[47]
Adolf Hitler vor den Arbeitern in
Siemensstadt
Zum Abschluß des großen Wahlkampfes
für die deutsche Ehre und Gleichberechtigung richtete der Führer von
der Halle des Dynamowerks der Berliner Siemenswerke aus nachfolgenden
Appell an das ganze schaffende Deutschland:
Deutsche Volksgenossen und Volksgenossinnen!
Meine deutschen Arbeiter!
Wenn ich heute zu Ihnen und damit zu Millionen anderer deutscher Arbeiter und
Arbeiterinnen spreche, dann habe ich mehr Recht dazu als irgendein anderer. Ich
bin aus euch selbst herausgewachsen, habe einst selbst unter euch gestanden, bin
in viereinhalb Jahren Krieg mitten unter euch gewesen und spreche nun zu euch,
zu denen ich gehöre, mit denen ich mich noch heute verbunden fühle
und für die ich letzten Endes auch kämpfe. Denn um meinetwillen
wäre der Kampf nicht notwendig. Ich würde ihn auch nicht
führen für eine Klasse oder für eine besondere
Gesellschaftsschicht. Ich führe den Kampf für die Millionenmassen
unseres braven, fleißigen, arbeitenden, schaffenden Volkes.
Ich wende mich in einer geschichtlichen Stunde an euch. Einmal hat das deutsche
Volk in einer solchen Stunde versagt; die Folgen sind furchtbar gewesen. Ich
möchte nicht, daß zum zweiten Male das deutsche Volk in denselben
Fehler verfällt. Die Folgen würden wieder für viele, viele
Jahre trostlos sein.
Ich war in meiner Jugend Arbeiter so wie ihr, und ich habe mich dann
durch Fleiß, durch Lernen und, ich kann sagen, auch durch Hungern
langsam emporgearbeitet. In meinem innersten Wesen aber bin ich immer das
geblieben, was ich vorher war.
Als ich nach dem Krieg in das politische Leben eintrat, tat ich es in der
Überzeugung, daß unser Volk von seiner politischen Führung
schlecht beraten war, in der Überzeugung, daß das deutsche Volk als
Ergebnis dieser schlechten Führung eine grauenhafte Zukunft vor sich sah.
Ich tat es damals mit innerster Berechtigung deshalb, weil ich ja nicht zu denen
gehörte, die irgendwie verantwortlich für den Krieg waren. Ich war
so wenig für den Krieg verantwortlich wie irgendeiner unter euch; denn ich
war damals genau so wie ihr ein Unbekannter, über den das
Schicksal zur Tagesordnung überging. Allerdings habe ich mich
nicht zu denen gerechnet, die sich damals gegen die eigene
Nation stellten. Ich war der Überzeugung, daß man für das
Schicksal der Nation eintreten muß, wenn nicht das ganze Volk
früher oder später Furchtbares leiden sollte. Das ist es, was mich von
den anderen getrennt hat, die sich in der kritischen Zeit gegen Deutschland
wandten.
Als der Krieg zu Ende war, nahm ich mir als Frontsoldat das
Recht, das, was ich als richtig erkannt hatte, nunmehr auch zu vertreten. [48] Ich habe vorher nicht geredet und habe mich
vorher nicht in irgendeiner parlamentarischen Tätigkeit bewegt. Ich war ein
Mensch, der sich einfach das tägliche Brot verdient hat.
Erst als ich nach Kriegsende sah, daß die politische Führung nicht
hielt, was sie der Nation versprochen hatte, sondern daß das
Gegenteil kam, da ging ich in das Volk hinein und habe mit sechs
anderen ganz kleinen Arbeitern gewirkt und eine Bewegung gegründet aus
der eigenen Überzeugung heraus, daß die Meinung, man könne
durch den Kampf der Klassen untereinander das Schicksal auch nur
einer Klasse bessern, ein Irrtum ist. Wir haben diesen Irrtum,
im Großen gesehen, auch in der ganzen Welt erlebt, am
deutlichsten im Friedensvertrag von Versailles.
Dieser Vertrag baut sich auf zwei grundfalschen Thesen auf.
