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[54]
Das Youngelend
Scriptorium merkt an:
einen Beitrag zur
Entstehung und Details
des Young-Plans
finden Sie hier:
Endlösung des
Reparationsproblems

Nach dem Youngplan beträgt die deutsche Verschuldung insgesamt rund 25 Milliarden. Die Zinsen aus dieser Schuld zuzüglich der jährlichen Zahlungen nach dem Youngplan in Höhe von 2,1 Milliarden ergeben eine Summe von 4,5 Milliarden, die jährlich an Abgaben aus Deutschland gezogen werden.

Die verhängnisvollen Jahre zwischen Dawes- und Youngplan, in deren Verlauf Kommunen, Körperschaften, Industrieunternehmungen, kurz alles, was nur irgendwie kreditfähig schien, mit ausländischem, meist amerikanischem Kapital überschwemmt worden waren, hatten die Möglichkeiten der Wirtschaft unendlich erschwert. Eine zweckmäßige Anlage der aufgenommenen Kredite war oft nicht erfolgt, städtische Körperschaften hatten mit geborgtem Gelde gebaut, die Bauten - oft Siedlungs- oder öffentliche Gebäude - kosteten Erhaltung und brachten nichts ein; die Landwirtschaft war angehalten worden, möglichst "intensiv" zu wirtschaften, hatte Anschaffungen gemacht, und wirtschaftete nun infolge der unverhältnismäßig niedrigen Preise keine Rente mehr aus den Betrieben heraus, sie verschuldete immer mehr. Die Industrie kämpfte verzweifelt gegen die Exportschwierigkeiten, die alten Absatzgebiete aus der Vorkriegszeit waren durch den Weltkrieg verloren gegangen, gegen die Erschließung neuer Ausfuhrgebiete wurden überall hohe Zollmauern errichtet, die entweder die Preise außer Konkurrenz stellten oder die Gewinne auffraßen.

Nach Annahme des Youngplanes blieben die schon vorher zurückgegangenen Kredite des Auslandes gänzlich aus. Die versprochenen Steuererleichterungen aus den vorgelogenen "Einsparungen" des Youngplanes blieben aus, statt dessen setzte die Zeit der Entlassung deutscher Arbeiter und Angestellten aus den Betrieben ein, die dann dem Staat als Arbeitslose zur Last fielen. Das "Youngelend" begann, dieser Golgathaweg des deutschen Menschen, der den Abschluß einer 12jährigen Erfüllungspolitik bilden sollte. Das geistig pro- [55] duktivste und arbeitsfreudigste Volk der Erde, die Nation, die den Begriff der "Pflicht" verkörperte, befand sich auf dem Wege dazu, im Nichtstun seine wertvollen völkischen Eigenschaften zu verlieren. Deutsche Jugend stand vor den Arbeitsämtern herum und wartete auf den Wohlfahrtsgroschen, der ihr geboten wurde, nur um vegetieren zu können. Nichtstun im Verein mit dem langsam aber sicher wirkenden Gift jüdischer Zersetzung steigerte Kriminalität und politisches Bandentum.

Für den Staatshaushalt wuchs sich die schon nach Millionen zählende Arbeitslosenziffer zum täglich gegenwärtigen Schreckgespenst finanziellen Zusammenbruchs aus. Mit der Tatsache, daß bei steigender Arbeitslosenziffer die Kaufkraft des Abnehmers dauernd sank, sank der Absatz der Wirtschaftszweige mehr und mehr. Neue Arbeitslose lagen der Staatskasse und den kommunalen Stellen zur Last, höher und höher steigen die sozialen Lasten, die von der Wirtschaft, vom Arbeitgeber und den noch arbeitenden Volksgenossen getragen werden müssen.

Der Staatshaushalt kann nicht mehr balanciert werden. Von Ultimo zu Ultimo muß der Staat von den privaten Banken neue Gelder borgen; immer mehr Steuern - neue Lasten für die Wirtschaft - müssen ausgeschrieben werden. Eine Schraube ohne Ende!

Was tut's, daß ein Jahr nach der Annahme des Youngplanes eine Erleichterung in der Tributzahlung eintritt? Der Staat ist zerrüttet, aus einer Tributfrage, aus der Reparationsnot ist der innerwirtschaftliche Ruin geworden, der nicht mehr abwendbar scheint.

Die Wirtschaftsnot hat, wenn auch längst nicht mit der Intensität wie in Deutschland, auch in den anderen Staaten eingesetzt; auch hier macht sich die sinnlose internationale Verschieberei riesiger Zahlungen auf die Wirtschaft ungünstig bemerkbar. Vor allem aber die Erkenntnis Amerikas, daß ein zusammenbrechendes Deutschland die amerikanischen Kapitalanlagen gefährdet, läßt den Entschluß reifen, eine [56] Aussetzung der deutschen Zahlungen aus dem Youngplan zu fordern.

Zunächst widersetzt sich wiederum Frankreich, das unter keinen Umständen eine Erleichterung der deutschen Lage wahrhaben will. Schließlich, als in das Moratorium auch die Zahlungen der Alliierten untereinander einbezogen werden, muß Frankreich nachgeben, und im Sommer 1931 wird das nach seinem geistigen Urheber Hoover genannte Hoover-Moratorium abgeschlossen. Für Amerika war dieses Moratorium insofern eine Notwendigkeit, als die Hochfinanz, die den größten Einfluß auf die Gesamt-Weltpolitik, vornehmlich aber auf die amerikanische hat, Gefahr lief, daß die privaten Geldanlagen in Deutschland durch den trostlosen Wirtschaftsstand gefährdet waren, und daß zumindest die Zinsen von den deutschen Kreditnehmern nicht aufgebracht werden konnten.

