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Zum Geleit!
E. W. Bohle, Gauleiter und Staatssekretär, Leiter der Auslands-Organisation der NSDAP.

Dieses Bildwerk vom deutschen Schaffen in aller Welt erscheint in der größten Zeit deutscher Geschichte. Daß dieses Dokument gerade während des Entscheidungskampfes um Deutschlands Größe und Freiheit der Öffentlichkeit übergeben wird, hat einen tiefen Sinn. Wir wissen, daß es zu den Kriegszielen unserer Gegner und vor allem Englands gehört, die deutsche Leistung in der Welt zu verdrängen und zu vernichten. Von dieser Leistung aber soll dieses Werk sprechen.

Auf allen Kontinenten haben deutsche Kaufleute und Ingenieure, deutsche Ärzte und Forscher, deutsche Handwerker, Arbeiter und Bauern in den Ländern, die ihnen Gastrecht gewährten, auf allen Gebieten Überragendes geleistet.

Das vorliegende Werk kann deshalb aus dem Vollen schöpfen. Wohin immer man in der Welt blickt, wird man die Spuren deutscher Pionierarbeit finden. So soll dieses Werk einen Querschnitt geben durch die Errungenschaften deutschen Geistes und deutscher Arbeitskraft, ohne dabei Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu können. Wollte man die deutsche Leistung in aller Welt erschöpfend darstellen, so müßte eine Vielzahl von Bildwerken dieser Art geschaffen werden, um einer so großen Aufgabe auch nur annähernd gerecht werden zu können.

Dieses Werk soll all denen gewidmet sein, die mit ihrem Schaffen draußen für Deutschlands Ansehen gearbeitet haben und noch arbeiten, den Deutschen, die draußen fern der Heimat als aufrechte Nationalsozialisten in der gleichen Volksgemeinschaft leben, die im Reich Wirklichkeit geworden ist. Möge weiterhin dieses Buch der Welt einen Einblick geben in den Umfang und die Größe deutscher Leistung im Ausland, die getragen wurde von den Ewigkeitswerten deutschen Volkstums und die einen Beweis darstellt für den völkerverbindenden Sinn des Wortes:

"Der Nationalsozialist ehrt deshalb fremdes Volkstum, weil er sein eigenes liebt."


Gauleiter

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Das Ehrenmal der Auslandsdeutschen Arbeit
Oberbürgermeister Dr. K. Strölin, Präsident des Deutschen Auslandsinstituts Stuttgart.

Als der Führer und Reichskanzler die schwäbische Gauhauptstadt zur Stadt der Auslandsdeutschen erhob, hat der Leiter der Auslands-Organisation der NSDAP., Gauleiter Bohle, bei der Einweihung des Ehrenmals der Deutschen Leistung im Ausland den tieferen Sinn dieser Auszeichnung Stuttgarts dahin gedeutet, daß die Deutschen im Ausland nun eine eigene Stadt im Reich gewonnen haben, die Deutschland bedeutet für alle, die nicht das Glück haben, in der Heimat zu leben. "Stuttgart ist darum symbolhaft ihre Stadt, die Stadt der Auslandsdeutschen."

Den ehrenvollen Auftrag, allen Deutschen außerhalb des Reiches Heimat zu sein, hat die Stadt Stuttgart als eine hohe Verpflichtung übernommen, stolz darauf, durch ihre geschichtliche Vergangenheit wie auch durch frühzeitig geschaffene und bewährte Einrichtungen für das Deutschtum im Ausland die Erfüllung dieses Auftrags verbürgen zu können. Ist doch Stuttgart und darüber hinaus das ganze Schwabenland mit seinem bedeutenden Anteil an der deutschen Auswanderung schon seit Jahrhunderten durch enge Bande des Blutes und der Kultur mit dem Deutschtum in aller Welt verbunden gewesen. Darüber hinaus hat schwäbischer Werkfleiß und schwäbische Qualitätsarbeit in Handwerk, Handel und Industrie eine starke wirtschaftliche Verbindung des Schwabenvolkes mit dem Deutschtum draußen und mit der Weltwirtschaft schlechthin geschaffen und diese wirtschaftliche Verflechtung ständig enger gestaltet.

Seit dem Jahre 1917 leistet das Deutsche Auslandsinstitut in Stuttgart wissenschaftliche und praktische Arbeit im Dienste des Deutschtums im Ausland. Das vor wenig Jahren errichtete Volksmuseum der Auslandsdeutschen zeigt als ein dem deutschen Pionier draußen gewidmetes Ehrenmal die starke wirtschaftliche, kulturelle und technische Leistung des Deutschen in aller Welt. In steigendem Maße wurde Stuttgart die Stätte wichtigster Veranstaltungen des Auslandsdeutschtums. In den letzten Jahren haben Reichstagungen der Auslandsdeutschen in Stuttgart stattgefunden. Sie sind in großem und festlichem Rahmen in Anwesenheit von zahlreichen führenden Persönlichkeiten aus dem Reich durchgeführt worden.

Die Einrichtung der von der Stadtverwaltung geschaffenen Heime für auslandsdeutsche Schüler und Schülerinnen, sowie für Studierende der Technischen Hochschule, ist überall draußen sehr stark begrüßt worden. Jungen deutschen Handwerkern und Kaufleuten aus dem Ausland sind Wohnheime zur Verfügung gestellt worden, ebenso berufstätigen Frauen und Mädchen, die in der deutschen Heimat hauswirtschaftliche und Handelskurse besuchen wollen.

Die Anwesenheit zahlreicher junger Auslandsdeutscher aus allen Erdteilen in den Stuttgarter Heimen führt zu regem Brief- und Besuchsverkehr mit den Deutschen draußen und läßt so die Stadt der Auslandsdeutschen an vielen Wünschen und auch Sorgen ihrer Volksgenossen im Ausland teilnehmen. Mit Patenspenden von Zeitungen, Zeitschriften, Büchern, Lehrmitteln und Rundfunkempfangsgeräten konnte schon bei mancher Schule und örtlichen Gemeinschaft der Deutschen in Übersee [6] und im europäischen Auslande wenigstens die geistige Verbindung mit dem Mutterlande gefestigt und neu belebt werden.

Es sind aber nicht bloß die Stadtverwaltung, das Deutsche Auslandsinstitut oder die sonst in Stuttgart mit auslandsdeutschen Aufgaben betrauten Dienststellen, es ist die gesamte Stuttgarter Bevölkerung, die sich in den Dienst dieser großen Aufgabe stellt. Diese Aufgabe der Pflege des Deutschtums wird der Bevölkerung nicht bloß überall im äußeren Stadtbild, in der Benennung von Straßen, Plätzen und Gebäuden und im Bildschmuck öffentlicher Räume und Schulen ständig zum Bewußtsein gebracht. Jeder einzelne Stuttgarter ist auch im persönlichen Lebenskreise auf lebendige Verbindung und engste Fühlung mit den deutschen Volksgenossen im Ausland ausgerichtet und so darauf eingestellt, die auslandsdeutsche Arbeit mit tätigstem Anteil zu unterstützen.

Das ganze Leben Stuttgarts wird so gestaltet, daß sich die Auslandsdeutschen in ihrer Stadt wirklich heimatberechtigt und zu Hause fühlen können. Die einzigartige Schönheit der landschaftlichen Lage zwischen Wäldern, Obstgärten und Rebenhügeln, die gastfreundliche Wesensart ihrer Bevölkerung werden die Stadtverwaltung in dieser Absicht unterstützen. Stuttgart hätte sich keinen schöneren und würdigeren Auftrag wünschen können, als er in der Berufung zur Stadt der Auslandsdeutschen gegeben ist.

Mögen bald wieder nach dem siegreichen Ende dieses uns von den westlichen Plutokratien aufgezwungenen Kampfes die Fahnen in Stuttgart in allen Straßen, an allen Häusern flattern zur Begrüßung und zum Empfang der Reichstagung der Auslandsdeutschen!

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Wanderwege des deutschen Blutes und Geistes
Dr. R. Csaki, Leiter des Deutschen Auslandsinstituts, Stuttgart.

Der Führer hat den Anspruch auf deutsches Lebensrecht im Auslande umrissen, indem er als deutschen Lebensraum diejenigen Gebiete bezeichnete, die durch Deutsche kultiviert und zivilisiert worden sind. Wenn natürlich in den einzelnen Ländern Umfang und Tiefe des deutschen Anteils an dem Aufbau der Kultur und Zivilisation auch verschieden ist, so kann doch gesagt werden, daß in Geschichte und Gegenwart kaum ein Gebiet der Erde zu finden ist, an dem Deutsche nicht mitgestaltend beteiligt wären, das also durch die maßgebliche deutsche Leistung nicht auch Wirkungsfeld unserer Arbeit, unseres Menschentums, geworden wäre.

Im folgenden soll versucht werden, diejenigen Gesichtspunkte herauszustellen, die im Verlaufe der außendeutschen Arbeit während der letzten Jahre und Jahrzehnte für das Wesen des deutschen Lebensraumes als grundsätzlich und richtunggebend erkannt wurden.


