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Tschechisches Original a.d.J. 1918
Karte 5
(beide Abbildungen sind vergrößerbar - anclicken!)
Aus Nachdruck der deutschen Übersetzung vom Jahre 1922
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Das Diktat des ersehnten
Friedens.
(Dazu die Karte Nr. 5.)
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der Weltfrieden - Nas stat a svetovy mir. Seite 25 des tschechischen Originals."
Seite 25 des tschechischen Originals.
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Man muß sich mit der Idee versöhnen, daß jedweder Separatismus die
slawischen Nationen schädigt. Auch im Leben des einzelnen Menschen ist unangebrachte
Eitelkeit schädlich. In der Politik konnte sie bestehen, solange Staaten und Völker
als
Besitz einzelner Personen, als Familienerbe angesehen wurden. So hat eigentlich das Zeitalter
der
"Herren" und des Umsturzes der "Gemeinden", d. i. der Republiken oder "Slavas" (politischer
Gemeinschaften) - wie man sie vor alters nannte - begonnen.
Der ungezügelte Ehrgeiz der Otiken war das ausgiebigste Mittel der politischen
Eroberungssucht der Deutschen. Jedem Angriff des Deutschtums
ging - nach dem Muster des römischen Imperialismus - das Bestreben voraus, in den
Reihen jener Völker und Völkchen, die als Beute ausersehen waren, die
persönliche Eitelkeit und Eifersucht aufzustacheln. Gerade bei Völkern mit
entwickeltem Sinn für persönliche Freiheit konnte dies politischen Wühlern
am besten glücken. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der ganze Osten und
Norden außerhalb der einstigen Grenzen Roms vor zweitausend Jahren eine einzige
politische "Slava", das heißt ein auf Übereinkommen gegründeter
Völkerbund der dort wohnenden Völker gewesen ist. Schon die Unkenntnis
über die damaligen osteuropäischen Verhältnisse beweist dies indirekt. Wo
ein "Verband" ist, dort herrscht Friedensliebe, Ruhe unter den Völkern; kein
Bedürfnis nach welterobernden Unternehmungen; keine weltstürzenden
Umwälzungen. Hat es keine nach außen wirkenden Umstürze gegeben, so
war
auch kein Anlaß vorhanden, in der Geschichte darüber zu schreiben. Daher herrscht
Unkenntnis, ja direkt geschichtliches Dunkel, solange außerhalb der römischen
Grenzen die Völker die politischen Verfassung der "Slava" (des Bundes der Gemeinden)
beibehielten und solange die Slava alle dortigen Völker umfaßte. Die "Geschichte"
begann mit dem Augenblick, da die Slava zerfiel; ein Zerfall, der durch die Lösung
römischer Staatskunst: "Teile, und du wirst herrschen!" in die Einheit hineingetragen
worden ist. Der Eroberer begann seine Erfolge zu politischen Zwecken aufzuzeichnen.
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der Weltfrieden - Nas stat a svetovy mir. Seite 26 des tschechischen Originals."
Seite 26 des tschechischen Originals.
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Auch die Spuren der einstigen sprachlichen
Einheit - soweit sie sich in den örtlichen Bezeichnungen erhalten
haben - sind ein Beleg für den einstigen politischen Europabund. Nichts Neues unter der
Sonne! Alles wiederholt sich in der Geschichte der Menschheit! Wo ein Verband und eine
einheitliche Form der politischen Verwaltung besteht, dort ist auch der innere Verkehr der
Bewohner untereinander freier und auch das Bedürfnis nach einer einheitlichen Sprache
ist
lebhafter. Es ist dabei nicht einmal notwendig, daß die Völker gleicher
Abstammung
sind.
Die Welt knüpft heute an die Zeit vor zweitausend Jahren an. Die Erinnerung an den
"ewigen Frieden", der damals und durch eine lange Reihe von Epochen zweifellos in einem
bestimmten Teile der Welt geherrscht hat, hat
sich - zwar dunkel - aber doch erhalten. Unwillkürlich kehrt die Welt in den Bannkreis
allmenschlicher Ideen zurück. Es ist auch gar nicht möglich, daß das
menschliche Beginnen sich in einer anderen Form äußern könnte. Es kehrt
aber
auch im Menschheitsbewußtsein unwillkürlich die Erfahrung zurück,
daß die "Slava", d. i. der politische Verband, die festeste Grundlage eines dauernden
Friedens ist. Die großen politischen Blöcke können sich, da ihrer wenige
sind,
leichter über die Mittel zum Schutze und zur Erhaltung des Friedens einigen. Die
Erfahrung
mit dem "Deutschtum", das auf dem Grundsatze der Herrschaft Einzelner, sei es nun einzelner
Familien oder einzelner Völker, aufgebaut ist, treibt die Welt aufs neue in die
ursprünglichen Bahnen der Politik. Wenn die Idee nicht aufs neue mit einem Fiasko enden
soll, so muß dem Gebilde aus der Zeit des Mißgeschickes ein Ende bereitet werden:
dem schädlichen Separatismus auf Kosten des Ganzen.
