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Volksdeutsche Soldaten unter Polens Fahnen. 
Tatsachenberichte von der anderen Front aus 
dem Feldzug der 18 Tage
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Eine deutsche Granate rettete mir das Leben
Soldat Otto Teppner, Friedenau bei Bentschen

Der 8. September 1939 wird mir das ganze Leben lang unvergeßlich bleiben. Es krachte von allen Seiten. In Ermangelung von Karabinern hatte man vielen von uns Teschings gegeben. Eine feine Waffe gegen die deutschen Tanks! Durch die Bomber und die allgemeine Verwirrung war unser Bataillon auseinandergeraten.

Wir drei Volksdeutschen, ein Lehmann aus der Wollsteiner, ein Scheder aus der Posener Gegend und ich, wir gehen gerade über Wiesen und Felder. Entweder zusammen leben oder zusammen sterben, das ist unsere Parole. Plötzlich saust aus der Höhe ein deutsches Jagdflugzeug herab. Wir in das erste beste Loch. Ringsherum spritzt der Dreck nur so von den Kugeln. Ausgerechnet uns drei muß es sich vornehmen. Verwundet ist keiner von uns, aber der Schreck verschlägt uns den Atem...

Wir geraten bald wieder auf die Straße, fragen nach unserem Bataillon. Der Offizier einer fremden Truppe merkt wohl, daß unsere Aussprache nicht echt klingt und revidiert unsere polnischen Militärpässe. Als er unsere deutschen Namen liest, ruft er: "Wieder deutsche Spione" und läßt uns verhaften. Mit geladenem Gewehr jagt man uns vor der Truppe her...

Langsam wird es dämmrig. Wir marschieren um unser Leben, lösen uns von der Truppe und fragen weiter vorne noch mal nach unserer Kompanie. In diesem Augenblick gehen irgendwo deutsche Leuchtkugeln hoch. Und schon greifen sie diesmal nur mich, durchsuchen ausgerechnet mich nach Leuchtkugeln. Unsanft werde ich auf einen Wagen gesetzt. Wieder verhaftet. Von drei Polacken streng bewacht, so fahre ich nach Warschau, bis vor die Stadt. Ausrücken? Unmöglich.

Plötzlich taucht wieder der Oberleutnant vom Lissaer Inf.- [67] Rgt. 55 auf, der mich das erstemal hatte verhaften lassen. Er befiehlt: "Alle deutschen Spione erschießen." Und nun merke ich, daß noch mehr volksdeutsche Soldaten von dem wahnsinnigen Spionageriecher gegriffen worden sind. Einige polnische Soldaten sollen auf uns schießen. Sie weigern sich. Der Offizier tobt und holt in seiner Wut einen der Niemcy vom Wagen, führt ihn einige Schritte seitwärts und knallt ihn selber nieder. Trotz der Dunkelheit kann ich noch sehen, wie der Deutsche zusammensackt und höre, wie er stöhnt. Anscheinend lebt er noch. Trotzdem fangen sie an, ihn mit Erde zu beschütten. Der Oberleutnant - er ist mittelgroß und trägt eine Brille - holt den zweiten Deutschen. Es knallt wieder. Und schon kommt er auch nach mir. Jetzt kriegen auch meine Wachtposten Lust, drei Mann, die mir schon vorher den Lauf des Karabiners mehrmals an den Kopf gelegt und gezielt hatten, um sich an meiner Todesangst zu weiden. Ich gehe vom Wagen runter, bete noch schnell, sehe, wie die Gewehrläufe sich heben...

Da! Ein Sausen und ohrenbetäubender Krach! Eine Granate haut mitten in unsere Truppe hinein. Den Polacken sinken vor Schreck die Gewehre. In dem nun entstehenden Wirrwarr renne ich wie ein Wilder davon, über eine Straße, durch ein Loch zu einem Bahnhof, unter den Waggons durch, in ein Kohlfeld, krieche, verstecke mich unter Ziersträuchern. Weiter geht's nicht, denn vor mir sind wieder polnische Truppen. Einen Augenblick fährt mir der Gedanken durch meinen wirren Kopf, ob auch die anderen deutschen Todeskandidaten getürmt sind. Ob die Schüsse, die da weiter fallen, ihnen gelten?

Bald merke ich, daß ich zwischen die Fronten geraten bin. Wumm, wumm, so geht es von beiden Seiten. Die Maschinengewehre rattern in einem fort. Ich höre die Kugeln über mir pfeifen. Der Morgen dämmert. Plötzlich kommt ein deutsches Motorrad angesaust. Deutlich erkenne ich den deutschen Fahrer. Schon will ich hochspringen, da sehe ich, daß er getroffen vom Rade stürzt. Ich höre einen Polen schreien: "Widzisz bracie." Und nun geht das Gefecht hin und her. Die Deutschen müssen zurück. Die Polen folgen, hinterher die Krankenträger. Zwei von ihnen kommen auf mich zu. Das Herz klopft mir zum Zer- [68] springen. Ich stelle mich tot. "Laß den liegen", sagt einer, "der lebt nicht mehr." Gott sei Dank! Sie gehen weiter. In den nun folgenden Stunden bekomme ich eine Vorstellung, was Ewigkeit bedeutet.

Den ganzen Tag liege ich still da. Nur den Kopf nicht heben, sonst knallt es von beiden Seiten! Erst abends krieche ich vorwärts auf die deutschen Stellungen zu. An einer Wasserpfütze saufe ich die dreckige Plurche mit dem Mund, wie das Vieh. Als ich den Kopf hebe, übermannt mich die Schwäche. Ich reiße alle Kräfte zusammen. Weiter! Aber stimmt die Richtung noch?

Ich komme an etwas, was wie eine Dorfstraße aussieht. "Stój", brüllt jemand. Verflucht nochmal! Ich bin wieder auf Polacken gestoßen. Reißaus, über ein Rübenfeld, rein in einen Graben. "Stój", brüllt der zum zweiten Male. Im Mondenschein sehe ich plötzlich einen polnischen Soldaten. Das aufgepflanzte Bajonett blinkt. Wie ein Fuchs schleiche ich um ihn herum. Weiter!

Am Sonntagmorgen stoße ich auf ein einzelnes Gehöft. Die Weiber geben mir Brot und eine Tasse Milch, dann haue ich ab. Da halten sie mich am Mantel fest und eine Baba beschwört mich: "Nie idź tam, tam są szwaby." Mit Gewalt muß ich mich losreißen. Es dauert nicht lange, da bin ich richtig bei den Deutschen... Frei!

Mit Empörung denke ich immer wieder an jenen polnischen Oberleutnant, der seine Wut über die militärischen Mißerfolge an uns volksdeutschen Soldaten ausließ und zum gemeinen Mörder wurde. Und mit Dankbarkeit an die Granate, die mir das Leben rettete.


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