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Kampf im Frühling über den Gletschern

Ende April 1916 setzte in der Gletscherwelt des Adamello auf den Bergen, Pässen und Gletschern zwischen 3000 und 3500 in von italienischer Seite eine erhöhte Gefechtstätigkeit ein. Abteilungen auserlesener Gebirgstruppen gingen zu Angriffen über. Italienische Schiabteilungen hatten in den letzten Apriltagen die österreichischen schwachen Stützpunktbesatzungen auf dem Adamellogletscher und in der Presanellagruppe überraschend angegriffen und auch bemerkenswerte Erfolge errungen. Der Crozzon di Lares, 3354 m, und der Crozzon di Fargorida, 3082 m, waren in italienischen Besitz gekommen. In Trient lagen zur Zeit des Eintrittes dieser Ereignisse, neben den aus Rußland herabgelangten, für die Offensive bestimmten Formationen auch zwei Infanteriebataillone, die schon seit 1915 im Dienste der Tiroler Landesverteidigung standen und nun mit anderen Truppen aus Rußland ebenfalls für die Frühjahrsoffensive gegen Italien bereitgestellt waren. Es waren die 10. Marschbataillone der k. u. k. Infanterieregimenter Ernst Ludwig, Großherzog von Hessen und bei Rhein Nr. 14, des Linzer Hausregiments, und Erzherzog Rainer Nr. 59, des Salzburger Hausregiments. In den Dolomiten und auf der Hochfläche von Folgaria hatten sie gegen den übermächtigen italienischen Gegner ein Jahr lang erbitterte Verteidigungskämpfe bestanden. Der Monte Piano, die Drei Zinnen, der Coston, der Plaut und die Pioverna waren zu Zeugen der Heldentaten der Hessen und Rainer geworden. Nun sollten sie in der Offensive zeigen, daß sie auch im Angriff wagemutige und zähe Kämpfer sind. Es sollte anders kommen, nun, da die unerwarteten Ereignisse auf den Gletschern eingetreten waren, und die den Gletscherabschnitten zur Verfügung stehenden Reserven nicht ausreichten, die Scharten wieder auszuwetzen. Auch bestanden diese Reserven zumeist aus Landsturmformationen älterer und ältester Jahrgänge, die zwar hervorragend in der Verteidigung, zur Durchführung schwieriger Gegenangriffe in unwegsamstem Hochgebirgsgelände aber kaum geeignet waren.

So wurden die beiden Bataillone in der Mittagsstunde des 29. April in Trient alarmiert und mit Lastautos in den Raum Tione an den Beginn der Gletschertäler befördert. In Pinzolo erhielt ein Halbbataillon der Hessen den Befehl, auf den Fargorida-Paß abzumarschieren. Im Morgengrauen verließ es den Ort und trat den Aufstieg an. Zwischen 3 und 5 Uhr früh des nächsten Tages, nach fast 24stündigem Aufstieg mit nur einer Rast von einer Stunde langten die beiden Kompagnien auf dem Fargorida-Paß ein. 2300 m Höhenunterschied von dem 770 m liegenden Dörfchen Pinzolo bis auf den 3000 m [69] hohen Gletscherpaß wurden in einem Zuge zurückgelegt. Durch steile Waldtäler, über Felsensteige, durch Gletscherbrüche und über endlose Firnfelder führte dieser Hochgebirgsmarsch die zu Tod erschöpfte Truppe. Es war eine Gewaltleistung, wie sie nur das Hochgebirge einer Truppe in Bewegung aufzwingt.

Trotzdem der Aufstieg den Leuten furchtbare Beschwerden aller Art verursachte, blieb kein Mann des Bataillons zurück. Willig schleppte jeder seine Last aufwärts. 200 Patronen im Tornister, behangen mit Handgranaten, beschwert durch Kälteschutzmittel, so keuchten die Braven aufwärts. Aus dem sonnigen Trient, wo das Tal in vollster Fruchtbaumblüte stand, von den blauen Wellen der Etsch, hinauf in die Gletscherwelt des Adamello: Der Wechsel war etwas arg, und doch trugen die Leute alle Strapazen ohne Murren und Klagen. Bald gewöhnte sich Offizier und Mann an die dünne Luft der Dreitausender, an den eisigen Gletscherwind und die kalten Nächte.

