Von 1841 bis Adolf Hitler (Teil 4) Adolf Hitler
In Wien
Auf einer Bank rollte Adolf Hitler die Zeichenblätter behutsam auf und betrachtete nachdenklich die Skizzen. Es stimmte, die Gebäude waren ihm alle sehr gut gelungen. Bei einem früheren Besuche der Stadt hatte er sich ja auch stundenlang voller Bewunderung ein herrliches Bauwerk nach dem anderen angesehen. Aber was half das alles! Um auf einer Bauschule studieren zu können, mußte man eine höhere Schule bis zum Abschluß besucht haben. Er aber besaß das Abschlußzeugnis nicht. Es war bitter. Vor ihm spannte sich eine gewaltige Brücke über die Donau. Sehnsüchtig, fast liebevoll betrachtete er die schwere Massigkeit der Pfeiler und den kühnen Schwung der Brückenbogen. So etwas einmal bauen zu dürfen, wie herrlich müßte das sein! Oder Sportplätze zu schaffen, auf denen die Jugend sich tummeln könnte in Luft und Sonne, länderverbindende Straßen, schöne schlichte Wohnräume und feierliche Hallen! Wieviel Entwürfe gestalteten sich in seiner Seele! Aber vorerst war alles vorbei. Enttäuscht fuhr er heim zur kranken Mutter. Schon wenige Wochen später war Adolf Hitler wieder in der Riesenstadt. Nach schwerem Leiden war daheim die liebe Mutter gestorben. Nun mußte der Siebzehnjährige sich sein Brot selber verdienen. Noch immer beabsichtigte er, Baumeister zu werden. Wenn ihm auch das Geld für die Ausbildung fehlte, so wollte er doch seinen Plan verwirklichen. Überall suchte er nach Arbeit, und schließlich fand er Beschäftigung auf einem Bau. Er schleppte Ziegeln und Steine. Er karrte Sand und Kies. Am Abend schmerzten alle Glieder. Viel schwerer aber als diese körperliche Arbeit war das Zusammenleben mit den Menschen am Bau. Solange sich Adolf Hitler erinnern konnte, liebte er sein Vaterland und die deutsche Geschichte über alles. Die Helden der deutschen Vergangenheit waren ihm stets Vorbilder gewesen. Nun erlebte er mit Entsetzen und Abscheu, wie seine Arbeitskameraden alles verspotteten und beschimpften, was ihm heilig war: Volk, Vaterland, Gott und die Familie! Eine Zeitlang hörte er sich das an, dann sprach er energisch dagegen. Der Tumult, der da ausbrach, war riesengroß. Mit geballten Fäusten drangen die Maurer auf ihn ein; schreckliche Drohreden schallten ihm entgegen. Einer der Burschen gab ihm einen heftigen Stoß, um den Mutigen vom Gerüst zu stürzen. Hitler konnte sich gerade noch an einen Balken klammern. Die Gehässigkeit wuchs von Tag zu Tag. Schließlich mußte Adolf Hitler auf diesem Arbeitsplatz Schluß machen; aber auf anderen Baustellen war es nicht anders. Deshalb gab er diese Beschäftigung auf und verdiente sich durch kleine Malereien sein Brot. Seine Gedanken aber weilten fortgesetzt grübelnd bei den schimpfenden Arbeitern. Warum waren sie so verhetzt? Gewiß, sie waren bitterarm; das erklärte vieles.
Da las er eines Tages einige Zeitungen, die er früher manchmal in den Händen der Bauarbeiter erblickt hatte. Als er fertig war, wunderte er sich nicht mehr, warum seine Arbeitskameraden nichts von Volksgemeinschaft und Vaterland, von Gott und Ehre wissen wollten. Hier, diese verruchten Zeitungen hetzten sie dagegen auf. Statt Volksverbundenheit lehrten sie Klassenhaß, statt Vaterlandsliebe - Verrat, statt Arbeitsfreude - Arbeitsverachtung. Die Menschen, die dem Volke solche Grundsätze gaben, waren böse Irrlehrer. Was mochten das für Leute sein? Schnell schrieb sich Adolf Hitler die Namen der Schriftleiter auf und einen anderen, der fast auf jeder Seite dieser Schandzeitungen genannt wurde: Karl Marx. Gleich am anderen Tage wollte er sich nach diesen Männern erkundigen. Am nächsten Abend wußte er es: alle waren Juden. Der Jude Karl Marx war allerdings schon lange tot; aber aus seinen Büchern schrieben die anderen Schmierfinken die Hetzgedanken ab und vergifteten damit die Seelen der Menschen. "Bei diesen Lehren geht jedes Volk zugrunde", empfand Adolf Hitler mit Abscheu und nahm sich vor, nachzuforschen, ob die Juden auch an anderen Stellen saßen. Er sah sich bei den Theatern um: die Direktoren waren Juden. Er prüfte bei anderen Zeitungen: überall saßen Juden. Er fand viele Hunderte von jüdischen Rechtsanwälten, Hunderte von jüdischen Ärzten. In der Regierung saßen Juden über Juden. Wer hatte die reichsten Kaufhäuser in Wien? Es waren Juden, die alle so dachten wie die jüdischen Zeitungsschreiber. Da war es kein Wunder, daß es dem deutsch-österreichischen Volke immer schlechter ging. Bald war es dem jungen Grübler klar, daß ein Volk nur gerettet werden kann, wenn die Juden im Lande nichts mehr zu sagen haben.
