seinen Bestimmungsort nicht lebend zu erreichen, sprang auch er aus dem fahrenden Zuge, rannte zur Weichsel, schwamm durch den Strom und rettete sich auf diese Weise. Zu Ewald Schulz (Roneck b. Hohensalza) sagte ein Offizier: "Wart' du Satan, die erste Kugel gehört dir." In seinem Berichte heißt es weiter: "Wer als Deutscher in unserer Truppe erkannt war, konnte seines Lebens nicht mehr sicher sein. Beherrschte er die polnische Sprache, dann floh er zu einer anderen Kompanie, bis er auch dort durch seinen Namen als Deutscher auffiel. Dann ging die Jagd von neuem los."

Die Deutschen mußten daher alle möglichen Mittel anwenden, um der Ermordung zu entgehen. Sie warfen ihre Militärpapiere weg und legten sich polnische Namen zu, besorgten sich Soldbücher gefallener Polen usw. Auch riefen sie sich gegenseitig mit polnischen Vornamen, um nicht aufzufallen. Richard[?] Ruge (Urbanshof, Kr. Obornik), der gut polnisch spricht, gab sich als Pole aus. Als ihn sein Offizier fragte, ob er ein Verwandter des polnischen Posener Stadtpräsidenten Ruge sei, bejahte er dies und sicherte sich durch diese Notlüge eine gute Behandlung. Otto Herrmann (Trebisfelde, Kr. Kulm) antwortete einem Batterieführer auf eine ähnliche Frage: "Ich bin ein Pole." - "Dein Glück", sagte der polnische Offizier, "wenn du ein Schwab wärst, hätte ich dich hier am nächsten Baum aufhängen lassen." Johann Kurzitza (Kattowitz) berichtet, daß in Radom die Mobilmachungskarten geprüft wurden, ob sie rote oder schwarze Stempel hatten. Die Deutschen, auch er, hatten schwarze und wurden sofort ausgesondert und abtransportiert, wohin, das hat er nie erfahren. Er selbst konnte seine Karte noch rechtzeitig vernichten. Der Feldwebel Wilhelm Klinksiek (Posen) erweckte in seiner Extrauniform, dank seiner ausgezeichneten polnischen Sprachkenntnisse, den Eindruck bei den Offizieren, er sei ein Pole. Man drückte ihm eine Militärpistole in die Hand, mit der Weisung, 120 volksdeutsche Soldaten nach Slesin zu eskortieren und erteilte ihm den Befehl, jeden fußkrank oder erschöpft Zurückbleibenden sofort zu erschießen. Da nachher tatsächlich viele fußkrank waren und zwar infolge des jeder Beschreibung spottenden polnischen [12] Schuhwerks, hat die kluge Taktik Klinksieks vielen das Leben gerettet. Was nämlich ein polnischer Vorgesetzter in solchem Falle getan hätte, beweist folgender, durch eidesstattliche Aussage belegter Fall:

Adolf Günther (Posen) sah mit eigenen Augen, wie ein polnischer Hauptmann drei volksdeutsche Soldaten, Oberschlesier, erschoß, weil sie mit ihren wundgelaufenen Füßen auf einer Chaussee im Lubliner Lande den Eilmarsch nicht mehr aushielten und sich auf den Rand des Straßengrabens gesetzt hatten, um auszuruhen.

Die Deutsche Lodscher Zeitung vom 27. 9. 1939 berichtet: "In Konstantynow fand in der vergangenen Woche die Bestattung des 33jährigen Teodor Kulisch statt, der als Reservist von der polnischen Heeresleitung einberufen worden war. In Strykow trank Kulisch an einem Brunnen Wasser, als ein polnischer Offizier hinzukam, um gleichfalls seinen Durst zu stillen. Als dieser aber bemerkte, daß ein Deutscher hier vor ihm trank, geriet er derart in Wut, daß er Kulisch mit einem Stich ins Genick niederstreckte. Kulisch war sofort tot."

Der Hauptschriftleiter Adolf Kargel der ehemaligen Lodscher Freien Presse hat uns unter Eid den Bericht eines volksdeutschen Soldaten aus Konstantynow wiedergegeben. In dessen Truppe wurden alle Deutschen herausgesucht, an einen Strohschober gestellt und erschossen. Er selbst hatte sich das Soldbuch eines polnischen Soldaten besorgt und kam als einziger mit dem Leben davon.