Erstens: der Ausgang eines Krieges, in dem es natürlich immer
Sieger und Besiegte geben muß, könne für ewige Zeiten nur
die geltende Rechtsnorm im Völkerleben sein, d. h. es könnte
für immer der eine, der Sieger, im Rechte sein und der
Besiegte der Rechtlose. Das ist eine unmögliche These, auf die
man keine Völkergemeinschaft aufbauen kann.
Die zweite These, die ebenso falsch ist, ist die, zu glauben, es gehe
einem Volk umso besser, je schlechter es dem anderen geht. Ein ungeheurer
Irrtum!
Diese beiden Thesen, die dem Vertrag von Versailles zugrunde gelegt worden
sind, haben
sich in einer verheerenden Weise ausgewirkt, nicht nur für das
deutsche, sondern auch für die anderen Völker. Die Welt ist
nicht befriedet worden, wie man damals erklärte, die Welt ist im
Gegenteil in immer neue Händel und immer neuen Hader gestürzt
worden. Und genau so unsinnig war der zweite Gedanke, die Wirtschaft eines
großen Volkes auf der einen Seite mit unerträglichen Lasten zu
beladen und sie auf der anderen Seite zu zerstören, ihr alle
Möglichkeiten abzuschneiden. Wir haben dann erlebt, daß
Deutschland, um seine wirtschaftlichen Verpflichtungen zu erfüllen,
gezwungen war, sich unter allen Bedingungen auf den Exportmarkt zu werfen und
daß der schärfste internationale Konkurrenzkampf dann begann,
daß die politische Schuld allmählich verwandelt wurde in
eine wirtschaftliche Schuld und der Zinsendienst genau dieselben Folgen
zeitigte, wie der Kontributionsdienst vorher.
Wir haben dann erlebt, wie die Rationalisierung kam, wie man
Millionen von Menschen einsparte, immer nur getrieben von dem einen
Gedanken: Wir müssen exportieren um jeden Preis, um Devisen zu
beschaffen. Der Binnenmarkt ist dadurch allmählich zerstört worden
und die Millionenarmee der Erwerbslosen entstanden. Ich hatte erkannt, meine
Volksgenossen, daß wir aus diesem Wahnsinn nicht mehr herauskommen
würden, solange wir denselben Wahnsinn im Innern auch unter uns
dulden. Was im großen vertreten wurde, zweierlei Recht der Nationen,
die Theorie, daß es einem Volke wirtschaftlich schlecht gehen muß,
damit das andere leben kann - diese Theorie haben wir ja unter uns
genau so gepredigt.
Was ist denn für ein Unterschied zwischen der Theorie des
Klassenkampfes und der Theorie dieses Völkerkampfes?
[49] Es ist dasselbe! Derselbe Wahnwitz, zu meinen,
einer Klasse könnte es besser gehen, wenn es der anderen schlechter
geht.
Ich war damals im Innern überzeugt, daß über Klassen hinweg
das Volk sich selbst zusammenfinden muß. Es war
natürlich, daß sich dagegen viele Interessenten wenden
würden. Es war verständlich, daß die Organisationen, die die
Klassen bildeten, sich dagegen sträuben würden. Man kann aber
nicht das Volk zugrunde gehen lassen, weil diese Organisationen leben
wollen. Denn ein Volk lebt nicht für Theorien, nicht für Programme,
auch nicht für Organisationen, sondern alle diese haben dem Leben
eines Volkes zu dienen und heute erleben wir, daß auch der
Völkerstreit untereinander gepflegt wird, von ganz bestimmten
Interessenten.
Es ist eine wurzellose internationale Clique, die die Völker
gegeneinanderhetzt. Es sind das die Menschen, die überall und
nirgendwo zu Hause sind, die nirgends einen Boden haben, auf dem sie
gewachsen sind, sondern die heute in Berlin leben, morgen in
Brüssel sein können, übermorgen in Paris
und dann wieder in Prag oder in Wien oder in
London, und die sich überall zu Hause
fühlen.
Sie können überall ihre Geschäfte tätigen, aber das
Volk kann ihnen nicht nachfolgen, das Volk ist ja doch gekettet an seinen
Boden, ist gebunden an seine Heimat, ist gebunden an die
Lebensmöglichkeiten seines Staates, der Nation. Der Bauer ist auf
seinen Boden festgelegt. Der Arbeiter hängt an seinem Werk.
