Süddeutschland - Eberhard Lutze
Das schwäbisch-fränkische
Stufenland
Schwäbisch-fränkisches Stufenland: das ist das reichgefaltete und
zertalte, im Landschaftscharakter überaus wechselvolle Gebiet, das sich
östlich von Schwarzwald und Odenwald anschließt, das im Norden
von der Rhön und dem Thüringischen Vorland, im Osten von den
bayerischen Grenzgebirgen umrandet ist und dessen südliche Grenze im
wesentlichen der Donaulinie folgt. Es ist das eigentliche Herzstück des
süddeutschen Raumes. Durch die mächtige räumliche
Ausdehnung ist der Begriff des Stufenlandes recht blaß. Er erfährt
erst Leben durch die Teillandschaften, die er umschließt: das
Neckar- und Mainland, den vulkanischen Kessel des Ries und die beiden
Schwesterlandschaften der schwäbischen und fränkischen Alb.
Das Neckar- und Mainland zeichnet sich dadurch aus, daß harte
und weiche Gesteinsschichten unmittelbar aufeinanderliegen, die ein
ausgesprochenes Stufenland bilden. Im Gegensatz zu den Gebirgslandschaften der
Alb ist es Hügelland: im Neckargebiet liegt es zwischen 200 und
400 Metern, im Mainland zwischen 300 und 350 Metern hoch. Da
gibt es frühbesiedelte, fruchtbare Ebenen, in die die Flußtäler
sich eingesenkt haben. Die Einheit dieser Ebenen mit den Hängen hinauf zu
der über ihr liegenden Stufe hat man sich gewöhnt als
Gäulandschaft zu bezeichnen. In die Gäuflächen des
Muschelkalks und der Lettenkohle tief eingeschnitten und vielgewunden,
unvermittelt aus Steiltälern in sonnenbestrahlte
Prall- und Gleithänge übergehend, durchziehen Neckar und Main mit
ihren Nebenflüssen den Raum. Ihre Muschelkalktäler und die
Gäuflächen prägen die Eigenart der Gäulandschaft,
deren gelblich-grauer Boden sich scharf abgrenzt gegen das tiefe Rotbraun des
Buntsandsteins im bayerischen Odenwald und im Spessart. Während der
Neckar in steilem Einschnitt etwa 100 Meter tief den harten Muschelkalk
durchstößt, liegt die Talsohle des breiteren Mains bis zu
200 Metern unter den Hochflächen. Die Enz und die Rems, die Murr
und der Kocher, Jagst und Rednitz, Altmühl, Wörnitz und Nab
schließen sich in einzelnen Abschnitten ihres Laufes diesem Taltypus an.
Der durchschnittlich etwa 100 Meter mächtige Muschelkalk baut
sich aus übereinandergeschichteten Bänken auf, die an den
häufig kühn geschwungenen Flußwindungen in schroffen und
spitzigen Dolomitfelsen zutage treten oder von Menschenhand zu den
Aufschüttungen und "Steinriegeln" der terrassierten Weinberge verwendet
worden sind. So steht der Lauf der Flüsse in sichtbarer Abhängigkeit
von der Gesteinsart. Sie verleiht dem Neckarland den romantischen Zug ins
Große. So gibt es bei Besigheim am Neckar
"Felsen- [739] gärten", die sich
mit einer Randkluft bereits vom Gebirgsstock gelöst haben und
gelegentlich in Felsstürzen zu Tal gehen. Der mäanderartig
geschlungene Flußlauf umzieht sogenannte "Umlaufberge", die von zwei
Seiten umspült sind und von deren Höhe man umfassende Blicke
über die bewaldete Weite des unruhig bewegten Umlandes genießt.
Die Baar im Osten des mittleren Schwarzwaldes, wo Donau und Neckar
entspringen, Kraichgau, Backnanger Bucht, die Hohenlohesche Ebene, der
Taubergrund, Ochsenfurter und Schweinfurter Gau, das Grabfeld sind derartige
Gäulandschaften, um nur die bekanntesten zu nennen.
