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Nr. 98:

Botschaft des Marschalls Pétain vom 7. März 1942

Bei dem erschütternden Anblick der in langen Reihen aufgestellten Särge derer, die Eurem Herzen nahestanden, lasse ich Euch Ehegatten, Eltern, Kindern, Geschwistern und Freunden der Toten die herzlichste Anteilnahme ganz Frankreichs zum Ausdruck bringen.

Ich weile fern von Euch und empfinde es sehr schmerzlich, daß ich an Eurer Trauer nicht persönlich teilnehmen kann. Ihr sollt aber wissen, daß in dieser Abschiedsstunde ganz Frankreich sich auf den Friedhöfen des so schwer betroffenen Stadtgebietes um Euch schart.

Wir können kaum Worte finden, um unsere Gefühle zum Ausdruck zu bringen, so sehr sind wir noch von den Berichten über diese Schreckensnacht ergriffen. Ganze Straßen verschwunden, Stadtviertel dem Erdboden gleichgemacht, Familien dezimiert, Kinder aus der Wiege ins Grab gestürzt, armselige Reste menschlicher Leiber unter beißendem Rauch aus den Trümmern geborgen, Tote und Verwundete im Morgengrauen gesammelt - all dieses Furchtbare, das Ihr durchmachen mußtet, haben wir im einzelnen mit Euch erlebt.

Euer Leid fühlt ganz Frankreich aus tiefster Seele.

Für Worte des Hasses ist in dieser Stunde innigsten Mitgefühls kein Raum. Die Geschichte hat ihr Urteil über den verbrecherischen Angriff eines ehemaligen Verbündeten bereits gefällt, eines Verbündeten, der nur deshalb unsere Soldaten allein in den Tod gehen ließ, um zwei Jahre später mit kalter Überlegung unsere unschuldige Zivilbevölkerung hinmorden zu können.

Kein Kriegsgesetz und kein Vorwand irgendwelcher Art vermöchten vor dem menschlichen Gewissen derartig blutige Hekatomben zu rechtfertigen.

Und Ihr Arbeiter, die Ihr in Eurer Heimatstadt Paris auf dem Felde der Ehre gefallen seid, an den Ufern der von Blut geröteten Seine, auf dem Rückweg von Eurer Arbeitsstätte, Euch gilt in erhöhtem Maße der Dank Frankreichs! Habt Ihr Euch doch zweimal für Frankreich geopfert, durch Euer hartes Leben und durch Euren unverdienten Tod.

Möge eines Tages inmitten der Fabrikschornsteine, der Werkstätten und Arbeitsplätze ein Erinnerungsmal erstehen, um vor den kommenden Generationen Zeugnis abzulegen von dem Arbeitsethos des Parisers, von seiner Selbstverleugnung in der Zeit der Not und von der völligen Hingabe seiner Person; das ist heute mein innigster Wunsch!

Und nun, Ihr Toten aus unserem lieben Paris, unserer Hauptstadt, die Ihr von ganz Frankreich betrauert und beweint werdet, gehet unter dem Trauergeläut unserer Glocken ein in die ewige Ruhe!

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am Bombenkrieg gegen die Zivilbevölkerung

Hg. vom Auswärtigen Amt