[Anm. d. Scriptorium:
eine detaillierte Karte
der deutschen Kolonien
finden Sie hier.] |
Von deutscher Pionierarbeit (Teil
7)
Selbsterlebte Technik in
Afrika
Oberingenieur und Tropenlandwirt Erich E.
Koethe,
Arbeitsgemeinschaft für
Auslands- und Kolonialtechnik
29 Jahre selbsterlebte Technik in Afrika!
Zum ersten Male führte mich mein Weg im Jahre 1905 nach
Deutsch-Ostafrika. Hier steckte alles noch ziemlich in den
Anfängen. Die Häfen, das Eisenbahnnetz, Wegverbindungen nach
den einzelnen Teilen des Landes, alles war noch [386] im Werden. Wenn man
damals im Innern von einem Platz zum anderen wollte oder gar
größere Entfernungen zu durchmessen hatte, mußte man zu
Fuß das Land durchqueren. So hatten auch mich meine technischen
Arbeiten kreuz und quer durch das Land geführt. Vom
äußersten Süden angefangen bis hinauf an den Kiwusee ins
[395]
Industrieschule in Ostafrika: Schusterei.
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belgische Gebiet hinein. Es galt in dieser Zeit Fabriken aufzubauen, dazu die
Maschinen zu montieren, Straßen anzulegen, Hausbauten zu errichten.
Für drei lange Jahre war ich Lehrer an der Handwerkerschule in Lindi.
1912 bekam ich den Auftrag, eine versoffene Glimmergrube in Ordnung zu
bringen, den durchlaufenden Bach völlig zu verlegen und umzuleiten. 1913
trat z. B. die Aufgabe an mich heran, eine große Stauanlage zu bauen,
da die Sisalpflanzung, auf der ich den Fabrikbau übernommen
hatte, während der Trockenzeit an großem Wassermangel litt.
Große Kosten durften nicht aufgewandt werden. Ich versuchte es also mit
einer einfachen Dammkonstruktion. Eine Zeitlang ging auch die Sache gut. Aber
ein einsetzendes Unwetter brachte unvorhergesehene Wassermassen ins Tal und
vernichtete meinen Damm, zum Glück ohne weiteren Schaden anzurichten.
Jetzt sah der Besitzer ein, daß mit einem solchen Damm sich kein Stau
schaffen ließe; so wurde nun ein neuer, fachgemäßer Bau
fertiggestellt. Ich hatte 1931 die Freude, diesen alten Damm in der von mir
geschaffenen Art wieder zu sehen. Die Anlage selbst war inzwischen noch
vergrößert, da eine zweite Fabrik gebaut war und der
Wasserverbrauch damit stieg. Aber auch diese Last hielt sie aus.
Ich habe besonders in den Anfangszeiten meiner kolonialen Arbeit gefunden,
daß ein noch so großes theoretisches Wissen allein wenig
nützt, draußen braucht der Techniker erst recht eine praktische Hand
und einen offenen Blick, einen festen Willen, etwas zu leisten. Man ist in einem
solchen Lande, wo all die vielen Hilfsmittel, die man hier in Europa zur
Verfügung hat, fehlen, auf sich selbst angewiesen. Der Ingenieur muß
schmieden, schlossern, schweißen, bauen, tischlern usw.
können, er muß sich auch in jeder Lage zu helfen wissen! Hat er
Bruch an seiner Maschine, läßt sich oft kein Ersatzteil beschaffen;
still liegen kann sie auch nicht,
also - stellt er sich hin und schmiedet und feilt und bohrt und fräst
sich selbst das Stück. Nur so genießt er die Achtung seiner schwarzen
Arbeiter. Einem Mann, der nur befiehlt, aber ihnen die Arbeit nicht vormachen
kann, dem versagen sie bald ihre Achtung.
Unsere beiden Haupthäfen der ostafrikanischen Kolonie,
Daressalam und Tanga, sind von deutschen Ingenieuren erbaut.