Felsennester im Hochgebirge knapp hinter der ersten Linie.
[zwischen S. 72 u. 73]      Abb. 43: Felsennester im Hochgebirge
knapp hinter der ersten Linie (Fleimstalkamm).

Der letzte Teil des Aufstieges hätte noch böse werden können. Plötzlich teilte sich der Nebel, unter dessen Schutz die Kolonne, unbelästigt vom Feuer des Gegners, über die weiten Gletscherfelder aufwärts zog. Zum Greifen nahe lag der maschinengewehrgespickte Crozzon di Lares da. Auf schmaler Spur, in den deckungslosen Schneefeldern, Mann hinter Mann dahinstapfend, bot der lange Zug dem Feind ein mehr als verlockendes Ziel. Im weichen Schnee und unter der drückenden Last war an Laufen nicht zu denken, kaum möglich, den langsamen, stampfenden Schritt des übermüdeten Bataillons zu beschleunigen.

Hundeschlitten für den Transport auf den Gletschern des Adamello.
[zwischen S. 104 u. 105]      Abb. 63: Hundeschlitten
für den Transport auf den Gletschern des Adamello.

Tragtierkolonne des Deutschen Alpenkorps am Sellepaß, 2531 m.
[zwischen S. 104 u. 105]      Abb. 64: Tragtierkolonne des Deutschen Alpenkorps
am Sellepaß, 2531 m (Dolomiten).

Die Lage schien trostlos, ein fürchterliches Scheibenschießen konnte jeden Augenblick beginnen.

So bös es aber der Gletschernebel mit den braven Hessen gemeint hatte, so gut schien der Schlaf des Feindes zu sein. Noch eine gute Weile marschierte die Truppe, schonungslos den feindlichen Gewehrläufen preisgegeben. Aber erst, als die letzten Männer sich der schützenden Felswand näherten, fielen einige Schüsse, die zu hoch gingen und nicht schadeten.

Wir hatten eine Besonderheit des Hochgebirges in ihrer vollen Auswirkung kennengelernt. Das plötzliche Einfallen des Nebels und das ebenso überraschende Sichzerteilen der Nebelschwaden, helfender Freund für wenige Minuten, um plötzlich zum tückischen Feind zu werden. Mit einem Schlag war die Stimmung eine gehobene. Munterer ging es wieder weiter.

Auf dem 3000 m hohen Firn des Fargorida-Passes lagen die armseligen Reste des in den Vortagen geworfenen Landsturmbataillons. Die armen Leute hatten schwere Tage hinter sich. Zumeist alte Leute, hatten sie einen Blutzoll geleistet, der neben Verlusten an Gefangenen und Abgängen durch Erfrierungen und die Witterungsunbill, das Bataillon im Stande auf ein unansehnliches Häuflein herabgebracht hatte. Freudig begrüßten sie die über Fels, Schnee und Eis heranstapfende Ablösung, die trotz der Marschstrapazen nun sogleich zum Gegenangriff schreiten sollte.

[70] Das war vorerst unmöglich. Die Erschöpfung unserer Leute war so groß, daß sie mit angetanem Gepäck in den Eislöchern lagen und ohne zu schlafen, mit geschlossenen Augen bewegungslos ruhten. Die Bereitstellung der Angriffstruppe am hellichten Tage war undurchführbar. Die den Paß vollständig beherrschenden Felstürme des Crozzon di Lares und des Crozzon di Fargorida waren in Händen der Italiener. Scharfschützen und Maschinengewehre suchten jede Bewegung in unserer unausgebauten Stellung auf dem Gletscherpaß zu unterbinden. Der Feind zeigte sich aufmerksam und wachsam. Da war er empfindlich und ließ nicht spaßen. Ruhig und regungslos mußten wir in den Eislöchern liegen.

Im Verlaufe der nächsten Nacht zogen die Reste des braven Landsturmbataillons zu Tal. Mit glücklichen Gesichtern verabschiedeten sie sich aus dieser Gletscherhölle. Noch in dieser Nacht traf eine dritte Kompagnie unseres Bataillons ein.

