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Nr. 6:
Erklärung des spanischen Vertreters de
Madariaga in der Generalkommission der Konferenz für die
Herabsetzung und Begrenzung der Rüstungen, 27. Mai
1933
(Auszug)
Herr de Madariaga (Spanien) weist darauf hin, daß es die spanische
Delegation für erforderlich gehalten habe, ihre
Abänderungsanträge im wesentlichen aus den gleichen
Gründen zu stellen, die die Abordnungen Ungarns, Österreichs und
Deutschlands veranlaßt hätten, ihre Abänderungsanträge
zugunsten der völligen Abschaffung der Militärluftfahrt vorzulegen.
Die spanische Delegation sei der Ansicht, daß der britische Entwurf
hinsichtlich der Luftrüstungen in hohem Maße unzureichend
sei...
Es gebe nur ein einziges Mittel, durch das man die Nachteile, die sich aus dem
Vorhandensein einer Luftwaffe ergeben, ernsthaft beschränken
könne, und dieses einzige Mittel sei die Abschaffung der
Militärluftfahrt.
In zweiter Linie betrachte diese Delegation die Abschaffung der
Militärluftfahrt als eine logische, unvermeidliche Folge der Annahme des
Grundsatzes, der die Abschaffung der besonders für den Angriff geeigneten
Waffen bezwecke. Die spanische Delegation befinde sich bezüglich dieses
Punktes in vollkommener Übereinstimmung mit dem Vertreter
Deutschlands, der der Ansicht sei, daß die Luftwaffe außerordentlich
aggressiv und offensiv sei und daß infolgedessen die Luftwaffe als erste
beseitigt werden müsse, wenn man den Grundsatz der Abschaffung der
aggressiven und offensiven Waffen ernstlich durchführen wolle.
Drittens: Es sei offensichtlich, daß die Militärluftfahrt ein
barbarisches Kampfmittel darstelle, und zwar deshalb, weil sie nicht
genügend präzis sei, weil sie keine ausreichende Unterscheidung der
zu bombardierenden Ziele erlaube. Man könne aus einem Flugzeug nicht
zielen, wie man aus einer Batteriestellung zielen könne, und sei
infolgedessen im erstgenannten Falle nicht so sicher hinsichtlich der Wirkungen
der Bombardierung wie im letztgenannten.
Viertens: Man habe hier bereits auf das Argument hingewiesen, daß die
Luftwaffe bezüglich der Kunstwerke, die insbesondere in Europa auf
engem Raum von den verschiedenen Kulturen geschaffen worden seien,
große Zerstörungen anrichten werde. Wenn das Unglück
geschähe und in einer verhältnismäßig nahen Zukunft
ein Krieg ausbräche, so würde dieser in Europa derart
zerstörende Wirkungen haben, daß sich die gegenwärtige
Generation nie von dem Vorwurf der Barbarei, den sie sich zuziehen
würde, reinwaschen könne.
Schließlich bringe die Militärluftfahrt bedauerliche psychologische
Wirkungen in diesem Zustand unruhigen Friedens hervor, der sich nur zu oft in
den Kulturländern feststellen lasse. Das Vorhandensein einer Waffe, die
sich so leicht zu einem plötzlichen Angriff einsetzen lasse, habe
zwangsläufig in der internationalen Politik die Wirkung, eine
nervöse Stimmung zu schaffen, die der Durchführung von Werken
des Friedens und der Ruhe, die notwendigerweise Werke von langer Dauer seien,
außerordentlich schade.
Aus allen diesen Gründen sei die spanische Delegation der Auffassung,
daß es auf dem Gebiete der Luftfahrt unerläßlich sei,
weiterzugehen, als es die britische [26] Delegation zweifellos
aus Gründen der Vorsicht und um der Beschleunigung der Angelegenheit
willen habe tun wollen. Die spanische Delegation würde sich sehr
glücklich schätzen, wenn es ihr gelänge, die britische
Delegation zu überreden, sich ohne jede Einschränkung auf den Weg
der endgültigen und totalen Abschaffung der Luftwaffe zu begeben...
Herr de Madariaga ist in Anbetracht dieser Umstände der Ansicht,
daß es für die Konferenz außerordentlich leicht sei, auf dem
Gebiet der Luftfahrt zu dem wesentlichsten Erfolg zu gelangen, nämlich zur
Abschaffung der mörderischsten Waffe, die heute über uns schwebe,
und zur Schaffung eines großen internationalen Organismus, der die
Völker zu Vertrauen und zur Zusammenarbeit erziehe.
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