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Der ekle Wurm
der deutschen Zwietracht

Politische Probleme rund um den 20. Juli 1944


Friedrich Lenz


19. Urteile der Sieger und der deutschen Justiz -
Rechtsstaat oder "Unrechtsstaat"?


Man stelle sich aber nun erst vor, wie die Gegner geschmunzelt haben müssen - von Churchill hörten wir dies schon - als sie die bindenden Versprechungen hinsichtlich der Beseitigung Hitlers vernahmen. Für eine solche Hilfe waren zu allen Zeiten von einzelnen Kriegspartnern riesige Summen aufgewendet worden, und hier wird die Lieferung solcher Kriegshilfe gratis und franko schon im voraus versprochen.

Umgekehrt waren unsere Staatsmänner erschüttert, als sie in Nürnberg von diesen Sachen erfuhren - und das war bis zu ihrem Tode noch lange nicht alles. Der Außenminister v. Ribbentrop äußerte sich z.B.:

"Kein Wunder, daß London dann den Krieg nicht scheute und der polnische Botschafter von Revolution und dem polnischen Marsch nach Berlin sprach. Diese Verschwörerkreise haben daher einen absolut entscheidenden Anteil am Ausbruch des Krieges. Sie haben alle Bemühungen des Führers und von mir zu einer friedlichen Lösung in den letzten Augusttagen vereitelt und bei der englischen Kriegsentscheidung den Ausschlag gegeben."

Nun war der Krieg gegen Deutschland überhaupt kein Risiko mehr. Man brauchte nur den Krieg zu erklären und - abzuwarten. So ungefähr erklärte Herr Lindley Fraser den Sinn der Polen zugesagten Hilfe. Daß sich die Erfüllung des Versprechens verzögerte, ist eine andere Sache; die Hauptsache, es war gegeben und die Schlußfolgerungen daraus gezogen. Die Herren Verschwörer berufen sich immer so gern auf ihre sittlichen Beweggründe für die zahlreichen Mordanschläge auf Hitler - ohne Rücksicht darauf, daß hierbei auch andere Unschuldige ihr Leben lassen mußten. Als aber die Invasion gelungen war und einzelne selbst der Meinung waren, daß das Attentat keinen Sinn mehr habe, meinten die Oberattentäter, daß es doch erfolgen müsse, denn es komme nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, daß die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und der Geschichte den entscheidenden Wurf gewagt habe. Dabei war er doch schon 1938 getan, ohne daß sie es allerdings in ihrer Einfalt bemerkt hätten.

Im übrigen staunt man, wenn man die umfangreiche Literatur durchliest, an was die Herren alles gedacht haben. Man wollte sogar Garantien vom Gegner haben, daß er militärisch nicht eingriffe, wenn man mitten beim Staatsstreich sei. Später, als der Krieg im Gange war, wollte man bessere Bedingungen, wenn der böse Hitler beseitigt sei. Eden Da aber der Staatsstreich zum versprochenen Termin nicht geliefert worden war, hatte der Gegner seine eigene Meinung darüber. Chamberlain zeigte eine "eisige" Haltung, Roosevelt hielt Fühlungnahme für "untunlich" und 1942 ließ er einen Mittelmann wissen, daß seine Bitte um Fühlungnahme die "offizielle Politik" in "größte Verlegenheit" bringe. Die unterwürfigsten Friedensangebote der Verschwörer - ohne Hitler - wurden beantwortet von Eden mit der Bemerkung, daß die Angelegenheit zu den Akten gelegt worden sei, von Churchill mit der Erklärung, daß die Atlantik-Charta nicht für die Achsenmächte gelte. Und als sich die Angebote der Verschwörer häuften und Formen annahmen, welche sich "nur im Namen von einer bedingungslosen Kapitulation unterschieden", hatten sie den ersten Erfolg, daß die Alliierten tatsächlich Januar 1943 in Casablanca die Forderung der bedingungslosen Übergabe verkündeten. Und als 1944 "der große Wurf" mit dem Attentat getan war, verkündeten die Empfänger der Vorteile des Wurfes zum Dank den Morgenthau-Plan.