Wir hatten rekognosziert, daß zum Gelingen eines Gegenangriffes ausreichende Artillerieunterstützung notwendig sei. Die Felsgrate schienen fast unzugänglich. Es war undenkbar, den Feind aus diesen Felsennestern herabzuwerfen, wenn es nicht gelang, ihn zumindest während des Hinaufkletterns unseres Sturmes niederzuhalten.

Wie zwei Panzertürme überhöhten die zwei Felsgipfel des Crozzon di Lares und des Crozzon di Fargorida die zwei Gletscherpässe, auf denen wir lagen: Unseren und den benachbarten Passo delle Topette, den das Bataillon der Salzburger hielt. Wenn wir den höheren Crozzon di Lares, 3354 m, stürmen wollten, mußte der Crozzon di Fargorida zuerst fallen.

In einem fürchterlichen Schneesturm setzte das Bataillon der Salzburger, dem eine Hochgebirgskompagnie beigegeben war, zum Sturm an.

Mit übermenschlicher Opferwilligkeit und Tapferkeit arbeiteten sich diese Helden durch Eis und Fels und Sturm gegen den Feind empor. Nur zu bald jedoch mußte man einsehen, daß diese natürliche Festung des Feindes, diese mit Maschinengewehrnestern gespickten Felsgrate ohne starke artilleristische Unterstützung nicht zurückzuerobern waren. Das Abschnittskommando ließ diesen Plan fallen und gab Befehl, die beiden Gletscherpässe zu halten. Den Hessen blieb der blutige Kletterweg auf den Crozzon di Lares erspart.

Der Leiden gab es auch so mehr als genug. Die Truppen litten unter schweren Schneestürmen. Klärte der Himmel auf, setzten sofort die Feindseligkeiten ein. Von drei Seiten eingeschlossen, blieb uns bei sichtigem Wetter nichts anderes übrig, als bewegungslos in den Eislöchern zu verharren. Das brachte unseren Leuten Massenerfrierungen, die neben den täglichen blutigen Verlusten in den Kompagnien arg aufräumten. Mit wunderbarer Aufopferung arbeiteten die Ärzte und die braven Sanitätsleute, die in jenen schweren Tagen unmöglich Scheinendes leisteten. Vorbildlich leisteten sie die unendlich mühselige und gefährliche Arbeit des Abtransportes der Verwundeten aus 3000 m Höhe in das Tal. Schritt für Schritt, stundenlang mußten die Schwerverwundeten, die vor jeder Bewegung verschont bleiben sollten, über vereiste Felssteige hinabgeschafft werden. Jeder [71] Schritt drohte Verwundeten und Samaritern tödlichen Absturz und feindlichen Feuerüberfall. Brav und unverdrossen kehrten diese Helden der Pflicht in die eisigen Stellungen zurück, um andere Kameraden zu holen. Immer mehr wurden die Opfer, die sich der Feind aus den tragenden und kletternden Sanitätskolonnen holte. Oben auf dem Gletscher sehnten, während sie einen der armen Verwundeten zu Tal brachten, zehn andere ihre Rückkehr herbei, um neben den Schmerzen der Wunden nicht auch noch die furchtbaren Leiden des Hochgebirges ertragen zu müssen. Die zwei einzigen kleinen Baracken im Eis waren mit Schwerverwundeten überfüllt. Viele die dringendst eines Daches bedurft hätten, mußten Tag und Nacht im Freien im Schnee gebettet bleiben, wo sie, hilflos und bewegungslos, zu den Verletzungen noch scheußliche Erfrierungen abbekamen.

Schwierige Bergung eines Schwerverwundeten.
[zwischen S. 136 u. 137]      Abb. 90: Schwierige Bergung
eines Schwerverwundeten
in den Felsen der Dolomiten.
Abgestürzter Zug einer Feldbahn.
[zwischen S. 136 u. 137]      Abb. 91: Abgestürzter Zug einer Feldbahn.
Im Hintergrunde der Monte Pelmo
(Dolomiten).

