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Deutsche helfen Rußland
bauen. Der Beitrag der
Deutschen in der Geschichte Rußlands

Teil 3: Mongolenstürme erschüttern Rußland
nter ihrem Führer Temudschin, der sich späterhin den Namen Dschingis-Khan gab, stürmten schnell bewegliche, eisern disziplinierte und mit ebenso todesverachtender wie unbarmherziger Tapferkeit kämpfende Heere über Wolga und Don hinweg zunächst bis zum Asowschen Meer, wo sie das erste russische Heer vernichteten.

Nach Dschingis-Khans Tod übernahm sein Sohn Ügedei einen Machtbereich, der von China bis nach Dalmatien ans Mittelmeer reichte. Sein Neffe Batu schickte sich an, mit 120.000 Reitern auch Moskau zu erobern. Die sich ihm unter dem Fürsten Jurij II. entgegenstellenden Krieger wurden bis auf den letzten Mann niedergemacht. Auch die in Moskau verbliebene schwache Besatzung, von Angst wie gelähmt die Ankunft der mongolischen Reiterhorden erwartend, wurde überrannt und auf brutale Art umgebracht. In ihrer animalischen Wildheit legten die Mongolen die überlebenden Besiegten unter Bretter und tanzten zu ihrer Musik so lange auf ihnen herum, bis die darunter Liegenden zerquetscht den Geist aufgaben. Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt; was die Schändungen überlebte, verkauften die Eroberer an Sklavenhändler - man dachte praktisch: Mit Säcken voller Stricke durften sie den Heeren folgen. (Josef Stalin und Ilja Ehrenburg hießen ihre Menschenfänger das gleiche Geschäft betreiben.)

Nur der mongolische Feldzug gegen das reiche Nowgorod scheiterte 1238 am Osthang der Waldaihöhen, wo die Mongolenpferde fast bis zum Bauch im Schlamm des russischen Tauwetters versanken. Nach diesem Mißerfolg drehten die Reiterscharen nach Süden um; am 6. Dezember erstürmten sie Kiew, wo sie fast die sämtlichen 60.000 Einwohner ermordeten und deren Häuser dem Erdboden gleichmachten. Erst nach der blutigen Schlacht von Liegnitz, wo sich am 9. April des Jahres 1241 ein deutsches Ritterheer den asiatischen Eindringlingen entgegenstellte, geriet der Mongolensturm ins Stocken. Das Ritterheer wurde zwar geschlagen, aber der Tod Ügedeis, den eine rächende Geliebte vergiftet hatte, ließ Batus Heere sich wieder nach Osten zurückwenden.

Die sich Goldene Horde nennenden Mongolen waren bei all ihrer Primitivität und Grausamkeit durchtriebene Verwalter ihrer eroberten Gebiete. Mit Hilfe eines straff organisierten Beamtenkörpers wußten sie die Unterworfenen zu erheblichen Abgaben zu zwingen. Wie auch von unseren heutigen Eroberern zur Perfektion entwickelt, präsentierten sich jene Herrscher nicht selbst als die Ausbeuter, sondern überließen die Eintreibung ihrer Tribute den einheimischen "Gebietern". Daß diese sich nach Lakaienart dabei persönlich bereicherten, fanden sie durchaus in Ordnung, solange ihre verlangten Abgaben pünktlich eintrafen. Die ständig lauernde Gefahr, bei Nichtbefolgung der von ihren "Befreiern" auferlegten Pflichten geköpft zu werden, sorgte für den ungestörten Fluß der verlangten Tribute. Auch mit der Respektierung von Kirchen und Geistlichkeit bewiesen die Asiaten eine kluge Strategie. Man förderte sogar deren Wirken, das Volk in Demut und Gottesfurcht zu erziehen, daß es sich willenlos den neuen Herren ergebe.

Neben den freien Sinn selbstbewußter Bürger der Nowgoroder und neben die byzantinische Autorität aus Kiew trat nun als dritte formende Kraft des russischen Wesens der asiatische Despotismus der Mongolen. Von ihnen wurden die russischen Fürsten nur noch als ergebene Handlanger betrachtet, die ihr Land als Lehen vom herrschenden Khan empfingen und nur in sklavischer Unterwürfigkeit geduldet waren.