Deutscher Volksboden

Im Gegensatz zu den anderen großen weltweiten Kulturvölkern, namentlich zu den Engländern, haben die Deutschen neben städtischen Niederlassungen von jeher vor allem bäuerliche Siedlungen im Auslande geschaffen. Das Kennzeichnende der englischen Weltdurchdringung ist die Besitznahme der Erde unter dem Schutze der eigenen Staatsgewalt, unter der politischen und wirtschaftlichen Rückendeckung des Muttervolkes. Selbst in der Vereinzelung, Tausende von Meilen entfernt, fühlte sich der Brite nie verlassen, selbst in fremden Staaten glaubte er so auftreten zu können, als ob er, bloß weil er ein Engländer hieß, auch hier bevorrechtet sei.

Anders der Deutsche. Der Mangel eines einheitlichen Reiches und damit einer ihn vertretenden und schützenden Macht zwang ihn, sich in fremdvölkischer Umwelt sein Heimatsrecht auf eigene Faust zu schaffen. Seit dem 11. Jahrhundert sind ungezählte Scharen deutscher Siedler nach dem Osten gezogen und haben nicht nur den deutschen Volksboden der slawischen Völkerwelt gegenüber vorgetrieben, sondern sie sind weit über den geschlossenen Lebensbereich der Nation hinweggedrungen und haben durch ländliche Kolonisation bodenverwurzelte Gemeinschaft gebildet. Sie haben sich ausschließlich auf ihre eigene Kraft verlassen müssen und waren deshalb gezwungen, einen möglichst kräftigen Ring des Volkstums zu schließen, der in zweierlei seine Hauptstützpunkte fand: erstens in der Erwerbung, Rodung und Bebauung von möglichst viel eigenem Boden und zweitens in der Aufrichtung einer möglichst fest organisierten und fremdem Volkstum gegenüber innere und äußere Schranken wahrenden völkischen Eigenständigkeit. Das Gemeinschaftsbewußtsein der in fremder Umwelt siedelnden deutschen Bauern konnte sich, wollten sie ihre Eigenart bewahren, nicht zur vollen Teilhaberschaft an dem Staatsgedanken, zu dem beglückenden Gesamtverhältnis des vollwertigen Bürgers zum Vaterlande, ausweiten, sondern es blieb beschränkt auf den engeren Heimatboden, auf das Tal und die Flur, die man im Laufe der Geschichte zu einem landwirtschaftlichen Vorbild für die Andersvölkischen gestaltet hatte. Die starke Bodenverwurzelung des volksdeutschen Bauern erklärt sich durch diese Ausschließlichkeit des engeren Heimatbezirkes, mit dem sein Weltbild begrenzt ist.

Bestimmend für die Daseinsform des größeren Teiles deutscher Menschen im Auslande ist jedenfalls die Tatsache, daß sie ihr Schicksal durch Entwicklung eines eigenen Volksbodens viel fester [8] an die neue Wahlheimat knüpfen, als wenn sie nur zu flüchtigem Verweilen als Kaufleute, Seefahrer oder Forscher gekommen wären. Man hat für unsere deutschen Volksgruppen im Auslande gelegentlich die Bezeichnung "Schicksalsminderheiten" gefunden und hat damit zum Ausdruck bringen wollen, daß ihr Dasein durch die Erdgebundenheit auch an das Land und seine Bevölkerung in vielfältigster Weise gebunden ist. Es ist auch für Deutschland als Urheimat jener Millionen außendeutscher Kolonisten und für sein Verhältnis zu den Wohnländern dieser Volksgruppen ein psychologischer Faktor von einschneidender Bedeutung, daß es nicht nur durch seine Weltwirtschaft, seine Technik und Wissenschaft, sondern auch durch soviel Ströme seines eigenen Blutes mit dem Boden fremder Staaten verhaftet ist. Indem Deutschland durch seine Söhne in so vielen Gebieten teilhat an dem urtümlichen Besitz, an dem Boden selbst, ist auch sein Anteil an dem Aufbau jener Länder über alles Materielle und über alle rein geistigen Leistungen hinweg ein viel innerlicherer und für beide Teile viel gefühlsbetonterer als in dem Verhältnis anderer großer europäischer Völker zu diesen Ländern. Dieser Umstand ist bei der Beurteilung der Stellung des deutschen Volkes unter den übrigen Nationen immer mit in Betracht zu ziehen: dadurch, daß Deutschland fast überall zu den anderen Werten noch sein eigenes Volkstum als Grundelement des Aufbaus, nämlich der Bodenkultur, hergab, sind zugleich auch seine Beziehungen zu den Mehrheitsvölkern empfindlicher geworden. Vielleicht ist die Tatsache, daß der Deutsche von den übrigen Völkern kritischer betrachtet wird als seine Konkurrenten, auf diese unmittelbare Nachbarschaft, in der er Haus an Haus und Hof an Hof seit Jahrhunderten mit Fremden auf demselben Boden lebt, zurückzuführen. So tief wie der Deutsche ist kein anderer in den Lebensbereich fremder Völker eingedrungen, denn er teilt ja in Siebenbürgen, im Banat, in der Gottschee und sonst wo in Europa genau so wie in Südbrasilien oder am Llanquihuesee in Chile mit dem eingeborenen Volke dessen ureigensten Besitz: den Boden. In des Wortes eigentlichster Bedeutung hat der deutsche Siedler in aller Welt deutschen Lebensraum geschaffen, denn die Scholle, auf der er sitzt, ist bisher das Dauerndste, Unveränderlichste gewesen, was deutscher Leistung im Auslande zu verdanken ist.


Der deutsche Blutsanteil im Auslande

Während die wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Umfang des deutschen Volksbodens im Auslande heute schon recht weit fortgeschritten sind, stehen wir hinsichtlich der Beurteilung der durch überwiegenden Blutsanteil gegebenen Volkszugehörigkeit noch am Anfang statistischer und bevölkerungsgeschichtlicher Erforschung und Erfassung. Eine eindeutige Bestimmung der Volkszugehörigkeit des außendeutschen Menschen konnte bisher vor allem auf Grund dreier Merkmale getroffen werden:

  1. Sprache.
  2. Politisches, kulturelles und weltanschauliches Bekenntnis.
  3. Rassische Zugehörigkeit.

Wir kennen außendeutsche Volksteile wie z. B. die Siebenbürger Sachsen und die (inzwischen umgesiedelten) Baltendeutschen, deren Volksorganisation so festgefügt und deren völkische Durchbildung bis zum letzten Glied der Volksgemeinschaft so zuverlässig war, daß tatsächlich eine hundertprozentige Feststellung der Deutschblütigen möglich ist. Wir wissen aber auch, daß die Grenzen des Deutschseins und Deutschbewußtseins nicht nur in den großen Städten mit ihrem fluktuierenden Leben, sondern auch auf dem Lande in vielen Volksgruppengebieten sehr schwer bestimmbar sind. Wir wissen weiterhin, daß in vielen Gebieten mit einstmals deutscher Bevölkerung heute jedes bewußte deutsche Leben verschwunden ist, so daß auf Grund der noch geübten Muttersprache und auf Grund des Bekennens zum Deutschtum ein Anspruch auf lebendiges Volkstum nicht mehr erhoben werden kann.

[9] Und doch ist nach unserer fortschreitenden Erkenntnis vom Wesen und von den Auswirkungsmöglichkeiten des Volkstums auch hier nicht jeder Anspruch erloschen. Wir haben im Laufe der Jahrhunderte Ströme deutschen Blutes an das Ausland abgegeben. Nur mit der Hilfe dieses Blutsanteils konnten viele Völker und Länder der Zivilisation und Kultur erst erschlossen werden. Es war ein tragisches, oft aber ein vielleicht gar nicht abwendbares Schicksal, daß dies deutsche Menschentum in der Erfüllung solcher Leistung sich selbst, seine völkische Eigenständigkeit, aufgegeben hat. Es ist für die ungeheure Kulturfunktion, die wir in den Jahrhunderten an den Völkern vollzogen haben, das Wort "Kulturdünger" üblich geworden. In diesem Attribut liegt – unterbewußt von den durch unsere Blutzufuhr höher gezüchteten Völkern her – eine starke Anerkennung und Bestätigung des deutschen Anteils an ihrer Entwicklung, es ist aber für uns selbst eine schwere Entwürdigung und Anklage zugleich darin enthalten. Es wird ausgesprochen, daß die tragfähige deutsche Rasse, ihre Arbeitskraft und Einsatzfähigkeit, gerade gut genug war, um als Dünger auf fremdem Volksboden aufgebraucht und nach fruchtbarer Durchsetzung dieses Volksbodens aufgesogen zu werden. Es ist heute müßig, Betrachtungen darüber nachzugehen, ob ein solcher Vorgang der Selbstentäußerung hätte vermieden werden können. Wir sollten als Deutsche nur feststellen und es die anderen Völker auch nicht ganz vergessen lassen, wieviel sie dem deutschen Anteil an ihrem Aufstieg, abgesehen von allen anderen Einflüssen, auch rein blutsmäßig zu verdanken haben. Was an deutschem Menschentum an andere Völker abgegeben wurde und was in der Geschlechterfolge in der fremden Rasse vollkommen aufgegangen ist, bleibt dem fremden Volkstum verhaftet und ist vom deutschen Volkskörper abgeschrieben worden.

