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der deutschen Kolonien
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Von deutscher Pionierarbeit (Teil
5)
Rassenfrage und
Kolonialpolitik
Prof. Dr. med. Otto Fischer
Leiter des Tropengenesungsheims Tübingen
Die Erhaltung und Mehrung eines gesunden, rassereinen, deutschen
Volkstums ist die Grundaufgabe, die der heutigen Staatsführung nach
den schweren politischen und wirtschaftlichen Erschütterungen [372] und Verlusten der
Kriegs- und Nachkriegszeit obliegt. Daß die verantwortlichen
Männer diese Notwendigkeit in ihrer vollen Bedeutung erkannt haben,
zeigen die gesetzgeberischen Maßnahmen der letzten Zeit mit unbedingter
Deutlichkeit. Die Förderung und Hebung des Bauernstandes und die
Bestrebungen zur Wiederseßhaftmachung derjenigen, die durch die
äußeren Verhältnisse der Vergangenheit entwurzelt sind,
bilden den tiefsten und beredtesten Ausdruck dieses Willens. Daraus ergibt sich
aber zugleich die Forderung, der Auswanderung in fremde Länder einen
Riegel vorzuschieben, um die dadurch dem geschlossenen Volkskörper
verlorengehenden Kräfte der Heimat zu erhalten. Bedeutet diese Folgerung,
deren Richtigkeit zunächst ohne weiteres zugegeben werden muß,
eine Ablehnung der Kolonialpolitik?
Man wird an diese Frage von verschiedenen Gesichtspunkten herantreten
müssen. Im folgenden soll der Arzt hierzu Stellung nehmen und
aussprechen, was er nach dem heutigen Stande der Wissenschaft zu sagen hat.
Die früheren deutschen Kolonien liegen fast ganz in
tropischen oder subtropischen Gebieten. Es geht also darum,
ob der deutsche Auswanderer sich hier eine Zukunft schaffen kann, die ihm nicht
nur vorübergehend eine eigene wirtschaftliche Existenz aufzubauen
gestattet, sondern ihm die Gründung einer wirklich bodenständig
werdenden Familie erlaubt, da dies erst die Grundlage eines gesicherten,
zukunftsvollen Volkstums darstellt. Dieses Verlangen erscheint aber um so
berechtigter und wichtiger, als zu einer erfolgreichen Tätigkeit in den
Ländern der warmen Zonen völlige körperliche und
geistige Gesundheit unbedingte Voraussetzung ist. Lehrt uns doch dauernde
eigene Erfahrung in immer wechselnder Mannigfaltigkeit der Einzelfälle,
daß der irgendwie nicht vollwertige Mensch den an ihn gestellten
Anforderungen nicht gewachsen ist und daher früher oder später als
gescheiterte Existenz nach Hause zurückkehrt, sich und andern zur Last.
Damit aber wiegt der Untergang eines jeden, der die Voraussetzungen zum
Durchhalten mitbrachte, um so schwerer, zumal dies zugleich den Verlust der von
ihm mit Recht zu erwartenden wertvollen Nachkommenschaft bedeutet.
Die gesundheitlichen Schäden der Tropenländer sind
begründet durch die ihnen eigentümlichen Erkrankungen, die ihre
Entstehung der Infektion mit besonderen, meist tierischen Erregern verdanken,
für die allerdings allein das heiße Klima geeignete
Lebens- und Fortpflanzungsbedingungen abgibt. Hinter ihnen treten Hitze,
Feuchtigkeit, Sonnenbrand usw. als unmittelbar gefahrbringende Momente
stark in den Hintergrund. Das Wechselfieber (Malaria), die
Hakenwurmkrankheit (Ankylostomiasis) und die in ihrer Bedeutung oft
noch nicht richtig eingeschätzte Tropenruhr
(Amöbendysenterie) stellen als fast überall in den warmen
Ländern weit verbreitete Seuchen die größte Gefahr dar, die in
manchen Gegenden durch andere Infektionen noch weiter vermehrt werden, so
z. B. in Zentralafrika durch die Schlafkrankheit, an der
westafrikanischen Küste durch das Gelbfieber usf.
