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Sie alle bauten Deutschland.
Ein Geschichtsbuch für die Volksschule.


Von 1841 bis Adolf Hitler (Teil 6)

Adolf Hitler (Teil 3)

Die Heimkehr des Sudetenlandes

Der Lehrer Heinrich Kirber, der seit fast 20 Jahren die Blondköpfe in seinem kleinen sudetendeutschen Heimatdorfe unterrichtet hatte, stand zum letzten Male vor seiner Klasse. Er trug heute seinen besten Rock, und die Kinderaugen glitten mit scheuer Ehrfurcht von den Orden der österreichischen Armee zum schlichten Eisernen Kreuz I. Klasse, das sich auf der linken Seite besonders hervorhob. Ja, ihr Lehrer war ein tapferer Soldat im Großen Krieg gewesen. Sogar zwei deutsche Orden hatte er erhalten!

Aber nun mußte er aus der Schule heraus. Die tschechische Regierung hatte ihn abgesetzt. Daheim hatten die Väter, die arbeitslos herumsaßen, weil tschechische Arbeiter in ihre Stellen gekommen waren, wütend die Faust auf den Tisch geschmettert, als die Kinder es berichteten. "Wieder einer, der gehen muß. Mutter, wenn unsere Kinder jetzt einen tschechischen Lehrer erhalten und Tschechisch lernen sollen, in unserem Hause kommt kein tschechisches Wort über die Lippen." Die Mütter hatten genickt und schwer geseufzt.

Im Klassenzimmer war es still. Die Jungen und Mädchen spürten, daß dem Manne der Abschied sehr schwer fiel. Das nahm ihnen die Lust zu Lärm und Lachen. Langsam legte Kirber die Bücher in den Schrank, klappte den Pultdeckel zu und sah sich mit einem langen Blick abschiednehmend in dem einfachen Raum um. Dann gab er sich einen Ruck und stellte sich zusammengerafft und ruhig vor die Kinder. Die setzten sich im Augenblick kerzengerade, als hätten sie ein Kommando erhalten.

"Liebe Kinder!" die Stimme des Mannes klang rauher als sonst, "als der Weltkrieg, in dem wir Sudetendeutsche mit den deutschen Brüdern im Reich Schulter and Schulter kämpften, zu Ende war, glaubten wir alle im Sudetenland, auch für uns Deutsche hier gelte die Botschaft des amerikanischen Präsidenten Wilson von der Selbstbestimmung der Völker. Ihr wißt: Wir haben uns getäuscht! Unsere Feinde verboten uns den Anschluß an Deutschland, zu dem wir gehören: dem Blute, der Sprache und der Gesinnung nach. Man zwang uns dreieinhalb Millionen Deutsche unter tschechische Herrschaft. Wir haben dagegen protestiert. Da schossen die tschechischen Legionäre auf uns. 58 Tote gab es einmal allein an einem Tage. Unsere tschechische Regierung vergißt, daß wir Deutschen seit Jahrhunderten hier wohnen; daß Deutsche die herrlichen Bauten in Prag, Brünn, Eger, Olmütz und in allen anderen Städten geschaffen haben. Deutsche waren es, die einstmals das Land zur Blüte brachten. Vergeßt das niemals, auch wenn es euch jetzt anders erzählt werden sollte." In die Gesichter der Jungen und Mädchen stieg ein harter Trotz. Kirber sah das wohl. "Für uns Deutsche werden harte Zeiten kommen, und man wird mit allen Mitteln versuchen, das Deutschtum auszurotten. Ihr wißt, wie eure Väter von den Arbeitsplätzen verdrängt werden, wie allerorts Tschechen Grund und Boden erwerben. Haltet aus; bleibt im Herzen treu; es kommen wieder bessere Zeiten; denn das Recht muß siegen." In seinen Augen lag inbrünstiger Glaube; wie gebannt blickten die Kinder ihn an.

Dann ging der Lehrer festen Schrittes hinaus. "Er geht zu Konrad Henlein", flüsterten die Jungen. Die Mädchen weinten. Allen aber brannten des Lehrers Worte wie heiliges Feuer im Herzen.


Der Lehrer hatte sich nicht geirrt. Mit allen Mitteln unterdrückte der tschechische Staat unter der Leitung des Präsidenten Benesch das Deutschtum. Am schlimmsten wurde es seit Mai 1938.