Die orthodoxe Geistlichkeit, die sich so gewinnbringend mit den neuen Herren arrangiert hatte, sah sich später gezwungen, nach neuen Teufeln auszuschauen. Dazu boten sich förmlich ideal die Nachbarn im Westen an. Der Mann, der diese "Teufel" auf dem Peipus-See besiegt hatte, war ganz nach ihrem Wunsche. Kein Wunder, daß auch er zum Heiligen und Volkshelden befördert wurde in der Erwartung, daß er sich den Richtlinien der orthodoxen Priester füge. In einem ihm von dem mächtigen Khan in Sarai befohlenen Canossa-Gang, der sich für ihn jedoch gut bezahlt machte, beugte Alexander Newskij vor Batu seinen Nacken, um des Khans ergebenster Vasall zu werden.

Alexanders jüngerer Bruder und Nachfolger Jaroslaw wollte Alexander an Ergebenheit und durch harte Gesetze sogar noch übertreffen. Doch in seinem Bestreben, die Freiheit der deutschen Kaufleute in Nowgorod einzuschränken und sie schließlich aus dem Lande zu vertreiben, stieß er unvermutet auf den Widerstand des Khans. Der Khan war sich der Bedeutung des deutschen Handels in seinem Machtbereich bewußt und beschied Jaroslaw kurz und bündig: "Öffne dem deutschen Gast den Weg in dein Land!"

Erst ein entfernter Nachkomme Alexanders, Dimitrij Donskoj, wagte es, die Mongolen herauszufordern. Im Jahre 1380 schlug er ihre Streitmacht auf dem Kulikowo-Felde, 250 km südlich von Moskau. Es gelang ihm zwar nicht, ihre Macht zu brechen. Aber immerhin hatte er bewiesen, daß auch sie nicht unbesiegbar waren.



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Teil 4: Der Aufstieg zur Großmacht
unter dem Doppeladler
wan III., selbsternannter Nachfolger der Cäsaren unter dem neuen Titel Zar war ein Machtmensch, dessen Machenschaften als Vorläufer der in unserer Zeit gängig gewordenen politischen Methodik gelten können - ein Meister im Erfinden moralischer Motive, der Verschleierung, der Desinformation und Subversion. Er redete zwar noch nicht von "Menschenrechten" und "Demokratie", dafür aber von der "Bewahrung des Friedens" oder der "Vereinigung seines Vatererbes" bei seinen räuberischen Feldzügen.

Nach dem rechtzeitigen Ableben seiner ersten Frau unter mysteriosen Umständen war Iwan frei gewesen, die Prinzessin Sophia zu heiraten, Nichte Konstantins XI., des 1453 bei der Verteidigung seines Palastes gefallenen letzten Kaisers von Byzanz. Die Ehe mit Sophia bescherte ihm neun Kinder und mit dem Symbol des byzantinischen Doppeladlers den Anspruch auf die Weltherrschaft.

Mit ihren weitreichenden politischen Kontakten bewog Sophia im Sommer 1486 den deutschen Ritter Poppel als Gesandten Kaiser Friedrichs III. zu einem Besuch nach Moskau. Damit sollte die 250 Jahre andauernde, durch die Mongolenherrschaft bedingte Isolierung Rußlands von der restlichen Welt durchbrochen werden. Die von Poppel vorgeschlagene Ehe zwischen dem Kurfürsten von Sachsen oder von Brandenburg mit einer Tochter des Zaren fand zunächst nicht die Gegenliebe Iwans, der allen Fremden gegenüber von Mißtrauen beherrscht war. Er kannte nur Unterwerfung oder Unterworfenwerden.

Ein Jahr später jedoch hatte Iwan seinen Sinn geändert und schickte den Griechen Trachaniotes, einen von Sophias Diplomaten, nach Deutschland, um deutsche Handwerker und Fachleute für seinen Bergbau und seine Rüstung anzuwerben. Und sie wanderten. Auch ein deutscher Arzt hatte das Wagnis unternommen, sich dieser Gruppe anzuschließen, obwohl er hätte wissen sollen, daß Ärzte am Hofe Iwans unter einer ungewöhnlichen Mortalitätsrate litten. Iwan hatte nämlich die Gepflogenheit, bei jeder fehlgeschlagenen Behandlung den unglücklichen Arzt entweder köpfen oder, in milderen Fällen, einkerkern zu lassen.