Daressalam, ein Bild landschaftlicher Schönheit, hat als Hafen
eine große Bucht, die mehreren Dampfern Platz bietet. Eine enge Einfahrt,
die nur bei Flut zu passieren ist, schützt vor Wetterunbill. Laden und
Löschen geschehen mittels Leichter. Tanga hingegen hat eine
ziemlich offene Bucht, die noch dazu den Nachteil einer recht schnellen
Versandung aufweist. Zu deutscher Zeit waren dauernd Bagger
beschäftigt, um die Einfahrt in genügender Tiefe freizuhalten, damit
auch die Schiffe so nahe als möglich an Land ankern konnten. Auch hier
brachten die Leichter die Ladung
hin- und [387] herüber. Von
beiden Häfen führen Anschlußgleise an die Eisenbahnen.
Kräne erleichtern das Aus- und Einladen in die Schuppen. Die kleineren
Häfen: Lindi, Kilwa und Bagamoyo werden nur von den
Küstendampfern angelaufen; hier liegen die Dampfer auf der offenen
Reede.
Die Eisenbahnen wurden ebenfalls von Deutschen Technikern erbaut.
Wir haben da zuerst die Mittellandbahn, von Daressalam ausgehend. Sie
wurde 1905 in Angriff genommen und führte über Morogoro, Tabora
bis nach Kigoma am Tanganjikasee. 1914 im Februar war sie fertiggestellt und
weist eine Länge von 1240 Kilometern auf. Man braucht
ungefähr 45 Stunden, um diese Strecke zu durchfahren. Sie stellte
allerhand schwere Anforderungen an die Technik, und besonders die große
Brücke über den Malagarassi machte der
Bahnleitung oft Sorge. Dieser Fluß, in der Trockenzeit nur 40 Meter
breit, schwillt in der Regenzeit auf mehrere Kilometer an. Es ist wahrlich keine
kleine Leistung, in einer solch unwirtlichen Gegend, nur auf sich selbst gestellt,
ohne die vielen Hilfsmittel, die in Europa der Technik bei einem solchen
Unternehmen zur Verfügung stehen, ein so großes Werk zu
vollenden. Die Bahn verfolgte den Zweck, das ganze Hinterland wirtschaftlich zu
erschließen, aber auch dem Hafen Daressalam eine größere
Bedeutung durch vermehrte Ein- und Ausfuhr zu geben. Leider haben sich
einstweilen diese Zukunftspläne nicht verwirklicht. Der Hauptgrund liegt in
dem Bau der Lobito-Benguella-Bahn in
Portugiesisch-Westafrika, Angola, die direkt bis nach Katanga,
dem Sitz der großen Kupferminen im belgischen Kongogebiet, führt
und Anschluß an die Zentral-, Ost- und Südafrikanischen
Verkehrslinien hat. Sie stellt die kürzeste Verbindung von Katanga nach
Lobito dar und hat aus diesem Grunde die Verfrachtung der gesamten
Kupfererzeugung übernommen. Das hat der Mittellandbahn einen schweren
Schlag gegeben.
Die Usambara-Bahn, jetzt Nordbahn genannt, wurde bereits im Jahre
1893 begonnen, aber in sehr langsamen Bauabschnitten fertiggestellt. Sie
führt über Mombo bis nach Moschi, das sind
352 Kilometer - also die Strecke Berlin bis Cuxhaven. Die
Fahrtdauer von Tanga nach Moschi beträgt heute 14 Stunden. Das
ungeheuer reiche Hinterland, das
Usambara-Gebiet wurde damit erschlossen. 1929 wurde die Bahn durch die
Mandatsverwaltung bis Aruscha ausgebaut unter
Berücksichtigung der schon von deutschen Technikern aufgestellten Linie.
Kurz vor Moschi in Sanya finden wir heute eine Abzweigung nach Voi
über Taveta an die englische
Uganda-Bahn. Diese Abzweigung und die billigeren Tarife der
Uganda-Bahn schädigen die Nordbahn und somit den Hafen Tanga, denn
viele der für Moschi und Aruscha bestimmten Einfuhrgüter und auch
die dort gewonnenen Produkte werden mit der
Uganda-Bahn dem englischen Hafen Mombassa zugeleitet. Auf diese
Art leidet der Hafen Tanga und läßt es nicht gerechtfertigt erscheinen,
den so dringend nötigen Hafenausbau vorzunehmen.
Nach dem Kriege wurden auch von der Mittellandbahn einige Zweiglinien
ausgebaut, so u. a. die Strecke von Tabora nach Muanza zum
Viktoriasee. Hier liegen für den Bahnbau noch große
Aufgaben, denn es gilt noch, von dort die
Ver- [388] bindung nach Bukoba
und von hier weiter in das noch ziemlich unerschlossene, von Europäern
wenig besiedelte Hinterland zu schaffen.