Zum Attentat selber meinte New York Times am 9. August 1944, daß dessen Einzelheiten mehr an "die Atmosphäre der finsteren Verbrecherwelt" erinnerten als an die, welche "man normalerweise in einem Offizierskorps eines Kulturstaates erwarten würde". Die Zeitung entrüstete sich darüber, daß höchste Offiziere sich jahrelang mit Plänen beschäftigt haben, "das Oberhaupt des Staates und den Oberstkommandierenden seiner Armee zu entführen oder zu töten - mit einer Bombe, der typischen Waffe der Verbrecherwelt". Herald Tribune meinte am 9. August 1944 nicht gerade sentimental, daß es die Amerikaner im allgemeinen nicht bedauern würden, daß die Bombe Hitler verschont habe, damit er seine Generale erledigen könne. Churchill allerdings war etwas undankbar - man kann dies bei einem so nüchternen Mann der Weltgeschichte auch nicht anders erwarten - wenn er meinte, daß es sich nur um einen Kampf der Hunde untereinander handele. Er liebte wie Napoleon den Verrat, haßte aber die Verräter. Herr Freisler, der berüchtigte Richter des Volksgerichtshofes, konnte sich nicht verkneifen, einen der Verschwörer auf das zynische Flugblatt der Engländer hinzuweisen, worin der Dank an die Verräter mit den Worten abgestattet wurde: "Die Beteiligten und die, die es vorbereitet haben, taugten alle zusammen nichts, im besten Falle ist alles aus einer perversen Liebe für Deutschland geschehen."

Aber wir haben das Landgericht von Braunschweig vergessen! Es hat in seinem Urteil anders bestimmt und stellte folgende Hauptthesen auf:

1. "Die Verschwörer handelten nicht mit dem Vorsatz, ihrem Volke und der Macht des Reiches Nachteile zuzufügen, sondern allein in dem aufrichtigen, von patriotischer Gesinnung getragenem Streben, beiden zu nützen. Der Schuldvorwurf des Landesverrats kann solche Männer daher nicht treffen."

2. "Soweit die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 mit dem Auslande in Verbindung gestanden haben, um die Einstellung des Feindes zu dem beabsichtigten inneren Umsturz zu sondieren, kann ihnen nach Lage der Dinge moralisch und deshalb auch rechtlich ein Schuldvorwurf nicht gemacht werden."

3. "Die Strafkammer ist der Auffassung, daß der nationalsozialistische Staat kein Rechtsstaat, sondern ein Unrechtsstaat war, der nicht dem Wohle des deutschen Volkes diente. Dabei braucht hier auf die Frage der Verfassungsmäßigkeit des NS-Staates nicht näher eingegangen zu werden. All das, was das deutsche Volk, angefangen vom Reichstagsbrand über den 30. Juli 1934 und den 9. November 1938 hat über sich ergehen lassen müssen, war schreiendes Unrecht, dessen Beseitigung geboten war."

Das war im Jahre 1952 - wo habe ich das in etwas weniger amtlicher Sprache schon einmal gelesen? Richtig - in einem interessanten Artikel, den der Widerstandskämpfer Hanns Erich Haack in Heft 9/47 der Deutschen Rundschau des Herrn Rudolf Pechel veröffentlichte. Ich zitiere folgende Stellen:

"Dabei haben jene Männer, die aus patriotischer Gesinnung die Verbindung mit dem Ausland hergestellt haben, keineswegs leichtfertig gehandelt. Erst als sich herausstellte, daß kein anderer Weg möglich, und angesichts der Unmeßbarkeit des Ausmaßes von Mord, Not und Leid, das heranrückte, haben sie diesen Schritt getan. Rebellion gegen den Tyrannen ist Gehorsam gegen Gott, das schwebte ihnen als Motto immer wieder vor...