Am Rande der Staatswälder von Goluchow, nicht weit von der Straße Jezow-Rawa, wurden zusammen mit 20 ermordeten volksdeutschen Zivilisten auch ein "polnischer" Offizier, Eugen Lenk, ausgegraben. Wie die umwohnende Bevölkerung erzählte, soll Lenk sich geweigert haben, die Zivilisten zu erschießen, wofür ihn dann andere gleich miterschossen! Als diese Nachricht in der Deutschen Lodscher Zeitung erschien, meldete sich beim Schriftleiter Kargel ein Verwandter dieses Lenk, erklärte, jener sei tatsächlich als Offizier eingezogen gewesen und seitdem spurlos verschwunden. Auch hierüber liegt uns eine eidesstattliche Erklärung vor.

Der Volksdeutsche Josef Rastelli, ehem. Vizewachtmeister [13] im poln. 5. Panzerbataillon in Krakau, (jetzt in Kattowitz), erklärt an Eidesstatt folgendes:

In Myślenice war er am 6. 9. 1939 Zeuge, wie in einem Gasthaus zwei volksdeutsche Reservisten ein Glas Bier tranken. Einer verabschiedete sich von dem andern in deutscher Sprache, was anwesende Polen hörten. Sie fielen sofort über den Zurückgebliebenen her, schlugen ihn unmenschlich. Als sich Rastelli für ihn einsetzen wollte, brüllte ihn ein polnischer Oberleutnant an: "Lassen Sie die Finger von dem deutschen Schwein, sonst kann es ihnen auch so gehen." Der übel zugerichtete deutsche "Spion" wurde dann zum Schluß von einem Polizisten niedergeknallt und auf einer Wiese, unweit der Gaststätte, hinter einer Wassermühle vergraben. Rastelli wartete dann vor dem Gasthause die Rückkehr des zweiten, aus Königshütte stammenden Deutschen ab, und warnte ihn. Mit Tränen in den Augen und kurzen Dankesworten machte dieser sich dann eilig davon.

Paul Frey (Königshütte, Gutenbergstr. 14) war in der Nähe von Lemberg in dem allgemeinen Wirrwarr von seiner Kompanie abgekommen. Da infolge der deutschen Luftangriffe nur nachts marschiert wurde, konnte das leicht geschehen, und es geschah bei polnischen Soldaten genau so. Als Frey in schlechtem Polnisch bei einer fremden Formation nach seiner Truppe fragte, ergriff man ihn als Spion, versetzte ihm einige Bajonettstiche und schlug ihn so stark auf den Kopf, daß er die Besinnung verlor. Die Polen fesselten ihm Hände und Füße und warfen ihm auf einen Wagen. Ein überraschender deutscher Angriff brachte ihm die Befreiung. Frey schließt seinen Bericht: "Was aus mir geworden, wenn Polen geblieben wäre, das weiß Gott allein."

Paul Gansel (Bielitz, Schießhausstr. 15) schildert als Augenzeuge, wie hinter Brest-Litowsk zwei deutsche "Spione" an einen Baum gebunden, mit Benzin begossen und angezündet wurden. Sie verstarben nach einer Stunde unter unsäglichen Qualen.

Frau Linda Teobald, geb. Bayer, aus Andrzejow b. Lodsch (Rokocinska 48), gibt an, ihr Mann, Oskar Teobald, sei in Lodsch am 1. 9. 1939 als Fliegerabwehrsoldat von seinen pol- [14] nischen Kollegen mit Messern gestochen und aus dem Fenster der Kaserne geworfen worden, wobei er den Tod fand. Die Grabstätte ihres Mannes ist ihr bekannt, da sie schon am 2. 9. Kenntnis von dessen Ermordung erhielt. Teobald hinterläßt vier kleine Kinder.

Der Volksdeutsche Georg Demarczyk (Neudeck, Kr. Tarnowitz) vom 12. Inf.-Rgt. (Wadowitz) war ohne jeden Grund als "deutscher Spion" verschrien und wurde ohne ein Standgericht zum Tode verurteilt. Kurz vor der Vollstreckung des Urteils konnte er entfliehen und entging so dem sicheren Tode.