Ein anderes, sehr wichtiges Arbeitsfeld ist der Straßenbau. Vor
dem Kriege wurden die ausgetretenen Negerpfade durchweg für
den gesamten Verkehr benutzt. Heute, wo wir im Zeitalter des
Kraftwagens stehen, ist in den meisten Fällen dieser Pfad der
Anfang der heutigen Autostraßen. In den Städten sind diese meistens
geteert und geschottert. Verläßt man aber das Weichbild der Stadt,
dann hört auch die gute Straße auf, und die gewöhnliche
Landstraße tritt ihre Herrschaft an. In der Trockenzeit ist sie ganz gut
befahrbar, aber wehe, wenn die Regenzeit eingesetzt hat und der eine oder andere
schwere Lastwagen sie passierte. Hier und da bleibt er stecken, und man kann sich
leicht denken, daß die Versuche, den Wagen wieder flott zu bekommen, die
Straße nicht besser machen. Hier liegt also für die Technik noch
ein unendlich großes Feld der Betätigung.
Deutsch-Ostafrika hat im Verhältnis zu seiner
Größe - es umfaßt 995 000
Quadratkilometer, ist also doppelt so groß wie
Deutschland - sehr wenig Eisenbahnen, um so größere
Bedeutung muß da dem Straßenbau zugemessen werden. Gerade
dieser ist es, der das Land am besten aufschließt. Ein gutes
Straßennetz zieht mehr und mehr Ansiedler ins Land, die Ansiedler
verlangen Händler, Handwerker, und dadurch wird der Industrie der Boden
bereitet.
Die Wasserwirtschaft ist wohl eines der wichtigsten Gebiete Afrikas, denn im
Laufe der Jahre sind die Flüsse meist so tief in den Lateritboden
eingeschwemmt, daß das Grundwasser erst in großer Tiefe zu finden
ist. Wachstumsmöglichkeiten werden dadurch ganz unterbunden. Ich habe
nun versucht, durch Errichten von Buhnen und Querbarren das Wasser zu stauen,
um so das eigentliche Bett nach und nach wieder zu heben. Es hat sich gezeigt,
daß meine Versuche zum Erfolg führten; zugleich hatte ich erreicht,
jetzt ständig Wasser zu haben, während sonst die
Wassermengen der großen Regenzeit ungenützt abflossen. Für
die Zukunft harren der Technik auch auf diesem Gebiet noch große
Aufgaben nicht nur in Ostafrika, sondern ebenso in Kamerun und
Togo, ganz besonders aber in
Deutsch-Südwestafrika.
Ich habe in den langen Jahren allein 42 Hausbauten ausgeführt; es
war mir möglich, die Konstruktionen immer besser an Hand der gemachten
Erfahrungen durchzuarbeiten und ein bis in jede Einzelheit gut durchdachtes und
erprobtes System des Tropenhausbaues zu gewinnen. Die alte Ansicht des
Europäers: einige Jahre
Afrika - hart arbeiten, schlecht, ich meine einfachst
wohnen - viel Geld verdienen und dann wieder in die Heimat, ist ja
überholt. Heute will der Europäer sich drüben eine Heimat
schaffen, und da kann er nicht mehr in solchen
Blech- oder Grasbuden hausen. Heute will er ein gemütliches, dem Zweck
ganz entsprechendes Heim besitzen. Immer mehr geht man dazu über,
wirklich gute Häuser zu bauen, denn längst hat man erkannt,
daß diese, ausgestattet mit Baderäumen, möglichst
Wasserleitung usw., den Gesundheitszustand ganz beträchtlich
gehoben haben.
