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Guderian - Revolutionär der Strategie.

Revolutionär gegen Traditionalisten

In den Werken der kriegsgeschichtlichen Abteilung fällt ihm auf, daß die Fragen moderner Kriegführung wie Luft- und Panzereinsatz übergangen wurden. Auch auf der Gegenseite finden sich kaum praktische Folgerungen aus den Einsätzen von Tanks im Kriege, dafür jedoch glänzende theoretische Beiträge, in England beispielsweise von J.F.C. Fuller und Basil Liddell Hart.

Wegen des Versailler Diktats, das den Deutschen den Besitz schwerer Waffen verbot, mußten diese Neuerungen in Deutschland graue Theorie bleiben. Aber im Gegensatz zu den heutigen gehorsamsbeflissenen Dienern der Sieger machten die Deutschen nach dem verlorenen I. Weltkrieg einen Sport daraus, die Bestimmungen des Diktats, wo eben möglich, zu umgehen. Hans v. Seeckt, der Chef der Reichswehr, trat konsequent für eine Verständigung mit Rußland ein. Mit dem Vertrag von Rapallo wurde auch eine militärische Zusammenarbeit, vor allem bezüglich moderner Waffentechnik, eingeleitet.

Guderian geht an die Probleme der Motorisierung mit Ungestüm und Erfindergeist heran. Wie immer ist er aufgeschlossen für die jüngsten Ideen auf waffentechnischem wie operativem Gebiet. Dabei werden ihm in wachsendem Maße die bisherigen Mängel der Kriegführung bewußt. Aber es ist typisch für seinen Schöpfergeist, daß es bei ihm nicht bei der Kritik früheren Versagens bleibt. Er sucht vielmehr nach Wegen, um frühere Fehler von Grund auf zu beseitigen. In Wort und Schrift tritt er für seine neugewonnenen Erkenntnisse ein. Seinem Charakter gemäß nimmt er dabei kein Blatt vor den Mund, was ihm manchen eingefleischten Traditionalisten zum Feinde macht. Dafür finden seine mit scharfsinniger Analyse und schwungvollem Stil verfaßten Berichte bei weniger reaktionären militärischen Beobachtern umso größere Beachtung. Als umwälzende Neuerung beginnt er sich auch mit der engen Zusammenarbeit motorisierter Verbände mit Flugzeugen zu beschäftigen.

1924 wird Guderian Lehrer für Taktik und Kriegsgeschichte, ein neuer produktiver Abschnitt in seiner Laufbahn. Wie der große Schlieffen vor dem I. Weltkrieg sucht auch Guderian nach Präzedenzfällen der Militärgeschichte für klassische Angriffsschlachten. Doch - typisch für ihn - geht er nicht wie Schlieffen auf glänzende Siege wie Cannä oder Leuthen zurück, sondern analysiert Niederlagen, um ihre Ursachen aufzuspüren. Guderian versteht es, seine Schüler nicht nur durch zwingende Argumente, sondern ebenso durch seine Begeisterung mitzureißen. Seine jungen Offiziersanwärter waren durchweg auserlesenes Menschenmaterial. Sie zu überzeugen war nur möglich, wenn er ihnen mit gewichtigen Beweisgründen, oft aus ausländischen Quellen, kommen konnte. Dank seiner imponierenden Persönlichkeit - die glückliche Verbindung von Geist und feurigem Elan - gelingt es ihm, aus seinen Fahnenjunkern ebenso begeisterte Jünger seiner Ideen zu machen.

Schon damals stellt Guderian eine Forderung als den Angelpunkt seines taktischen und strategischen Programms auf: die Stoßkraft!! Um seinen Anschauungen Nachdruck zu geben, greift er auf Beispiele taktischen Unsinns aus der Kriegsgeschichte zurück. Etwa wie die Preußen 1806, ohne zu schießen, dem Gegner entgegenrückten, oder sich im feindlichen Feuer nicht hinlegten! Aber nach der unnachsichtigen Kritik kommt die konstruktive Lehre: An konkreten Beispielen zeigt er, wie die Stoßkraft sich unweigerlich taktischen und technologischen Neuerungen anpassen muß.