Franz Styllok (Kostow, Kr. Pleß, Imialinerstr. 72) schildert, wie zwei polnische Feldpolizisten seinen oberschlesischen Kameraden, der wegen eines lahmen Fußes ordnungsgemäß als dienstunfähig entlassen worden war, bei Roszki als "Deserteur" niederschossen.

Ernst Schendel (Kamke, Kr. Kolmar) machte als noch nicht eingegliederter Reservist mit zahlreichen anderen Volksdeutschen den Rückzug der polnischen Truppen aus Thorn mit. Da sie alle schlecht polnisch sprachen, griff sie die Feldpolizei auf und erklärte ihnen sofort, sie würden als "deutsche Spione" erschossen werden. Sie verdanken es besonderen Umständen, daß sie diesem Los entgingen.

Volksdeutsche Soldaten mußten sich ganz besonders davor hüten, allein zu gehen, denn das bedeutete meist den Tod. Elfried Franz (Gr. Sibsan, Kr. Schwetz), der als Thorner Sanitäter den Feldzug mitmachte, hat erlebt, daß ein polnischer Offizier drei solche versprengte volksdeutsche Soldaten erschoß, und vermutet, daß es vielen anderen genau so ergangen ist.

Otto Keßler (Deutschwalde, Kr. Hohensalza), polnischer Infanterist, stand schon an der Wand, um erschossen zu werden. Im letzten Augenblick trat sein polnischer Unteroffizier dazwischen und ließ es nicht zu.

Alle diese Verbrechen können nur durch die schon pathologisch gewordene Spionenfurcht und durch die von Kriegsausbruch betriebene hemmungslose Deutschenhetze erklärt werden. Es gibt wohl kaum einen von den Zehntausenden volksdeutschen Soldaten, der nicht mindestens einmal die Schlagworte [15] "Niemcy pod mur" (Die Deutschen an die Wand) gehört hätte. Der Unteroffizier Paul Sültemeyer (Posen) vernahm bei seiner Truppe in Gnesen, es müsse ein "heiliger Befehl" kommen, alle Deutschen im Regiment zu erschießen. Ihm selbst riefen immer wieder haßerfüllte polnische Soldaten sein Todesurteil zu.

Leutnant Ernst Weiß (Jarotschin), Sanitäter, galt in seiner Truppe als verdächtig und befand sich deshalb oft in der heikelsten Lage.

In anderen Regimentern ging die Parole um: "Wir kämpfen nicht nur gegen die Wehrmacht Hitlers, sondern auch gegen die Deutschen in unseren Reihen." War es da ein Wunder, daß die polnischen Soldaten mit wenigen Ausnahmen jeden Maßstab für Recht und Menschlichkeit verloren?

Friedrich Pankratz (Thorn) stellte sich als Ersatzreservist, wurde mehrmals als Spion verhaftet, einmal von einem mitleidigen Polen laufen gelassen, ein zweites Mal beim Abtransport durch Kopfstreifschuß und Bauchschuß verwundet.

Über die Ermordung volksdeutscher Soldaten im polnischen Heere berichtet auch Friedrich Roskamp (Kulmsee, Kulmerstr 14), ferner über die Massenabschlachtung deutscher Zivilisten. "Eigentlich geht es kaum zu beschreiben", erklärt Roskamp, "denn jede kleine Erinnerung geht einem wie ein kalter Wind durch die Glieder."

"Am 10. 9. abends um 7 Uhr wurden", so schildert Helmut Pavel aus Alt-Boyen, "alle Gefreiten und Unteroffiziere unseres Bataillons zum Appell befohlen. Ich war unter ihnen der einzige Deutsche und als solcher unerkannt. Da sagten uns die Offiziere, wir sollten alle Deutschen in unserer Truppe erschießen, da diese Hunde angeblich alles verrieten. Alle stimmten dem begeistert zu. Ich mußte mich schnellstens durch die Flucht retten. Ob nachher noch Deutsche erschossen worden sind, entzieht sich meiner Kenntnis." Pavel hatte sich in Posen bei dem Inf.-Rgt. 57 gestellt.

