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15. März 1938
Über den Heldenplatz, von den Fronten des stilüberlasteten
Quadernkolosses der neuen und des ehrwürdigen Barockbaues der
alten Hofburg in Wien bis hinaus vor das äußere Burgtor,
dann an der Ringstraße entlang, vor dem Parlament, dem
Burgtheater und der Universität, ja zuletzt noch an der
Roßauer Kaserne, wo die Deutschmeister liegen, erschallt ein
einziges, scharfes Kommando:
"Präsentiert das - Gewehr!"
Und in dem nämlichen Augenblicke, da jetzt Tausende von
Soldatenfäusten im altpreußischen Präsentiergriff an
die Gewehrschäfte fassen oder im österreichischen Griff den
Stutzen aus dem "Schultert!" vor sich reißen, schmettern vor dem
äußeren Burgtor die Klänge des
Präsentiermarsches auf, senken sich hunderte von Degen zur
Ehrenbezeugung aus der Linie der Fronten, und nun fährt das
Sonnenlicht über eine zur Unbeweglichkeit erstarrte Soldatenmauer
dahin, die unter präsentiertem Gewehr den Schöpfer des
Großdeutschen Reiches erwartet.
Adolf Hitler grüßt zum ersten Male die Waffenträger
der großdeutschen Wehrmacht!
Dort, wo vor dem Denkmal der großen Kaiserin das leuchtende Rot
der Fahnen des Dritten Reiches mit dem Grau der Generalsuniformen und
dem Braun der Freiheitskämpfer der Ostmark
zusammenfließt, steht der Führer und nimmt mit dem
Gruße der Deutschen die Meldung von der ersten Parade der
großdeutschen Wehrmacht entgegen.
Knapp, mit klarer deutlicher Stimme meldet der Generaloberst von Bock
dem Führer die Stärke der angetretenen Truppen. Adolf
Hitler dankt, hebt wiederum die Hand zum feierlichen Gruße der
Deutschen und schreitet nun langsam die Fronten der Ehrenkompanien
vor dem äußeren Burgtor ab. Dann wendet er sich, gefolgt von
den Generalen des neuen großdeutschen Heeres, dem Grabmal der
Gefallenen Österreichs zu, und während nun vier Offiziere
den mächtigen Lorbeerkranz hinauf zu dem Ehrenmal tragen,
betritt der Führer mit seinem Gefolge die Gruft und
grüßt dort die Toten des Weltkrieges jener einstigen [8] kaiserlich und königlichen Armee,
deren Rückgrat und Mark durch Jahrhunderte die Deutschen der
Ostmark gewesen sind.
Feierlich und ergreifend hallen inzwischen die Klänge des Liedes
vom guten Kameraden über den Heldenplatz hin. "Ich hatt' einen
Kameraden!" - In dieser Stunde, da durch die Befreiungstat eines
Sohnes der Ostmark ein Volk von fünfundsiebzig Millionen wieder
zueinander gefunden hat, erscheinen die Geschehnisse der Gegenwart so
eindringlich als der große geschichtliche Abschluß eines
Zwangslaufes historischer Epochen, daß man auch hier wiederum von
der Fügung des deutschen Schicksals überwältigt sein
muß, die es geschehen läßt, daß der
Schöpfer der großdeutschen Wehrmacht die Ehrung der toten
Soldaten der Ostmark gerade am äußeren Burgtor und vor
dem Heldenplatz der Wiener Hofburg vollzieht.
Denn während Adolf Hitler dem deutschen Soldatentum
Österreichs an dieser Stelle den Dank der Nation überbringt,
zieht er damit den ehernen Schlußstrich unter das letzte Kapitel einer
Soldatengeschichte, deren Träger einmal aus der Verpflichtung des
Waffenträgers zum Schutze des Reiches im Osten geboren, sich
ebensooft in Erfüllung dieser Verpflichtung im Osten und Westen
zum leuchtenden Vorbild deutscher Wehrkraft erhob, wie er auch oftmals
zum Werkzeug von Hausmachtsinteressen mißbraucht und damit
zum Kämpfer für die deutsche Zwiespalt bestellt werden
mußte.
