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Nr. 56:
Bericht des Oberbefehlshabers der deutschen 8.
Armee über die Einnahme von Warschau1
(Auszug)
......
Auf spontane Veranlassung der Bürgerschaft durch Funkspruch
angekündigte Unterhändler, denen Zeit und Ort freien Geleits
zugesichert waren, wurden von der militärischen Kommandostelle der
Festung nicht herausgelassen. Mit Mühe und Not hatten die Vertretungen
der neutralen Staaten für sich und ihre Staatsangehörigen den Auszug
aus der Festung bei der polnischen Führung erwirkt, tatkräftig
unterstützt von den deutschen Einschließungstruppen, die
Kraftwagen und einen Eisenbahnzug nach Ostpreußen bereitstellten.
Endlich war dem polnischen kommandierenden General und Verteidiger von
Warschau, General Rommel, durch öffentlichen Funkspruch und
Flugblatt-Abwurf die Bereitschaft der deutschen Führung zum freien
Abzug der Bevölkerung auf bestimmten Straßen und erneute
Entsendung von Unterhändlern zwecks näherer Festlegung der
Fürsorgemaßnahmen nahegelegt worden. Da das
Armee-Oberkommando annehmen mußte - der Sender Warschau
verkündete ständig den heldenhaften Widerstand der polnischen
Truppen an allen Fronten und stellte sofortige, militärische
Unterstützung Englands und Frankreichs auf polnischem Boden in
Aussicht -, daß sowohl militärische Leitung wie auch
Bürgerschaft der Festung über die vollendete Katastrophe ihrer
Wehrmacht nicht genügend unterrichtet waren, wurden noch am 23.
September Kriegsgefangene, polnische Offiziere und Mannschaften, die den
Zusammenbruch an mehreren Frontabschnitten miterlebt hatten, zur
Berichterstattung nach Warschau entsandt. - Alles vergebens! In der Zeit
vom 9. September bis in die letzten Tage waren nicht nur die militärischen
Anlagen der Festung verstärkt und durch Feldbefestigungen verbunden,
nein, jedes Haus der äußeren Stadt war mit Sandsäcken, Beton
und Stacheldraht zu einer kleinen Festungsanlage ausgebaut, Häuserblocks
waren durch unterirdische Verbindung der Keller zu starken Widerstandsgruppen
zusammengefaßt und unter einheitlichen militärischen Befehl gestellt
worden. Alle in das Innere der Stadt führenden Straßen waren durch
tiefe Panzer-Abwehrgräben gesichert, hinter ihnen hohe Barrikaden aus
umgestürzten Straßenbahnwagen, Pflastersteinen und
Erdwällen errichtet. Jeder Park und sonstige freie Platz war mit Batterien
bis tief in die Innenstadt gespickt. - Was die irregeleitete
Bevölkerung auf Veranlassung ihrer militärischen Führung in
diesen wenigen Wochen bis zum Beginn des Angriffs in völliger
Verkennung moderner Waffenwirkung zur Zerstörung der eigenen
Hauptstadt beigetragen hat, wird auch für den härtesten Soldaten
erschütternd bleiben! —
Am 25. September weilt der Führer und Oberste Befehlshaber der
Wehrmacht sowie der Oberbefehlshaber des Heeres mit seinem Chef des
Generalstabes an der Front vor Warschau. Der Angriffsplan der 8. Armee
wird vorgetragen; dieser sieht Beginn des eigentlichen Artillerieangriffs gegen die
Festung am 26. September früh vor; bis dahin werden nur erkannte
militärische Ziele, feindliche [98] Batteriestellungen und
lebenswichtige Anlagen, wie Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke, von der
Erde und aus der Luft bekämpft. Beim XIII. Armeekorps hat der
Infanterieangriff am 26. September 8.00 Uhr, beim XI. Armeekorps
einen Tag später zu beginnen; vorher sind Gelegenheiten zur
örtlichen Verbesserung der Ausgangsstellungen auszunutzen.
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Nach Vortrag des Angriffsplans im großen, der später im einzelnen
die volle Billigung des Oberbefehlshabers des Heeres findet, regt der
Führer in lebhaftem Empfinden für die bevorstehenden Leiden der
Bevölkerung der Festung den nochmaligen und letzten Versuch an, die
militärische Führung Warschaus zur Aufgabe ihres wahnwitzigen
Verhaltens umzustimmen. Er sichert den Offizieren der Festung
Überführung in ehrenvolle Kriegsgefangenschaft unter Beibehalt
ihres Degens im Falle sofortiger Übergabe zu; den Unteroffizieren und
Mannschaften wird alsbaldige Entlassung in die Heimat nach Erledigung der
erforderlichen Formalitäten in Aussicht gestellt. Der Festungsbesatzung
wird diese Proklamation in Hunderttausenden von Flugblättern durch
Flieger-Abwurf übermittelt. - Um die Mittagszeit beobachtet der
Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht sowie der
Oberbefehlshaber des Heeres von Übersichtspunkten wenige hundert Meter
hinter der vorderen Infanterie-Linie das Stadtbild der Festung und das auf ihren
militärischen Objekten liegende Artillerie- und
Fliegerbomben-Feuer. Der erste wichtige Angriffserfolg des frühen
Morgens wird ihnen gemeldet...
Der 25. und die Nacht zum 26. September verstreicht, ohne daß sich der
Verteidiger Warschaus, General Rommel, zur Frage der Übergabe
rührt. - So nimmt denn das Schicksal der Festung seinen Lauf! Mit
dem ersten Morgengrauen des 26. September setzt auf der ganzen Armeefront das
Vorbereitungsfeuer der Artillerie ein...
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