Der tschechische, polnische, serbische, russische, schwedische, dänische und griechische
Staat sind an und für sich außerhalb des gemeinsamen Interessenverbandes nicht
mehr denkbar. Die Zeit des Separatismus hat mit dem Untergang der Herrschergeschlechter und
der Idee, daß die Völker einzelnen Familien untertan seien, aufgehört.
Von den slawischen Völkern hat das unsrige allein die Bedeutung der allslawischen Idee,
die der Festlandsidee so nahe verwandt ist, am besten erfaßt. Die ununterbrochene Kette
von
Kämpfen mit dem raubgierigen Deutschtum hat seine politische Urteilsfähigkeit
geschärft. Es hat das unerläßliche Bedürfnis nach einem massigeren
Körper als Stütze in diesem Ringen herausgefühlt, einer Stütze, die in
der Gleichheit der Interessen begründet ist. Bei uns hat sich das Bewußtsein dieses
Bedürfnisses verallgemeinert, während in anderen slawischen Stämmen mit
geringeren Erfahrungen kaum einzelne erleuchtete Köpfe die volle Bedeutung der
unerläßlichen Wiedergeburt der führenden Ideen begreifen. Daher
rühren die großen Schwierigkeiten und die Quelle des alten slawischen
Erbübels: die politische Zweifelsucht bezüglich des Erfolges.
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der Weltfrieden - Nas stat a svetovy mir. Seite 27 des tschechischen Originals."
Seite 27 des tschechischen Originals.
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Hoffen wir, daß
der Weltkrieg die Zahl der erleuchteten Köpfe vermehrt hat, und daß die durch den
Krieg gewonnenen Erfahrungen unsere Stammesbrüder über die
Unerläßlichkeit belehrt haben, sich auf den Friedenskonferenzen für eine
endgültige rettende Einigung, vor allem unter den Slawen, einzusetzen. Die Ereignisse in
Rußland haben den Wert der Gegenseitigkeit und der Erziehung in allslawischem Geiste
gezeigt. Welche Dienste hat da der Kern unserer Landsleute dem größten
slawischen
Volke erwiesen! Und welche Schäden hat die von außen künstlich
genährte Eifersucht unter den Slawen angestiftet! Es gäbe im Slawentum keinen
Bolschewismus, wenn die allslawische Idee in ihm ebenso allgemein eingewurzelt wäre,
wie in der tapferen, slawisch national gesinnten Jugend unserer "Legionäre". Die
slawische
und "Slava"-Gesinnung wäre, verallgemeinert, die wirksamste Schutzwehr gegen die
Versuche der Feinde, die Brüdervölker durch die von den Deutschen bisher
angewendeten Schlagworte und Praktiken in feindliche Lager zu spalten und gegeneinander zu
hetzen, indem unter den Völkern die Eifersucht wachgerufen wird.
Es gäbe nicht das schmerzliche, selbstmörderische Ringen zwischen Polen und
"Ukrainern". Es wird auch große Mühe kosten, die Vertreter der ostslawischen
Stämme zu überzeugen, daß die einzige Bürgschaft des Wohlergehens
und zukünftigen Dauerfriedens gerade die Entschlossenheit ist, in sich die törichte
separatistische Herrschgier zu ertöten, dieses verderbliche Vermächtnis des
überlebten Deutschtums! Man muß einsehen lernen, daß ein jeder slawische
Stamm nur ein Glied des ganzen Slawenvolkes ist, und daß das Lebensinteresse gebietet,
alle Hebel anzusetzen, damit ein jeder von ihnen auf seinem Platze tatsächlich imstande
ist,
dem Ganzen und dadurch auch allen einzelnen Gliedern zu nützen. Unter den heutigen
und
den zukünftigen Verhältnissen können die Tschechen der
Unterstützung
durch die Brüder Polen und Serben, alle aber der Unterstützung des großen
Rußland nicht entraten; in gleicher Weise brauchen alle ein widerstandsfähiges
Böhmen.
