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II. Die nationalpolitische Tendenz
der tschechoslowakischen Wirtschaftspolitik

2. Die "legalen" Maßnahmen gegen das Sudetendeutschtum

Der erste entscheidende Schlag gegen die deutsche Wirtschaft erfolgte im Februar 1919, als der tschechische Finanzminister Dr. Raschin plötzlich die wechselseitige Übertragung von Guthaben und Depots aus den übrigen Teilen der früheren Monarchie in die Tschechoslowakei und umgekehrt sperrte. Die der Regierung nahestehenden tschechischen Banken waren über die kommende Maßregel orientiert und mit Zahlungsmitteln gut versorgt, während die deutschen Geldanstalten der Sudetenländer und die in der Tschechoslowakei liegenden Filialen der Wiener und Budapester Großbanken sowie deutsche und ungarische Firmen, die noch ihre bedeutenden Guthaben in den beiden früheren Hauptstädten bei der Postsparkasse und in den Banken liegen hatten, durch jene Verordnung die Verfügung über ihre Geldmittel verloren. Sie mußten nun Kredite bei tschechischen Geldinstituten, besonders bei der "Zivnosteska banka" aufnehmen, die nur unter der Bedingung der Einräumung der Beteiligung an den um Kredit bittenden Unternehmungen gewährt wurden. Damit hatte sich das tschechische Kapital mit einem Ruck Einfluß auf die deutschen Industrie- und Handelsunternehmungen gesichert.43

[110] Die Verweigerung der Bezahlung der Kriegslieferungen an die alte k. u. k. Armee durch die tschechische Regierung war der zweite harte Schlag gegen die deutsche Wirtschaft. Bei der wirtschaftlichen Struktur des alten Österreichs fiel der größte Teil der industrielle Kriegslieferungen der sudetendeutschen Wirtschaft zu und sie war es auch, die von dieser Verfügung am härtesten getroffen wurde. Über den tatsächlichen Verlust sind keine amtlichen Ziffern veröffentlicht worden. Nach privaten Schätzungen wird die österreichische Staatsschuld an die Industrie mit 4.5 Milliarden Friedenskronen angegeben.

Die Nichteinlösung der gezeichneten Kriegsanleihen war eine weitere Maßnahme, von der das gesamte sudetendeutsche Volksleben auf das allerhärteste betroffen und erschüttert wurde. An der Zeichnung österreichischer Kriegsanleihe hatte das Sudetendeutschtum hervorragenden Anteil. So wurden z. B. bei der 2. Kriegsanleihe in Böhmen 82% von den Deutschen und nur 18% von den Tschechen gezeichnet (Nationalitätenverhältnis zwischen Deutschen und Tschechen 1 : 2), d. h. 217 K auf den Kopf der deutschen, 26,3 K auf den der tschechischen Bevölkerung. Bei der 4. Anleihe zeichnete die Zentralbank der deutschen Sparkassen 333 Millionen Kronen, die der tschechischen 57 Millionen Kronen. Die tschechischen Sparkassen hatten 7.5% ihrer Einlagen in Kriegsanleihe angelegt, die deutschen 77%. Von den rund 8 Milliarden Kronen, die in den Sudetenländern gezeichnet wurden, entfielen 89% auf die Sudetendeutschen. Die Nichteinlösung der österreichischen Kriegsanleihe der Prager Regierung führte nicht nur zu einer allgemeinen Schwächung des sudetendeutschen Volksvermögens, sondern zugleich zu einer Vernichtung tausender und abertausender Existenzen. Daß das beabsichtigt war, geht aus einer Äußerung der tschechischen Tribuna hervor, die am 17. Mai 1922 schrieb: "Interessant ist, daß ein Bankdirektor (gemeint ist Dr. Preis von der Zivnobank - Der Verf.) in der Annullierung der Kriegsanleihe das Rezept gefunden haben wollte, die deutsche Industrie zu tschechisieren. Er sagt: Die deutsche Industrie wird die Nichteinlösung der Kriegsanleihe nicht aushalten und durch die tschechischen Banken auf diese Weise am leichtesten tschechisiert werden."44

Es bedarf keiner erläuternden Worte, daß diese Maßnahme die gesündeste Wirtschaft erschüttern und sie an einen fremden Geldmarkt verkaufen mußte.

Nach dieser allgemeinen Schwächung des sudetendeutschen Wirtschaftslebens in den ersten Nachkriegsjahren begann man mit einer Übersteuerung der Industrie und des Bergbaues durch die Verlagerung des Schwergewichtes von der Personal- auf die Verbrauchssteuer. Daß davon wieder nur die Sudetendeutschen [111] betroffen wurden als Industrievolk, beweist u. a. die vom tschechischen Senatspräsidenten Klofac im Senat 1923 mitgeteilte Tatsache, daß aus den sudetendeutschen Industriegebieten allein 56% aller staatlichen Steuern eingehen! Wenn diese Steuerkraft trotz der mißgünstigen Behandlung deutscher Industrieller und Kaufleute bei der Erteilung von Ein- und Ausfuhrbewilligungen, der Begünstigung der tschechischen Großbanken bei den finanziellen Transaktionen des Staates, und bei der behördlichen Ausforschung der Geschäftsgebarung deutscher Banken und Aktiengesellschaften zum Vorteil der tschechischen Konkurrenzunternehmungen durch Kontrollkommissionen, welche die Geschäftsbücher einsahen, in den ersten Jahren möglich war, so beweist sie zugleich die ungeheuere Wirtschaftsstärke der sudetendeutschen Industrie.