Deutsche Handwerker standen jedoch weiterhin in hohem Kurs und wurden scharenweise von Iwan angeworben. Sie bildeten schließlich mit anderen Deutschen in Moskau einen eigenen Stadtteil, die "Njemezkaja Sloboda", die deutsche Vorstadt. Viele von ihnen brachten es durch Leistungen zu Ansehen. Nur der deutsche Arzt, der einen unheilbaren Tatarenfürsten auf Geheiß Iwans hatte behandeln müssen, wurde nach Fehlschlag der Behandlung aus kalter Berechnung von Iwan den Tataren mit der Bemerkung ausgeliefert, daß sie ihn nach ihren Wünschen zu Tode foltern konnten. Von welchem Angebot sie dann auf ihre Weise Gebrauch machten.

Die Unterwerfung der verbliebenen russischen Teilfürstentümer und die Neutralisierung der Goldenen Horde genügten dem Herrscher unter dem Doppeladler nicht. Sein Augenmerk richtete sich nun auf die bei weitem reichste Stadt Rußlands, wo Deutsche und Russen eine fruchtbare Symbiose eingegangen waren und wo bürgerliches Selbstwertgefühl in krassem Gegensatz zur sklavischen Unterwürfigkeit des neuen russischen Menschen stand: Nowgorod mußte bezwungen oder vom Erdboden vertilgt werden!

Da Iwan wie die meisten Herrscher Geld brauchte, legte er zunächst der Stadt die dreifache Steuer auf, die sie jemals an die Goldene Horde hatte zahlen müssen. Als die Deutschen Einspruch gegen diesen Willkürakt erhoben, gab Iwan ihnen die Begründung, daß sie ja keine Christen seien. Er ließ ihre Petrikirche plündern und ihre Waren beschlagnahmen. Durch seine Agenten wußte Iwan, geschickt künstliche Unruhen in der Stadt entstehen zu lassen, die ihm dann den Vorwand gaben, sich als "Retter" mit seinen Soldaten der Stadt aufzuspielen.

Im Mai 1471 führte Iwan einen neuen Schlag gegen das verhaßte Nowgorod. Sein Ziel war, die Stadt vom Hinterland wie von der Ostsee abzuschneiden. Bei seinem Anmarsch ließ er alles niederbrennen, das Vieh abtreiben, die Menschen erschlagen oder als Beute verschleppen. Die Nowgoroder, die mehr Kaufleute als Soldaten waren, vermochten ihm keinen ernsthaften Widerstand zu bieten. Und die vom König von Polen versprochene Hilfe blieb aus.

Iwan hatte von den Mongolen gelernt. Er ließ alle Führer seines Gegners köpfen. Gefangenen ließ er Nasen und Lippen abschneiden. Nach seinem "Friedensdiktat" ließ er die von seinen Agenten ausgemachten Widersacher in Ketten nach Moskau schaffen. Das Vermögen der Bürger wußte er einzuvernehmen, indem er alles auf Wagen packen und nach Moskau befördern ließ.

In einem erneuten Feldzug gegen die Stadt im Oktober 1477 wütete er wiederum mit gewohnter Grausamkeit. In den Ruinen der Stadt ließ er Pyramiden aus abgeschlagenen Köpfen errichten. Die nach Moskau Verschleppten ließ er in Kerkern verschmachten und die dort Verendeten zu Fischfutter verarbeiten.

Zwei Jahre später, im Januar 1480, enttarnten seine Späher immer noch Menschen, die ihm nicht unterwürfig genug waren. Etwa hundert Männer ließ er ergreifen und unter das Eis des Wolchow schieben. Frauen und Töchter ließ er als Sklavinnen verkaufen.

Nach all diesen Strafexpeditionen blieb von der einst blühenden Stadt nicht mehr viel übrig. Von den alten Nowgoroder Familien lebten nur noch die Deutschen. Auch sie wurden 1495 eingekerkert, ihr Besitz beschlagnahmt. Erst als ihm klar wurde, daß er die Verbindungen der Deutschen für den Ostseehandel benötigte, gab er einigen von ihnen ihr Vermögen zurück.

Unter Iwan wurde die absolute Despotie vollendet. Die Worte Freiheit oder Würde existierten nicht mehr. Alle Russen waren Teil der neuen Hackordnung, Sklaven in Zwischenstufen, wo Untergebene wiederum ihre eigenen Sklaven hatten. Für die solcherart moralisch Zertretenen blieben nur noch Wodka und Gebet. Ihr erbärmliches Dasein wurde ihnen in den vergoldeten Kirchen von den Popen als gottgewollt vermittelt. Schläge, Mißhandlungen, Ausbeutung wurden ebenso allgemein wie Bestechung, Unfähigkeit, Faulheit und Schluderwirtschaft, ein himmelweiter Gegensatz zum Freiheits- und Ordnungssinn des germanischen Menschen.


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