Wenn wir aber durch die neuere Wanderungsforschung und durch die Sippenkunde dem außendeutschen Schicksal im einzelnen nachgehen, so stoßen wir auf solche Erscheinungen, die uns hinsichtlich der Frage, wo für uns die Grenze der Festlegung der Volkszugehörigkeit liegt, doch zu denken geben. Wir stellen fest, daß es nicht nur einzelne Familien, sondern in Dörfern und ganzen Landschaften geschlossen siedelnde Gemeinschaften gibt, die von den beiden oben an erste Stelle genannten Merkmalen des deutschen Volkstums, die zunächst ausschlaggebend zu sein scheinen, keines besitzen: die deutsche Sprache ist entweder ganz erloschen oder im Schwinden begriffen, ein bewußter Anteil am deutschen Kultur- und Geistesleben ist nicht vorhanden, ein politisch oder weltanschaulich verankertes Bekennen des Deutschtums gibt es nicht, ja, es fehlt vielleicht sogar das Wissen um die eigene deutsche Abstammung.

Und dennoch! Eine genauere volkskundliche und volksbiologische Erforschung, eine ahnenkundliche Aufnahme, eine agrarwirtschaftliche Durchleuchtung zeitigt überraschende Ergebnisse: staatliche Maßnahmen, künstlicher Entzug einer völkischen Führerschicht, Mangel eigener Schulen usw. haben wohl bewirkt, daß der Zusammenhang mit deutschem Geistesleben aufhörte, daß sogar der Gebrauch der Muttersprache allmählich zurückging, aber die eigentliche Substanz eines volksmäßig aufgebauten Lebenskörpers blieb dennoch hundertprozentig gewahrt: die Menschen, rassisch betrachtet, waren rein deutsch, volksbiologisch hatten sie sich vollkommen erhalten, aus gesunden bäuerlichen Instinkten heraus hatten sie z. B. nie mit Volksfremden der Umgebung sich vermischt; in ihrem äußeren Gehaben, in ihrer Wirtschaft, im Brauchtum, im Hausbau, in ihren sozialen Anschauungen hatten sie ihre Eigenart und Eigenständigkeit bewahrt. Mit einem Wort, sie waren in den wesentlichen Voraussetzungen der Familie und der Dorfgemeinschaft, sie waren vor allem in ihrem Blut deutsch geblieben. Nur die Bewußtheit dieses Deutschseins war verlorengegangen und fremde Gewalt drohte nun zum Bewußtsein und allmählich auch zum Bekenntnis eines anderen Volkes hinüberzutäuschen. Unsere immer eindringlicher werdende Beschäftigung mit dem zwar nicht mehr bewußten, aber seinem überwiegenden Blutsanteil und seiner ursprüglichen Wesensart [10] nach noch unzweideutig deutsch bedingten Menschentum im Auslande hat zu überraschenden Ergebnissen geführt. In weit stärkerem Ausmaß als wir dieses früher geahnt hatten, gibt es bodenständiges Landvolkstum, aber auch städtisches Bürgertum, das sich in ganzen durchlaufenden Schichtungen sozusagen unter der Decke in seinen biologischen Grundmerkmalen durchaus deutsch gehalten hat, wenn es unter dieser Decke in seiner eigentlichen Natur auch gar nicht in Erscheinung trat, d. h. weder statistisch als deutsch erfaßt wurde noch irgendwie sich kulturell oder politisch auswirkte. Diese Schichten deutsch unterlagerter, im Apparat des fremden Volkstums scheinbar schon ganz eingeschalteter Menschen erleben ohne eine unmittelbare organisatorische oder propagandistische Beeinflussung von außen, also etwa vom Reiche her, heute eine ganz merkwürdige, sich oft nur unterbewußt ankündigende Wandlung, die beweist, daß sie ihrer Blutzusammensetzung und ihrer Wesenart nach eben doch Deutsche geblieben sind: sie fühlen sich vom mächtigen Strom des deutschen Geschehens in der Welt angesprochen, sie gehen diesem Empfinden meistens zunächst auf dem Wege nach, der sie dann ziemlich sicher zum Deutschbewußtwerden hinführt: sie suchen durch die Geschlechterfolge hindurch ihre Abstammung festzustellen und sie erheben sich aus der niederdrückenden Geisteshaltung des Kulturdüngers zu erstem stolzem Gefühl, blutsmäßig, abstammungsmäßig zu dem stärksten und geachtetsten Volke der Welt zu gehören.

Die Frage des deutschen Blutsanteiles auf der Erde wird einer großartigen Lösung zugeführt werden, indem auf diese Weise von selbst wieder all das zum deutschen Volks- und Kulturbewußtsein zurückfinden wird, was seiner natürlichen, d. h. blutsmäßigen, rassischen Konsistenz nach sich rein erhalten hat und nur durch widrige äußere Umstände, durch Zwang und künstliche Abgeschnittenheit, eine Bewußtseinsstörung erlitten hatte. Voraussichtlich wird sich dieser Prozeß einer unerhörten magnetischen Anziehungskraft auch auf solche Gruppen erstrecken, die schon in einer anderen Sprache und damit doch wesentlich in einem anderen Kultur- und Anschauungskreise leben. Diese Wandlung erschiene erstaunlich, denn wer für sich selbst und in seiner Gemeinschaft sich Ausdruck und Empfindung eines anderen Volkes zugeeignet hat, muß doch seelisch schon recht tief darin verwurzelt sein. Und doch werden wir auch solche Rückgliederungen erleben und werden feststellen, daß seelische Umsiedlung letzten Endes nichts Unwahrscheinliches und Unmögliches bedeutet, vor allem deshalb, weil sie die ihrer Substanz nach deutsch Gebliebenen aus einem ewigen, auf die Dauer unerträglichen Zwiespalt heraushebt und ihnen zur Eindeutigkeit ihrer Geisteshaltung verhilft. Sie schwankten zwischen ihrem naturgegebenen deutschen Wesen und der künstlich eingeimpften fremden Art hin und her, und sie werden eine glückhafte Erfüllung darin finden, daß sie nicht mehr zum Kulturdünger, sondern zum selbstbewußten Kulturmittler ihres stolzen Muttervolkes mit dem anderssprachigen Land und Volk berufen sind. Die notwendige Scheidung der Geister wird im Endergebnis volle Klarheit über den Begriff der Volkszugehörigkeit und deren Zuerkenntnis vom Mutterlande her bringen. Als Deutscher wird anerkannt werden, wer aus deutscher Rassezugehörigkeit heraus in der deutschen Sprache und Kultur lebt und sich eindeutig zum Deutschtum und zur deutschen Weltanschauung bekennt. Diese Klarheit wird auch bei denjenigen Deutschen, die früher ein völkisches Zwitterdasein führten oder führen mußten, ihre Leistungskraft und ihre produktive Einsatzfähigkeit im Sinne einer fruchtbaren Verbindung Deutschlands mit dem Ausland in ungeahntem Maße steigern. Der volksbewußte Außendeutsche der Zukunft wird aus den neuen Impulsen des Deutschtums heraus ungleich Größeres leisten können als in der unwürdigen Rolle der Verdammnis zum Kulturdünger.


Volksdeutsche Gemeinschaft

Der Vorgang der einsetzenden "Dissimilation", der gekennzeichnet wurde, bezieht sich auf eine noch nicht annähernd bestimmbare, nach Schätzungen aber mehrere Millionen betragende Zahl [11] von Menschen, die heute noch auf ganz verschiedenen Stufen ihres Verhaltens zu Deutschland und dem Deutschtum stehen. Wir besitzen aber natürlich auch eine Kerntruppe bodenständigen Deutschtums in allen Teilen der Welt, die als fester Ansatz der Kristallisation angesprochen werden muß. Dieser Kern ist um so fester, traditions- und volksbewußter, je organischer seine Gemeinschaftsbildung erfolgt ist. Die organisierte Volksgemeinschaft ist für eine Volksgruppe im Ausland ausschließlicher Maßstab ihrer völkischen, kulturellen und wirtschaftlichen Einsatzfähigkeit. Folgende Merkmale sind typisch für den organisierten Zusammenschluß des Kolonistentums:

Jede kollektive Auswanderung führt in den Siedlern zugleich auch ein Spiegelbild der betreffenden Kulturepoche Deutschlands in das fremde Land mit. Es ist charakteristisch, daß die politischen und geistigen Strömungen, die Anschauungen und Sitten der Zeit, in der die Auswanderer Deutschland verließen, Jahrhunderte lang wirksam bleiben. Auch in der Gegenwart vermeint man in den Pikaden Südbrasiliens die altväterische Art und das soziale Bild Mecklenburgs vor über 100 Jahren wiederzufinden und bei den Siebenbürger Sachsen hat sich im Volksglauben, in Sagen, Märchen, in der Tracht mancherlei erhalten, was unmittelbar auf die rheinische Kulturlandschaft des 12. Jahrhunderts zurückführt. Es liegt etwas Beglückendes darin, daß sich die Urformen des deutschen Volkslebens auf diese Weise an der äußersten Peripherie oft treuer gehalten haben als im Kernland selbst. Für das psychologische Verständnis der im Auslande neu entstandenen deutschen Gemeinschaften ist es außerordentlich wichtig, sich immer vor Augen zu halten, daß die einzelnen Gruppen nach ihrer Ansiedlung auf weite Strecken hin vom Mutterlande getrennt und in jeder Hinsicht auf sich selbst angewiesen waren. Sie erlebten den Fluß der Entwicklung im Reiche nicht mehr mit, sie mußten geistig von dem zehren, was sie an Kulturgütern, an geistigen und seelischen Inhalten, mitgebracht hatten. Sie sahen Deutschland nie mehr, und ihre Kinder konnten nur das weiterentwickeln, was ihnen ihre Eltern an Erbgut weitergaben. Instinktiv haben sie an diesen Werten zäh festgehalten. Wo dieser Instinkt, daß man sich nur behaupten könne, wenn man alles, was sich um dieses Mitgebrachte herumbaute, zäh verteidigte, wirksam bleibt, da setzt auch die Gemeinschaftsbildung der deutschen Auswanderergruppe ein. Die Gruppen konnten nur dann bestehen bleiben, wenn sie den gesunden Drang in sich entwickelten, ihre Eigenständigkeit zu erhalten. Dies geschah durch die Schaffung von organisatorischen Formen für die Verteidigung und Abgrenzung gegen die fremde Umwelt: es bildete sich ein Abstand gegen das Fremde, und in dieser bewußten Abwehrhaltung wurde das Arteigene um so pfleglicher behandelt. Der Abstand zur Umwelt ist der Grundantrieb zur Herausbildung einer artbewußten Volksorganisation im Außendeutschtum.

Diese Volksorganisation mußte den Verteidigungsgürtel um die Volksgruppe so fest schließen, daß grundsätzlich fast alle Attribute, die eigentlich einem größerem Volkskörper eignen, entwickelt wurden. Unsere historischen volksdeutschen Gruppen, die auf eine lange Tradition zurückblicken können, haben sich im Hinblick auf die Entwicklung einer organisatorischen Eigenständigkeit als außerordentlich fruchtbar und fähig erwiesen; sie haben Tausende von Kilometern abseits von Deutschland eigene Schulen und wissenschaftliche Einrichtungen, selbständige Wirtschaftskörper und in eigenem Schrifttum sogar eine Art in sich geschlossenen kleinen Kulturkreis – selbstverständlich auf gemeindeutscher Grundlage – gebildet. Es ist überaus reizvoll, solcher auf Freiwilligkeit aufgebauter Gemeinschaftskraft nachzugehen, die von den primitivsten Formen der Urwaldrodung an bis zu höchster schöpferischer, geistiger und künstlerischer Kollektivleistung vorgestoßen ist. Wenn unser bodenständiges Außendeutschtum an Leistung nichts anderes hervorgebracht hätte, als daß es in fremder Umwelt deutsches Volksgut mit bewußtem Abstand und in kraftvoller Eigenständigkeit weiterentwickelt hätte, so wäre damit schon sein Daseinsrecht erwiesen. Dies Dasein im Sinne des Gesamtvolkstums erfährt in unseren Tagen deshalb eine besondere Genugtuung, weil [12] die Entwicklung im Mutterlande vielfach an die in der Volksgruppe noch frisch sprudelnden Quellen ursprünglicher Volksüberlieferung, die im Reich schon verloren schienen, unmittelbar anknüpfen kann.


Fremdes Volkstum als Nachbarschaft

Der Deutsche im Ausland lebt nicht im luftleeren Raum, er ist nicht nur den Einflüssen des Klimas, der Landschaft, sondern auch der täglichen Berührung mit Menschen fremder Rasse und Sprache ausgesetzt. Nicht nur der Mann in den Großstädten, sondern auch der Kolonist auf dem Lande steht in der dauernden Auseinandersetzung mit fremdem Volkstum. Es gibt nur sehr wenig volksdeutsche Siedlungsgebiete, die einigermaßen geschlossen deutschen Siedlungsraum und nur von Deutschen bewohnte Ortschaften aufweisen. In den allermeisten Fällen hat es die bewußte Siedlungspolitik der kolonisierenden Stellen, hat es die zahlenmäßige Unzulänglichkeit des angesetzten deutschen Menschentums oder haben es geschichtliche Rückschläge bewirkt, daß die einzelne volksdeutsche Gemeinde gemischtsprachig ist. Der deutsche Bauer im Auslande sitzt Haus an Haus, Feld an Feld mit seinem andersvölkischen Nachbar. Dieser Umstand ist volkspsychologisch grundlegend für die Voraussetzungen des außendeutschen Daseins. Es handelt sich fast durchgängig um die unmittelbare Symbiose des Deutschen mit den anderen.

Wenn wir im vorangehenden Abschnitt von dem geistigen Abstand, von dem seelischen Verteidigungsgürtel sprachen, den der Volksdeutsche dem Fremden gegenüber wahrt, so scheint die Kluft, die sich da auftut, sehr wenig für die Möglichkeit eines einigermaßen friedlichen Zusammenlebens innerhalb ein und derselben Dorfmark zu sprechen. Es ist nun ein weiteres kennzeichnendes Grundmerkmal, daß der deutsche Siedler, obwohl er seine Eigenständigkeit in bewußter Unterscheidung gegen alles Fremde aufbaut, dennoch in guter Nachbarschaft mit den anderen zu leben weiß. Es sind dies die beiden Komponenten seines Lebens und zugleich die Faktoren seiner gedeihlichen Wirksamkeit auch im Interesse der mitwohnenden Völker. Es ist eine sehr eigentümliche, aber, wie die Praxis zeigt, eine mögliche Lebensform, daß dieser deutsche Bauer in seiner Gemeinschaft (Kirche, Schule, Verein, wirtschaftliche Organisation) ein Eigenleben führt, aber außerhalb dieser ganz genau abgegrenzten und auch von den Fremdvölkischen respektierten Konvention doch sowohl ein menschlich gutes als auch praktisch wirtschaftliches Einvernehmen mit dem Nachbarn pflegen kann. Nur indem er diese beiden Lebensbereiche streng und klug auseinander zu halten und andererseits an gehöriger Stelle wieder miteinander zu verbinden weiß, kann der Außendeutsche seine über dem Zweck der eigenen Arterhaltung liegende allgemeine Aufgabe erfüllen, nämlich den Nachbarvölkern auf allen Gebieten des Fortschrittes Pionier und Lehrmeister zu sein. Je unmittelbarer die Nachbarschaft, um so stärker die völkische Notwendigkeit, sich rassisch rein zu erhalten, um so größer allerdings auch die Möglichkeit einer kulturellen Hebung der anderen. Je mehr der deutsche Bauer seinen kollektiven Abstand den anderen gegenüber wahrt, um so höherstehend wird er bleiben, und um so wirksamer wird er seine Kulturaufgabe des Beispiels für andere erfüllen können. Er kann dies auf die Dauer nur aus der deutschen Gemeinschaft und den durch diese gegebenen höheren Werten und Fähigkeiten heraus. Sobald der Deutsche seine organisierte Gemeinschaft aufgibt, lösen sich diese Kräfte auf. Es ist daher in noch höherem Sinn eine Aufgabe der Andersvölkischen und vor allem auch der Staatsführung, die volksdeutsche Organisation aus ureigenstem Interesse zu fördern und in deren bewußt abgegrenzter Eigenständigkeit keine Einengung oder schädliche Abschließung zu sehen, sondern ein Mittel, höhere produktive Leistungen und Kulturwerte nicht absinken zu lassen. Der beste "Kulturdünger" für jeden Staat ist stets der organisierte Deutsche im Verbleib seiner Besonderheit als das schöpferische Element jeder Landschaft, in die er verpflanzt wurde.

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Außendeutschtum und Mutterland

Die deutschen Menschen im Auslande können auch ihre Hauptaufgabe dem Mutterlande gegenüber nur dann erfüllen, wenn sie dies aus einer geschlossenen Gemeinschaft heraus tun. Es ist typisch in der Entwicklung solcher Gemeinschaften, daß, nachdem in den ersten Zeiten der Ansiedlung die Fäden des Zusammenhanges mit dem Mutterlande abrissen, später von der zu einem politischen Körper zusammengewachsenen Einheit her um so betonter vor allem alle diejenigen Verbindungen gepflegt wurden, durch welche die Volksgemeinschaft ihre Kulturnähe mit dem Mutterlande aufrecht erhält. Die Bildungsmöglichkeiten, die durch die gemeinsame Sprache erleichtert sind, werden voll ausgenützt, um Handwerker, Hochschüler, Fachschüler, Landwirte, Kaufleute, Techniker in Deutschland sich ein überdurchschnittliches Können erwerben zu lassen, das sie dann in der volksdeutschen Heimat zu Nutzen des ganzen Landes auswerten können. Gesetzt den Fall, die Volksgruppe löste sich als lebendig wirkender Organismus auf, die deutsche Muttersprache ginge verloren, das Bewußtsein der Volks- und Kulturzugehörigkeit erlöschte, so würde damit im Gefolge auch die zum Mutterlande hin und vom Mutterlande her auf Grund der gemeinsamen Rasse und Sprache gepflegte Wechselseitigkeit aufhören und damit natürlich auch die Möglichkeit, daß die im Lande wohnenden Deutschen als die gegebenen Vertreter der deutschen Kultur, Technik, Wissenschaft dem Land und seinem Volk die Segnungen dieser Verbindung zugänglich machten.