Im Felde Es war in den ersten Augusttagen 1914. Die Glocken riefen das deutsche Volk mit ehernem Munde zu den Waffen. Unter den vielen Kriegsfreiwilligen, die sich ungestüm in den Kasernen meldeten, befand sich auch Adolf Hitler. Für Deutschland wollte er kämpfen, mit Deutschlands Heeren siegen. Glückstrahlend hielt er in München die Einberufung in den Händen; ungeduldig fieberte er dem Ausmarsch entgegen. Der Zug trug das bayerische Regiment List nach der Westfront. An der Somme wurde es eingesetzt. Ein nächtlicher Marsch brachte die Feldgrauen in ihre Stellung. Bald platzten die Schrapnells, und turmhoch spritzte der aufgewühlte Boden. Vier Tage lang rang das Regiment mit dem Feinde, Mann gegen Mann. Der junge Kriegsfreiwillige Adolf Hitler hatte sich mit flammender Begeisterung in den Kampf gestürzt. Für Deutschlands Freiheit war er jederzeit bereit, sein Leben einzusetzen. Er kehrte zurück aus der Schlacht, ernst und still, doch todesmutig und opferbereit wie am ersten Tage. Nach einiger Zeit wurde er Meldegänger. Das war ein ganz gefährlicher, verantwortungsvoller Posten. Er mußte die Befehle in den vordersten Schützengraben bringen, bei Tag und Nacht, im wildesten Trommelfeuer. Da durfte kein Hindernis ihn aufhalten. Er kroch durch Gräben und Schlammlöcher, wand sich zwischen Stacheldraht hindurch, duckte sich hinter Tote und in Trichter oder rannte mit keuchender Lunge durch den Granathagel, fiel, raste weiter, bis das Ziel erreicht, die Meldung abgegeben war. Bald zierten das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse die graue Uniform. Nie nahm er Urlaub; nur als er 1916 verwundet wurde, kam er hinter die Front. Immer schwerer wurde der Kampf. Doch Adolf Hitler wandte sich gegen jeden, der verzagt in die Zukunft blickte. Wenn alle einig waren, hielt Deutschland durch. Das war sein Glaube. Im Oktober 1918 erlitt er eine schwere Gasvergiftung und kam nach Pommern ins Lazarett.
