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Teil 1: Die Grundlagen der
deutschen Wirtschaft.
Die Entwicklung bis zur Machtübernahme
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B. Boden
V. Das deutsche Geld-, Kredit- und
Finanzwesen
a) Das deutsche Bank- und Kreditwesen
Die moderne Volkswirtschaft beruht auf der arbeitsteiligen
Güterproduktion und dem sich daraus ergebenden Austausch von Waren
und Dienstleistungen mit Hilfe des Geldes. Innerhalb des Geldverkehrs spielen die
Banken die größte Rolle. Ihre Aufgabe ist es, die bei ihnen
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Kredite der deutschen Wirtschaft in Zeiten wirtschaftlicher
Hochkonjunktur.
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verfügbaren Geldmittel so zu leiten und zu verteilen, daß die
Wirtschaft sich möglichst ungehindert und frei entfalten kann. Diese
Aufgabe restlos zu erfüllen sind die Banken gegenwärtig nicht in der
Lage. Als die Großbanken im Jahre 1931 in katastrophaler Weise
zusammenbrachen schien ihr Schicksal besiegelt zu sein. Man half ihnen und
mußte ihnen helfen, um das Zusammenbrechen der Wirtschaft zu
verhindern. Dieses Banksystem hat die nationalsozialistische Regierung
übernommen. Es ist nun ihre Aufgabe, ein neues Bankwesen aufzubauen,
das von nationalsozialistischer Wirtschaftsgesinnung getragen wird. Das Geld und
der Kredit müssen Diener der völkischen Wirtschaft werden.
Als Geld- und Kreditinstitute des Dritten Reiches werden die Großbanken
sich in größerem Umfange als Grundlage ihrer
Geschäftspolitik den Grundsatz der Gemeinnützigkeit zu eigen
machen müssen. Wie Staatssekretär Feder in Leipzig zum Ausdruck
gebracht hat, muß dem Staat im Geld- und Kreditwesen eine beherrschende
Stellung eingeräumt werden. Es kann unmöglich weiterhin, wie im
kapitalistischen System, Volk, Staat und Wirtschaft vom Kapital abhängig
gemacht werden. Die Sätze für das Leihkapital müssen auf ein
tragbares Maß gebracht werden. Wenn ein Landwirt, ein Handwerker oder
ein Geschäftsmann für den Kredit, den er zum Ankauf von
Düngemitteln, Werkzeug, Waren oder zur Entlohnung von
Arbeitskräften braucht, zu hohe Zinsen zahlen muß, die er nicht
herauswirtschaften kann, dann muß er schließlich seine
wirtschaftliche Tätigkeit einschränken. Das führt zu
erhöhter Arbeitslosigkeit und zu neuem Einkommensrückgang, also
zu verschärfter Wirtschaftsnot, von der jeder betroffen wird, auch der, der
glaubt, von den überhohen Zinsen einen Vorteil zu haben. Der Staat will
sich also der Abhängigkeit des nach liberalistischen Gesetzen beherrschten
Kapitalmarktes entziehen und ihn so gestalten, wie es den Zielen einer
nationalsozialistischen Wirtschaftsführung entspricht, denn nur so kann die
große Aufgabe der Arbeitsbeschaffung erfolgreich durchgeführt
werden.
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Status der Berliner Großbanken vor der
Bankenkrise.
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b) Die deutschen Sparkassen und der deutsche Sparer
Im Gegensatz zu den Banken werden die Sparkassen nach dem Grundsatz der
Gemeinnützigkeit geführt. Das Sparkassenwesen konnte sich trotz
der Inflation mit Hilfe der Sparer wieder zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor
entwickeln. Mit 25 Millionen RM. Spareinlagen haben die Sparkassen ihre
Tätigkeit Anfang 1924 aufgenommen; heute sind wieder fast 11 Milliarden
RM. erreicht.
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Die Verwendung der Spargelder.
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Die anvertrauten Ersparnisse werden von den Sparkassen volkswirtschaftlich
nutzbringend angelegt. Dies geschieht dadurch, daß sie die Gelder zur
Gewährung von Krediten benutzen. Kredithilfe brauchten und brauchen alle
die Schichten, die durch die liberalistisch-marxistische Wirtschaftspolitik in ihrer
wirtschaftlichen Existenz bedroht sind. Das sind die völkisch so wertvollen
Kräfte des landwirtschaftlichen, kaufmännischen und gewerblichen
Mittelstandes. Rund 1,2 Millionen Mittelständler erhalten von den
Sparkassen jährlich kurz- und mittelfristige Geschäfts- und
Betriebskredite, die die durchschnittliche Höhe von 1.700 RM. erreichen.