Wenn es zugrundegeht, wo wird ihm geholfen? Was heißt heue
internationale Solidarität der Klassen? Das sind bloße
Theorien in einer Zeit, in der überall die Not schreit und die
Völker schwer zu kämpfen haben um ihr Dasein. Die Kraft von
uns allen liegt nicht in diesem internationalen Phantom, sie liegt in unserer
Heimat.
Diese Kraft zu wecken und zu stärken war immer mein
Ziel. Ich schuf daher eine ganz neue Bewegung, die von vornherein über
alle Erscheinungen des Verfalls hinweg eine neue Gemeinschaft aufzubauen hatte.
Denn, daß ein Volk deswegen zugrunde gehen soll, weil bestimmte
Organisationen nur vom Bruderkampf leben können, das sehe ich nicht ein.
Dagegen habe ich den Kampf begonnen und ein Programm aufgestellt,
das davon ausging, daß der Einzelne, daß sein Stand, seine
Herkunft und seine Geburt, seine Lebensstellung oder sein Vermögen nicht
viel bedeuten. Alles das ist vergänglich, es ist unbedeutend, gemessen
an der Dauerexistenz des Volkes. Das Volk als solches, das ist die ewige
Quelle und der ewige Brunnen, der immer wieder neues Leben gibt und
diese Quelle muß gesund erhalten werden.
Was gilt mir eine Theorie, wenn ich 7 Millionen Erwerbslose
sehe? Wären sie glücklich, wenn ich Theorien verkünde? Ich
muß versuchen, ihnen zunächst wieder Brot und Arbeit zu geben. Ich
wußte, diese Aufgabe kann ich nur lösen, wenn ich die ganze
Kraft des Volkes für dieses Ziel zusammenfassen kann. Es war klar,
daß ein solches Programm, in dem sich der Nationalsozialismus mit dem
Sozialismus verbinden muß, nicht in wenigen Jahren verwirklicht wird,
daß eine große [50] Erziehung notwendig ist, und daß dieser
zukünftige Staat die Menschen sich selbst erziehen muß. Mit sechs
oder sieben Mann habe ich begonnen. Heute ist es die größte
deutsche Bewegung, nicht durch Zufall und nicht weil mir der Weg leicht
gemacht wurde, sondern weil die Ideen, auf die ich baute,
richtig sind. Nur deshalb konnten sie sich durchsetzen.
Denn das können Sie sich, meine Arbeiter, wohl denken, daß, wenn
ein Mann in Ihrer Lebenslage beginnt, eine Bewegung zu gründen, ihm
nicht die Erfolge zufliegen; das ist selbstverständlich. Es gehört eine
große Zähigkeit und ein unerhörter Wille
dazu, überhaupt dieses Werk zu beginnen. Und das möchte ich Ihnen
heute sagen: Wenn ich diesen Glauben hatte, habe ich ihn nur gehabt,
weil ich das Volk kannte und weil ich niemals an der Qualität des
deutschen Volkes zweifelte. Nicht die intellektuellen Schichten haben mir den
Mut gegeben, dieses gigantische Werk zu beginnen, sondern den Mut habe ich nur
gefaßt, weil ich selbst den deutschen Arbeiter und den deutschen
Bauern kannte.
Ich wußte, daß diese beiden Schichten einst die tragenden
des neuen Reiches werden, und daß sich dann von selbst mit ihnen
verbinden werde auch die Schichten der geistigen Arbeiter. Ein
gigantisches Programm! Und als ich am 30. Januar nach 14jährigem
erbitterten Kampfe berufen wurde, da hatte ich nur den einen Wunsch, diese
große Aufgabe zu erfüllen. Was heißt für mich ein Titel?
Ich brauche keinen Titel! Mein Name, den ich mir aus eigener Kraft erwarb,
ist mein Titel. Ich möchte nur, daß die Nachwelt mir einmal
bestätigt, daß ich anständig und ehrlich
mein Programm zu verwirklichen mich bemüht habe. Wir haben in diesen
neun Monaten gearbeitet und Großes erreicht.