In Pasewalk Der Novembersturm heulte um das Lazarett in Pasewalk. Er riß die letzten welken Blätter von den Bäumen und peitschte den Regen gegen die Fenster. Der Gefreite Adolf Hitler lauschte seiner wilden Melodie. Sie paßte gut zu dem Sturm in seiner Seele. Er lehnte die heiße Stirn gegen die Fensterscheiben; in unbestimmten Umrissen konnte er die Gegenstände im Garten schon wieder wahrnehmen. Seine Augen, die [vom] englischen Giftgas geätzt [worden waren], würden heilen; gottlob! Ein heißes Glücksgefühl wollte in ihm aufsteigen. Aber der Zorn, der in ihm lebte, ließ es nicht recht aufkommen. Die Nachrichten, welche die Kameraden und die Schwestern aus dem Städtchen mitbrachten, konnten einen rechten Soldaten, einen ordentlichen Kerl, auch zum Rasen bringen. Was hatten sie erzählt? Matrosen auf Lastwagen, einen knallroten Fetzen als Fahne vorn am Kühler, wären durch die Straßen des Ortes gefahren. Sie hätten laut gebrüllt: Es lebe die Revolution! Am lautesten hatten am Markt drei Juden mitgeschrien. Der Verwundete dachte voll Haß: "Verfluchtes Lumpenpack! Während die Kameraden für die Heimat aushalten und sterben, fällt dieses Gesindel ihnen in den Rücken. Da werden die Feinde frohlocken!" Vom Flur her drang Stimmengewirr zu ihm herein. Er riß sich vom Fenster los und tastete sich mühsam zur Tür. "Vielleicht sind nur hier in Pasewalk einige Feiglinge zu Landesverrätern geworden." Das war seine letzte Hoffnung. Draußen folgte er den Kameraden, die sich in dem kleinen Saal um den Pastor drängten. Wenn der Gefreite Hitler den Pfarrer auch noch nicht recht erkennen konnte, so fühlte er doch gleich am Klang seiner Worte, daß er etwas Entsetzliches zu berichten hatte. Die Stimme des alten Mannes war sehr, sehr leise; sie zitterte und stockte, und doch verstand Hitler jede Silbe. "Abdankung des Kaisers, Revolution, Republik, Waffenstillstand, Verhandlungen mit dem Feinde", wie Posaunenstöße dröhnte es ihm in die Ohren. Dafür hatte die feldgraue Wehr vier Jahre geblutet und gelitten? Dafür waren zwei Millionen Männer gefallen? Für dieses Ende, für diese Schmach?! Dem Verwundeten wurde es schwarz vor den Augen; er taumelte zum Schlafsaal zurück und warf sich auf sein Lager - und weinte um Deutschland. Während in den nächsten Tagen die Kameraden die Lage erörterten, fluchten und wetterten, redete er kein Wort. In den dunklen Nächten aber, in denen die Verzweiflung die anderen überfallen wollte, wuchs in seinem Herzen der eiserne Entschluß, dieses Land zu retten aus den Klauen der Verräter. Er wollte Politiker, er wollte Baumeister des neuen Deutschen Reiches werden.
Alles für Deutschland
Da wuchs das Elend unermeßlich; das Heer der Arbeitslosen nahm täglich zu. Aber die Juden, die in der Regierung saßen, sie und ihre Freunde, hatten nicht den Willen, Deutschland zu helfen. Es sah aus, als wäre unser Vaterland für alle Zeiten verloren. Das schwere Lastauto ratterte durch die Straßen Münchens. Die Männer, die darauf standen, faßten in den Kurven die Fahnenstangen, an denen leuchtende Hakenkreuzfahnen flatterten, fester. Ihre Augen blitzten kühn, und sie schienen sich vor niemand zu fürchten. "Singen!" befahl eine Stimme. Fußgänger blickten erstaunt dem Wagen nach. Aus jungen Kehlen klang von dort ein Lied, frisch und trotzig: "Dem Adolf Hitler haben wir's geschworen, dem Adolf Hitler reichen wir die Hand!" - "Nationalsozialisten!" dachten die Münchener, "entschlossene Burschen." An einigen Läden rasselten eilig die eisernen Schutzgitter herab. Da brachen die Männer im Auto in ein schallendes Gelächter aus: "Schau an, die Kinder Israels bekommen schon Angst vor uns. Recht so!" Seitdem ihr Führer Adolf Hitler ihnen den schrecklichen Einfluß der Juden klargemacht hatte, gab es für sie kein Wanken mehr. Sie haßten die Juden. Plötzlich schlug polternd ein schwerer Stein auf das Verdach; ein zweiter, ein dritter folgte. Einige junge Burschen hatten geworfen; sie schrien noch gellend und rannten eiligst davon. Das Auto stoppte. Flink sprangen mehrere Nationalsozialisten herunter, und mit langen Sätzen erreichten sie die Angreifer. Rücksichtslos gab es eine tüchtige Tracht Prügel. Dann saß wieder alles im Wagen. "Diese kommunistischen Horden sollen schon Respekt vor uns bekommen." Vor jeder Anschlagsäule gab es Aufenthalt. Wenn das Auto weiterfuhr, klebten an den Säulen mächtige grellrote Plakate. Schon von weitem waren die großen Buchstaben zu erkennen, und befriedigt beobachteten sie, wie sofort einige Männer und Frauen stehen blieben, um die Zeilen zu lesen: Wählt Adolf Hitler! Wählt die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei! Nieder mit der Judenregierung! Adolf Hitler gibt dem deutschen Volke Arbeit und Brot! Adolf Hitler schafft ein einiges, starkes Deutschland! Adolf Hitler zerbricht den Versailler Schandfrieden! Viele Leute dachten beim Lesen der Plakate: "Eine Rede dieses Mannes wollen wir uns einmal anhören. Vielleicht rettet er Deutschland."