Paul Ludwig (Alt-Boyen, Kr. Kosten) machte den Krieg mit und kam bis vor Lemberg. Wie bei vielen anderen, so ist auch bei ihm der Name des Truppenteils schwer zu bestimmen, da in dem allgemein herrschenden Wirrwarr und dem Auflösungsprozeß alles x-mal umgruppiert oder neugebildet [16] wurde. Nachdem er schon schwere Kämpfe mitgemacht hatte, verhaftete man ihn bei Jaroslau plötzlich als "Spion", zusammen mit zwei Deutschoberschlesiern, mißhandelte sie unmenschlich und sperrte sie bis zum Erschießen in einen Eisenbahnwaggon ein, aus dem die deutsche Wehrmacht sie noch rechtzeitig befreite.

Wilhelm Peter (Hirschdorf, Kr. Schrimm) erfuhr in Warschau als Angehöriger des Inf.-Rgt. 57, daß die Polen viele volksdeutsche Soldaten erschossen hätten.

Am 10. 9. wurden in Kutno 21 militärpflichtige Deutsche, die sich dort beim Bezirkskommando gestellt hatten, ohne jede Beschuldigung erschossen. Da einer von ihnen, Kloke aus Rackwitz, schwerverwundet entkam, weil die Mörder ihn für tot gehalten hatten, kam die unglaubliche Bestialität ans Tageslicht. Die Toten, darunter Schwerdtfeger, Machatschek, Lubnau aus Posen, Lange aus Neutomischel, wurden später ausgegraben und zum Teil in Posen auf dem Ehrenhain beigesetzt.

Was wir hier an Beispielen brachten, genügt, um den Gesamtvorgang zu kennzeichnen. Wenn man bedenkt, daß der größte Teil der Wehrpflichtigen einer Volksgruppe von 1.200.000 Köpfen diese Hölle durchmachen mußte, und das waren nicht Hunderte, sondern Zehntausende, dann wird man auch den Umfang dieses an volksdeutschen Soldaten verübten Massenmordes ermessen. Leider ist den Toten selbst der Mund verschlossen, und wir können daher bei den meisten kaum feststellen, ob sie von einer deutschen oder polnischen Kugel gefallen sind. Reden können nur die zufälligen Augenzeugen, die Morde gesehen oder selber Mordanschlägen entkommen sind. Es ist in allen Berichten gerecht anerkannt, daß auch vereinzelte Polen und ganze Truppenteile die Scheußlichkeiten verurteilten. Doch konnten einzelne der Massenpsychose gegenüber selten etwas ausrichten. Sie gefährdeten sich dabei selber.


Miterlebte Morde an volksdeutschen Zivilisten

Die in der Geschichte aller Zonen und Zeiten einzig dastehenden Massenmorde an volksdeutschen Zivilisten, an Frauen, Kindern und Greisen sind bereits in zahlreichen Veröffent- [17] lichungen beschrieben worden. [Scriptorium merkt an: davon nur vier Beispiele auf dieser WebSite: hier, hier, hier und hier.] Uns interessiert hier nur die Tatsache, daß in zahllosen Fällen unsere volksdeutschen Soldaten ohnmächtige Zeugen dieser Scheußlichkeiten sein mußten. War schon die Gefahr, jederzeit von vorn oder oben eine deutsche und von hinten eine polnische Kugel zu kriegen, und das Gefühl, auf der falschen Seite der Front stehen zu müssen, ein grausames Schicksal, so steigerte sich das alles zu einer unvorstellbaren Spannung beim Miterleben der an volksdeutschen Zivilisten verübten Greueltaten.

Ganz gleich, ob deutsche Flieger Bomben warfen, deutsche Artillerie schoß oder in Hunderten von Fällen die polnische Organisation nicht klappte, immer suchten sich dann die Polen, um ihre Wut und Enttäuschung abzuladen, einen volksdeutschen Prügelknaben. Der Pole geriet schnell in Aufregung. Er sah deshalb oft Gespenster, schoß auf eigene Truppen und eigene Flugzeuge usw. Natürlich mußte auch dann der erste beste Volksdeutsche, dessen man habhaft wurde, mit seinem Leben dafür büßen.

Wie die Einstellung des polnischen Offizierskorps zu diesen Dingen aussah, schildert der Reserveleutnant Heinz Kottke (Lauterbach bei Pudewitz). Noch vor Ausbruch des Krieges erklärte ein Fähnrich während eines Frühstücks in der Gnesener Offiziersmesse, die Polen müssten nach Überschreiten der deutschen Grenze sogar die Kinder in den Wiegen totschlagen und das deutsche Volk ausrotten. Alle anwesenden höheren Offiziere billigten diese Auffassung ohne Einschränkung. Kein Wunder also, wenn nachher Dinge passierten, für die Begriffe wie Grauenhaftigkeit, Scheußlichkeit, Greuel usw. viel zu schwach sind. Traf das zurückziehende Militär doch auf allen Straßen Trupps internierter deutscher Zivilisten, die die Polizei nach Osten trieb.