Das Mutterland selbst aber ginge des Vorteils verlustig, den es für seine wirtschaftlichen und geistigen Beziehungen in dem anderen Lande durch das Vorhandensein einer in sich geschlossenen, landeskundigen, eingeborenen deutschen Bevölkerung von vornherein den konkurrierenden Mächten gegenüber besitzt.

In gesteigertem Maße wird die nächste Zukunft solche Verbindungen als wesentlich erscheinen lassen.


Deutschlands Wechselwirkungen mit anderen Völkern

Es wird bei der Verdichtung und Vervielfältigung des reichsdeutschen Wirtschafts- und Kulturverkehrs und bei der Notwendigkeit, angesichts der deutschen Machtsteigerung die geistigen Wirkungen nach dem Auslande hin zu intensivieren, zwangsläufig eine Erweiterung unseres Horizonts an Auslandskenntnissen und eine Vertiefung des Verständnisses für fremde Nationen erreicht werden müssen. Die Auslandskunde als eine planmäßige Zusammenfassung aller auf die Erforschung des Auslandes zielenden Wissensgebiete wird ein Hauptstudium der vielen jungen Menschen sein, die in Zukunft in irgendeiner Eigenschaft zum Einsatz im Auslande gelangen. Es geht, aufbauend auf diese wissenschaftlich-erkenntnismäßige Erfassung des Auslandes, im Endziel um richtige Völker- und Menschenbehandlung von hoher Warte aus, damit Deutschland sich in ein nicht nur außenpolitisch bedingtes, sondern psychologisch auf weite Sicht tragfähiges Verhältnis zu den Dingen im Auslande einstelle.

Die Ausstrahlung deutschen Wesens im Auslande erfolgt einerseits mittelbar durch das Medium der dort einheimisch gewordenen Volksgenossen, andererseits unmittelbar durch Einflüsse vom Reiche her. Unsere im Auslande lebenden Volksteile sind uns daher ein wichtiges Mittel der Wirkung, ein Unterpfand unseres Ansehens und Gewichts. Aber auch die vom Reiche her Kommenden müssen die richtige Einfühlung und den nötigen Überblick schon mitbringen. Im Zusammenwirken all dieser Kräfte soll in Zukunft alles ausgewertet werden: die natürliche Kenntnis der im Auslande Geborenen, die wissenschaftliche auslandkundliche Unterbauung vom Reiche her, um die deutsche Weltdurchdringung so zu gestalten, daß sie sich zum Wohle der Völker auswirkt, daß aber gleichzeitig deutsches Blut und deutsche Kraft nie mehr in fremden Kanälen verströmt, sondern bei aller Hilfestellung für die anderen letzten Endes doch nur ein Hochziel kennt: deutsches Volkstum!

[14]
Deutsche schaffen in aller Welt
Professor Dr. K. Haushofer, Generalmajor a. D., Vorsitzender der Bundesleitung des VDA

"Unser Gruß sei die hilfreiche Tat!" – So klang ein Segenswort für einen volksdeutschen Tag auf uraltem deutschen Kulturboden, der doch mehr als sechs Jahrhunderte vom Reich getrennt war. Mit ihm hat Rudolf Heß uns einen Leitspruch für weltumspannendes Schaffen und Wirken überhaupt gegeben, der weit über den damals unirdisch schönen mittelalterlichen Marktplatz von Eger hinaushallte, über den hinweg er in einen abendlichen Gewitterhimmel hinein erstmals gesprochen war. Bejahend und verheißungsvoll leuchtete dazu gerade gegenüber aus dem abziehenden Wettersturm ein Blitzstrahl herunter auf die lauschende Volksgemeinschaft, im Augenblick des Heilrufs auf den Führer, in den die Feier ausklang. Er ist als Vorzeichen von Tausenden empfunden worden und war ein Sinnbild weit über dieses schöne Stück heimgekehrten Volksbodens hinaus für das Schaffen der Deutschen in aller Welt.

Immer hat es sich mit höherer Anspannung der Kräfte, mit herberer Mühe, mit mehr Wagnis und Gefahr vollzogen, als bei allen anderen Großvölkern der Erde. Das lag tief in der Mittellage und den fast unberechenbar ausstrahlenden Grenzen deutschen Volkstums begründet, die freier für fremden Zugriff, offener für außenbürtiges Einströmen von Einflüssen der Kultur, Macht und Wirtschaft waren, als die aller andern, mehr geschlossenen Lebensräume von Großvölkern, aber auch bereiter, ihr Bestes, ihre Leistung, ihr Können, ihre Persönlichkeit ausströmen zu lassen in alle Welt. Viel hat der Deutsche darüber an irdischem Hab und Gut verloren, weil er oft in seinem faustischen Drang zu weltweiter Wirkung des eigenen Blutes und Bodens und ihrer großzügigen Verschwendung, die er trieb, zu wenig Acht hatte. Spät genug lehrte ihn bittere Erfahrung, sich drinnen und draußen "Buten und Binnen" zusammenzuschließen und um eine Fahne zu stehen. "Wenn Du im Land der Träume Dich verweilet, so spricht der Gott, dann hadre nicht mit mir" – aber tu's nicht wieder!

Dafür kann er mit Stolz sagen: es gibt kein gedeihendes Land und keinen Lebensraum der Erde, in dem nicht deutsche Kulturleistung rühmlich bestände, bei vielen nach eigenen Worten der Führer dieser Erdräume wesentlich zu ihrer Entwicklung beigetragen habe, so sehr sogar, daß viele von den Kulturträgern sich völlig an's fremde Wesen verloren und darin aufgingen.

Keinen Unterschied machte es dabei, ob diese Räume festländisch oder ozeanisch vorbestimmt waren, ob sie der Heimat glichen oder ihr wesensfremd waren: ehrlich gedient ist ihnen immer worden! – Wenn 1919 in dem grauenvollen Widersinn des Undanks von Versailles das Gedächtnis aller dieser Leistungen Deutscher in aller Welt ausgelöscht schien und dem faustischen Idealisten unter den Weltvölkern die Lust zu weiterer Hingabe seiner Persönlichkeit für Hochziele der Menschheit aus seiner Volkheit heraus, aber außerhalb von ihr, vergehen konnte, so schrieb uns doch, noch ehe die raumpolitische Erneuerungsleistung des deutschen Führers Außenwelt und Umwelt aufhorchen ließ, ein redlicher amerikanischer Geograph aus reiner Gewissenspflicht seiner nüchternen Wissenschaft heraus das tröstende Wort: "So wurde Deutschland alles dessen beraubt, was es in einem halben Jahrhundert zuvor erworben hatte. Seine asiatischen und afrikanischen Kolonien wurden [15] unter andere Nationen verteilt, die davon bereits im Überfluß besaßen, ohne einen Überschuß an menschlichem Material zu haben, um sie zu bevölkern. Vom politischen Standpunkt gesehen, mag der Pakt von Versailles ein Dokument ersten Ranges sein. Vom Gesichtspunkt der angewandten Erdkunde aus läßt er an der Zukunft Europas verzweifeln; wir haben mehr als einen guten Grund, zu glauben, daß jene skeptischen Delegierten neutraler Mächte in Versailles nicht unrecht hatten, die in Versailles vorschlugen, Lloyd George (der noch lebt) und dem verewigten Herrn Clemenceau ein Schulhandbuch der elementaren Geographie zu verehren."

So der wackere Amerikaner Hendrik William van Loon noch 1936! Es hätte nichts geholfen; aber es bedeutet doch für uns die transatlantische Ermunterung, mit dem deutschen Schaffen in aller Welt ruhig fortzufahren, – da wir eben nicht an der Zukunft Europas verzweifeln wollen, sondern glauben, daß wir als Herzland Europas an diese Zukunft glauben müssen und daß die kulturpolitischen Aufgaben Europas gerade gegenüber der Zukunft der Menschheit noch längst nicht erfüllt sind, sondern gerade in ihrer zusammenfassenden Wirkung weltüber fortbestehen, in jener Art, der die großen Auslandsdeutschen draußen zumeist gedient haben. So scheint es uns besonders dankbar, in diesem Werk den Aufbauanteil der Deutschen im Selbstbesinnungswerk der einzelnen großen Erdräume nachzugehen, soweit es nicht überhaupt der Selbsterkenntnis des ganzen Erdballs und der Erde als Weltkörper diente.