Vielleicht wird mancher unter Ihnen sein, der es mir nicht verzeihen kann,
daß ich die marxistischen Parteien vernichtete. Ihnen sage ich, meine
Freunde, ich habe auch die anderen Parteien genau so vernichtet! Ich
habe nicht die Vertretung der Arbeiterschaft beseitigt. Nein, ich habe die
Vertretung aller Klassen beseitigt. Ich habe nie gesagt, in diesem neuen
Staat darf der Arbeiter keine Vertretung mehr besitzen. Im Gegenteil, ich bin der
Überzeugung, daß nur die gleiche Berechtigung aller einen
erträglichen Zustand für alle schaffen kann. Allerdings verstehe ich
darunter niemals die Anmaßung der Stände, gegeneinander einen
Dauerkrieg zu führen. Das ist nicht der Zweck unseres Daseins,
sondern sein Zweck ist, daß wir mit gemeinsamem Denken, mit
gemeinsamer Anstrengung und gemeinsamer Arbeit ein möglichst
erträgliches Leben für unsere Volksgenossen, nicht für eine
Klasse und für einen Stand, sondern für alle schaffen.
Ich sagte, vier Jahre
müßt Ihr mir Zeit geben. Nun, als ich kam, hatte
Deutschland über 6,2 Millionen Erwerbslose und jetzt sind es
3 710 000. Es ist das für neun Monate eine Leistung, die sich
sehen lassen kann. Wir haben die Hände nicht in den Schoß gelegt,
sondern uns abgemüht, Tag für Tag.
Wenn einige sagen, ja, aber unser Existenzniveau ist nicht besser geworden, dann
antworte ich, das erste war, daß ich die Menschen wieder in den
Arbeitsprozeß eingliederte. Das nächste wird sein, die [51] Konsumkraft zu steigern. Das liegt ja
in unserem eigenen Interesse. Dem deutschen Bürger muß ich sagen,
denke ja nicht, daß es Dein Interesse ist, wenn es dem Arbeiter schlecht
geht. Im Gegenteil, je mehr er selbst an Konsumkraft besitzt, um so besser wird es
Dir auch gehen. Es ist nicht so, daß das Unglück des Einen das
Glück des Anderen bedeutet, im Gegenteil, man hebe die Kraft eines
Volkes insgesamt und sie kommt allen wieder unmittelbar zugute.
Es ist eine ungeheure Erziehungsarbeit, die wir begonnen haben, und ich
weiß, daß sie noch lange nicht zu Ende ist. Und wenn links und rechts
Verbockte dastehen und sagen: "Aber uns bekommt ihr nie", dann sage ich, das ist
uns gleichgültig, aber eure Kinder bekommen wir. Sie erziehen
wir von vornherein zu einem anderen Ideal und erziehen sie zueinander. Wir haben
den Krieg begonnen gegen die Korruption, und ich schämte mich bisher
fast, Ihnen die Ergebnisse mitzuteilen, weil ich immer fürchtete, daß
man das ganze deutsche Volk mit diesen Spitzbuben identifiziert.
Wenn ich aber dem deutschen Volk wieder Arbeit und Brot erschließen,
wenn ich es wieder in Ordnung bringen will, dann kann ich das nur tun, wenn es
Ruhe und Frieden besitzt. Man sollte mir nicht zumuten, daß ich
so wahnsinnig sei, einen Krieg zu wollen.
Ich weiß nicht, wie viele von den fremden Staatsmännern die Krieg
überhaupt als Soldaten mitgemacht haben. Ich habe ihn
mitgemacht. Ich kenne ihn. Von denen aber, die heute gegen Deutschland
hetzen und das deutsche Volk verleumden, das weiß ich, von denen hat
keiner jemals auch nur eine Kugel pfeifen hören.
Wir haben in diesen neun Monaten uns nur mit unserem Volke
beschäftigt, nur unsere Aufgaben studiert, wollten nur sie
lösen. Und ich bin der Meinung, andere Staatsmänner täten
gut, wenn sie sich auch ihren eigenen Aufgaben widmen wollten. Ich
habe in diesen neun Monaten nicht eine Maßnahme getroffen, die
irgendeinen Staatsmann beleidigen oder ein Volk verletzen konnte. Im Gegenteil,
in diesen neun Monaten erklärte ich immer wieder, es müßten
die Völker wieder vernünftig werden und sich nicht von
einer kleinen Clique internationaler Menschen gegeneinander verhetzen lassen.
