[127]
Nr. 73:
Kriegstagebuch Nr. 1 des Generalkommandos
XXXIX. A. K.
(Auszug)
14. Mai 1940:
......
05.30 Uhr
Der K d. Gen. fuhr mit dem Chef d. Gen.St. und
der Führungsabteilung von Dongen über Made, Brücke
Moerdijk nach Rijsoord, wo sich die Gefechtsstände der 7. Fl.Div.
und 9. Pz.Div. befanden.
07.45 Uhr
Hier nahm der Kd. Gen. zunächst
Verbindung mit dem Kdr. der 7. Fl.Div. auf und fuhr dann zu dem
Gef.Stand der 9. Pz.Div. weiter, wo er die Weisungen für den
Angriff auf Rotterdam gab.
Die Gef.Stände des Korps und der
Divisionen waren so dicht zusammengelegt worden, um die Kdr. ohne Zeitverlust
auch mit mündlichen Weisungen versehen zu können.
Zum Angriff wurden 3 Sturmabteilungen gebildet:
- Links: Leibstandarte "Adolf Hitler".
- Führer: Obergruppenführer Dietrich.
- Auftrag: Durchstoßen der Weststadt, Vorstoß auf Den
Haag, Entsatz der 22. (Luftl.)Div.
- Mitte: 9. Pz.Div.
- Führer: Generalmajor Hubitzky.
- Auftrag: Durchstoß auf
Rotterdam-Mitte, Vorstoß in Richtung Amsterdam.
- Sturmabteilung links und Mitte über
Straßenbrücke Rotterdam-Süd Brückenkopf.
- Rechts: 7. Fl.Div. mit 1 verst. Inf.Rgt.
(I. R. 16).
- Auftrag: Übersetzen nach
Rotterdam-Ost, Abriegeln des Ostrandes gegen Feind von Osten und Verhindern
von Ausbrüchen aus der Stadt.
Befehlsführend für den Gesamtangriff: Kdr. 9.
Pz.Div.
Artillerie der 9. Pz.- und 7. Fl.Div. zur
Überwachung und Unterstützung des Angriffs auf dem
Südufer eingesetzt.
Angriffszeit: 15.00 - 15.30 Uhr Bombenangriff auf Hafenseite und
Oststadt; 15.30 - 15.45 Uhr
Artillerie-Vorbereitung; 15.45 Uhr Vorgehen der Sturmabteilung.
[128] 10.00 Uhr
Durch den Ia des A. O. K. 18, Oberst i. G. Schmidt, wird eine
Veränderung des Auftrages für das Korps überbracht. Der
Kd.Gen. hatte bereits vorher den Ansatz der Angriffskräfte
entsprechend geregelt.
Gleichzeitig orientierte Oberst i. G. Schmidt über die
Veränderungen in der allgemeinen Lage:
Der Feind scheint die Grebbe-Linie räumen zu
wollen. Das X. A.K. dringt gegen die
Wasser-Linie in Richtung Utrecht vor, um von Norden auf Rotterdam
vorzugehen.
Feindlage vor dem Korps:
Rotterdam-Süd ist bis zur Neuen Maas
feindfrei. Dordrecht befindet sich in eigener Hand. Am Nordufer der
Neuen Maas hat der Gegner in Rotterdam überall Häuser zu
Stützpunkten ausgebaut. Aus dem Raum nördlich der Stadt
schießt er mit mehreren Batterien ziemlich planlos in die Gegend
südlich Rotterdam.
Ein Zug Fallschirmjäger von 2 Offizieren
und 52 Mann hält seit 3 Tagen völlig abgeschnitten den
nördlichen Brückenkopf der einzigen Brücke in Rotterdam
über die Neue Maas. Eine beispielhafte Leistung zähen
Aushaltens.
Das Einschießen der Artillerie für
den auf 15.00 Uhr festgesetzten Angriff beginnt, sobald die Batterien in
Stellung sind, um dem Gegner den Ernst der Lage klarzumachen, der am
Tage zuvor eine Aufforderung zur Übergabe durch den Kdr. der
7. Fl.Div. ablehnte, da der Kommandant der Stadt annahm, nur
schwache Kräfte gegenüber zu haben.
Die Befestigungen der Stadt waren so, daß
Rotterdam nicht mehr als offene Stadt zu bezeichnen war.
......
|