[373] Die medizinische
Forschung hat aber mit der Auffindung der Erreger und der Entdeckung ihrer oft
recht umständlichen und bisweilen fast wunderbar anmutenden
Übertragungsart Wege zur Behandlung, Verhütung und
Bekämpfung der durch sie hervorgerufenen Krankheiten gelehrt, die
die Gefahren der Tropen wesentlich herabgemindert haben. Es ist
gelungen, durch Anwendung entsprechender Methoden schwer verseuchte
Länder und Städte völlig zu sanieren, so daß die
allgemeine Sterblichkeit dort heute nicht wesentlich größer ist, als die
Durchschnittssterblichkeit in den gemäßigten Zonen. Als Beispiel
seien nur die Häfen Südamerikas (Rio de Janeiro) und der
westindischen Inseln (Habana) genannt, in denen noch vor wenigen Jahrzehnten
das Gelbfieber ungezählte Opfer, besonders unter den neu im Lande
Eingetroffenen dahinraffte, während heute die planmäßige
Vernichtung der die Seuche übertragenden Stechmücken (Aedes
aegypti) die Krankheit völlig hat verschwinden lassen. So ist das
Einzelleben jetzt in den warmen Ländern weit weniger bedroht,
als dies früher der Fall war. Es bedarf allerdings dazu der Beachtung
gewisser Vorsichtsmaßregeln, deren Kenntnis für den
europäischen Tropenbewohner Notwendigkeit ist und die zu erlernen eine
seiner wichtigsten Aufgaben vor der Ausreise sein sollte. Nicht weniger
wesentlich ist aber eine ausreichende ärztliche Versorgung und
die Bereitstellung ausgebildeter Pflegekräfte, also das Vorhandensein gut
eingerichteter und gut geleiteter Hospitäler. Daß es daran gerade in
den Tropen noch fehlt, braucht kaum gesagt zu werden, ist aber ein Punkt, in dem
Abhilfe geschafft werden kann.
Alle diese Gesichtspunkte haben aber eine noch größere
Bedeutung für die Frau, nicht allein deshalb, weil der weibliche
Organismus von Natur doch gegenüber den Einwirkungen der Tropen
empfindlicher ist - man wird daher gerade hier bei der
Auswandererberatung die gesundheitlichen Anforderungen nicht zu gering stellen
dürfen -, sondern weil Schwangerschaft und Geburt in den
heißen Gegenden eine ganz andere Belastung bedeuten wie daheim.
Gleichwohl lehrt aber die Erfahrung, wie uns immer wieder am eindrucksvollsten
die Beobachtungen unseres Tropengenesungsheims bei den
Missionsangehörigen zeigen, daß auch die wiederholte
Schwangerschaft in den Tropen keinen Schaden für Mutter und
Kind bringen muß, wenn nur die Voraussetzungen für einen
glatten Ablauf derselben gegeben sind. Normaler Körperbau im
vollsten Sinne des Wortes ist natürlich die erste Bedingung, auf deren
Erfüllung bei der Ausreise der größte Wert zu legen ist.
Ebenso wichtig ist aber ein gesundheitsgemäßes Leben, das
Schädlichkeiten und Erkrankungen, soweit wie nur eben angängig,
vermeidet. Hier braucht auf Einzelheiten gar nicht weiter eingegangen zu werden.
Es kann die Bemerkung genügen, daß jede Komplikation bei der
Geburt draußen eine weit größere Gefahr bedeutet als daheim,
weil sachkundige Hilfe nur zu oft nicht zu erreichen ist und dann auch nicht
immer gleich über alle erforderlichen Mittel [374] verfügt. Eine
vernehmliche Sprache redet hier so manches einsame
Frauen- und Kindergrab ringsum in unseren alten Kolonien.
Die Erwerbung gewisser Kenntnisse über gesundheitliche Fragen
unter den in den Tropen herrschenden Bedingungen, einschließlich der bei
der Kinderaufzucht zu beachtenden Maßnahmen ist daher eine unbedingte
Voraussetzung, deren Außerachtlassung unverantwortlich ist. Für die
Möglichkeit ihrer Aneignung müßte unter allen
Umständen Sorge getragen werden, wie es z B. bei vielen
Missionsgesellschaften in besonderen Lehrgängen für Bräute
und junge Frauen vor der ersten Ausreise regelmäßig geschieht.