Auch der Hinweis der deutschen Gegner der Widerstandsbewegung, daß das Zusammenarbeiten mit dem Ausland vornehmlich Vorteile für dieses Ausland hätte ergeben müssen, ist nicht stichhaltig. Europa ist in deser Hinsicht wirklich unteilbar, keines seiner Länder kann mehr in einer 'splendid isolation' leben und sie sind alle wechselseitig derart aufeinander angewiesen, daß sich sogar eine notwendige Wandlung des Begriffes 'national' immer deutlicher aufzwingt. Wer für Europa handelt, begeht eine nationale Tat - und wer dagegen handelt, begeht echten Verrat.

Die Diktatur kann man als einen rechtswidrigen Angriff auf einen wesentlichen Bestandteil der Menschenrechte, nämlich auf die Freiheit ansehen. Jede Aktion gegen die Diktatur wird damit ohne weiteres zu einem Rechtsakt."

Und Herr Pechel selbst, der sich seines "sengenden Hasses" gegen Hitler rühmte, meinte zum Schluß, "daß der Kampf gegen den Nationalsozialismus von einer Elite des deutschen Volkes als verpflichtender Auftrag Gottes für die höchsten Werte der Menschheit geführt worden ist, ohne das geringste Motiv persönlichen Ehrgeizes oder eines Suchens nach eigenem Vorteil."

Es ist also klar, daß sich die Ansichten des Gerichts mit den Ansichten der Verschwörer decken. Wenn das Urteil vom höchsten Gericht gebilligt würde, so würde dies beweisen, daß dem Deutschen eine amtliche Auffassung über geschichtliche Vorgänge als bindend vorgeschrieben würde, ein Verfahren, das sich natürlich mit der Forderung nach Freiheit des Geistes und sonstigen Grundrechten nicht in Einklang bringen ließe. Trotzdem stehe ich auf dem Standpunkt, daß, einerlei, wie das Berufungsgericht urteilen möge, das endgültige Urteil über die Verschwörer die Geschichte im Sinne des gesunden Menschenverstandes fällen wird.

Ich fasse meine Meinung über das zitierte Urteil wie folgt zusammen:

Zu 1. Mit Vorsatz kämpften die Verschwörer schon jahrelang vor dem 20. Juli 1944 gegen den legal zur Macht gekommenen und in zahlreichen Abstimmungen immer wieder mit dem Vertrauen der überwiegenden Mehrheit des Volkes bedachten Führer des Reiches, planten Attentat um Attentat gegen ihn und nahmen, um ihn an seinen weiteren Plänen zur Beseitigung des Versailler Unrechts und Schaffung Großdeutschlands zu hindern, Verbindung mit dem Ausland auf, damit dies gegen ihn, d.h. gegen Deutschland eingreife.

Daß sich diese mit Vorsatz gegen den Führer begangenen Taten nur gegen ihn und nicht gegen das von ihm geführte Volk auswirken würden, konnten sie nicht annehmen. Dafür gibt es aus der Verschwörerliteratur zu viele Gegenbeweise. Mit Vorsatz wurde auch die Bombe geworfen, die Hitler galt und Unschuldige mordete, wie vorauszusehen war.

Zu 2. Die Verschwörer standen zum größten Teil auch nach Kriegsausbruch hinter dem Rücken der verantwortlichen Staatsführung in Verbindung mit dem Feinde - und das ist rechtlich zweifelsfrei Landesverrat. Im übrigen wollten sie nicht nur die Einstellung des Auslandes zu den Staatsstreichplänen sondieren, sondern sie verlangten immer wieder ein Eingreifen des Auslandes gegen Hitler und versprachen den Staatsstreich mit Gefangennehmung oder Tötung Hitlers. Diese Verbindungen wurden bis Kriegsende unentwegt aufrecht erhalten, obwohl sich das Ausland nur auf das Aushorchen der Verschwörer bzw. Überbringen von Nachrichten beschränkte und niemals auch nur die geringsten Zusagen hinsichtlich eines vorteilhaften Friedensschlusses für Deutschland im Falle einer Beseitigung Hitlers machte. Da hierbei auch Nachrichten über die angebliche oder wirkliche militärische Stärke Deutschlands überbracht wurden, ist auch dieses Vorgehen einwandfrei Landesverrat.