Die im März 1919 eingeleitete Währungstrennung und Abstempelung der Noten der österreichisch-ungarischen Bank und die später durchgeführte Vermögensabgabe führte zu einer weiteren Schwächung der grenzdeutschen Industrie. Bei der Nostrifizierung der Banken, Versicherungs- und industriellen Aktiengesellschaften wurden, um Schwierigkeiten zu entgehen, tschechische Partei- und Finanzmänner in die Verwaltungsräte der deutschen Unternehmungen aufgenommen, wodurch die weitere Existenz deutscher Unternehmen überhaupt erst garantiert wurde. Sie erhielten dadurch utraquistischen Charakter und zumeist einen doppelsprachigen Beamtenkörper.

Zu all diesen innenstaatlichen Maßnahmen kam die systematische Ausschaltung der sudetendeutschen Industrie von den staatlichen Großlieferungen und die Benachteiligung der deutschen Wirtschaft bei der Kontingentierung der Rohstoffe und der Produktion.

Durch das im Jahre 1922 erfolgte Hinauftreiben des Kurses der Krone auf das Dreifache sind die Guthaben der Industrie im Auslande, besonders in den Balkanländern, uneinbringlich geworden.

Aus nationalpolitischen Erwägungen sieht das Sudetendeutschtum mit Besorgnis, wie die von der sudetendeutschen Wirtschaft aufgebrachten Mittel in tschechische Hände übergehen. Denn überall dort, wo der Staat entweder als Unternehmer (Tabakregie, Eisenbahnen, Post usw.) oder als Investor (Vergebung von Lieferungen, Durchführung öffentlicher Arbeiten) auftritt, findet das Sudetendeutschtum weder Schutz noch Brot. Darüber kann die Vergangenheit nicht täuschen und die Hoffnung auf die Zukunft nicht trösten. Das jährliche Staatsbudget zeigt, in welcher Weise bei Verteilung der Ausgaben sudetendeutsche Interessen berücksichtigt werden. Das tägliche Leben lehrt es, daß von den 12 Milliarden, welche allein der Staat aus der Wirtschaft zieht, nicht jener Teil dem Sudetendeutschtum zugute kommt, den es zur Aufbringung der Einnahmen trotz Krise, Not und Armut ehrlich beisteuert. Die Veröffent- [112] lichung über die Verteilung staatlicher Aufträge und die Kundmachung über die Verwendung öffentlicher Gelder, aus denen hervorgehen würde, wie die deutsche Arbeiterschaft und die deutsche Wirtschaft beteilt werden, verlangen die deutschen Abgeordneten vergeblich. Das ist hinreichend Grund, ein Budget abzulehnen, das dem Sudetendeutschtum alle Pflichten zu budgetären Einnahmen beizutragen auferlegt, ihm aber das Recht an den budgetären Ausgaben verhältnismäßig teilzunehmen nicht garantiert.

Die sudetendeutschen Parlamentarier haben in hunderten Interpellationen auf diese Mißstände hingewiesen und im Verlauf der alljährlichen Budgetdebatte an Hand der Ziffern des Staatsvoranschlages diese systematische Ausschaltung der Sudetendeutschen von den staatlichen Lieferungen und ihre sonstige Benachteilung nachgewiesen.

Ein Beispiel aus dem Staatsvoranschlag des Jahres 1935 soll das Gesagte unter Beweis stellen:

Für den Bau von Staatsgebäuden innerhalb der zivilen Staatsverwaltung ist insgesamt vorgesehen ein Betrag von 129,430.900 45
1. Hievon entfallen auf die Zentralbehörden 16,120.000 "
(In diesem Betrage sind nur die für das Jahr 1935 entfallenden Beträge des Bauaufwandes enthalten; so z. B. von dem Gesamtaufwand für den Umbau des Czernin'schen Palais für Zwecke des Außenministeriums im Betrage von 48,300 Kč ein Teilbetrag von 3,000.000 Kč.)
2. Im Ressort des Ministerratspräsidiums für die vorbereitenden Arbeiten für den Neubau des Statistischen Staatsamtes 10.000 "
3. Im Ressort des Außenministeriums für die Ausgestaltung der Gesandtschaftsgebäude 2,200.000 "
4. Im Ressort des Innenministeriums
Unter den hier vorgesehenen 32 Posten entfallen auf das deutsche Gebiet:
13,108.000 "
a) Eger: Kauf des Hauses Nr. 516, Jahrestilgungszahlung 176.000 "
b) Reichenberg: Ausbau des Bezirksamtes 50.000 "
c) Mähr.-Trübau: Tilgungszahlung für das Amtsgebäude 120.000 "