Diese Kreditnehmer zahlen mit dem geliehenen Geld Gehälter und
Löhne an ihre Angestellten und Arbeiter und geben Aufträge aller
Art. Dadurch wird die Nachfrage nach Gütern gesteigert. Erhöhte
Nachfrage aber schafft [165-167=Abb.] [168] neue
Arbeit! Den gleichen Zweck erfüllen die von
den Sparkassen gegebenen Darlehen gegen Hypotheken,
Grund- und Rentenschulden zum Bau und zur Instandsetzung von
Wohnhäusern, zur Verbesserung des Bodens landwirtschaftlicher
Grundstücke und zur Förderung der bäuerlichen Siedlung.
Außerdem geben die Sparkassen Gemeinden, Städten, Kreisen und
Provinzen die Mittel zur Durchführung notwendiger Aufgaben, die dem
Gemeinwohl dienen, z. B. Verkehrseinrichtungen,
Gas-, Wasser-, Elektrizitätswerke, Krankenhäuser,
Schulen usw. Es ist nach dem Gesagten leicht zu erkennen, daß die
Sparkassen sich um den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft bereits
große Verdienste erworben haben. Aber es ist noch viel zu leisten. Der
Begriff des Sparens muß wieder ins Volk getragen werden.
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Das Anwachsen
der Sparguthaben.
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[166]
Spargelder
für den deutschen Mittelstand. |
Neben den Sparkassen sind auch die Genossenschaftsbanken und
genossenschaftlichen Zentralkassen auf gemeinnütziger Grundlage
organisiert. Nach den letzten Angaben des Jahres 1933 wurden in Deutschland
1303 Genossenschaftsbanken, 4 Zentralkassen, 4 Arbeitnehmerbanken und 2
Konsumvereinsorganisationen gezählt. Auch sie haben in der
mittelständlerischen Bewegung immer mehr Bedeutung erlangt und geben
dem Handwerk, dem Kleinhandel und der Landwirtschaft zusammen nahezu 3
Milliarden Reichsmark Kredite.
c) Die öffentlichen Finanzen
Das Bild über die Grundlagen der deutschen Volkswirtschaft wäre
nicht vollständig, wenn man nicht die Ausgabenwirtschaft des Staates mit
in den Kreis der Betrachtung ziehen würde. Das Geld fließt innerhalb
der Volkswirtschaft vom Arbeiter zum Händler und Handwerker, von
diesen zum Bauern, zum Großhändler und Fabrikanten. Von diesen
Stellen kommt es wieder in die Hände der Arbeiter. So bleibt es in einem
ununterbrochenen Kreislauf. Von dem umlaufenden Geldstrom zapfen nun Reich,
Länder und Gemeinden an verschiedenen Stellen durch verschiedenartige
Steuern und Abgaben Beträge ab, wie in dem
Kapitel Die Verarmung des deutschen Volkes" auf Seite
198 näher ausgeführt worden ist. Sind die
öffentlichen Finanzen nicht in Ordnung, so greift der Staat an immer neuen
Stellen in das Wirtschaftsleben ein. Dadurch wird die Wirtschaft immer wieder
neu belastet. Wenn die öffentliche Wirtschaft ihr Defizit durch Aufnahme
von Geldern auf dem privaten Geldmarkt deckt, so steigt einesteils die
zukünftige Zinsbelastung der öffentlichen Hand, andererseits wird
der Geldmarkt für die Preiswirtschaft verknappt. Durch den Krieg hat sich
in der öffentlichen Finanz- und Verwaltungswirtschaft vieles
geändert. Vor allem war eine vielfache Ausdehnung der öffentlichen
Verwaltung erfolgt. Daher können die gesamten Ausgaben der
Vorkriegszeit nicht ohne Einschränkung mit den Ausgaben der
Nachkriegszeit verglichen werden.
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Krisenbilanz der öffentlichen Haushalte.
