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Teil 1: Die Grundlagen der deutschen Wirtschaft.
Die Entwicklung bis zur Machtübernahme
[164]
B. Boden

V. Das deutsche Geld-, Kredit- und Finanzwesen

a) Das deutsche Bank- und Kreditwesen

Die moderne Volkswirtschaft beruht auf der arbeitsteiligen Güterproduktion und dem sich daraus ergebenden Austausch von Waren und Dienstleistungen mit Hilfe des Geldes. Innerhalb des Geldverkehrs spielen die Banken die größte Rolle. Ihre Aufgabe ist es, die bei ihnen
Kredite der deutschen Wirtschaft in Zeiten wirtschaftlicher Hochkonjunktur
[165]     Kredite der deutschen Wirtschaft in Zeiten wirtschaftlicher Hochkonjunktur.
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verfügbaren Geldmittel so zu leiten und zu verteilen, daß die Wirtschaft sich möglichst ungehindert und frei entfalten kann. Diese Aufgabe restlos zu erfüllen sind die Banken gegenwärtig nicht in der Lage. Als die Großbanken im Jahre 1931 in katastrophaler Weise zusammenbrachen schien ihr Schicksal besiegelt zu sein. Man half ihnen und mußte ihnen helfen, um das Zusammenbrechen der Wirtschaft zu verhindern. Dieses Banksystem hat die nationalsozialistische Regierung übernommen. Es ist nun ihre Aufgabe, ein neues Bankwesen aufzubauen, das von nationalsozialistischer Wirtschaftsgesinnung getragen wird. Das Geld und der Kredit müssen Diener der völkischen Wirtschaft werden. Als Geld- und Kreditinstitute des Dritten Reiches werden die Großbanken sich in größerem Umfange als Grundlage ihrer Geschäftspolitik den Grundsatz der Gemeinnützigkeit zu eigen machen müssen. Wie Staatssekretär Feder in Leipzig zum Ausdruck gebracht hat, muß dem Staat im Geld- und Kreditwesen eine beherrschende Stellung eingeräumt werden. Es kann unmöglich weiterhin, wie im kapitalistischen System, Volk, Staat und Wirtschaft vom Kapital abhängig gemacht werden. Die Sätze für das Leihkapital müssen auf ein tragbares Maß gebracht werden. Wenn ein Landwirt, ein Handwerker oder ein Geschäftsmann für den Kredit, den er zum Ankauf von Düngemitteln, Werkzeug, Waren oder zur Entlohnung von Arbeitskräften braucht, zu hohe Zinsen zahlen muß, die er nicht herauswirtschaften kann, dann muß er schließlich seine wirtschaftliche Tätigkeit einschränken. Das führt zu erhöhter Arbeitslosigkeit und zu neuem Einkommensrückgang, also zu verschärfter Wirtschaftsnot, von der jeder betroffen wird, auch der, der glaubt, von den überhohen Zinsen einen Vorteil zu haben. Der Staat will sich also der Abhängigkeit des nach liberalistischen Gesetzen beherrschten Kapitalmarktes entziehen und ihn so gestalten, wie es den Zielen einer nationalsozialistischen Wirtschaftsführung entspricht, denn nur so kann die große Aufgabe der Arbeitsbeschaffung erfolgreich durchgeführt werden.

Status der Berliner Großbanken vor der Bankenkrise
[165]      Status der Berliner Großbanken vor der Bankenkrise.



b) Die deutschen Sparkassen und der deutsche Sparer

Im Gegensatz zu den Banken werden die Sparkassen nach dem Grundsatz der Gemeinnützigkeit geführt. Das Sparkassenwesen konnte sich trotz der Inflation mit Hilfe der Sparer wieder zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickeln. Mit 25 Millionen RM. Spareinlagen haben die Sparkassen ihre Tätigkeit Anfang 1924 aufgenommen; heute sind wieder fast 11 Milliarden RM. erreicht.

Die Verwendung der Spargelder
[166]      Die Verwendung der Spargelder.

Die anvertrauten Ersparnisse werden von den Sparkassen volkswirtschaftlich nutzbringend angelegt. Dies geschieht dadurch, daß sie die Gelder zur Gewährung von Krediten benutzen. Kredithilfe brauchten und brauchen alle die Schichten, die durch die liberalistisch-marxistische Wirtschaftspolitik in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht sind. Das sind die völkisch so wertvollen Kräfte des landwirtschaftlichen, kaufmännischen und gewerblichen Mittelstandes. Rund 1,2 Millionen Mittelständler erhalten von den Sparkassen jährlich kurz- und mittelfristige Geschäfts- und
Die Hypothekenkredite in Deutschland
[165]      Die Hypothekenkredite
in Deutschland.       [Vergrößern]
Betriebskredite, die die durchschnittliche Höhe von 1.700 RM. erreichen. Diese Kreditnehmer zahlen mit dem geliehenen Geld Gehälter und Löhne an ihre Angestellten und Arbeiter und geben Aufträge aller Art. Dadurch wird die Nachfrage nach Gütern gesteigert. Erhöhte Nachfrage aber schafft [165-167=Abb.] [168] neue Arbeit! Den gleichen Zweck erfüllen die von den Sparkassen gegebenen Darlehen gegen Hypotheken, Grund- und Rentenschulden zum Bau und zur Instandsetzung von Wohnhäusern, zur Verbesserung des Bodens landwirtschaftlicher Grundstücke und zur Förderung der bäuerlichen Siedlung. Außerdem geben die Sparkassen Gemeinden, Städten, Kreisen und Provinzen die Mittel zur Durchführung notwendiger Aufgaben, die dem Gemeinwohl dienen, z. B. Verkehrseinrichtungen, Gas-, Wasser-, Elektrizitätswerke, Krankenhäuser, Schulen usw. Es ist nach dem Gesagten leicht zu erkennen, daß die Sparkassen sich um den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft bereits große Verdienste erworben haben. Aber es ist noch viel zu leisten. Der Begriff des Sparens muß wieder ins Volk getragen werden.