Bis 1928 hatte Guderian noch keinen Panzer von innen gesehen. Doch im Sommer 1929 darf er eine Geländebesprechung durchführen, die eine Kampfgruppe mit Waffen im Einsatz umfaßt, wie sie für die späteren Panzerdivisionen üblich werden soll. Er ist dabei, die von J.F.C. Fuller aufgestellte Forderung zu verwirklichen, wonach ein moderner Seydlitz mit seinen schnell beweglichen Truppen und beweglicher Artillerie in Flanke und Rücken des Feindes stößt!

Wie General v. Blomberg stand auch Guderian den an die Macht strebenden Nationalsozialisten zunächst abwartend gegenüber. Für die Novemberrepublik hatte sich das deutsche Offizierkorps nie begeistern können. Der Kommunismus wurde von fast jedem Soldaten als Todfeind seines Landes erkannt. Als der Nationalsozialismus endlich mit seinem vorbehalthaltlosen Patriotismus die Macht errungen hatte, stellten sich die meisten jüngeren Offiziere bald bereitwillig in seinen Dienst.

Am 23. März 1933 schreibt Guderians Schwiegermutter, Frau Groene: "Nach all den Scheußlichkeiten der letzten Jahre bekommen Eure Jungens endlich ein Gefühl von Ehrfurcht und Größe." Und Vater Groene: "Wie... herrlich!" Hitler gesprochen hat. Und er preist seinen "eisernen Willen, Tatkraft, und auch die schönen Worte für die Armee". Ein Jahr später schreibt Guderians Frau an ihre Mutter: "...ich glaube nicht, daß wir in Deutschland einen besseren, mutigeren Führer finden konnten". Auch ihrem Mann ist es inzwischen bewußt geworden, daß er in Hitler, im Gegensatz zu den orthodoxen Führungskräften der alten Armee, einen eifrigen Förderer seines Zieles, des Aufbaus einer deutschen Panzertruppe finden könnte.

Guderian hatte anfangs - wie in seiner Schrift Achtung - Panzer! dargestellt - die Panzerdivisionen vorzüglich als Verteidigung gedacht. Ihm schien damals die Bedrohung aus dem Osten, sowohl durch Polen als auch die Tschechoslowakei, größer als die aus dem Westen. Mit diesem Kriegsschauplatz im Sinne fordert er eine äußerst mobile Truppe. In richtiger Erkenntnis der Wirtschaftslage Deutschlands sind für ihn statt langdauernder Kriege nur begrenzte, kurze und scharfe Operationen möglich. Seinem alten Prinzip der Stoßkraft getreu, predigt er nun die Schwerpunktbildung mit Panzern, oder die Konzentration höchster Kampfkraft an der entscheidenden Stelle! Dazu das immer und überall gültige Prinzip der Überraschung!




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Mannesstolz vor Königsthronen

Angesichts der unausbleiblichen Neider und Opponenten der "alten Schule" wird sein von Natur gegebener Optimismus oft schweren Prüfungen ausgesetzt. Zum Jähzorn neigend, war seine Duldsamkeit bei starrköpfigen Widersachern nicht immer die größte. Aber er war kein "Bulle", wie einige seiner Gegner ihn hinstellen wollten, sondern durch und durch Mann der alten preußischen Gesinnung, der "Mannesstolz vor Königsthronen" bewies! Es war nur natürlich, daß er, dem seine Vorgesetzten so schwere Hindernisse in den Weg legten, mehr und mehr in den Bannkreis Hitlers gerät, der wie er mit der Zeit geht und bereit ist, überholte Konzepte über Bord zu werfen. Zudem findet Guderian eine bedeutende Unterstützung durch das N.S.Kraftfahrerkorps Adolf Hühnleins, der dafür Sorge trägt, daß Guderians Auffassung moderner Kriegführung schon in dessen Reichsmotorschulen gelehrt wird.

