[5] Widmung Seit die Welfen, die deutsche Hanse und der Deutsche Orden vor 700 Jahren den ersten Weg nach dem Osten bahnten, haben Millionen deutscher Menschen sich diesem Werke hingegeben. Aus Kraft und Glauben, Not und Blut erneuerte sich immer wieder der innere und äußere Bestand Ostdeutschlands. Im Bewußtsein dieser Leistung widmen wir dieses Buch dem Heer der Toten, die für das deutsche Schicksal im Osten fielen, dem Glauben der Vertriebenen an die Heimat, den Deutschen, die in Bedrängnis und Unterdrückung ausharren, den Kämpfern für die künftige Freiheit Ostdeutschlands.
[9] Zur Einführung Von allen Bestimmungen des Versailler Diktats ist die Schaffung des Korridors in der Weltöffentlichkeit stets als eine untragbare und daher den Frieden gefährdende Entscheidung angesehen worden. Aus dieser im Auslande sich ständig verbreiternden Erkenntnis hat sich seit 1919 über die Frage, was das an Deutschland begangene Unrecht wiedergutgemacht werden könnte, eine lebhafte internationale Diskussion angebahnt, in deren Verlauf sich zahlreiche führende englische, französische und amerikanische Schriftsteller und Staatsmänner für die Beseitigung dieses Unrechts einsetzten. Man wußte, daß im deutschen Volke die Empörung über diesen Willkürakt der Westmächte stets lebendig bleiben werde, und daß die Korridorfrage in irgend einer Weise geregelt werden müsse, wenn es zu einem Ausgleich zwischen dem Deutschen Reich und Polen kommen solle. In dem Wunsche, dieses Problem von sich aus im Wege gegenseitiger Verständigung zu lösen, hat Deutschland im Januar 1934 mit Polen den Zehnjahrespakt geschlossen. Es schien damals, als wäre Polen bereit, mit Deutschland im versöhnlichen Geiste die zwischen den beiden Ländern noch offenen Fragen zu diskutieren und einer friedlichen Regelung entgegenzuführen. Um den Reifeprozeß des begonnenen Verständigungswerkes nicht zu stören, übte die deutsche Publizistik und Wissenschaft in der Behandlung dieser Fragen weitgehende Zurückhaltung. Die deutschen Veröffentlichungen aus der Zeit von 1934 bis 1939 sind Beweis dafür, daß man deutscherseits unter Hintanstellung wichtiger Belange ehrlich bemüht war, die deutsch-polnischen Beziehungen zu entspannen, ein Streben, das allerdings in Anbetracht der fortdauernden feindseligen Haltung Polens auf die härteste Probe gestellt war und geradezu an Selbstverleugnung grenzte. Die Ereignisse des Frühjahrs 1939 schufen wie auf politischem so auch auf publizistischem Gebiet eine neue Lage. Hatte Polen im Widerspruch zum Presseprotokoll schon während der Geltungsdauer des deutsch-polnischen Abkommens durch zahlreiche pseudo-wissenschaftliche und propagandistische Veröffentlichungen die polnische und die europäische Öffentlichkeit in den Fragen Danzigs und des Korridors in tendenziösem Sinne zu beeinflussen versucht, so eröffnete es nach Absage an die Verständigungspolitik des verstorbenen Marschalls Pilsudski eine wilde anti-deutsche Kampagne, die im Verein mit brutalen Maßnahmen gegen die deutsche Volksgruppe in Polen und mit kriegerischen Vorbereitungen Osteuropa über Nacht wieder zum Gefahrenherd für den europäischen Frieden werden ließ. Die Politischen Monatshefte "Volk und Reich" haben Jahre hindurch das Problem der deutschen Ostgrenze systematisch und zusammenhängend bearbeitet. Das Ergebnis dieser Arbeit [10] ist in dem Ende 1932 im Volk und Reich Verlag erschienenen Buch "Deutschland und der Korridor" zu einem wissenschaftlich-publizistischen Standardwerk zusammengefaßt worden.
Aufgabe des vorliegenden Buches, das gegenüber der Ausgabe vom Jahre
1932 völlig neu bearbeitet wurde, ist zu beweisen, welcher politischer und
wirtschaftlicher Irrtum mit der Zerreißung des deutschen Ostens begangen
wurde, und zu warnen vor den Weiterungen einer Fehlpolitik, die wider alle
menschliche Vernunft einen Mißgriff der Gewalt bedeutet. Deutschland hat
das Recht auf seiner Seite, das Recht der Geschichte und der völkischen
Leistung, das Recht eines großen Volkes auf seinen von ihm in
Generationen erschlossenen Lebensraum. Mit echter politischer Leidenschaft, mit
wissenschaftlicher Gründlichkeit und mit dem festen Willen, für den
Kampf um eine endgültige und dauerhafte Lösung eine wirksame
publizistische Waffe zu schaffen, gingen alle Mitarbeiter ans Werk. Ihnen sei
für ihre Bereitschaft auch an dieser Stelle herzlich gedankt.
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