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Nr. 36:
Der Geschäftsträger der Vereinigten
Staaten in Berlin an den Reichsminister des
Auswärtigen
Dringend
Nr. 532 Berlin, den 1.
September 1939
Ew. Exzellenz!
Ich beehre mich Ew. Exzellenz mitzuteilen, daß meine Regierung mich
gebeten hat, der Deutschen Reichsregierung im Namen des Präsidenten der
Vereinigten Staaten unverzüglich folgende Botschaft zu
übermitteln:
"Während der Feindseligkeiten,
die in den letzten Jahren in verschiedenen Gegenden der Erde wüteten,
haben die unbarmherzigen Bombenangriffe aus der Luft auf Zivilisten in
unbefestigten Ortschaften zur Verstümmelung und zum Tode Tausender
von wehrlosen Männern, Frauen und Kindern geführt; sie haben bei
allen zivilisierten Männern und Frauen größten Abscheu erregt
und die ganze Menschheit aufs tiefste empört. Wenn auch in dem
tragischen Kriege, der der Welt jetzt bevorsteht, diese Form unmenschlicher
Barbarei wieder angewendet wird, so werden Hunderttausende unschuldiger
menschlicher Wesen ums Leben kommen, die an den soeben ausgebrochenen
Feindseligkeiten keinerlei Schuld tragen, ja nicht einmal im entferntesten daran
beteiligt sind. Deshalb richte ich an alle Regierungen, die in Feindseligkeiten
verwickelt werden können, den dringenden Appell, öffentlich zu
erklären, daß sie entschlossen sind, ihre Streitkräfte auf keinen
Fall und unter keinen Umständen Bombenangriffe aus der Luft auf
Zivilbevölkerungen oder unbefestigte Städte machen zu lassen,
vorausgesetzt, daß auch alle ihre Gegner sich streng an diese Regeln
für die Kriegführung halten. Ich bitte um sofortige Antwort.
Franklin D. Roosevelt."
Ich beehre mich hinzuzufügen, daß ich Weisung habe, die Antwort
auf die vorstehende Botschaft sofort telegraphisch zu übermitteln, und
stelle mich daher für die Übermittlung der Antwort an meine
Regierung zu Ew. Exzellenz Verfügung.
Ich benutze diese Gelegenheit, um Ew. Exzellenz die Versicherung meiner
ausgezeichnetsten Hochachtung zu erneuern.
Alexander Kirk
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