Eine praktisch fühlbare Erleichterung für das deutsche Volk ist durch das Moratorium nicht eingetreten. Die wirtschaftliche Lage war derart katastrophal, die Unfähigkeit der Politiker so groß, daß ein Aufhalten des Zusammenbruchs durch die damaligen Regierenden nicht möglich war. Der damals amtierende Reichskanzler Brüning war in keiner Weise fähig, die schwierige Lage zu meistern. Als Parlamentarier von der Gunst der verschiedenen Parteien abhängig, verstrickte er sich völlig in das Netz des Koalitionsprinzips, kämpfte einen auf die Dauer aussichtslosen Kampf gegen die nationale Opposition und erlitt außenpolitisch eine Schlappe nach der anderen.

Ohne klare, wirtschaftliche Zielsetzung versucht Brüning mit der sogenannten "Notverordnungspolitik" einen innerpolitischen, angeblich verfassungsgerechten Ausnahmezustand zu schaffen, und will das Volk glauben machen, durch diese zahlreichen und in ununterbrochener Folge sich ergießenden Notverordnungen wieder festen wirtschaftlichen Boden unter die Füße zu bekommen. Die Notverordnungen umfaßten weitere Kürzungen der Gehälter und damit weitere Einschränkung der Lebenshaltung. Damit wurde naturgemäß das [57] Gegenteil von dem erreicht, was erreicht werden sollte. Das Sinken der Kaufkraft beim Abnehmer vollzog sich mehr und mehr, neue Produktionseinschränkungen bedingten weitere Entlassungen, die Zahl der Arbeitslosen wuchs immer höher an; die Lasten, die der Staat zu tragen hatte, wurden immer erheblicher und die Not größer und größer.

Das ungeheure Anwachsen der Arbeitslosigkeit in Deutschland Im Jahre 1931 kam noch ein weiterer Schlag gegen die deutsche Wirtschaft. Wie schon von vielen Fachleuten vorhergesagt, kündigt das Ausland in hohem Maße kurzfristige Kredite, die in Gold oder Devisen zurückzuzahlen sind. Die Reichsbank ist in bedrängter Lage, eine bis dahin beispiellose Geldknappheit tritt ein, Großbanken schließen ihre Schalter; die Sparer versuchen voll Angst um das Geringe, das sie noch ihr Eigen nennen, die Bankeinlagen abzuheben. Der Höhepunkt der Krise scheint mit einem völligen wirtschaftlichen Zusammenbruch des Systems zu enden.

Wieder muß die Notverordnungsmaschine in Gang gebracht werden. Es werden alle Auszahlungen der Banken [58] an die Guthabenbesitzer gesperrt, Bankfeiertage eingelegt, die Börsen geschlossen.

Wie durch ein Wunder kommt die Regierung über diesen Berg, aber der Rest des Vertrauens von seiten des Volkes der Staatsführung gegenüber ist dahin.

Ein Kampf der Systemparteien um ihre Erhaltung, ihre Existenz setzt ein, der vor dem Mord, dem Straßenkampf und der Infamie nicht halt macht, nicht vor der Lüge und brutalen Unterdrückung. Die nationalsozialistische Bewegung wächst mit jedem Tag. Die Exponenten der schwarz-roten Parteien in den Regierungsstellen kämpfen ihrer ganzen erbärmlichen Einstellung gemäß nicht mehr um die Existenz der ihnen anvertrauten Nation, sondern um ihre eigenen Ministersessel, um die Pfründen an den Behörden, um die Direktorstellen bei Krankenkassen und Gewerkschaften.

Je heftiger der Kampf gegen die starke, ehrliche und junge Bewegung Adolf Hitlers ist, je mehr junge Kameraden unter den Fahnen des Nationalsozialismus fallen, je brutaler die Unterdrückungsmethoden, die bis zum Verbot der SA. und SS. führen, werden, desto heftiger rennt der gesunde, aufbau- und arbeitfreudige Teil des Volkes Sturm gegen die Zwingburg des Erfüllungssystems.

Im Sommer 1932 beruft der Reichspräsident endlich das Kabinett Brüning ab und beauftragt Herrn v. Papen mit der Regierung. Nach den letzten Monaten heftigster Verfolgung geht ein Aufatmen durch Deutschland. Zum erstenmal seit 14 Jahren unternimmt es ein Reichskanzler, gegen das schwarz-rote System aufzutreten. Die rote Preußen-Regierung wird abberufen; aber das restose Vertrauen des Volkes, das allein ermöglicht hätte, die weitgehenden Maßnahmen zur Erleichterung der Lage und Beschaffung neuer Arbeitsmöglichkeiten zur Durchführung zu bringen, fehlte.

Unter der Regierung v. Papen wird noch einmal vor einer neuen, der 35. Reparationskonferenz, über die deutschen Tributzahlungen verhandelt.

Die Not der Weltwirtschaft, die furchtbare Lage in allen Staaten, vor allem aber die schwierige Wirtschaftslage in [59] Amerika haben dem Zahlenwahnsinn und dem Glauben an die Durchführbarkeit des Youngplanes ein Ende gemacht.

Auf dieser Konferenz wird der Youngplan außer Kraft gesetzt, und Deutschland erkennt lediglich eine letzte Zahlung von 3 Milliarden Reichsmark an, die in Raten zu zahlen ist, nachdem eine dreijährige Zahlungspause abgelaufen ist.


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Die Schandverträge
Hans Wilhelm Scheidt