Wer eine dieser Gegenden durchwandert und ihre Eigenart erlebt hat, spürt
bald den landschaftlichen Unterschied, wenn er die Gäulandschaft
verläßt und die Keuperstufe erstiegen hat. Etwa 150 bis
200 Meter erhebt sich die aus Mergeln und Keupersandsteinen geformte
Stufe über den Gäu. Weiche Rundungen überkuppen die
weiten Hochflächen, die aus recht undurchlässigem Gestein
bestehen. Die Flüsse haben kaum Gefälle. Behäbig ziehen sie
in geräumigen Tälern dahin. Die Regnitzfurche ist ein Beispiel
für viele. Das fränkische Gebiet ist die klassische Landschaft des
Keupers. Die Frankenhöhe, Steigerwald und Haßberge kennzeichnen
den in Nord–Südrichtung verlaufenden Steilabfall zu den
Gäuflächen. Charakteristisch für die fränkische
Keuperstufe sind die Flugsande und Dünen, insbesondere im
Nürnberger Umland, das manchmal märkische Züge tragen
kann in ihrem herben Waldwuchs und der ausgesprochenen Sandflora.
Der Gäu ist das Land des Pfluges, der reichen Bauerndörfer
und -höfe. Im Neckargebiet spricht man vom reichen Unterland. Wogende
Ährenfelder, saftige, von "Kleeblattflora" verschwenderisch
überschüttete Wiesenabhänge auf der
Sonnen-, frische Laubwälder auf der Wetterseite wechseln mit gesegneten
Weintälern ab. Keine größere Überraschung, als wenn
man auf den Hochflächen wandernd plötzlich vor dem tief
eingeschnittenen Tal all dieser reizenden, in ihrer Eigenart so verschiedenen
Flüsse steht. Der Mensch hat das Malerische dieser Landschaft allerorts
noch vermehrt. Burgen beherrschen in aussichtsreicher Lage die Täler,
Städte sind geschickt einer engen Tallage eingeschmiegt oder liegen
wehrhaft hoch "ob" dem Flusse. Gerade dort, wo Keuperstufe und Gäu
zusammenstoßen, sind süddeutsche Landschaft und
süddeutsche Kunst in reinster Vollendung vereinigt: Schwäbisch
Hall ist ein leuchtendes Beispiel für solche Lage. Oder man denke an den
Stuttgarter Talkessel, wo sich am Keuperrande, an der Vereinigung dreier
Täler eine Landschaft von einzigartiger Fruchtbarkeit auftut. Insbesondere
im Schwäbischen entwickelt sich der Eindruck des Reichtums in diesen
Übergangsgürteln, deren Wesen sich in den sanft steigenden
Hängen am unvergeßlichsten einprägt. Schneeige
Obstblütenpracht über saftigem Wiesengrunde macht das Neckarland
im Frühjahr zu einem einzigen Garten. "...Mannigfaltigkeit auf engem
Raum. Felsenschroffe Täler, sonnige Fruchtebenen, in klassischer Anmut
sich aufschwingende Berghänge und wieder freie, weitausschauende
Hochflächen, alte, kulturgesättigte Städte, liebevoll gepflegtes
Wein- und Obstland und urwüchsiger Bergwald, das alles läßt
sich in wenigen Stunden durchwandern" (R. Gradmann).
[740] Das fränkische
Keupergebiet ist eintöniger. Im Umkreis der Regnitz hören die
Buchenwälder auf. Die Kiefer wird der führende Waldbaum,
insbesondere im sandigen Nürnberger Reichswald, wo jahrhundertelange
rücksichtslose Entnahme von Laubstreu den Boden ausgelaugt und ehemals
reichere Waldbestände zerstört hat. Die Lieblichkeit Mainfrankens
geht in düstere Weite über,
die - etwa in manchen Gebieten der
Oberpfalz - der Großartigkeit nicht entbehrt. Zwischen Aisch und
Rednitz dehnt sich eine Weiherlandschaft, deren Schönheit wenig bekannt
ist. Zum Coburger Land wird die Landschaft wieder welliger, ebenso
südlich von Nürnberg, zum Altmühltal. Wolken und weiter
Horizont zeichnen an dem Gesicht der Landschaft mit. Es ist die herbe
zeichnerische Kraft der Linien, die das Besondere der fränkischen
Keuperstufe ausmacht. Es ist eine Schönheit, die sich nicht leicht gibt, die
aber, einmal geliebt, nicht enttäuscht. In der Landschaftskunst eines Albrecht Dürer ist sie wirksam.