also insgesamt 346.000 "
[113] 5. Justizministerium
Hievon entfallen auf das deutsche Gebiet:
16,114.500 "
a) Aussig: Tilgungszahlung für das Amtsgebäude 11.400 "
b) Falkenau: Beitrag für den Neubau des gemeinsamen Amtsgebäudes 900.000 "
c) Auspitz: Neubau des Amtsgebäudes 50.000 "
d) Nikolsburg: Ausbau der Gefangenenhauswerkstätten 50.000 "

also insgesamt 1,011.400 "
6. Im Ressort des Schulministeriums
Hievon entfallen auf das deutsche Gebiet bezw. für deutsche Kulturzwecke:
44,898.800 "
a) Tilgungszahlung für das hygienische Institut der deutschen Universität 26.500 "
b) Für den Ankauf und Neubau für Zwecke der deutschen und der tschechischen Universität; es wird angenommen, daß die Hälfte des hier vorges. Betrages auf die deutsche Universität entfällt 1,315.000 "
c) Für die Deutsche Universität (Nebengebäude Hlavkabrücke) 50.000 "
d) Für vorbereitende Arbeiten für die Zahnklinik und das Anatomische Institut (siehe Anmerkung bei 6 b) 60.000 "
e) Liebwerda: Landwirtschaftl. Hochschule, Neubau 300.000 "
f) Grundkauf für die Deutsche Technik in Prag 50.000 "
g) Tilgungszahlung für die Deutsche Technik in Brünn 57.100 "
h) Tilgungszahlung für den Zubau der Technik in Brünn 19.700 "
i) Für vorbereitende Arbeiten eines Zubaues des Werkstättenlaboratoriums in Brünn 25.000 "
j) Für den Aufbau eines 3. Stockwerkes auf das deutsche Staatsrealgymnasium in Prag II 50.000 "

also insgesamt nur 1,953.300 "
7. Im Ressort des Landwirtschaftsministeriums
Für das deutsche Gebiet ist nichts vorgesehen.
1,680.000 "
8. Im Ressort des Bodenamtes
Für das deutsche Gebiet ist nichts vorgesehen.
199.600 "
9. Im Ressort des Handelsministeriums
Für das deutsche Gebiet ist nichts vorgesehen.
1,000.000 "
10. Im Ressort des Ministeriums für öffentliche Arbeiten
Für das deutsche Gebiet ist nichts vorgesehen.
800.000 "
11. Im Ressort des Ministeriums für soziale Fürsorge
Für das deutsche Gebiet ist nichts vorgesehen.
1,700.000 "
[114] 12. Im Ressort des Gesundheitsministeriums
Für das deutsche Gebiet ist nichts vorgesehen.
8,980.000 "
13. Im Ressort des Finanzministeriums 22,609.000 "
a) Eger: Gebäude für die Finanzwache 500.000 "
b) Friedland: Neubau für die Finanzwache und Finanzamt 500.000 "
c) Roßbach: Gebäude für das Zollamt und Finanzwache 400.000 "
d) Reichenberg: Ausbau des gemeinsamen Amtsgebäudes 50.000 "
e) Falkenau: Neubau des gemeinsamen Amtsgebäudes 600.000 "
f) Für vorbereitende Arbeiten von geplanten Neubauten in Kaplitz, Roßbach, Trautenau, Brüx, Tachau und Landskron 150.000 "

also insgesamt nur 2,200.000 "

Von den im Staatsvoranschlag 1935 für Neubauten innerhalb der zivilen Verwaltung vorgesehenen Gesamtausgaben im Betrage von 129,420.900 Kč entfallen nur insgesamt 5,860.700 Kč, nur 4.5 v. H. auf das deutsche Gebiet, wobei gar nicht erwiesen ist, daß diese Bauten von deutschen Gewerbetreibenden und Arbeitern ausgeführt werden.46

[115] Kein anderes Bild würde die Untersuchung früherer und künftiger Staatsvoranschläge geben. Und wie es im vorliegenden Fall budgetmäßig ist, so ist es auf allen Gebieten, wo der tschechoslowakische Staat als Auftraggeber für die gewerbliche oder industrielle Produktion auftritt.47

[116] Ein anderes charakteristisches Beispiel für die Benachteiligung der deutschen Wirtschaft bei der Kontingentierung der Rohstoffe und der Produktion zeigt die Auswirkung des Margarinegesetzes vom 12. März 1934, über die aus Wirtschaftskreisen folgender Situationsbericht ausgegeben wurde:

      "Im Jahre 1934 wurden 6500 Waggons erzeugt, welche Menge 1935 auf 5000 Waggons herabgesetzt wurde. Die Herabsetzung beträgt also 23 Prozent. Man sollte es nun für selbstverständlich halten, daß die bestehenden Kunstfettfabriken einfach ihre Erzeugung um 23 Prozent vermindern müssen. Aber weit gefehlt! Bisher gab es 24 Kunstfettfabriken, jetzt werden aber noch weitere neue Konzessionen erteilt. Obwohl zur Kunstfetterzeugung teure Maschinen notwendig sind, fanden sich neun Firmen, denen es sich auszahlt, je einen Waggon (10 000 Kilogramm) Kunstfette jährlich zu erzeugen. Weitere sieben Firmen sollen je 2,3 bis höchstens 4 Waggons jährlich erzeugen. Andere Firmen erhielten die Erlaubnis zur Erzeugung größerer Mengen, obwohl sie im Vorjahr sehr wenig oder überhaupt kein Kunstfett erzeugten. So z. B. hat der agrarische Moravosvaz im Vorjahr nur Margarine aus anderen Fabriken verkauft, heuer aber das Recht erhalten, 200 Waggons zu erzeugen. Die sozialdemokratische Großeinkaufsgenossenschaft hat im Vorjahre in ihrer Fabrik Nelahozeves 278 Waggons Kunstfette erzeugt, heuer aber wurden ihr 400 Waggons zugeteilt. Die Firma Otta in Rakovnik hat im Vorjahre nichts erzeugt, hat aber heuer das Recht, 150 Waggons zu erzeugen. Die Erzeugungsberechtigung wurde so verteilt, daß 204 Waggons 20 Firmen erhielten, die im Vorjahr kein Kunstfett erzeugten und von denen viele auch heuer keines erzeugen, sondern sich damit begnügen werden, ihre Berechtigung einer anderen Firma zu verkaufen. Von den 24 Firmen, die schon im Vorjahre Kunstfett erzeugten, erhielten 11 mehr als ihnen gebührt, wogegen 12 Fabriken mehr entzogen wurde, als es dem Gesetz entspricht. Nur eine einzige Firma erhielt die ihr nach den Vorschriften gebührende Zuteilung...."48

Die Schicht-Werke in Aussig a. d. Elbe.

[117]
      Die Schicht-Werke in Aussig a. d. Elbe. Die Kennzeichen der großen sudetendeutschen Unternehmer sind Weitsicht, Tüchtigkeit, Ausdauer und soziales Verständnis. Die jüdische Raffgier blieb ihnen fremd. So hat Georg Schicht 1848 in Ringelhain eine kleine Seifensiederei begründet, 1882 verlegte er sie an die Ufer der Elbe in Aussig. Heute sind die Schicht-Werke auf dem Gebiete der Fettindustrie in Europa führend. Niemals erkaufte sich Georg Schicht und seine Nachfahren den Erfolg durch Ausbeutung der Angestellten und Arbeiter. Das Aktienkapital beträgt 140.000.000 Kronen.
Unter den benachteiligten Fabriken befinden sich ausschließlich deutsche, vor allem die großen deutschen Schichtwerke in Aussig-Schreckenstein. In einem Bericht des Bürgermeisteramtes von Aussig an die Presse, der zugleich die Methoden der tschechischen Wirtschaftspolitik charakterisiert, heißt es:

      "Bei der Zuteilung aus dem Kontingent ist nicht der Vorgang gewählt worden, alle Unternehmungen gleichmäßig um 23 Prozent geringer zu beteilen, sondern es wurden die Betriebe individuell behandelt. Hierbei wurden einzelnen Unternehmungen Zuteilungen bewilligt, die über die Erzeugung im Jahre 1933 hinausgehen; einige Betriebe, die bisher überhaupt [117] nichts erzeugten, auf Erzeugung von Kunstspeisefetten nicht eingerichtet sind und das zugeteilte Kontingent verkaufen, erhielten namhafte Kontingente, während die Firma Schicht-A.-G. in Aussig-Schreckenstein als besteingerichteter Betrieb mit den »Centra«-Werken in Krischwitz bei Bodenbach um 40 Prozent gekürzt wurde. Nebenbei sei bemerkt, daß hier auch die sonst geübte Solidarität der tschechischen Industrieverbände nicht zur Geltung kam. In der Presse war vor einigen Wochen zu lesen, daß die Betriebe »Schicht-A.-G.« und »Centra«-Werke durch das verringerte Kontingent rund 600 000 Lohnstunden einbüßen, was der jährlichen Arbeitsleistung von 240 Vollarbeitern entsprechen würde. Das ist jedoch nur der Lohnausfall, der infolge der geringen Zuteilung eintritt, wenn sich an der bisherigen Organisation des Betriebes keine wesentliche Änderung vollzieht. Gerade das letztere steht aber in Frage! Der Betrieb der (sudetendeutschen) Firma Schicht-A.-G. ist einer der modernst eingerichteten Großbetriebe der tschechoslowakischen Republik und ganz Europas, der alle Vorteile in der Behandlung der Erzeugnisse vom Rohstoff bis zur Fertigware ausnützt, über konzernmäßige Verbindungen und einen Reklameapparat verfügt, die sich über die halbe Welt erstrecken. Das Unternehmen beschäftigt gegenwärtig in seinem Betriebe in Aussig-Schreckenstein 2170 Arbeiter und 1084 Angestellte, in den »Centra«- [118] Werken in Krischwitz 400 Arbeiter und Angestellte, zusammen also 3654 Personen. Es handelt sich um einen der wenigen Großbetriebe im deutschen Gebiete unserer Republik, die noch genügend Beschäftigung für ihre Arbeiter und Angestellten haben. Ein erheblicher Teil der Bevölkerung Schreckensteins, Aussigs und der Orte in der Umgebung ist mit seiner Existenz auf die Firma angewiesen, und die Gemeinden Aussig und Schreckenstein sowie der Bezirk Aussig würden in ihren Einnahmen schwer geschädigt, wenn der Betrieb auch nur zum Teil eingeschränkt würde. Die tatsächliche Steuerleistung der Georg-Schicht-A.-G. in Schreckenstein betrug in den Jahren 1929 - 1933 insgesamt 6 323 518 Kr.; an Zuschlägen haben die beteiligten Selbstverwaltungskörper für diese genannten Jahre 22 236 673 Kr. zugewiesen erhalten.
      In tschechischen politischen und industriellen Kreisen und in einem Teil der Presse wird seit einiger Zeit gegen den Weltkonzern der Schicht-A.-G. Stimmung gemacht. Dem Konzern wird vorgeworfen, daß sich sein Kapital in schweizerischen, holländischen und englischen Händen befinde und daß auch der Universalkonzern, dem die Schicht-Werke in Schreckenstein, die »Centra«-Werke in Krischwitz, die Ölfabriken in Lobositz und die »Sana« in Prag-Hloubetin angehören, dem inländischen Kapitalmarkt zu wenig Wohlwollen entgegenbringt und trachtet, der tschechoslowakischen Steuerpflicht zu entschlüpfen. Angenommen, daß es die Unternehmungen des Universalkonzerns mit der tschechoslowakischen Steuerpflicht genau so halten wie die übrigen Großunternehmungen, die unter dem Einfluß mächtiger Bankherren stehen, was hat das aber mit der Aufteilung des Kontingentes zu tun? Hat man keine andere Möglichkeit, als Aufträge zu entziehen und dadurch vor allem die Angestellten und Arbeiter schwer zu schädigen, denen die Steuer pünktlich bei jeder Gehalts- oder Lohnauszahlung in Abzug gebracht wird? Es wurde behauptet, daß in den Schicht-Werken eine beachtliche Zahl Ausländer auf bestbezahltem Posten beschäftigt wird. Das ist ebenfalls unrichtig; denn unter den 58 im Betrieb in Schreckenstein beschäftigten Ausländern befindet sich nur ein einziger Chefchemiker, ein Schweizer, der als bestbezahlter Beamter angesprochen werden kann und seit dem Jahre 1913 bei der Firma ist. Die Hälfte der im Unternehmen beschäftigten Ausländer ist im Gebiete der tschechoslowakischen Republik geboren, 26 von den 30 ausländischen Angestellten haben dauernde Aufenthaltsbewilligung, und nur bei vier ist der Aufenthalt zeitlich beschränkt. Aber wieder angenommen, die Behauptung wäre richtig; wie kommen die bei der Firma beschäftigten tschechoslowakischen (gemeint sind die sudetendeutschen - d. V.) Arbeiter und Beamten dazu, dafür bestraft zu werden? Das deutsche Gebiet ist durch die Auswirkungen der Wirtschaftskrise ohnehin ungleich schwerer betroffen als das tschechische. Sollte da nicht bedacht werden, daß durch eine ungerechte Behandlung in der Zuteilung des Kontingents und durch darauffolgende Entlassung von Arbeitern und Angestellten eine Stimmung erzeugt wird, die zu Verzweiflungsausbrüchen führt?
      Wenn die Georg-Schicht-A.-G. und die »Centra«-Werke mit einer dauernden Einschränkung der Erzeugung im angegebenen Ausmaße rechnen müssen, dann ist nach zuverlässigen Mitteilungen der weitere Bestand des [119] Unternehmens als Großbetrieb gefährdet und eine einschneidende organisatorische Umstellung zu gewärtigen; das würde bedeuten, daß ungefähr die Hälfte des bisherigen Standes der Angestellten und Arbeiter überflüssig würde und insbesondere die Angestellten der Verkaufs- und Werbeabteilung zum größten Teil entlassen werden müßten. Die Zahl der Arbeitslosen im Aussiger Bezirk würde sich zumindest um 1500 vermehren, die Kaufkraft der Bevölkerung um rund 20 - 25 Millionen Kronen jährlich zurückgehen, was bedeutet, daß Gewerbetreibende und Kaufleute um diese Millionen weniger Umsatz erzielen würden...."