[389] Für die
Aufbereitung von Sisal und Baumwolle baute ich insgesamt
fünf Fabriken, hatte auch die Montage der Maschinen bis zur laufenden
Übergabe mit übernommen, ja sogar den Transport der großen
Maschinenteile mußte ich ausführen. Auch dieser stellt
gewöhnlich allerhand Anforderungen, da muß der große
Dampfkessel mit Hilfe der schwarzen Arbeitskräfte mit einer kurzen
Gleisstrecke, gewöhnlich sind es zwei Schienenjoche, die immer um und
um gelegt werden, auf zusammengekoppelten Feldbahnwagen oft kilometerweit
gerollt werden, manchmal wird es auch nur mit Knüppeln und einem
kräftigen - Hauruck - gemacht. Auf Lastkraftwagen lassen
sich diese schweren Stücke nicht transportieren, da dies meistens nur
1½tonner sind. Die mangelhaft gebauten Straßen erlauben keine
schwereren Wagen. Hat man nur einen Landstraßentransport, dann geht es
noch, aber wenn man z. B. irgendwo an der Küste aus dem Leichter
ausladen muß, ohne Hilfsmittel, wie Kräne oder dergleichen, dann
wird einem manchmal angst und bange. Immer sieht man den Kessel, oder was es
gerade ist, schon im Wasser liegen, und jeder atmet auf, wenn die schwere Last
festen Boden erreicht hat.
Auch die Aufbereitung der tropischen Produkte bedarf der Technik. Da
haben wir zunächst den Sisal. Nach dem Schnitt werden die
Blätter, auf Feldbahnwagen verladen, zur Fabrik geschafft. Die
Entfaserungsmaschine, Corona genannt, entfernt durch Quetschen das Fleisch von
den Blättern, die so gewonnene Faser wird gewaschen und entweder durch
Aufhängen von der Sonne getrocknet oder durch mechanische
Wäsche und Trocknung fertig aufbereitet. Bürstenmaschinen geben
der Faser ein glänzendes Aussehen, befreien sie auch gleichzeitig von
anhaftenden Schmutzteilchen. Gebündelt wird nun die Faser in 250
Kilogramm schwere Ballen gepreßt. Aber nicht allein die Aufbereitung
geschieht auf technischem Wege, nein, auch pflanzerisch geht man heute mehr
und mehr dazu über, mechanisch den Boden zu bearbeiten.
Angefangen mit der Rodemaschine, die das Land von den Bäumen,
Stubben und Wurzeln befreit, läßt man das Land mehrmals mit
Dampf- oder kräftigen Motorpflügen auflockern. Die Pflanzweise
wird so angeordnet, daß auch maschinell mit einer großen
Scheibenegge gereinigt werden kann. Pflanzungen, die so rationell bearbeitet
werden, zeigen ein bedeutend besseres und auch schnelleres Wachstum; ebenso
ist das Faserergebnis ein besseres. Bei der Baumwolle ist allerdings eine
maschinelle Bodenbearbeitung schon seit Jahren üblich. Die Baumwolle
wird jedes Jahr frisch ausgesät. Nach dem Abernten wird das Kraut
verbrannt, die Asche, die dem Boden als Nährstoff dient, wird durch die
großen Dampf- oder Motorpflüge der neuen Saat nutzbar gemacht.
Man hat auch heute mechanische Pflücker, doch entzieht es sich meiner
Kenntnis, ob sie sich bewähren. - Nach dem Pflücken kommt
die Baumwolle in Säge- oder Walzengins, das ist eine
Entkernungsmaschine, wird gereinigt, zu Ballen gepreßt und zur Verladung
gebracht. Die Baumwollsaat und ebenso die Kapoksaat
durchlaufen eine Schälmaschine; die Kerne werden dann zur
Ölgewinnung verarbeitet. Der Kapok, ein ähnliches
Erzeugnis, findet als Füllmaterial Verwendung. Er ist aber kein Strauch wie
die Baumwolle, sondern ein hoher Baum; die Kapseln [390] müssen durch
geschickte Pflücker gewonnen werden. Die Früchte machen den
gleichen Prozeß durch wie Baumwolle, doch gewöhnlich noch im
Handbetrieb.
Für die Aufbereitung des Kaffees sind die
Kaffee-Entfleischungsmaschinen - Pulper
genannt - nötig. Nach dem Entfernen der fleischigen Kirschenmasse
werden die Bohnen einem Gärungsprozeß ausgesetzt, um sie zu
fermentieren, dann gewaschen und getrocknet. Dies geschieht entweder durch die
Sonne - man benutzt dazu große zementierte
Flächen, die mit einem auf Rollen laufenden Dach versehen sind, um die
Bohnen bei etwa einsetzendem Regen schützen zu
können - oder durch Trocknen in geheizten Darren. Die
Bohnen werden sortiert, eingesackt und kommen zur Verschiffung. In Europa
laufen sie noch durch Schälmaschinen, Huller genannt. Dadurch wird das
letzte Häutchen entfernt, das die beiden Bohnen umschließt.