Der Führer und Reichskanzler warnte auf dem Reichsparteitag in Nürnberg dringend und ernsthaft die Prager Regierung vor weiteren Ausschreitungen gegen Deutsche. Scheinheilig versprach Benesch Abhilfe und gerechte Behandlung, und die überglücklichen Sudetendeutschen sahen die tschechischen Soldaten abziehen, die bis dahin als Einquartierung in jedem sudetendeutschen Ort gelegen und die Deutschen gequält hatten. Ihrer Freude gaben sie oft lauten Ausdruck. Nach ein paar Tagen aber kehrten die Soldaten zurück; es war, als hätte man nur ausspionieren wollen, wer alles deutsch geblieben war. Für das ganze Sudetenland brachen furchtbare Wochen an.

Da pfiffen an der deutsch-tschechischen Grenze die Kugeln hinter den deutschen Frauen und Kindern her, die in jagender Hast flohen. Jenseits der Grenzpfähle war deutsches Gebiet - dort war die Rettung! Hinter den Flüchtenden lauerten der Mord und die Vernichtung.

Als sie einmal den Blick rückwärts wandten, sahen sie Flammen auflodern. Ihre Dörfer brannten an einigen Stellen. Die Flüchtlinge wußten, es waren deutsche Häuser, die brannten, deutsche Gärten, die verwüstet wurden. Denn das Deutschtum war vogelfrei geworden im tschechischen Staat.

Eine Frau griff mit lautem Schreckensschrei nach ihrer Schulter. Eine Kugel hatte sie gestreift. Sie blutete; aber sie hastete weiter. In gespannter Aufmerksamkeit beobachteten die deutschen Grenzwächter die Heraneilenden. Die Männer vergaßen alle Vorsicht, liefen ihnen entgegen, zogen die Gehetzten über die Grenze, ohne auf die Kugeln der tschechischen Grenzsoldaten zu achten. Hier im Buschwerk endlich war Sicherheit.

Die Frauen fielen vor Erschöpfung fast um; die jungen Mädchen und Kinder weinten laut. "Wo sind eure Männer und Väter?" - "Verschleppt, erschossen, geflohen", war die trostlose Antwort. Nach kurzer Zeit ging es weiter bis zum nächsten Dorf. Dort wartete schon die NSV. und half.

So flohen in den Septembertagen 1938 Zehntausende deutscher Menschen aus dem deutschen Sudetenlande, weil tschechischer Haß alles Deutsche vernichten wollte.

Das konnte Adolf Hitler nicht dulden. Kriegsfertig standen deutsche Heere an den Grenzen, jeden Augenblick im Begriff, Gut und Leben der gequälten Deutschen mit der Waffe zu schützen. Das ganze deutsche Volk scharte sich wie immer, so auch in diesen Tagen geschlossen um seinen Führer, zu jedem Einsatz bereit. Doch es kam nicht so weit.

Jetzt, als der Krieg mit harter Faust an die Tore ihres Landes pochte, merkten die Tschechen, daß ihre Verträge mit den Westmächten nur auf dem Papier standen. Sie hatten sich auf fremde Hilfe verlassen und wagten trotz ihrer großen Rüstungen nicht, allein gegen die neue großdeutsche Wehrmacht zu kämpfen.

Gott schütze Adolf Hitler!
Banner an einer Kirche im Sudetenland, 1938:
"Gott schütze Adolf Hitler"!
Foto: Bundesarchiv Koblenz
Alle Glocken läuteten, als deutsche Soldaten in die sudetendeutschen Gebiete einrückten. Ihr Klang nahm alle Dankgebete mit auf, die in diesen Tagen zum Himmel stiegen. Vergeblich versuchte die tschechische Regierung in dem ihr gebliebenen Reststaat Ruhe und Ordnung zu halten.

Als aber dort im März 1939 die Gefahr eines Bürgerkrieges immer größer wurde, wandte sich der Präsident der Tschechoslowakei hilfebittend an Deutschland, dessen Kraft er kennengelernt hatte.