Trotz der zahlreichen Proteste, die gegen die geplante Kontingentierung von den politischen Parteien und deutschen Wirtschaftskreisen erhoben wurden, erfolgte die Aufteilung für das Jahr 1936 in der gleichen Weise wie im Jahre vorher. Die Mitteilungen des deutschen Hauptverbandes der Industrie49 schrieben daraufhin:

      "Die Aufteilung der Margarine-Kontingente für das Jahr 1936 ist in der gleichen Weise wie im vorhergegangenen Jahr erfolgt und stößt auf den großen Widerstand, insbesondere der kleinen Firmen. Alteingesessene deutsche und tschechische Firmen weisen darauf hin, daß die außerordentlich niedrigen Zuweisungen geradezu ihre Existenz bedrohen, wobei sie in ihren Reklamationen vor allem auf die Tatsache verweisen, daß die Reduktion der Kontingente nicht bei allen Unternehmungen im gleichen Umfange durchgeführt wurde, sondern sehr ungleichmäßig, so daß sie sich zwischen 26 bis 50 Prozent bewegt, wogegen einigen neuen Unternehmungen, die der sozialdemokratischen und agrarischen Partei nahestehen, die Kontingente im Hinblick auf die bisherige Erzeugung wesentlich erhöht wurden. Die zurückgesetzten Firmen haben die Ämter bereits aufmerksam gemacht, daß ihnen bei einer so beschränkten Produktion nichts anderes übrig bleiben wird, als Arbeiter zu entlassen, wobei noch die Frage unbeantwortet bleibt, wie die Kapitalinvestitionen zu amortisieren sind, die nun brachliegen. Zahlreiche Firmen haben sich bereits an die Regierung gewandt. Wie versichert wird, wird auch eine Beschwerde an das Oberste Verwaltungsgericht vorbereitet."

Diese Meldung des objektiven Wirtschaftsblattes wirft zugleich ein bezeichnendes Schlaglicht auf die korrupte tschechische Parteiwirtschaft im Staate.

Fabriksabbruch in Würbenthal.

[120]
      Fabriksabbruch in Würbenthal (Schlesien). In allen sudetendeutschen Gauen das gleiche Bild: Fabriken in Abbruch, Menschen in Not! Einst rauchten überall in den Tälern die Schornsteine der Textil-, Papier-, Glas-, Porzellan- und Maschinenfabriken. Großstadtarbeiter gab es wenige; die meisten bebauten nach der Arbeit in ihrem Heimatsort ein kleines Gärtchen, lebten zufrieden und genügsam. Und heute?
Mit der Zertrümmerung der österreichisch-ungarischen Wirtschaftseinheit verlor die sudetendeutsche Industrie rund 75% ihres bisherigen Inlandsmarktes. Sie wurde zum Auslandsmarkt und seit 1918 mit hohen Zollgrenzen umgeben. Der Weltkrieg aber hatte die alten überseeischen Verbindungen der sudetendeutschen Exportindustrie abgerissen, die in der Zwischenzeit mit anderen Industriestaaten angeknüpft wurden, so daß sich die sudetendeutsche Industrie vielfach neue Absatzmöglichkeiten wieder schaffen mußte. Sie war also nicht nur vor vollkommen neue Marktverhältnisse gestellt, sondern mußte sich die Exportmöglichkeiten aus dem Staate selbst, in dem sie produzierte, erkämpfen. Die sudetendeutsche Exportindustrie hatte nicht nur mit den Schwierigkeiten zu ringen, die sich aus der [120] Zollpolitik des eigenen tschechischen Staates und aus dem Widerstand ehemaliger Exportstaaten gegen die sudetendeutschen Waren ergaben, sondern in einzelnen Zweigen einen Konkurrenzkampf um die Ausfuhr mit den staatlich geförderten tschechischen Exportfirmen zu führen.

Dazu kamen noch die zahlreichen Schikanen der untergeordneten Behörden, die den Export der sudetendeutschen Industrie hemmten und schädigten.50

[121] Die staatliche Wirtschaftspolitik förderte z. B. durch Exportprämien, Steuernachlässe und Kreditgewährung die junge tschechische Exportindustrie. Die tschechischen Konsularvertretungen im Auslande leiten alle neuen Aufträge des Auslandes, die nur zu erreichen sind, der tschechischen Wirtschaft zu, während die sudetendeutsche Industrie auf ihre eigene Werbekraft im Ausland angewiesen ist.

Ein im Jahre 1924 erlassener Elbe-Moldau-Umschlagtarif begünstigte offensichtlich Prag und die tschechischen Umschlagplätze, während die deutschen Flußhäfen nicht in den Genuß staatlicher Förderung kamen. Die anbefohlene tschechische Signierung der weltbekannten Saazer Hopfenmarken wurde dazu benützt, um die Konkurrenz des tschechischen Hopfenbaugebietes von Raudnitz mit dem an Qualität überlegenen Saazer zu erleichtern.

Bei Wirtschaftsverhandlungen mit den Exportstaaten müssen die Kompensationen der tschechoslowakischen Handelsdelegationen immer die sudetendeutschen Industrien bezahlen.