Der Volksdeutsche Franz Styllok, Soldat des Inf.-Rgt. 23 in Wladimir Wolynsk, wohnhaft in Kostow (Kr. Pleß) schildert, wie er am 14. 9. 1939 in Cholm (Woiw. Lublin) die Erschießung von ungefähr 100 deutschen Zivilisten, darunter Frauen und Kinder bis zu 1 Jahre, mit ansah. Das Massengrab soll sich bei der Cholmer Vorstadt Nowiny befinden. Es wurden Menschen mit verscharrt, die noch lebten. Die Erschießung nah- [18] men Polizisten und Gefängnisaufseher vor. Die Angaben Stylloks sind inzwischen durch weitere Feststellungen bestätig worden.

Ergreifend schildert der Unteroffizier Paul Sültemeyer, wie er in der polnischen Truppe, zusammen mit anderen volksdeutschen Soldaten, auf einer kongreßpolnischen Straße marschierte:

"Ein unsagbar trauriges Bild bot sich uns während des Marsches. In langen Kolonnen standen internierte deutsche Zivilisten, Männer, Frauen und Kinder, Knaben und Mädchen, oft nur notdürftig bekleidet, mit zerfetztem Schuhwerk oder barfuß, verdreckt und todmüde am Wege. Von Polizisten und halbwüchsigen Burschen wurden sie bewacht. Unsere vorbeiziehende Truppe gab ihrem Haß durch gemeine Beschimpfungen und brutale Mißhandlungen Ausdruck. Ich hätte am liebsten mit dem Kolben auf diese Bestien losschlagen mögen. Aber ich hätte damit ja die Lage nur noch verschlimmert. Mir und meinen volksdeutschen Kameraden blutete das Herz, und Tränen der Wut kamen uns in die Augen. Da standen nun die Wehrlosen, zum Teil mit Drähten, Stricken oder Fesseln aneinandergekettet und mußten, ohne sich zu rühren, Kolben- und Stockschläge, Fußtritte und Steinwürfe erdulden. Ich dachte sogleich an meinen Vater, der ja auch dabei sein mußte, suchte ihn lange, aber fand ihn wohl infolge der anbrechenden Dunkelheit nirgends. Am nächsten Morgen lagen Wege und Felder voller Leichen dieser volksdeutschen Internierten. Und ich trug die Uniform dieser Mörderbande! Das Blut stieg mir bei dem Anblick zu Kopfe. Erst nach dem Kriege erfuhr ich, daß tatsächlich auch mein internierter Vater in jener Gegend ermordet wurde..."

Augenzeuge einer viehischen Mordtat wurde auch der schon einmal erwähnte Herbert[?] Ruge, der bei den Polen als einer der ihren galt. Hinter Kutno hielt seine MG.-Kompanie einen des Weges kommenden deutschen Greis an. Man verhaftete den Alten und ließ ihn neben dem MG.-Wagen, auf dem Ruge saß, herlaufen, was er keuchend und weinend tat. Ein Soldat trieb ihn von oben her immer mit dem Kolben an und mißhandelte ihn. Als Ruge anregte, den Greis doch [19] laufen zu lassen, statt ihn zu quälen, beschimpfte man ihn, daß er "dem deutschen Schwein" helfen wolle. Nach 3½ Stunden Marsch war der Alte am Ende seiner Kräfte. Nun führte ihn der Soldat an einen See, band ihm die Hände auf dem Rücken zusammen und während noch der kniende Greis laut das Vaterunser betete, hielt der Mörder ihm das Gewehr an die Schläfe und drückte ab. Dann band er einen Stein an der Leiche fest und warf sie in den See. Ruge schreibt: "Für mich war dieser Mord das Schrecklichste, was ich bisher im Leben gesehen habe." Daß der Alte völlig harmlos war, unterlag keinem Zweifel.