Die gegen Guderian gerichteten Widerstände rühren von drei verschiedenen Seiten:

1. Vom Chef des neugeschaffenen Generalstabs, Ludwig Beck (später führend in der Verschwörung gegen Hitler). Beck war in seiner langsamen und zögernden Art das krasse Gegenteil von Guderians Natur. Typisch für seine Einstellung zu Guderians Plänen ist folgendes Gespräch zwischen den beiden: Beck: "Wie viele dieser Divisionen wollen Sie haben?" Guderian: "Zwei zu Anfang, später 20." Beck: "Und wie wollen Sie diese Divisionen führen?" Guderian: "Von der Front her, über Funk." Beck: "Unsinn! Ein Divisionskommandeur sitzt in zurückgezogener Stellung mit Karten und einem Telefon. Alles andere ist Utopie!"

2. Die Kavallerie, die sich trotz ihrer schon im Weltkrieg klar erkennbaren hohen Verwundbarkeit gegenüber modernen Maschinenwaffen noch immer für notwendig hält. Allerdings zählte die Kavallerie auch fortschrittliche Offiziere in ihren Reihen, die, wie sich später herausstellte, Schneid und Geschwindigkeit früherer Reiterregimenter auf die neuen Panzerverbände zu übertragen wußten.

3. Die Artillerie, ihrer bisherigen Verwendung gemäß mehr an stationäre Kriege gewöhnt, während Guderian eine hochbewegliche Artillerie fordert, die den raschen Panzerangriffen ebenso rasch zu folgen vermag. Bedauerlicherweise für Guderian waren die höchsten Kommandostellen der Wehrmacht von ehemaligen Artilleristen besetzt. Diese Männer waren ihrer ganzen Tadition nach wenig aufgeschlossen für Guderians revolutionäre Theorien der Kriegführung. Es war dieser Typ, der den Generalstab beherrschte, und mehr noch, durch seine Personalpolitik dafür sorgte, daß Männer gleicher Gesinnung wieder an die Schaltstellen der Macht vorrücken durften. Diese waren es dann, die offen oder versteckt gegen seine Pläne opponierten, genau wie sie aufgrund ihrer christlichen oder monarchischen Bindungen Hitler von vornherein ablehnten, obwohl sie ihr neugewonnenes Prestige und ihre Beförderungen beim Wachstum der jungen Wehrmacht wohlgefällig hinnehmen!

Es darf vermutet werden, daß Guderian mit seiner Ernennung zum Kommandeur der 2. Panzerdivision von entscheidender Stelle entfernt und kaltgestellt werden soll. Zum Glück für ihn hegt Hitler schon damals ein instinktives Mißtrauen gegen die reaktionären Mitglieder des Generalstabes. Und so war es möglich, daß die von Guderian begründete Organisation weiter wachsen konnte. Der Enthusiasmus seiner Schüler ergab eine ausgezeichnete Grundlage für den weiteren Aufbau der Panzerwaffe. Die von ihm ebenfalls geforderten Unterstützungsfahrzeuge auf Raupen werden ihm allerdings nicht bewilligt. Wegen der gespannten Rohstofflage waren der deutschen Wiederaufrüstung auf entscheidenden Gebieten Grenzen gesetzt. Das Fehlen dieser geländegängigen Fahrzeuge sollte sich im Herbst 1941 dann auch im russischen Schlamm für die deutschen Offensivaktionen verhängnisvoll erweisen!

Guderian sorgte dafür, daß die Deutschen in noch einem weiteren Bereich ihren Gegnern weit vorauseilten: Durch sein völlig neues, einmaliges Führungsverfahren! Für Guderian konnten nur solche Führer unmittelbaren Einfluß auf den Verlauf des Gefechtes ausüben, die ihren Verbänden "buchstäblich vorausfliegen und -fahren". Als logische Folge dieser Forderung setzt er sich für die Entwicklung von Funkgeräten für jeden einzelnen Panzer ein. Als Ergänzung zu dieser modernen Befehlsübermittlung werden von ihm Netzsysteme zum Abhören des feindlichen Funkverkehrs geschaffen. Die so gewonnenen Informationen über feindliche Bewegungen sollten ihm später in scheinbar hoffnungsloser Lage oft eine wertvolle Hilfe sein.

In einem Aufsatz schreibt er: "Ein moderner Alexander wird seine Aufgabe nur lösen, wenn er die Errungenschaften der Technik in seinen Dienst zwingt und seinen Soldaten das Bewußtsein seelischer und stofflicher Überlegenheit über die Gegner einflößt, wenn er mit unerschütterlichem Blick auf sein großes Ziel sein Schwert schmiedet für die ihm vom Schicksal gestellte Aufgabe, die Ehre und Freiheit des Volkes zu schützen."

