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Littau
(bei Iglau)
Bericht Nr. 247
Mißhandlungen im Lager
Berichter: Franz Mauder Bericht vom 26. 8. 1950
Beim Rückzug der deutschen
Wehrmacht wurde im März 1945
von der Waffen-SS der Ort Javoricka niedergebrannt. Die nachströmenden tschechischen
Partisanen trieben die deutschen Bewohner dieser Gegend zusammen, pferchten sie in das
Forsthaus und Busauer Schloß, wo sie ermordet wurden. Die Kinder wurden in die Keller
der dortigen Zinshäuser getrieben und in diesen Räumen erschossen. Über
diese Kinderleichen warfen dann diese Mörder die dort vorrätige Marmelade.
In den deutschen Sprachinseln Wachtel und Brodek wurde die deutsche Bevölkerung in
die
als Internierungslager umgewandelte Malzfabrik (der Stadt Littau) getrieben und dort
furchtbaren
Grausamkeiten ausgesetzt.
Jeder Eingelieferte erhielt zuerst die sogenannte Taufe. Bei entkleidetem Oberkörper und
Füßen Prügel auf den Leib und die Fußsohlen bis zur
Bewußtlosigkeit. Nach Eintreten der Besinnung wurden dann die Opfer ohne
Rücksicht auf die zugefügten Schäden zu Arbeitsleistungen getrieben.
Täglich früh um 6 Uhr mußten sich 36 Deutsche am Fabrikshof mit dem
Gesicht gegen die Mauer stellen, worauf diese Menschen ohne Unterlaß blutig geschlagen
wurden. Unter diesen befand sich auch der alte ehemalige österreichische Oberleutnant
Fiedler, der sich infolge der zugefügten Schmerzen entleeren mußte. Die
tschechischen Kommandanten Vycidal und Nakladal zwangen unter brutalsten
Mißhandlungen den deutschen Nebenmann des Fiedler, den Kot zu essen und den Mund
hiervon ganz voll zu nehmen. Bei den Opfern, unter denen auch ich mich befand, war es nicht
selten, daß wir angespuckt wurden oder von der tschechischen Bewachung vor uns
ausgespuckt
wurde. Den Auswurf mußten wir Deutschen vom Erdboden auflecken. Von den Partisanen
wurden aus der Frauenabteilung jeden Abend Frauen und Mädchen verlangt, die der
diensthabende tschechische Oberwachtmeister Grulich aussuchte und auslieferte. Diese Opfer
blieben zwei bis drei Tage, manchmal acht Tage aus und wurden pro Nacht bis zu
fünfzehnmal von diesen Horden vergewaltigt. Bei der Mehrzahl dieser Frauen wurden
nachher Geschlechtskrankheiten festgestellt.
Lyssa
(bei Prag)
Bericht Nr. 248
Schwere Mißhandlung von Frauen
Berichterin: Hermine Henkel Bericht vom 6. 10. 1946
Am 16. 10. v. Js. wurde
ich und meine Schwester vom Kommissar und einem Gendarmen zum
Arbeitseinsatz ins tschechische Gebiet
angeblich auf 4-6 Wochen von zu Hause abgeholt. Wir sollten in ¼ Stunde das Haus
verlassen und nur das notwendigste Gepäck mitnehmen. Ich bat den Kommissar, uns zu
Hause zu lassen, da wir auch zu Hause mit der Bebauung unseres 4.000 qm großen
Gartens viel Arbeit hätten und noch außerdem außer Haus zur Arbeit gingen.
Daraufhin
wurden wir beide, 57 und 60 Jahre alt, von den Tschechen schwer mißhandelt. Sie
schlugen
uns mit der Faust ins Gesicht und mit den Füßen in den Leib. Ich erlitt davon innere
Verletzungen. Ich war durch Monate hindurch an der rechten Seite verschwollen und spuckte
Blut. Darauf haben sie uns bei den Haaren aus dem Haus herausgezerrt und zum Bahnhof
getrieben. Bald darauf wurde von einem Gendarmen unser Haus völlig
ausgeplündert. Wir arbeiteten neun Monate in einer Baumschule in Lyssa bei Prag, wo wir
ständig mit Pistole und Peitsche bedroht wurden.