Die mir aus allen Teilen des ehemaligen Polen zugegangenen Berichte enthalten eine Unmenge ähnlicher Schilderungen. Ich muß gestehen, daß es mich eine große Überwindung kostete, alle zu lesen. Entsetzlich sind die Schilderungen der großen Blutbäder in Bromberg, im Kreise Hohensalza und in anderen Gegenden. Worauf es hier abschließend ankommt, ist die Feststellung, daß Tausende volksdeutscher Soldaten Augenzeugen irgendwelcher Greueltaten ihrer polnischen "Kameraden" sein mußten. Vielen hat man die Erlebnisse nachher angesehen. Sie waren verfallen, seelisch erschüttert und vielfach ergraut.


Der "polnischen Wirtschaft" ausgeliefert

Es war aber noch ein weiteres, das den volksdeutschen Soldaten Höllenqualen bereitete. Und das war das im Heere herrschende Durcheinander. Der Deutsche ist bekanntlich ein Mensch der Ordnung und Organisation, der Pole dagegen ein Organisator der Unordnung. So ergaben sich auch hier innere Konflikte und Leiden. Als Deutsche mußten sie innerlich darüber erfreut sein, wenn im polnischen Heere alles nicht klappte. Als Soldaten und eingefleischte Ordner mußte sie andererseits das Chaos auch oft bis zur Weißglut reizen. Dieses Gegeneinander im eigenen Inneren schildert uns in seinem Bericht der Leutnant Theo R. Schüler, der als Zugführer einer Bahnbauabteilung den Feldzug mitmachte. In allen Dingen der technischen Kriegführung waren die Polen mit wenigen Ausnahmen Stümper.

[20] Diejenigen Truppen, die man lange vor Ausbruch des Krieges mobilisiert hatte, waren noch einigermaßen ausgerüstet. Nach dem 20. August setzte aber eine sich von Tag zu Tag steigernde Aufregung und Unordnung ein. Reservisten lagen tagelang und nächtelang unter freiem Himmel, ehe sie eingekleidet wurden. Und wenn es dann endlich soweit war, dann fehlte zuletzt bei jedem doch immer etwas. Hatte jemand gute Uniform und Unterwäsche, dann paßte nachher zu seinem alten Lebel-Gewehr bestimmt die Munition nicht. Hatte er ein Seitengewehr, dann fehlte die Scheide, und er mußte es gleich auf das Gewehr stecken. Freute sich der Reservist über seine neuen Schuhe, dann verfluchte er sie nachher um so mehr. Sie waren nicht eingefettet und machten ihm beim Marsche die Füße wund. Irgend etwas fehlte eben immer. Der Pole kann, das ist typisch für ihn, Dinge nicht bis zu Ende durchdenken, geschweige denn durchorganisieren.

Die Truppe, der der Fähnrich Hans-Jürgen Bardt in Lublin angehörte, hatte eine Woche nach Beginn des Krieges erst für ein Zehntel der Mannschaft --- alte Lebel-Gewehre, Modell 86, auftreiben können.

Während des Rückzuges wurde dauernd "organisiert". Der Rechnungsunteroffizier und Zahlmeister Lothar Mielcarek (Posen) erlebte beim Rückzuge, wie plötzlich ein ihnen wildfremder polnischer Oberst, ohne die Führer der anderen Formationen zu fragen, aus allen Waffengattungen einen Stoßtrupp gegen die vordringenden Deutschen zusammenstellen wollte und zwar mit schußbereitem Karabiner. Was dabei herauskam, sah ergötzlich aus: Der eine barfuß, der zweite in unterwegs gestohlenen Halbschuhen, der dritte mit, der vierte ohne Mütze oder Helm usw. Schließlich weigerte sich dieses Sammelsurium von Kriegern, gegen die Deutschen zu ziehen, so daß der kühne Plan des Herrn Obersten scheiterte.

Ein besonderes Kapitel waren Verpflegung und Löhnung. Überall da, wo man nach der Einberufung die Deutschen gleich absonderte, kümmerte sich kein Mensch darum, ob sie etwas zu essen hatten oder nicht. Oft ging es aber den Polen selbst auch nicht anders. Ein volksdeutscher Kamerad berichtet, er hätte in 20 Tagen einmal warmes Mittagessen und einmal [21] ein halbes Brot erhalten. Seine polnischen "Kameraden" klauten, raubten und requirierten, um satt zu werden oder fraßen auf den Feldern rohe Mohrrüben, Kartoffeln und Runkeln. Er selbst mußte genau dasselbe tun, denn an Löhnung hatte er für 3 Wochen 1,80 Zloty erhalten. Erkennungsmarken hatten wohl neun Zehntel der polnischen Armee nicht.