Bei einem solchen Versuch aber brennt jeden redlichen Forscher die Qual der Wahl des Ansatzpunktes. Zahlenmäßig weitaus am meisten deutschen Krafteinsatz getrunken hat außerhalb Europas und jenseits der Meere, die es umrauschen, die "Neue Welt" beim Aufbau ihrer 21, heute durch eine 500 km tiefe Schutzzone umrahmten Lebensformen. Eine einzigartige Rolle kommt dabei Alexander von Humboldt zu, dessen auf höchster kulturpolitischer und menschlicher Höhe stehendes, vom Befreier Südamerikas in rührenden Gedichten gefeiertes Verhältnis zu Simon Bolivar wahrscheinlich den zündenden, entscheidenden Funken zur befreienden Tat in die Feuerseele des ersten "Panamerikaners" warf, nachdem er lange zuvor die träge gewordene spanische Krone vor dem Verlust warnte, den sie mit den ungeheuren Entwicklungsmöglichkeiten Südamerikas erleiden würde, wenn eintrat, was der große deutsche Raumdenker voraussah und anregte.

Wir kennen in Nordamerika natürlich viel mehr Deutsche, deren Schaffen unzertrennlich mit dem Aufblühen dieses "Landes der unbegrenzten Möglichkeiten", von "Gottes letzten Geschenk an die Menschheit" verbunden ist. Kein noch so hundertprozentiger Yankee wird die Namen eines Steuben, eines Karl Schurz aus der Geschichte der Vereinigten Staaten wegdisputieren können, noch die Tatsache, daß mindestens dreißig vom Hundert deutschen Blutanteils im Bevölkerungsaufbau der Vereinigten Staaten stecken, – weit mehr noch – Dank den Pennsylvania-Deutschen –, in Pennsylvania, oder in Texas, oder im "German belt". Sutter, der Goldfinder, ist ursprünglich nicht Schweizer gewesen, sondern landflüchtiger Badener; Astoria wurde von einem Pfälzer mit seinem Namen begabt, wie noch viele andere noch ungleich deutscher klingende, zum Teil auch umgetaufte Bevölkerungsballungen; die Lagegunst von Seattle hat als erster ein Deutscher erkannt, und Deutsche in großer Zahl haben im Mexiko-Feldzug, im Sezessionskrieg, leider auch zu Ende des Weltkrieges gegen das eigene Blut, die Schlachten des Sternenbanners geschlagen.

Argentinien und Chile wissen, Brasilien verleugnet heute, was ihre weiten Räume den Deutschen und ihrem Schaffen für sein Werden verdankten. Aber dafür zeugen zu Viele, als daß es so leicht zu verwischen wäre.

Fesselnder, aber auch viel schwieriger noch ist die undankbarer scheinende und doch dankbare Arbeit, den Pfaden nachzugehen, auf denen sich deutsches Blut, deutsche Leistung und deutsche Seelenkraft [16] in die weiten indopazifischen Räume, in die Welten der noch bestehenden oder bereits zu Grunde gegangenen, dort bodenständigen Hochkulturen und ihrer Reiche hineinwagte, scheinbar verlor und doch wieder oft unerwartete Wiederauferstehungen feierte, und auf denen deutsches Schaffen, zuweilen mit letzten Durchbruchszielen doch noch am Pazifischen, am Indischen oder Südatlantischen Ozean, selbst in Arktis und Antarktis, bei der Erschließung Eurasiens und Afrikas tätig war.

Für Eurasien mußte der Deutsche, der dort im großen Stil schaffen wollte, ja zudem immer noch das nur selten freundliche Mittel der slavischen Landschaften und der Völker des Islam durchschreiten; er hat an deren Widerstände – wie das Los der Balten, der türkischen Sendungen zeigt – unendlich viel Kraft verbrauchen müssen, wenn es auch ein Deutscher, Schlözer, war, der den Begriff des "Panslawismus" formte und ihm das erste Leben gab. Ein anderer Deutscher, Herder, war es, der verstummte Stimmen und Zungen des Ostens wieder zum Erklingen brachte; viele Deutsche haben dem Machtstreben der großen, ungefügen Reichsbildungen der Slaven erst Formen gegeben, wozu sie von Polen, Russen, Tschechen ins Land gerufen wurden; wiederum Deutsche konnten des Dänen Bering Funde für die Begründung der pazifischen Stellung Rußlands auswerten; andere haben fremder Macht in Hochasien vorangearbeitet. Sie starben wohl dafür, wie der eine der drei Brüder Schlagintweit, wie Filchner beinahe gestorben wäre.

Dort am meisten vielleicht haben wir erlebt, wie oft sich die Werke, die dem Schaffen der Deutschen in aller Welt entsprangen, sich in geistigen und körperlichen Waffen wider die Heimat kehrten. Vielleicht ist deshalb dort und in Südafrika die Notwendigkeit zuerst empfunden worden, schützende Hände über den draußen Schaffenden zu halten, ihr Werk zu sammeln und vorbeugend zu verhindern, daß es im heiligen Eifer des Fortwirkens dem Ausgangsland zum Schaden gerate. Wo am rückhaltlosesten mit vollen Händen gesät worden ist, empfand man vielleicht auch zuerst die Notwendigkeit des Sammelns, des Zusammenfassens so opferfreudig verschwendeter Arbeit, des Bewahrens so freiwillig dem Herzen der Volkheit entströmenden Blutes, einer Auslands-Organisation nach vielen andern Völkern, die längst solche hatten – wenn auch natürlich jede solche Bindung einen nur ihrer Volkheit arteigenen Wesenszug haben muß.

Staunenswert bleibt es, was – ehe eine solche Zusammenfassung der Leistung bestand – von einsamen Kulturpionieren, von Einzelkämpfern ohne Heimat- und Volksgruppenrückhalt, an Blut, Geist, Kulturleistung, Seelenkraft und Wirtschaftskunst mit vollen Händen über den Erdball ausgestreut worden ist; wenn auch mit tiefem Leid festgestellt werden muß, wie viel davon schon vor dem Einsatz der Wirkung hat vergeudet werden müssen, weil fast jeder Einzelgänger von vorne an hat bauen müssen, oft ohne die schon von Andern geschaffene Vorarbeit überhaupt zu kennen. Wie viel verlorene Steigungen sind auf allen diesen Einzelpfaden, die eine planvolle kulturpolitische Sammlungsarbeit, ein Wegebau von vornherein den Einzelpfadsuchern und auserwählten Findern hätte sparen können – und nun erspart! Wie viele starben am Wege, ohne auch nur die Pforte zur Wirkungsmöglichkeit erschaut zu haben, geschweige denn das Land ihrer Seele, das sie gesucht hatten.

Wer in diese Bilderreihe Aufnahme gefunden hat, dem ist wenigstens dieses Leid erspart geblieben, der Erfolg hat ihn gekrönt, wenn auch die Kränze der kulturpolitischen Helden im Außendienst der Kultur oft erst auf Särge gelegt werden.

Dabei ward so mancher im Heimatland – (und das gehört zu den Tragikomödien unter den Erfahrungen der AO., wie der Wissenschaften, die sich mit den Einzelleistungen der Kulturpioniere befassen) – nur dadurch nebenher in die Unsterblichkeit gerissen, daß er versuchte, einem großen Auslanddeutschen diesen Kranz zu versagen, sein Schaffen in aller Welt zu hemmen, wie jener Vorsitzende eines deutschen Ärztetags, der dem besten Japankenner unter den Deutschen seiner Zeit, Erwin [17] von Bäz, – der das Vertrauen des Meijikaisers besaß und seines ganzen Beraterkreises, wie wenige im Sonnenaufgangslande, einen Vortrag über das Wesen der Japaner versagte, weil "dafür kein Interesse bestünde". Das Dreieck Berlin–Rom–Tokio hat ein Menschenalter später enthüllt, daß ein sehr starkes Interesse für einen solchen Vortrag bei den Spitzen der deutschen Naturwissenschaft und Kulturpolitik hätte bestehen müssen, um beiden hauptbeteiligten Reichen drei Jahrzehnte blutigen und verlustreichen Umwegs zueinander zu ersparen! Es ist ein schwacher Trost, daß auch England einem Stamford Raffles die Gründung von Singapore eigentlich lebenslänglich nicht verzieh, und Hongkong aufgeben wollte, daß es also auch dort nach einem japanischen Volksspruch, "unter der Leuchte gelegentlich am dunkelsten ist". (Tôdai moto kurachi!) Das gilt also auch für ein "Foreign office" (Ausw. Amt).