Ich erklärte, das deutsche Volk hat nur den einen Wunsch, nach seiner
Fasson selig werden zu können. Man solle uns in Ruhe lassen, wir mischen
uns nicht in die Angelegenheiten anderer ein und sie sollen sich nicht in unsere
einmischen. Wenn überhaupt irgend jemand sich auf der Welt bedroht
fühlen kann, so sind das doch nur wir allein.
Wir wollen Frieden und Verständigung, nichts anderes! Wir
wollen unseren früheren Gegnern die Hand geben, es muß wieder
ein Strich gezogen werden unter die traurigste Zeit der
Weltgeschichte.
Man sagt, ich meine es nicht ehrlich. Ich sage, was soll ich denn tun, daß Ihr
uns glaubt? Meine Volksgenossen, ich glaube, in einer solche Zeit muß man
sehr hart sein und darf vor allem von seinem Recht keinen
Zentimeter abweichen.
Ich bin der Überzeugung, daß alle Probleme des Lebens, wenn
verschiedene Partner in die Erscheinung treten, nur gelöst werden
können, wenn die Partner gleichberechtigt sind. Es ist ja auch im
Wirt- [52] schaftsprozeß so.
Stellt Euch vor, daß im Wirtschaftsprozeß ein Partner, ob
Unternehmer oder Arbeiter, überhaupt ohne Recht ist und der
andere besitzt alles Recht und alle Macht. Ihr wißt selbst,
daß dann kein erträglicher Vertrag und kein erträglicher
Zustand möglich ist.
Im Völkerleben ist es genau so. Es geht nicht an, daß ein Volk
alle Rechte hat und das andere Volk hat überhaupt kein Recht.
Das geht nicht! Wenn irgend etwas den Frieden erschüttert und Unfrieden
erzeugt, dann ist es eine solche ungleiche Verteilung des Rechts, im Leben des
Einzelnen sowohl als im Völkerleben. Und ich, ich würde ein
Lügner werden am deutschen Volk, wenn ich ihm eine wirtschaftliche
Verbesserung seiner Lage versprechen würde, ohne zugleich auch seine
Gleichberechtigung in der Welt zu fordern. Das eine geht nicht ohne das
andere, und ich kann Ihnen sagen, daß ich auch hier nur das Recht
der deutschen Nation vertrete. Solange ich auf diesem Platz stehe, werde ich mich
so aufführen, daß mir keiner sagen kann: Du hast früher
anders geredet, als Du jetzt handelst.
Man sage mir nicht: Ja, was heißt denn Ehre? Meine Arbeiter!
Ehre heißt in diesem Falle gleiches Recht und gleiches Recht
heißt die Möglichkeit, auch seine Interessen vor den anderen
vertreten zu können.
Wenn die Welt diktieren will, dann ohne meine Unterschrift.
Und wenn die Welt sagt: Ja, wir sind dazu deshalb gezwungen, weil wir euch
nicht trauen können. Wieso? Wann hat das deutsche Volk
jemals sein Wort gebrochen! Es hat leider meistens sein Wort zu
hartnäckig und allzu treu gehalten. Hätten wir im Weltkriege
nicht so stur und so treu zu unseren Verbündeten gestanden, dann
wäre Deutschland vielleicht besser gefahren. Wir protestieren dagegen,
daß man den Charakter eines Volkes nach seinen Emigranten beurteilen
will. Wir beurteilen auch nicht die anderen Völker nach
denen, die bei uns über ihren Staat schimpfen. Wir beleidigen
nicht Engländer und Franzosen nach irgendeinem Hergelaufenen, der hier
genau so wenig zu Hause ist, wie vorher in Paris und morgen in London. Das sind
nicht die wertvollen Elemente eine Nation. Wertvoll sind die, die da
sind, die arbeiten und schaffen und nicht die internationalen Zigeuner.
Dieser Clique setze ich das Bekenntnis der ganzen Nation und meine eigene
Erklärung entgegen. Deshalb dieser Appell zum 12. November.