Doch Beck ist nach wie vor gegenteiliger Ansicht, und seine ihm ergebenen Offiziere lassen eine Zersplitterung der Truppe zu, in Widerspruch zu Guderians Plänen, der stets auf höchste Konzentration bedacht ist. General Thomas z. B. lehnt die Theorie des "Blitzkrieges" ab, an die Guderian leidenschaftlich glaubt!

Inzwischen hat Guderian das Konzept der reinen Verteidigung für seine Panzertruppe aufgegeben und sie stattdessen mehr offensiv geplant. Inmitten seiner hektischen Arbeit schreibt er 1936 in aller Eile Achtung - Panzer!, z. T. auf früheren Vorträgen und Artikeln beruhend. Die Schrift wird fleißig in allen Abteilungen für Fremde Heere der Generalstäbe der Welt studiert. Guderians Schlußsatz: "Soviel aber ist zu erkennen, daß nur starke Völker auf die Dauer bestehen werden, wenn die nötige Macht dahintersteht... nur dem mutig Handelnden wird dereinst die Schlachtengöttin den Lorbeer reichen."

Am 12. März 1938 darf Guderian zusammen mit Sepp Dietrich, dem Kommandeur von Hitlers SS-Leibstandarte, die Spitze der deutschen Truppen beim Einmarsch nach Österreich führen, eine besondere Ehre für die neugeschaffene Panzertruppe. Guderian stand mit Sepp Dietrich auf freundschaftlichem Fuß, weil Dietrich ein Draufgänger war und ebenfalls die neuen Ideen der Kriegführung teilte. Hitler hielt Dietrich für "zugleich gerissen, energievoll und brutal", nach Macksey "eine passende Beschreibung für die Mehrzahl der besten Krieger der Welt".

Frau Guderian schreibt nach dem Einmarsch voller Begeisterung an ihre Mutter: "Man kann es kaum fassen... ein Reich, ein Volk, ein Führer!" Die durch eine hohe Ausfallquote bezeugten Fehler in der Verläßlichkeit seiner Fahrzeuge geht Guderian mit gewohnter Energie an. Mit Feuereifer macht er sich an die Aufgabe, seine ihm nun unterstellten drei Panzerdivisionen zu einer erstklassigen Truppe zu formen. Sein beständig wiederholtes Motto: Das strategische Tempo, d.h. schneller sein als der Feind und ihm so den Ausbau neuer Verteidigungslinien zu verwehren, ruft seine doktrinären Gegner wieder auf den Plan. Guderian macht sich nicht beliebter, wenn er mit ironischen Äußerungen kontert: "Man sagt, der Motor sei keine Waffe... daß man mit Motoren nicht schießen kann, ist bekannt!"

So wird es beim Kampf um die Vormachtstellung der Waffengattungen immer deutlicher, daß die Gegnerschaft im Generalstab nicht nur gegen seine Ziele, sondern zunehmend auch gegen seine Person gerichtet ist.

Im Oktober 1938 sieht es so aus, als ob er durch eine von Beck ausgehende Verschwörung der Traditionalisten auf einen Posten abgeschoben werden soll, der seinen Einfluß neutralisieren würde. Nach diesem Plan sollte er seine dynamische Energie an unbedeutende Nebenaufgaben vergeuden! Hätte Hitler nicht hinter ihm gestanden, hätte es trotz Guderians hohem Durchsetzungsvermögen wahrscheinlich nie eine deutsche Panzerwaffe von Bedeutung gegeben. Kein Wunder, daß Guderian dankbar von Hitler beeindruckt ist. Zwei, wenn auch auf verschiedenen Gebieten verwandte Geister, die beide ihre Ideen mit revolutionärem Elan vorwärtstreiben!