Aber solche Erfahrungen mahnen den gesichert lebenden Binnenländer überhaupt, vorsichtig zu sein, wenn er auswärtiges Schaffen und Auslands-Organisationen bekrittelt, damit er nicht mit einer Denkschrift in die Unsterblichkeit gerate, wie jener Ordinarius der Physik, der die Unmöglichkeit des Zeppelinfluges mit allen Künsten der Wissenschaft nachwies, als der Graf beinahe schon geflogen war. Solche Kränze hängen für alle Spießbürger bereit, die nicht in solchen Bilderreihen, wie dieser, zu lesen vermögen, wie der Opferdienst auf Außenposten, im Vorfeld der Kultur und in ihrem Großkampf weltüber die Züge der Pioniere zeichnet und schärft, wie sich das beständige Leitwort: "Lebe gefährlich" im Heldenleben auch äußerlich ausprägt. Satte Zufriedenheit, Fügsamkeit in "Ordnung als erste Bürgerpflicht" spiegeln die Köpfe der Auslandsdeutschen sehr selten wieder; meist erst in den Jahren der Erinnerung, wenn sie in seltenen Fällen vom Schicksal gewährt werden. Allzuoft rafft ein frühes Verbrennen des doppelt gebrannten Lebenslichtes die schöpferischen Männer jäher hinweg, als daß sie das Buch ihres Lebens, von dem die meisten sprechen, auch schreiben könnten. Dann ringt die Volkheit mühsam dem selten gesammelten Nachlaß die Erfahrungen ihrer Vorkämpfer draußen ab und fragt sich im Stillen: "Warum haben wir ihn nicht mehr gefragt, als er noch als Lebender unter uns weilte, und seinen Rat gehört, solange wir ihn nutzen konnten?"

Diesem Verlorengehen unersetzlicher Geistesleistung für das Weltbild des eigenen Volkes will die Auslands-Organisation vor allem durch ihre Arbeit vorbeugen. Darum führt sie zunächst einmal diesen erlesenen Kreis dem Heimatvolk vor.

Wer immer den Versuch macht, auch nur auf einem beschränkten Arbeitsfeld, das er zu übersehen vermag, der Riesenleistung des Auslandsdeutschtums nachzugehen, wie wir es im Indo-pazifischen Bereich und Raum für die deutsche Kulturpolitik versucht haben, der weiß, daß Vollständigkeit für eines einzelnen Menschen Kraft unerreichbar ist. Es lassen sich nur ein paar Beispiele im Lichte der eigenen Auslands-Erfahrungen erhellen, wie etwa ein Scheinwerfer mit seinem suchenden Lichtkegel über ein ungeheures Gebiet hintastet. Aber schon die suchende Arbeit eines einzelnen, etwa den Spuren der von ihm behandelten Auslandsdeutschen mit einer roten Feder nachfahrend, würde den Erdball in ein dichtes Netz deutscher Kulturfäden hüllen.

Dabei begegnen selbst den auf ihre wissenschaftliche Urteilsschärfe stolzen Mutterländern solche Irrtümer, daß sie einen Naturforscher vom Range des Straubinger Patriziersohnes Ulrich Schmiedel, den ersten deutschen Durchquerer des Chaco in Südamerika, Mitgründer von Buenos Aires für einen abenteuernden Landsknecht durch die Mehrzahl ihrer Literaten erklären lassen, bis ihn eine werdende Großmacht über See als eine der ersten Autoritäten über ihre Entstehungsgeschichte anerkennt und seine Ausgaben in Luxusdrucken wieder durch die Presse gehen. Oder der Nachlaß eines Engelbert Kämpfer, – dessen Originalbände heute höhere Preise erzielen, als die Summe, für die fast sein ganzer Nachlaß ins Britische Museum geriet, – kann mühsam durch eine zufällig erhalten gebliebene Abschrift nach dem kümmerlichen Hinscheiden des besten Kenners von Iran, Indien und Japan im 18. Jahrhundert, [18] 1777 im Lemgo teilweise herausgegeben werden. Oder ein Varenius verhungert irgendwo im Holländischen, weil Deutschland kein Brot für ihn hat.

Hand aufs Herz! Wie viele in Binnendeutschland wissen auch, daß die Besten der militärischen Führer Deutschlands im 19. Jahrhundert wertvollstes Erfahrungsgut eben ihrer Berührung mit dem Auslandsdeutschtum verdanken; Moltke in der Türkei, der alte Yorck von Wartenburg im niederländischen Kolonialheer, am Kap, Gneisenau in Amerika, Goeben in Spanien, daß ein Deutscher die Stätte des ostasiatischen Teufelspflügens fand und zur Festung für Lihungtschang umbaute, Hanneken in Port Arthur; ein anderer Deutscher die japanischen Feldzugspläne auf das Festland entwarf und während des ganzen Weltkrieges in den Militärbildungsanstalten in Tokio Totenehrendienste genoß: Meckel! Wer kann auf Anhieb sagen, wem wir vermutlich die vornehme Haltung von Chile im Weltkrieg verdanken, wo ein anderer Moltke mit seinem Heldentod, ein Körner, ein Kiesling eine so glückliche Erzieherrolle spielten, wie Andere in Argentinien, in Columbien? Weiß jeder Deutsche, hört er in der Schule, daß ein Deutscher an der ersten Durchquerung Australiens zum Märtyrer wurde? Wem Australien seinen Weinbau verdankt? Wie Viele pflügten im Krieg und Frieden unbekannt und zogen doch Furchen von weltbewegender Bedeutung, wie die fünf Generalgouverneure Niederländisch-Indiens aus deutschem Blut?

Das sind Zufallsgriffe in eine Fülle uferlos anströmenden Stoffes, herausgegriffen aus der bloßen Erfahrung mit den großen Auslandsdeutschen, die irgendwie die Zugänge zum Indo-Pazifischen Großraum umdrängten. Steckte doch schon deutsches Kapital in Magellans erster Weltumseglung! Dabei ist der Kolonialgründer noch gar nicht gedacht, nicht der Erschließer der deutschen Südsee, der Schöpfer unserer Schantungstellung, nicht eines Peters und eines Hermann von Wissmann, die Deutsch-Ostafrika zum erstenmal und zweitenmal eroberten, und des Mannes, der es den ganzen Weltkrieg über hielt, Lettow Vorbeck, und seiner Getreuen, der Männer von Deutsch-Südwest, von Kamerun und Togo, das wieder in seiner Art ein kleines und dennoch weltbekanntes Kolonial-Ausfuhr-Musterlager war.

Was endlich bedeutet es für unsere Ehre als Erschließer altgeschichtlicher, neu zur Selbstbestimmung aufgestiegener Erdräume, wie Groß-Irans, wenn auf Kriegskarten der Verbündeten, wo anderwärts Armeen stehen, nur die beiden Namen Niedermayer und Wassmus prangen, denen vom britischen Weltreich die Schuld gegeben wird, daß ihnen die Kapitulation von Kutelamara zur Last falle und der dritte Afghanenkrieg, und daß sie viele Divisionen von den Stellen abgehalten hätten, wo sie notwendig gebraucht worden wären: zwei Männer nur, aber ganze! Beides war aber doch nur dadurch möglich gewesen, daß sie vorher mit unvergleichlichen Persönlichkeitsleistungen in weite, wesensfremde Kulturlandschaften und Volksseelen eingedrungen waren, sich eingefühlt hatten, so daß der eine allein bis zum Friedensschluß örtlich Krieg gegen ein Weltreich führen konnte, der andere allein als Islampilger durch Afghanistan, Russisch-Turkestan und Iran zog, bis er den Anschluß an türkische und deutsche Truppen gewann, und in seiner Folgewirkung einen der unrühmlichsten Friedensschlüsse Englands mit Afghanistan, den Frieden von Rawalpindi verbuchen darf. Sagt doch kein geringerer, als sein britischer Gegner Sykees, drüben als erster Kenner Irans geltend, daß die deutsche Expedition ohne Niedermayer nicht über Aleppo hinaus gekommen wäre; er teilt ihm also einen Auftrieb zu, aus dem zuletzt der Wiederaufstieg Afghanistans und Irans zur Selbstbestimmung als Nebenwirkung entsprang. Haben wir solche im Krieg bewährte Leistung im Frieden ausgewertet? – Wenn man uns Deutsche in solchen Fällen mit einem bösen Unterton als "Salz der Erde" bezeichnete und die Schuld gibt, daß fromme Völkerherden sich gegen ihre gottgewollten Ausbeuter und Dränger auflehnen, so erinnern wir uns, daß die Erziehung der Völker zur Selbstverwaltung wohl eben im britischen Schrifttum am häufigsten als "the white man's burden" bezeichnet worden ist, und daß uns [19] ein berühmter britischer Kolonialschriftsteller versichert, man dürfe sich nicht wundern, wenn eine so oft wiederholte Versicherung von den farbigen Altkulturvölkern ernst genommen werde.

Ist es da nicht eine Menschheitspflicht, wenn tätige Auslandsdeutsche den Kolonialmächten alten Stils dabei helfen wollen, daß diese mühevolle Aufgabe eher erreicht werde und die Bürde früher abgebürdet werden könne?