Es wird schwierig sein, die getrennten Brüder zu überzeugen, daß ihr Friede
abhängig sein wird von der gehörigen Ausrüstung des tschechischen
Vorpostens der Slawen. Es wird schwierig sein, sie davon zu überzeugen, daß die
Unabweisbarkeit der Zeit gebietet, gerade die jetzt strittigen politischen Grenzen zwischen ihnen
allen zu beseitigen, daß es notwendig sein wird, bloß Grenzen des wirtschaftlichen
Eigentums unserer einzelnen Stämme festzusetzen, und daß die Stammesgrenzen
zwischen uns bloß ein geographischer und verwaltungstechnischer Begriff sein
können, daß alle Slawen mit der Zeit zu einer einzigen Nation verschmelzen
müssen, daß sie alle ein politisches Vaterland haben müssen, und
zwar das ganze Gebiet vom Böhmerwald bis zum Baikalsee, beziehungsweise zum Stillen
Ozean; daß die Zeit gekommen ist, die Verbrüderung der slawischen Stämme
in die lebendige Praxis umzusetzen, wie es vor alters, vor zweitausend Jahren war, daß
man
die "Slava" erstreben, sich aber vor den Fehlern hüten muß, die das
Entstehen der Idee des mittelalterlichen "Deutschtums" verschuldet haben.
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der Weltfrieden - Nas stat a svetovy mir. Seite 28 des tschechischen Originals."
Seite 28 des tschechischen Originals.
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Das zukünftige Verwaltungsgebiet des slawischen Blocks, die "Gemeinde des
tschechischen Volkes", wird bleiben, was es auch früher an
der Elbe- und Böhmerwaldlinie gewesen ist: der Vortrab und Vorposten der
östlichen "Slava" der Nationen. Man muß dieses Gebiet gehörig
ausrüsten, damit hinter ihm ruhig und gesichert vor feindlichen Überfall die Frucht
des Weltkrieges - der Weltfriede - ausreifen könne. Die von der Vorsicht diktierte Devise
Roms, daß sich zum Kriege rüsten müsse, wer den Frieden haben wolle, ist
durch die neuen Verhältnisse keineswegs hinfällig geworden. Gerade jetzt bietet
sich
die einzige Gelegenheit, gründlich wieder gutzumachen, worin gesündigt wurde,
nämlich vorzukehren, daß uns die Deutschen nie wieder in unserer Existenz
bedrohen
können. Militärisch erläutert, besagt der römische Grundsatz: es ist
alles zu beseitigen, was dem Feinde den Angriff erleichtert und uns eine erfolgreiche
Verteidigung
erschwert; alles jedoch vorzukehren, was uns die Niederwerfung und Bestrafung des
Störenfriedes erleichtert.
Gerade auf der Friedenskonferenz wird die römische Devise der eigentliche Leitgedanke
bei
den Beratungen sein. Es wird die Pflicht jeder Partei sein, ihre Erfahrungen und ihre
Bedingungen
für eine dauernde Sicherheit darzulegen.
Von unserem Gesichtspunkt - dem tschechischen, slawischen und dem der ganzen
Zone - gebietet die römische Devise folgendes:
1. Es müssen dem Deutschtum die Grundlagen für eine militärische
Umklammerung in der Flanke und am Genick unseres Gebietes genommen werden! Es ist selbst
der letzte Schatten politischen Deutschtums auszumerzen! Wir müssen von der
steten
Gefahr eines Krieges auf drei Fronten befreit werden. Die Kriegsgefahr muß auf eine Front
eingeschränkt werden, die sich leicht verteidigen läßt und den Feind
umklammert. Es muß eine breite Rückendeckung mit einem freien breiten
Aufmarschraum für die Verstärkungen aus dem ganzen Hinterlande mit freien
Kommunikationen nach allen Richtungen geschaffen werden;
2. es müssen verläßliche strategische Stützpunkte in den
Blöcken geschaffen und organisiert werden;
3. es müssen dem Deutschtum abgenommen und für uns gesichert
werden,
die Durch- und Übergänge über die
natürlichen Berg- und Flußhindernisse; dem Deutschtum dagegen müssen
möglichst viele solche Hindernisse in den Weg gelegt werden;
4. es müssen dem Deutschtum möglichst viele Quellen seiner
ziffermäßigen Kriegsstärke abgenommen werden, bestimmt alles, was in den
letzten Jahrhunderten gewaltsam eingedeutscht wurde;
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der Weltfrieden - Nas stat a svetovy mir. Seite 29 des tschechischen Originals."