Das Anwachsen der Sparguthaben
[166]      Das Anwachsen
der Sparguthaben.
Spargelder für den deutschen Mittelstand
[166]      Spargelder
für den deutschen Mittelstand.

Neben den Sparkassen sind auch die Genossenschaftsbanken und genossenschaftlichen Zentralkassen auf gemeinnütziger Grundlage organisiert. Nach den letzten Angaben des Jahres 1933 wurden in Deutschland 1303 Genossenschaftsbanken, 4 Zentralkassen, 4 Arbeitnehmerbanken und 2 Konsumvereinsorganisationen gezählt. Auch sie haben in der mittelständlerischen Bewegung immer mehr Bedeutung erlangt und geben dem Handwerk, dem Kleinhandel und der Landwirtschaft zusammen nahezu 3 Milliarden Reichsmark Kredite.



c) Die öffentlichen Finanzen

Der Finanzbedarf des Reiches vor und nach dem Kriege
[167]      Der Finanzbedarf des Reiches
vor und nach dem Kriege.      [Vergrößern]
Das Bild über die Grundlagen der deutschen Volkswirtschaft wäre nicht vollständig, wenn man nicht die Ausgabenwirtschaft des Staates mit in den Kreis der Betrachtung ziehen würde. Das Geld fließt innerhalb der Volkswirtschaft vom Arbeiter zum Händler und Handwerker, von diesen zum Bauern, zum Großhändler und Fabrikanten. Von diesen Stellen kommt es wieder in die Hände der Arbeiter. So bleibt es in einem ununterbrochenen Kreislauf. Von dem umlaufenden Geldstrom zapfen nun Reich, Länder und Gemeinden an verschiedenen Stellen durch verschiedenartige Steuern und Abgaben Beträge ab, wie in dem Kapitel Die Verarmung des deutschen Volkes" auf Seite 198 näher ausgeführt worden ist. Sind die öffentlichen Finanzen nicht in Ordnung, so greift der Staat an immer neuen Stellen in das Wirtschaftsleben ein. Dadurch wird die Wirtschaft immer wieder neu belastet. Wenn die öffentliche Wirtschaft ihr Defizit durch Aufnahme von Geldern auf dem privaten Geldmarkt deckt, so steigt einesteils die zukünftige Zinsbelastung der öffentlichen Hand, andererseits wird der Geldmarkt für die Preiswirtschaft verknappt. Durch den Krieg hat sich in der öffentlichen Finanz- und Verwaltungswirtschaft vieles geändert. Vor allem war eine vielfache Ausdehnung der öffentlichen Verwaltung erfolgt. Daher können die gesamten Ausgaben der Vorkriegszeit nicht ohne Einschränkung mit den Ausgaben der Nachkriegszeit verglichen werden.

Krisenbilanz der öffentlichen Haushalte
[167]      Krisenbilanz der öffentlichen Haushalte.