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d) Die Reichsausgaben einst und jetzt
Insgesamt betrug der Bedarf der öffentlichen Verwaltung im Jahre 1913 bis
1914 etwa 5,4 Milliarden Reichsmark. Die Höchstbelastung durch Steuern
brachte in der Nachkriegszeit das
Jahr 1928-1929 mit über 20 Milliarden Reichsmark. Eine umfassende
Senkung der Steuerlast und damit auch eine starke Herabsetzung der Ausgaben
der öffentlichen Verwaltung waren unbedingt notwendig. Sie wurde vor
allem durch die katastrophale Wirtschaftskrise erforderlich, da durch die Senkung
der Preise und das Erliegen der Wirtschaftstätigkeit die
Steuereingänge sehr stark nachließen. Im Jahre 1932 kamen 6
Milliarden Reichsmark Steuern weniger ein als im Jahre 1929. Von der [169=Abb.] [170] gesamten
öffentlichen Verwaltung wurden im Jahre 1932 14,5 Milliarden
Reichsmark ausgegeben, das waren, auf den Kopf der Bevölkerung
berechnet, 210 Reichsmark, gegenüber 94 Reichsmark im letzten
Vorkriegsjahr. Die einzelnen Posten der öffentlichen Ausgaben sind dabei
sehr schwer zu vergleichen, weil innerhalb der Finanzwirtschaft der
öffentlichen Verwaltung grundlegende Veränderungen
durchgeführt worden sind. Das Preisniveau lag 1932 ungefähr in der
gleichen Höhe wie im letzten Vorkriegsjahr. Die Mark hatte also
ungefähr die gleiche Kaufkraft. Vergleicht man nun die Ausgaben des
Reiches von 1913 mit denen von 1932, so sieht man, daß der Etat des
kaiserlichen Deutschlands 2,4 Milliarden betrug, wärend der Reichsetat von
1932 6 Milliarden Reichsmark ausmachte. Das Kaiserreich gab zwei Drittel
für das Heer aus, der Rest blieb für Verwaltung und Schuldendienst.
Die mit 1913 vergleichbaren Ausgaben des Reiches betrugen im Jahre 1932 nur 1
Milliarde Reichsmark. 2,5 Milliarden Reichsmark der Reichsausgaben von 1932
waren direkt durch den Krieg bedingt, also Kriegspensionen, innerer und
äußerer Kriegsschuldendienst. Aber auch die 1,5 Milliarden
Reichsmark Wohlfahrtsausgaben kann man als durch den Krieg und das Versailler
Diktat bedingt ansprechen.
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Die Umschichtung in den Reichsausgaben.
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So haben sich die sozialen Leistungen der öffentlichen Versicherungen und
der Arbeitslosenhilfe verdreifacht. Bei den Gemeinden haben sich die
Wohlfahrtslasten im Zeitraum von drei Jahren verdoppelt. Da die Gemeinden vom
Reiche keine Zuschüsse mehr überwiesen erhielten und auch keine
neuen Steuerquellen öffnen konnten, mußten sie an allen
übrigen Ausgaben größte Einsparungen machen, um den
hungernden Erwerbslosen die kärgliche Unterstützung auszahlen zu
können. Die großen Abstriche, die die Gemeinden an ihren Etats
vornehmen mußten, verschärften die Arbeitslosigkeit ganz
bedeutend, da die Aufträge der öffentlichen Hand an die private
Wirtschaft ausblieben.
e) Die Verteilung der Steuerausgaben
Die letzte Finanzstatistik, die für Reich, Länder und Gemeinden
vorliegt, stammt aus dem
Jahre 1928-1929, also aus dem Jahr der höchsten Ausgaben der
öffentlichen Hand. Wofür in diesem Jahre 100 Reichsmark Steuern
ausgegeben wurden, zeigt das nebenstehende Bild. Die Größe der
Steuerbelastung der einzelnen Volksgenossen ist nicht genau berechenbar, da die
Steuern auf die verschiedensten Arten erhoben werden und zwar nicht nur vom
Reich, sondern auch von den Ländern und den Gemeinden (s. S. 169). Da
eine zu große steuerliche Beanspruchung das Wirtschaftsleben hemmt,
d. h. eine Entlastung der übersteuerten Wirtschaft Arbeit schafft,
wird die nationalsozialistische Regierung durch ein großes
Steuervereinfachungsgesetz bedeutende Erleichterungen schaffen. Klarheit in den
gesetzlichen Bestimmungen und einfache Gestaltung des Steuerrechts sollen dem
Reiche und den Gemeinden sichere Einnahmequellen erschließen und dem
Steuerpflichtigen die Möglichkeit geben, auf einfachste Art und Weise
seinen Verpflichtungen dem Staate gegenüber nachzukommen.
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Bedeutung und Entwicklung der wichtigsten Steuern
für Reich, Länder und Gemeinden.
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Die bisherigen Maßnahmen der nationalen Regierung (Beseitigung der harten
Verzugsschläge, Schutzsteuern für den Mittelstand,
Steuererleichterungen, Steuerbefreiungen usw.) brachten bereits
fühlbare Steuersenkungen und haben die Ankurbelung der Wirtschaft
wirksam unterstützt. Auch wurde wieder langsam ein Ansteigen der
Steuereinnahmen erreicht. Wenn zunächst nur die direkten Steuern ein
höheres Aufkommen zeigen, so werden die anderen Steuerarten
höhere Summen ergeben, sobald der erhöhte Verbrauch bzw.
Umsatz der Steuerberechnung zugrunde gelegt wird. [171=Abb.]
Nationalsozialistischer Wirtschaftsaufbau
und seine Grundlagen
Ein bildstatistischer Tatsachenbericht
Dr. Paul Blankenburg und Max Dreyer
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