Zu 3. Ich könnte es mir einfach und sagen: De gustibus non est disputandum! Über Geschmäcker läßt sich nicht streiten. Es ist aber verständlich, daß solche Menschen keinen Begriff von einem Rechtsstaat haben, welche einen Staat bilden oder bejahen, der neben sonstigen Ungeheuerlichkeiten gegen die einfachsten Prinzipien der Moral und des Rechts die größte Inquisitionsaktion der Neuzeit startete, welche in ihrer ganzen Dummheit und brutalen Rechtswillkür von der bekannten Zeitschrift Der Stern unter der noch harmlosen Überschrift "Der große Schwindel" behandelt wird, nämlich die Entnazifizierung. Ich möchte ferner das deutsche Volk und insbesondere die Herren der Braunschweiger Strafkammer erinnern, daß allein die Zahl der seit dem Zusammenbruch aus Angst vor der Vergeltung und wegen der sonstigen mißlichen Zustände verübten Selbstmorde die Zahl der im Unrechtsstaat verübten Selbstmorde und angeblich politischen Morde um ein vielfaches übersteigt. Wenn wir uns ferner vorstellen, ein wie geringer Prozentsatz der Angeschuldigten (im Verhältnis zu den Propagandalügen über angebliche Verbrechen) seit 1945 verurteilt werden konnten und von ihnen diejenigen abziehen, welche bei Anwendung einwandfreier Rechtsverfahren gar nicht hätten verurteilt werden können, so staunt man über die Differenz. Nähme man nun noch den Rest unter die Lupe, so würde man die interessante Feststellung machen können, daß es sich in den meisten Fällen um solche Taten handelte, die allein zur Deckung krimineller Motive im Namen des NS-Staates begangen wurden.

Wenn man aber die im bekannten Buche Kostspielige Rache der Amerikanerin Freda Utley so realistisch geschilderten Taten gegen die Deutschen und die Menschheit in ordnungsgemäßen Gerichtsverfahren verfolgen wollte, so wären allein die deutschen Gerichte für die nächsten zwanzig Jahre überbeschäftigt.

Die Voreingenommenheit der Strafkammer, mit der sie dieses heikle Thema zu Lasten Deutschlands behandelte, geht allein schon aus der Tatsache hervor, daß sie den Reichstagsbrand, der einwandfrei als Einzeltat des van der Lubbe erwiesen ist, dem NS-Staat in die Schuhe schiebt.

Wenn auch über den Röhm-Putsch noch keine abgeschlossene, historisch einwandfreie Darstellung vorliegt, so genügt doch die sachliche Schilderung des ehemaligen Staatssekretärs Meißner, um jedem objektiv denkenden Menschen die Überzeugung zu vermitteln, daß Hitler schon wichtige staatspolitische Gründe gehabt haben muß, um unter Beiseitelassung umständlicher Methoden durch raschestes und schärfstes Handeln die Gefahr einer für den Staat schädlichen Revolte zu beseitigen, und wenn er sich hierbei auch der möglichen Gegner entledigte, wie er gesagt haben soll, so wird man darüber anders urteilen müssen, wenn man nunmehr weiß, daß Herr Schleicher tatsächlich eine Militärrevolte plante, um die legale Machtergreifung Hitlers zu verhindern, und bis zum 30. Juni 1934 hinter Hitlers Rücken mit Frankreich verhandelte, um für die Anerkennung einer von ihm zusammen mit Röhm geplanten Regierung Vorsorge zu treffen. Jedenfalls hat Hitler mit dem Vorgehen gegen Röhm und seine revolutionären Anhänger sich schützend vor die konservative Gesellschaftsschicht gestellt - ohne daß diese es ihm gedankt hätte.