Auf Grund der letzten deutsch-tschechoslowakischen Verhandlungen wurde z. B. das Ausfuhrkontingent an Tonerzeugnissen aus der Tschechoslowakei auf ein Drittel verringert. Das bedeutet die fast vollständige Lahmlegung des ohnehin schon stark gedrosselten Exportes und damit einen vernichtenden Schlag gegen die Tonförderung in den Gruben. Da 80% aller Tongruben der Tschechoslowakei im Egerland, im Wildsteiner Gebiet liegen, werden unmittelbar 700 sudetendeutsche Arbeiter mit ihren Familien von Arbeitslosigkeit bedroht. Hunderte von Gewerbetreibenden sind mitbetroffen. Die Gemeinden des Wildsteiner Bezirkes stehen vor dem Ruin.51

Das Regenwasser fällt durch das morsche Dach.

[122]
      Das Regenwasser fällt durch das morsche Dach. Die Stätte froher Arbeit und jahrzehntelangen Unternehmerfleißes ist ein Abbruchhaufen geworden. Systematisch fördert die unfähige Staatsverwaltung den Verfall einer im alten Österreich blühenden Wirtschaft, richtet dreieinhalb Millionen Menschen, die nie den tschechischen Staat gewollt hatten, zugrunde.
Die gleichen Schwierigkeiten werden dem Absatz sudetendeutscher Industrie-Erzeugnisse im tschechischen Gebiet gemacht. Da ist es in erster Linie die staatlich geduldete Boykottpropaganda der tschechischen Schutzvereine, die der sudetendeutschen Wirtschaft den Absatz im Innern des Staates erschwert. Die Jahrzehnte hindurch verkündete Parole: "Svuj k svemu" - "Jeder zu den Seinen" findet bis ins kleinste Dorf Beachtung. Während nun der sudetendeutschen Industrie der Absatzmarkt in den nichtdeutschen Gebieten des Staates immer mehr verschlossen wurde, breitete sich der Absatz der tschechischen Industrie im sudetendeutschen Gebiete aus und schwächte dadurch das sudetendeutsche Wirtschaftsleben.

Ein typisches Beispiel hierfür ist die Errichtung von Verkaufsfilialen und Reparaturwerkstätten der tschechischen Schuhgroßfirma Bata. Bis in die kleinsten Landgemeinden sind die Verkaufsfilialen Batas bereits vorgedrungen. Dadurch werden Hunderte deutscher Schuhmacher um ihre Existenz gebracht.

[122] Bei der Verbreitung tschechischer Waren im deutschen Gebiet fehlt es nicht an staatlichem Druck und Einschüchterungsversuchen durch die im deutschen Gebiet angesiedelten Tschechen, den Verkauf und Kauf tschechischer Industrieprodukte zu tätigen.

Daß die staatlichen Ämter im sudetendeutschen Gebiet ihren Warenbedarf nur mit tschechischen Erzeugnissen decken, die, wenn sie an Ort und Stelle nicht zu erhalten sind, aus der tschechischen Erzeugungsfabrik bezogen werden, ist nach den bisherigen Schilderungen nicht weiter überraschend.

Die Nachteile für das sudetendeutsche Wirtschaftsleben ergeben sich aus dieser Praxis von selbst.



Es ist unmöglich im Rahmen dieser Darstellung alle die staatlichen Maßnahmen aufzuzählen, die in ihrer Auswirkung das sudetendeutsche Wirtschaftsleben schädigten. Die angeführten staatlichen Maßnahmen und Beispiele für die planmäßige Benachteiligung der sudetendeutschen Wirtschaft durch den Staat sollten [123] zeigen, wie der Staat auf scheinbar legalem Wege durch seine Gesetzgebung und die Exekutive durch eine einseitige Anwendung der staatlichen Machtmittel das wirtschaftliche Übergewicht des Sudetendeutschtums zu brechen sucht.

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43Vgl. Verhandlungsschrift über die Tagung der wirtschaftlichen Verbände, Prag. 13. Mai 1920, Deutschpolitisches Arbeitsamt. ...zurück...

44Die angeführten Ziffern werden belegt in La situation des minorités en Tschechoslovaquie, Berlin 1922, IV. S. 8. ...zurück...

45Den Währungsvergleichen dieses Buches liegt die Berechnung 100 Kronen gleich 10 RM zu Grunde, die dem amtlichen Kurs vor der Entwertung entsprach. (1. Oktober 1936 100 Kronen gleich 10.28 RM. Nach der Abwertung, die nicht mehr berücksichtigt werden konnte, 22. Oktober 1936: 100 Kronen gleich 8.77 RM.) ...zurück...

46Der frühere Abgeordnete Dipl.-Ing. Othmar Kallina in Rumburger Zeitung. ...zurück...