Wie so oft fuhr das Auto Adolf Hitlers in alle deutschen Gaue, damit der Führer der Nationalsozialisten die deutschen Menschen durch seine Reden aufrüttelte. Noch war die Sonne nicht aufgegangen; nur über den Waldwipfeln zeigte sich ihr erster goldener Schimmer. Neben dem Fahrer saß Rudolf Heß, einer der treuesten Kampfgefährten; hinten im Wagen Adolf Hitler. Er schlief. Die Haut spannte sich hart über die Wangen, und das Gesicht sah abgearbeitet aus. Es war ein Wunder, daß der Körper diese unendlichen Anstrengungen überhaupt aushielt. Eine Versammlung jagte die andere; die Arbeit wuchs lawinengleich - aber es gab keine Schonung. Vorsichtig schob Heß das Fenster tiefer. Würzig, kühle Waldluft strömte in den Wagen; Adolf Hitler wachte auf. "Wir wollen rasten", sagte er. Bald saßen die drei Männer am Rain. Ein Bächlein suchte murmelnd seinen Weg durch die Wiesen; vom Wipfel einer Tanne schmetterte ein Buchfink sein frisches Lied; tausend Vogelstimmen antworteten ihm. Schweigend genossen die Männer die Schönheit der Morgenstunde. Doch allmählich meldete sich der Hunger. Aus einer Büchse reichte Heß derbes Brot, Eier und Obst; alle drei langten tüchtig zu. Nach dem Mahl entfaltete Adolf Hitler eine Landkarte und zeigte die lange Reihe der Städte, in denen er in den nächsten Tagen reden wollte. "Wir werden es schaffen, Kameraden", sein Gesicht wurde hart, "allen Verfolgungen zum Trotz! Für Deutschland darf uns nichts zu schwer werden!" Er erhob sich; während der Weiterfahrt beriet er mit Rudolf Heß viele wichtige Dinge. Nicht einmal jetzt gönnte er sich Ruhe. Als der Führer einige Tage später in München wieder einmal im großen Zirkus Krone sprach, war der Riesenraum überfüllt; und wieder gewann er durch seine Rede, die fast drei Stunden dauerte, viele, viele Volksgenossen.
Der Marsch zur Feldherrnhalle Im Saal des Bürgerbräukellers in München kann am Abend des 8. Novembers 1923 kein Apfel zur Erde fallen. Oben auf der Tribüne haben neben dem Generalstaatskommissar von Kahr, der General von Lossow und Oberst Seißer Platz genommen. Kopf an Kopf sitzt die unübersehbare Menschenmenge im Saal, darunter die Mitglieder der bayerischen Landesregierung. Große Aufregung herrscht in der Versammlung. Jeder spürt, daß heute eine Entscheidung fallen wird. Die verschiedensten Gerüchte schwirren umher. "Kahr will den katholischen Donaustaat ausrufen", versichert der eine; der andere glaubt zu wissen: "Bayern will der Berliner Regierung den Gehorsam aufkündigen." Jeder behauptet etwas anderes; aber niemandem ist Genaues bekannt. Die Glocke ertönt. Kahr begibt sich zum Rednerpult und beginnt zu sprechen. Da entsteht plötzlich Unruhe am Saaleingang. Hitler und Göring erscheinen mit den ersten -Männern der Bewegung, dem kleinen "Stoßtrupp Hitler", im Saal und drängen sich durch die immer aufgeregter werdende Menge nach vorn. Bald stehen Adolf Hitler und Rudolf Heß auf der Rednertribüne, dicht vor Kahr. Die Erregung steigert sich. Der Generalstaatskommissar hört vor Schrecken auf zu sprechen. Hitler ruft einige Worte in die Versammlung. Keiner hört sie in dem Tumult. Aber der Führer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter-Partei weiß sich zu helfen. Er reißt den Revolver hoch. Ein Schuß kracht. Die Kugel dringt in die Decke. Nun tritt endlich Ruhe ein. Deutlich hören jetzt die Münchener die klare laute Stimme Adolf Hitlers: "Die Berliner Regierung ist abgesetzt. Die nationale Regierung ist gebildet." Von neuem brandet Unruhe durch den Raum. Während sich Kahr und Seißer mit Adolf Hitler und Rudolf Heß in ein Beratungszimmer begeben, beruhigt Hauptmann Göring die tosende Menge und erklärt, daß heute die nationale Revolution beginne, die sich ausschließlich gegen die Berliner Judenregierung richte, nicht gegen Kahr. Während dieser