Mährisch Rothwasser
Bericht Nr. 249
Mißhandlungen
Berichter: Oskar Minarsch Bericht vom 13. 10. 1946
Am 19. Mai
wurde ich mit vielen meiner Kameraden in Mährisch Rothwasser
zusammengetrieben und in die Kaserne zur Bestrafung vorgeführt. Wie hier die
tschechischen Partisanen wüteten, kann ich nicht beschreiben. Einige meiner Kameraden
wurden zu Tode geprügelt. Was mich anbelangt, so erhielt ich viele Faustschläge
ins
Gesicht und mußte ein Stück eines Hitlerbildes essen. Wurde aber bei der
Vorführung vom Výbor (Vorsitzender Kopa) als schuldlos entlassen. Seit dieser
Zeit lebte ich in ständiger Angst vor Drangsalierungen. Es wurde mein ganzes Haus
ausgeraubt, sodaß meine Familie ganz nackt dastand. Das Notdürftigste
mußte ich mir wieder zusammenbetteln.
Am 21. August 1945 wurde ich von der Feldarbeit ins Lager nach Mährisch Schildberg
abgeführt. Von da kam ich in das Lager nach Hohenstadt (Altes Schloß). Nach
dreitägigem Aufenthalt wurde ich mit einigen meiner Kameraden nach Mürau in
die Strafanstalt geschickt. Ende September wurde ich in die Lukawetzer Papierfabrik zur
Schwerarbeit eingeteilt. Hier arbeitete ich bei schlechter Verpflegung bis 6. Jänner 1946.
Geschlagen wurde ich hier nicht. Vom 6. 1. bis Mitte April war ich im Lager Heilendorf bei
Hohenstadt. Arbeit wenig, dafür sehr schlechte Verpflegung, besonders in der ersten Zeit.
Geschlagen wurde ich hier nicht, da ich bei keiner Formation war. Nachher war ich bis Anfang
Mai im Arbeitslager Hohenstadt. Hier herrschte strenge Disziplin. Einmal erhielt ich wegen
unerlaubten Rauchens derart Prügel, daß ich zusammenfiel. Sonst ist mir
persönlich nichts mehr passiert. Nur holte ich mir ein starkes Rheuma in den
Schultergelenken, an dem ich noch heute leide. Am 4. Juli 1946 wurde ich mit meiner Familie
ausgesiedelt.
Mährisch Trübau
Bericht Nr. 250
Mißhandlungen im Internierungslager
Berichter: Franz Wolf Bericht vom 14. 6. 1946
Ich
wurde im Oktober 1945 verhaftet und in das Internierungslager Mährisch
Trübau
eingeliefert. Bei der Verhaftung wurde ich geohrfeigt. Nach 3 Tagen wurde ich auf
Aufforderung meines Arbeitgebers freigelassen.
Am 2. Februar 1946 wurde ich abermals verhaftet und wieder in das Internierungslager
Mährisch Trübau überführt. Im Lager wurden ich und die anderen
Häftlinge schwer mißhandelt. In der Nacht zu verschiedenen Zeiten kamen
Gendarmen in betrunkenem Zustande und ließen uns vor den Betten antreten und fragten
uns nach NS-Organisationen. Bei jeder Frage wurden wir mit der Faust auf den Kopf, ins Gesicht
und am ganzen Körper geschlagen, sodaß wir alle ganz entstellt waren. Jeder, der
blutete oder Beulen besaß, wurde darauf in den Keller gesperrt, damit er nicht zu sehen
war.
Mein Kamerad Knorre aus Kunzendorf hat sich in der Verzweiflung über diese
Mißhandlungen im Waschraum erhängt. Viele meiner Kameraden verloren das
Gehör. Ich war 3 Monate im Lager Mährisch Trübau. Diese Prügeleien
erstreckten sich über ungefähr 8 Wochen. Als damals sich auch ein internierter
Tscheche in der Verzweiflung erhängte (Anfang April) hörten die
Mißhandlungen auf. Anfang Mai kam ich in das Arbeitslager Mährisch
Trübau, wo die Verhältnisse besser waren.