Noch unvermittelter als zu den sandigen Keupergebieten ist der Gegensatz, der
auf den Reisenden oder den Wanderer wartet, der das Ries durchquert.
Diese nur 20 bis 25 Kilometer im Durchmesser umfassende Landschaft
liegt zwischen Schwäbischer und Fränkischer Alb eingebettet. Man
lernt sie auf dem Eisenbahnwege nach Rothenburg, Nördlingen und
Dinkelsbühl kennen. Kein Wald, kein Wein, wenig Wiesenland gibt es im
Ries, das von der Wörnitz träge durchströmt wird. Die weite
Fläche eines Ursees, der Süßwasserkalk mit Löß
und Lehm hinterlassen hat, decken riesige
Gerste-, Dinkel- und Roggenfelder. Kornland ist das Ries, dessen Ertrag weit
über dem bayerischen Landesmittel steht. Das kernige Geschlecht der
Riesbauern - in niedrigen steifen Hüten, blauen Fuhrmannskitteln
und Schaftstiefeln sieht man sie die Märkte
besuchen - ist zum schwäbischen Stamm zu rechnen. Mitten durch
das Gebiet läuft die
schwäbisch-fränkische Sprachgrenze. Den Menschen eignet gesunder
Bauernstolz. Die besten Kräfte sind landsässig geblieben.
Gegenüber dem vorigen Jahrhundert ist trotz der nicht mehr
lebenskräftigen Lodenwirkerei, die Nördlingen groß gemacht
hatte, die Bevölkerung weiter zurückgegangen und in die
Städte abgewandert. Mittelgroßer Besitz sichert den Bauern
Wohlhabenheit, wie sie die ganze Landschaft atmet. In der Ferne rahmen
bewaldete Höhenzüge die seltsamste süddeutsche Landschaft
ein, deren ausgesprengte vulkanische Gesteinsmassen sich wie ein Rand um den
Kessel legen. Unter ihnen ist der Hesselberg der markanteste Vorberg zu dem
gebirgigen Teil des Stufenlandes: der Alb.
Die Alb ist ein aus Jurakalken aufgebautes Gebirge. Im Nordwesten
fällt es gegen Neckar, Fils und Rems etwa 400 Meter steil ab,
während es nach Südosten als wellige Hochebene sich
allmählich zur Donau hin abdacht. Jenseits des Rieses und der
Wörnitz setzt sich das Gebirge in geringerer Höhenlage als
Fränkische Alb fort. Die höchsten Erhebungen liegen in der
Südwestalb: der Lemberg mit 1015, Hohenberg mit 1009, Plattenberg mit
1002 Metern. Die Fränkische Alb übersteigt nirgends die
700-Meter-Grenze. Der Hesselberg mit 688 Metern ist die höchste
Erhebung.
[741] In der
Zusammensetzung aus widerstandsfähigen Jurakalken unterscheidet sich
die Alb von allen anderen deutschen Mittelgebirgen. Dadurch, daß das
Umland der Abtragung verfallen ist, die wasserundurchlässigen
Kalkschroffen der Alb aber widerstanden haben, kommt es, daß man sich
angesichts der bizarren Gesteinsformen an das Hochgebirge erinnert fühlen
kann. Drei Vulkangebiete umschließt das Gebirge: im Südwesten den
Hegau, das Ries in der Mitte und das Vulkangebiet bei Urach, das mit 125
"Vulkanembryonen" das größte Maargebiet der Erde darstellt.