Seite 29 des tschechischen Originals.
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5. es muß dem Deutschtum abgenommen werden, was auch wirtschaftlich seine
Eroberungsgier stärkt, damit es niemals mehr imstande ist, sich mit Aussicht auf Erfolg
zur
Eroberung aufzuraffen. Das Deutschtum war
niemals - auch das heutige ist es nicht - ein "Volk" in dem Sinne, wie es die übrigen
Völker sind. Es war stets nur die "Idee"
vom Usurpatoren-Geschlechtern; die Idee des "Deutschtums" diente der Raubgier der Dynastien
als Stütze.
Aus diesen Richtlinien ergibt sich die Aufgabe unserer Vertreter bei den Friedensberatungen:
Die
beiden Lausitz und Schlesien (das
sogenannte Preußisch-Schlesien) müssen unbedingt in den Verband und in die
Verwaltung der tschechischen Volksgemeinde zurückgeführt werden. Den
östlichen, jenseits der Oder gelegenen Teil, der zum größerem Teile mit
polnischem Element bevölkert ist, kann man ruhig der polnischen Gemeinde
überlassen, so daß die Grenze zwischen beiden Gemeinden die Mittellinie bildet, d.
i.
die Mitte des Oderflusses. Dadurch gewinnen auch die Tschechen eine breite
Tschechisches Original a.d.J. 1918
Karte 5
(beide Abbildungen sind vergrößerbar - anclicken!)
Aus Nachdruck der deutschen Übersetzung vom Jahre 1922
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Anlehnung an das
slawische Hinterland. Im Süden, an der mittleren Donau und in den Ostalpen
müssen alle deutschpolitischen Schöpfungen beseitigt werden. Das
Flußgebiet der Donau in dieser Gegend muß mit der slawischen Bevölkerung
Wiens und mit jenen zurückberufenen tschechischen und slowenischen Auswanderern
besiedelt werden, die hiezu bereit wären. Das ganze linke Donauufer muß
unbedingt der tschechischen Gemeinde einverleibt werden: dazu auf dem rechten Ufer die dazu
gehörigen Brückenköpfe. (Siehe Karte 5.)
Südlich von der Donau ist eine Neugründung zu organisieren, der reine
Handelsfreistaat "Mittelmark" ("Středomezí"), das Band zwischen
der tschechischen und südslawischen Gemeinde,
mit tschechisch-slowenischer Verwaltung, so daß im westlichen (österreichischen)
Teile die Verwaltung überwiegend tschechisch, im östlichen (ungarischen) Teile
überwiegend südslawisch wäre. Im Falle eines Krieges mit den Deutschen
untersteht das Militär des österreichischen Teiles der tschechischen, der andere Teil
der serbischen Heeresverwaltung.
Die Grenzen der Lausitz müssen unbedingt gegen Westen bis zur Elbe vorgeschoben
werden, von der heutigen Grenze Böhmens bis zur heutigen Nordgrenze Sachsens bei
Strehla, nördlich von Riesa.
Das Elbetor in Nordböhmen und die Pässe über das Erzgebirge nach Sachsen
müssen durch Annexion des einstigen Hvoždansko und
Niederlandes in den auf der Karte 5
bezeichneten Grenzen gesichert werden, das ist von der Nordgrenze des Gebietes von Dohna in
einem leichten Bogen gegen Westen über die nördliche Grenze des Gebietes von
Sajda bis zur Ostgrenze der Gemeinde Marienberg, wo die neue Grenze in die
jetzige böhmisch-sächsische übergeht.
Die Erfahrungen des Weltkrieges haben gelehrt, daß der eigentliche
Böhmerwaldrücken nicht mehr als Schutz des böhmischen Kessels
angesehen
werden kann. Es ist unerläßlich, in den Verteidigungsgürtel Böhmens
gegen einen deutschen Überfall den ganzen westlichen Fuß des
Böhmerwaldes
einzubeziehen,

Seite 30 des tschechischen Originals.
