SucheScriptoriumBuchversandArchiv IndexSponsor


[88]
C. Schlußbetrachtung

Die vorliegende Untersuchung dokumentiert an Hand zahlreicher Zitate den Willen der polnischen Presse, ein eigenständiges deutsches Volkstum innerhalb der polnischen Grenzen nicht zu dulden. Was uns entgegentritt - es sei nochmals betont - ist ein mit absoluter Einheitlichkeit vorgetragener Presseangriff gegen das Deutschtum, der daneben kein anderes Ziel kennt.

Zusammenfassend sei das Kennzeichnende daraus vorgetragen:

  1. Die Presse bleibt nach 1918 weiterhin in hohem Grade volkspolitisch ausgerichtet. Auch in den Methoden versucht man, an die Vorkriegszeit anzuknüpfen.

  2. Die veränderten Verhältnisse, das Herr-Sein im eigenen Staat, haben die Bedingungen der ehemaligen Pressepolitik beseitigt.

  3. Daher muß die Presse zunächst den Boden für die praktische Entwicklung der antideutschen Absichten schaffen, d. h. ihr Einsatz geht bewußt darauf aus, in der polnischen Bevölkerung neue Vorstellungen über das Deutschtum in der Form von Gefährdungs- und Vergeltungsgedanken zu erzeugen.

  4. Auf Grund der gebildeten Meinung kann die Presse dann volkspolitische Forderungen stellen, die sich sowohl an das Polentum wie an die polnische Staatsführung richten.

  5. Gegenüber der Staatsführung spielt die Presse eine doppelte Rolle. Gestützt auf den Gegensatz Posens und Westpreußens zu Warschau ist sie der Regierung eine ewig unzufriedene Mahnerin; gleichzeitig ist sie aber damit auch die erste Handlangerin der amtlichen antideutschen Volkstumspolitik. Ihr Radikalismus zwingt schließlich der Regierung die Übernahme eines Programmes auf, das sich weitgehend mit den Anschauungen der westpolnischen Nationaldemokratie deckt. Zugleich erweitert sie dadurch den Einfluß der Nationaldemokratie in der polnischen Bevölkerung.

Die Feststellung, daß die polnische Presse in zwei Jahrzehnten polnischer Herrschaft eine gleichmäßige stete Feindschaft zur deutschen Volksgruppe bewiesen hat, reicht allein nicht aus, um das Ergebnis ihrer Arbeit zu werten. Denn der gleiche Geist der Gegnerschaft gegen alles Deutsche hat auch einst die Presse unter dem preußischen Regime beherrscht. Doch [89] es darf nicht übersehen werden, daß sie in jener Zeit auch eine große Kraft am Erziehungswerk ihres Volkstums war; freilich mit Mitteln, die sich an der Leistung und nationalen Arbeit des Gegners maßen und in der Hauptsache aus dem nationalen Gegensatz ihre Kräfte zogen. Trotzdem: dieser Einsatz hat den Aufbau des polnischen Volkstums gefördert, das "polnische Gemeinwesen im preußischen Staat" war nicht zuletzt eine Frucht der Erziehungsarbeit der polnischen Presse.

Demgegenüber bietet die Presse der Nachkriegszeit das Bild einer grellen Einseitigkeit der publizistischen Arbeit am vorliegenden Problem. Die Bewertung muß nach folgenden Gesichtspunkten vor sich gehen:

  1. Die Presse hat auf die Vernichtung des Deutschtums hingearbeitet, nichts aber für die Belebung der Kräfte des eigenen Volkstums getan. Sie war zwar an der Bildung der polnischen Volkstumsfront entscheidend beteiligt. Doch diese Front beruhte auf einer Gemeinsamkeit, die sich in dem Willen zur Beseitigung des Deutschtums erschöpfte. Der proklamierte Zerstörungswille war der einzige Beitrag der Presse zur nationalen Einheit. Ihre gleichzeitigen Angriffe gegen die Staatsführung haben im Wesentlichen ihren parteiegoistischen Zielen, aber nicht dem polnischen Staat gedient.

  2. Die Presse hat jedes staatliche Zusammenleben mit den Deutschen vereitelt. Das gleiche Recht der Staatsbürger deutscher Volkszugehörigkeit anzuerkennen, war bei ihr nicht einmal in Ansätzen vorhanden.
          Ein Zusammengehen aller Kräfte zur gemeinsamen Arbeit am Aufbau des Staates wurde von ihr nicht nur nicht gefördert, sondern - im vollen Bewußtsein der Schädigung des Allgemeinwohls - nach Möglichkeit hintertrieben.

  3. Die Presse hat durch ihr feindseliges Verhalten jede Möglichkeit, zu einem ehrlichen Ausgleich mit dem Deutschtum und schließlich mit dem Deutschen Reich zu gelangen, zu ihrem Teil zu verhindern gesucht.

Ihre ganze publizistische Tätigkeit hat keine positiven Werte geschaffen, sondern sich lediglich in einem blinden, engstirnigen Negativismus erschöpft. Sie hat sich damit letztlich als Schädling am eigenen Volk und Staat erwiesen. Ihre schwere Schuld war es mit, daß Polen seine Verpflichtungen gegenüber der deutschen Volksgruppe gebrochen und dafür ein Regiment der Willkür und Rechtlosigkeit eingerichtet hatte, das in den Septembertagen 1939 im Namen der Gerechtigkeit sein Ende fand.