Krieg im Hochgebirge! Kampf und Leben in Fels und Eis über 2000, über 3000 m! Unvorstellbar sind für jenen, der ihn nicht miterlebt hat, die Leiden, die er in sich schließt. Die herbe Schönheit der Natur, die sich dort dem Menschen offenbart, sie wird in ihrer Wildheit zum zweiten, unbarmherzigen Feinde des Hochgebirgskrieges. Trotz der außerordentlichen Leistungen der wackeren Verpflegungsträger blieb der Nachschub doch ein sehr mangelhafter. Warmes Essen bekamen wir überhaupt nie. Oft blieb es ganz aus. Die Trägerkolonne kam in Nächten des Schneesturmes nicht durch und mußte dann bei Tag und sichtigem Wetter, an einen Felsen gedrückt, warten, bis entweder Nebel einfielen, oder der Schleier der Nacht sich wieder herabsenkte und den Weitermarsch wieder möglich machte. Der Nebel wurde wie ein Geschenk herbeigesehnt, um durch eingeschossene Räume durchzukönnen. Oben warteten mit Sehnsucht die hungernden und frierenden Kameraden. Und das wußten diese braven Menschen und nützten jede Minute, die ein Weiterkommen möglich machte, Helden der Pflicht, deren heute kaum mehr jemand gedenkt. Keine stolzen Taten konnten sie setzen, ein langsames und stetes Sichselbstaufopfern für die Kameraden auf dem Gletscher war ihr Dienst.

Eines Tages dann geschah etwas Furchtbares.

Eine starke italienische Schiabteilung versuchte über den unserem Paß vorgelagerten Lobbiagletscher einen überfallsartigen Angriff. Durch die Wachsamkeit unserer Posten blieb uns knappe Zeit, unsere Stellungen dicht zu besetzen. Mit wütendem Feuer unterstützte die Besatzung des Crozzon di Lares den Angriff ihrer Schipatrouillen und versuchte uns niederzuhalten. Vor unseren Augen entrollte sich ein imposantes Bild, eine tollkühne Glanzleistung Todgeweihter. Blitzschnell schoß die weitaufgelöste Schar in weißen, wehenden Schneemänteln in voller Schußfahrt über den Gletscher auf unsere Linien zu, ihrem sicheren Verderben entgegen. Unsere Maschinengewehre begannen hart und kurz zu bellen, Infanteriefeuer prasselte über die Firnfelder. Die Wirkung war entsetzlich. Wirre Haufen schlagender Menschenleiber zerrissen die fliegende Linie des Feindes. Mit unglaublicher Todesverachtung rasten die Reste auf uns zu. Kein Mann blieb übrig.

Tiefe Achtung fühlten wir im Herzen für diese heldenmütigen, tollkühnen Soldaten, [72] die eine unlösbare Aufgabe zu lösen hatten. Ihr Angriff mußte furchtbar zusammenbrechen, so kühn und groß er auch in Anlage und Durchführung war.

Der einzige große Angriff auf Schi im Weltkrieg hatte ein entsetzliches Ende genommen.

Jetzt lagen sie in ihren blutgetränkten Schneemänteln draußen auf dem Gletscher herum. Tagelang hörten wir ihr Schreien und Klagen. Der Feind unternahm nichts, um ihnen Hilfe zu bringen. Ein braver Sanitätskorporal von uns unternahm mit Freiwilligen den Versuch, ihnen Hilfe zu bringen. Heftiges Feuer der Laresbesatzung trieb die selbstlosen Männer, die nichts anderes wollten, als den Ärmsten helfen, in ihre Eislöcher zurück. Wahrscheinlich vermutete man beim Feind eine Kriegslist. So blieben diese armen Opfer ihrer unerhörten Todesverachtung dem langsamen Sterben preisgegeben.