So zogen wieder deutsche Truppen ostwärts; sie zogen durch Gebiete, die jahrhundertelang deutsche Völker bewohnt hatten, und trugen des Reiches Größe weiter. Im März 1939 rundeten sich mit dem Protektorat Böhmen und Mähren im Südosten die Grenzen. Die Lücke im Bau des Reiches war geschlossen. Deutschland wurde stärker denn je.

 
Die bedrohte Ostgrenze

Über den Feldern Ostpreußens lag der Duft des reifen Kornes. Braungebrannt stand der Bauer Tribukeit auf dem Erntewagen und schichtete die Garben, die sein Großspänner hinaufreichte. Jetzt verschnaufte er ein paar Minuten, und sein Blick überflog die weiten Stoppelfelder, auf denen überall die letzten Fuder beladen wurden. Ja, in diesem Jahr kam die Ernte schnell in die Scheuer. Der Arbeitsdienst und die Studenten, die als Erntehelfer in alle Dörfer geschickt worden waren, hatten tüchtig zugepackt. Niemand im Dorf hatte das den studierten Herren zuerst zugetraut. Als Tribukeit sich nach Osten wandte, grub sich eine Ärgerfalte in seine Stirn. Wahrhaftig, kaum 200 Meter entfernt, dicht an der Grenze, patrouillierten doch wieder die polnischen Soldaten. "Die Bande dort wird mit jedem Tag dreister", dachte er wütend, "besonders seit die Engländer ihnen Hilfe versprochen haben, wenn sie mit uns anbändeln! - Karl!" rief er nach unten. "Was ist, Bauer?" fragte der Bursche. "Siehst du die da drüben? Die können es wohl kaum erwarten, bis sie mal von uns Dresche kriegen." - "Es wird auch Zeit, Bauer! Gestern hab' ich im Krug eine Landkarte gesehen, da waren die Grenzen eingezeichnet, wie sie die Polen gern haben möchten. Alles Land bis an die Oder hatten sie sich einverleibt. Wir Ostpreußen sollten natürlich zu allererst polnisch werden. Aber davor behüt uns Gott! Seit Pilsudski tot ist, geht es den Deutschen drüben elend genug." - "Dabei ist es gerade umgekehrt", meinte Tribukeit, "deutsches Land haben sie uns geraubt und ihren 'Korridor' daraus gemacht, so daß wir Ostpreußen vom übrigen Deutschland abgerissen sind. Aber ich glaub', Karl, das bleibt nicht mehr lange so. Wenn sie die Vermittlungsvorschläge unseres Führers wieder ablehnen, gibt es Krieg, paß auf." - "Kann sein, Bauer. Na, ich werde ihnen aus meinem Geschütz schon eins aufs Fell brennen."

"Va-ter! Va-ter!" klang da eine helle Kinderstimme, und hochrot und keuchend trabte ein elfjähriges Mädchen querfeldein. In seiner Hand schwenkte es zwei grau-grüne Briefe.

Langsam kletterte der Bauer vom Wagen. Er und sein Knecht hatten das gleiche Schreiben erhalten: die Gestellungsbefehle. Tribukeit zu seinem alten Infanterieregiment, Karl zur Artillerie!

"Ja, Mädel, jetzt geht's los!" In den Augen beider Männer lag ruhiger Ernst. "Aber Vater, du warst doch schon im Weltkrieg Soldat", meinte die Kleine schüchtern. "Wenn das Vaterland ruft, ist kein Mann zu alt, lüttches Marjellchen, auch dein Vater mit seinen 43 Jahren nicht! - Nun vorwärts, Karl!" Schneller noch als zuvor arbeiteten die Männer. Eine halbe Stunde später schwankte der Erntewagen heim.

Zu Hause wartete die Bäuerin schon vor der Tür. "Wann mußt du fort, Vater?" - "Heut abend noch, Marie." - "So schnell?" Die Frau seufzte leise. "Und Karl?" - "Auch!" - "Da will ich mal schnell eure Sachen fertig machen", sagte die Bäuerin und kramte in Schüben und Schränken. Manchmal wischte sie sich mit dem Handrücken über die Augen, aber sonst ließ sie es sich nicht anmerken, daß ihr der Abschied sehr schwer fiel. Nun geht auch der Mann fort, wo schon der älteste Sohn bei den Fliegern diente. Das war nicht ganz leicht; aber es ging nicht mehr anders. Vorhin erst hatte das Radio gemeldet, daß die Polen auch die letzten Vorschläge des Führers abgewiesen hatten. Nicht einmal Danzig sollte zum Reich zurückkehren. Selbst den Plan, eine Autostraße durch den Korridor nach Ostpreußen zu bauen, hatten sie schroff abgelehnt.