Ich muß es mir natürlich versagen, Taten, welche im Dritten Reich aus dem Geist nationalsozialistischer Staatsauffassung zum Zwecke ganz bestimmter höherer Ziele begangen und von den Gegnern dieser Staatsauffassung als "Unrecht", von der Volksmehrheit aber als "Recht" angesehen wurden, in ausführlichen objektiven Darlegungen einer gerechten Würdigung zu unterwerfen, und kann mich auf die einfache Feststellung beschränken, daß heute schon wesentliche Teile des Volkes andere, recht anschauliche Auffassungen über die verschiedenen Begriffe wie Unrechtsstaat, Diktatur, Demokratie, Freiheit, Menschlichkeit usw. haben. Wie werden sie erst in einigen Jahren sein, wenn wir entweder die Bolschewisierung oder die "Entbolschewisierung" Europas hinter uns haben.

In Elba schrieb Napoleon über die Deutschen: "Zwiespalt brauchte ich unter ihnen nie zu säen. Ich brauchte nur meine Netze zu stellen und sie liefen von selbst hinein. Untereinander haben sie sich gewürgt, und sie glaubten damit ihre Pflicht zu tun. Dümmer ist kein anderes Volk auf der Erde. Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden, die Deutschen glauben sie. Stets kämpfen sie erbitterter gegeneinander als gegen den wahren Feind." Nach dieser Erkenntnis handelte nicht nur Herr Churchill, indem er seine Netze stellte, sondern auch Adolf Hitler, indem er versuchte, sein Volk zur Erreichung großer Ziele in eine Marschrichtung zu bringen. Das Ziel Hitlers war die Erfüllung eines prophetischen Schillerwortes:

    Jedes Volk hat seinen Tag in der Geschichte!
    Der Tag der Deutschen aber ist die Ernte der ganzen Zeit.

In der Erntezeit müssen alle zusammenhelfen und sich mehr Arbeit und Einschränkungen auferlegen. Der Versuch Hitlers wurde von den Verständigen gerne durch freudige Mitarbeit unterstützt, von den Unverständigen aber als Zwang und Unrecht bezeichnet. Zum Beispiel haben Millionen das Verbot des Abhörens feindlicher Sender zur Abwehr ihrer Lügen gerne befolgt, ohne daß sie an ihrer Gesundheit litten oder weniger glücklich waren als jene Hunderttausende, welche geglaubt haben, sie durchaus abhören zu müssen. Es ist lächerlich, wenn Herr Pechel meint, daß der Kampf gegen Hitler von einer Elite ausgegangen sei. - Nein, es handelte sich um eine Clique im typischen Sinne des Wortes. Und deswegen ist es paradox, wenn die Widerständler für sich jene bekannte Stelle aus Hitlers Mein Kampf in Anspruch nehmen wollen: "Wenn durch die Hilfsmittel der Regierungsgewalt ein Volkstum dem Untergang entgegengeführt wird, dann ist die Rebellion eines jeden Angehörigen eines solchen Volkes nicht nur Recht, sondern Pflicht. Menschenrecht bricht Staatsrecht."

Es ist interessant, daß Herr Strölin einen offenen Brief Hitlers an Brüning vom Jahre 1932 zitiert, in dem sich Hitler selbst auf diese Auffassung beruft. Da kann ich nur auf das verweisen, was über jene Zeit mit ihren sieben Millionen Arbeitslosen Herr Gert. P. Spindler unter der bezeichnenden Überschrift "Falschmünzer der Geschichte" in seinem Fortschritt vom 25. Mai 1951 sagte: "Sehen die wiederaufgetauchten Parteien der Weimarer Republik ihr Versagen bis 1933 tatsächlich nur darin, daß sie den Nationalsozialismus nicht mit Verboten und Zuchthaus bekämpften? Geht die Überheblichkeit und Selbstzufriedenheit dieser Politiker von einst und heute wirklich so weit, daß sie ihre Nachkriegskonjunktur für eine aus dem Volke kommende echte Nachfrage halten? Man muß ihnen ins Gedächtnis zurückrufen, daß der Nationalsozialismus nicht durch einen Mißbrauch demokratischer Freiheiten an die Macht gekommen ist, sondern infolge der Unfähigkeit der Weimarer Regierung, die es nicht veratanden hat, mit den Folgeerscheinungen des Versailler Friedensvertrages, den wirtschaftlichen und sozialen Problemen der damaligen Zeit fertig zu werden. Alle Konstruktionen, mit denen die in der Weimar Republik führenden Persönlichkeiten die totale Pleite verschleiern wollen, indem sie behaupten, Hitler sei illegal an die Regierung gekommen, stellen im Grund genommen nichts anderes dar, als das Aufbauschen einzelner Tatsachen, die das Phänomen seines Aufstiegs nicht erklären. Sie sind als eine Fälschung des Geschichtsbildes anzusehen, aus dem verständlichen Bedürfnis entstanden, die Aufmerksamkeit von den eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken.