Die Unmöglichkeit, den Crozzon di Lares in freiem Ansturm zu erobern, hatte das Kommando nicht auf die Wiedergewinnung desselben verzichten lassen. Man wollte dem Berge anders beikommen. Vorerst sollte die feindliche Besatzung des Crozzon di Fargorida abgeschnürt werden. Ergab sie sich, so war von dort die Flankierung aus der Welt geschafft und man konnte der Angriffsidee neuerdings nähertreten. Die schwierige Aufgabe des Abschnürens wurde einer halben Kompagnie übertragen. Die stieß in der Nacht, von den Italienern unbemerkt, auf dem Gletscher vor und bezog eine Feldwachenlinie, die den Verkehr des Feindes zwischen dem Lobbia-Paß und Crozzon di Lares unterband. Die Feldwachen hatten sich so geschickt postiert und im Gletscher eingegraben, daß sie längere Zeit unbemerkt blieben. Erst in den späten Nachmittagsstunden wurden sie entdeckt. Ein mehr als zweistündiges Artilleriefeuer entlud sich über die Braven, die trotz schwerster Verluste ihre Löcher nicht räumten. Ein Volltreffer tötete den dort kommandierenden Leutnant und seine Kadetten. Ein wilder Schneesturm in der Nacht begrub die Feldwachen und ihre Toten unter seinen weißen Massen. Ungeborgen und unbeerdigt mußten die Toten auf dem Gletscher zurückgelassen werden, als der Rest der Halbkompagnie, ein verschwindend kleines Häuflein, durch eine Halbkompagnie der Rainer abgelöst wurde.

Mühseligkeiten und Entbehrungen nahmen von Tag zu Tag zu. Sie wurden von dem immer schütterer werdenden Rest, zu dem drei stolze Kompagnien zusammengebrochen waren, ohne jenen Erfolg erringen zu können, dessen die großen Opfer wert gewesen waren, mit bewundernswerter Geduld und einer wahren Märtyrerstandhaftigkeit ertragen. Mit zehn Mann war der Feuergewehrstand schon so weit gesunken, daß eine wirksame Verteidigung kaum mehr gewährleistet schien. Das Kommando stellte Ablösung in Aussicht. Wir wünschten gerne, daß die ablösenden Truppen die Frucht der Abschnürung des Crozzon di Fargorida ernten würden, auf dem sich die abgeschlossenen Italiener, die dorthin, eine schier unglaubliche Leistung, sogar ein Gebirgsgeschütz gebracht hatten, ganz unfaßbar lange hielten.

[73] Es sollte nicht mehr dazu kommen. In der Nacht, in der die Ablösung sich bereits im Aufstieg befand, wurde plötzlich im Nachbarabschnitt aus der Richtung vom Diavolo-Passe her, starkes Infanteriefeuer hörbar. Die Telefonverbindung versagte. Wir wußten nicht, was dort geschah, konnten aber aus der starken Schießerei auf einen harten Kampf schließen. Gegen Mitternacht funktionierte endlich wieder das Telefon. Um diese Zeit kamen gerade die ersten Leute des ablösenden Bataillons auf dem Gletscher an. Gleichzeitig langte aber auch der telefonische Befehl ein, die Ablösung sei nicht mehr durchzuführen, da der Diavolo-Paß gefallen sei; das zur Ablösung bestimmte Bataillon habe sofort zurückzumarschieren, der Rest der Hessen aber, nach Vernichtung des nicht tragbaren Kriegsgerätes, die Stellung zu räumen. Nachdem diesem Befehl entsprochen worden war, löste sich, unbemerkt vom Gegner, das kleingewordene Häuflein von der Stellung los, in der es so viel harte Unbill ertragen und Opfer gebracht hatte, die nur eine Truppe von höchster Moral zu bringen vermag. Undankbar war die Aufgabe des Bataillons gewesen. Aus dem sonnigen Trient über Nacht in die Eiswelt versetzt, hatte es die Verteidigung einer Stellung übernommen, in der die Natur allein schon Opfer forderte, die allgemach die Kompagnien verzehren mußten. Restlos hatte das Bataillon seine Pflicht erfüllt. Den letzten Kämpfern, den wenigen, die am Ende noch mit dem Gewehr in der Hand, den Paß sperrten, wurde die bittere Aufgabe zuteil, eine Stellung kampflos räumen und dem Feind überlassen zu müssen.






Front in Fels und Eis
Der Weltkrieg im Hochgebirge

Gunther Langes