Viele Jahrhunderte hindurch hat das Ausland damit gerechnet, in Deutschland
Verbündete zu haben. Erst waren es charakterlose
Fürsten, die eiskalt ihre Völker verrieten, dann sind es
Parteien gewesen, Weltanschauungen. Immer haben sie
Verbündete gehabt. Jetzt will ich den Gegnern zeigen, daß sie
keine Verbündeten mehr in Deutschland haben. Was heute sich
verbunden fühlt, ist das Volk selbst unter sich. Jahrhundertelang
hat es sein Schicksal versucht in Uneinigkeit, und hat grauenhafte Ergebnisse
geerntet. Ich denke, daß wir jetzt das Schicksal versuchen in
Einigkeit, daß wir jetzt den Versuch unternehmen, unser Schicksal zu
gestalten in einer unzertrennlichen Volksgemeinschaft.
[53] Ich bin dafür in Deutschland der
Garant, daß diese Gemeinschaft nicht zugunsten einer Seite unseres Volkes
ausschlägt. Ihr könnt mich als den Mann ansehen, der
keiner Klasse angehört, der keinem Stand
angehört, der über all dem steht. Ich habe nichts als die
Verbindung zum deutschen Volk. Für mich ist hier jeder ganz
gleich. Was interessieren mich die Intellektuellen, was interessieren mich die
Bürgerlichen, was Proletarier. Mich interessiert nur das deutsche
Volk. Ganz allein ihm gehöre ich und dafür setze ich mich
ein.
Und dieses deutsche Volk will ich am 12. November der Welt
vorführen, so wie es ist! Sie sollen sehen, daß das, was ich
erkläre, nicht die Sprache eines Einzelnen ist, sondern daß
das ganze Volk wie ein Mann dahinter steht.
Genau so bitte ich Sie auch: Treten Sie ein für diesen Begriff des
gleichen Rechts, so wie sie selbst kämpfen mußten und
gekämpft haben für das eigene Recht als deutsche Arbeiter. Ebenso
müssen wir heute kämpfen für das Lebensrecht unseres
ganzen Volkes, müssen eintreten dafür und dürfen nicht
selbst unsere Ehre, unser gleiches Recht preisgeben. Danach müssen Sie
meinen Entschluß verstehen, wenn ich den hohen internationalen
Mächten nun erkläre: Wir sind gern bereit, an jeder Konferenz
mitzuwirken, wir sind gern bereit, an jedem internationalen Vertrag
mitzuwirken - aber immer nur als Gleichberechtigte.
Ich habe mich niemals als Privatmann in eine vornehme Gesellschaft
eingedrängt, die mich nicht haben wollte, oder die mich nicht als
gleichwertig ansah. Ich benötige sie dann nicht und das deutsche Volk hat
genau soviel Charakter. Wir sind nicht irgendwo als Schuhputzer, als
Minderwertige beteiligt. Nein, entweder gleiches Recht, oder die
Welt sieht uns auf keiner Konferenz mehr.
Heute hat das Schicksal mir nun mehr Macht gegeben, als sie viele
Jahrzehnte vorher ein Kanzler in Deutschland besaß. Ich kann nicht
preisgeben, wofür ich viele Jahre gekämpft habe, und wenn ich Euch
auffordere, am 12. November einzutreten, Mann für Mann für mich
zu stimmen, für diesen Entschluß, für diesen Reichstag, so
könnt Ihr nicht sagen: Das brauchst Du. Ich brauche das
persönlich wirklich nicht. Ich könnte darauf Verzicht leisten.
Ich habe noch für dreieinhalb Jahre Generalvollmacht. Ich stehe
fest. Nicht ich brauche es, das deutsche Volk braucht es,
Ihr selber braucht es. Eure Arbeit braucht es. Ihr werdet jetzt
vor die Welt treten, mit mir und hinter mir und feierlich erklären: Wir
wollen nichts anderes als Frieden, wir wollen nichts anderes als Ruhe, wir wollen
nichts anderes, als uns unseren Aufgaben widmen. Wir wollen unser gleiches
Recht und lassen uns nicht unsere Ehre von irgend jemand nehmen.
Wenn wir das am 12. November tun und wenn die ganze Nation hier
ihre Pflicht erfüllt, dann wird damit, zum ersten Male vielleicht in
der deutschen Geschichte, der ganzen Welt klar, daß sie nun anders mit
uns verkehren muß, daß sie nicht mehr hoffen kann auf unsere
Uneinigkeit und Zersplitterung, daß sie sich abfindet mit dem, was ist,
nämlich mit dem deutschen Volk.
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