Noch wichtiger ist es aber, daß in ernsten Fällen auch wirklich Hilfe
zu erreichen ist. Dazu gehört zunächst die Aussendung gut
ausgebildeter Hebammen, die auch einer schwierigeren Situation unbedingt
gewachsen sind, eine Aufgabe, die sich das Deutsche Rote Kreuz,
Frauenverein für Deutsche über See gestellt hat und seit Jahren
bereits praktisch durchführt. Unentbehrlich ist aber auch hier der
Arzt. In meinem früheren, doch immer noch recht einfach, ja
sogar primitiv eingerichteten Hospital in Ostafrika hat mein Mitarbeiter eine
ganze Reihe sehr schwieriger und komplizierter Entbindungen bei
Europäerinnen geleitet und alle zum guten Ende für Mutter und Kind
gebracht.
So kann man sagen, daß eine wesentliche Voraussetzung für das
Gelingen einer Siedlung in einem tropischen oder subtropischen Lande eine
ausreichende ärztliche Versorgung ist, da sie unter den
gesundheitlich schwierigen Verhältnissen anderer Klimate die Grundlage
für das Wohl der weißen Bevölkerung bildet. Wie vielseitig die
Ausbildung eines solchen Arztes sein muß, braucht nach dem oben bereits
Gesagten kaum weiter ausgeführt zu werden. Ist ihm doch nicht wie hier in
Europa das Wohl und Wehe einzelner Menschen, sondern die Existenz, der
Aufschwung oder der Niedergang der ganzen Kolonie
überantwortet.
Ihm liegt aber vor allem auch die Überwachung der Gesundheit der
jungen Generation ob, die im fremden tropischen Lande zu körperlich
und geistig vollwertigen Menschen heranreifen soll. Es stellt dies ohne Zweifel
von allen die wichtigste Aufgabe dar, und sie wird in vollem Maße nach den
bisherigen Erfahrungen wohl nur dann gelingen, wenn von den Kindern,
namentlich im zarteren Alter, gewisse Krankheiten, unter denen Malaria,
Hakenwurmseuche und Tropenruhr die Hauptrolle spielen,
ferngehalten werden. Denn diese Erkrankungen bringen in ihren
Folgeerscheinungen eine Hemmung und ein Zurückbleiben der
Entwicklung mit sich, die später nur schwer überwunden werden
kann und zu ihrer Behebung eine Übersiedlung in die
gemäßigten Zonen dann meist zur Voraussetzung hat.
In diesem Zusammenhang ist es nun wesentlich, zu wissen, daß der
Versuch einer Akklimatisation der weißen Rasse in Gegenden mit
ausgesprochen tropischen Bedingungen sogar über mehrere
Generationen geglückt ist, wir nennen hier die deutschen
Kolonien im bra- [375] silianischen Staat
Espirito Santo und die englische Besiedlung Nordqueenslands in Australien. In
dem letztgenannten Gebiete, das eine reinrassige europäische
Bevölkerung von etwa 100 000 Menschen aufweist, herrscht ein
ausgesprochenes Tropenküstenklima mit großer Hitze und
starker Feuchtigkeit. Es spielen aber hier, was der ausschlaggebende Punkt zu sein
scheint, Malaria und Ankylostomiasis, denen eine weit größere
Schädlichkeit für die Erhaltung und Fortpflanzung des weißen
Menschen zugesprochen werden muß, als den rein physikalischen Faktoren
des Klimas, keine sehr große Rolle. Dagegen ist es von grundlegender
Bedeutung für das Gelingen dieses Versuches gewesen, daß die
Bevölkerung ihre Rasse rein gehalten hat und irgendeine
Vermischung mit den Eingeborenen jener Gebiete, deren Menge in jenen
Gegenden noch nicht 1% der Gesamteinwohnerschaft ausmacht, nicht eingetreten
ist. Zugleich ist aber auch die Zuwanderung von Angehörigen fremder
Rassen aus benachbarten Ländern durch ein Verbot der Regierung, das
z. B. die Einstellung chinesischer Kulis als Arbeiter auf den dortigen
Zuckerpflanzungen untersagte, verhindert worden. Es ist beinahe
überflüssig, zu sagen, daß die Notwendigkeit der hier
geforderten Reinhaltung der Rasse für das heutige Deutschland
auch in überseeischen Besitzungen eine
Selbstverständlichkeit ist. Das beweisen mit unzweifelhafter
Deutlichkeit die in den letzten Jahren in der Heimat eingeführten Gesetze.