Für den Geologen ist die Alb ein gesegnetes Fundland; Prachtstücke
von Einschließungen, Sauriern, Ammonshörnern und aller nur
denkbaren Schalentiere finden sich. Ein eigenes höchst reizvolles Kapitel
bilden die zahlreichen Höhlen. Hauff hat im Lichtenstein die
Nebelhöhle verherrlicht. Die Falkensteiner Höhle bei Urach
führt 460 Meter in den Berg hinein. Prachtvolle Tropfsteinbildungen
und steinzeitliche Funde machen den Schatz dieser Höhlen aus. Der
wichtigste eiszeitliche Schädelgrabfund gelang in der großen
Ofnethöhle bei Nördlingen. Die malerischsten Höhlen liegen
in der Fränkischen Alb, wo in der Fränkischen Schweiz bereits im
18. Jahrhundert die Höhlen des Wiesenttales berühmt wurden.
Die Streitberger und die Teufelshöhle bei Pottenstein sind leicht
zugänglich und erstrahlen bei künstlichem Licht im Glanze ihrer
wundersam geformten milchig weißen Stalaktiten.
Die Höhlenbildung steht in engem Zusammenhang mit der Verkarstung des
Gebirges, wie das Versickern des Regenwassers in zahllosen Klüften und
das damit erreichte brüchige Ausweiten zu Trockentälern genannt
wird. Daher kommt die vielbeschriene Wasserarmut auf den Höhen der
"Rauhen" Alb, deren Trinkwasserversorgung erst durch eine neuzeitliche
Wasserleitung sichergestellt wurde. Es gibt blinde Täler, geheimnisvoll
versiegende Flüsse, Hungerbrunnen, Erdfälle, periodische Seen und
Höhlenflüsse im Albgebiet. In der Höhenlage der
entwässernden Flüsse tritt dann das durch rätselhafte
unterirdische Kanalsysteme geleitete Wasser in Quelltöpfen und in
kristallklar sprudelnden Karstquellen zutage. Der von Mörike so
schön bedichtete Blautopf bei Blaubeuren, das Reich der "schönen
Lau", ein Teich von etwa 40 Meter Breite und 21 Meter Tiefe, von
stets gleichbleibender durchdringender blauer Farbe, gibt 1000 Liter in der
Sekunde her, deren Masse sogleich zur Versorgung der Albhochflächen
hinaufgepumpt wird. Außer der Wasserleitung begegnet man immer noch
den "Hülen" genannten Zisternen auf den Höhen und
künstlichen Teichen, die der Wasserknappheit steuern sollen.
Im Albgebiet geht ein höchst dramatischer Kampf um die Wasserscheide
zwischen Rhein und Donau vor sich, der durch Anzapfungen des der Donau
zuströmenden Flußsystems dank stärkerem Gefälle
immer mehr für den Rhein entschieden wird. Auf dem Juragebiet versiegen
die Flüsse öfters, so die Donau bei Immendingen. Mehrere Monate
hindurch versickert derartig viel ihres Wassers, daß das Bett bis Tuttlingen
leer liegt, und die durch Karstquellen vermehrten Wassermengen erst nach etwa
60 Stunden in der 12½ Kilometer entfernten Quelle der
Radolfszeller Ach im Gebiet des Bodenseerheines wieder zum Vorschein
kommen. Der Vorgang hat ernsthafte staatsrechtliche
Ver- [742] wicklungen zwischen
Württemberg und Baden zur Folge gehabt. Welch Gegensatz zu den rasch
strömenden Forellenwassern in begrünten Tälern mit
schönen Dörfern, wenn erst einmal das Gebirge durchbrochen ist!