Am Abend waren Bauer und Knecht marschbereit. Noch einmal schritt Tribukeit durch die Ställe und Gebäude. Er nahm Abschied auch von ihnen. Die Kinder umringten den Vater, die Frau schloß ihn noch einmal in die Arme, dann gingen der Soldat des Weltkrieges und der junge Kanonier vom Hofe.

 
Der Polenfeldzug

Die deutschen Heere waren am 1. September in Polen eingerückt. Kurz nach fünf Uhr morgens brausten die ersten Flugzeuggeschwader über die Grenzen, setzten sich motorisierte Truppeneinheiten in Bewegung und marschierte die Infanterie in Feindesland ein, um die unterdrückten deutschen Volksgenossen zu befreien und uraltes deutsches Gebiet wieder zurückzugewinnen. Noch am selben Tage gliederte sich die alte ehrwürdige Stadt Danzig dem Reich wieder ein. Jahrelang hatten die Danziger diese Stunde mit heißem Herzen herbeigesehnt.

Drei große Heeresgruppen griffen jetzt den Feind an: von Ostpreußen aus, von Schlesien und vom Süden her wurden die Polen wie in eine große Zange genommen. Wilhelm Tribukeit gehörte der Heeresgruppe Nord an. Schon nach wenigen Tagen stand er tief in Feindesland. Es war unglaublich, mit welcher Schnelligkeit das Heer vorrückte. Vergeblich suchten die Polen an vielen Stellen zähen Widerstand zu leisten. Es war umsonst. Den deutschen Panzerwagen und Fliegern, dem Kampfesmut der deutschen Infanterie waren sie nicht gewachsen. Tribukeit bewunderte, wie schon vor Jahren im großen Weltkriege, die Geschicklichkeit der Pioniere, die die vielen gesprengten Brücken in unglaublich kurzer Zeit wieder ausbesserten oder durch Hilfsbrücken ersetzten, so daß die Truppen ohne langen Aufenthalt weiter konnten.

In vielen Dörfern trafen sie Deutsche, die aus großer Todesangst erlöst wurden. Voll Grauen hatten sie miterlebt, wie die entmenschten, verhetzten Polen aus ihren Reihen Männer, Frauen und Kinder verschleppt, gemartert, verstümmelt und getötet hatten. In einem Dorfe hatte Tribukeit die Leichen dieser Unglücklichen gesehen; es war ein so entsetzlicher Anblick, daß er ihn nie vergessen würde.

Auch Karl, Tribukeits Großspänner, kämpfte in Polen. Den schönsten Lohn für alle Mühe und Last des Feldzuges erhielten er und seine Kameraden, als der Führer plötzlich im Kampfgelände eintraf. Das kam ganz unerwartet. Wer es nur irgend möglich machen konnte, lief heran, und der Führer schritt durch eine Gasse jubelnder, glückstrahlender Soldaten. Einige Stunden später entbrannte der Kampf wieder, und die Männer, die ihren Führer in ihrer Mitte wußten, kämpften noch heldenmütiger als vorher.

Unaufhaltsam war der Vormarsch der Befreier. Die letzte Kraft wurde aus Menschen, Pferden und Maschinen herausgeholt, aber der Erfolg war auch riesengroß. Der gesamte ehemalige Korridor, Ostoberschlesien und weite Strecken Polens bis an die Weichsel befanden sich in deutscher Hand. Besonders heftig waren die Schlachten im Weichselbogen bei Kutno und an der Bzura. Auch die polnische Südarmee wurde durch Umklammerung zertrümmert und bei Tomaszow vernichtend geschlagen. Zahllose Geschütze, Hunderttausende von Gefangene und unermeßliches Kriegsmaterial fielen in die Hände der Sieger.