Ihre Einhaltung in einem Koloniallande hat allerdings zur Voraussetzung,
daß für den Auswanderer die Möglichkeit einer
Familiengründung, d. h. der baldigen Eheschließung
mit einer gleichrassigen vollwertigen Frau gegeben ist. Dafür Sorge zu
tragen, ist eine der wichtigsten Aufgabe der Heimat, die schon vor dem Kriege in
ihrer Bedeutung in Deutschland voll erkannt und für Südwestafrika
planmäßig durchgeführt wurde. Derartige Maßnahmen
verhindern zugleich den Verlust und die Verderbnis wertvoller
Erbmasse, der durch die gerade in tropischen Ländern so häufig
erworbenen und nicht selten besonders schwer verlaufenden
Geschlechtskrankheiten bedingt ist. Wenn man schon nur die in jeder
Hinsicht tüchtigsten und brauchbarsten Menschen zur Auswanderung
aussendet, dann muß man auch die Erhaltung ihrer eigenen Gesundheit, wie
die ihrer Nachkommenschaft, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln erstreben,
und da kommt der Verhütung einer Geschlechtskrankheit grundlegende
Bedeutung zu, die rassehygienisch gar nicht hoch genug gewertet werden
kann.
Wir haben damit die Voraussetzungen für die Schaffung einer gesunden
deutschen Bevölkerung in tropischen Gebieten entwickelt. Sie sind sehr
wohl zu erfüllen, um so mehr, als wir auf Grund unserer heutigen
Kenntnisse der Tropenkrankheiten in der Lage sind, jeden Ort und jedes Land von
ihnen zu befreien. Es fehlt hier nicht an beweiskräftigen Beispielen.
Scheitern wird aber ein solcher Versuch in der Praxis meist daran, daß die
Mittel, die seine Durchführung erfordert, nicht vorhanden sind und erst
recht in der heutigen Zeit der Wirtschaftskrise und Geldknappheit nicht zur
Verfügung gestellt werden können. So
blei- [376] ben für ein
solches Werk nur die gesünderen Gegenden übrig, in denen
solche kostspieligen Maßnahmen nicht erforderlich sind. An ihnen fehlt es
aber in den alten deutschen Kolonien keineswegs. Das hat die
Seßhaftmachung vieler deutscher Familien vor dem Kriege in
Südwestafrika gezeigt, und das lehrt die seit 1925, wenn auch noch in
verhältnismäßig kleinem Maßstabe durchgeführte
Besiedlung der Hochländer Ostafrikas, in denen bereits heute
mehrere hundert deutscher Pflanzer leben und ihren Unterhalt, wenn auch unter
unendlich schwierigen äußeren Bedingungen suchen. Gerade diese
letzteren Gebiete sind aber vor allem wegen ihrer Höhenlage (über
1400 Meter) nur wenig mit Malaria verseucht, so daß Ansteckungen
zwar vorkommen, namentlich in gewissen klimatisch für die
Übertragung des Wechselfiebers günstigen Jahren, eine schwere
Verseuchung der Bevölkerung, die zu dem Auftreten jener
gefürchteten chronischen Fälle mit starker Blutarmut und
völliger körperlicher und geistiger Leistungsunfähigkeit
führt, jedoch fehlt, ebenso wie das auch in dem zum größten
Teil schon außerhalb des Tropengürtels gelegenen
Südwestafrika der Fall ist.