Der Kakao unterliegt einer ähnlichen Behandlung. Die
großen Früchte werden beim Ernten gleich an Ort und Stelle
aufgeschlagen und die Kakaobohnen gesammelt. Sie machen ebenfalls einen ganz
genauen Gärungsprozeß durch, werden gewaschen, getrocknet und
sind fertig zur Versendung.
Tee kommt nach dem Pflücken in die Teeroller, wird in der Darre
getrocknet und in Päckchen verpackt. Er beansprucht von allen Produkten
wohl die sorgfältigste Behandlung, da hier eine vorsichtige Fermentierung
zu beachten ist.
Bei der Muskatnuß wird nach dem Pflücken die sehr dicke
fleischige Masse entfernt, die die eigentliche Nuß festumschließende
Blüte wird vorsichtig abgenommen und gesondert getrocknet. Die
Nüsse werden ebenfalls auf Darren zum Trocknen ausgebreitet.
Pfeffer, ein Rankengewächs, kommt auch zum Trocknen in die
Darre und durchläuft dann einen Windsichter, der ihn von allen etwa noch
anhaftenden Restchen von Laub und Rankenresten befreit.
Kaffee, Kakao, auch die Baumwoll- und Kapoksaat läßt man gern,
ehe die Produkte eingesackt werden, durch den Windsichter laufen.
[162]
Ein Neger arbeitet an der Ölfruchtpresse in
Kamerun.
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Die Aufbereitung der Ölpalmenfrüchte ist ziemlich
schwierig. Die Anlage erfordert einen Fachmann. Ich hatte Gelegenheit, in
Portugiesisch-Westafrika eine solche Ölgewinnungsanlage umzubauen,
dabei habe ich mir den Betrieb genauestens angesehen. Er hat mich ganz
besonders interessiert, denn ich bin fest davon überzeugt, daß eine
Kultur der Ölpalme für uns von allergrößter
Bedeutung ist. Die großen Früchte, Cachus genannt, werden zur
Fabrik geschafft, durch Schlagen oder Rütteln lösen sich die
einzelnen Früchte, die dann durch mechanische Transportbänder zu
den einzelnen Bottichen geleitet werden, die das Dämpfen der
Früchte besorgen. Dann kommen sie in die eigentlichen Pressen, die
gewonnene Masse wird den Kläranlagen zugeführt, und nach Erhalt
des reinen Öles wird dieses in Fässer abgefüllt.
Eine andere, ebenfalls sehr wichtige ölhaltige Palmfrucht ist die
Kokosnuß. Sie wird durch gewandte Kletterer von den hohen
Palmen mit dem Messer gelöst. Die äußere ziemlich dicke
Schale wird abgetrennt, der Nußkern selbst mittels einer [391] Spaltmaschine von der
Schale befreit und in drei Hälften geteilt und an der Sonne, sonst aber,
wenn es sich um größere Betriebe handelt, in großen Darren
getrocknet. Versackt kommen die fleischigen Stücke, Kopra genannt, nach
Europa, wo die Ölmühlen das weitere besorgen und sie in Palmin,
die bekannte Pflanzenbutter, umsetzen. Wichtige Produkte für die
Ölgewinnung sind dann noch Erdnuß, Sesam und
Sojabohne. Bis jetzt sah ich diese drei Kulturen meist nur im kleinen
angebaut. Die Schwarzen stampfen die Nüsse bzw. Kerne, um so das
Öl zu gewinnen. Sonst werden die Produkte nach Europa verschifft, um
durch die Ölmühlen das Öl zu gewinnen.
In den letzten Jahren meiner Tätigkeit hatte ich auch noch Gelegenheit, ein
großes Sägewerk aufzubauen und die Leitung zu
übernehmen. Wir haben dort viele der bekannten
Edelhölzer wie Mwule, Mahagoni u. a. m.
geschnitten. Die Fabrik war bestens ausgerüstet mit
Horizontal- und Vertikalgatter mit zwölf Sägen, ferner standen dort
Band- und Besäumkreissägen. Indische Möbeltischler und
schwarze Zimmerleute waren beschäftigt, die vielen für die
Hausbauten nötigen Fenster und Türen herzustellen, Möbel
aller Art wurden angefertigt. Hobel-, Bohr- und Fräsmaschinen leisteten
gute Dienste. Außer diesem Sägewerk gibt es noch ein kleines in der
Gegend von Moschi, sowie das große Werk in Schume in Westusambara.