Unterdessen rückten von Norden und Süden her deutsche Truppen auf Warschau vor und schlossen die Stadt ein. Dem Führer Adolf Hitler tat die Zivilbevölkerung leid; er forderte den Stadtkommandanten auf, die amen Menschen vor dem Kampf abziehen zu lassen, aber der unvernünftige General weigerte sich. Nur zwei Tage wurde Warschau beschossen und bombardiert, dann ergab sich die Festung, so gründlich hatten unsere Kanonen und unserer Flieger gearbeitet.

Kaum drei Wochen hatte der Polenfeldzug gedauert. Gegen Ende des Krieges verständigte sich Deutschland mit Sowjetrußland. Sowjetrussische Truppen rückten ein und besetzten das ganze östliche Polen.

In dem von deutschen Truppen beschützten Gebiet aber begann das große Aufbauwerk, damit die Schrecken des Krieges bald vergessen werden.

 
Der große Bauerntreck

Aus den schmucken, sauberen Bauernhäusern der Wolhyniendeutschen strömten die Männer und Frauen nach dem Gemeindehause, wohin sie der Dorfschulze wegen einer wichtigen Angelegenheit gerufen hatte. Es mußte etwas ganz Dringendes sein, denn der Gemeindediener war nur so von Gehöft zu Gehöft gerannt.

Der Dorfschulze, ein hagerer hochgewachsener Mann, dessen blondes Haar schon von vielen grauen Fäden durchzogen war, begann nach kurzer Wartezeit: "Liebe Dorfgenossen! Der Krieg zwischen Deutschland und Polen ist beendet. In 18 Tagen hat das deutsche Heer die polnischen Armeen vernichtet. Wir freuten uns alle darüber, denn wenn wir auch seit 1917 unter polnischer Herrschaft lebten, so haben wir die Polen niemals geliebt, denn zu sehr haben sie versucht, uns zu unterdrücken. Unser Herz schlug für Deutschland, denn wir sind deutsch, wir fühlen deutsch, wenn wir auch seit Jahrhunderten schon von dem Mutterland getrennt leben." Hier wurde der Sprecher unterbrochen. Laute Beifallsrufe klangen ihm entgegen.

"Oft haben wir in diesen Kriegstagen darüber nachgedacht, wie sich unser Schicksal fortan gestalten könnte. Würden wir polnisch bleiben? Nun, ihr wißt, es ist anders gekommen. Eines Tages erschienen russische, nicht polnische Truppen in unseren Dörfern, und wir erfuhren, daß Deutschland und Sowjetrußland beschlossen haben, den Polenstaat zu teilen. Unsere wohlynische Heimat wurde Rußland zugesprochen."

"Sind wir darüber nun glücklich, liebe Dorfgenossen? Euer Schweigen und eure bedrückten Gesichter zeigen mir, daß ihr euch nicht freut. Wenn Rußland und Deutschland auch ein Bündnis geschlossen haben, so sind es doch wieder Fremde, Menschen anderen Blutes, die über uns herrschen sollten; sie werden uns nie ganz verstehen." Viele Bauern nickten zustimmend. Ihre Gesichter waren ernst und mißmutig, aber sie horchten erstaunt auf, als der Schulze auf einmal mit heller, froher Stimme fortfuhr: "Ein Wunder ist unterdessen geschehen, ihr Männer und Frauen! Hört weiter zu. Gestern saß ich genau so grämlich daheim, wie ihr jetzt hier. Da klopfte es an meine Tür. Ein russischer Offizier trat herein und überreichte mir ein großes, amtliches und versiegeltes Schreiben. Hier ist es. Was steht wohl darin, Kameraden?" Aufs Äußerste erstaunt blickten alle auf ihren Dorfschulzen, der das Papier hoch empor hielt, dessen ganzes Gesicht strahlte und vor Glück erhellt war. "Lies vor! Lies vor!" riefen sie ungeduldig. Feierlich fuhr der Schulze fort: "Wir alle, Männer und Frauen, Greise und Kinder, sollen heim ins Großdeutsche Reich. Der Führer Deutschlands, Adolf Hitler, hat an uns gedacht und mit der russischen Regierung schon alles vereinbart. Wir kommen in die Gebiete rund um die Warthe, erhalten dort neue Höfe, neue Gärten, eine neue Heimat. Aus vielen Ländern ruft Adolf Hitler die deutschen Familien. Aus Estland, aus Lettland, aus Litauen, von überall kommen sie zurück ins Heimatland, ins Großdeutsche Reich. Es wird eine neue große Völkerwanderung. Wollt ihr mit dabei sein?" Die sonst so ruhigen Männer und Frauen sprangen von ihren Sitzen auf und drängten stürmisch nach vorn. "Nach Deutschland sollen wir? Natürlich! - Wann soll es denn losgehen?" - Der Schulze schwieg. Der Lärm verebbte. "Wann? Ja, Leute, das wird manchem etwas schwer ankommen: in drei Wochen müssen wir alle schon hier fort, müssen wir schon unterwegs sein." - "In drei Wochen!" Die Bauern schrien es fast heraus, "das ist ganz unmöglich! So schnell können wir das nicht schaffen, und dann ziehen wir ja mitten im Winter!" Doch in ruhigen, klugen Worten erklärte ihnen der Dorfschulze, daß es nicht anders ginge. Immer wieder antwortete er geduldig auf die zahllosen Fragen, die ihm gestellt wurden. Schließlich schickte er die Bauern heim. In drei Tagen wollte er ihre Antwort haben.