Bisher ist aber allein die eine Seite der Rassenfrage in der
Kolonialpolitik erörtert worden. Es war nur die Rede von den
Schwierigkeiten, die der Ansiedlung weißer Menschen in
tropischen Ländern entgegenstehen, und von den Wegen zu ihrer
Überwindung. Das Problem hat aber auch noch ein anderes
Gesicht, denn es sind bei seiner Lösung auch die Belange der
eingeborenen Bevölkerung zu beachten, wenn das Herrschervolk
wirklich die ihm durch den Erwerb des Schutzgebietes erwachsenden
Verpflichtungen erfüllen und damit zugleich eine gedeihliche Entwicklung
des Landes gewährleisten will. In diesem Sinne kommt zunächst die
Verhütung einer Rassenmischung mit den zu ihrer Vermeidung
getroffenen Maßnahmen den Eingeborenen ebenso zugute, wie sie für
den weißen Einwanderer von grundlegender Wichtigkeit ist. Die in dieser
Hinsicht notwendigen Gesetze würden für die deutsche
Kolonialpolitik nichts Neues bedeuten. Auch vor dem Kriege war man sich, wenn
auch nach manchen bitteren Erfahrungen, über die grundlegende
Wichtigkeit eines solchen Vorgehens, das, wie ausdrücklich bemerkt sei,
der mit aller Schärfe betonten Forderung gerade auch der
deutschen Mission entspricht, völlig klar. Die bei ihrer Durchführung
zum Ausdruck kommende Gesinnung stellt aber die Bekundung der
höchsten Achtung vor der fremdrassigen eingeborenen
Bevölkerung eines Koloniallandes dar. Das muß an dieser Stelle
mit Deutlichkeit hervorgehoben werden, entgegen den in der letzten Zeit von
englischer Seite laut gewordenen Bedenken gegenüber einer
deutschen kolonialen Betätigung, die mit der deutschen
Rassengesetzgebung begründet werden. Man spricht in diesem
Zusammenhange die Befürchtung aus, daß die Bestrebungen des
Dritten Reiches zu einer Ausmerzung fremdrassiger Bestandteile aus dem eigenen
Volkskörper und die zu ihrer Erreichung getroffenen Maßregeln
durch den in ihnen liegenden Rassenstolz eine Benachteiligung und
Schädigung [377-378=Fotos] [379] der in
einem überseeischen Schutzgebiet unter deutsche Herrschaft kommenden
Bewohner des Landes bedeuten würden.
Gerade das Gegenteil ist aber der Fall. Denn die nationalsozialistische
Auffassung der Rassenfrage muß in ihrer Auswirkung den tiefsten
Bedürfnissen des fremden Volkes und seiner Eigenart in jeder Form
nachkommen. Mit aller Deutlichkeit hat der Führer häufig
hervorgehoben, daß es mit der deutschen Auffassung unvereinbar sei,
fremdes Volkstum zu annektieren und damit zu vergewaltigen.
Es ist vielmehr eine Grundforderung nationalsozialistischer Weltanschauung, den
anderen ihre Eigenart zu lassen, ebenso wie wir für uns verlangen, unser
Leben nach unserem eigenen Willen führen und einrichten zu
können. Diese Ansicht verliert ihre Geltung natürlich in keiner
Weise, wenn der andere etwa der schwarzen Rasse angehört. Das
heißt aber, daß für den Deutschen Kolonialpolitik
nicht bedeutet, aus einer überseeischen Besitzung soviel
wirtschaftliche Vorteile wie möglich herauszuschlagen und die dort lebende
Bevölkerung nur als Mittel zur Erreichung dieses Zweckes zu betrachten,
sondern daß er diesen Menschen gegenüber als ihr Herrscher eine
tiefe moralische Verpflichtung empfindet, ihnen bei ihrer
Weiterentwicklung an die Hand zu gehen. Er würde daher seine
Aufgabe in einem solchen Lande nicht damit als gelöst betrachten
können, daß er durch seine Macht den Frieden im Innern
gewährleistet, daß er durch Anlegung von Verkehrswegen, durch
Schaffung von Pflanzungen, durch Hebung der Bodenschätze und was
derartige Maßnahmen weiter sind, den Ertrag des Gebietes mehrt und damit
den allgemeinen Wohlstand erhöht, daß er durch Einrichtung von
Spitälern und Ambulanzen, durch Bekämpfung und Verhütung
von Krankheiten den Gesundheitszustand der Eingeborenen hebt und dadurch die
ihrem Wohlbefinden und ihrer Arbeitsfähigkeit entgegenstehenden
Hindernisse beseitigt. Nein, für ihn würden die Grundprobleme
des eingeborenen Volkstums, d. h. vor allem sein Verhalten in der
Auseinandersetzung mit der europäischen Zivilisation, die Hauptaufgabe
werden, deren artgemäße Lösung der letzte und tiefste Sinn
richtig verstandener Kolonialpolitik ist.