Nicht selten fällen die mir zugegangenen Berichte ein vernichtendes Urteil über die Haltung polnischer Offiziere. In zahlreichen Fällen waren sie es, die sich in vorher schon bereitgehaltenen Zivilsachen als erste aus dem Staube machten. Sie traktierten ihre Mannschaft mitunter mit Knüppel und Reitpeitsche, versetzten ihnen Tritte in das Gesäß oder gar in den Leib, tischten lächerliche Lügen und Siegesmeldungen auf und führten ihre Truppe schlecht. Wo nachher solche Offiziere in Gefangenschaft gerieten, bezogen sie nicht selten Prügel von ihrer eigenen Truppe.

Nicht ohne Kopfschütteln liest man in den vorliegenden Berichten, daß schwerverwundete sich am Straßenrande quälten, während Offiziere in Autos, in Begleitung hübscher Sanitäterinnen oder anderer Damen, einfach vorbeifuhren. Mit besonderer Empörung schildert ein Kamerad, wie ein Offizier einen stark blutenden Verwundeten rücksichtslos vom Wagen warf, um selber schneller fliehen zu können. Kaum glaublich klingt es, daß in so vielen Fällen Offiziere ihre Mannschaft mit Bajonetten gegen die deutschen Tanks schickten, da diese ja doch nur aus Holz oder Pappe wären. Aber alles, was hier in unserem Buch an Dingen dieser Art zu lesen ist, ist lautere Wahrheit.

Wie aus den von uns veröffentlichten Berichten klar hervorgeht, lag uns nichts so fern, als in öder Schwarzweißmalerei alles am polnischen Soldaten schlecht zu machen, hat doch auch der Führer in seiner großen Danziger Rede anerkannt, daß der einfach polnische Soldat an vielen Stellen tapfer gekämpft hat. Schlecht waren Führung und Organisation. Nie ist wohl ein Volk kläglicher geführt und belogen worden, wie das polnische vor und im September 1939.


[22] Eine eindringliche Lehre für die Zukunft

Die Haltung, die unsere Kameraden in der für sie so schwierigen Lage zeigten, war anständig. Sie haben oft Unheil nicht verhindern können, weil jedes Eintreten die Polen nur noch zu größeren Untaten gereizt hätte. Und wenn sie den blutrünstigen polnischen Sadisten gegenüber oft ihr deutsches Volkstum tarnten, dann mit gutem Recht. Diese Tarnung erforderte gewöhnlich mehr Geistesgegenwart und Mut, als ein ratloses Sichergeben in das drohende Schicksal.

Die Zahl der im polnischen Heere ermordeten, gefallenen, verwundeten volksdeutschen Soldaten geht hoch in die Tausende. Viele gerieten in russische Gefangenschaft, wurden in Litauen, Rumänien und Ungarn interniert, kamen zurück und erfuhren, daß ihre Angehörigen inzwischen getötet worden waren. So erging es, um einen besonders erschütternden Fall zu nennen, dem aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrten E. Schmolcke aus Rackwitz. Die Polen hatten, während er einberufen war, seinen schwer weltkriegsbeschädigten Vater, seine Mutter, 18jährige Schwester und sein 1½jähriges Brüderchen verschleppt und alle ermordet.

Die mir eingesandten Berichte stammen zum größten Teile von Mitgliedern des volksdeutschen Posener Selbstschutzes, der nach der Befreiung des Warthelandes unter der Leitung von -Führern entstand. Und so soll denn, unserer soldatischen Einstellung entsprechend, dieses Erlebnisbuch keine romantische Erinnerung, sondern ein Appell an unsere Jugend sein: "Seht, so erging es uns, als die Polen Gewalt über unsere Heimat hatten. Vergeßt das nicht! Seid einig und werdet zu jener kämpferischen, nationalsozialistischen Gemeinschaft, die für alle Zeiten die Freiheit kommender Geschlechter gewährleistet. Nie mehr komme der Fluch über uns, gegen Brüder kämpfen zu müssen. Uns an der Grenze soll daher niemand übertreffen an Einsatzbereitschaft für die Heimat, an Liebe zu Führer und Reich."


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