Kaum ein Bauer, kaum ein Erwachsener schlief in dieser Nacht im Dorfe. Zu gewaltig war die Erregung. Mächtig lockte die neue Heimat, rief Großdeutschland; aber hier war der altererebte Besitz, hier lagen die Gräber der Vorfahren, hier war jeder jung und froh gewesen. Tausend Erinnerungen hielten an diesem Stück Boden fest. Aber dann war die Sehnsucht, sicher in Deutschland leben zu dürfen, dort den Kindern eine glückliche Zukunft bieten zu können, doch stärker. Als der Dorfschulze nach drei Tagen ihre Antwort holte, wollte nicht einer zurückbleiben.

So rüstete das ganze große Dorf zum Aufbruch. Es durfte nicht alles mitgenommen werden, aber Vieh wurde verladen, Wagen wurden aus den Schuppen gezogen, Betten eingepackt. Genau drei Wochen nach des Schulzen Rede brach der Bauerntreck auf. Wohl weinte manches Mütterlein verstohlen eine Träne, als es von den Gräbern Abschied nahm, aber der Jubel überwog. Der Wille, alle Schwierigkeiten der Reise geduldig auf sich zu nehmen, war bei allen vorhanden.

Aus allen Dörfern Wolhyniens strömten die Auswanderergruppen zusammen, bis ein Riesentreck westwärts zog, der unbeirrt der neuen Heimat zustrebte, trotzdem der Winter mit aller Härte eingesetzt hatte. Heulend pfiff ein eisiger Ost über die tiefen Schneefelder und jagte die Flocken in wilden Wirbeln vor sich her. Die Bauern, die die geduldigen, tapferen Pferde lenkten, hatten die Kragen ihrer Pelzmäntel hoch aufgeschlagen und stampften in hohen, derben Stiefeln zielsicher vorwärts. Aus manchem Wagen ertönte Geschrei kleiner Kinder, klangen die beruhigenden Worte der Mütter. Auch sie froren; aber es galt, tapfer durchzuhalten.

Sie hielten alle durch, obwohl es ein Höllenmarsch durch Eis und Kälte war.

An der neuen deutschen Grenze aber warteten schon mit den Soldaten die Helfer der NSV., brachten warme Getränke, halfen und unterstützten, wo es nur ging. Bald zweigten aus dem Hauptsammellager die Trupps ab. Sie rückten ein in die ihnen zugewiesenen Dörfer. In jeder Ortschaft empfing sie der deutsche Gemeindevertreter, begrüßte die Auswanderer aus übervollem Herzen und wies jedem seinen Hof an. Mit hoffnungsfrohen Gedanken überschritten die Bauernfamilien die Schwelle ihres neuen Heimes. Wenn auch an vielen Stellen noch polnischer Schmutz starrte, sie wollten schon fleißig ihre Hände rühren und saubere deutsche Höfe schaffen.

Am Abend schliefen sie dankbar ein. Das Wort hatte sich erfüllt:

Deutsches Blut gehört in ein Reich!


Das Großdeutsche Reich 1940
Das Großdeutsche Reich 1940.



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