Daß dies nicht in der Niederhaltung des Eingeborenen auf dem Stand
primitivster Lebensweise bestehen kann, erscheint selbstverständlich.
Zudem wäre dies unmöglich, da der Ausbau des Straßennetzes,
das ja auch dem Einheimischen zur Verfügung steht, dem Eindringen des
Neuen von der Außenwelt Tür und Tor öffnet. Er wird
vielmehr dafür Sorge tragen, daß die Fortschritte europäischer
Zivilisation in einer seinem Verständnis und seiner Eigenart
angepaßten Form ihren Einzug halten und nicht von vornherein alles
zertreten, was an wertvollem Volksgut vorhanden ist und der Erhaltung wert
erscheint. Er wird, um es kurz zusammenzufassen, bestrebt sein, aus dem Neger
Afrikas keinen farbigen Deutschen zu machen, der ein
oberflächliches Zerrbild einer seiner Eigenart entgegenstehenden fremden
Rasse darstellt, sondern einen [380] von den Unsitten
und dem Aberglauben befreiten, aber sonst durchaus sein Eigenleben
führenden und seiner Besonderheit gegenüber dem Weißen
bewußten Menschen.
Dieses Bestreben war schon der Grundsatz der deutschen Eingeborenenpolitik vor
dem Kriege. Man könnte das mit vielen Beispielen belegen, von denen an
anderer Stelle dieses Buches die Rede ist. Hier mag daher die Anführung
einer der bezeichnendsten Tatsachen genügen. Es ist die
Einführung des Kisuaheli in
Deutsch-Ostafrika, d. h. der an der Küste der Kolonie verbreiteten
Eingeborenensprache als "lingua franca" über das ganze Land. Sie
ist kein Fremdkörper, wie das an der Westküste herrschende
Eingeborenen-Englisch, und entspricht daher völlig der Eigenart und dem
Empfinden der Bevölkerung. In diesem Sinne sind die deutschen
Missionen, die wenigstens in den unter englischem Mandat stehenden
Schutzgebieten seit 1925 ihre Tätigkeit wieder haben aufnehmen
können, von jeher Vorkämpfer gewesen und haben dies oft
im Gegensatz zur Regierung und den britischen Missionsgesellschaften betont
und durchgeführt. Sie sehen ihre Aufgabe darin, an das Gesunde und
Wertvolle im Volkstum anzuknüpfen und das, was sie den Menschen zu
bringen haben, in einer ihrer Eigenart verständlichen Form zu
verkündigen und die Gemeinden nach Möglichkeit auf altem
Brauchtum aufzubauen und damit ihre Besonderheit zu erhalten. Hier sei nur auf
den überaus wertvollen
Forschungs- und Reisebericht von Siegfried Knak Zwischen Nil und
Tafelbai hingewiesen, sowie auf die zahlreichen Schriften des am
Kilimandscharo wirkenden Leipziger Missionars D. Bruno
Gutmann.
So stehen die Maßnahmen, die im Interesse der Eingeborenen und der
eingewanderten Europäer in einer überseeischen Tropenkolonie
erforderlich sind, durchaus in keinem Gegensatz zueinander.
Sie müssen vielmehr unter richtigen Voraussetzungen getroffen und mit
unbedingter Folgerichtigkeit durchgeführt beiden Teilen zum Nutzen
dienen und ermöglichen so erst den Aufbau einer wirklichen
Arbeitsgemeinschaft, die allein eine Kolonialpolitik im wahren Sinne des Wortes
gestattet. Hierzu bringt das neue Deutschland gerade auf Grund seiner Einstellung
zur Rassenfrage die erforderlichen Voraussetzungen mit.
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