47Trotz der maßlosen Verelendung des sudetendeutschen Gebietes wurden 1934 von 396 im deutschen Gebiet vergebenen staatlichen Arbeiten 332 tschechischen Firmen zugeteilt. So vergab z. B. das Landesamt in Prag die Arbeiten für den Neubau eines Amtsgebäudes in der fast rein deutschen Stadt Falkenau im Egerlande an die tschechischen Firmen: O. Prokop Pilsen, Podhaisky A.-G. Hostivar-Prag, Podpera Svetla. - Der Bau der Straße nach Schönau wurde von der Bezirksbehörde Graslitz an einen tschechischen Baumeister vergeben. Im Graslitzer Bezirk wohnen 99% Deutsche und 1% Tschechen. - In Sebastiansborg, einer reindeutschen Stadt im Erzgebirge, wurden durch die Ernährungsaktion des Ministeriums für soziale Fürsorge folgende Unternehmen mit der Lieferung von Lebensmitteln beauftragt: Kartoffeln: Zajmové sdruhener p. zhodniceni brambor, Prag; Mehl: Akciova spolecnost mlynu, Prag; Kunstfett: Frantisek Otta, tovarna na mydla a jedle tuky, Rakovnik; Graupen: Schindler & Jedlin, Slovenske lupacie a mlynske zavody, Bratislava; Gerstenkaffee: GEC,
Gesprengte Porzellanöfen einer Porzellanfabrik bei Karlsbad.

[107]
      Gesprengte Porzellanöfen einer Porzellanfabrik bei Karlsbad.
Die sudetendeutschen Porzellanfabriken führten über 80 v. H. der erzeugten Mengen bis zum Jahre 1929 aus. Durch die falsche Handelspolitik des Staates ging nach 1929 ein Auslandsmarkt nach dem anderen verloren. Das Ergebnis ist furchtbar. Die Fabriken verfallen oder werden im Exekutionswege verschleudert.
Prag. - Das neue, große Hydro-Elektrizitätswerk bei Schreckenstein a. Elbe, bei dessen Bau die sudetendeutschen Arbeiter schwer benachteiligt wurden, wurde nicht mit dem nahe liegenden großen Elektrizitätswerk im deutschen Türmitz gekoppelt, sondern mit einem weit entfernt liegenden Werk der Ustredni elektrarna, einem tschechischen Unternehmen. - Durch eine Manipulation der Böhmischen-Eskomptebank wurden die Tellnitzer Porzellanwerke im Herbst 1935 stillgelegt. Dadurch verloren 600, meist sude- [116] tendeutsche Arbeiter ihren Arbeitsplatz. Die Arbeiterschaft kämpft um die Weiterführung des Betriebes. - Die letzte Porzellanfabrik von Fischern bei Karlsbad soll geschleift werden. Der von tschechischem Bankkapital abhängige Porzellan-Konzern "Epiag" bietet dem Unternehmer 180.000 Kč jährlich durch 10 Jahre, wenn er den Betrieb schleifen läßt. Um die Hunderte von Arbeitern kümmert sich niemand. In Holzbuden, durch die der Wind bläst, wohnen hier 192 Erwachsene mit 153 Kindern. ...zurück...

48Nordböhmisches Tageblatt, Tetschen a. E., vom 18. 9. 1934. ...zurück...

49Zitiert in der Sudetendeutschen Tageszeitung vom 12. 1. 1936. ...zurück...

50Ein typisches Beispiel gibt der Hauptverband der Industrie bekannt: "Eine Firma sandte ihren Vertreter zwecks Kundenbesuches in das Ausland. Die Reise mußte aber infolge unvorhergesehener Schwierigkeiten um eine Woche ausgedehnt werden, was zur Folge hatte, daß die an und für sich von der Nationalbank knapp bemessene Reisevaluta für den zusätzlichen Aufenthalt nicht ausreichte. Der Vertreter verwendete bei dieser Sachlage von den einkassierten Geldern 1000 Kč in der betreffenden Landesvaluta zur Deckung seiner Aufenthaltskosten. Die tschl. Firma hat dies nach Rückkehr ihres Vertreters korrekterweise bei der Revisionsabteilung des Finanzministeriums gemeldet und um nachträgliche Freischreibung der vom Vertreter zusätzlich verbrauchten 1000 Kč für Reisezwecke angesucht. Auf das Gesuch kam jedoch keine Erledigung, sondern es erschien ein Beamter der zuständigen Finanzdirektion, welcher die Erlegung eines Strafbetrages unter dem Titel der Übertretung der Devisenvorschriften verlangte mit der Begründung, daß ja vorschriftsmäßig vorher und nicht nachher angesucht werden müsse. Um sich weitere Unannehmlichkeiten zu ersparen, glich sich die Firma im Ablaßverfahren aus."
      Veröffentlicht in der Sudetendeutschen Tageszeitung vom 28. 12. 1934. ...zurück...

51Reichenberger Zeitung vom 17. 1. 1935. ...zurück...

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gegen 3,5 Millionen Sudetendeutsche
und seine volkspolitischen Auswirkungen.
Kurt Vorbach