[90]
D. Literatur-Verzeichnis

Altkemper, Dr., Johannes: Deutschtum und Polentum in politisch-konfessioneller Bedeutung. Leipzig 1910.

Bernhard, Ludwig: Die Polenfrage. Der Nationalitätenkampf der Polen in Preußen. München und Leipzig 1920. 3. Aufl.

Bülow, Hans: Deutsche Politik. Berlin 1916.

Delbrück, Hans: Die Polenfrage. Berlin 1894.

Fuchs, Werner: Der neue Polenspiegel. Selbstzeugnisse polnischen Eroberungswillens. Berlin 1930.

Günzel, Walter: Die nationale Arbeit der polnischen Presse in Westpreußen und Posen zur Zeit der Kanzlerschaft Bülows 1900-1909. Diss. Lepizig 1933.

Jakowski, Stanislaw: "Die polnische Presse in Vergangenheit und Gegenwart" in: Zeitungswissenschaft, Nr. 8, 12. Jahrgang vom 1. 8. 1937.

Knorr, Emil: Die polnischen Aufstände seit 1830 in ihren Zusammenhängen mit den internationalen Umsturzbestrebungen. Berlin 1880.

Laubert, Manfred: Deutsch oder slawisch? Kämpfe und Leiden des Ostdeutschtums. Berlin 1928.

Die preußische Polenpolitik von 1772-1914. Berlin 1920.

Nationalität und Volkwille im preußischen Osten. Breslau 1925.

Lück, K.: Der Mythos vom Deutschen in der polnischen Volksüberlieferung und Literatur. Posen 1938.

Massow, W. von: Die Polennot im deutschen Osten. Berlin 1908.

Mornik, Stanislaus: Polens Kampf gegen seine nichtpolnischen Volksgruppen. Berlin und Leipzig 1931.

Müller, Bernhard: Der Kampf zwischen politischem Katholizismus und Bismarcks Politik im Spiegel der Schlesischen Volkszeitung. Breslau 1929.

Nationalpolnische Presse, Katholizismus und katholischer Klerus. Ein kirchen- und zeitgeschichtlicher Ausschnitt aus den Tagen des Großkampfes zwischen Deutschtum und Polentum in den Jahren 1896-1899. Breslau 1931.

Perdelwitz, Dr. Richard: Die Posener Polen von 1815-1914. Ein Jahrhundert großpolnischer Ideengeschichte. Sonderheft der Grenzmärkischen Heimatblätter. 1936.

Die Polen in Deutschland im Spiegel der polnischen Presse. Herausgegeben vom Grenzmarkdienst Posen-Westpreußen (1932).

Rauschning, Dr. Hermann: Die Entdeutschung Westpreußens und Posens. Zehn Jahre polnischer Politik. Berlin 1930.

Recke, Walter: Die polnische Frage als Problem der europäischen Politik. Berlin 1927.

Roß, Friedrich: Polnische Kampfverbände und Propaganda-Institute. Herausgegeben vom Bund Deutscher Osten. Königsberg Pr. 1935.

Schomacker, Dr., Joachim: Politische Wissenschaft in Polen und ihre Organisation. Herausgegeben vom Bund Deutscher Osten. Berlin 1939.

Sczeponik, Thomas: Die Gewissensnot der deutschen Katholiken in Polen. Kattowitz 1927.

Wagner-Vosberg: Der Polenspiegel. Die Umtriebe der Polen nach ihrer eigenen Presse. Berlin 1908.

Osteuropäische Lageberichte, herausgegeben vom Institut für Osteuropäische Wirtschaft, Königsberg Pr.

Ostland: Jahrbuch für ostdeutsche Interessen. Lissa in Pr., 1913.

Ostland-Berichte. Herausgegeben vom Ostland-Institut in Danzig.

Ostland: Zeitschrift. Herausgegeben vom Bund Deutscher Osten.

Gesamtüberblick über die polnische Presse. Berlin 1919-1938.


[91]
Zeitungen

Deutsche Presse:

  1. Deutsche Nachrichten, Posen.
  2. Deutsche Rundschau in Polen, Bromberg.
  3. Freie Presse, Lodsch.
  4. Posener Tageblatt, Posen.
  5. Völkischer Beobachter.


Polnische Presse:

  1. Dziennik Bydgoski.
  2. Dziennik Kujawski.
  3. Dziennik Poranny.
  4. Dziennik Poznański.
  5. Gazeta Gdanska.
  6. Gazeta Narodowa.
  7. Gazeta Powszechna.
  8. Gazeta Posnańska.
  9. Gazeta Toruńska.
  10. Głos Pomorski.
  11. Głos Poranny.
  12. Głos Prawdy.
  13. Kurjer Poznański.
  14. Orędownik.
  15. O.S.A.
  16. Postęp.
  17. Prawda.
  18. Słowo Pomorskie.
  19. Wielkopolanin.





Die polnische Presse im Kampf gegen die deutsche Volksgruppe
in Posen und Westpreußen

Fritz Prause