Ausführungen verhaften die bewaffneten Nationalsozialisten alle bayerischen Minister, auf die sie sich nicht verlassen könne, und führen sie ab. Die vier Männer sind wieder auf die Tribüne zurückgekehrt. Auch General Ludendorff steht jetzt bei ihnen. Adolf Hitler nimmt das Wort: "Die Novemberverbrecher sind abgesetzt. Kahr ist Statthalter. Pöhner Ministerpräsident, Ludendorff Kriegsminister, Lossow Reichswehrkommandeur. Seißer wird Polizeikommandant. Ich selbst übernehme die Politik der nationalen Regierung. Ebert ist abgesetzt." Lauter Jubel schlägt dem Sprecher entgegen. Nun tritt Kahr an das Rednerpult. Blaß und auf das Höchste erregt, erklärt er: "In des Vaterlandes höchster Not übernehme ich die Staatsgeschäfte als Statthalter der Monarchie." Darauf fordert der Versammlungsleiter die Zuhörer auf, ruhig nach Hause zu gehen. In diesem Augenblick stürmt ein Nationalsozialist in den Saal. Er überbringt Adolf Hitler die Meldung: "Die Pioniere machen nicht mit. Sie leisten Widerstand." Kurz entschlossen eilt der Führer der NSDAP. in die Kaserne und schafft Ruhe. Als er zurückkehrt, hat General Ludendorff Kahr, Lossow und Seißer gegen Ehrenwort entlassen. Der Führer ist mit dieser Handlungsweise des Feldherrn nicht einverstanden. Er weiß, daß die nationale Erhebung schwer gefährdet ist, weil sein Gefühl ihm sagt, daß man den drei Männern nicht trauen kann. Er gibt jedoch die Hoffnung, daß alles gut wird, noch nicht auf. Schon in der gleichen Nacht brechen Kahr, Lossow und Seißer ihr Wort. Sie alarmieren das Militär. Die Soldaten des 19. Infanterie-Regimentes verhaften einzelne Gruppen der Kampfverbände. Ein Funkspruch geht in die Welt: "Generalstaatskommissar von Kahr, General von Lossow, Oberst Seißer lehnen Hitlerputsch ab." Auch in den Tageszeitungen wenden sich die drei Verräter gegen Adolf Hitler. Da beschließt der Führer der Nationalsozialisten am 9. November einen Protestmarsch durch die Straßen Münchens. Er hofft, daß er dadurch das Volk mit sich reißen kann, und daß der Umsturz doch noch glückt. Vor dem Bürgerbräukeller sammeln sich die nationalsozialistischen Kampftruppen. An der Spitze des Zuges marschieren Adolf Hitler, General Ludendorff, der siegreiche Führer der deutschen Soldaten in Hunderten von Schlachten, Hermann Göring, den leuchtenden Pour le mérite um den Hals, Alfred Rosenberg und Julius Streicher. Eine riesige Volksmenge begleitet singend den Zug. Eiserne Entschlossenheit liegt auf den Gesichtern des Führers und seiner Getreuen. Überall herrscht Jubel. Vom Rathaus weht bereits die Hakenkreuzfahne. Mit dem Lied "O Deutschland hoch in Ehren" kommt die Spitze des Zuges vor der Feldherrnhalle an. Da bricht plötzlich das Lied ab. Eine Schützenkette, gebildet aus grüner Landespolizei, schießt aus Gewehren und Maschinengewehren in die anmarschierende Menge. Um Adolf Hitler pfeifen die Kugeln. Plötzlich stürzt sich Parteigenosse Graf vor ihn und sinkt im gleichen Augenblick schwer verwundet zu Boden. Er hatte das Geschoß aufgefangen, das seinem Führer galt. Weiter hämmern die Maschinengewehre. Verängstigt steht ein Junge in Hitlers Nähe. Er ist mitgelaufen und weiß in der Verwirrung nicht, wohin er flüchten soll. Kurz entschlossen packt Adolf Hitler zu und bringt ihn in ein Haus. Dort ist das Kind in Sicherheit. Männer brechen zusammen. Gellende Schreie werden hörbar. Links und rechts vom Zuge flutet die Menschenmenge zurück. Wilde Gerüchte schwirren durch die Reihen. Erst nach drei oder vier Tagen tritt in München äußerlich wieder Ruhe ein. Sechzehn Nationalsozialisten sind gefallen. Viele deutsche Männer wandern in die Gefängnisse; auch Adolf Hitler wurde festgenommen. Die nationale Erhebung ist durch Verrat im Feuer der Reaktion zusammengebrochen.
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