Auf dem Burghof zu Wien, dort wo sich über dem efeudurchrankten
Schweizertor die lange Fassade der alten Hofburg erhebt, zog einst jenes
Kürassierregiment von Krems her vor den geöffneten
Fenstern der Kaiserburg auf, dessen Einzug Ferdinand II. zu dem
verhängnisvollen "Nein!" gegenüber den protestantischen
Ständen bestimmte, das mit dem Prager Fenstersturz den
Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges hervorrief.
Und weil es der Dreißigjährige Krieg ist, auf dessen
brudermörderische Schlachten die ehemalige österreichische
Armee ihren Ursprung zurückführt, trägt diese Stunde,
da Adolf Hitler die Wehrkraft der Ostmark dem deutschen Volke beinahe
an der nämlichen Stelle zurückgibt, an der sie sich zum
Auszug in den blutigsten deutschen Zwiespalt anschickte, den Sinn einer
Wiedergutmachung in sich, in der jedes Erbe eines Willküreinsatzes
deutschen Soldatentums für die Erfüllung von
Hausmachtinteressen erlischt, das nicht nur für die Ostmark,
sondern für alle deutschen Stämme so oft die Wurzel
unsäglichen Unheils gewesen ist.
Doch nicht allein aus der Tragik der Kämpfe und aus der Erinnerung
an die bittere Schicksalsgemeinschaft gegenseitiger und damit gemeinsam
erlittener Opfer um die innerdeutsche Vormachtgestaltung entspringt
für [9] uns der Gruß an den toten
Kameraden der Ostmark, dessen wir beim Erklingen jenes alten
Soldatenliedes gedenken. Um vieles leuchtender und darum
unvergeßlicher steht heute jenes deutsche Soldatentum
Österreichs vor uns, das sich seit seiner Gründung als
stehendes Heer so oft zum Schutze des Reiches und in der Erfüllung
gesamtdeutscher Aufgaben den Siegeslorbeer geholt hat. Und auch hier ist
wiederum Adolf Hitler zu danken, daß er gerade den Heldenplatz
von Wien zum Schauplatz der ersten Heerschau der großdeutschen
Wehrmacht erhebt. Denn dort, wo die Denkmäler des Prinzen Eugen
und des Siegers von Aspern als Wächter des Totenmales der
Weltkriegsgefallenen stehen, erklingt ebenso stolz, wie vor dem Zeughaus Berlins
oder an der Feldherrnhalle zu München das Lied:
"Ich hatt' einen Kameraden, einen bessern findst du nicht!"
Trompetengeschmetter, das Aufklingen neuer Märsche, scharfe
Kommandoworte und der dröhnende Rhythmus
gleichmäßig durchgeführter Massenbewegungen tragen
die Gedanken noch einmal zu den Augenblicksbildern zurück. Der
Führer ist wieder vor dem äußeren Burgtor erschienen.
Und während sich Adolf Hitler nun mit seinem Gefolge zur
Begrüßung der Ehrengäste begibt, beginnen sich die
Truppenmassen neu zu
formieren - der Anmarsch zum ersten Vorbeimarsch der
großdeutschen Wehrmacht beginnt.
Da fügt sich das Erleben dieser unvergeßlichen Heerschau, da
schließen sich die Bilder von dem Herandröhnen
preußischer, bayrischer und österreichischer Regimenter
unter dem Eindruck der Tradition, die aus ihren Reihen heranzieht, zu
einem einzigen Gemälde deutscher Soldatengeschichte zusammen.
Und wie nun von der Spitze des ersten vorbeimarschierenden
österreichischen Infanterieregiments der
Hoch- und Deutschmeistermarsch erklingt, gewinnt wiederum die
Erinnerung an die deutsche Vergangenheit der alten Ostmarkheere vor
unseren Augen Gestalt, und angesichts vorüberziehender alter
Fahnen blicken wir auf die ruhmreichsten Taten der Führer und
Soldaten der deutschen Ostmark zurück.
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