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Nr. 31:
Der Französische Botschafter in London an
den Französischen Außenminister
(Bericht)
Vertraulich London, den 1. Juli 1938
Nr. 605
Betrifft: Plan eines internationalen
Abkommens über die Abschaffung
unmenschlicher Kriegsmethoden.
Sehr geehrter Herr Minister!
Mit Erlaß Nr. 1333 vom 27. Juni haben Ew. Exzellenz den Wunsch
geäußert zu erfahren, ob die Britische Regierung Fortschritte erzielt
hat bei der Prüfung eines praktischen Planes für die Humanisierung
des Krieges gemäß den Erklärungen, die Mr. Chamberlain am
21. Juni d. J. vor dem Unterhaus abgab.1
Ich habe die Frage dem ständigen Unterstaatssekretär des Foreign
Office vorgelegt, ihn dabei auf die in diesem Sinne in verschiedenen
internationalen Kreisen zu verzeichnende geistige Entwicklung aufmerksam
gemacht und gleichzeitig auf die Arbeiten eines für diese Frage in
Frankreich eingesetzten Ausschusses hingewiesen.
Nach den Ausführungen Sir Alexander Cadogan's sind die Dinge hier kaum
weiter gediehen als vor einigen Monaten. Es wurden Untersuchungen
durchgeführt, die das Foreign Office nicht für sehr zwingend
hält und deren Ergebnis der Regierung noch nicht zur Beratung vorgelegt
worden ist. Es scheint, daß die hohen Beamten des Foreign Office dabei
keineswegs Anhaltspunkte gefunden haben, für die mit der Zustimmung der
übrigen Staaten gerechnet werden kann oder die vielleicht auch nur deren
Teilnahme an einer Konferenz gewährleisten würden.
Nichtsdestoweniger hat Sir Alexander Cadogan den ihm von mir unterbreiteten
Vorschlag, unsere Untersuchungen einander gegenüberzustellen und zu
versuchen, ein französisch-britisches Aktionsprogramm aufzustellen,
günstig aufgenommen. Er erklärte mir, daß er dieserhalb zuerst
mit der zuständigen Stelle und sodann mit dem Staatssekretär
sprechen wolle und daß er mir die Stellungnahme Lord Halifax' zur
Herbeiführung einer Zusammenarbeit zwischen unseren beiden
Regierungen und zu der Möglichkeit, bei anderen Mächten
bezüglich ihrer Neigungen zu sondieren, mitteilen würde.
Genehmigen Sie, Herr Minister, den Ausdruck meiner ausgezeichnetsten
Hochachtung.
C. Corbin
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