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gegen Süden bis zur Donau zwischen Passau und Regensburg, im Westen
bis zur Naab und
Haide, - Naab mit dem ganzen Fichtelgebirge (Westgrenze des einstigen Egerlandes, aber mit
dem ganzen westlichen Kamme des Fichtelgebirges). Die tschechischen Vorhuten an dem heute
bayrischen Teile der Donau und an der Naab werden den Streitkräften der Festlandszone
Zeit gewinnen, damit sie sich am Böhmerwald entwickeln und eventuell durch die
dortigen
Pässe vorbrechen und das Vaterland auf deutschem Boden wirksamer verteidigen
können.
Unter keiner Bedingung darf man von der Forderung abgehen, daß im Süden
Tschechiens dauernde Verbindungen mit der Adria, dem Schwarzen Meere und dem Salze
Salzburgs gewahrt bleiben. Das Tschechien der Zukunft wird einfach ohne den Besitz der
mittleren Donau und der zugehörigen Brückenköpfe an ihr in dem Raume
von
Regensburg bis Passau, die in Hinkunft die tschechischen Hauptzollstationen im
Südwesten und Südosten sein werden, nicht auskommen.
Die Mitteldonau ist für die tschechische Volksgemeinde eine äußerst
wichtige
Voraussetzung ihres Wirtschaftslebens. Auch für den Fall, daß es im politischen
Interesse notwendig werden sollte, einen wirtschaftlichen Druck auf den deutschen
Störenfried auszuüben. Auch noch weiter eine
unrechtmäßige deutsch-politische Kolonie an der Donau in dem bezeichneten
Raume
dulden, hieße aufs neue Selbstmord verüben.
Ein freies Prag ohne unumschränkte Herrschaft an der mittleren Donau ist undenkbar. Das
Deutschtum hat das einst richtig erfaßt, als es sich hier zwischen
die tschechisch-slowenischen Brüder hineindrängte. Die schrecklichen Folgen
dieses
Einbruches des Deutschtums haben wir zu spüren bekommen durch den Verlust unserer
Freiheit und durch das politische Fiasko während der ganzen Periode der
Donauvorherrschaft Wiens.
Es darf nicht mehr vorkommen, daß sich zwischen uns und das Südslawentum der
Keil einer feindlichen Idee einschiebt.
Die dortige Donaulinie muß man sich gründlich sichern. Man muß dort vor
allem starke tschechische Dauergarnisonen mit ausgedehnten Brückenköpfen
unterhalten. Vor allem muß man sich die Wankelmütigkeit des
Menschengeschlechts
vergegenwärtigen und in Sicherheit bringen, wenn und solange sich diese einzige
Gelegenheit bietet, eingedenk dessen, daß wir nicht für die heutige Generation
arbeiten, sondern für alle Zukunft. Für sie gilt es, eine ruhige und gesicherte
Entwicklung zu gewährleisten. Es ist hier nur zu beklagen, daß uns nicht zustatten
kommt, was sich dereinst für Moses und sein Hebräertum so vorteilhaft erwies:
warten zu können, bis ein schwächliches, durch lange Sklaverei an
Unterwürfigkeit und persönliche Rücksichtnahme gewöhntes
Geschlecht ausgestorben war.
Unerläßlich ist für uns der Besitz der Städte und breiten
Brückenköpfe: in Bayern Regensburg und Passau, in Österreich Tulln
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der Weltfrieden - Nas stat a svetovy mir. Seite 31 des tschechischen Originals."
Seite 31 des tschechischen Originals.
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mit der ganzen Bezirkshauptmannschaft (am rechten Stromufer), Melk und St. Pölten bis
einschließlich eines Gebietsstreifens, der neben der Eisenbahnstrecke
Pöchlarn - Wien ungefähr zehn Kilometer südlich von der Bahn parallel
läuft bis zum Kamme des Wienerwaldes. Von hier dann längs des Kammes bis zum
Westrande der eigentlichen Kommune Wien und hier, mit Ausschluß Wiens, im Bogen
gegen Norden nach Nußdorf, das der tschechischen Gemeinde zufällt. Weiter der
Gegend von Hainbrug und Bruck a. L.
Auf dem heutigen Boden Ungarns ist eine unerläßliche Sicherung der tschechischen
Mitteldonau der Gebietsstreifen im Süden des Stromes, umfassend das ganze
Wieselburger
Komitat mit dem Hansag, das Komorner und Grauer Komitat und den Teil
des Pest-Piliser Komitates auf dem rechten Donauufer mit der Burg und Stadt Ofen.