Hier wurden hauptsächlich Zedern verarbeitet für die
Bleistiftfabrikation. Eine Seilbahn, von der Firma
Bleichert & Co. gebaut, von der Station Mkumbara der Nordbahn
aus erleichterte den Frachtverkehr von und nach Schume.
[144]
Ein Fabrikhof mitten im Urwald in Kamerun.
Die Fruchternte wird auf Gleisen herangebracht, das gewonnene Öl in
Fässer gefüllt und verfrachtet. Links eine
Motordraisine.
[180]
Auch in Kamerun fährt der Pflanzer auf der
Draisine
durch den Urwald zu seinen Feldern.
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Der Antransport zu den einzelnen Aufbereitungsanlagen geschieht bei allen
größeren Pflanzungen durch Feldbahn. Ein genaues
Studium der hierfür zu benutzenden Wege ist unbedingt erforderlich. Die
Straßen müssen so angelegt sein, daß z. B. in einem
hügeligen Gelände die Steigungen von der Fabrik aus mit den leeren
Wagen genommen werden, während man das Gefälle benutzen
muß, um das Anrollen der vollen Wagen zur Fabrik zu erleichtern. Sind es
große Betriebe, die annähernd 1000 Hektar und mehr unter Kultur
haben, dann findet man auch, daß kleine Diesellokomotiven den
gesamten Transport einer Pflanzung erledigen. Als Antriebskräfte für
die Aufbereitungsanlagen dienen entweder Dampfmaschinen oder Dieselmotoren,
seltener Turbinen, da meistens die Wasserkräfte fehlen.
Fabrikbauten werden oft in Beton hergestellt, d. h. es werden
nur Säulen errichtet, die je nach Bedarf Zwischenwände erhalten.
Dächer sind aus Holz- oder Eisenkonstruktion mit Wellblech gedeckt. Eine
gute Verankerung ist nötig. Zum Mischen der Betonmassen verwendet man
auch in Afrika die allgemein bekannte
Beton-Mischmaschine. Wohnhäuser werden oft aus an der Luft
getrockneten Ziegeln hergestellt; die Formen dazu richtet sich jeder
selbst her.
[432]
Autoreparaturwerkstatt in Lome, Togo.
[89]
Industrieschule in Deutsch-Ostafrika: Schreinerei.
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An Industrie finden wir noch nicht viel im Lande, nur einige
Auto-Reparatur-Werkstätten sind entstanden. Hier findet man die wirklich
praktische Werkzeugmaschine, "four-in-one", und eine
Vulkanisierungsmaschine für die Reifen. Leider [392] sieht man heute so gut
wie keine deutschen Wagen draußen; sie sind alle zu tiefliegend gebaut und
dadurch ungeeignet für die afrikanischen Straßen. Am besten
bewährt hat sich der Ford. Er ist leicht, hoch genug gebaut, daß er
nicht über jeden Stein oder über die noch im Wege stehenden
Wurzeln stolpert, und sitzt man mal mit ihm in einem Wasserloch, ist es nicht gar
zu schwer, ihn mit Hilfe einiger Schwarzer und vielleicht einer
Knüppelunterlage wieder heraus zu heben. Es wäre sehr zu
begrüßen, wenn unsere so leistungsfähige Deutsche
Autoindustrie einen geeigneten Wagen auf den Markt brächte, um sich
auch die afrikanischen Kolonien durch gute Qualität und Brauchbarkeit zu
erobern. Genau so, wie sich unsere Junkers-Flugzeuge
als Verkehrsmaschinen im afrikanischen Raum
bestens bewährten. Grundbedingung ist aber, reichhaltige Ersatzteillager an
allen größeren Plätzen zu unterhalten.
Groß sind die Aufgaben, die den deutschen Techniker in Afrika erwarten,
an dem Tage, da es uns Deutschen wieder vergönnt sein wird, unsere
Kolonien in eigene Verwaltung zu bekommen.
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