d) Die Reichsausgaben einst und jetzt

Insgesamt betrug der Bedarf der öffentlichen Verwaltung im Jahre 1913 bis 1914 etwa 5,4 Milliarden Reichsmark. Die Höchstbelastung durch Steuern brachte in der Nachkriegszeit das Jahr 1928-1929 mit über 20 Milliarden Reichsmark. Eine umfassende Senkung der Steuerlast und damit auch eine starke Herabsetzung der Ausgaben der öffentlichen Verwaltung waren unbedingt notwendig. Sie wurde vor allem durch die katastrophale Wirtschaftskrise erforderlich, da durch die Senkung der Preise und das Erliegen der Wirtschaftstätigkeit die Steuereingänge sehr stark nachließen. Im Jahre 1932 kamen 6 Milliarden Reichsmark Steuern weniger ein als im Jahre 1929. Von der [169=Abb.] [170] gesamten öffentlichen Verwaltung wurden im Jahre 1932 14,5 Milliarden Reichsmark ausgegeben, das waren, auf den Kopf der Bevölkerung berechnet, 210 Reichsmark, gegenüber 94 Reichsmark im letzten Vorkriegsjahr. Die einzelnen Posten der öffentlichen Ausgaben sind dabei sehr schwer zu vergleichen, weil innerhalb der Finanzwirtschaft der öffentlichen Verwaltung grundlegende Veränderungen durchgeführt worden sind. Das Preisniveau lag 1932 ungefähr in der gleichen Höhe wie im letzten Vorkriegsjahr. Die Mark hatte also ungefähr die gleiche Kaufkraft. Vergleicht man nun die Ausgaben des Reiches von 1913 mit denen von 1932, so sieht man, daß der Etat des kaiserlichen Deutschlands 2,4 Milliarden betrug, wärend der Reichsetat von 1932 6 Milliarden Reichsmark ausmachte. Das Kaiserreich gab zwei Drittel für das Heer aus, der Rest blieb für Verwaltung und Schuldendienst. Die mit 1913 vergleichbaren Ausgaben des Reiches betrugen im Jahre 1932 nur 1 Milliarde Reichsmark. 2,5 Milliarden Reichsmark der Reichsausgaben von 1932 waren direkt durch den Krieg bedingt, also Kriegspensionen, innerer und äußerer Kriegsschuldendienst. Aber auch die 1,5 Milliarden Reichsmark Wohlfahrtsausgaben kann man als durch den Krieg und das Versailler Diktat bedingt ansprechen.

Die Umschichtung in den Reichsausgaben
[169]      Die Umschichtung in den Reichsausgaben.

So haben sich die sozialen Leistungen der öffentlichen Versicherungen und der Arbeitslosenhilfe verdreifacht. Bei den Gemeinden haben sich die Wohlfahrtslasten im Zeitraum von drei Jahren verdoppelt. Da die Gemeinden vom Reiche keine Zuschüsse mehr überwiesen erhielten und auch keine neuen Steuerquellen öffnen konnten, mußten sie an allen übrigen Ausgaben größte Einsparungen machen, um den hungernden Erwerbslosen die kärgliche Unterstützung auszahlen zu können. Die großen Abstriche, die die Gemeinden an ihren Etats vornehmen mußten, verschärften die Arbeitslosigkeit ganz bedeutend, da die Aufträge der öffentlichen Hand an die private Wirtschaft ausblieben.



e) Die Verteilung der Steuerausgaben

Von 100 RM werden ausgegeben
[171]    Von 100 RM werden ausgegeben...:
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Die letzte Finanzstatistik, die für Reich, Länder und Gemeinden vorliegt, stammt aus dem Jahre 1928-1929, also aus dem Jahr der höchsten Ausgaben der öffentlichen Hand. Wofür in diesem Jahre 100 Reichsmark Steuern ausgegeben wurden, zeigt das nebenstehende Bild. Die Größe der Steuerbelastung der einzelnen Volksgenossen ist nicht genau berechenbar, da die Steuern auf die verschiedensten Arten erhoben werden und zwar nicht nur vom Reich, sondern auch von den Ländern und den Gemeinden (s. S. 169). Da eine zu große steuerliche Beanspruchung das Wirtschaftsleben hemmt, d. h. eine Entlastung der übersteuerten Wirtschaft Arbeit schafft, wird die nationalsozialistische Regierung durch ein großes Steuervereinfachungsgesetz bedeutende Erleichterungen schaffen. Klarheit in den gesetzlichen Bestimmungen und einfache Gestaltung des Steuerrechts sollen dem Reiche und den Gemeinden sichere Einnahmequellen erschließen und dem Steuerpflichtigen die Möglichkeit geben, auf einfachste Art und Weise seinen Verpflichtungen dem Staate gegenüber nachzukommen.

Bedeutung und Entwicklung der wichtigsten Steuern für Reich,
Länder und Gemeinden
[169]      Bedeutung und Entwicklung der wichtigsten Steuern
für Reich, Länder und Gemeinden.

Die bisherigen Maßnahmen der nationalen Regierung (Beseitigung der harten Verzugsschläge, Schutzsteuern für den Mittelstand, Steuererleichterungen, Steuerbefreiungen usw.) brachten bereits fühlbare Steuersenkungen und haben die Ankurbelung der Wirtschaft wirksam unterstützt. Auch wurde wieder langsam ein Ansteigen der Steuereinnahmen erreicht. Wenn zunächst nur die direkten Steuern ein höheres Aufkommen zeigen, so werden die anderen Steuerarten höhere Summen ergeben, sobald der erhöhte Verbrauch bzw. Umsatz der Steuerberechnung zugrunde gelegt wird. [171=Abb.]

Das Ansteigen der Wohlfahrtslasten
[171]      Das Ansteigen
der Wohlfahrtslasten.      [Vergrößern]
Steuern- und Wirtschaftsbelebung
[171]      Steuern- und Wirtschaftsbelebung.
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Nationalsozialistischer Wirtschaftsaufbau
und seine Grundlagen

Ein bildstatistischer Tatsachenbericht

Dr. Paul Blankenburg und Max Dreyer