Östlich von der Donau kommen Sicherheitsrücksichten gegenüber dem
räuberischen, schmarotzerhaften Magyarentum zur Geltung. Die Grenzlinie, welche heute
von der in Vertrieb gesetzten Landkarte empfohlen wird, schützt unsere Slowakei in
keiner
Weise. Das Magyarentum wird nicht in den gebührenden Schranken gehalten werden
können, wenn sich nicht die Tschechen die Übergänge über die
Theiß und die Möglichkeit sichern, den Störenfried auch in dem jenseits der
Theiß gelegenen Teile seines Vaterlandes zu bedrohen. Man darf auch die starken
slowakischen Ansiedelungen in Pilis und Saboles nicht dem Schicksal dauernder
Magyarisierung
anheimfallen lassen. Es muß hier die Südgrenze der tschechischen Volksgemeinde
so
geregelt werden, daß sie läuft von Ofen, mit Ausschließung der
Stadtgemeinde
Pest, aber mit Einbeziehung der
Bahnlinie Pest-Szolnok, bis zum Süden der Gemeinde Pilis, von dort dann in scharfem
Bogen nach Norden bis zur Grenze von Heves und längs der südlichen
Komitatsgrenze bis Zatise. Die weitere Grenze bis Tisza Eszlar muß das Ostufer der
Theiß bilden. Von Tisza Eszlar zweigt die Grenze vom Flusse ab in östlicher
Richtung längs der Südgrenze der Gemeinde zur Südgrenze der
slowakischen
Gemeinden von Nyiregyhaza und von da geradlinig zur scharfen Biegung der Theiß
östlich davon. Weiter gegen Norden dann längs des rechten Flußufers zur
Ostgrenze der Gemeinde Čapy, wo sie (die Grenze)
zusammenfällt mit der Ostgrenze der
Gemeinde Kapusany und geradlinig zum südwestlichen Zipf der
Stadtgemeinde Užhorod.
Von dort, mit Ausschließung der Stadt Užhorod, längs der
nordöstlichen und
östlichen Grenze der slowakischen Gemeinden bis Stropsko. Mit den Grenzen der
Zempliner und Zipser Gespanschaften geht sie dann in die Grenzen des heutigen Galizien
über.
An eine Annexion des Gebietes ostwärts
gegen Marmaros-Sziget zu denken, wäre nicht vernünftig, aus nationalen und auch
aus strategischen Gründen. Dort ist bereits der Bereich der russischen Gemeinde. Ein so
langgestreckter Schwanz

Seite 32 des tschechischen Originals.
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ließe sich auch nicht mit Erfolg verteidigen. Für unser
Tschechien wird in diesen Gegenden besser dadurch vorgesorgt werden, wenn
dorthin - und zwar auch südlich des Hauptkammes der Karpathen, Russland selbst schon
während des Friedens seine Besatzungen legt. Es werden so, am besten gleich von allem
Anfang an, eventuelle Expeditionen gegen Süden und die Zusammenarbeit der russischen
Streitkräfte mit den unsrigen gesichert.
Zum Schlusse eine Bemerkung - in politischer Hinsicht - über die Benennung unseres
Staates. Es verrät nicht Weitblick, wenn man sich einer Bezeichnung bedient, die der
Bedeutung der Nation Eintrag tut. Es ist nicht ratsam, unseren Staat im Sinne der deutschen
Devise "Teile, und du wirst herrschen", zu benennen. Fünfzehnhundert Jahre
bemühen sich unsere Feinde, dieser Welt darzutun, daß Tschechen und Slowaken
nicht identisch sind. Es hat sich
bei uns - dank den Bemühungen unserer Feinde - das Gift der Eitelkeit und Eifersucht so
festgesetzt, daß sich sogar die "Mährer" von den Tschechen national glauben
absondern zu müssen! Es wäre kleinlich, aber auch gefährlich für die
Zukunft, wenn wir die neue Zeit
mit - von uns selbst eingeführten - Benennungen einleiten, die
öffentlich - sozusagen amtlich - die Berechtigung der deutschen Bestrebungen und
Absichten zu erhärten scheinen.
Belehren wir unsere Slowaken und die ganze Welt, daß zwischen uns kein Unterschied
besteht, daß wir alle Tschechen sind vom Böhmerwald bis Uzhorod, daß das
alles in Wahrheit ein unteilbares Ganzes ist, die tschechische Volksgemeinde!
 
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