Der strafende Ernst hinter der bitteren Ironie aber läßt uns aussprechen, daß eben die Pflicht höchster Entwicklung der Tragkraft der enger und enger werdenden Erde eine gerechte Verteilung des Raumes nach der Leistungsfähigkeit der Großvölker fordert. Dafür ist die Auswahl der Besten und ihre Bewährung unter den verschiedensten Klimalagen und Bodenwerten eine notwendige Voraussetzung. Von solchen Gesichtspunkten her gewinnt eine planvolle Leitung des Einzeleinsatzes, in dem wir Deutsche durch unser Schaffen in aller Welt so glänzende Befähigungsnachweise erbracht haben, das Gewicht einer Weltforderung aus einem großen Bedarf der Menschheit heraus. Dabei tritt vor allem die Notwendigkeit einer europäischen Kooperation in Afrika in den Vordergrund, so weit auch die praktische Möglichkeit dazu bei der augenblicklichen Seelenverfassung Europas in den Hintergrund gerückt scheint. Wie nah zum Greifen aber sie nach den Tagen im Münchener Führerbau von 1938 war, das bewies unmittelbar danach die Afrika-Tagung des Convegno Volta in Rom. Aber wir Deutsche haben in gewaltigen Bewegungen zwischen Wellenhöhen und Wellentiefen unserer Volksgeschichte gelernt, im Glück und Unglück einmal angesponnene Fäden festzuhalten; und wir denken trotz aller raumpolitischen Beengung in Kontinenten und Weltmeeren nach wie vor. Darum erinnern wir uns gerade jetzt unserer Pioniere in beiden!

Wenn wir aber die Gestalten dieser Bilderreihe vor unseren Augen vorüberziehen lassen, so treten unwillkürlich die Heere der "Unbekannten Soldaten" des Auslandsdeutschtums hinter sie, die am Wege fielen und dennoch für die gleichen Hochziele; und ihre Scharen verstärken die Führerleistung zu einer unabweisbaren Forderung, zu der allein die Höhe der Opfer ein Recht gibt. Darum hat der deutsche Führer die Anerkennung des deutschen Kolonialrechts und die Tilgung der Lüge, der das Mandatsystem sein Dasein verdankt, eine "unabdingbare Forderung der Volksehre" genannt; und die stumme Leistungssprache des Auslandsdeutschtums unterstützt sie mit ihrer vollen Gefechtsschwere friedensmäßiger und kriegerischer Hochleistung.

Deshalb fordern die einzelnen Köpfe, denen das Glück zuteil wurde, hier als Vertreter dieser Leistung vor ihren Volksgenossen zu stehen, ein ähnliches Maß an Achtung des einzelnen, der für die Volksgemeinschaft steht, wie es als Verantwortungswucht der einzelne Auslandsdeutsche über sich fühlt, der genau weiß, daß sein ganzes Volk dort, wo er dafür steht, beurteilt wird nach dem Bilde, das die Fremde von diesem Einen erhält.

In der Heimat ist es so leicht, auch mit Leistungsflucht oder Versagen in der Masse unterzutauchen. Diese zweifelhafte Schicksalgunst bleibt dem draußen schaffenden Auslandsdeutschen versagt, ob er nun an Werken ewiger Dauer wirkt oder bescheidener Pflichten des Alltags. Darum tröste ihn der Anblick der großen durchgedrungenen Brüder, auch wenn sie von diesem Durchdringen, von ihrer Anerkennung als Vorbild erst im Jenseits erfahren haben sollten.

Denn es gibt gerade in Völkern mit einer großen Sendung, die sie in Glück und Leid nicht vergessen, einen stolzen Glauben an die Verknüpfung aller Leistenden in eine unendliche Reihe der Schutzgeister der Nation, in der der einzelne nur ein Glied einer unendlichen Kette ist und mit der Unsterblichkeit seines Volkes in dessen Ewigkeit und Unsterblichkeit eingeht. In solchem Sinne sind alle Abbildungen oder Auswahlen Unsterblicher und Vorbildlicher nur ein Sinnbild, – als das der einzelne für die Gesamtheit steht und fällt und mit ihr wieder aufersteht. So sollten wir auch die Glücklichen unter den Deutschen betrachten – die schaffen durften zur Ehre der Volkheit in aller Welt.

[20]
Verzeichnis der photographischen Mitarbeiter

Die angeführten Ziffern bezeichnen die Seitenfolge des jeweiligen Bildes.

"Akademia" Wissenschaftliches Korrespondenzbüro Dr. L. Kühle, Berlin 7, 55, 56, 58, 103, 127, 128, 129, 131, 146, 148, 149, 226, 227, 228, 230, 246, 249, 262, 263, 264, 265, 266, 267, 268, 351, 366, 367, 369, 370, 371, 391

Archäologisches Institut 270, 271, 273, 290, 291, 292, 293

Boeck, Edith, Berlin 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80

Bruehl, Helmut, Berlin 25, 35

Bücker Flugzeugbau, Werkphoto 251

Cohnitz, Werner, Berlin 114, 116, 137, 139, 140, 141, 142, 143, 144, 145, 334, 335, 336, 337

DAF-AO/Archiv, Berlin 276

Deutsche Lufthansa, Werkphoto 4, 5, 132

Deutsches Auslands-Institut, Stuttgart 2, 18, 20, 63, 64, 65, 66, 69, 101, 102, 111, 118, 122, 123, 130, 138, 159, 160, 161, 162, 201, 252, 261, 308, 309, 311, 312, 313, 314, 315, 316, 317, 318, 321, 327, 328, 329, 338, 342, 345, 346, 352, 353, 354, 357

Dornier, Werkphoto 28, 100, 368

Gutehoffnungshütte, Werkphoto 17, 70, 134, 274, 286, 294, 323, 362, 376

Hapag 33

Heck, Prof. Lutz, Berlin 211, 365

Hecker, Dr. Rolf, Leipzig 8, 256, 260, 269, 272, 278, 280, 390, 399

Hietzig, Walter, Berlin 184, 192, 196, 197a, 197b, 240, 250

Historischer Bilderdienst, Berlin 109, 110, 208, 283, 373

Holzmann, Philipp A. G., Werkphoto 16

I. G. Farbenindustrie A. G. 9, 113, 210

Junkers Flugzeugwerke (Photo Inge Stölting) 27, 105, 119, 171

Kattwinkel, Liselotte, Rodenkirchen/Rhein 355, 356, 358, 363, 364

Krupp-A. G., Essen, Werkphoto 377

Krupp-Grusonwerk, Magdeburg, Werkphoto 32, 112, 259

Ladendorff, Walter, Berlin 158

Lanz, Heinrich A. G., Werkphoto 34

Mannesmann-Röhren, Werkphoto 15, 147, 389

Mauritius-Verlag, Berlin 26

Moeller, Karl, Berlin 104, 106

Müller, Carl & Sohn, Hamburg 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52

Ockhardt, Heinz, Berlin-Spandau 310

Presseamt AO, Archiv, Berlin 1, 11, 12, 13, 19, 21, 53, 54, 60, 62, 67, 68, 117, 120, 121, 124, 133, 295, 300, 384

Presseillustrationen Heinrich Hoffmann, Berlin 400

Reichsjugendführung, Archiv, Berlin 61, 115, 257, 288, 289

Reichskolonialbund, Berlin 150, 151, 152, 153, 154, 155, 156, 157, 217

Reichspostministerium, Archiv, Berlin 30

Retzlaff, Hans, Berlin 319, 320, 330, 331, 332, 341, 343, 344, 378, 379

Scherl Bilderdienst, Berlin 24

Schnepf, Hermann, Stuttgart 10, 22, 23, 59, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 107, 108, 136, 163, 164, 172, 173, 174, 207, 209, 215, 216, 222, 253, 254, 255, 275, 306, 307, 322, 333, 347, 348, 349, 350, 374, 375, 380, 381, 382, 383, 392, 393, 394

Seiler, Sammlung, Berlin 248

Senckpiehl, Joachim, Landsberg 361, 395, 396, 397, 398

Siemens, Werkphoto 14, 29, 31, 135, 258, 296, 359

Steinhoff, Ilse, Berlin-Wilmersdorf 3, 6, 165, 166, 167, 168, 169, 170, 175, 176, 177, 178, 179, 180, 181, 182, 183, 185, 186, 187, 188, 189, 191, 193, 194, 195, 198, 199, 200, 202, 203, 204, 205, 206, 218, 219, 220, 221, 223, 224, 225, 231, 232, 233, 234, 235, 236, 237, 238, 239, 241, 242, 243, 244, 247, 277, 279, 281, 282, 284, 285, 297, 298, 301, 302, 303, 304, 339, 340, 385, 386, 387, 388

Telefunken, Werkphoto 57

Ufa 212, 213

Vereinigte Stahlwerke A. G., Werkphoto 360, 372

Weltbild G. m. b. H., Berlin 305

Werberat der deutschen Wirtschaft, Archiv 324, 325, 326

Wissenschaftliche Nachrichten-Zentrale, Leipzig 125, 126

Wölpl, Alfons, Berlin 287, 299

Wolter, K. K., München 190, 214, 229, 245

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Deutsche schaffen in aller Welt
Ein Bildband deutscher Leistung im Auslande

Hg. Heinz Otto