Die Verpflegung im Internierungslager war völlig unzureichend. Sie bestand nur aus einer
leeren Suppe und 2 dünnen Scheiben Brot im Tag. Anfang Juni kam ich ins
Aussiedlungslager.
Malschin
(bei Kaplitz)
Bericht Nr. 251
Einbruch in den Pfarrhof
Berichter: Johann Hutter Bericht vom 2. 11. 1946
In der Zeit
zwischen 12. und 18. [8.] d. J. wurde im Pfarrhof von Malschin ein Einbruch
verübt und dabei ein Betrag
von Kc 18.230.- entwendet. Als Antifaschist durfte ich das Gasthaus besuchen und traf dort am
14. 8. den tschechischen Kommissar Hoschek, der in größter Aufregung vom
Pfarrhof
in das Gasthaus gelaufen kam und sich neben mich setzte. Auf meine Frage, warum er so
aufgeregt sei, erklärte er, er habe im Pfarrhof einen guten Fang gemacht. Dabei fielen ihm
vier Hundertkronennoten aus den Hosentaschen, die er, wie auch die beiden Rocktaschen, mit
Geld vollgestopft hatte. Als ich am nächsten Sonntag in der Kirche aus einer
öffentlichen Bekanntmachung des Herrn Kaplan von dem Einbruch erfuhr, erklärte
ich diesem, daß ich den Täter wahrscheinlich kenne und erzählte ihm mein
Erlebnis mit dem Kommissar. Er sagte, er hätte sich auch schon gedacht, daß der
Kommissar der Täter sei, da sonst niemand Zutritt zum Pfarrhof habe, doch könne
man es nicht beweisen und deshalb auch nichts ausrichten. Es wäre ihm lieber gewesen,
ich
hätte ihm nichts gesagt. Ich habe dann auch selbst nichts mehr unternommen, da ich
weiß, daß die Anzeige eines Deutschen wertlos ist und die Gendarmerie und der
Kommissar unter einer Decke stecken. Der Kommissar wußte, daß ich über
den
Vorfall genau Bescheid weiß. Er hat auch öfter erklärt, er fürchte nur
Hutter. Anfang Oktober nahm er mir den Antifaschistenausweis ab mit dem Bemerken,
daß
er vom Amt Kaplitz angefordert werde. Er hat mir aber auf mein Verlangen keine Quittung
darüber ausgestellt.
Maschau
(Kreis Podersam)
Bericht Nr. 252
Ermordung von 4 Familienmitgliedern
Berichterin: Rosa König Bericht vom 10. 6. 194[6]
Wir hatten allein im Jahre 1945
durch die Tschechen vier Todesfälle zu beklagen. Die
Eltern Bruno König, geb. 1865, Oberrechnungsrat i. R., wohnhaft Jauernig im
Ostsudetenland und dessen Gattin Emma König, geb. 1867, wurden im Juni 1945 aus
ihrem Heim ohne jegliche Habe bis nach Chemnitz in Sa. getrieben, wo sie beide im Laufe von 8
Tagen in einem Lager verstarben und in einem Massengrab beerdigt wurden. Eine Schwester,
Anna Fieber, geb. 1887, wurde im Juni 1945 von Partisanen aus ihrem Heim in Kaaden/Eger
herausgeholt, den nächsten Tag war sie tot. Ein Bruder, Anton Totzauer, geb. 1896,
Landwirt in Webeschau
bei Teplitz-Schönau, wurde im Mai 1945 zu Tode gemartert und auf einem
Ablagerungsplatz eingescharrt.
Wir selbst wurden am 29. Juni 1945 binnen einer halben Stunde aus unserem Heim in Maschau,
Kreis Podersam völlig ausgeraubt und mit noch anderen Ortsbewohnern (darunter auch
der
Dekan und eine gelähmte Frau) herausgetrieben, wie Schwerverbrecher behandelt, in
Scheunen zusammengetrieben, bis dann der Leidenszug aus der ganzen Umgebung unter
Militäreskorte über die Grenze abgeschoben wurde.