Auf dem Nährboden der ungelösten Probleme vor 1933 hat Hitler die breiten Massen des Volkes für sich zu gewinnen gewußt. Die Einsichtslosigkeit der Siegermächte von 1918 waren die Trommeln, auf denen er seinen Schlägel rührte."


Man braucht sich also nur folgende Fragen zu stellen:

Hatte Hitler das Volkstum dem Untergang entgegengeführt, als
1933 Herr v. Hammerstein mit seiner Clique staatsstreichen wollte,
1934 Herr v. Schleicher mit seiner Clique staatsstreichen wollte,
1938 die Herren Kordt, Weizsäcker, Halder und ihre Clique den Engländern die größten Staatsgeheimnisse verrieten,
1939 die gleichen Herren dies wiederholten und dem Feind durch das Versprechen des Staatsstreiches den Entschluß zum Kriege gegen unser Vaterland erleichterten,
1939-1943 Hitler auf allen Kriegsschauplätzen siegte und sie Attentat auf Attentat planten und laufend mit dem Feind in geheimer Verbindung standen?


Nein! wird die große Masse unseres Volkes sagen, auch wenn die "Elite" das Gegenteil behauptet. Da könnten ja auch heute Unzufriedene kommen und sich das Recht zum Staatsstreich herausnehmen.

Wenn ich irgendeine Konzession machen will, dann die, daß ich denjenigen, die nach der Invasion am Siege zweifelten und für sich die Konsequenzen zogen, nicht böse sein will, vorausgesetzt, daß sie bis dorthin ihre Pflicht erfüllten. Ich habe es aber leider zu oft erleben müssen, daß wir mehr Uniformierte als Soldaten hatten. Es ist eben schwer, sich zu der wirkliche soldatischen Devise durchzuringen, die da sagt: 'Süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu sterben."33 Nur wer das konnte, wird verstehen, daß es für einen echten deutschen Soldaten nichts anderes gab, als so lange zu kämpfen wie es ihm anbefohlen war, einerlei, ob es mulmig aussah oder nicht. Wo wäre der Alte Fritz hingekommen, wenn ihm die Soldaten bei jeder seiner vielen "aussichtslosen Situationen" davongelaufen wären? Wer aber schon vor der Invasion sich mit Staatsstreichplänen befaßte, kann kein Verständnis erwarten; wenn uns gar noch Herr Hanns Erich Haack weismachen will, daß der Landesverrat im Interesse Europas gelegen habe, so ist dies einfach lächerlich und bedarf angesichts der gegenwärtigen Gefahr und der ausweglosen Situation, in der sich Europa befindet, keiner ausführlichen Widerlegung. Genau so widersinnig ist die Behauptung, daß der Krieg schon am ersten Tage verloren gewesen wäre. Von einer kritischen Situation für uns konnte man erst nach Stalingrad sprechen, und selbst dann hätte der Krieg noch nicht verlorengehen brauchen, doch steht diese Frage hier nicht zur Debate.


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Anmerkung

33Obwohl diese Erkenntnis schon älter als 2000 Jahre ist, kam der SPD-Vorsitzende Hoffmeister von Niedersachsen doch zu der "edleren" Erkenntnis, daß vom Heldentode nichts anders übrig bliebe als ein Klumpen vermanschten Fleisches in einer Zeltbahn. ...zurück...


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