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Polen 1939 - Die Stunde der Wahrheit

Es kam der Polenfeldzug, für Guderian und die von ihm geschaffene deutsche Panzerwaffe die Stunde der Wahrheit! Zum Erstaunen der ganzen Welt erreichen sechs Panzer- und vier leichte Divisionen in wenigen Tagen, was die übrigen 45 Infanterie- und Kavallerie-Divisionen vermutlich nicht in Wochen fertig gebracht hätten. Getreu seinem Grundsatz "Geführt wird vorn!" fährt Guderian mit der Spitze der 3. Panzerdivision in einem Befehlspanzer neuester Bauart mit Funkeinrichtungen zur Verbindung sowohl mit rückwärtigen Kommandostellen wie mit den anderen Verbänden (seine beiden Söhne befinden sich ebenfalls bei der Panzertruppe). In Polen zeigen sich in der Realität des Kampfes zum ersten Mal die glänzenden Führereigenschaften des Schöpfers der deutschen Panzerwaffe. Die im Frieden seinen Männern eingehämmerten Grundsätze von "Feuer, Bewegung und schneller Nachrichtenübermittlung" bilden neben der Tapferkeit des deutschen Soldaten die Grundlage für die dramatischen Erfolge des deutschen Heeres.

Guderian löst seine Gefechtsaufgaben in dem schnellen Tempo, das er immer gefordert hatte. Seine in ständiger Bewegung befindlichen und selbständig operierenden Panzer lassen dem Feind keine Zeit, sich zu ernsthaftem Widerstand zu sammeln. Von höchster Bedeutung für das Selbstvertrauen seiner jungen Panzertruppe ist seine persönliche Führungsrolle. Guderian ist nimmermüde immer dort, wo es brennt und seine persönliche Initiative entscheidend ist. Durch seinen unerschrockenen und seine eigene Person um nichts schonenden Einsatz als Frontkommandeur erwirbt er sich den Ruf der Furchtlosigkeit in den Augen seiner Soldaten, die ihm als kämpferisches Vorbild grenzenlose Bewunderung zollen.

Er kann auch in Wut geraten, wenn z. B. der Kommandeur eines Panzerregiments an einem Fluß Halt gebietet, den er für zu stark verteidigt hält (der Divisionskommandeur Geyr v. Schweppenburg glänzte gerade durch Abwesenheit). Erst Guderians persönliches Eingreifen bringt den Angriff wieder ins Rollen. Bezeichnend für seine Art ist auch die Abfuhr eines Kommandeurs, der seine Truppen zurückgenommen hatte, als er die Nachricht vom Auftauchen polnischer Kavallerie erhielt. Guderian fragt ihn sarkastisch, ob er je davon gehört hätte, daß pommersche Grenadiere vor feindlicher Kavallerie ausgerissen seien!

Selbst nach dem überwältigenden Sieg der Deutschen Wehrmacht über Polen war es nur wenigen bewußt geworden, daß es in Wahrheit Guderians gegen die Mehrheit der deutschen Militärexperten durchgesetzte neue Ideen gewesen waren, die diese unerwartet schnelle Entscheidung herbeigeführt hatten. Bei einem längeren, zermürbenden Feldzug wäre die Gefahr im Westen, wo Franzosen und Engländer abwartend Gewehr bei Fuß standen, erheblich gestiegen.

Zu seiner Überraschung und Genugtuung erlebt Guderian am 11. Februar 1940 bei einem Planspiel des bevorstehenden Frankreichfeldzuges eine wohlwollende Einstellung v. Rundstedts gegenüber seinen Plänen, wahrscheinlich, weil sie Hitlers Zustimmung fanden. Es ist die Erfüllung seines Traumes. Halder wollte im Verlauf des Feldzuges die deutschen Panzer an der Maas anhalten, bis die Infanteriedivisionen nachgerückt waren. Doch Guderian besteht energisch auf einem massierten Überraschungsangriff, um den "Stoßkeil so tief zu gliedern, daß man keine Sorgen um die Flanken zu haben braucht." In seiner großen Studie History of the Second World War schildert Liddell Hart die Unterlegenheit der deutschen Angriffsarmeen an Zahl und Waffen. Er gelangt zu der Ansicht, daß das Risiko eines Fehlschlages der deutschen Offensive beachtlich war und daß der Erfolg in hohem Maße dem dynamischen Willen eines Mannes zu verdanken war, der mit seinen neuen Ideen von tiefen Durchbrüchen seiner Panzerkeile die Grundlage für den deutschen Sieg schuf!



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