Die Durchbrüche selbst vollziehen sich oft in cañonartiger, wilder
Schönheit und Enge. Der Donaudurchbruch bei Weltenburg mit
schießenden Fluten und felsigen Steilufern, saftigen Laubwäldern auf
den Höhen, von denen man tief hinab auf das Kloster Weltenburg
herabblickt, das die Brüder Asam
in die dramatische landschaftliche Lage
fügten, ist von einer großartigen Wucht, wie sie sonst nur das
Hochgebirge kennt. Im engen Tal auf fast kulissenhafter Enge entfaltet die
Fränkische Schweiz den ganzen bunten Reiz, der den
Durchbruchstälern der Alb eignet. Anders wiederum die Weite und
befreiende Fernsicht der Talausgänge, wo die Vorberge zu dem
landschaftlichen Reiz den Schimmer geschichtlicher Größe und
Ehrwürdigkeit tragen: der Zollern, auf dessen Gipfel eine Burg aus dem
vorigen Jahrhundert die Erinnerung an den alten Stammsitz des einstigen
Herrscherhauses wachhält, die Achalm über der Stadt Reutlingen,
der Hohenneuffen mit der kühnsten und größten Burgruine des
Albrandes, die Teck mit den Resten der Stammburg der Herzöge von Teck,
der Hohenrechberg, der hinübergrüßt zum Hohenstaufen. Auf
dessen Höhe erinnert eine Gedenktafel an unser größtes
Kaisergeschlecht, dessen Stammburg bis zur Zerstörung im Bauernkrieg
1525 diesen herrlichen Berg krönte. Die Fränkische Alb ist weniger
kaiserlich, aber um so volkstümlicher. Im Staffelberg über dem
Maintal mit Scheffels vielbesungener Aussicht und der von Dürer
gestochenen Ehrenbürg bei Forchheim besitzt das fränkische Gebirge
zwei Höhen, deren schön geschwungene Bergrücken noch
heute im Brennpunkt des Volkslebens stehen. Die Nähe Vierzehnheiligens
und die ehemalige Eremitenkapelle ziehen begeisterte Pilgerzüge herbei,
während das "Walberla" alljährlich am ersten Sonntag nach dem
1. Mai Tausende das Volksfest des Walburgistages auf seinem Gipfel
erleben sieht. Beide Höhen sind, wie der schon erwähnte Hesselberg,
uralte Kultstätten Frankens, heilige Berge.
[670]
Schwäbische Alb. Die Wielandsteine.
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So ist die Alb eines unserer schönsten Wandergebiete. Erwandert allerdings
will es sein; Kurpromenaden und Luxusanlagen fehlen durchaus. Aber wer
Aussichtsberge und geschichtliche Denkmale, wer
Ruinen- und Höhlenromantik, wer Quellen, Quelltöpfe,
Wasserfälle und Felsen, Klammen und Schluchten, wer
unerschöpflichen Bilderreichtum durch Fels, Fluß und Fernsicht in
raschem Wechsel erleben will, der ziehe durch die Schwäbische und
Fränkische Alb. Der Ruhm der Landschaft in ihrer Ganzheit hat bisher
wenig Nachhall gefunden: es gibt keine Fremdenindustrie. Die Menschen geben
sich offenherzig und natürlich. Das gilt von den prachtvollen
schwäbischen Albbauern ebenso wie von den Franken. Das Land ist
verhältnismäßig nur dünn besiedelt. Wohlhabende
Bauern wohnen in großen geschlossenen Dörfern. Die Mär von
der Armut der Alb infolge der Wasserknappheit wird widerlegt allein durch die
Tatsache, daß das Land zu den frühest besiedelten Gebieten
Süddeutschlands zählt. Man hat an dem Flurzwang nach den Regeln
der Dreifelderwirtschaft, mit Allmenden und Gewannfluren, der noch auf die
germanische Urzeit zurückführt, überall [743] festgehalten. Einfache
Häuser, oft einstöckig, stehen in den Albdörfern, im
Gegensatz zu dem anspruchsvollen Unterländer Haus der
Gäulandschaft. Eine Eigenart der Eichstätter Alb ist das Solnhofener
Haus, dessen schiefergedecktes Flachdach an südländische Formen
gemahnt. Der gleichmäßig feine Solnhofener Plattenkalk hat das
Weltmonopol für Lithographiesteine, der Kehlheimer Kalkmarmor und
Regensburger Grünsandstein, der Mainsandstein sind begehrte
Bausteine.
Noch heute gelten für die ganze Schwäbisch-Fränkische Alb
die Verse, die Gustav Schwab zum Lob des Gebirges gedichtet hat:
"Das ist die teure Schwabenalb,
Die allenthalb
Blau nach der Ebne winket.
Wo man auf Heiden hoch und kühl,
Fern vom Gewühl,
Die rechten Lüfte trinket;
Wo Blütenduft
Im Tale ruft.
Man wandert schnell,
Bis man am Quell
Im Waldesschatten sinket."
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