Meierhöfen
(bei Karlsbad)
Bericht Nr. 253
Gepäckkontrollen im
Aussiedlungslager
Berichter: Hans Feigl Bericht vom 29. 8. 1946
Ich war
als Internierter des Lagers Neurohlau vom 25. 1. bis 20. 8. 46 in das Aussiedlungslager
Meierhöfen bei Karlsbad kommandiert und war dort bei sämtlichen
Gepäckkontrollen anwesend, die in dieser Zeit für Aussiedlungstransporte
stattfanden. Die Kontrollorgane waren in den meisten Fällen betrunken und gingen bei der
Kontrolle ganz willkürlich, brutal und roh vor. Die besseren beschlagnahmten Sachen
verteilten sie unter sich selbst. Wertvolle Wäsche und Kleider haben sie den Aussiedlern
abgenommen, auch wenn diese das ihnen zustehende Gewicht nicht erreicht hatten. Die
Aussiedler wurden durch rohe Behandlung so eingeschüchtert, daß sie meistens
keine
Beschwerden wagten. Wenn sie sich hie und da doch beim Lagerführer beschwerten,
wurde
von diesem meistens nichts unternommen. Einzelne junge Kontrollorgane haben sich
insbesondere etwas abseits stehende ältere Leute zur Kontrolle herausgegriffen und diese
meistens ausgeraubt. Die Kontrolle wurde auch so rücksichtslos vorgenommen, daß
viele Sachen dabei verdorben wurden. Uhren wurden grundsätzlich, auch wenn sie nicht
aus Gold waren, abgenommen. Zur Verladung des Gepäcks, zum Abtransport wurde den
Aussiedlern keine Hilfe beigestellt, sodaß alte Leute und Frauen mit Kindern sich selbst
ihr
Gepäck verladen mußten.
Melnik
Bericht Nr. 254
Landwirtschaftlicher Einsatz deutscher
Nachkriegsgefangener
Berichterin: Elfriede Mattausch Bericht vom 7. 6. 1946
Über 5000 Deutsche aus
dem Kreise Melnik werden noch heute als landwirtschaftliche
Arbeiter unter dem Namen "Deutsche Nachkriegsgefangene" festgehalten. Die Arbeiten dauerten
meistens 16 Stunden täglich, auch sonntags. Die Deutschen mußten sich von ihren
Lebensmittelkarten mit 290 g Fett und ohne Fleisch verpflegen. Nur im Sommer gab es
zusätzlich 560 g Fleisch im Monat. Die meisten Bauern zahlten für geleistete Arbeit
überhaupt nichts. Die Deutschen wohnten in elenden Löchern, in alten
Hütten,
ohne Wasser, Licht, Abort oder Kochgelegenheit. Die Behandlung bei der Arbeit war
unmenschlich. Unflätige Beschimpfungen, schwere Drohungen richteten die Leute
seelisch
zugrunde. Die Kinder verwahrlosten, da den Müttern keine Zeit gelassen wurde, sich um
sie zu kümmern. Ärztliche Betreuung bei Erkrankungen gab es nicht. Es gab eine
Krankenkasse, doch waren die Deutschen durch die unmenschliche Behandlung so
eingeschüchtert, daß es keiner wagte, zum Arzt zu gehen, da die Bauern bei
Erkrankungen sofort mit dem Konzentrationslager drohten. Im Nachbardorf Straschnitz hat ein
Bauer alle Deutschen, auch Frauen und Mädchen mit der Reitpeitsche geschlagen, weil
sie
nicht punkt 6 Uhr früh zur Arbeit angetreten waren.
Ich selbst lebte zehn Monate unter diesen Bedingungen in Simorsch, Kreis Melnik a. d. Elbe.
Daß ich mit meinen zwei kleinen Kindern, der Mutter und Schwester, von dort wegkam,
habe ich nur dem Umstand zu verdanken, daß mein Vater in Asch einem
Aussiedlertransport eingereiht war.
Fünf Tage war ich mit meiner Familie im Aussiedlungslager. Die Verpflegung war
ungenießbar. In einem Raum waren 500 Menschen untergebracht. Für Kinder waren
keine Schlafplätze vorgesehen.
Bei der Gepäckkontrolle nahmen die Kontrollorgane wahllos alles weg, was ihnen gefiel
und nahmen es an sich.
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